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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#1595

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Orohende Sowjetifiemng Frankreichs

Ein Manifefi der naiionalen Franzofen gegen -ie „Volkssroni"

Paris, 1K. Oktober

tz Ein Angriff grohcn Stiles gegen die sogenannte
tea r ^""tregierung ist von der national eingestell-
iranzösischen Presse eingeleitct worden. 3KV
Nic'l r"g^n und Zeitschriften haben am Freitag ge-
ist cinen Ausruf an das Land verösfentlicht,
» mit der viermonatigen Regierungstätigkeit
tzz'.^abiuetts Läon Blum in schärfster
8«,, ° "bgercchnet wird. Die Leser dieser Zeitun-
"erden aufgcfordert, für die gröhtmögliche
s«ka ^'tung dieses gcschichtlichen Dokumentes zu
d^^u, das den verheerenden Einfluh
^ Kommunismus rücksichtslos brandmarkt.

^e^n- Aufruf beginnt mit der Feststellung, datz
teino "hler bei den letzten Parlamentswahlen in
teg ^ .Weise eine rote Mehrheit ans Ruder hät-
sich °r>ngen wollen. Die Volksfront-Regierung, die
'n t' 2uni im Parlament vorgestellt habe, sei
t>iu Eichkeit eine soz ia l i st i s ch e Regie-
sti-sg in Gefangenschaft d e r Kommu-
dis/;r5"- Eine amtliche Flugschrift der Kommu-
Partei stelle ausdrücklich fest, daß „Volks-
k»»,^°gierung" eine Regierung bedeute, die der
munistischen Partei Frankreichs alle nur denk-
" Agitations- und OrganisationsmSglrchkeitcn

gebe. Wie die Tatsachen beweisen, sei tatsächlich
die Regierungsgewalt in die Hände aehei-
mer Mächte geglitten, die die Sowjeti-
sierung Frankreichs vorbereiten. Die Streiks seien
der Beweis dafür, datz die Regierung Vlum völlig
die Eewalt über die Massen verloren habe. Der
Geist des Aufstandes mache sich in den
Fabriken, Werkstätten und Büros bemerkbar. Die
Volksfrontregierung sei eine Regierung ohne
iede Autorität, ohne Mut, und ein Spielball
oer Ereignisse.

Der Aufruf führt im einzelnen die Folgen der
Sozialgesetzgebung auf, spricht von der geopferten
Landwirtschaft, die dem kommunistisch angehauchten
Getreidemarkt auf Enade und Üngnade ausgelie-
fert sei, von dem Finanzwahnsinn, dem
Wortbruch der Regierung bezüglich der Franc-
Abwertung und schlietzlich von der Unfähigkeit der
Regierung auf autzenpolitischem Gebiet. Die aus-
wärtige. linksgerichtete Politik habe einen Keil
zwischen Frankreich und Jtalien getrieben und lasse
Frankreich der „deutschen Gefahr" (?) gegenüber
allein.

Das Experiment Vlums sei verurteilt, denn die
Volksfrontregierung habe den Frieden im Jnnern,
den allgemeinen Wohlstand, die Erhaltung des

Franc, die diplomatische Entspannung in Europa
versprochen. Und was habe fie zustande gebracht?

Die Bernichtung der nationalen Wirtschaft, die
Spaltung Frankreichs i» zwei feindliche Lagcr, ein
Anwachsen des kommunistlschen Geschwürs, Lebens-
mittelverteuerung, Sturz des Franc «nd verstärkte
Kriegsgefahr.

„Franzosen", fchlieht der Aufruf, „nichts wird
besser, solange Lcute am Ruder sind, die für die
Sowjetisierung des Landes ofsen oder
versteckt eintreten. Das Experiment Blums mutz
eines Tages ein elendes oder tragisches Ende neh-
men. Aus diese Eelegenheit wartet nur die K o m-
munistische Partei, um den Eeneralstreik zu
verkünden und ihre Diktatur zu errichten mit den
Schrecken und Scheutzlichkeiten im Eefolge wie einft
in Sowjetrutzland, in llngarn, in Italien und
heute in Spanien, wo die Volksfrontwahlen
zwangsläufig eine blutige Katastrophe herauf-
beschworen haben.

Für uns ist die Gefahr die gleiche. Franzofen
ohne Unterschied Eurer Meinung, schart Euch zum
Schutze der französischen Zioikisation zusammeu und
trrt»t hinter die Männer und Eruppen. die dem
prrsidest«« und gefährlichsten Feind der Zioili-
sation, dem Kommnnismus, drn Kompf bis aufs
Mefser geschwor«« habeu!"

„Katastrophale Bestürzung in paris"

Trübe italienische Boraussagen für den Westpakt —Nur noch zwei Locarnomächte

^ Rom, 18. Oktober

^ internationale Echo der Reuausrichtnng
beansprucht auch am Dounerstag die
Lhj? ° Ausmerlsamkeit der italienische» Presse. Jm
»c^j^punkt steht dabei die in Paris trotz eines
»kEinlenkens auch weiterhin zu beobachtende
fastxophale BestLrzuug".
fess'„'^ankreich erntet heute", so schreibt zusammen-
vj der Pariser Korrespondent des „Popolo
^j um a", „was es gesät hat. Die Rede vom
»irO Leopold ist eine neue Lektion, die dem
>>>i^^achten und unvorsichtigen Frankreich erteilt
Hrx,"-, Die A b e n t e u r e r p o l i t i k, in die sich
leixVeich rrach dem Abschlutz des französisch-sow-
PrjjÄIflchen Paktes eingelassen hat, konnte in
!chvi! - keine guten Früchte bringen, nachdem ste
Berlin so wenig glücklich gewirkt hatte."

>vi>j^unkreich habe im übrigen, so führt das Blatt
»ia aus, feit 1918 nicht gerade viel dafür getan,
Freundfchaft und das Vertrauen Belgiens
dj^arrs am Leben zu erhalten und sei z. B.. als
l^^unzielle Lage seines belgischen Nachbarn in
^and, nicht im geringsten auf dessen
iktitzjch/ "uch wirtschaftlichen und handelspolitischen
le» rjchlerungen eingegangen. Gewisie Fehler mütz-
^n«°ch ?öen mit Zeit rächen. Auf keinen Fall
Mt allen Bemühungen Frankreichs zur Ab-
schweren Schlages, den seine Politik er-
üesch -Mbe, die Hauptschwierigkeit aus der Welt
werden, die darin bestehe, datz die soge-
i>v^ . " Locarnomächte nunmehr von fünf auf

Zusammengeschmolzen seien.

bel-

' Keine Sicherheitspoiice mehr"

einschneidenden Beschlüssen des —
t? Ministerrats nimmt als erste römische Zei-
»rtis.r b Mittagsblatt „Tevere" in seinem Leit-
r.t>tea btellung. Das Blatt sieht in den Beschlüssen
?ie,j,, "euen Erfolg der gesunden Realpolitik, wie
Völkern entspreche. Nicht der Völker-
dip habe damit einen Stotz erhalten. wie

Lluip??E?che Presse klage, sondern in erster
-ir st» lraditionelle französische Politik, die stets
!?8ar Mobikisierung Europas, wenn nicht

Sunzen Welt, zum Schutze'der Sicherheit
^keichs fordere.

!ei, ^i>em es Frankreich im Weltkrieg gelungen
I>ere„b Meisten VLlker der Welt sür sich zu mobili-
uege es auch weiterhin die Hoffnung, diese
Ntf "iliche Dersicherungspolice stillschweigend
uadegrenzte Zeit hinaus verlängern z» Lön-

nen. Die „neue Neutralität" Belgiens befreie Bel-
gien von den Fesieln einer politischen Abhängigkert
von Frankreich und dementsprechend auch von Eng-
lond, und mache es zum wahren Herrs» seines
Geschicks.

Der Stotz, den der Völkerbundspakt erhalte,
treffe ihn nur insofern, als er der konservativcn
Geschichtsauffassung eines starren Egoismus der
sogenannten Demokratien entstamme.
Das wahre Opfer der belgischen Entschlietzungen
sei jedoch die ungeschichtltche, unmenschliche Äuf-
fassung, die Frankreich Eurona in verschiedenen
Formen aufzwingen wolle, stets aber mit dcm glei-
chen Ziel, auf diefe Weise die aktiven Kräfte der

lebendigen Kultur zugunsten einer kleinmütigen
Minderheit mit Veschlag zu belegen.

Garnisonen an -er
belgifch-französifchen Grenze

lX! Briisiel. 16. Oktober

Jm Zusammenhang mit der Reorganisation der
belgischen Verteidigung und der beabsichtigten
Schafsung eines unbedingten Neutralitätsstatuts
sür Belgien ist beabsichtigt, Turnbout und Ton-
geren an der Nordgrenze zu Earnisonen zu machen
und die Garnisonen in Charleroi. Vergen und
Dornik im Süden des Landes auszubauen.

Lksrrks

Svbstksncke sammoln — Scbakkoncks geden

vsr Sstelebsutslter ompknnst ck»s WttW-Vpkee

TAS.-Bttd-Archiv

Llvusr vouvsrneui- ckos L/Iomslgiobietss
odsrstleutnant ck. Nss. üui-ss Kudilius veurck» rum
nouon oouvei-neui- ckes IVIvmelgobletes eenannt

Schcrl-Btlderdtenb.

Belgiens Kriedenswille

Von Bernhard Seeger-Kelbe

Der Entschlutz des jungen Königs und der bel-
gischen Regierung zur Rückkehr zu einer bedin
gungslosen Neutralitätspolitik Bel-
ziens hat in den europäischen Hauptstädten ein
ehr unterschiedliches Echo ausgelöst.

Dem freundlichen Verständnis Deutschlands und
Italiens, der Zustimmung seitens der Schweiz,
Hollands und der skandinavischen Länder stehen
Ablehnung und Empörung Frankreichs und seiner
südosteuropäischen Freunde sowie ein aewisses Be-
dauern Grotzbritanniens gegenüber. Datz Mos-
kau in der belgischen Unabhänaigkeitserklärung
ein neues Hindernis für seine Weltrevolutions-
pläne sieht, versteht stch von selbst.

Wir in Deutschland sehen zunächst keinen An-
latz, im Gegensatz zu den Vekundungen erheblichen
Aergers, die aus Paris ertönen, begeisterre Freudc
zu zeigen. Wir sehen in dem zweifellos vorliegcn-
den Frontwechsel der bclgischen Autzenpolitik var
allen Dingen den Beginn einer selbständi-
gen Brüsseler Politik; einer Politik, die angc-
sichts dör geograpylichen, militärischen und inner-
politischen Lage Belgiens kaum gegen, sondern
nur für etwas wirken wird: für die autzen-
politische Neutralität und sür das innenpoliti-
sche Selbstbestimmungsrecht.

Der belgische Staat und die innerhalb seiner
Grenzen lebenden Völker genossen seit 1839 erft
klassige Sicherheit dnrch die von den Erotzmächten
„aus cwige Zeiten" anerkannte Neutralität. We-
der der dänische Krieg 1864 noch die französisch-
deutsche Auseinandersetzung 1870/71 brachten den
jnngen Staat in die Gefahr, in die ihn nicht le-
benswichtig interessierenden Eegensätzc Dritter
hineingezogen zu werden.

Unter dem König Albert I. verlietz Belgie»
1906 durch englijch-belgische Generalstabsbespre-
chungen, denen bald auch franzöfisch-belgische Unter-
redungen folgten, den Boden strikter Äeütralität.
Es ist hier nicht möglich, alle bekanntgewotdenen
Emzelheiten dieser Eeneralstabsaussprachen zu er-
örtern. Es bleibt nur die Tatsache festzustellen,
datz angesichts ihrer einseitigen Zielrichtung aus
die Ententemächte hin, die deutschen Verantwort-
lichen nicht mehr die Sicherheit der Einhaltung
trikter Neutralität seitens Belgiens, vor allem
aber nicht die der Achtung dieser Neutralität durch
Frankreich hatten.

Jn Versailles wurde die belgische Neu-
tralitätserklürung von 1839 aufgehoben. Belgien
Ichwenkte 1919 und noch stärker 1625 in die diplo-
matisch-militärische französtsche Paktfront ein. E»
 
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