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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#1335

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Nolksgemeinschast

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^ D->^ HerauSgeber: Derlag DolkSgemeinfchaft S.m.b.H.. Hetdelberg, Hanptstr I2S/12S. Sammek»
^°che»» > ^christleitung: Brunnengaffe 20/24. Fernrnf 3740. Die .DolkSgemeinfchaft' erscheint 7 mal
Ntlich und kostet monatlich 1.70 RM. bei Trägeritustellung 3l> Pig . bei Poftzuitellung 42 Pfg. mehr

Jst dte Zeitung am Erscheinen <auch dnrch höhere Sewalt) verhindert. besteht kein Anfpruch aui Ent-
schädtgung. Abbestestungen müssen bis IpLlestenS 2S d. M. fnr den solgenden Monat direkt beim Derlag
eiugereicht werden. AuSschlietzlicher Eerichlsstand Heidelberg. Anzeigenpretse laut auftiegendem Taris.

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Die Abwertungsregierung

muß fich rechtfertigen

Gitzurrg der französischen Kammer — O»e Opposition
erzwingt Iugestän-niffe

Parls, 28. September

hko ^ Kammer trat am Montag um 9 llhr zu
^ autzerordentlichen Sitzung zusammen. Nach-
l»ng F.inanzminister Auriol die Währungsvor-
E ^ingebracht hatte, wurde die Sitzung auf 10
Ä-k vertagt, da nach der Eeschäftsordnung die
p??Iprache über dieses Eesetz erst eine Stunde
ieiner Einbringung beginnen kann. Während
z,, .^itzungspause, die sich länger hinzog als vor-
»»löen, trat der Finanzausschutz zusammen, um
1»^ LEwisse Abänderungen an der Währungsvor-
vorzunehmen. Elei'chzeitig fand eine Sitzung
'"Nkmunistischen Kammerfraktion und der
^alsozialistischen Kammergruppe statt.

^rpft i den Radikalsozialisten entwickelten sich
Meinungsverschiedenheiten über die als
t°^köleich für die Abwertung vorgesehene glei-
Lohn kala. Die Fraktion stimmte zunächst
Vo? Erund atz der Frankenabwertung sowie dem
enen Hundertsatz zu.

r», ^le Kammersitzung wurde erst um 11.20 Uhr
Lx^drausgenommen. Zunächst erstattete der Haupt-
stz.j ^lerstatter des Finanzausschusses. der Radikal-
tzMifst Schmitt, ein mündliches Eutachten
die Entwertungsvorlage. Schmitt, der von
ais »^ken mit Beifall begrützt wurde, weil er
irft, ^lnhänger der Abwertung bekannt ist, ver-
ljMgte gewissermatzen die Regierung vor dem
tzx.^urf, datz sie dcn Franken trotz wiederholter
^bteiliger Erklärungen abgewertet habe.

Kammer trat dann in die Aussprache ein.
d?v Abgeordnete der Mitte Colombe stellte
^»' Antrag, die Abwertungsvorlage von der
v,,8esordnung abzusetzen. Er griff dabei die Re-
U>ng äutzerst scharf an.

kxMolombe beschuldigte die Regierung, den Fran-
Ny' 30 v. H. „sozialisiert" zn haben. Der Fi-
d^Minister habe Poincarä vorgeworien. dah er
hyz öls den Franken aus 20 Centimes herabgesetzt
ei selbst bringe ihn aber auf 13 Centimes
h»Mter, und dies mitten im Frieden! Poincar6
bxz?,w«nigstens den Krieg bezahlt: Vincent-Auriol
sjj^ule nur die Fehler seiner Regierung. Die Aus-
!»»,Uug»n Colombes lösten zeitweilig im Sitzungs-
»uarken Lärm aus.

Kammerausschutz und die Regierung mütz-
tz» unschlietzend ihren ganzen Einfluß geltend ma-
Hs:,' um die Abgeordneten davon abzuhalten, eine
/tugspause zu machen.

Se^urauf bestieg der bekannte rechtsgerichtete Ab-
»jxtmiete Marin die Tribüne. Er bezeichnete
Az -uegierungsvorlage als Jmprovisation. Der
bx"?tlnnt des Eesetzes sei nichl sorgfältig ausgear-
Ütz'^t: nran müsse wenigstens einen vernünstigen
gx» tlaut herstellen! Die Regierung habe im übri-
tzx' öar nicht das Anseben, um die Abwertung des
bjMken erfolgreich durchzuführen Die Annahme
>»»^ Vorlage würde einen allgemeinen Zusam-
tz^uruch einleiten. Jnsbesondere bezweifelte der
^^ordnete den Wert der gemeinsamen franzö-

sisch-englisch-amerikanischen Erklärung. Marin be-
antragte, die Regierungsvorlage an den Finanz-
ausschutz zur Ueberprüfung zurückzuweisen.

Der Antrag Marin wurde mit 365 gegen 248
Stimmen abgelehnt.

Jn der französtschen Kammer ergriff zu Veginn
der Nachmittagssitzung der ehemalige Finanzmini-
ster und radikalsozialistische Abgeordnete
Vonnet das Wort. Er legte den Standpunkt
seiner Partei dar. die trotz einiger Vorbehalte
für die Regierungsvorlage stimmen wird. Bonnet
unterstrich aber die schwerwiegenden Bedenken sei-
ner Partei gegen die Abwertung. wobei sr der
Regierung unter anderem vorwars. datz ste gegen
die wiederholten Nichtabwertungserklärungen ge-
handelt habe. Die gemeinsame englisch-französtsch-
amerikanüche Erklärung enthalte keine rechtlichen
Stabilisterungsverpflichtungen der Engländer und
Amerikaner.(i) Besondere Bedenken äutzerte Bon-
net gegenüber der geplanten L o h n s k a l a. mit der
die Regierung eingestehe, datz sie eine Preissteige.
rung erwarte. Diese Preissteigerung bedeute aber
den Mitzerfolg der Währungsmatznahmen.

Verzichl auf die »gleilende Lobnskala^

Angesichts des Widerstandes der Radikalsoziali-
sten hat der französische Ministerpräsident auf die
gleitende Lohnskala verzichtet. umda-
für Vollmachten fllr di« Bekämpsung der Preisstei-
gerung zu verlangen.

- » / ^

Lvmdol rlss ckeutsobon WIrt»ob»kts»ukstI»8:s- Nsr ^liftcsr betäftrt »l» Lrstsr iten 1000. Kllometer cker

kreivftsautodaftn Scherl-BilLerölenlt

Diesem Veschlutz hat L6on Blum im Verlaufe
der Aussprache mit der sogenannten Linksabord-
nung, den Vertretern aller Parteien. die in der
Volksfront zusammengeschlossen stnd. gefatzt. Die
marristische Arbeitergewerkschast. der der Vorschlag
unterbreitet wurde. hat inzwischen zugestimmt, so
datz der Ministerprästdent ihn nunmehr endgiiltig
in der Kammer einbringen kann. Durch diese Ab-
änderung der ursprünglichen Abstchten der Regte-
rung wird einer der Hauvtwiderstände ausgeschal-
schaltet, der seitens der Radikalsozialisten bestand.

Oen Helden vom Alcazar

Glückwünfche der parlei — Oie Befreiung von Toledo

München. 28. September

Der Stellvertreter des Fllhrers, Rudols Heb,
hat namens der Partei an die Helden des Alcazar
nnd ibre Befreier solgendes Telegramm gesandt:
„Die Nationalsozialistische Partei Dentschlands sen-
det den Selden des Alcazar «nd ihren Befreieru
die herzlichsten Glückwllnkche. Rndolf Hetz."

Eeneral Queipo de Llano hat Sonntagnacht
in seiner Rundsunkansprache über den Sender Se-
villa die Einnahme von Toledo amtlich bestätigt.
Er fügte hinzu. datz die Begeisterung über die Hel-
den vom Alcazar und ihre Vefreiung allgemein sei.
Aus Svanien und aus der ganzen Welt seien be-
reits zahlreiche Freudenkundgebungen eingetrosfen.
Die Verteidigung des Alcazars von Toledo werde
ewig in der Eeschichte Spaniens sortleben als eine
Tat, die sich würdig an die grötzten Heldentaten

Der Chef -er GPLt amtsenihoben

^goda und Rykow kallgestellt

Moskau, 27. September

, Arntlich wird eine Berordnung des Prästdinms
»^, Zentralen Bollzugsausschnsses bekanntgegeben,
der der bisherige Leiter im Znnenkommissa-
der vormaligen EPU, Zagoda, sowie der
»^kommissar sür Post und Telegraphie, R y -
ii^l ihrer Aemter entsetzt worden. Jagoda wird
^,«telle von Rqkow zum Volkskommissar sllr
M Und Telegraphie bestimmt, während an sei-
Stelle zum Znnenkommissar und Chef der
dsr bisherige Parteisekretär Zeschow er-

D

wird.


neue EPU-Chef und Jnnenkommissar
Mw ist als einer der nächsten und engsten
'urbeiter Stalins bekannt. Aus Arbeiterkrei-
hervorgegangen, war er bereits 1929 stellver-

tretender Landwirtschaftskommissar und wurde
anschlietzend zum Llitglied des Zentralen Voll-
zugsausschusses und sodann zum Vorsttzenden des
Parteikontrollausschusses ernannt. Er gehört dem
Polit-Büro sowie sämtlichen führenden Jnstanzen
der Partei und des Staates an und genieht den
Ruf, ein rücksichtsloser Versechter der Stalinschen
politischen Linie zu sein.^

Der Wechsel im sowjetrussischen Innenkommis-
sariat wirft ein grelles Licht aus die gegenwärtig
vor sich gehende tiefgreifende Umschichtung in
Partei und Staat der Sowjetunion. Die Ernen-
nung des bisher allmächtigen Chefs der EPU,
Jagoda, zum Postkommissar, die praktisch eine
Kaltstellung bedeutet, kann in ihrer Bedeutung
gar nicht hoch genug eingeschätzt werde».

vergangener Jahrhunderte anreihe. Anlätzlich der
Vefreiung Toledos fanden am Sonntagabend in
Sevilla allenthalben begeisterte Kundgebungen
statt.

Die Svitze der nationalen Streitkräfte erschien
am Sonntagmittag vor der Stadt. Der Komman-
dant Muzzim überstieg als erster mit etwa 20
Mann den Mauerring. Um 13.30 Uhr war nach
heftigen Straßenkämpfen die Stadtmitte erreicht.

Als die im Mcazar eingeschlostenen Kadetten
das Herannahen ihrer Befreier bemerkten. machten
sie einen Ausfall. Die Herstellung der Verbindung
zwischen den Truppen Francos und den Kadetten
löste einen Freudentaumel aus Die Uniformen
zerristen, die Eesichter hoblwangig, so kamen die
tapferen Verteidiger des Alcazar aus den Trüm-
mern der Festung. Sogar die Verwundeten schlepp-
ten stch ins Freie und riefen ohne Unterlatz: „Es
lebe Svanien!" Die ebenfalls aus den Eewölben
befreiten Frauen knieten nieder, bekreuzigten stch
und weinten vor Freude.

Jn einem verzweifelten Versuch. den Wider-
stand der Alcazar-Besatzung noch vor der Enlsetzung
durch die Kolonnen Francos niederzuzwingen.
führten die Regierungsmilizen in dem Ruinenfeld
der Festung neue grotze Svrengungen durch und
zündeten anschlietzend riestge Petroleummengen an.
die vorher in die noch stebengebliebenen Räume
der Westfastade hineingepumvt worden waren. Ehe
die fünf Tonnen Dynamit, die in den Bohrlöchern
untergebracht worden waren, aus elektrischem Wege
entzündet wurden, waren alle Regierungsstreit-
kräfte aus dem Eefahrenbezirk zurllckgezogen wor-
den. Die Explosionen waren von ungeheurer Ge-
walt.

Auch die nun folgende Entzündung der Petro-
leummassen zeitigte wenig Erfolg. Während tief-
ichwarze Rauchwolken über dem Alcazar empor-
stiegen, und sich vom Winde getrieben Lber das
umliegende Eelände hinwegwälzten. erwachte das
Abwehrfeuer der Verteidiger aus allen von ihnen
gehaltenen Teilen des Trümmerfeldes zu neuer
Heftigkeit.

Nach der

Franken-Abwertung

(Drahtbericht unserer Berliner
Schriftleitung.)

Das grotze französtsche Währungsmanöver zei-
tigt seine ersten Folgen. Es ist im gegenwärtigen
Augenblick nicht uninteressant, sich zu vergegen-
wärtigen, dah die Abwertung des Franken ver-
bunden worden ist mit der sogenannten Wäh-
rungsentente zwischen Paris, London und
Washington. Sie war gewissermatzen das ideelle
Aushängeschild, das der Pariser Volksfrontregie-
rung auch nach autzen hin ein zugkräftiges Schlag-
wort zur Verfügung stellen sollte: Alles geschieht
ja nur, um die Weltwirtschaft in Gang zu brin-
gen und um der weltwirtschaftlichen Depression
den endgültigen Earaus zu machen!

Nun hat das Vild, das sich 48 Stunden nach
der französischen Abwertung ergibt, noch so gar
nichts gemein mit diesen ideellen Zielen der neuen

IllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllMIIIIIIIIIIIIIIIIlllllllMIIIIIIIIIIIIMIIIIMIIIMIIIIIIIIMIIIMMIMMIU

Keine Aenderung der deutschen
Währungspolitik

Berlin. 28. September

Der Zentralausschutz der Reichsbank ist auf Mitt«
woch, den 30. Sevtember 1836. 16 Uhr, ainberusen,
um eine Erklärung des ReichsbankprästLenten Lber
die deutsche Auffastung zur Währungslage entge-
genzunehmen. Eine Aenderung der deatschen Wäh-
rungspolitik steht nicht i» Frage.

MlllllMIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllMMMMMMMMIIIMMIIIII

grotzen Währungsaktion. Jnnerpolitisch geht
Frankreich zweifellos durch das Währungsmanöver

— das die drohende akute Krise überbrücken sollte

— einer neuen Krise entgegen. Jn Paris hat
unter dem Eindruck der Beschlüsse der Regierung
der grotze Run in die Sachwerte eingesetzt. Eine
Erscheinung, die zweifellos absolut zwangsläufig
ist, die aber letzten Endes mit einigen Regierungs-
dekreten nicht auszurotten ist. Schon bei der
Kapitalflucht aus Frankreich, die eine starke An-
regung zweifellos in den schwierigen innerpoli-
tischen und sozialen Verhältnissen erhielt, zeigte
es sich, dah das Vertrauen die erste Voraussetzung
für die Wirksamkeit jeder einschneidenden Regie-
rungsmatznahme ist. Bekanntlich hat das Kabinett
Blum alles versucht, die Kapitalflucht einzudäm-
men. Mit dem entgegengesetzten Erfolg!

Und so mutzte wahrscheinlich zwangsläufig det
25. September kommen, womit aber keineswegs->
wie auch die jetzigen Ereignisse beweisen — daS
fehlende Vertrauen selbst aufgewertet ist! Der
Run in die Eachwerte ist vorläufig di<
erste Auswirkung dieser an stch logischsten Tat«
 
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