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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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«iriaz snd Hn:«ll»zereri v»Iag vsMgrmrknIöjaft Hsidkir»g, H«q>tstr liS/lA. Sammel»

^ 222! Schriftleirilng: Brunnengaste »/24. Kernrnf Z740. Die »volksgemeinichalt' erscheint 7 mal
"chentlich nnd loilet monatlich 1.70 RM.. bei TrLgergnstellnng zo Dsg.. bei Bostzustellung 42 Dsg. mehr.

Ast bie Feitung »m Erscheinen sanch dnrch HSHer» Tewalt) oe.^indert. besteht ketn Ln!-rnch an« Ent-
schädigllng. Sbbestellungen müllkn big IbLlesten? rs d. M. sür den solgenden Monat direkt beim Verlaa
etngereicht werden. «nrichlteblicher SerichtSstand Heidelberg. Lnzetgendreise lant ausliegendem Tarik.


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Deutschlands Abschie- von Gömbös

^er Führer an -er Bahre -es großen ungarischen Giaatsmannes - Trauerfeier in München

München, 7. Oktober

Ä München hatten sich am Mittwoch die Flag-
aus halbmi^t gesenkt zum äugeren Zeichen der
^ auer um den Mann, der in den Mauern dieser
h verschieden ist: Znlius von Eömbös. Die
Anteilnahme an dem Tod des hohen Eastes
bei der sür dic breite Oesfentlichkeit uner-
sz "ete» Nachricht von seinem Hinscheiden sinn
.3 »nm Ausdruck. Sie hat sich heute zu einei

„ 3en Kundgebung des Mitgesühls gesteigert,
jg Hülle des ungarischcn Ministerpräsidenten
g,^^hrer letzten Fahrt in die Heimat geleitet

ganze deutsche Volk hat in Iulius von
^ »iboz nur den grotzen Staatsmann geehrt,
>ej. sUer Zahre hindurch die Eeschicke Ungarns ge-
ejgp ^at. Es hat in ihm nicht nur den Vertreter
stz ^ Nation crblickt, die uns durch Kampfgemein-
^ großen Krieg und durch verwandte
»g^iale in schweren I'ahren, aber auch durch den
^ln ^iamen Elauben an die oölkische Zuknnst
U^ders en^ verbunden ist^ Es hat gewutzt.^datz

in der

>»^°rnational en Polrtik ihr volles Ee-
«r» geben verstand, datz er es war, der als
ausländischer Staatsmann nach der Macht-
gbl^'Mng unserem Führer einen osliziellen Besuch
ihj.attete und datz er mit allem Verständnis und
sg-^guten Wünschen den Aufstieg des national-
alistischen Reiches verfolgte.

.war der Wille des Führers, die deutsche
ii^aerfeibr sg^ Iulius von Eömbös so wiirdig
I^ rindrucksooll gestalten, wie es der hohen Stel-
hervorragendcn Persönlichkeit des
dtz^rischx^ Regierungschefs, des verehrten Freun-
dnscrer Nation, entsprach. Die edle Säulen-
hie sich nördlich an den Kaiserhof der Resi-
4»'i,^ichlietzt, bot hier den weihevollen Rab.men.
i>«r "riden Seiten des Katafalks, auf dem der mit
lktzt^dgarischen Fahne und einem Rosenkranz, dem
hjx.du Eruß der Witwe, gcschmückte Sarg ruhte,
«ixA je drei Offiziere der deutschen Wehrmacht
». 'rhrenwache.

^ Miliiarische Trauerparade

war selbstoerständlich, dätz die deutsche
h>,^^Ulacht einen besonderen Anteil an der letz-
Ehrung des toten ungarischen Ministerpräsi-
uahm, der als Eeneral und langjährig'er
! jj i°°dminister ein hervorragender Soloaten-
^ker war.

^jj^uter dem Befehl des Generalmajors van
««nUkel rückten gegen V-4 Ilhr die Truppen in
>>ktt...^aiserhof, in dem auf zehn hohen schwarz
Hh,ullten, mit silbernen Lorbeerkränzen gezierten

"uers eng verbunoen l>t. ws yat gewutzt
kx^ Uz vou Eömbös in all den vergangenen
iy .der Freundschaft beidcr Völker auch in
ational en Polrtik ihr volles

loderten. Hier traten drei
und eine Kompanie Flie-

^'°Nen Flammen ll
Sk, ^uuien Infanterie
^ a>r, ^ '

Trauerseier im Kaiserhof

offiziellen Trauerfeier hatten sich vor dem
tkt 3e ,uit der Witwe, den beiden Söhnen und
, "chter des Verstorbenen eine grotze Reihe
'»^ugarischen und deutschen Trauergästen einge-

Führer und Reichskanzler, der zur letz-
^brung des Toten nach München gekommen
'r- srschien in Begleitung von Reichspressechef
^e^ietrich und Adjutant Hauptmann Wi^-
a n n.

'kFührer nnd Reichskanzler entbot, nachdem

Hallr betreten hatte, in stillem, bewegten
'^ii» »n dem Toten seincn Erutz und legte einen
b«, mit gelben Chrqsanthemen gezierten Lor-
ivr-^anz an der Vahre nieder. Noch einmal
stht - den Hinterbliebenen seine persönliche
°"nahme aus.

«b^uch der Traueransprache und dem Eebet des
Eeistlichen intonierte das Musikkorps
"d vom guten Kameraden. Es war die
uste Weisx, mit der das deutsche Volk diesen

Toten grützcn konnte, der in Wahrheit ein guter
Kamerüd auch unseres Volkes gewesen ist. Er-
griffen neigten sich alle Teilnehmer noch einmal
vor Julius Eömbös.

Nachdem sich der Führer verabschiedet hatte,
führ die Lafette vor dem Eingang der Vorhalle
vor. Sechs Unteroffiziere des deutschen Heeres
nahmen den Sarg auf, und während die Trauer-
parade die mililärischen Ehrenbezeugungen erwies,
wurde der Sarg unter den Klängen des Vräsen-
tiermarsches zur letzten Fahrt durch München auf
die Lafette gesetzt.

Oie Fahrt durch die Gtadt

Trotz des unaufhörlich niedergehenden dünnen
Schnees, der den Ausenthalt in den vorwinterlichen
Stratzen recht unangenehm machte, hatten sich schon
Stunden vor Veginn der Trauerfeier in den
Stratzen, durch die sich der Trauerzug bewegen
sollte und in denen SÄ und NSKK Spalier bi!-
deten, viele Tausende aufgestellt, um dem grotzen
ungarischen Staatsmann auch ihrerseits die letzt«
Ehre zu erweisen.

Der Platz vor dem Slldbau des Hauptbahnhäses
war von der SS-Standarte „Deutjchland" abge-
sperrt. An den Stratzeneinmündungen war
Schutzpolizei aufgestellt.

Punkt S Uhr hörte man die Klänge der Trauer-
nmsik. Verhaltenen Schrittes marschierte die
Wehrmacht auf und schwenkte auf dem grotzen Platz
ein, ein Bild ernster Feierlichkeit. Mit der Front
gegen das Portal zum Königssalon nahm die
Wehrmacht, in Kompaniefront gestaffelt, Auf-
stellung. Die Lafette mit dem Sarg fuhr vor dem
Eingang zum Königssalon vor. Die Menge ent-
blötzte das Haupt und erhob die Hand zum Erutz,
als sechs llnterosfiziere der Wehrmacht den Sarg
von der Lafette hoben, um ihn in den Königssalon
zu tragen.

Um 22.23 llhr verlietz die sterbliche Hülle des
ungarischen Staatsmannes München. Der stellver-
tretende Kommandierende Eeneral des 7. Armee-
korps, Freiherr von Weichs, wird den Zug mit der
Leiche des Verewigten bis an die Landesgrenze
geteiten.

Neuer Memellän-er-prozeß

Vierzehn Memeldeutsche vor den Gchranken in Kowno

Kowno, 7. Oktober

Vor der litauischen Avvellarionskammer in
Kowno begann am Mittwoch ein politischer
Prozetz gegen 14 Memelländer ans dem Kreise
Hendekrug. Unter den Angeklagten befindet sich
auch der frühere Präsident des memelländischen
Landtages, Waschkies. Gegenstand des Pro-
zesses sind die Vorgänge in Jngnaten während
der Wahl zum memelländischen Landtag am 29.
Sevtember 1935. Damals kam es zwischen einem
Teil der Wählerschast einerseits und dem Wahl-
leiter Subaitis und der litauischen Erenzpolizei
andererseits zu Zusammenstötzen.

Die Ernennung Subaitis. der wegen Meineids
vorbestrast ist und deshalb selbst dcs Wahlrechtes
verlustig gegangen war, zum Wablleiter hatte
schon vor den Wahlen unter der örtlichen Ein-
wohnerschast Erregung hervorgerufen. Als im
Verlauf der Stimmabgabe Subaitis den an und
für sich schon autzerordentlich komvlizierten Wahl-
gang durch Schikanen aller Art erichwerte und
auch hilfsbedürstigen Wählern nicht den ihnen
gesetzlich zukommendcn Anstand zuteil werden lietz.
rief dieses Verhaltev bei der Wählerickast grotze
Empörnng bervor, und einige Wähler lietzen sich

I zu Tätlichkeiten hinreihen. Es kam zu einer
' Schlägerei, bei der auch zwei litauische Erenz-
polizisten geschlagen wurden.

Die 14 Angeklagten. von denen neun. darunter
auch Waschkies. seit Jabrcsfrist sich in Sast
besinden. werden der vorsätzlichen Unruhestiftung.
des Widerstandes gegen die Staatsgewalt, der
Aufhetzung eines Bevölkerungsteils gegen den an-
deren und der Verächtlichmachung des litauischen
Staates beschuldigt. Aus Erund der bestehenden
Paragraptzen drohen ihnen Zuchthausstrafen bis
zu sechs Jabren.

Jn dem Prozeh. der etwa eine Woche dauern
wird, treten gegen 140 Zeugen aus. Ursprünglich
sollte dieser Prozetz aus Erund der auherordent-
lichen Staatsschutzgesetze vor dem Kriegsgericht
zur Verbandlung kommen, wurde dann aber auf
Einsvruch der Verteidigung hin an das ordentliche
litauische Eericht überwiesen.

Jm übrigen ist der Zwischenfall in Jugnaten
der einzige, der während der Landtagswahlen im
Memelgebiet zu verzeichnen war, obwohl im gan-
zen Eebiet wegen der bekannten Wahlerschwerun-
gen durch das litauische Wahlgesetz eine auher-
ordentlich gereizte Stimmnng herrschte.

Sechzlg Kilometer vor Ma-ri-

Barcelona von der nationalistischen Klotte bombardiert

Vurgos, 7. Oktober. Der Heeresbericht Nr. 69
meldet die erfolgreiche Tätigkeit der nationalen
Kampftruppen an den Fronten. Nach Mittei-
lung des Hauptquartiers in Valladolid sind die
Streitkräfte der nationalen Regierung trotz hes-
tiger Stürme und schlechten Wetters an der Bis-
kaya-Front weiter vorgegangen und haben die
Ortschaft Berriatua südöstlich vou Ondarroa be-
setzt. Än der Siidfront haben die nationalen
Truppen die Ortschaften Fuensalida, Portillo und
Santa Cruz del Retamar erobert. Nach heftigen
Kämpsen slüchteten die roten Truppen in Rich-
tung Madrid.

Besonders beachtlich ist die Einnahme der
Stadt Santa Lruz del Retamar, die nur
60 Kilometer von Madrid entfernt ist. Durch die
Eroberung der dortigen roten Stellungen ist die

Einkreisung dcr spanischen Hauptstadt durch die
nationalistischen Streitkräfte der Nord- und Siid-
armee um ein weiteres erhebliches Stück fortge-
schritten.

Aus San Fernando liefen Meldungen ein, wo-
nach die Städte Barcelona und Valencia
durch einen nationalen Kreuzer nach vorheriger
Ankündigung auf drahtlosem Wege bombardiert
wurden. Die Beschietzung beschränkte sich auf di-
Hafenanlagen. Die moralische Wirkuna, die das
Erscheinen nationaler Kriegsschiffe in der spani-
schen Ostküste auf die „Volksfront"-Kreise verur-
sachte, soll sehr stark gewesen sein, weil die roten
Behörden an eine Fortsetzung des Vombardements
glauben und die Lieferung von Waffen und Mu-
nition auf dem Seewege gefährdet sehen.

Donpreßburg nachWien

Von nnserem ständigen Südostvertreter
Ernst-Cbristoph Schepky.

Zwar liegen nur 50 Kilometer zwischen Wien
und Prehburg, und doch ist beute. wenigstens der
volitische Weg von Prehburg nach Wien einige
tausend Kilostieter weit.

Heute liegt eben zwischen diesen beiden Städten
eine Erenze. die nicht nur. wie die srühere Leitba-
grenze innerhalb der k. u. k. Monarckiie. nur zwei
Staatsgebilde voneinander trennt, sondern heüie
scheidet die Erenze, die Wien von Pretzburg
trennt. zwei Welten.

Auf der einen Seite die Welt derer, die unter
der Aegide Frankreichs eine längst llberlebie
Diktatvolitik verewigen wollen. und die sich zu
diesem Zweck selbst mit dem alles zerstörenden
Bolschewismus verbünden. und aus der anderen
Seite die Welt derer. die für Recht und Ge-
rechtigkeit. sür nationale Ebre. iür den
Frieden und iür ein glücklicheres Eurova kämpsen!

Durch die vor einigen Tagen in Pr^tzbnrg ab-
gehaltene Konserenz der Staaten der Kleinen
Entente unü durcki die demnächst in Wien statt-
sindende Vesprechung der Autzenminister der Rö-
mischen Prolokolle. wird die Verschieden -
artigkeik dieser beiden Welten noch besonders
eindrucksvoll.

Wenn man auch nicht sagen kann. datz die
bevorstebende Wiener Konserenz eine ausgeipro-
chene Folge der Pretzburger Beratungen ist. io ist
doch ein gewisser logiicker Zuiammenhaiig zwischen
beiden nicht zu leugnen.

Ebenso wie die Kleine Entente sich mit den
durch die vorschiedenen volitischen Entwicklüngen
der letztcn Zeit neugeichaffenen Verbältniflcn be-
schäftigen zu müssen glaubte — um nicht Politik
im luftleeren Raum zu machen — genau so ist
man ietzt in Budavest, Wien und Rom dei
Ueberzeugung. dah die verichiedensn neuen Pbaien
der euroväischen Politik einen direkten Eedanke»«
austausch zu dritt erforderlich machen.

Wie stehen die Dinge hier?

Vor allem dürite beute eines klar und dentluh
zu erkennen sein: dah man in Prag bcinabe
sebnsücbtig aui eine Verständigung mit den Staa-
ten der Römiichen Protokollc. vor allem mit
Jtalien wartet. llnd zwar auf eine möglickst um»
fassende Verständigung aus der ganzen Linie. ^

Sckon seit langem sind ia tsckeckiicke Politiker
— unter ibnen an erster Stelle der ietzige Minister»
vräsident Hodscka — bemüht. stck zunächst an
Oesterreick und dann mit österreickiicker Vcrmitt»
lung an Jtalien heranzupirichen.

Visber wurden dlese Verincke immer wieder
durch Quericküsse gestört. die aus Bukarest komen.
Aber auck dieses Störungsfeuer hat nun ausgehört,
und so zeigt man stch neuerdings in Prag un»
gebeuer ovtimistiich.

Dieser Tage schrieb erst das tschechische Blait
„Livode Novinv". die Kleine Entente bnb«
in Pretzbnrg „mit Eenugtuung" iestgestellt. datz
Jtalien in der letzten Zeit Neigung zur Zusam-
menarbeit mit der Kleinen Entente zeige. Und die
offiziöse „Prager Presse" lieh sich von ibrein
römischen Vertreter berichten. dah man in Rom
den Beratungen der Kleinen Entente in Pretzburg
„ziemliche Ausmerksamkeit gewidmet" habe und
dah man die Möglichkeit einer engen wirtschaft-
lichen Zusammenarbeit mit den Staaten der
Kleinen Entente vrüse.

Diese Zusammenarbeit solle nack Ausfaflung
römiscker Kreiie nack dem Muster des tickechisch»
österreickflcken Vertrages durckgesiihrt werden.

Diese Aeutzerungen des ossiziösen Prager Blat»
tes lassen ganz deutlick erkennen, was man stck
von der Wiener Konferenz erbosst und wie bren-
nend gerne man in Prag dic alte, von Herrn
Hodscka begonnene, aber bis jetzt ersolglos geblie-
bene Politik iortsetzen und einen haltbareren
Faden nack Rom spinnen möckte.

Natürlich entspringt dieses Bestreben nickt
einer geiiihlsmähig verankerten Neigung. iondern
einsach der Erkenntnis. datz die seit Fabr und
Tag den französischen Wünschen folgende Autzen-
politik der Kleinen Eytente als Ganzes und der
Tschechoslowakei im Besonderen in ibrer völlig
negativen Einstellung und in ihrem Mangel an
jeglicher konstruktiver Jdee so erstarrt ist, datz
die Kleine Entente einer immer ernsteren Krise
 
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