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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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Derlag Mld Heraurgeber: Derlag BolkSgemetnschast S.m.b.H-, Heldelberg. Hauptstr 125/128. Eammel-
»tr. 3225. Schriltleitung: Brunnengafle 20/2«. Fernrut 3740 Die „Vallsgemeinschast" erscheint 7 mal
wöchentlich und kostet monatlich 1.70 RM . bei Träger,ustkllung 30 Pkg bei Pnstzuttellunft «2 Psft. mebr.

Jst die Zettung am Erscheinen kauch durch höher« Gewalt) verhindert, b-steht kein Anspruch aui Ent»
schädigung. Lbbestellungen müisen biS spLtesten» 25 d. M. für den solgenden Monat d'rek« beim Verlag
-ingereicht werden. «urschliestlich-r Terichtsstand Heidelberg. Lnzeigenhretse laut aufliegendem Tarif.

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„Besprechungen in Berchtesgaden"

Neueste Tatarenmeldung Lnternationaler Brunnenvergister

Berlin, 28. Dezember

llnter der lleberschrift „Befprechungcn in Berch-
tesgaden — eine Tatarenmeldung und ihre Hinter-
grunde", fchrelbt das „12-llhr-Blatt":

Die Korrefpondenten zahlreicher sranzöstjcher und
rnguicher Llatter erhielten von ihren Schrist-
leitungen Telegramme, in dcnen sie ausgefordert
wurden, unverzüglich nach Berchtes-
gaden zu reisen. Der Führer halte Lort, so
verstcherte man, wichtigste Be>prechungen ab. Man
wutzte oon London und Par.s den überraschten
Berliner Korrejpondenten sogar noch mehr zu
welden: Datz nämlich Ministerpräsident Eöring,
Beichsautzenminister Freiherr von Neurath, der
Oberbefehlshaber des Heeres, Eeneraloberst von
Fritsch, Eeneraladmiral Raeder und Reichs-
bankpräfident Dr. Schacht an diesen Besprechun-
Ken teilnähmen. Die Alichtigkeit der Beratungen
L.nge daraus eindeutig hervor.

ilnnühe Reisespesm

Bevor wir auf diese Tatarenmeldung eingehen,
kei uns eine Feststellung erlaubt. Jn Deutschland
herricht im Augenblick völlige politische
^iuhe. Die Reichsregicrung hat deshalb auch
keinen Erund, ausgerechnet in den Weihnachts-
tagen zu Beratungen zusammenzutreten oder Mah-
bahmen irgendweicher Art zu erlassen. Der Führer
iclbst hat das Fest damit zugebracht, sich Ruhe zu
Sönnen und Erholung zu juchen. Keiner seiner
Mitarbeiter, weder Eöring, noch Neurath, noch
Fritich, noch Raeder, noch Dr. Schacht haben wäh-
kend der Weihnachtstage in Berchtesgaden geweilt.
«ie stnd weder vom Führer gerufen worden, um
wr Beratungen teilzunehmen, noch stnd ste ohne
Mfforderung beim Führer erschienen, um ihm
^hre politischen Sorgen vorzutragen. Ein Telefon-
Sr>präch hätte den Feitungen, die für eine Der-
weitung der Lügenmeldungen gesorgt haben, jeder-
^tt Klarheit verschafft. Man hätte sowohl die
-"legramme nach Berlin wie auch die Reisespesen
^ach Berchtesgaden sparen können, hätte man nur
solches Telesongespräch geführt.

Heherische Gerüchiemacher

Man hat das nicht getan. Man hat entgegen
^llen journalistischen Eepflogenheiten wieder ein
^erücht verbreitet, ohne es vorher auf
Mne R chtigkeit hin nachgeprüft zu haben. Und
^amit berühren wir die Hintergründe dieser neuen
^ngenmeldungen. Wie die Dinge beweisen, gibt
immer noch eine gewisse hysterische Journaille,
versucht, eine künstl:chs Beunruhigung in das
^a'itische Leben Europas zu tragen. Kein Ver-
?eis, nicht oie schlechtesten Erfahrungen mit den
,>sherigen Reiniällen. haben ihr das Handwerk
^Ken können. Diese Journaille hetzt in aller Ee-
^ülsruhe wsiter.

Oder sollte hinter diesen Erfindungen, die
^instsn Wassers sind, etwa eine amtliche Stelle
»ehen'? Wenn man überlegt, dah sich sogar grohe
Md angeschene Blätter nicht gescheut haben, den
s-lnstnn wiederzugeben, so möchte man diesen Ver-
-Ncht fast aussprechen. Dann erhebt sich umso nach-
^iicklicher die Frage:

Wcr ist diese Stelle, die durch solche
kurzsichtigen Manöver versucht, llnstcherheit
»nd Unordnung in das politische Leben Euro-
pas zu bringen? Betrachtet man jrnseits der
deutlchen Erenzen es als eine Arbeit am
Frieden und an der Verständiguug. in dieser
Weise zu schüren?

. Auch die „BZ. am Mittag" nimmt am Montag
?1ter der Üeberschrift „W e i h n ach tli ch e La-
°nhüter" zu den ausländischen Lügenmeldun-
über „wichtige Aussprachen in Berchtesgaden"
a. wie folgt Stellung:

Die deutsche Politik setzt, wie eben bekannt-
Aaeb"n worden ist, erst nach Neujahr wieder ein,
^ainlich mit dem Neufahrsempfang beim FLHrer
ldolf Hitler am 11. Januar in Berlin.

^eutschlnud ohne Weihnachissrise

> Ünd da glauben ausländische Nachrichtenschwind-
uns die Ruhepause zwischen Heiligabend und
^ujahrsempfang argwöhnisch, ja böswillig und
^Neumderisch verderben zu sollen! Die Herren
^ten sehr. Seit fünf Jahren, seit es eine geord-
''Ne, sriedlich geleitetc und mit Weitblick an-
Aegte nationalsozialistische Reichspel'tik gibt, stnd
oyne e ihna chtskr ise". I» manchen

anderen Staaten, unter anderen Verhältnissen gibt
es das zwar noch, dah unstete, mst Machenschaften
arbeitende Politikaster ihren Völkern die Weih-
nachtsmuhe schmälern. Aber jene Drahtzieher, die
hierbei im Trüben fifchen, schliehen säl^chlich von
ihren Zuständen auf die unsrigen, wenn sie meinen,
datz, weil sie es nicht können, auch wir nicht ohne
die alljährliche „Weihnachtskrise" auszukommen ver-
möchten. Bei uns sanden und finden jetzt keine
wicbtigsten Bejprechungen" statt.

Es wäre gut, wenn die Ereuelhetzer im Aus-
lande sich endlich darüber klar würden, dah sie,

„Eine feite

llnter dieser lleberschrift schreibt „Der An»
griff" zu den sensationellen Lügenmeldungen
üder geheime Konferenzen in Berchtesgaden u. a.
svlgenden humorvollen Tatbericht:

„Ministerpräsident Eöring ist in der Nacht
vom 24. zum 25. Dezember um die Eeisterstunde
mit dem neuesten deutschen Flugzeugmodell, das
von innen vernebelt werdcn kann, auf dem Dach
des Berghofes gelandet, gleichzeitig trafen der
Reichskriegsminister und der Oberbefehlshaber
des Heeres nach einem vieltägigen Fuhmarsch in
dem unterirdischen Eang, der das Ministerium in
der Bendler-Strahe mit Verchtesgaden verbindet,
auf dem Oberfalzberg ein. Wieder andere begabsn
ich, aus Angst vor den Adleraugen der ausgekoch-
ten Wallace-Reportcr, als Milchhändler oder Wacht-
posten verkleidet, zum Führer. Da sitzen ste nun

die unsere politische Ordnung nicht begreifen, jen-
seits der Zeit leben. Zhre Tatarenmeidungen geben
uns in diejen Tagen Anlah zu der FeststeUung,
vatz ste genau füns Jahre zu spät hinter
unsherlausen Jstes aber Dienst an der
sortfchrittlichen Befriedung der Welt, anachroni-
tische Märchen gegen uns aufzuwärmen? Wcr steht
überhaupt hinter solchen LLgen? Derartige weih-
nachtliche Ladenhüter nehmen wir weder vor noch
nach dem Fest entgegen, und auch die internatio-
nale Politik muh im Jnteresse der Klarheit der
Entwicklung ihre Annahme verweigern.

Fefienie!"

alle inkognito und lesen die Auslandszeitungen,
denn sie müssen ja schl ehlich wissen, worüber fie
gch eigentlich zu beraten haben. Aus der Speise-
karte sei noch verraten, dah es als Festessen Lnten-
braten gibt! Und sie sind alle furchtbar ärgerlich
darüber, datz nun doch alles herausgekommen ist!
Za, vor der „Eenialität" der Auslandspresse ist
eben nicmand stcher. Einen hat sie aber doch uber-
sehen, ler'ganz offen den Obersalzberg hinauf-
Mhr, um dem Führer über seine Crlebnisse in der
Eefangenschaft Bericht zu erstatten: Tschiangkai-
schek! Er war nämlich mit dem neuesten deutschen
Stratosphären-Flugzeug in 24 Stunden von Nan-
king nach Berchtesgaden geflogen!

Es war ein verfrühter Apriischerz! Oder sollte
man etwa für Silv"ster vislleicht eine neue Ueber-
raschung auf Lager haben?"

Gtaatöbegräbm's sür von Geeckt

Bom Zührer und Reichskanzler angeordnet

Berlin, 28. Dezember

Das vom FLHrer und Reichskanzler angeord-
nete Staatsbegräbnis für Eeneraloberst von
Seeckt sindet am Mittwoch um 13 Uhr auf dem
Jnvalidenfriedhof statt. Die Trauerparade. die ih-
ren Weg vom Trauerhauie in der Liechtenstein-
Allee 2a zum Jnvalidensriedhof nimmt, trifst dort
um 12.45 Uhr ein. Sie wird vom Kommandeur
der 23. Division, Generalmajor Vusch, gesührt
und besteht aus einem Bataillon des Jnf.-Regts.
Nr. 67 mit Mustlkorvs und Spielleuten. fowie dcn
Fahneu des 1. Earde-Regts.. einem Bataillon des
Jnf.-Regts. S, einer Schwadron des Kao.-Rcgts. 9
und einer Batterie des Art.-Regts 23. die auch die
besvannte Lafette für den Sarg des Berewigten
stellt. Auherdem bilden zwei Kompanien der Wach-
trupve Spalier.

*

Der Oberbefehlshaber des Heeres bat anlählich
des Ablebens des Eeneralobersten von Seeckt sür
die Ossiziere und Beamten des Oberkommandos
des Heeres und des Jnsanterie-Regiments Nr. 67
das Anlegen von Trauerabzeichen aus die Dauer
von acht Tagen angeordnet.

Trauerbeflaggung ist besohlen vom 28. 12. bis
30. 12. auf dem Reichskriegsmiuisterium und den
Kasernen des Jnfanterie-Regiments Nr. 67.

Am Tage der Beisetzung, dem 30. 12. 36. flag-
gen sämtliche Dienstgebäude der Wehrmacht balb-
mast.

Nachrufe

Berlin. 28. Dezember

Der Reichskriegsminister und Oberbeseblshaber
der Wehrmacht. Eeneralseldmarichall von Blom-
berg, veröffentlicht für den verstorbenen General-
obersten von Seeckt solgenden Nachrus:

„Jn tieser Trauer steht die Wehrmacht an der
Bahre des Eeneralobersten Hans von Seeckt.
Deutschland verliert in ihm einen vorbildlichen
Soldaten. einen Wegbereiter völkischer Erneuerung
und einen grohen Wehrlchöpser.

Jn der dunkelsten Stunde des Vaterlandes
übernabm Eeneral von Seeckt eine Aufgabe, wie
ste einst Scharnborst zu lösen hatte. Jm Zweisron-
tenkamvf gegen das Hahdiktat von Versaillcs und
gegen die inneren Feinde Deutschlands schuf er das
Reichsbeer als Pslegestätte vreuhisch-dcutscher Sol-
datentugenden. als eiserne Klammer des Reiches
und als Keimrelle de» neuen Volksberres.

Generaloberst von Seeckt. der von uns ging.
lebt in der Wehrmacht des Dritten Reiches weiter.
Wir solgen der Losung. die er dem Hunderttausend-
Mann-Heer bei der Eründung gab:

„Wir wollen das Schwert scharf, den Schild
blank halten!"

Der Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber
der Wehrmacht:

gez. von Blomberg. Eeneralseldmarschall."

„Gein Name wird weiterleben"

Nachruf des Oberbcsehlshabers des Heercs

Der Oberbefehlshaber des Heeres, Eeneraloberst
Freiherr von Fritsch. verösfentlicht für den ver-
storbenen Eeneraloberst von Seeckt solgenden Nach-
ruf:

„Einer der bedeutendsten Soldaten. die das
deutsche Heer sein eigen nennen durfte, ist nach
einem von reichen Ersolgen gekrönten Leben zur
Erohen Armee abberufen worden. Seine über-
ragenden militärischen Leistungen im Kriege bat-
ten einen mahgeblichen Einfluh auf die ersolg-
reiche Kriegführuns.

Sein Können und seine Cbarakterstärke schusen
nach der Auslösnng der alten Armee nach Veendi-
gung des Weltkrieges das Reichshecr, das durch
sein Wirken trotz geringer Äärke in der Welt eine
geachtete Stellung einnahm. Durch seine auf-
oosernde tatkrästige Arbeit als Ches der Heeres-
leitung wurde der Erundstein zum Aufbau des jet-
zigen Heeres gelegt.

Sein Name wird in der Eeschichte des Heeres
ewig weiterleben.

Das Heer senkt die Fahnen vor diesem grohen
Soldaten.

Der Oberbefehlshaber des Heeres:
gez. Freiherr von Fritsch.
Eeneraloberst."

Oie öffentlichen Gebäude im ^fleich
flaggen haibmast

Berlin. 28. Dezember

Der Reichs- und vreuhische Minister des Jnnern
gibt solgendes bekannt:

Aus Anlah de: Neisetzung des verstorbenen
G-neralobsrst von Seeckt flaggen am Mitiwoch.
dem 30. Dezember 1936. alle össentlichen Eebäude
i« Rtich halbmast.

lkMkliMl 1» M»l'»W lii'. zz»

«usoollnl sn cko," Ksmsenl
llsi' 0uo» ststtste ckon «sssonsrsnen, ckio ru ckom
^ilm „Solplo Ktrioanu»" «sckrskt «srckon, seinon
Sssuvk sd Schert-Bitderdienst

Wann fältt Madrid?

Von Richard Bolderauer

Niemand. der mit Francos Truvvcn in de«
ersten Novembertagen vor Madrid stand und ia
der Herbstsonne auf das Häusermeer von Svaniens
Hauvtstadt schaute. hätte auch nur im entferntesten
daran gedacht, dah die nationalen Trupven nm die
Weihnachtszeit sast in denielben Stellungen sein
wllrden. Am Tage der Einnahme von Alcor-
con. unmittelbar am Rand der Millionenstadt.
sahen wir nach erbittertem Kamvfe in einer Stube
des Gemeindehauses mit Ofsizieren der Fremden-
legion zusammen, während drauhen noch der
Kampslärm tobte. Da lagen Kisten, Vücher uwd
Vilder umher und auf einer Kiste sitzend svrechen
wir von Madrid. Es gab keinen Menschen. der
damals nicht geglaubt hätte. dah spätestens in acht
Tagen die Truppen in Madrid sein würden. Und
manche Wette wurde inzwischen verloren. Die
Sorge. den blauen Schein zum Eintritt nach Ma»
drid — es ist im Falle der Einnahme zum Betre-
ten der Stadt ein Sonderausweis notwendig —
nicht rechtzeitig zu erhalten, war allgemein. Jn
Toledo sahen wir in den Earagen Kraftwagen mit
Zetteln an den Windschutzscheiben: „Polizei von
Madrid". Bis ins Kleinste war alles von Fran-
cos Hauvtauartier vorbereitet worden. um mög-
lichst rasch geordnete Verhältniste in Madrid z»
schaffen. Die Einnahme von Madrid war damals
sür viele nur noch cine Frage von Tagen, eine
Meinung. die ohne Zweifel aus Grund der panik-
artigen Flucht der Roten aus den letzten Stellun-
gen vor Madrid in den ersten Novembertagen be-
rechtigt war. Wir sahen damals immer auf der
Lauer. startbereit zur Fahrt nach Madrid. llnd
ost verbrachte man eine schlaslose Nacht in der An-
nahme, den Einmarsch von Francos Truppen in
Madrid zu versäumen.

Jnzwischen sind acht Wochen ins Land gegan-
gen und die Frage „Wann fällt Madrid?"
wird überall in den Dörsern und Städten Sva-
niens täglich voll innerer Anteilnahme erörtert.
Es ist die Frage. die man überoll diskutieren hört.
sei es in den Hotelhallen der grohen Städte. in
denen Flüchtlinge aus Madrid voll banger Sorge
seit Wochen aus den Augenblick warten. etwas von
ihren Angehörigen in Madrid zu hören. sei es in
den Dörfern des Landes. wo sich viele in Notquar-
tieren aushalten und auf eine Rückkehr in ihr
Heim warten. Ueberall trifft man Madrider. dar-
unter auch manche Deutsche, die ihr ganzes Hab
und Eut in der svanischen Hauptstadt zurücklassen
muhten und nun irgendwo in dünner Sommcrklei»
dung sttzen und daraus warten, wieder nach Ma-
drid kommen zu können. das den meisten zur zwei-
ten Heimat wurde.

Warum verzögert sich die Einnahme?

Dieke Frage wird wohl nicht nur in Svanien,
sondern vor allem auch in den Läudeni stark er-
örtert rverden. die an dem Schicksal des Landes

grohen Anteil nehmen. Man muh sich dabei vo»
 
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