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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0899

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»trlag wld Her-u?s°««i S-rl-g BoMg-m-insch-st ».m.».H.,Herderb«g. H-uptstr. I2S/I28. L-mmek«,
?tr. 3225. LchriftleitWlg: Brlranengafie 20/24. g-rurns 3740. Dt- .VollSgemeutschast- erscheint 7 rnat
tnöchentlich nnd l-it-t monatlich 1.70 RM . bei TrLgerzustellung 30 Psg.. bei Dosrzustellung 42 Psg. mehr.

Ast die Aeitung -m Srfcheinen f-uch dnrch höhere »ew-lt) v->,lildert. besteht kei» stnspruch aus Snt-
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Oeutsche Botschast verläßi Madnd

Oie roie Regierrrng verweigeri ausreichendsn Schuh

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Berlin, 31. August.

Amtlich wird mitgeteilt: Nachdem die An-
zehörrges der deutschen Kolonie in Madrid,
dsre» Sicherheit durch dic Entwicklung dcr dor-
tigen Zustände auf das schwerste bedroht war,
tvährend der letzten Wochen nach der Heimat
zurückbefötdert worden sind, ist nunmchr auch
die deutsche Bötschast von Madrid verlcgt und
bis auf weiteres in der Küstcnstadt Ali-
eante eingerichtet worden. Tiesc Matznahme
hat sich als notwendig erwiesen, da die Madri-
dxr Regierung trotz wiederholter dringender
Borstellungen des dcütschen Gcschäftsträgcrs

London. 81. August

Zn einem Berickit der „Times" aus Valencia
beibt es unter anderem. die ivanikLe Tragödie
Mhere lich »hrem Höbeounkt. Eine grohe Anzabl
der MiMonea zablenden Benölkernng der spani-
kchen Hauvtstadt kei von Tag zu Tag der Enade der
Ereignüke überlassen. Sollte es den Generalen der
Nationalisten möglich werde», die Fronten in Rich-
tung aus Madrid zu durchbreche», so würden die
Marxisteu bei den ersten Anzeichen der Annäbernng
der Nationalisten in Madrid eine furchtbare
Schlächterei beginnen. Inzwischen herrsche in
Madrid schon ein Blutterror ohneglcichen. Dazu sei
eine Erläuterung notwendig.

Zunächst sei da in Madrid der gewöhnliche Ee-
richtshos an der Arbeit. aus Erund dessen bis jetzt
aber nur zwei Menschenleben verwirkt worden
seien, das des Generals Fanjul und das des
Obersten Fernandez Quintana. Aber darüber
binaus gebe es auch noch das Tribunal der
Volksfront. das in dem „Klub der Schönen
Künste" sitze. Hier kandele es sich um eine Art
böchsten Volksgerichtshofs. in dem Vertreter aller
Parteien iitzen. aus denen üch die Volksfront zu-
kamensetzt. eingeschlossen die Eewerkschaften. die
Kommunisten. Anarchisten, die Sondikalisten und
Sozialiiten und darüber hinaus die anderen voli-
tischen Parteien. Dieses Tribunal bätte ieine eige-
Nen Richter. Anwälte. eigene Polizei und eigene
Scharfrichter. Es wahre manchmal seine Form.
wenn auch notwendigerweise in aller Eile. Manch-
tstal komme es sogar vor. datz Angeklagte wieder
«reigelassen würden.

Keineswegs iei es aber io, datz alle Personen,
vie oon den Marxisten verhastet worden sind. den
-^Klub der Schönen Künste" überbauvt erreichen.
Viele der Verbafteten würden zu den örtlichen
Äauptauartieren der Eewerkichaften geführt. Wenn
bas „Beweismaterial" gegen sie als Faschisten oder
Feinde der arbeitenden Klasse als ausreichend be-
trachtet werde. ersolge die Aburteilung in Form
?lner „llebersübrung" nach einem geeigneten Platz.
Viele Plätze in der näberen Umgegend Madrids
vätten in dieier Verbindung einen düsteren Ruf
vekommen.

Früben Svaziergängern im Weitpark dcr Stadi
biete sich ein grauenbaster Anblick. Leute. dic den
Manzanares entlang gehen, iiiben in seinem Wak-
ier erstarrte Körper heruntertreiben: andere wie-
^er sähcn Leichen und Halbtote im hellen Tages-
"cht. die ans oorbeisahrenden Wagen geworien
tviirden. Die Wände der meisten Kirchhöfc ieien
"lit Blut beivritzt. Beamte oon Krankenhäuiern
v»d Altersheimen in Madrider Autzenbezirken bät-
:^n Veschwerde beim Ministerium cingereicht, doh
svre Kranken nickit schlaien könnten wegen der
Tckireie derjenigen, die hingerichtet würden. So
vehc es Nacht für Nacht und Tag für Tag.

Das Blatt gibt dann einige Veispiele: „Da
vlar Don Perez de Euzman, ein Edelmann oon
vohem Ruf. Er war eine gewichtige Persönlichkeit
vvi Eerichtshof und hatte keinen Erund, sich sei-
aer richterlichen Handlungen zu schämen. Dcswe-
«eir blieb er in Madrid. Als die E"werkschaften
^Nsinaen, die Paläste des Adels zu stürmen und
el plündern, zog er in ern Hotel in der Jnnen-
sstdt. Von dort wurde der kranke M Jährige von
^inem Arzt und seiner Frau fortgeriffen. SM

der Botschaft ausrerchendeu Schutz
versagt hat.

ck

Dieser Beschlutz der deutschen diplomatischen
Vertretung in Madrid zeigt, wie weit die Zu-
stände in Madrid schon gediehen sind. Er wirst
auch zugleich die Frage auf, ob eine Regierung,
die nicht nur aus Unfähigkeit, sondern b ö s -
willig fremden Diplomaten den üblichen
Schutz versagt, noch Anspruch auf internatio-
nale Anerkennung erheben kann. Die Ver-
sagung des Schutzes ist eine krasse Vcrletzung
der Exterritorialität der Botschaftsgebäude und
der diplomatischen JmMunität der deutscheN
Vertreter. Aber den moskowitischen Gewalt-
habern in Madrid scheint es auf einige Rechts-
brüche mehr oder weniger nicht anzukommen.

zerschundener Körper wurde 38 Stunden spätcr
im Leichenhaus identifiziert.

Dan» ist aufzuzählen Don Ramon de Mada-
riaga, ein Ratsherr von Madrid und Mitglied der
Koalition der Rechtsparteien, der in seinem Haus
am 13. Augnst von Polizei und Miliz verhaftet
wurde. Am nächsten Morgen wurde seine Kra-
watte. und seine Manschettey dem Pförtner seines
Hauses zurückgebracht. Daraushin eilte ein Ver-
wandter zum Leichenhaus und identifizierte die
Leiche. Sie war halb nackt und ohne
Fütze. Stratzenkehrer hatten den Körper am frü-
hen Morgen in der Nähe des „Klubs der schönen

Bochum, 31. August

Auf der zur Vcrgbau-AG. Lothringen gehören-
den Zeche „Vereiuigte Präsident" ereignete sich am
Montagmittag eine Schlagwetterexplosion im Flöz
„Dicke Vank" aus dcr 9. Sohlc.

Der amtliche Vericht teilt mit, datz das Un-
gliick bisher 20 Todesopfcr gcfordert hat. Drei
Mann werden noch vermiht: mit ihrcm Tode mutz
gerechnet werden.

29 Vergleute wurden verleht: drei von ihnen
sind im „Bergmannsheil" i» Vochum bcreits ver-

Künste" aufgesunden. Dorthin war der Körper ge-
worfen worden, damit alle ihn sehen sollten. Än
ihm war ein Zettel mit der Inschrift hefestigt:
„Ramon de Madariaga um 1.30 Uhr vormittags
hingerichtet."

Am Sountag, den 16. August, wurde der Gene-
ral Lopez O ch oa, ein hervorragender Offizier,
der sich in Marokko mehrmals ausgezeichnet hatte,
vom Militärhojpital durch eine Menge von Miliz-
soldaten und Zivilisten abgeholt und auf einem
nahe Helegenen Felde erschossen. Am 16. August
wurden zwei Korper mitten auf der Hauptstratze
gefunden, der eines 22jährigen Mädchens und eines
jungen Mannes, die auf der schwarzen Liste der
Roten gestauden hätten. Täglich kann man das
Krachen von Salven aus den Eefängnissen hören.
Die Eefängnisse sind von zahlreichen Milizsoldaten
umgeben, die drautzen Ordnung halten sollen.

Jn einer der letzten Nächte begab sich ein selt-
samer Zug zur britischen Eesandtschaft. Es waren
einige Leute, die den Eeschäftsträger sprechen woll-
ten. Sie wurdeu zugelasien. Diese Leute waren
Republikaner und Sozialisten, die den britischen
Votschafter, eine amtliche Persönlichkeit, die noch
bei den meisten Spaniern in hohem Rufe steht, bit-
ten wollten, aus Gründen der Menschlichkeit wegen
des Hinmordens von Gefangenen zu intervenieren.
Der brittsche Geschäftsträger Ogilvie-Forbes über-
nahm dann eine höchst verantwortliche, aber unter
diesen Umständen menschlich nicht vermejdbare
Handlung und begab sich zum Ministerpräsidenten
und Autzenminister, von denen er unverzüglich
empfangen wnrde. Was fich in der Unterredung,
die zwischen ihnen dann stattfapd, abgespielt hat,
wird sicher einmal eine interesiante Seite der Ee-
schichte aussüllen. Es ist darüber nichts bekannt
geworden. aber die Ereignisse werden bald zeigen,
ob die Regierung eine rasch abwärtsgehende Ent-
wicklung aufhalten kann oder ob sie dazu unfähig
ist. Die kommende Woche mag kritisch werden."

schieden. Eine Erhöhung der Eesamtzahl der Opser
ist nicht zu erwarten.

Die Bergungsarbeiten gehen nur langsam von-
statten, da die von der Explosion betroffene Strecke
teilweise zu Bruch gegangen ist.

Die Bergbehörde hat unter Leitung von Berg-
hauptmann Polster und unter Beteiligung von
Vertretern der Reichsbetriebsgemeinschaft Bergbau
und des Leiters der Erubenrettungsstelle in Essen
die Unglücksstelle befahrcn. Ueber die Zündungs-
ursache des Schlagwetters lätzt sich vor Beendigung
der sofort aufgenommenen Aufräumungsarbeiten
noch nichts feststellen.

»m 2. 8eptember i»iirck Veneralleutnant a. r>. kxr.

^rsltierr Vslear von V/stter 7ä ckstire alt.

Oer Fall Tilulestu

Das Ercignis des Tages ist die plötzliche Aus-
bootung Titulescus, die für ihn selbjt äm
Lberrascheildsten gekommen zu sein scheint. da er
sich zurzeit in Südfrankreich anfbält und. nach
einigen Erklärungen französtschen Journalisten B-
genüber, auf die Lberstürzte rumänische Kabinetts«
umbildung völlig unvorbercitet war.

Für die rumänische Jnnenpolitik ergikt sich da-
mit zweifellos ein gewisser „Präzedenzfall": Schon
nahezu 10 Jahre gehörte es beinahe znm eisernen
Vestand der rumänischen Jnnenpolitik, datz inan
ohne „ihn", das heitzt ohne Herrn Titulescu, ein-
sach nicht auskomen könne. Nun hat es sich von
heute auf morgen ergeben, datz man nicht nur ohnc
ihn auskommen kann, sondern sogar wahrscheinlich
ohne ihn auskommen will und mutz. Schon scit
einiger Zeit war es kein Eeheimnis mehr, datz sich
die Angriffe der rumänischen Rechtsopposition. die
in der letzten Zeit eine bedrohliche Schlagkräft er-
halten zu haben schienen, in immer stärkerem
Matze gegen die Person des Ex-Autzenministers
richteten. Jhm mutzte mit Fug und Recht die Vor-
bereitung des rumänisch-sowjetrussischen Bündnis-
ses und damit nach der Ansicht der rumänischen
Rechtsopposition der Ausverkanf Rumäniens und
der rnmänischen Selbständigkeit und Sicherheit an
den Weltbolschewismus vargeworfen werden.

Wie sehr sich diese Entwicklung in diesem Zu-
sammenhange ganz unter antzenpolitischen Eesichts-
punkten — obgleich sie ein Eebiet der Autzenpoli-
tik betraf! — zugespitzt hatte, ging schon daraus
heroor, datz man in offiziellen rnmänischen Krei-
sen allergrötzten Wert darauf legte, datz Herr Ti-
tulescu nicht — wenigstens nicht im neutralen
Auslande — als der Einpeitscher eines sowjet-
russischen Bündnisses im Dienste Frankreichs an-
aesehen wurde. Die innerpolitische Entwicklung
Rumäniens scheint aber in dieser Frage eine voll-
kommen eindeutige Linie eingehaltcn zu haben.
Die Opposition ist immer mehr gegen die völltg
abhängige Politik des frankophilen und russophi-
len „ständigen" Autzenministers Sturm gelausen.
Der Belagerungszustand, der noch immer über
grotze Teile Rumäniens verhängt ist, und der
jchon zu einem Dauerzustand geworden ist, und der
es trotzdem nicht hat verhindern können, datz sich
die Zahl dex Attentate gegen Regierungsanhänger
gerade in den letzten Monaten erheblich gemehrt
hat, mutzte letzten Endes eine Summierung von
Krisenerscheinungen hervorrufen. die so oder so
eine Lösung erfordern. Sie ist jetzt erfolgt und
man wird abwarten müssen, rn welcher Weise ste
sich auswirken wird.

Offenbar schernt nach der nenen Kabrirettslisie
der Versuch einer Fühluirgrrahme nach rechts nn-
ternommen zu werden, da der bisherige rumänischc
Jnnenminister Inculetz, dessen Sympathien gegen-
Lber den rumänischen Rechtskreisen bekannt sind, im
neuen Kabinett den Posten des stellvertretcnden
Minrsterpräsidenten einnimmt. Inculetz galt bis-
her schon in der alten Regierung als der Antr-
pode Titnlescus, der neben seiner autzerpolitrschen
Hörigkeit Frankreich gegenüber zweifellos rn der
letzten Zeit auch bestrebt war, das Mnster der
französischen Volksfrontregierung womöglrch in Ru-
mänien zusammen mit dem Abschlutz cines Mili-
tärvertrages mit Moskau zu importieren.

Man darf also auf Grund dieser Tatsachen an-
pehMN, datz zriMndest xin Nnnäherung an Nechtr

vor füiirsr desioiitlst clio nsuen «»artoitaLbsuten, DotoZ: SKerl

Oie roie Gchreckensherrschast

^.Times' berichtet furchtbare Einzelheiten über die marxistischen Greueltaten

Gchkagwetterexplofion in Bochum

20 Bergleute ums Leben gekommen
 
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