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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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Derlog mid HerauSgeber! Verlag NolkSgsmeinschaft L. m.d. H., Hetdelberg, Hauptstr. IA/128, Sammel-
Nr. Z22S. Schristleitung: Brunnengaffe 20/24, gernrns Z740. Die »Volkkgemeinschaft' erscheint 7 ma5
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Maffenstreiks in Frankreich

Bewaffnung -er Marxisten — Kabinettskrise — Bürgerkriegsgefahr

Paris, 15. September

Die Streiklage im nordsranzösischen Textil-
gebiet hat sich in den lehten 21 Stunden weiter
?erschärst. Die Vertreter der Arbeitgeber haben
in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten
bcutlich zum Ausdruck gebracht, dah sie sich wei-
Sern, dnrch ihre Unterschrist irgendein Abkommen
«u unterschreiben, das den Ruin der Textilindu-
Itrie bedeuten würde. Der Vorsitzende des Arbeit-
Seberverbandes teilt serner mit, dah er niemals
«ie Abdankung der Arbeitgeber unterzeichnen
werde.

„Wenn Sie", so heiht es wörtlich in diesem
«chreiben, „soweit es Jhnen das Eesetz erlaubt,
«i'- Jnitiative ergreifen, den Arbeitgebern Eewalt-
tnahnahmen aufzuzwingen, so können Sie uns
trotzdem nicht verpflichten, diese Mahnahmen durch
Unsere llnterschrift zu ratifizieren. Denn derjenige,
de« Vefehle erteilt, muh auch allein die Verant-
wortung dafür Lbernehmen. Jch erlaube mir
lerner, darauf hinzuweisen, dah ich Jhnen ge-
tegentlich unserer gestrigen Aussprache wiederholt
habe, dah einer der hauptsächlichsten Punkte der
lst. den FLHrern der Jndustrie die Autorität wie-
derzugeben, die für die wirksame Leitung ihrer
tlnternehmen notwendig ist, und die Einrich-
rung von Sowjets in ihren Betrieben
äu verhindern."

Jnzwischen haben sich der Streik und die
kvetriebsbesetzungen endgültig auch auf
bie Textilindustrie in den Vogesen
ausgedehnt. Etwa 30 Fabriken liegen still. Am
Atontag befanden sich 15 000 Arbeiter im Streik.
Ä Epinal und Thaon kam es zwischen Streiken-
^en und Arbeitswilligen zu Zusammenstöhen,
"enen die Eendarmerie ein Ende machen muhte.

Einfluh von außen her habe diese Tren-
nung vermeiden können.

Der Verband der Angestellten der öf-
fentlichen Betriebe im Departement Nord
hat sich mit den streikenden Textilarbeitern soli-
darisch erklärt. Jn einer Entschliehung beschuldigt
der Verband die Textilindustriellen, die Regierung
der Volksfront stürzen zu wollen. Ferner erklärt
er, gegebenenfalls die wichtigsten Verwaltungs-
gebäude zu besetzen, um der Zentralregierung die
freie Verfügung über diese Verwaltungen zu
sichern. Diese Entschliehung zeigt deutlich, dah der

Berlin, 15. September

Obwohl nunmehr seit den Reden der Neichsleiter
Reichsminister Dr. Goebbels ünd Alfred Ro-
senberg vor dem Parteikongreh schon einc
Woche vergangen ist, hat die Sowjetpresse es bis
hente noch nicht gewagt, auch nnr auszugs-
weise den Jnhalt der beiden Reserate wiederzuge-

Streik in der Tertilindustrie von dem sozialen Ge-
biet längst auf das politische übergegriffen
hat.

Jn Paris sind die Arbeiter einer Pariser
Fabrik für Präzisionsgeräte für die Kriegsmarine
in den Streik getreten, um gegen die Entlassung
von 20 aushilfsweise eingestellten Zeichnern zu
protestieren.

Jn Brest haben 30 Maler, die auf dem in
Bau befindlichen Panzerkreuzer „Dunkerque"
beschäftigt sind, die Arbeit eingestellt.

ben. Nicht ein einziges der Argumente wird ange-
sührt. Nicht einmal wird der Versuch gemacht, ir-
zrnoctwas zu widerlegen. Der Erund hiersür
liegt auf dcr Hand: weil die Argumente so schla-
gend sind, dah es nichts zu widerlegen gibt. Auch
das Wort „Jude" kommt bezeichnenderweise
in dem kurzen Telegramm, das allein die Tele-

grasenagcntur der Sowjetunion ilber die Eoeb-
belsrede hcrausgab, nirgcnds vor. Sämtliche
Festjtellungen über die völlige Ver-
judung der gcsamten FLHrung in dcr
Sowjetunion werden glatt verschwie-
gen. Auch dafür ist der Erund Ilar: Das russtsche
Volk darf sich niemals bewuht werden, dah es fast
ausschlichlich von oolksfremden internationalcn
Juden gcsührt wird.

Dafür Lberschlägt sich die Sowjetpresse in wü-
sten Schimpfkanonoden und verbraucht dabei sämt-
liche Superlative des russischen Schimpswörter-
buches. So heiht es zum Beispiel in der „P r a w -
da":

„Die neucste Nummer des Nürnberger Pro-
gramms bildet die Rede des „Ehampions für
das Schwergewicht" im internationalen anti-
bolschewistischen Kampf, Josef Eoebbels.
Goebbels hat alle Abwässer von allen Eullys der
sowjetfeindlichen Lügen und Verleumdung in sei-
ner Rede aufgenommen, alle antikommunistischen
Eemeinheiten, die auf den faschistischen Zäunen ge-
schrieben werden. Die Rede von Eoebbels hat man
sozusagen nicht nur hören, sondern auch riechen
können. Eoebbels hat jedoch die stinkende Flüssig-
keit seiner Rede durch irgendwelche Tatsachen be-
legen wollen. Er hat das sehr leicht bewerkstelligt.
Er nahm sie aus der deutschen Wirklichkeit. (!) Der
Hunger der breiten Massen, die Rechtslosigkeit der
Arbeiter, die lichtlose Not, das alles entnahm
Eoebbels der bedrohlichen Wirklichkeit des heuti-
gen faschistischen Deutschland. Mit angestrengter
piepsiger Stimme rief Goebbels die internationale
Bourgeoisie zum „offenen Kampfs gegen den Bol»
schewismus" auf."

Das Eanze ist der beste Beweis dafür, dah der
Hieb gesessen hat. Man kann es dem deutschen
Volke getrost selbst überlassen, sich ein Urteil übcr
diese Schreibweise der Sowjetpresse zu bilden.

Das Weltecho auf Mrnberg

Oes Führers Warnung und -ie Antwort Curopas

Gchimpffanonade der Gowjetpresse

Znhalt der Goebbels- und ^osenberg-^eden unterschlagen

Jn Lille und Umgebung ist die Lage jedoch
biesentlich ernster, da die Streikenden nicht nur ge-
vllllt sind, bis zum äuhersten zu gehen, sondern,
^enr „Echo de Paris" zufolge, auch über die
swtwendigen Mittel verfügen, um diese Drohung
die Tat umzusetzen. Der Liller Sonderbericht-
nes Blattes meldet in diesem Zusammenhang ein
Eerücht, wonach an die Streikenden in der ver-
Zangenen Woche Waffen verteilt worden
Men.

.. Solche Eerüchte, die ihm von einem glaubwür
mgen Augenzeugen übermittelt worden seien, er
Uärten auch die Panikstimmung, die in Nord
'kankreich wegen der Gefahr eines Bürger
^rieges bestehe. Jn diesem Zusammenhang stn!
wrner Ausführungen des Sekretärs des örtlichei
wcwerkschaftsverbandes bezeichnend. Er und sein
Meunde, so betonte er, hätten dem Ministerpräsi
"cnten erklärt, dah er stark bleiben könne. Weni
sNan ihn angreife, würden ihn die Arbeiterorgani
mtionen verteidigen. Jn Lille könnte man ii
Mniger als zwei Stunden 100 000 Arbeiter zu
mnrmenrufen.

.. Der Streik in Lille hat sich inzwischen auch auf
o>e Schlachthöfe und Markthallen ausgedehnt.

Der „Figaro" will wissen, dah die auher-
xcwöhnlich ernste Lage, die durch den Miherfolg
Schlichtungsbemühungen Vlums hervorgerusen
unter den Regierungsmitglie-
°ern selbst zuMeinungsverschieden-
?..eiten geführt habe. Eine hochstehende Per-
l^nlichkeit habe erklärt, der Eeneralstreik in
rsordfrankreich sei kein Ding der Unmöglichkeit.
^ie Besetzung der Betriebe, die jetzt zu einem
"vrmalen Druckmittel geworden sei und
Nw.tljcherseits geduldet werde, gestalte die Lage der
^ndikalsozialistischen Kabinet-tsmitglieder äuherst
neikel. Auherdem gefiele den Radikalsozialisten
^cht der befehlende Ton des marxistischen Ee-
^erkschaftsverbandes, und sie seien nicht mit der
?sfuen Illegalität einvcrstanden, die darin bestehe,
Willkür an die Stelle der Schiedsgerichtsbar-
^it zu setzen.

Schließlich bestünde noch Uneinigkeit llber die
Daltung gegenüber den Kommunisten. Sogar ge-
^isse sozialistische Minister hätten alle Beziehun-
zu ihnen abbrechen wollen, weil sie sich dar-
Uber klar geworden seien, datz die Kommunisten
oi" Regierung auf der einen Seite unterstützten,
Aahrend sie aus der andern Seite durch einen
?Uentlichen und geheimen Kampf die Bewegungs-
ireihejt des Kabinetts behinderten. Nur ein

Heidelberg, 15. September
Die öffentliche Meinung der Welt wird in den
kommcnden Tagen noch oft zu den in NLrn-
berg verkündeten Parolen und zu den dort auf-
geworfenen Fragen Stellung nehmen. Wie ein
Mahnmal stehen die Worte des FLHrers vor
allen Regierungcn und vor allen Völkern. Nie-
mand wird darnm herumkommen, sich mit ihnen
auseinanderzusetzen. Ablehnung und Zustimmung,
Hah und Eleichgültigkeit werden gleichermahen in
den Pressestimmen aller Länder zum Ausdruck
kommen — das zeigen schon die bisher vorliegen-
den llrteile des Auslandes. llnd doch spüren
schon viele in der Welt die historische Ve-
deutung dieser NLrnberger Tage. Sie wissen
oder ahnen auch nur dunkel, dah hier eine Frage
gestellt wurde, die cinmal beantwortet werden

muh, weil sie die Schicksalssrage nicht nur
Europas und seiner Kultur, sondern auch die
Schicksalsfrage der ganzen Wclt ist.

Wir bringen nachfolgend einen Ueberblick der
bisher vorliegenden Auslandsstimmen, deren Ur-
teil darin übereinstimmt, dah an der Einheit
des deutschen Volkes und an der militLrischen
Stärke als Erohmacht keine Zweifel mehr er-
laubt sind, die ferner den gewaltigen Eindruck der
Nürnberger Kundgebungen, ihre künstlerische
Gestaltung und unübertreffliche Organisa-
tion anerkennen.

„Aufbau einer neuen Wsli"

Die gesamte römische Prcsse brachte täglich be-
geisterte Berichte iiber den Parteitag der Ehre.

Vorbvimiwsoll lisr izkebrmaekitkabnsn vor cksm I-ütir«; Scherl-Bilüerdicnst

Cie bezeichnete die umfassende Entlarvung
und Verurteilung des Bolschewis-
mus als spontanen Notwehrakt aller gesunden
Völker. Zwei Revolutionen, die bolschewistische
und die nationalsozialistische, kämpften um die
Aufteilung der längst verstorbenen liberalcn Welt.
Deutschland sei in Mitteleuropa ein Vollwerk
gegen Moskau und damit ein Bürge des
Friedens, ebenso wie Jtalien.

Der Führer habe ein grohes Verantwor»
tungsgefühl gegenüber Europa ge-
zeigt, als er seine warnende Stimme erhob. Die
waltigen Anklagereden Dr. Eoebbels' und
Rcsenbergs hätten den Bolschewismus als
gröhtes Uebel unseres Zeitalters schonungslos ent-
hüllt. Die Identität von Judentum und Vol»
scbewismus sei dvkumentarisch unwiderlegba»
bcwiesen worden.

„Nürnberg", so sagt das „ Eiornale d' Ita-
l i a", ist von nun an das geistige Zentrum gegen
den Volschewismus." England solle, so meint
„Stampa", auf ddn Nürnberger Barometer
schauen, dann würde es sich keinen Jllusionen mehr
hingeben. „Europa ist in der Tat durch die bol-
schewistische Einmischung zerrissen". Die Charak-
terisierung der „Volksfronten" durch den Führer
sei nur zu wahr. Heute handle es sich darum,
eine neue Welt zu bauen zum Schutze der europä-
ischen Kultur.

Geieilte Memung

Sehr unterschiedlich ist das englische Presseecho.
Von einem Teil der britischen Zeitungen wird
Adolf Hitlers scharfe Kampfansage gegen Moskau
und die Forderung der Lösung der Kolonialfrage
als Versuch gewertet, die Westpaktverhand-
lungen zu komplizieren, ja unmöglich zu machen.
„Morning Post" meint sogar, Nürnberg sei
eine Herausforderung.

Dah der Hetzer Wickham Steed vor der
„pangermanischen Eefahr" warnt und die rot«
Armee als Friedensfaktor begrüht, überrascht uns
nicht. Dagegen staunen wir über die völlige Ver-
ständnislosigkeit der „Times", die schreibt:
„England denke nicht daran, dem Bolschewismus
das Haupt abzuschlagen, um den Nationalsozialis-
mus zum König in Europa zu machen." Die Be«
geisterung in Nürnberg erklärt dieses Jntelligenzt
 
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