Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9507#2223

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ilkioklvkllvkli

Dtrkag «nl> HerauSgeb«,! verlag volk?gemrtnlchaft tzeidewer» Hauvtstr «ammel»

«r ZW. echriMeilung! «runnengaffe «/2«, zcrnrus 3740 Die .volwgemeinlchait' -rlcheini 7 mat
»>°<i>-ntlich und kostei monatlich l.70 RM.. bei rrägeriustellung zo vlg.. bei Pvsr»us»«llung 42 Blg. meh».

"SS

Vst dt» steitung «m «rlcheine, (auch dnrch HSber, «amaly oe^mder». bestebt ket, «uldruch «ul «nt»

sthädigung »lbbestellungen müisen bi» IpSleften» 25 d. M. sür den lolgenden Monat direki betm Verlag
aingereichl werden. «ulichltebücher Lerichtdstand cheidelderg. UngeigiupreUe l«M »ufliegeudem rarii,

lllvmg. Ü8N 3ll. klMMkp lllllll

i»lN!likll88 Vkl'liWigunglllilsll llll' 8llllll8 llnll KklNkinllk Sklllll'llkn

fl'klllkl'llgul 10 klg.' 8. dlsllpgsng' Np. 333

Oer Neichskuliursenat tagle

Grundlegende Aussührungen Or. Goebbels' und Berndis

Berlin, 29. November

Nach der drittcn Jahrestagung der Reichskulturkammer trat am Samstag der
Reichskultursrnat, dcr nach crncm Wort scines Präsidrntcn, Reichsminister Dr. Goeb-
bcls, „der Repräscntant des zeitgenössischcn Kunst- und Kulturgewisscns der Nation ist",
im Thronsaal dcs Reichsvropagandaministeriums zu srincr drittcn Arbcitstagung zu-
sammen, aus der Dr. Goebbels und Ministerialrat Berndt grundlegcnde Aus-
führungcn machten.

Kunsidiener, nicht Kunsin'chter!

waren Männer von großer Vedeutung an-1 Berufene Kritiker

belnnnle Dichler, Dcainariter, Echauspieler, j Autb Äerder lüblte elne Vervtlichtuna
r""endanten, Musiker, ^omponisten, Male^ Bild- ^erpsiikyiung

Regisseure, Journalisten di« fast allr

°Uer.


^-»-»tiieure, Lournaüflen dt« fafl au: gro-
ft,)', «asehen im neuen Reiche yaben. So oersam-
- sich wieder eine Auslese der deutschen Kul
.enden, um über wichtige Fragen des deut
Kulturlebens sich auszusprechen.
i^.btoatssekretär Funk eröffnete die drttte Ar!
„s,. tagung und beschäftigte sich dann mit der
l!iz°astkritik". An Dr. Goebbels gewandt, «r-
^lem „Wir siud davon überzeugt, datz das Pro-
«s ''as Eie gestern mit einem kühnen Eriff, wie
ft^hr« Arj sfl angefatzt haben, den Belangen des
veb'aaalsozialistischen Staates entsprechend beispiel-
licht?° gelöst wird." Er begrützte auf das herz-
^ftfti "^n neuernannten Senator, Generalinten

,'chste

pjA» Staatsrat Dr. Ziegler. Der Staatsschau
Sex E^.lkmil Jannings, der ebensalls aus Anlatz
vo^ ^tten Iahrestagung der Reichskulturkammer
kftfl^^eichsminister Dr. "Goebbels in den Reich»-
»>ft ^>°nat berufen wurde, war durch Krankheit
'-tscheinen verhindert.

^^ister.alrot

sprach Ministerialrat Verndt Lber die
be^'chre und das Wesen der Kunstkritik". Die
vfth^wten folgten dem umfassenden Vortrag, der
umfangreichen Quellenmaterials einen ein-
Äjes.bvollcn Abritz der Entstehung, Eeschichte und
^vikeit ^Kunstkritik bot, mit gespannter Aufmeri

Bcrndt spricht

rij» Eine eingehende Aussprach-e über das behan-

"»Ile

P,

^t. Wie immer im Reichskultursenat, fand

" Iroblem statt, aus der
-unregungen

sich zahlreiche wert-

ergaben.

^ls^A' Derndt wies darauf hin, dah bisher Kritik
ivegxj»""strichtertum gegolten habe und nun der
Me ' „Kritik" auf das zurückgeschraubt werden
i"°r't» ar nach der richtigen Uebersetzung des
? aus dem Griechischen bedeute: nämlich „un-
^ oder „auseinandersetzen", aber nicht

^eideft".

!" und

on der Kunst

Altertum 'st das Schauspiel, die Tragödie,
b gemeinsames Erleben von Dichtern, Dar-

Zuschauern. Eine Kritik hätte sich in
Altertums von selbst verboten, weil
Mstellung zum Theater widersprochen hätte.

. Mitte des vorigen Iahrhunderts wurde das
d°?^. Kritikers, das bis dahin meist die Gro-
de„tschen Dichtung versahen, aus einer B e-
zu einem Beruf, der seinen Mann
Und vs entwickelte sich die Kunstkritik,
Uft^'gentljch Dienst an der Kunst sein sollte, zu
Ivftfl °'genen Kunstform, der das beschriebene
M ' werk nur noch Ausgangspunkt war. Anstatt
^vftst Kritik Dienst an der Kunst ist, wird die
Dienft an der Kritik erniedrigt. Am
Ulhe^ Mesten zeigt stch das schliehlich bei dem jü-
^ritiker Alfred Kerr, der an einer Stelle
!, °Ie'„ b Verdienst mancher besprockenen Schau-
U iifl Anlatz meiner Kritik zu werden." Das
iib^st^gernde jüdische Eeltungsbedürfnis kann
b d>, Len durch nichts schlagewder belegt werden
ü ^ batz.

? s»x en ersten Jahrzehnten der Kunstkritik übten
'kftj°°pferische Kräfte aus, die selbst der Kunst

A-^^sche Kritiken zu lesen, ist auch heute noch
»> 'Zwar bezeichnet schon Les^NA stch

V dob Kunstkritiker, doch in einem anderen Sinne,
".tde -Wort von seinen Epigonen ausgelegt
li-i. "" wenn man seine Kritiken aus jener
!?»> A a. dann spllrt man, mit welcher Liebe, wel-

antwortungsbewutztsein und welcher Sorg-

rr sremde» Schasse» beurteUt».

sowohl

dem Dichter, als auch dem Schauspieler und dem
Publikum gegenüber. Er betrachtete den Kritiker
sozusagen als den Vierten im Bund«. 1774 finden
wir in der „Vosstschen Zeitung" eine Kritik über
Goethes „Eötz von Verlichingen" die wahrschein-
lich von Karl Wilhelm Rammler stammt. Die
„Cottasche Zeitung", von Goethes Derleger heraus-
gegcben, brachte ebenfalls bereits Aufsätze über das
Theater, die als Kritiken angesprochcn werden kön-
nen. Und Goethe hat mehrfach selbst in meiflerhaf-
ter Form Rezensionen geschrieben, in denen er den
Verfasser durch Ratschläge helfend und bessernd zur
Seite stehen wollte. 2n Berlin führte die „Spe-
nersche Zeitung" im Jahre 1802 die ständige Thea-
terklitik ein. 2hr Kritiker Garlieb Merkel kann

wohl als erster Kritiker angefprochen werden, der
das kritische Amt im Hauptberuf betrieb. Heinrich
von Kleist stellte 181ü die Theaterkritik in den Mit
tclpunkt der von ihm gegründeten „Berliner Abenv
blätter". Für ihn war die Kritik nicht nur einc
künstlerische, sockdern auch eine politische Aufgabe,
genau so wie ste in dcr Zeit nach dem Weltkriege
für den Nationalsozialismus zu einer politischen
Aufgabe wurde. Kleist will mit Hilse der Theater,
kriiik zur politifchen Meinungsbildung im staats
ethischen Sinne bewutzt beitrageir.

Zu Kleists Zeiten bäumte stch zum erstenmal
das Theater gegen die Theaterkritik mit allen Mit
teln auf. Iffland führte als Leiter des Berliner
Königlichen Schqufpielhauses einen fanatisö
Kampf gege» die Tyeaterkritik und erreichte schlietz
lich, datz Heinrich von Kleist» Verliner Tyeater-
kritik verboten wurde. Welche Dsdeutung die Thea
terkriiik z« jener Zeit hatte, ma§ daraus zu er-
sehen sein, datz diefes Verbot das Schicksal der „Ver
liner Abendblätter' besiegelte. Iisland führte jchlietz-
lich die Verordnung vom 18. Oktober 1819 herbei
durch die eine tadelnde Kritik eines neuen Schau-
spiels der Königlichen Bühnen in üffentlichen Vlät
tern nrr dann zulässig sei, wenn es entweder in
Verlin dreimal oder wenn es in einem Zeit
raum bon 14 Tagen seit der ersten Aufführung
überall nicht dreimal gegeben worden sei. Jede
politische und persönlich« Bezugnahme in der Krt
tik wurde ebenfalls untersagt.

(Fortsetzung Seite 2 untenj

Giganü'sche Lustrüstungen der Gowjets

^lOOOOO piloten sollen auögebildet werden

Moskau, 29. November

Das unerhörte Ausmatz der sowjetrussischen
Ausrüstung kam auch am Sonntag aus dem Räte-
Kongretz in scnsationeller Weise zum Ausdruck.
Diesmal wurde die gewaltige Entwickluug der
roten Luftwasfe beleuchtet.

Wie der Fliegergeneral Kripin mitteilte,
häbe die sowjeirussische Luftwaffe in den ersten
zehn Monaten des Jahres 1936 im Verhältnis zu
derselben Zeit des Vorjahres einen Zuwachs von
99 v. H. zu oerzeichnen, während dic Erzeugung
von Flugzeugmotoren um 146 v. H. gestiegen sei.
Einzelne Flugzeugfabriken hätten allein in diesem
Zeitraum ihre Produktion um das Dreifache ge-
steigert. Jm ganzen betrage die Vermehrung der

Bestände der Sowjetluftwaffe seit den letzten vier
Jahren 334 v. H. (!) Zu dieser Mitteilung des
lowjetrussischen Eenerals ist zu bemerken, datz die
sowjetische Militärfiiegerei bereits im Iahre
1932 mehrere tausend kampffähige
Flugzeuge zu verzeichnen hatte.

Die Eeschwindigkeit der roten Kampfflugzeuge
betrage heute bereits 459 Stundenkilometer und
werde in kurzer Zeit auf 600 Kilometer gesteigert
werden. Die Zahl der aktiven Piloten würde,
wie Kripin weiter erklärte, in allernächster Zeit
auf 100 000 gebracht werden. Eine einzige Fliegev
schule z. B., in der nur Jungkommunisten ausge-
bildet würden, habe bereits, allein in diesem
Jahre, 8000 Piloten gestellt.

Drltto 1°a8uns Uo« Nolvbskulturssnats.

/tm lüsvl, v. l. n. r.: Nolvliskulturwaltvr Svkmillt-i.oonksi'ckt, Ltaatssokrvtär ssunk,
ve, voobdsts, »sivt»skultur«ult«x «yeullv, »tsils. l»c««svt,o» ü«r NsivtisrsLisrunL,

Nvlvlismlnlstvr
Lsrntii, Kctzerj.

Oie Ml'Hvergnügten

Von Bernbard Eeeger-Kelbe.

Gegen gemein« Derbrecher. Vrandstifter und
Mörder organisterten im Mittelalter die Bewoh-
ner eines Dorses oder einer Stadt gemein-
schastliche Abwebr und gegenseitig«
Hilse. Keinem Vauern wäre es damals ein-
gefallen. zu sagen: „Das geht mich nichts an.
wenn meinem Nachbarn der rote Hahn aufs Dach
gesetzt wird. denn m i r und meinem Hos ist ja
bisher kein Schaden entstanden." Sie alle lebten
in der Eemeinschast und wutzten, datz ste
morgen das gleiche Verbrechen treffen könnte. dem
tags zuvor der Nachbar. sein Hos oder seine Fa-
milie zum Ovier gesallen war. Heute ist es im
Deytschen Reich Sache der Polizei. Ver-
brecher zu bekämvsen und unschädlich zu machen.
aber die gemeinschaftliche Sclbsthilse. die ihre Ar»
beit untrrftützt, wird niemals Ablehnung
sinden.

Die Notwendigkeit gemeinsamer Verbrecher»
bekämpfung ift auch international schon seit
Jahrzehnten anerkannt nnd bewährt. Nur dnrH
sie gelang es den Kulturstaaten der Welt. den
Rauschgistschmusslirn, den MLdchenhändlern, den
Banknotenfälschern und ähnlichen Berbrechern er-
folgreich ihr schmutziges Hanowerk z« legen.

Das deutsch-japanische Abkommen
gegen die Dritte Jnternationale. gegen dte Komin-
tern, vom 25. November 1936 ist gleichsalls nur
ein Abwehr- und Kampsvertrag gegen inter-
nationale Verbrecher. Deutschland und
Javan baben sich zum Kamps gegen diefe gefähr-
lichste Verbrechercliaue des 20. Jahrhnnderts ru-
sammengeschlosfen und haben alle Staaten der
Welt zum Beitritt aufgefordert. weil auch in
diesem Falle die gemeinsame Bekämvsung die
stcherste Eewähr für die Unichädlichmachung der
Verbrecher bietet. Veide Staaten haben ausdrück-
lich betont, datz es stch dabei nicht um ein Ab-
kommen gegen die Sowietunion handelt. son-
dern allein um die Verhinderung der ver»
brecherischen Tätigkeit der Komintern. Dah
diese Verbrecherclique ihren Zentralsitz in Moskau
hat. dah der..Staatsches" der Sowjetunion, Stalin.
zusällig" ihr mahgebendes Mitglied ist, wird
man uns nicht zum Vorwurf machen können.

Seii Jahren verstchert der Herr des Kreml
allen Staaten, datz man ihn sür die Worte und
Taten der Komintern nicht verantwortlich machen
dürse. Die Dritte Jnternationale sttze nur „zu-
fällig" in Moskau, aber ste sei, genau wie die
Komintern". eine völlig „private Organi-
sation". auf die die Regierung der Sowjet-
llnion keinerlei Einfluh habe.

Dies ist die amtliche Erklärung des Ee-
nosten Stalin. Wir haben keinen Anlatz. der
Welt Tatsachen nachzuweisen, die ste kennt: Etwa
diese, dah Stalin Ehrenvorsttzender der Komintern
ist, dah der Kominternsender täglich über den
Staatssender der Sowjetunion sunkt. dah die Be-
schlüste des Kominternkongrestes eine unverschämte
Einmischung in die Angelegenheiten fremder Staa-
ten bedeuten.

Wir balten uns allein an die internatio-
nale Verbrecher - Organisation Komintern. Jn
Nürnberg wurde eindeutig klargelegt. dah der
Bolschewismus. sobald er dic Erenzen der Sowjet«
Union überschreitet. nur noch einc krimiaelle
A n g e l e g e n h e i t ist. Die Schwierigkeit seiner
Vekämpfuug liegt in der Tatsache, dah gewisse
Engländer sagen: Was interestieren uns diese
Leute? Eewih. sie legen Svanien in Schutt
und Asche, sie unterwühlen Frankreich und sie
betzen in aller Welt, aber „unsere Jnsel', die
hat nichts zu fürchten. Die Eefährlichkeit der
Komintern liegt darin, dah 'in Paris eine
Regierung sitzt, die. mit der Komintern ..ver-
bündet", gar nicht merkt, dah unter ibren Regie-
rungssesteln schon Zcntner von Dynamit liegen.
vorbereitet, im günstigen Augenblick in die Luft
zu gehen. Mit anderen Worten: London und
Paris sehen in der Komintern keine inter-
nationale Verbreckerorganisation. sondern einen
Klub „harmloser idealgesinnter Weltbeglücker". die
man. als gesättigte Macht. geruhsam verdauend.
aus dem Lehnstuhl beobachten kann. nicht aber
eine von jüdischer Brutalität gelenkte Verbrechei-
gilde, dcren Ziel es ist, Eurova und die Welt in
blutige Wirren zu stürzen.

Aus dieser Verkennung des rein kriminellen
Charakters der Dritten Jnternationale ergibt sich
auch das Unbehagen, das in England und Frank-
reich über das deutsch-javanische Abkom-
men vorherrscht. Denn in diesen Staaten glaubt
man nun an geheimnisvolle Militür- und
Wirtschastsabkommen. an eine „Aus-
teilung der Welt", an einen „Kreuzzug"
gegen Moskau und was sonst fllr Unfug.

Sowohl London als auch Paris versichern treu«
herzia. Lah Europq Lurch haz Leutjch-japaiüjch«
 
Annotationen