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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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Ackaz u»d Hermirgk»«, verkag volkSgimetnf-rst ».«.». H.. Hstdekbirg, H«chtstr. »«/I«, «amme»
vr. ZW. kchriftlritung, vrunaengaffe 20/24, Kkrnruf >7«. Di» »NoNSgemktnschaft' »rschetut 7 urai
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Emdrucksvoller Abschluß des ersten Lahres der allgemeinen Wehrpsticht — Begeisterte Anteilnahme -er Bevölkernng

BadNauheim,21. September
» 8« der Friihe des Montag begannen in einem
^ibiet, das dnrch den Spessart, die hohe Rhön, die
«ere Fulda und die Wetterau begrenzt wird, die
L*"den Herbstübungen des Truppcnkommandos II,
nnter Leitung des Oberbefehlshabers der
^uppg, General der Artillerie Ritter v. Leeb.
^ handelt sich bei diesen Herbstübungen, die den
A?Muh des rrsten Jahres der allgemeinen Wehr-
kl"cht darstellen, um die gröhten Manöver
durch den Führer geschafsenen neuen Wehr-
AuSt, bei denen erstmalig wieder, nach mehr als
^ >rahren, in Anknüpsung an die Einrichtnngen des
""e» Heeres mehrere Armeekorps zusammengezo-
«EU werden. Erstmalig auch «»erden Heer und Lust-
-?uffe znsammenwirken und an Stelle der bisher
Michen Attrappen die ncuen Wasfen in einem
urslang nicht erlehten Umsang herangezogen.
q, .An den Manövern nehmen der Führer, der
Aichskriegsminister und Oberbefehlshaber der
^shrmacht, die Oberbefehlshaber der drei Wehr-
2°chtteile, viele führende Persönlichkeiten aus
^taat und Bewegung, zahlreiche Vertreter der alten
^rmee und des Reichsheeres und eine große An°
?"hl Von Militärattachös der in Deutschland ver-
"itenen Länder teil.

8lünf Tage ohne llnterbrechung

. Die llebungen dauern ohne friedensmäßige Un-
^rbrechung bis zum 23. September. Die teilneh-
?rfnden Truppen der beiden „kriegführeyden Par-
frien" — das 5 Armeekorps unter seinem Kom-
^llndeur Eeneral der Jnfanterie Geqer (rot)
Nd das 9. Armeekorps unrer seinem Kommandeur
Mneral der Artillerie Dollmann — haben in
Drer Mehrzahl die ihrer Ausgangslage entspre-
§>'nden Stellungen erreicht. Für den Sonntagwar
^uhetag angeordnet. Die großen Herbstübungen
Md kein vorher in allen Einzelheiten festgelegtes
Mecht, ste lassen vielmehr den Entschlüssen der
ftührer weitestgehenden Spielraum. Sie sollen ein-
Utig der Ausbildung der Truppen und ihrer
vuhrung in einem Verband dienen, der nach sei-
s'sr Eröße und dem Einsatz der Waffengattungen
uollig erst- und einmalig ist.

HoheAnforderungen

, Am Vortag kündeten sich die großen Ereignisse
'U ßer landschaftlich so Lberaus reizvollen „Ma-
?°verg lände" bereits an, das in großen Umrissen
den Höhenzügen des Spessarts, des Odenwalds,
Taunus, der hessischen Senke und der hohen
»uhön umrahmt wird und etwa im Raum Aschaf-
i^Nburg—Meiningen—Vebra—Treysa — Vad Nau-
Mm liegt, also die oberrheinische Tiefebene und
??s hessische Berglan d umfaßt. Die vielseitigen
l-ormationen des Eeländes, nicht zuletzt aber die
T^bungen in einem derart großen Verband stellen
^uch einer so kurzen Aufbau- und der einjährigen
siusbildungszeit außerordentlich hohe An-
iorderungenanFLHrung und Trup-
i'sn, aber die bisherigen Herbstübungen haben ge-
^^Lt, daß das neue Heer mit den Ausbildungs-

ergebniffen wohl zufrieden sein kann. Jmmer dann,
wenn es auf den Willen zum Durchhalten und das
Ertragen von Strapazen ankam, hat die junge deut-
sche Wehrmacht bewiesen, daß sie von dem gleicken
Eeist beseelt ist, der die alte Armee zu den von der
ganzen Welt bewunderten Ruhmestaten gesührt
hat.

Äorposten-Geplänkel

Der erste Tag der großen Herbstübungen im Ee-
bier um den Vogelsberg brachte noch keine größeren
Kampfhandlungen. Die kriegführenden Parteien,
die in der Frühe des Montag zunächst ihre Auf-
klärungsabteilungen in das llebungsgebiet ent-
sandten, waren selbstverständlich über die Stellung
und die Bewegungen des Eegners, seine Stärke
und Bewaffnung völlig im unklaren. Das alles galt
es zunächst einmal zu erkunden.

Die Schwierigkeiken der Aufgabe so-
wohl für die im eigenen Lande kämpfenden
„Vlauen" als auch für die auf „feindliches" Gebiet
tretende rote Partei ist sehr groß, müssen ffe doch
durch außerordentlich zerklüftetes, stark bewaldetes

und wegarmes Gebiet, das nur wenig Höhen auf-
weist, die einen größeren Einblick in das Gelände
gestatten. Hinzu kommt endlich die rein räumliche
Ausdehnung des als Operationsbasis vorgesehenen
Raumes, die etwa 130 Quadratkilometer
betragen dürfte. Es leuchtet ein, daß in einem der-
art gestalteten Eelände bei einem Eegner, Lber des-
sen Stärke, Bewaffnung, Marschrichtung und Be-
wcglichkeit nichts bekannt ist, die Führer vor außer-
gewöhnliche Aufgaben gestellt werden, die schnelle
Entschlüsse, gewandte Vefehlsgebung und rasche An-
passung erfordern.

Auch von der Truppe werden bei der völlig
kriegsmäßigen Durchfiihrung der Uebung unge-
wöhnliche Leistungen verlangt und es
braucht nicht betont zu werden, daß von beiden
Seiten alles getan worden ist, was die Abstcht des
Eegners, sich über die Stärke und die Bewegung
der anderen Seite zu unterrichten, durchkreuzen
konnte.

Veide Parteien haben zunächst versucht, den
Eegner durch Aufklärungsabteilungen festzustellen.
Dabei konnte in den frühen Morgenstunden Luft-

Oer Negus m Gens

Noch keine Enlscheidung über die abessinischen Vertreter — Antrittsrede

des neuen Ratspräsidenten

Eens, 21. September

Der Negns trak am Montag um 17.30 Ubr lm
Flugzeug aus London kommend in Eenf ei«. Jn
keiuer Begleitnng besanden sich lein Sobn und Ras
Kassa sowie eine Anzahl Sekretäre und Bedienstete.
Aus dem Flngplatz hatten sich lediglich Mitglieder
der abessinischen Abordnung zur Begrühung einge-
funden.

Jnzwischen war die Nölkerbundsversammlung
wieder zusammengetreten. Der Vollmachten - Prü-
sungsausschuh legte einen vorläufigen Vericht vor,
in dem die Angelegenheit der abesiinischen Vertre-
ter wegen der damit verbundenen ganz besonderen
Schwierigkeiten zurückgestellt wird. Demge-
mätz nehmen die Abessinier bis auf weiteres an der
Versammlung teil. Sie beteiligten sich an der Wahl
des Präsidenten. Eewählt wurde mit 44 von 49
abgegebenen Stimmen der argentinische Außen-
minister Saavedra Lamas.

In der Antrittsrede erklärte Saavedra Lamas:
Für die jetzt zn lösenden Aufgaben der Vervoll-
kommnung des Völkerbundes bildet das von den
südamerikanischen Staaten im Cbaco-Streit ersolg-
reich durchgeführte Schlichtungs-Verfabren einen
wertvollen Präzedenzsall. Das Hauptmerkmal je-
ner Lösung sei zweisellos die grotzzügige und nütz-
liche Mitarbeit von Ländern gewesen, die dem Völ-
kerbund nicht angebören. Er wolle darin neue
Möglichkeiten einer Friedenspolitik erblicken. die

nicht gelegentlich bleiben dürfte, sondern verallge-
meinert werden mützte.

Neben der Metbode der Auslegung und der
Aenderung der Völkerbundssatzung bilde die Be-
dingung der Mitarbeit autzenstehender
Länder einen dritten Weg zur Völkerbunds-
reform, Diese Mitarbeit müsie im voraus festgelegt
und juristisch unterbaut werden.

Saavedra Lamas erinnerte an die bevorstehende
panamerikanische Konferenz. die dem gleichen Frie-
densideal diene wie der Völkerbund. Es handele
sich in beiden Fällen darum, das Aufeinanderpral-
len der Jnteressen der einzelnen Völker abzuschwä-
chen, und sie davon zu überzeugen, datz der Fort-
schritt eiwes jeden nur gelinge durch Zusammen-
arbeit. Politik und Wirtschast seien eng mitein.
ander verbunden. Solange man keinen dauerhaf-
ten Frieden sichere, könne man sich nicht von den
Zollschranken besreien und die Wäbrungsanarchie
beseitigen. Man könne den Völkerbundspakt juri-
stisch abändern, seine Wirksamkeit werde aber vor
allem von dem Schwergewicht der moralischen
Kräste abhängen.

Die nächste Sitzung findet Dienstagvor-
mittag st at t.

Zunahme der Gtreikbewegung
in Frankreich

Liegt Gialin im Gterben?

Oie Gerüchte verdichten sich

(Drahtbericht unserer Berliner Schriftleitung)

,-ck. Berlin, 21. September

Die in der Weltpresse aufgetauchten Eerüchte
Ner eine ernste Erkrankung Stalins baben, wie ein
^krliner Blatt aus zuverläsiiger Quelle erfäbrt,
!*»e neue Bestätignng gefunden. Danach ist die Er-
."arikung des sowjetrussischen Diktators. der schon
, U Wochen seine Amtsgeschiifte nicht mehr führen
^n«, so ernster Natur. datz mit seinem Ableben
"kechnet wird.

. Stalin ist an einer Verengung der Halssch
Sder erkrankt, ein Fall, der bekanntlich. trotz
^utjgen Standes der ärztlichen Wisienschast, ki
'^llbar ist.

» Wie weiter gemeldet wird, scheint sich das el
t°ns in der Weltpresie schon erörterte Eerüchl
,?stätigen, datz zum Nachsolger Stalins der gei
fl?rtige Kriegskommissar Woroschilow au
«ben ist.

Ein Ableben Stalins — an desien ernster Er-
krankung nach den verschiedensten Meldungen in
der ganzen Weltpresse heute natürlich kein Zweifel
mehr sein kann — würde selbstverständlich sür die
Sowjetunion und sür ihr inneres Eefüge mit er-
heblichen Belastungsvroben verbunden sein. Stalin
ist der Diktator, der „rote Zar" des heutigen Rutz-
lands. wie man ihn genannt hat, desien Macht-
politik noch mit den kürzlichen Moskauer Blutur-
teilen gegen die sogenannte trotzkistische Ovvosition
eine schlaglichtartige Beleuchtung erfahren hat.

Die etwaige Verusung Woroschilows soll daher,
wie es heißt, nur damit zu erklären sein, datz er
sich sehr oft wegen der zersetzenden Vauernvolitik
Stalins auf das Heer in einem starken Eegensatz
zu dem sowjetrusiischen Diktator besunden habe.
Offenbar soll so verhindert werden, datz es bei
einem Ableben Stalins sofort zu gewaltsamen
jnnerpolitischen Auseinandersetzungen kommt.

Paris, 21. September

lleber die Streiks in Frankreich gibt der rechts-
stehende „Jour" ein zusammensasiendes Vild: Die
Lage in den Fabriken sei fast unverändert. Die
Kunstseidesabrik Rhvdiaceta bei Lyon sei immer
noch in den Händen der „Werk-Sowjets", dagegen
seien die Hochösen von Erandauevilly von den
Streikenden, die sie seit 38 Tagen besetzt hielten,
wieder geräumt worden. jedoch seien nach wie vor
Streikposten vor den Hochöfen ausgestellt.

Nun warte man darauf. daß die streikenden
Textilarbeiter des Vogesengebiets am Montagfrüh
die Fabriken räumten.

Am Sonntag wurde in Remiront von den Strei-
kenden ein llmzug veranstaltet. dem rote Fahnen
vorangetragen wurden. Ein ähnlicher Umzug der
Streikenden fand auch in Erenoble statt.

Die Lage in Tours, wo seit dem 7. September
die Vauarbeiter den Eeneralstreik erklärt haben, ist
unverändert.

Jm nordfranzösischen Jndustriegebiet sind ver-
schiedene neue Streiks zu melden, so in Lroix, fer-
ner in St. Lievin und in Ostsrankreich in Rupt-sur-
Saulx.

aufklarung fo gut wie gar nicht eingesetzt werden,
da Bodennebel wenig klare Sicht bot. Um so eifri-
ger waren motorrsierte und berittene
Spähtruppz an der Arbeit. War der Gegner
ermittelt, dann galt es, die notwendigen Punkte
des Geländes zu sichern, die eine gute Entwicklung
des Vormarsches oder die beffere Stellung zu ge-
währleisten versprechen. Von den zunächst erreich-
ten Punkten aus wurden dann die Aufklärungs»
abteilungen weiter vorgetrieben und das Gros war
unter entsprechender Sicherung nachgezogen. Aus
den Ergebnissen dieser Aufklärungsarbeit und den
Feststellungen, die bei der ersten Feindberührung
gemacht wurden, wird sich die weitere Lage gestal-
ten, Lber die am Abend des ersten Tages noch
nichts gesagt werden kann.

Bis Montagabend waren die llebungen von
schönstem Herbstwetter begünstigt. Dann
kam ein schweres llnwetter mit außerordentlich
heftigen Regengüssen auf, das aber erfreulicherweise
rasch vorüberzog. Die Anteilnahme der Vevölke-
rung des Ueoungsgebietes ist ungeheuer. Keine
Stadt. kein Dorf, kein Flecken, der nicht in reich-
stem Flaggen- und Eirlandenschmuck prangt.

*

A« «rfte« Tsg d«r grotze« Herbstmanöver Ve-
sichtigte der FLHrer «nd Oberste Befehlshaber der
Wehrmacht an zahlreichen Punkten des Manöver»
geländes die Truppe« bej ihrem Bormarsch aus
den Ausgangsstellungen. Jn allen Dörfern und
Ortschaften, dnrch die der FLHrer kam, wurden ihm
von der Bevölkerung begeisterte Kundgebungen zu-
teil.

Or. «SoebSels bei Ministerpräsident
Metaxas

Athen, 21. September

Am Montagvormittag begab sich Dr. Eoebbels
in Begleitung des deutschen Geschäftsträgers Dr.
Kordt in das Königliche Palais und trug sich in
die Vesuchsliste ein. Um 11 Uhr fand dann eine
längere Unterredung mit dem Ministerpräsidenten
Metaxas statt. — Preffechef Nikoulidis wurde eben-
falls am Vormittag von Reichsminister Dr. Eoeb-
bels besucht. Ein weiterer Vesuch galt dem frühere»
Athener Oberbürgermeister Kotzias.

Bor griechischen Journalisten Sußerte Minister»
prästdent Metaxas, daß seine Unterredung mit Dr.
Eoebbels sehr freundschaftlich verlaufen sei. U. a.
habe Dr. Eoebbels großes Verständnis und Jnter-
effe für die Altertümer Eriechenlands bewiesen und
gesagt, daß er glücklich sei, Eriechenland kennen zu
lernen.

Oer Besuch TkeuratbS in Budapest

Budapest, 21. September

Reichsautzenminister von Neurath folgte am
Montag einer Einladung des Reichsverwesers Ad-
miral von Horthy nach dem in der Nähe von Buda-
pest gelegenen Schloß Eödöllö zur Teilnahme an
einer Hirschjagd. — Am Sonntag veranstaltete der
Reichsverweser zu Ehren des deutschen Reichsaußen-
ministers ein Essen, an dem die Mitglieder der Re-
gierung, der Eeneralität und der deutsche Gesandte
von Mackensen teilnahmen.

Berlängerung des -eutsch-polnischen
Wirtschastsvertrages

Berlin, 21. Septembet

Die deutsche und die polnische Regierung haben
den deutsch-polnischen Wirtschaftsvertrag vvm 4 No-
vember 1933, der an stch am 31. Oktober dieses Jah-
res ablaufen würde, bis zum 31. Dezember 1936
verlängert, da die in dem Vertrag vorgesehens
Frist für die Verlängerungsverhandlungen aus tech-
nischen Gründen nicht eingehalten werden konnte.
Es besteht Einverständnis zwischen den beiden Re-
gierungen, daß der Wirtschaftsoertrag für das Jahr
1937 verlängert werden soll. Dabei werden alle Er-
uhrungen verwertet werden, die im ersten Ver-
trcgsjahr aus beiden Seiten aesammelt worden
sind.
 
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