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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#1149

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Terror in Gantander

Roie Echreckensherrschafi — Lebensmittelknappheit — Geiselmor-e

Hendaye, 16. September
Flüchtlinge, die aus Santander kommen, berich-
-En. dah am Montag dort die Anarchisten alle
nssentlichen Gebäude besetzt und die Polizei und
Jnstiz übernommen haben. 2n der Stadt gibt
kein Brot mehr. Wie in Bilbao, sind dort Le-
bensmittclkarten eingesührt worden, und die Be-
nölkerung hat ihre Rundsunkapparate abliefern
nrüssen. Der Zivilgouvernenr ist völlig machtlos.
Die Anarchisten haben gegen zwei sozialistische
^bgeordnete, die der Volkssrontleitung angehörten,
Haftbefehl erlassen. Der eine Abgcordnete ist ver-
hastet worden, dcr andcre konnte entkommen.

2n den letzten Tagen hat wieder eine grotze
«nzahl von Verhaftungen stattgefunden. Auch die

Erschietzungen durch Sonderkommandos dauern an.
Jede Nacht hört man das Eewehr- und Maschinen-
gewehrfeuer der roten Mordkommandos. Jm Hasen
liegt ein kleiner Frachtdampfer, auf dem 800 Gei-
seln eingekerkert sind. Ueber die Erfchietzungen, die
vor einigen Wochen auf der Leuchtturmhöhe erfolg-
ten, wobei die Leichen über die Felsen hinab ins
Meer stürzten, wird bekannt, datz allein an dieser
Stelle 100 Personen hingemordet worden sind.

2n den letzten Tagen sind zahlreiche Angehörige
der faschistischen Iugen-dverbände aus der Um-
gebung von Santander verhaftet und ins Gefäng-
nis geworfen worden. Man hat ihnen die Er-
schietzung angeoroht.

Militärgruppe im Vormarsch

Bilbao bedroht — Basken gegen Marxisten

Hendaye, 16. September

Nach der Einnahme San Sebastians durch die
be ionalistischen Trnppe« haben die Roten ihr
Hauptquartier einstweilen nach Zumaya verlegt.
«s jst jedoch anzunehmen, datz es Lald weiter zu-
röckverlegt wird; denn die nationalistischen Trup-
Ven rücken vorsichtig, aber unaufhaltsam vor. Am
Dienstagabcnd lag die Front etwa aus der Linie
Drio—Regil. Es verlautct, datz an der ganzen
«iskaya-KLste, mit Ausnahme von Bilbao und
Eantandcr, der Einflutz der Anarchisten in den letz-
ten Tagen autzerordentlich nachgelasscn hat.

^ Die barbarische Zerstörung der baskischen Stadt
^run ist trotz strengster Zensur allmählich in der
Bevölkerung bekannt geworden. In den meisten
^rtschaften haben die baskischen Separatisten das
Deft in den Händen, anderswo die Sozialisten und

Oer Führer bei der parade
des S. Armeekorps

Berlin, 16. September

Der FLHrer und Oberste Beschlshaber der
<Lehrmacht verlietz am Mittwoch Berlin, nm fich
U>r Parade des 5. Armeelorps in der Eegend vo»
Dchsenfurth zu begeben.

^ommunisten. Selbst diese sollen entgegen den
^orderungen der Anarchisten übereingekommen sein,
^ine Gefangenen mehr zu töten. Die Zahl der
Htreitkräfte, die den Roten im nordspanischen
^üstenrevier zur Verfügung steht, wird auf etwa

000 geschätzt. Es fehlt jedoch an Waffen, vor
Mem an Mäschinengewehren und Artillerie.

. Unter den in letzter Zcit cingetrossenen Wafsen-
endungen sür die Roten sollen sich viele tschecho-
>lowakischer Herkunft befinden. Die
«timmung unter den roten Truppen ist nach den
^tzten schwercn Nicderlagen bci 2run und San
^obastian und nach der planloscn RLckzugsbewe-
8ung autzcrordentlich gedrückt. Autzerdem ist die
-«erpflcgung sehr unzureichcnd.

Jn San Sebastian ist Oberstleutnant Vigon
^Uni Militärkommandanten ernannt worden. Die
Eeschäjte des Zivilgouverneurs werden von dem
lrüheren Iournalisten Vustamente wahr-
Oenommen. Der Baske Mendizabal ist zum
-Oiarinekommandanten ernannt worden. Sofort
Uachdem die neuen Vehörven ihre Aemter über-
^ommen hatten, wurden die Leichen der 80 von den
-^oten erfchossenen Eeifeln aus den Massengräbern
?.o^gegraben, damit sie würdig bestattet werden
thnnen. Dienslag ist bereits die erste rechts ge-
richtete Zeitung wieder erschienen. Telefon und
>elegraph stnd wieder in Betrieb. Es wird auch
>Aon an der Wiederherstellung der Eisenbahn San
^ebastian—Pamplona—Burgos gearbeitet.

Nationale Ilugzeuge bombar-ieren
Valencia

Lissabon, 16. Sevtember

, Wie der Sender Eranada mitteilt. wurde V a -
i^ncia am Dienstag erneut von nationalistiscken
t'tugzeugen mit Bomben belegt. Einige Bomben
'ielcn dabei auf eine Kaserne und verursachte grohen
«Siaden.

Am Dienstagabend warien Flugzeuge der
Madrider Regierung Bomben aui den Alcazar in
Toledo ab.

De,r Sonderbericbterstatter des „Diario de No-
trcias. meldet weitere Fortichritte der Nationa-
listen in Richtung Madrid. So seien die Orte
Casar de Escalona und Lanzanita. letz-
terer in der Sierra de Credos. belekt worden. Die
Entiernung der nationalen Südarmee von Madrid
betrage demnach 87 Kilometer.

Run-funksen-er Gan Gebastian
wie-er in Betrieb

Paris, 16. Sevtember

Der Rundiunkiender San Sebaitian ist. wie der
Sender Sevilla mitteilte. wieder bergeltellt worden,
und babe am Montag zum erstenmal Nachrichten
ausgesandt. Wie der Sender Sevilla weiter meldet.
besanden sich unter den Marxisten. die die Stadt
San Sebaltian verteidigten. auch 48 Franzoien und
18 Jtaliener.

llnter den bei der Einnabme von Sän Sebastian
getöteten Personen besindet sich die Frau des sinn-
ländischen Konsuls und nicht der Konsul selbst. wie
aemeldet worden war.

Kranzösische Korderungen an
Gpanifch-Marokko

Paris, 16. September

Wie Havas aus Tanger meldet, hat der fran-
zösische Konsul in Tetuan im Zusammenhang mit
der Hinrichtung eines französischen Staatsangehö-
rigen in Rabat, der in Bab-el-Taza verhastet
worden war, dem Eeneral Orgaz, Kommandant
de'- spanischen Marokkozone, eine Note der fran-
zöstichen Regierung Lberreicht, in der

1. feierliche Entschuldigung und

2. Schadenersatz von 300 000 Franken gesordert
werden. Sollten diese Forderungen bis zum 17.
September nicht erfüllt werden, so ist dievöllige
Schlietzung dcr Erenze zwischen der fran-
zösischen und spanischen Marokkozüne vorgesehen.

60 Gowjetju-en in Gpam'en am Werk

Enthüllungen eines französischen Kar-inals

vlinsterdam, 16. September
Nach einem Spezialbericht des „Maasbode"
hielt Kardinal Baudrillart, der Leiter des
„2nstitut Catholique" in Paris in der Rue de
Baugirard» in der 1793 12V Priester während der
Schreckenstagc der Reoolntion grausam hingeschlach-
tet worden sind, am 2ahrcstage der Ermordung
cine aussehenerregende Ansprache, in der er
Parallelen zwischen dcn damaligen Ereignissen in
Franlreich und der augenblicklichen Schreckensherr-
schast der Roten in Spanien zog.

Kardinal Baudrillart wies darauf hin, datz
auch im heutigen Frankreich wieder die Anzeichen
einer verderblichen Beeinflussung der Geister deut-
lich wahrnehmbar seien. Es reife sogar bereits
ein Zustand heran, in dem zu direkten Vor-

bereitungen zur llntergrabung der bestehenden
Ordnung übergegangen zu werden drohe. Schon
entsende Moskau seine Botschafter mit Aufhetzungen
uno Befehlen.

Der Kardinal versicherte dann nachdrücklich, dah
ihm aus persönlichen Quellen einwandfrei bekannt
geworden sei, datz vor etwa drei Jahren, als die
spanische Revolution die ersten blutigen Schatten
vorausgeworfen habe, 60 russische Juden
über die Pyrenäen-Erenze in Spanien eingedrun-
gen seien, um hier als Sowjetagenten auf Vefehl
Moskaus Kirchen und Klöster in Vrand zu stecken
und zu plündern, die Sakramente zu schänden und
die Gottlosenbewegung in der spanischen Bevöl-
kerung zu verankern.

vllck vom s-rontadsotinltt In llstrsmackui'a In 8panlon. llln l'anü «Irck auf olnom «.astviaAon an ckl«
k-ront ckor Kommunistvn sodravftt. Wvr «ar cker «.lotorant? Lotos: Scherl

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ckor krüvüreiso von IVarscNau navft paris !n Sor-
lin ein. Von IInk»! 0r. 8vftavdt, vastick unck Oral
8oN«orin-Krosi8>i

Siachanow s Co.

Mit einer Schichtleistung von 118 Tonnen gvb
der Hauer Alexjej Stachanow aus dem Don«
kohlenrevier im Septembex vorigen Jabres den
Sowjets den willkommenen Anlab. in einem groh
aufgezogenen Provagandafeldzug jene Leistung der
gesamten Vergarbeiterschast als nnbedingt nachzu-
ahmendes Beisviel zu „empseblen". Ein ganz
besonderes Jnteresie sür die neue Bewegung zeigte
das Volkskommisiariat sür die Schwerindustrie
(lies Rüstungsindustrie). und in der Tat war cs
der zuständige Volkskommisiar Ordsbonokidic.
welcher jenes Antreibershstem in seinem Bereich
überall einzusühren bestrebt war. Von bier aus
wurde dann die Arbeitsmethode L la Stachanow
von allen anderen Jndustriezweigen übernommen.
so datz es augenblicklich in der Sowetunion aui
wirtschastlichem. sozialem und sogar kulturellem
Eebiete keine Betätigungsart mehr gibt, innerhalb
deren der Name Stachanow nicht mundgerecht ge-
macht worden wäre.

Mehr denn je glaubte die Sowjetindustrie einer
möglichst schnell sich ausbreitenden Produktions-
steigerung zu bedürfen, und in diesem Sinne wurde
im November 1935 schon erne Sitzung von einigen
tausend Stachanowleuten nach Moskau einberufen,
auf welcher Stalin als „Stachanowez ll. c." das
Wort ergrifs. Trotz des Kultes. den die Sowjets
mit dem „varteilosen" (!) Leikungsrekordler
trieben. um damit indirekt zu beweisen. datz di«
Bewegung ohne Zutun und ohne irgendwelche An«
regungen seitens Staat bzw. Partei entstanden sei,
mutzte nichtsdestoweniger der Widerstand über-
raschen, den die Bewegung fast allerorts unter der
Arbeiterschast fand. Dieser Widerstand. der sich nur
zu ost in Mord und Totschlag rücksichtsloser Stre«
ber auswirkte. wurde ansänglich von der Presse
mit dem billigen Hinweis auf Sabotageakte regi-
striert, während es in Wirklichkeit nur die Erbit-
terung über das unkameradschaftliche Venehmen
der betreffenden ehrgeizigen und vermeintlich odcr
wirklich bevorzugten Streber war. Wenn die Mos-
kauer Presie augenblicklich über derartige Vorfälle,
die nebenbei bemerkt. niemals abgerissen baben.
sich ausschweigt, so ist dieser Umstand auf taktische
Erwägungen dem Auslande gegenüber zurückzusüh-
rcn, dem man nach wie vor einreden möchte, als
wäre die gesamte sowjetrusiische Arbeiterschaft von
einem unter dem kapitalistischen Wirtschaftssystem
nicht denkbarcn Arbeitsentbnsiasmus beseelt. Da»
verflossene ,.S t a ch a n o w j a h r" hat ungeachtet
der lautstarken gegenteiligen Versicherungen seitens
Moskaus bewiesen, datz die weitans überwiegende
Zahl der sowietrussischen Arbeiter in Stadt und
Land einen genügend gesunden Jnstinkt besitzt. um
seine körverliche Leistungsmöslichkeit von einem
regelrechten Ausbeutungssystem nicht
vorzeitig verbrauchen zu lassen.

Was es in Wirklichkeit mit der vielgevriesenen
„gesteigerten Arbeitsfreudigkeit" bezw. Leistungs-
sähigkeit auf sich hat. zeigen einschlägige Mittei-
lungen des sührenden sowjetrussischen Wirtschafts-
organs vom 4. und 5. September 1936. Beide Be-
richte, der zweite sogar ein umfangreicher Leit-
artikel. befassen sich mit der Lage in der Schwer-
industrie im Ural. dem mächtigen Rückgrat der
 
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