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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0855

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t-üchentlich und kostel aionatlich 1.70 RM. bei Trägerzustellung zo Psg . bei Dostzustellung »2 Pfg. mehr.

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schädigung tlbbestellunge» uiüsen bi» Ipiiesient 25 d. M. für den tolaenden Mona» diret» beim Verlag
«iugereicht werdeu. Didlchlietzlicher Verichttiland tzeidelberg. ilnzeigendreise laut assliegendem Tarrs-

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Oeutsche Mn-funkausstellung eröffnet

Or. Goebbels sprach über die Crsolge nationalsozialistischer Rundfunkleiiung

Ltnfer Ziel: der Volksfunk!

Berliu» 28. August

Dre grohe deutsche Nundfunkausstellung Berlin
1938. eiue Schau technischer Wuuder und Erfin
duugeu, ist Freitaavormittag iu Eegenwart oon
Mitßliedern der Reichs-, Staats- und städtischen
Behörden sowie der Partei, vou ausländijchen
Diplomaten und von Bertretern ans Handel und
Zndustrie, Knnst und Wissenschaft durch de» Reichs-
minister sür Volksausklärung nnd Propaganda Dr.
GoZbbels feierlich eröffnet worde«.

Jn seiner Rcde erteilte Reichsminister Dr.
Eoebbels einleitcnd jenen Propheten eine dent-
liche Absage» die bei der Machtergreisüng des Na-
tronalsozialismus einen völligen Zusammenbruch
Deutschlands in kurzer Frist ooransgesagt hatten.

Die damals nicht müde wurden, schwarz zu
fehen und zu schmähen, hielte» hent« die immer
wiederkehrende Reihe nationalsozialistischer Er-
folge für geradezu selbstoerständlich. Tauche aber
irgendwo e,n Hindernis auf, dann sei bei dirsen
Kritikern das Eesamtwerk dcs nationalsozialisti-
schen Aufbaues schnell vergessen und man sehe nur
noch die entstandene Schwierigkeit. Es tue daher
gnt. sich hin nnd wieder anf bestimmten Spezial-
gebieten eine» Generalüberblick zahlenmähiger Er-
solge zn verschaffen, um au ihnen zu erkennen, wie
klein nnd bedeutnngslos gelegcntliche Rückschläge
feien, die hier und da im Verlauf einer Entwick-
Inng immer wieder verzeichnet werden mühten.

O yinpiadienst des Rundfunk

Am deutschen Rundfunk, der sich heute zum
viertenmal in einer großen Eesamtschau dem na-
tionalsozialistischen Deutschland zeige, könne man
das besonders deutlich erkennen. Er habe in dem
hinrer uns liegenden Rundfunkjahr allein mit sei-
«em Olympia-Weltsender eine Leistung
vollbracht, die einzigartig in der Welt dastehe.
Durch die umfassenden technischen Borbereitungen
des deutschen Rundfunks habe die ganze Welt an
den Olympischen Spielen 1936 teilnehmen können.

„Allein in 28 Sprachen wurde vom Olympia-
Weltjender gesendet, 140 Sprecher gelangten zum
EinsaK oon denen 70 von ausländischen Nationen
«ach Berlin gesandt worden waren. Jn den 16
Tagen der Olympischen Spiele kamen über 3000
Berichte zur Sendung. Davon gingen nber 500
iiber die deutschen und 2500 über die ausländischen
Sender. Allein 10 000 Schallplatten wurden in
den Hauptsprachen der Welt aufgenommen.

320 Mikrophone fanden auf den olympischen
Kampfstätten ihren Einsatz. Es erwies flch als
notwendig, 17 Rundfnnkzentralen einzurichten, die
von 29 europäischen und anhereuropäischen Sende-
gejellschaften benutzt wurden. Die Hanptschalt-
tafel mit einer Länge von 21 Melern und einer
Höhe von 2V- Metern wies 10 000 Eingangspuxen
auf und ist geradezu als ein Wunderwerk der
Technik zu bezeichnen. Es konnten zur gleichen
Zeit 17 Sendungen auf Platten genommen wer-
den und 30 verschiedene Sendungen nach allen Erd-
teilen zur Aussendung gelangen."

Lleber 900000 Lörer mehr

Die Zahl der deutschen Rundfunkteilnehmer sei
in den hinter uns liegenden Iahren wieder um
fast eine Million von 6 516 732 auf 7 404 144 er-
höht worden. Damit marschiere Deutfchland in
bezug auf die Höhe der Rundfunkteilnehmer mit
Enqland an zweiter Stelle.

Das außcrordentliche Anwachsen der Vesucher-
zahl der Rundfunk-Ausstellungen in Berlin von
114 000 Menschen im Iahre 1933 auf 480 000
Menschen im Iahre 1935 beweise das erhöhte
Jnteresse am deutschen Rundfunk, das auch nicht
ohne Einflutz auf den Absatz von Rundfunkemp-
fängern geblieben sei. Jm Rundfunkgeschäftsjahr
1932 33 seien 1 340 00 Eeräte, im vorigen Rund-
funkgeschäftsjahr 1300 000 abgesetzt worden. Hier-
bei ist zu berücksichtigen, datz das Hauptgeschäft erst
in den kommenden Wintermonaten einsetzt. Von
2 Millionen Volksempfängern „VE 301"
fcien bereits I 944 886 verkauft.

Die Zahl der im deutschen Rundfunk angestell-
ten Personen sei von 2019 Festangestellten im
Kanuar 1933 bis auf 3166 im Iahre 1935 und 3Z95
»is zum 30. Iuni ds. Is. gestiegen. Während im
puuwsnntiayr 1932/33 200 000 Ltttwlrlunge» zu

verzeichnen waren, seien es im Jahre 1935/3^
650 000 Mitwirkungen gewesen. .Auch, gemessen
am vorigen Rundfunkjahr, jei bereits wieder eine
Steigerung um 180 000 Mitwirkungen zu ver-
zeichnen.

Während — wie Reichsminister Dr. Eoebbels
betonte — frnher sür Honorare und Sendegebüh-
ren jährlich 9,5 Millionen ausgeworfen wurden,
stehen heute snr den gleichen Zweck 17 Millionen
zur Verfügung. Von besonderer Bedeutung ist
yierbei die Feststellung, datz von den gesamten
dem Rundfunk zur Verfügung stehenden Mitteln
74 v. H. auf die Sendungen, 16 v. H.» auf
Technik und 10 v. H. aus die Verwaltung
entfallen. i

Iernsehen im Dormarsch

Neben dem Fernhören habe der Deutsche
Rundfunk auch nn Fernsehen einen autzeror-

bentlichen Ausbau erfahren. Am 15. Januar 1936
wurde der regelmätzige Fernsehbetrieb des Fern-
sehsenders l Nipkow—Berlin^ aufgenommen.-Neben
der täglichen Sendezeit von zwei Stunüen wurden
während der Olympischen Spiele zusätzlich weitere
sechs Stunden gesenvet, so datz der Deutjche Rund-
funk mit einem achtstllndigen Fernsehbetrieb aus-
warten konnte. Neben den zehn in Betrieb besind-
lichen Fernsehstuben in Berlin standen während
der Zeit der Olympischen Spicle zusätzlicki weitere
15 Fernsehstuben znr Verfügung. so datz während
der 16 olympischen Page in 25 Fernsehstuben über
15 000 Volksgenossen an den Olympischen Spielen
unmittelbar teilnehmen konnten.

Der Ministcr würdigte dann die grotzen kul-
turellen Leistungen des Deutschen Rundfunks in
dem hinter uns liegenden Rundfunkjahr, so z. B.
dic Sendungen des grotzen Mozürt-Zyklus
und die Uebettragung der Festausführung aus
Bayreuth, „Lohengrin", iu sast die ganze
Welt.

Rundsunk als Dottsführer und -erzieher

Reichsminister Dr. Eoebbels aab dann eine
Reihe von Eesichtspunkten für oie Programm-
gestaltung:

1. Bei einer Teilnehmerzahl von fast 7'/- Mil-
lionen, die einer regelmätzigen Mithorerzühl von
etwa 30 Millionen entspricht, mutz das Programm
des Rundfunks nach der unterhaltenden wie nach
der künstlerischen Seite entsprechend seiner Massen-
hörerschaft möglichstvielseitig sein. Fiir ihn
gilt in der Tat das Eoethewort „Wer Vieles
bringt, wird Manchem etwas bringen".

2. Es ist selbstverständlich. datz bei einem
Tagesprogramm eines einzigen Senders, das mei-
stens von morgens 6 bis nachts 1 llhr ununter-
brochen abrollt, im Laufe der Zeit auch manche
Minderwertigkeit mit unterlaufen mutz. Es ist un-
gerecht, vom frühen Morgen bis in die Nacht hin-
ein ein Rundfunkprogramm abzuhören, seine
Höhepunkte zu vergessen und seine Tief-
punkte zu kritisieren.

3. Das Niveau des Rundfunkprogramms darf
nicht zu tief gesenkt, aber auch nicht zu hoch ge-
schraubt werden. Jede Sendung mutz darauf Be-
dacht nehmen, datz ste von Millionen Teilnehmern
nicht nur gehört, sondern auch verstanden wer«

den will. Es ist etwas anderes, in einem Kon-
zertsaal oder in einem Theater mit einer immer-
hin begrenzten Teilnehmerzahl höchste Kunst in
Ton und Wort zu bringen oder im Rundfunk,
ohne datz durch unmittelbares optisches Teilneh-
men das Verständnis erleichtert wird, Millionen
Menschen, die aus allen Volksklasien und Bildungs-
schichten stammen, zum Mithören aufzusordern.

4. Das Programm des Rundfunks mutz s o gc-
staltet werden, datz es den verwöhnteren Eeschmack
noch interessicrt, und dem anspruchsloseren noch ge-
fällig und oerständlich erscheint. Es mutz in einer
klugen und psychologisch geschickten Mischung be-
lehrend, anregend, entspannend und unterhaltend
sein. Dabei soll besonderer Bedacht gerade auf
Entspannungund Unterhaltung gelegt
werden, weil die weitaus überwiegende Mehrzahl
aller Rundfunkteilnehmer meistens vom Leben sehr
hart und unerbittlich angefaht wird, in einem ncr-
ven- und kräfteverzehrenden Tageskampf steht, und
Anspruch darauf hat, in den wenigen Rube- un„
Mutzestundetz nnn auch wirkliche Entspannung und
Erholung zu finden. Demgegenüber fallen die
wenigen, die nur von Kant und Hegel ernährt
werden wollen. kaum ins Eewicht.

(Fortjetznng ans Scit« 3)

Trohki wird interniert

Seine polttische Hetztätigkeit von Aorwegen festgestellt

Wie der norwegische Justizminister bckannt
gibt, hat die aorwegische Regierung beschlosien,
Trotzki und seine Ehesrau zu iuteruieren. Der
Erund sur diesen Beschluh liegt in der ausdriick-
lichen Weigerung Trötzkis, die ihm für eine» wei-
teren Aufenthalt in Norwegen auserlegte Be-
dingung, sich nicht mehr politisch zu betätigeu, an-
zunchme». Die beiden Selretäre Trotzkis werdeu
aus dem norwegischen Staatsgebiet ausgewiesen.

In der Trotzki-Angelegenhert hat das zur
Stellungnahme aufgesorderte norwegische Zentral-
patzkontor dem Iustizminister berichtet, datz seiner
Ansicht nack Trotzki die Bedingung, unter der ihm
seinerzeit die Äufenthaltsgenehmigung in Nor-
wegen erteilt worden sei, nicht innegehalten,
sondern stch politisch betätigt habe. Diese politische
Vetätigung wird vor allem darin erblickt, datz
Trotzki in Zeitungsartikeln die bolschewistisch-revo-
lutionäre Bewegung in Frankreich fortgesetzt auf-
gefordert habe, in Frankreich eine Sowjetrupublik
zu errichten.

Obwohl mit dieser Feststellung einer amtlichen
norwegischen Stelle der Aufenthaltsgenehmigung
Trotzkis der Boden entzogen sein sollte,. hat stch
die norwegische Reigerung einstweilen nicht ent-
schlietzen können, die noch bis zum 18. Dezember
Liejes Sahres laufenüe Auseuthaltsgenehmigung

zurückzuziehen und Trotzki zum Verlasien des Lan-
des anfzufordern, sondern sich mit seiner Jnter-
nierung begnügt.

Konflikt zwkschen
Stalin und Lenins Witwe

Moskau, 28. August

Jn Moskau sind Eerüchte verbreitet, datz zwi-
schen Stalin und der Witwe Lenins, Krupskaja,
ein ernster Konflikt ausgebrochen sei. Die Krup-
skaja, auf deren Fürsprache bei Stalin im Januar
1935 Sinowjew, Kamenew, die der „moralischen
Schuld an der Ermordung Kyrows" angeklagt
waren, nur zu einer Gefängnisstrafe und Ver-
bannungsstrase vernrteilt wurden, habe heftige
Kritik an dem Todesurteil gegen Sinowjew und
Kamenew, die zu den engsten Mitarbeitern Lenins
gehörten, geübt. Darauf soll es nach einer Lesart
zu einer hitzigen Aussprache zwischen ihr und Sta-
lin gekommen sein, in deren Verlauf Stalin der
Witwc Lenins schärfstens untersagt hat, stch in die
politischen Angelegenheiten seines Regimes einzu-
Mischen.

Nach einer anderen Lesart hat Stalin es Lber-
haupt abgelehnt, Lie Krupskaja zu empfangen,
worauf sie eine Beschwerde an die Parteileitung
gerichtet habe. Es wird mitgeteilt, datz der Witwe
Lenins die Verhaftung und die Berbannung aus
Moslau drohe.

Kmsrltzn» Krlsssmlnlvter f-,

KrloASmlnistor «. oosrn «sr vin 8odn cksut-
solior Llnntsnckvrer. 8oln« VvrksNron «tammen sus
lVostckoutsvdlanck, nu« »nussn ISorlrk klellon).

Lcver! ^klüelöktkktt

Oie /Reinigungsaktion^

Von Franz Vretz

Für den mit den sowjetrussischen VerhLltnisien
und Eepflogenheiten Vertrauten stand es oon
vornherein fest, datz der Prozeh gegen Sinowjew,
Kamenew und die übrigen „prominenten Vor-
kämpfer des Weltproletariats und Weltbolsche-
wismus", den Anfang einer neuen, grotz angeleqten
„Reinigungsaktion" bilden würde. Diese Auffas-
sung wird nun bestätigt durch eine Reihe von
Meldungen, die von umfangrerchen Verhaftungen
sowohl in Sowjetruhland als auch auf ausländi-
schen Posten der Sowjetunion berichten. Es war
ein wxderliches Schauspiel, das der Moskauer
Schauprozeh der Weltöffcntlichkeit bot. Er hat
das Urteil, das über das Sowjetsystem vor de»
Weltgeschichte bereits gefällt ist, nicht milderq,
sondern nur noch unterstreichen können. Vor eini«
gen Tagen haben wir bereits den Prozetz und seine
Hintergriinde genügend beleuchtet.

Aber alle Mahnahmen des roten Diktators im
Kreml können trotzdem nicht verhindern, datz die
Unzufriedenen, die nickt nur bei den Bauern
nnd Arbeitern, sondern ictzt auch aerade in Mi-
litärkreisen zu sinden sind, sich gegen Sta-
lins „Linie" wenden, der seit dem Zahre 1924 nach
Lenins Tod entgegen desien Wunsch durch rück-
sichtslose Unterdrückung jeder Opposition Allein-
herrscher in der russischen Jnnenpolitik geblieben
ist. Im Augenblick ist die EPU mit der Vorberei-
tung weiterer Ablenkungsmanöver beschäftigt, und
hierzu das notwendige Material zu bekommen,
sind in Rutzland alle Voraussetzungen gegeben.

Wer auch nur im Rufe steht, irgendwann und
irgendwo einmal mit einer Eruppe konspiriert zu
haben, die gegen Stalin arbeitete, dem wird ohne
Umstände der Prozetz gemacht werden. Das typi-
sche Beispiel dafür ist der Fall des sowjetrusstscken
Militärattachös in London, Putna. Sollten stch
die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, nämlich einmal
zu den „Trotzkisten" gehört zu haben, bestätigen. ?o
dürfte auch sein Schicksal besiegelt sein. Einer
mitztraut eben dem andern, und ganz besonders
Stalins Mitztrauen ist augenblicklich so grotz, datz
er nur in fester Abgeschlossenheit hinter Hoch-
Ipannungsdrähten, unter Bewachung schwerbewaff-
neter Leibgaroen und von Panzerwagen umgeben
vom Kreml ans die Zügel der Regierung führt.

Manch einer wird von der Reinigungsmaschinerie

erfatzt, der tags zuvor nicht im Traum darau ge»
 
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