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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#1255

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Or»»»ge»»»k

„plünderi, tötet und brennt!"

Barcelona rust Nor-afrika zur Nevoluiion auf

Paris, 23 Sevtember

-- Die „JournLe I n d u st r i e l l e" verösfent-
'lcht am Mittwoch den Wortlaut einer Rundfunk-
^ede, die ein nordafrikanischer Eingeborener über
Sendsr Barcelona in arabifcher Svrache ge-
Nalten hat, und in der er die Bevölkerung von Al-
As". Tunis und Marokko sowie die eingeborenen
Auvpen zum Aufstand gegen die Bebörden, zur
-Ueuterei, Plünderung und zu Mord aufbetzt. Dah
,^ie wilde Hetzrede in Barcelona gehalten
^nd von dem dortigen Sender verbreitet werden
konnte, wirft ein neues bezeichnendes Licht auf die
^ustände in dieser Stadt, in der völlige Anarchie
^errscht.

i Der revolutionäre Aufruf beginnt mit der Ve-
2?uvtung, dag die eingeborene Bevölkerung bisher
^klaven der euroväiichen Kavitalisten gewesen sei.
^'es habe sich aber nunmehr dank der iberisch-
Narchjstischen Vereinigung geändert. die in ihren
-oestrebungen, so behauvtete der eingeborene Anar-
von der französischen Rcgierung
Ud von Sowjetruhland unterstützt werde.

Stunde ves heiligen Krieges sei gekommen. In
?>esem Zusammenhang wendet sich der Aufruf be-
onders an die französischen Eingeborenen-Truvven
'u Nordafrika, die ausgeiordert werden. sich sofort
Eruvven zusammenzuschlietzen und die Waffen
.oreitzubalten. um sie gegen ibre Vorgesetzten zu
^chten.

, Nach der Aufsorderung. die Erenze der spani-
Wen Marokkozone zu überschreiten, heitzt es in dem
Auisatz dann weiter: „Kommt zu uns, nachdem ihr
Mes Schwein von Franco und seine ganze
^ande ebenso wie den Kalifen von Tetuan ge-
kotet und verbrannt habt. (!) §>ier verbrennen wir
^Ue Marokkaner aus dem Rif. die wir gefangen-
"^Men, bei lebendigem Leibe. Eingeborene Brü-

der. kommt zu uns. nehmt Wafsen und Munition
sür den beiligen Krieg und schisft euch aus den
sranzösischen Schiffen ein, die euch unentgeltlich zu
uns bringen werden."

Jm weiteren Verlaus dieser beisviellosen Hetz-
rede betonte dieser bolschewistische Söld.lng, datz
kein Erund zu einer Furcht vor Jtalien und
Deutschland vorliege, da Sowietruhland zur
Hilfe bereit sei und auch die sranzösische Regierung
mit den svanischen Marxisten symvatbisiere. Jn
dem Ausrus wird dann weiter an die eingeborene
Vevölkerung die Aussorderung gerichtet, sich die er-

forderlichen Wasfen mit Gewalt zu nehmen. „PIün-
dert und verbrennt, richtet eure Wasfen gegen die
spanischen faschistiichen Vehörden, tötet sie und
verbrennt sis!", ist die immer wiederkehrende Pa-
role dieser Rundfunkrede.

Nach einem nochmaligen Aufrus zum heiligen
Krieg an das „Eingeborenen - Proleta-
riat" und zur Besetzung Svanisch - Marokkos
schlietzt die Rede mit dem Hinweis, dah sich sodann
die Waffen gegen den Faschismus in Europa rich-
ten werden. „Hiitet euch. bewahrt eure Wasfen sür
den heiligen Krieg, tötet und brennt."

Wirrwarr Ln Genf

Litwinow als enfant tee ivlr des Ouai d' Orsay

Paris, 23. September

Die Pariser Abendpresse fieht in der Wendung,
die die Dinge in Eenf genommen haben, einen bösen
Schlag für die sranzöfische Politik, der nicht zuletzt
von Sowjetrußland in der Person Litwinows
geführt worden sei. Die Sowiets beabsichtigen, nach
Ansicht der rechtsstehenden „Liberts", Wirrwarr an-
zustiften, um so den Zusammentritt der Fünfmächte-
konferenz, die als Eckstein der französisch-englischen
Diplomatie zu gelten habe, zu verhindern.

Das „Journal desDebats" schreibt, Sow-
jetrutzland verfolge beharrlich sein Ziel, das euro-
pLische Durcheinander zu verlängern. Der „Temps"
warnt davor, ein etwaiges Ausjcheiden Jtaliens in

Rote Mordbrenner und Frauenschänder

Genf auf die leichte Schulter zu nehmen. Möglicher
weise würde das die Vertreter gewisser zweitran-
giger Mächte, die sich einer neuen Kriegsgefahr
ausgesetzt glaubten, nicht sonderlich beunruhigen.

Das Fernbleiben Jtaliens aus Genf lähme be-
reits die Vorbereitung der Fünferkonferenz. Es sei
sogar zu befürchten, daß bei weiterer Zurückhal-
tung Jtaliens die geplante Konferenz über-
haupt nicht stattfinden könne.

Abessinifche Oelegierie zugelaffen

Blamage der Völkerbunds-Juristen

Genf, 23. Sevtember

Die Völkerbundsversammlung hat am Mittwoch
in össentlicher Sitzung mit 38 : 1 Stimmen bei 8
Stimmentkaltungen den Bericht des Vollmachten-
vrüsungsausschusses angenommen und damit die
abessinischen Delegierten für die gegenwärtige Ta-
gung zugelassen.

Oie Tragödie von Ibiza

Hendaye, 23. September

, Der Militärkommandant der gesamten Ba-
f^aren-Inseln berichtete an Eeneral Franco
^kegraphisch Einzelheiten über die Wiedererobe-
jk»ig von Jbiza. Die Jnsel wurde von Heeres-
kstppen, Freiwilligen von Mallorca, der Fallange
"»d von Fliegern unterstützt, erobert. Die kom-
^Unistischen und separatistischen Horden aus Ca-
f^luna und Valencia haben die Jnsel in einem
fkostlosen Zustand hinterlassen. Die Hauptstadt
?Nr gänzlich verlassen. Die eingeschüchterte Bevöl-
Zrung war, erfüllt von Angst und Schrecken über
M Anblick der von den roten Horden begangenen
^korde, in die Berge geflüchtet.

^ Ohne auf Frauen und Kinder Rücksicht zu neh-
schändeten die Roten die Kirchen, zerstörten
Häuser der Vevölkerung und plünderten Ban-
«fn und öffentliche Eebäude. Mit bestialischer
o^eit wurden Frauen zusammengetrieben und
fMändet, nachdem man sie vorher ihrer Schmuck-
LHen beraubt hatte. „Kapitän" Vayo gab den
s°esehl, die Befehlshaber und Offiziere des Heeres
?nd die Unteroffiziere der Euardia Civil zu er-
Ä°rden. Er selbst eignete sich dann über zwei
^krllionen Peseta an.

Für den Mut dieser Banden ist es Lezeichnend,
" berichtet der Militärkommandant, daß das Er-
Ar.Men unserer Flugzeuge, die einige der im
^.?fen liegenden Schiffe bombardierten, schon ge-
^bgte, sie in große Panik zu stürzen und zu ver-
,»lassen, sich schleunigst wieder nach Valencia ein-
mschiffen. Vorher zerstörten sie aber noch die
srtzte Habe der Bevölkerung, die ihnen bei ihren
LUHeren Plünderungen entgangen war und die
jetzt nicht mehr mitnehmen konnten.

Eine ihrer letzten Taten war noch die, daß sie
k? in der Festung untergebrachten Gefangenen
Handgranaten und Maschinengewehren er-
"jordeten. Nur wenige entgingen diesem trau-
Lgen Los. Einige der Eingekerkerten zerstörten in
chrer Verzweiflung, als sie die roten Mörder kom-
hörten, die Eitter der Eefängnisse und stürz-
°n sich aus 1S Llketer Höhe auf die Straße. Die
ten Horden hatten mehrsach zum Ausdruck ge-

— So hausen „Befreier^

bracht, daß sie sich mit diesen Ereueltaten für die
i» Mallorca erlittene Niederlage rächen wollten.

- Aus Mallorca flohen sie unter Zurücklassung
ihres gesamten Kriegsmaterials. Mehr als 2000
Ermordete waren das traurige Ergebnis ihrer
„Herrschaft". Eingezogen waren sie allerdings
unter der Ankündigung: „Wir sind Ueberbringer
der Kultur und Zivilisation, die Besreier der
Srädte." (!)

Der Vollmachtenprüfungsausschuß der Völker-
bundsversammlung beschlotz am Mittwoch, der
Versammlung die Zulassung der abessinischen
Vertreter vorzuschlagen.

Entgegen der Stellungnahme der Juristen, die
eine Befassung des Haager Eerichtshofes angeregt
hatten, stellte sich der Äusschuß auf den Stand-
punkt, daß die Zweifel über die Eültigkeit der
Vollmachten der Abessinier nach allgemeinen
Rechtsgrundsätzen zu ihren Gunsten wirken, und
daß sie deshalb von den Arbeiten der Versamm-
lung nicht ausgeschlossen werden könnten.

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Fotos: Tcherl

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Querschuß -es Negus

Von Jlja

Zieht man unvoreingenommen die Vilanz der
großen Eenfer Ratstagungen der letzten Jahre, so
wird man feststellen müssen, daß sie sich ausnahms-
los auf einen einheitlichen Nenner bringen lassen:
Sie bestätigen auch in der Politik den physika-
lischen Lehrsatz, daß sich Körper auf der schiefen
Ebene mit zunehmender Eeschwindigkeit nach
unten bewegen. Das gilt in besonderem Maße
zweifellos fllr die gegenwärtige Eenfer Herbst-
tagung, die im Zeichen einer Verwirrung zu
stehen scheint, die sich kaum noch überbieten läßt.
Es ist nicht einmal gelungen, das Eeröll der in
der Hitze des abessinischeN Streitfalles zerschlage-
nen Fassade hinwegzuräumen. Als ungebetene'r
Gaft ist der Negus auf dem Tummelplatz der
widerstreitenden Jnteressen erschienen und in
Eore, dem angeblichen Regierungssitz der noch
fragwürdigeren neuen abessinischen Regierung,
sollen 25 000 zusammengeeilte Abessinier für die
Freiheit ihres Landes demonstriert haben. Das
Letztere ist deshalb von besonderer Bedeutung,
weil der Streit um das Fell des Löwen von Juda
zur Zeit unter jutistischen Eenfer und Haager
Aspekten geführt wird und der Tatbestand von
erheblicher Bedeutung ist, ob es so etwas wie den
Rest eines selbständigen abessinischen Staates, der
in Genf noch vertreten werden könnte, tatjächlich
überhaupt noch gibt. >

Herr Eden soll der abessinischen Delegation
schon väterlich mahnend gedroht haben, daß er
unter Umständen bereit sein würde, einen Bericht
des noch in Eore befindlichen englrschen Konsuls
zu veröffcntlichen, aus dem hervorgehe, daß an
dem angeblichen Regierungssitz von der angeb-
lichen Regierung auch nicht das Mindeste zu ent-
decken sei, geschweige denn wahrscheinlich von
Massendemonstrationen für die mysteriöse abessi-
nische Regierung. Aber, wie gesagt: Alles das ist
nnerheblich! Wichtiger ist, daß die abessinische
Tragödie längst zu einer Tragikomödie g?-
worden ist, und daß sie sogar jetzt, da von der
Tragikomödie nur noch die Komödie Lbrigzublei-
ben scheint, nichts die Liga der Nationen davor
bewahren konnte, daß ste selbst unter dieser Attacke
wieder bedenkltch ins Wanken geraten ist.

Jtalien ist Genf ferngeblieben. Darüber
binaus ist gestern sogar der italienische Vertreter
von der zufällig in Eenf tagenden internationalen
Radiokonferenz demonstrativ nach Rom zurück-
gerufen worden. Völkerbundsreform und West-
pakt-Konferenz, aber ohne Jtalien?? Es ist da-
her zweifellos berechtigt, wenn selbst die fran-
zösische Presse unter dem Eindruck der gegen-
wärtigen Entwicklung in Eenf von dem Eedanken
ausgeht, daß die bevorstehende Westpakt-Konferenz
durch sie ernstlich in Mitleidenschaft gezogen werde,
und daß wieder so gut wie alles in Frage gestellt
sei. Das ist also der „Erfolg", der sich aus der
Bilanz der gegenwärtigen Eenfer Herbsttagung
ergibt: Es ist nicht nur auch nicht einmal die
Spur irgendeines positiven Anhaltspunktes zu er-
kennen, sondern das ganze chaotische Eenfer Durch-
einander droht auch jetzt wieder das Eesüge der
 
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