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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0585

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V«rla, und HerauSgk»«, v»lag !v°I»g«meinsch-ft tz., Heidelberg, Hauptstr I2S/I28, Sammel«

»r. ZW. Schriftleitungi Bruunengasl« 20/24, Fernrus Z740. Di« .BoMgemetnschaft' erscheint 7 mak
>»Sch«ntIich nnd kostet monatlich >.70 RM.. bei Trägerznstellung zo Psg.. bei Postgust-llung 42 Psg. metzr.

Kst di« Z-itung am Erschkiue« sauch durch tzdher- »«walt) vei^indert, besteht k»in «nstzruch ani Snt.
schädigung. «bb-stellnngen müffen bis IpLtesten» 25. d. M. sür ddn solgenden Monat dirett beim Verlag
eingereicht werden. «luSschltetzlicher Bertchtsstand: Heidelberg. Lnzeigenpretse laut -usliegcndem Laris.

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Iapans großer Maraihonsieg

Eine halbe Million Menfchen erlebt die Olympischen Kämpfe

Berlin, 9. August

, Dieses olympische Wochenende hat mit seinem
Ausmatz an Besuchern auf den olympischen Kampf-
uatten alles übertroffen, was man bisher in der
"sten Woche der Olympischen Spiele erlebt hat.
Aas xjn Leben und ein Verkehr in der
^eichzhauptstadt und vor allem rund um das
^sympische Stadion, als der Führer mit den Mit-
Miedern der Reichsregierung am Sonntagnachmit-
^ag, umjubelt von den Hünderttausenden, hinaus-
luhr zum Olympischen Stadion, um den letzten Ent-
Icheidungen der Leichtathletik beizuwohnen.

.. Es war ein prächtiger, heitzer Hochsommertag,
"'eser Abschlutztag der olympischen Leichtathletik-
^uche, an dem däs Stadion wiederum vollkommen
uusverkauft war.

^ Etwa 30 090 Zuschauer wohnten den Jugend-
^ursührungen auf dem Maiseld bei. 20 000 füllten

^onpemr Umberto von Italien, üe»' mslmei's 1'asv
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die Tribünen des Schwimmstadions. Die Dentsch-
landhalle war bei den Entscheidungen im griechisch-
römischen Ringen ausverkauft. Tausende um-
säumten die Tennisplätze des Reichssportfeldes, auf
denen im Degenfechten die Ausscheidungs-
kämpfe ausgetragen wurden, und das Hockey-
stadion, auf welchem zwei Spiele stattfanden.

Zehntausende waren, ohne Karten hinausge-
kommen vor die Tore des Stadions, um den im-
posanten An- und Abmarsch der Massen zu sehen
und Zaungäste des olympischen Geschehens zu sein.
Hunderttausende jubelten der Marathonstrecke
entlang, der Avus und der Havelseen, den tapfe-
ren Marathonläufern bei ihren gigantischen Kämp-
fen um den olympischen Lorbeer zu. Es waren an
disem Wochenende wohl fast eine halbe Million
Menschen Zuschauer bei den olympischen Kämpfen,
voll Bewunderung über diesen restlosen Einsatz
menschlicher Kräfte im friedlichen Wettkampf der
Jugend der Welt.

Hunderitausende feiern Olympia

Berlin bat in seiner traditionsreichen Eeschichte
wohl schon manches erlebt, aber diesen Zustrom
von Menschen in die Olympiastadt am Samstag
und dieles Stratzenleben in der Nacht vom Sams-
tag auf Sonntag hat Berlin noch nie gesehen.

Die KdF-Sonderzüge brachten zum Wochenende
über 300 000 Besucher nach der Reichshauvtstadt
und die Eisenbahn muhte viele Sonderzüge zur
Vewältigung des Riesenverkehrs laufen lassen.
Hunderttausende bevölkerten in der Nacht zum
Sonntag die Stratzen im Stadtzentrum und im
Westen: Eaststätten waren Lberfüllt und überall
sah man die starken Eruppen von Ausländern
mit ihren Nationalslaggen. Eanz Berlin war in
einem Olymvia-Taumel, und bis in die frühen
Morgenstunden waren Stratzen und Lokale noch
so stark wie am hellen Tag besucht. Es war ein
eindrucksvolles Bild, wie die Bevölkerung der
Reichshauptstadt zusammen mit den Olymviagästen
aus aller Welt das grötzte Fest des völkerverbin-
denden Svorts. Olymvia. feierte. Die Verkehrs-
ziffern. die am Sonntagabend bei Eisenbahn und
städtischen Verkehrsmitteln genannt wurden. sind
vhantastisch. Rund 300 000 Velucher sind allein am
Wochenende in die Olymviastadt gekommen. die
überall unvergetzliche Kämpfe erlebten.

Ein phantastischer Staffel-Welirekord

Strahlender Sonn>enschein lag über dem über-
füllten Stadion, als mit dem Start der 42

M a r a t h on l ä u f e r vor den Augen des Führers,
dem die HunLerttausend bei seinem Erfcheinen im
Stadion zujubelten, die letzten Kämpfe der Leicht-
athletik begannen. Während am Marathontor die
Frauen um den Sieg im Hochsprung kämpften,
spielden sich auf Ler Aschenbahn unvergleichliche Staf-
felkämpfe ab. Was man kaum für möglich gehalten
hwtte, den Weltrekord in der 4 X, 100-Meter-Staffel
unter 40 Sekunden zu verbessern, das ist den Ame-
rikanern Owens, Metcalfe, Parker und Wykoff ge-
lungen. Mit 39,8 Sekunden verbesserten sie in
einem unerhörten Rennen den bestehenden Welt-
rekord von 40 Sekunden. Eine phantastische Zeit, die
an üas llnglaubliche grenzt, und das Können der
ainerikanischen Sprinterklasse noch einmal unter Be-
weis stellt. D-ie lleberraschung- in diesem Staffellauf
war der zweite Platz von Jtalien vor Deutschland,
während Hollands letzter Läufer Osendarp den Stab
fallen lietz und damit Holland um eine Medaille
brachte.

Das pech der deutschen Mädelü

Neben olympischen Freuden liegt ost sehr grotzes
Leid. Die deutsHe Frauenstaffel m-it Krautz, Albus,
Dollinger und Dörffeldt, di-e noch am Samstag einen
neue-n Staffel-Weltrekord mit 46,4 Sekunden ausge-
stellt hatte, hat an diesem Sch-lutztag eine Golden-e
Mcdaille verschenkt. llnsere Frauenstaffel führte
beim oorletzten Stabwechsel mit sechs bis acht Me-
tern Vorsprung vor Amerika und dann fie-l beim
letzten Wechsel' Dolli-nger-Dörffeldt der Stab aus den
Voden. Die Deutsch-e Dörffeldt griff' sich ganz ver-
zweifelt an den Kopf, die Tausende im Stadion
erhoben sich bleich vor Schreck, aber der Traum
eines Olympischen Sieges. der schon fest stand, war
in einem Bruchteil von Sekundcn ausgeträumt. Mit
Tränen in den Augen stand-en die vier unglücklichen
Mädels im Jnnenraum vollkonimen gebrocken, weil
ihnen das Schicksal den heitzbegehrten olympischen
Sieg entrissen hatte. llnd wie schön wäre es ge-
wesen, am Schlutztag für einen leichtathletischen Sieg
noch e-inmal di-e Hakenkveuzflagg-e am Siegssmast zu
sehen. Die Mädels waren noch ganz untröstlich, als
sie spät-er vom Führer empfangen wurd-en, d-er ihnen
für den gestrigen- Weltrekord den Dank aussprach.

Oie Sieger im Gchwimm-Eiadion

Während im Stadion die Hunderttausend voll
Svannung die Ankunft der Marathonläufer er-
warteten. gab es im übersüllten Schwimmstadion
vor 20 000 Zuschauern die grötzte Ueberraschung
der diesjährigen olymvischen Kämpfe. Man sprach

Mordplan gegen griechische Minister

Oie Absichten der Kommuniften vom S. August

Athen. 9. Ausust.

Die Leitung der griechischen Sicherheitspolizei
veröffentlicht einen aussührlichen Vericht über die
kommunistischen Pläne, die durch die rechtzeitigen
Matznahmen der Regierung scheiterten. Danach
war von kommunistischer Seite geplant, datz sich
am 5. August mit Tagesanbruch die gesamte Ar-
beiterschaft auf verschiedenen Plätzen der Stadt
versammeln sollte. Von den Sammelplätzen aus
sollten sie sich zu einer Riesenkundgebung in der
Stadionstrahe zwischen dem Concordienvlatz und
dem Ministerium des Jnnern begeben. Gegen die
eingreisende Polizei sollte mit Eewalt vorgegan-
gen werden, ebenso gegen solche Vetriebe, in denen
trotz des Ausrufs des Generalstreiks weitergear-
beitet werden sollte. insbesondere Ladengeschäfte.
Gegen Mittag war gevlant. hestige Auftritte im
Politischen Büro des Ministerpräsidenten zu in-
szenieren. Jn den Ministerien des Jnnern. der
Arbeit sowie der Wirtschast sollten die Fenster-
scheiben eingeworfen werden. Besondere Stoh-
truvvs hatten Austrag. alle Fahrzeuge. die noch
verkehren sollten, anzuhalten.

Bezeichnend ist auch. was bei den entscheiden-
den Sitzungen der Arbeiterausschüsse von einzel-
nen Funktionären erklärt wurde. So hat der
Arbeitersekretär Varuxis u. a. erklärt, dah
man auch vor einem bewaffneten Kamvf mit dem
Ziel des Sturzes der Regierung nicht zurück-
schrecken dürfe. Die Arbeiterklasse müsse mit der
Waffe in der Hand gegen die vorgehen, die sich
ihrem Willen widersetzten. Der kommunistische Ab-
geordnete Theos forderte im Anschluh daran
aus. die Kriminalbeamten und die Streikbrecher
auf der Stelle zu lynchen. „Der Zweck unserer
Demonstration — lo kuhr «r fort —. ijt lein frieü-

licher. Wenn wir die verantwortlichen Mitglieder
der Regierung erwischen, so werden wir sie an die
Laterne hängen und, falls die Laternen nicht aus-
reichen sollten, an die Telegraphenstangen."

Orei Lialiener ermordet

Scharfer italienischer Protest in Barcelona

Rom, 9. August

Die italienischen Vlätter berichten mit gerech-
ter Empörung über die Ermordung dreier
Jtaliener in Barcelona. Die Sonntags-
zeitungen veröffentlichen ausführliche Nachrichten
aus Barcelona über die näheren Umstände dieser
Mordtat. Nach den wiederholten Angriffen und
Gewalttätigkeiten auf italienische Staatsbürger sei
die Erschietzung der drei Jtaliener Liberalinistri,
Dogliotti und Marcelli und die schwere Verwun-
dung eines vierten Jtalieners, Eiacomeli, als die
schwerwiegendste Tatsache zu verzeichnen. — Der
Jngenieur Marcelli wurde schon am S. Juli in sei-
nem Haus in Barcelona von einer bewaffneten
anarchistischen Rebellenbande überfallen und ohne
besonderen Anlatz, aus reinem Klassenhah, auf
viehischeArt ermordet. Der italienische
Generalkonsul in Barcelona habe sofort Schritte
unternommen, und auch die italienische Botschaft in
Madrid habe daraufhin bei der Madrider Regie-
rung energischen Einspruch erhoben und sie für das
Vorgefallene verantwortlich gemacht.

Die italienische Presse betont, datz die Madri-
der Regierung immer weniger imstande sei, irgend-
wie zu entscheiden, oder die Lage zu beeinflussen,
da sowohl in Madrid als auch in Barcelona immer
mehr die Kommunisten und Anarchisten Lie eigent-
lichen Herren Wären,

psrtelAenosse Nvioftsminister 0r. prlok uny ssrsu
deolbsvftten c!!e Ksmple cisr 8ol,«Immer unck
lVssserbsIIer im Sotiwimmstsckion.

Aufnabme: Schirner

bei der Cntscheidung im 100-Meter-Freistilschwim«
men nur. von einem Zweikamvf Javan-^-Amerika.
eine Voraussage, die auf Erund der Ergebnisse
der Vorläufe und Trainingszeiten auch berechtigt
war. Ueberraschend nun schlug aber am Sonntag
der Ungar Lsik die japanischen Wunder-
schwimmer in einem Kamvf, der in der Geschichte
des Schwimmsvorts unvergehlich bleiben wird.
Das war ein Jubel und eine Begeisterung im
Schwimm-Stadion. minutenlang anhaltend. als
der Sieg des Ungarn über die Japaner seststand.
Csik. der glückstrahlend über diesen Sieg über
die schnellsten Schwimmer der Welt die Glück-
wünschc entgegennahm. wurde von seinen Lands-
leuten lebhast gefeiert. Wie ein Laufseuer ging
die Nachricht durch das ganze Stadion: Csik schlägt
die Javaner! Die gröhte Enttäuschung war aber
der Amerikaner Peter Fick. der im Vorlaus
noch einen olymvischen Rekord geschwommen hatte
und am Sonntag sogar von dem Deutschen Fifchcr
geschlagen wurde. der hinter den drei Japanern
auf den sünften Platz kam.

Lubel um die Marathonsieger

Schon beim Start wurden die Marathonläufer
im Stadion lebhaft gefeiert. Als die 42 Teilneh-
mer mit dem olympischen Sieger von 1932, Za-
bala, an der Spitze, durch das Marathontor das
Stadion verlietzen, wurde den Marathonläufern
lebhaft zugewinkt. Voll Spannung hörte man fort-
laufend die Meldungen von der Strecke und
konnte das Vordringen der Japaner an die Spitze
des Feldes verfolgen. Gegen 17.30 Uhr ertönten
die Olympiasanfaren. Vewegung kam in die Mas-
sen, und kurz darauf erschien im Marathontor, un-
ter dem grotzen Iubel der Massen, der Iavaner
Son, und lief unter einem Veifallssturm in einer
ungewöhnlich frischen Verfassung durchs Ziel. Hin-
ter ihm folgte der Engländer Harper und an
dritter Stelle der Japaner Nan.

Son, der ebenso wie sein Landsmann Nan jede
Hilfe nach dem anstrengenden 42-Kilometer-Lauf
abgelehnt hatte und mit einem glücklichen Lächeln
aus dem Rennen in seine Kabine lief, hatte mtt
2:22:19,2 Stunden den bisherigen olympischen Re-
rord von 2:31:36 verbessert.

Dieser Marathonsieg der Iapaner brachte den
Söhnen Nippons eine Entschädigung für die ani
Nachmittag im Olympischen Schwimmstadion erliti
tenen Niederlagen. Mit einer eindrucksvollen Vor-
führung von 4 000 deutschen Turnern und Turnc-
rinnen, die 46 Minuten deutsche Leibesübungen
vermittelten, schlotz der Sonntag im Stadion ab.
Das war ein bezauberndes Bikd von Kraft und
Schönheit, das die Hunderttausend zu einem Bei-
fallssturm hinritz und den Veweis des hohen Stan-
des üer deutschen Leibesübung gab.

IllllllllllllllllllUUIIlllMMMIMIMMMMMMMMllUMMMMMMMIMMMIMMMMIMIMIMII

ne«er Asman?
 
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