Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9507#2413

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tzst di» 8«Itimr »« «rscheiilr» smlch i«4 hlher» «»waly m^indert. brfteht k»i» Iirshmch «lt «ol»
jchidigmlg. Lbbestellungeir müssen bi» spitestenl 25. d. M. fnr dtn solgenden Monnt direkt bei« Lsrlag
»tngeritcht werden. Lnbschlieblicher «erichUftand: Heidelber,. Unietgenprrise laut ansltegendwn Larts.

^«rlag mrd Herourgeber, verlag »oMgemeinschast Heidelberg, Handtstr. »»/>«, «anmiel,

lir. Z225. öchristleitnng: krunnengaste W/24, Kernrus 3740. Dte »volkbgemeinschast' irschetnt 7 m»
indch»»tltch und lostet monatlich 1.70 RM. bet TrLgerzustellung 30 Psg.. bei Poftzustellung 42 Psg. meh».

l>e» iz. lleiMvkl 1W

«»M IIMhIIiWgW» IIII' »18 W ökllMW SeMW fselWlIMl II I'II. »s. M

proktamierung des neuen Königs

Staatsakt im britischen Weltreich — Georg VI. nimmt -en Treueid -es Thronrates entgegen

London, 12. Dezember

k St. James-Palast zu London trat am
^«Ntstag um 12 Uhr MEZ. der Thronrat zusam-
die Proklamation König Eeorg VI. auf-
Zu diesem feierlichen Staatsakt versam-
sich die Kabinettsminister, die Mitglieder
. » Eeheimen Rates, der Lordmayor und der Al-
^snan von London sowie die Sheriffs, d, h. die
^nyaber der obersten richterlichen Stellen der
h °dt London. Sämtliche Mitglicder erschienen in
b,u> ^nen zustehenden prunkvollcn Hofuniform
»rns ihren mittelalterlichen Amtstrachten. Eine
Menschenmenge sammelte sich vor dem Palast
> Um dieses seltsame Schanspiel zu beobachten.

^ Eleichzeitig mit dieser historischen Sitzung in
H.adon begann auch imganzen britischen
ssien^reich unter dem Donner von 21 Salut-
-^ussen der gleiche feierliche Staatsakt. Als er-
hb proklamierte Neuseeland den neuen König.

Eeneralgouverneur und das neuseeländische
^ubinett leisteten bereits um 3 Uhr MEZ. den
vsueid anf den neuen König. Etwa um die gleiche
-s/e."sulgte die Proklamation in Queensland.
^°"lich sodann folgte die Proklamation in Hong-

kong. Jn Kanada wurde am Samstagmorgen das
Amtsblatt veröffentlicht, in dem die Thronbestei-
gnng König Georg VI. angekiindigt wird. Die
Proklamation wird hier jedoch erst am Montag er-
folgen. In der Sndafrikanischen Union erfolgi die
Veröffentlichung des Amtsblattes am Sonntag,
während die seierlichc Ratifizierung hier erst am
8. Januar nach dem Wiederzusammentritt des Par-
laments vorgenommen wird.

Vor Queensland hatte die Besatzung des deut-
schen Kreuzers „Emden" Gelegenheit, die feierliche
Proklamation des Königs mitzuerleben. llnmit-
telbar nach dem Staatsakt flaggte das Schiff über
die Toppen und feuerte zu Ehren des neuen Kö-
nigs einen Salut von 21 Schüssen.

Kurz vor 12.30 Uhr MEZ. verlietz der König
Georg Vl. in der Uniform eines Admirals seine
Wohnung, um sich zur Sitznng des Thronbeslei-
gungsrats in den St. Iames-Palast zu begeben.
Eine grotze Menschenmenge begrützte den neuen
König mit stürmischem Iubel. Die Fahrt zum
Vuckingham-Palast glich einem Triumphzug. Hier
bestieg der König einen anderen Wagen, der die
Königsstandarte jührte. Vor dem St. James-Pa-

last erwartete wieder eine grotze Menschenmenge
den KLnig.

Der König wurde sofort in den Thronsaal des
Palastes geführt. Der gesamte Thronbesteigungs-
rat wartete hier anf den neuen Monarchen, u m
die feierliche Proklamation vorzuneh-
men.

Zu dem Rat gehören anch die Vertreter der Do-
minions und Jndiens, die zusammen mit dcn Lbri-
gen Mitgliedern „einstimmig und eines Herzens
erklären und proklamieren, datz der hohe und mäch-
tige Prinz Albert Frederick Arthur Eeorgc nun
durch Gottes Enade unser einziger mächtiger Lehns-
herr als KLnig Eeorg VI. ist, dem wir ans vollem
Herzen und in demütiger Zuneigung Treue und
ständigen Eehorsam schwören."

Die Mitglieder des Thronrates leisteten darauf
Eeorg VI. ihren Treueid, womit die eigentliche
Sitzung des Thronrates begann.

Die erste Amtshandlung des neuen Königs war
die übliche Erklärung an diesen Rat. Darauf ver-
pflichtete stch Eeorg VI. für die Sicherheit der
Kirche von Schottland zu sorgen.

Mordprozeß Irankfurter abgeschloffen

Vernichiende Anklagerede prof. Grimms — Mchste Woche schristliche Ltrieilsverkündung

lVonunserem nach Chur entsan-dten Sonderberichterstatter Dr. K. E.)

Chur, 12. Dezember

H Peginn des 1. Verhandlungstages des
^^dvrozesses David Frankfurter in Chur be-
Dx zunächit der Verteidiger des Angeklagten.

Enrti. sein Plädoyer, Er versuchte, das ver-
»e^nde Ergebnis der Anklage und der Prozetz-
ll^^ndlung abzuschwächen und stellte den Ange-
Sejj.. n als einen von Krankheiten körperlich und
erschütterten Menschen hin. Er bedauerte,
»„s, der Sachverständige nicht die völlige llnzurech-
b^bsahjgkeit im Augenblick der Tat sestgeitellt
ejytz Der Vorteidiger stellte dann das Vorliegen
Komvlotts in Abrede und wandte sich erneut
^apitel der „Judenveriolgnngen" zu. bei dem

0r. vrimm, 6er Vertretsr 6er ktsden-
^krin im ^lorckprorell 0avi6 prankturtsr.

Moto^ Langj Chnr.

er die Ereuelmärchen des Vortages wiederholte
und die verlogene Emigrantenliteratur als Doku-
mente hinznstellen sich erdreiitete.

Die nngehörige Vehauvtung. dah der Mörder
Franksurter noch tapferer als Wilhelm Tell war,
erregt im Saal mit Ausnahme des jüdischen
Vlocks emvörtes Eelächter. Der Verteidiger plä-
dierte auf den K 48, in dem mangelnde Zurech-
nungssähigkeit angenommen wird, wenn jemand
im Augenbilck der Tat sich in einem Zustand der
Verwirrung der Sinne befindet. Er bat das Ge-

richt. die Frage des Mordes zu verneinen und
böchstens auf Totschlag zu erkennen: Mord sei die
widerrechtliche Tötung mit Vorbedacht. Vorbedacht
sei aber nicht identisch mit der Absicht. Als Mil-
dernngsgründe sührte der Verteidiger das politi-
sche Delikt, das zwar in der Schweiz behandelt
werde wie jedes gemeine Verbrechen, die Krank-
heit des Angeklagten. die seinen Willen und seine
Entschluhkraft herabgesetzt hätte, und die „Em-
vörnng über die seinem Volk zugesügte Schmach"
an.

profeffor Grimm klag< an

Sofort nach den Ausfübrungen des Verteidi-
gers erhob sich der Prozetzvertreter der Neben-
klägerin Frau Gustloff. Prosessor Dr. Grimm.
Essen, zu ciner grotzangelegten. durch ihre ruhige
Sachlichkeit und ibre autzergewöhnlich tiefe jnristi-
sche Fundierung hervorragende Rede.

Professor Erimm führte n. a. aus: Als ich
bente die stundenlangen Aussührungen des Geg-
ners mit anbören muhte. Dinge, die zum Teil
offensichtlich unrichtig sind. Dinge, aus die der An-
geklagte selbst sich nicht berusen bat, babe ich mich
immer gefragt: „War das nötig?" Jch werde nicht
in den gleichen Fehler verfallen. Jch lehne das ab.
Jch werde mich strikt an die mir gestellten Auf-
gaben halten. Jch habe als Rechtsanwalt immer
dem Recht gedient, dem Recht. und ich nehme
meine Aufgabe wahrhaftig ernst. Es sind hier
Dinge vorgetragen worden, es ist eine Literatur
zitiert worden, die so niedrig ist, dah ich es ableh-
nen muh. mich damit auseinanderznietzen. Auf
dieses Niveau steige ich nicht herab. Das ist alles
so niedrig, dah es uns nicht an die Schuhsohlen
beranreicht.

Das Judenproblem in Deutschland und die Ve-
handlung, die die Judensrage in Deutschland er-
sahren hat. ist ein historischer Vorgang von säku-
larer Bedeutung. Dah es etn ernstes Problem ist,
wohl das ernsteste überhaupt. wird von niemanden
bestritten. Erst in bundert Iahren wird man klar
darllber sehen. wie das Urteil der Geschichte end-
gültig aussieht. Jch lehne es also ab. dem Gegner
zu solgen und das Eericht zu einem Forum über
volitische Auseinandersetznngen und Propaganda
zu machen.

Professor Grimm wandte sich den von dein
Verteidiger vorgebrachten Präjudizien zu, bei
denen die Vehauptung aufgestellt wurde, datz man
in Deutschland den politischen Mord leicht genom-
men habe.

Das sei nicht richtig. Er erinnerte an seine

MEN AusWrunges LeL SW «sAweriner Krg,

zetz in der sch-wersten Notzeit Deutschlands, wo er
gesagt habe: „Jck bekenne mich zum Ordnunzs-
und Rechtsstaat, aber ich lasse kein« Staatsräson
zu, die als Recht znlätzt, was Unrecht ist." Poii-
tischer Mord ist Mord, habe ich damals gesagt und
habe erklärt, datz ich den politischen Mord verur-
teile. Trotzdem wird uns der Vorwnrf gemacht, wir
hätten dcn politischen Mord leicht genommen."

Professor Erimm wandie sich dann den weite-
ren Präjndizien des Verteidigers zu und erklärte,
datz in allen von ihm aufgeführten Fällen die Ver-
hältnisse anders lagen.

Zur Tat selbst führte Professor Erimm aus, datz
er nnr die Zivilklage vertrete, seine Zuständigkeit
also eng begrenzt sei, die er peinlichst beachten
wolle. Das Delikt aber berllhre Privat- und
Straskläger. Selten, sagte Professor Erimm, habe
er einen Movdfall erlebt, der so kaltblütiz und
überlegt, fast pcdantisch genau wie dieser 'ausge-
führt worden sei.

Professor Erimm ging die Feststellungen der
Anklage und des Verfahrens noch einmal in ein-
zelnen Punkten durch, und wies die Versache der
Verteidigung, an den ermittelten Tatsachen zu
rütteln, mit zwingender Logik zurück. Er umritz
dann noch einmal das Vild des Mörders, wie es
sich in der Verhandlung ergeben hat, als eines
v e r b u m m e l t en, seinem Triebleben hin-
gegebenen Studenten, Lber den das vernichtende
Urteil sein eigener Vater am Tage der Tat ge-
schrieben habe. Dieser abjchreckenden Erscheinnng
des Täters stellte er dann die makellose Persön-
lichkeit Wilhelm Eustloffs gegenüber, der für dic
Jdee, für den Führer und für Deutschland gelebt
habe. Wilhelm Eustloff sei ein Kämpfer gewesen,
aber von hoher anständiger Warte aus habe er sei-
nen Kampf geführt.

LFürtsetzung aus Seite

Geteille Kreude —

-oppelie Freu-e

Auf allen Straßen und Plätzen drängen sich
die Menschen, vor den Schausenstern, in den
Geschäften stauen sich die Massen, wo wir hin-
blicken, sehen wir fröhliche Gesichter.
Es macht jedem ganz besondere Freude, in die-
sen vorweihnachtlichen Tagen mit Sorgfalt die
vielerlei kleineren oder größeren Geschenke aus-
zuwählen, die sie ihren Freunden und Bekann-
ten für Weihnachten zugedacht haben. Gaben,
die ihnen Freude machen sollen, die ihnen die
Anteilnahme, die Nähe, die Liebe des Schen-
kenden beweisen sollen. Und jeder ist beglückt
von der großen Vorfreude desSchen-
k e n s.

Jst es nicht so, datz gerade heutzutage in
diesen Stunden des Glücks und der Freude
jeder ein inneres Bedürfnis verfpürt, alle Volks»
geiwssen an diefem Glück teilnehmen zu lassen,
vor allem die unter uns, die nur dann das
gleiche Lachen haben können wie wir, wenn sie
unsere Verpflichtung zur Schicksalsgemeinschaft
aller empfinden? Die Gewitzheit, daß auch dsm
letzten unter ihnen unser Herz und unsere Tat
gehört, daß auch er teilnimnit an unserem Weih-
nachtsglück, verdoppelt die Freude
des Schenkenden. Sie mahnt zugleich»
stets bereit zu sein, stets selbst beizutragen zum
großen Hilfswerk der Gemeinschaft in dem Be-
wußtsein, datz nicht nur die untrennbare Schick-
salsverbundenheit aller deutschen Menschen die
Pflicht der sleten Hilfs- nnd Opferbereitschast
auserlegt, sondern daß darüber hinaus gerade
die Weihnachtszeit von uns allen fordext, datz
wir mehr erreichen wollen als nur die Lin-
derung der bittersten Not: es gilt, unseren vom
Schicksal schlechter bedachten Volksgenossen e i n
Stück unseres eigenen Glückes zu
schenken.

Der Eintopfsonntag — der letzte vor
Weihnachten und der erste Sonntag, an dem dis
Geschäfte die Türen zum Weihnachtseinkauf
offen Halten — gibt jedem Gelegenhert dazn.
Am Eintopfsonntag lädt jede.deutsche Familie
durch ihre aus dem einfacheren Mahle sich er-
gebende Spende symbolisch einen armen Volks-
genossen zu Gast, um ihn an ihreni eigenen
Mittagstische teilnehmen und seinen Hunger
stillen zu lassen. An diesem letzten Eintopfsonn»
tag vor Weihnachten aber wollen wir ihm eine
besondere Freude bereiten, wollen wir
gerne etwas mehr opfern als sonst und dem
Sammler eine höhere Spende geben, dämit
anch der Aermste unter uns weitz, datz er in
dieser Zeit der Freude nicht vergessen wird, da-
mst ein frohes Weihnachten Einkehr
halten kann anch in der kleinsten Hütte, in der
deutsche Volksgenossen wohnen.

Oas GA - und HZ.-Kührerkorps
auf dem Obersalzberg

Verchtesgaden, 12. Dezembcr
Nach der kürzlich erfolzten Verabschiedung des
Reichsgesetzes für die deutsche Jugend uud im Zu-
sammenhang mit dem neuen grotzeu Aufgaben-
gebiet, das der Führer seiner SA. mit der Orga-
nisation und Durchführung der Nationalsoziali-
stischen Kampsspiele gestellt hat, lud der FLHrer
die zu ihrer gemeinsamen Arbeitstagung in Verch-
aesgaden versammelten SA.- und HJ.-Führer. an
der Spitze Stabschef Viktor Lutze und Reichsiu-
gendführer Baldur v. Schirach. am Samstagmit-
-g als seine Eäste zu sich auf den Obersalzberg.
Dieser Vesuch beim Führer b'ldete den Höhe-
punkt und Abschlutz der gemeinsamen ArbeitM,
vo« LA. Mtz LL.
 
Annotationen