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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0942

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Ssits 2

„Volksgemeinschast"

Freitag. !>eu t. Sevtember IbSK

Auftakt in Erlangen

Gauleiier Bohle eröffnet die Tagung der Auslandsdeuifchen

minternpolitik auszubauen. Teit Monaten bereits
ruft die gesamte internatianale Kominternpresse
-ur Teilnahme an dieser Veranstaltung auf, und
selbst der soeben zum Präsidenten der Komintern
ernannte bulgarische Terrorist Dimitroff
äuhert sich in der bolschewistischen „Correspondence
Jnternationale" vom 6. Iuni dahingehend: „Die
Kommunisten und alle revolutionaren Arbeiter
richten ihre Bemiihungen besonders auf die Vor-
berettung des Kongresses in den Arbeiterorgani-
sationen". Klarer führt bereits der Jude Victor
Basch den Zweck aus: „Der Weltkongretz wird
auf internationalem Eebiet der Volksfront in
Frankreich entsprechen." Es blieb einem „deut-
schen" Emigranten, dem sattsam bekannten Heinrich
M a n n, vorbehalten, den hetzerischen Zweck dieses
Kongresses ins volle Licht zu rücken: „Eegen wen
sopst, als gegeu den Nazigeist macht man denn
Friedenskongresse?"

Dem Beauftragten Stalins in Frankreich, C a-
ch i n, aber überlietz es Moskau, den direkten po-
litischen Zweck bekanntzumachen: „Man mutz sich
auf die breitesten Volksschichten stützen", schreibt
er in einem Artikel über den Friedenskongretz,
„damit diese auf die Autzenpolitik ihrer Regierun-
gen einen Druck ausüben". Klarer kann der Sinn
des gesamten Unternehmens nicht ausgedrückt
werben: die Einheitsfront der Kriegstreiber in
der ganzen Welt wird nach Brüssel ihre Vertreter
entsenden, um im Namen der „kollektiven
Sicherheit" den kollektiven Angrifs, im Namen
der, Menschlichkeit den unmenschlichen Terror, im
Naipen des Friedens den roten Krieg zu propa-
gieren.

, Agenten Moskaus entzünden in Spanien le-
bendige Fackeln des Rotmords; Agenten Moskaus
werden in Brüssel Friedensreden halten, um den
Krieg auch in den anderen Ländern Westeuropas
zu entfachen. Die Moskauer Iuden Iagoda
sJehuda), Kaganowitsch (Kohensohn) und
Eenossen entsandten die Juden Kolzow (Eins-
burg), Bela Khun (Kohn) und Rosenberg
nach Spanien. In ihrem Auftrag treten in Brüs-
sel Iuden wie Schwernik, Victor Basch und Grum-
bach auf die Vühne. Freimaurer wie Herriot,
Sozialdemokraten wie de Brouckäre, Volksfront-
minister wie Pierre Cot und Volschewiken wie
Lachin und Schwernik, zu denen vereinzelte Ver-
treter der Mrchen stotzen, wurden nach den auf
dem 7. Weltkongretz der Komintern ausgegebenen
Parolen in eine Front gebracht, die ihre Ver-
wandtschaft untereinander beweist.

Es ist unwahrscheinlich, datz dieser Kon-
gretz seinen Zweck, die Militarisierung des Völ-
kerbundes, ereichen wird. Es ist unwahrscheinlich,
datz er mehr Wirkung haben wird als die vielen
Agitationsunternehmen, die Akoskau bisher gegen
die gesunden Kräfte aller Völker gerichtet hat.
Eins aber ist gewitz: der Friede, der wahre Friede,
wie ihn der Fllhrer und das nationalsozialistische
Deutschland, allein durch ihr Dasein und ihre
Kraft verbürgen, hat mit den Kriegstreibern roter
Friedenspropheten nichts zu tun.

Gowjeis stehlen Gastgeschenke

Javanerü werden deutsche Eeschenke geraubt
Tokio. 3. September

Der Stadtverordnete von Tokio, Stato. der
anlählich der Olympischen Sviele in Berlin weilte
und dem Fiibrer im Auftrag der japanischen Hauvt-
ftadt eine Reihe von Ehrengeschenken überreicht
hatte, traf am Donnerstag wieder in Tokio ein.
Wie die Agentur Domei meldet, hat Stato berich-
tet. datz die japaniiche Olympiamannschaft auf ihrer
Rückreise durch Sibirien oon den sowjetrussischen
Behörden schars überwacht worden sei. Zhm kelbst
seiein vom Führer nnd Reichskanzler
gewjdmetes Bild und ein Dolch. den er
als Geschenk der Hitler-Jugend erhalten habe, a b -
genommen worden.

Erlangen, 3. Eeptember

Am Donnerstagvormittag eröffnete Eanleiter
Vo hle die -t. Reichstagung der Anslandsdeutschrn
Erlangen 1838, zu der gegen 588« Anslandsdeutsche
aus aller Welt in die Stadt gekommen sind.

Der riesige Zeltbau am Puchtaplatz war schon
lange vor Beginn der Kundgebung überfüllt. Ober-
bürgermeister Erotz erinnerte in seiner Begrü-
tzungsansprache an das für Erlangen geschichtlich«
Ereignis der Hugenotten-Einwanderung vor 258
Jahren. Er gab dann bekannt, dah die Stadt zu
Ehren des von iüdischer Mörderhand in der Schweiz
gefallenen Parteisenossen Gustloff eine Stratze
nach diesem Kämpfer der Bewegung benannt habe.

Jn der dann folgenden Rede danktck Eauleiter
Vohle dem Oberbürgermeister für seine Willkom-
mensgrütze. Erlangen sei sür die Auslandsorga-
nisation das Tor zur Stadt der Reichsparteitage.
so sagte der Eauleiter, und in Zukunft werden sich
die Auslandsdeutschen und die deutschen Seefahrer
alljährlich gelegentlich des Partei-
tages in Erlangen treffen. Auf die An-
feindungen eingehend, denen das dcutsche Volks-
tum oftmals im Auslande durch Feinde des Natio-
nalsozialismus ausgesetzt sah, würdigte Eauleiter
Vohle um so höher den Zusammenschlutz und das
leidenschaftliche Bekenntnis zum Nationalsozialis-
mus und zum Dritten Reiche, zu denen sich das
Auslandsdeutschtum immer mebr bekannt habe.

Der Eauleiter erinnerte hierbei an den Opfer-
tod des Landesgruvvenleiters Wilhelm Gust-
losf und an die Ermordung der sieben Deutschen

durch spanische Bolschewisten. Jhnen zu Ehren er-
klang das Lied von guten Kameraden.

Nach der Kundgebung legte Eauleiter Vohle
einen Lorbeerkranz am Ehrenmal sür die Toten
des Weltkrieges auf dem Ebrenfriedhof nieder. Jm
Redoutensaal sprach abschlietzend Eauleiter Bohle
vor den Hobeitsträgern und Politischen Leitern.

Gruß an den Kiihrer

Gauleiter Vohle hat an den Führer folgendes
Telegramm gerichtet:

„Die in Erlangen zur 1. Reichstagung der Aus-
landsdeutschen versammelten 5088 Parteigenossen
und Parteigenossinnen der Auslandsorganisation,
Auslandsdeutschen und Seesahrer, möchten Jhnen
in einer machtvollen Kundgebung zeigen, wie sehr
die Erundsätze sozialistischer Volksgemeinschaft und
nationalistischer Ehre über die Erenzen des Rei-
ches hinaus in deutschen Kerzen verankert sind. Sie
sind mit mir und meinen Mitarbeitern einmütig
entschlossen, Jhr Werk, mein Führer, das Dritte
Reich, wo es auch sei in der Welt. als treue Deut-
sche und tapfere Nationalsozialisten zu vertreten.
Alle geloben für Sie und Jhr Werk höchsten Ein-
satz und grötzte Opfer.

Seil, mein Führer!"

Gauleiter Bohle
vor seinen politischen Leitern

Auf der Versammlung der mehr als 1088 Po-
litischen Leiter der Auslandsorganisation hielt
Eauleiter Bahle eine grotze richtungweisende

Ansprache, die oft vgn brausendem Beifall unter«
brochen wurde. Der Eauleiter wies darauf hin,
datz die Auslandsorganisation die dynamifchs
Kraft sei, die frische Lust in das Auslandsdeutsch-
tum einpumpe. Eekämpft hätten die Auskands»
deutschen immer, aber dieses Jahr ssi das erste,
in dem der Kampf durch die Ermordung von Par-
teigenossen seinen sichtbaren Ausdruck fand.

Eauleiter Vohle wies dann auf den Korpsgeist
der Auslandsorganisation hin. So wie dis Poli-
tischen Leiter getreulich zur Auslandssrganisation
hielten, so sollten sie auch die Treue untereinander
bewahren. Er gab noch bekannt, datz, wie jedes
Jahr eine Reichstagung der Auslandsdeutschen,
auch ein Tag der Seefahrt jährlich stattsin-
den solle.

Dem Dank der Parteigenosien gaben der Lan-
desgruppenleiter von Erotzbritannien und Jrland,
Bene, sowie der Auslandskommissar der Aus-
landsorganisation für die südamerikanischen Staa-
ten, Koehn, Ausdruck. die ihrem Eauleiter im
Namen der Politischen Leiter der Auslandsorgani-
sation trcue Eefolgschast gelobten.

Dr. Frick beglückwünscht von Watter. Reichs«

innenminister Dr. Frick hat dem Befreier des Ruhr-
gebiets, Generaileutnant von Watter, zu seinem
75. Geburtstag die herzlichsten Glückwünsche aus«
gesprochen.

*

Eömbös in Müncheu cingetroffen. Der unaa-

rische Ministerpräsident Gömbös, der auf ärztliches
Anraten einen längeren Kuraufenthalt in Deutfch-
land nehmen wird, ist am Donnerstag in MLnchen
eingetroffen.

»

Lloqd Ecorge in MLnchen. Der ehsmalige eng«
lische Ministerpräsident Lloyd Eeorge traf am
Donnerstag von Rotterdam kommend mit Sohn
und Tochter in München ein.

*

Zwei Vergleute tödlich verungliickt. 2n der Lud»
wig-Elück-Grube in Hindenbutg wurden Mittwoch«
nacht zwei Vergarbeiter verschuttet; sie konnten nur
als Leichen geborgcn werden.

Rückkehr Eduards VHI. Mitte September. Wie

verlautet, wird der englische König Mitte Ssptem-
ber von seiner Erholungsreise im Mittelmeer nach
England zurückkehren.

ck

Jüdischer Erotzbetrüger vor dem französischen
Eericht. Der Vorsitzende des Aussichtsrats der fran«
zösischen Filmgesellschaft Pathö Nathan, der 2yde
Bernard Nathan, ist vom Untersuchungsrichter in
Paris wegen Unterschlagung vor dqs Strafgericht
zitiert worden.

*

König Carol kommt nach Prag. König Carol
von Rumänien wird als East von Präsident Be-
nesch den Festlichkeiten des tschechoslowakifchen
Staatsfeiertages am 28. Oktober in Prag bei-
wohnen.

*

Malta verliert seine Selbstverwaltung. Die ncue
Verfassung von Malta wurde am Mittwoch feier-
lich proklamiert. Durch die neue Verfassung wird
die Selbstverwaltung Maltas endgiiltig aufgehoben.

*

Atlantikflieger in Wales gelandet. Die beiden
amerikanischen Atlantikflieger Richman und Mer«
rill sind am Donnerstagnachmittag wohlbehalten in
Llandilo in der Erafschaft Larmarthenshire (Wa»
les) gelandet. Die Ueberquerung des Atlantische»
Ozeans hat etwa 15 Stunden gedauert.

Der Ariilleriekampf um Zrun

Explodierende Granalen verursachen große Brände

Front vor Jrun, 3 September

Um 17 Uhr begann eine nationalistische Batte-
rie au- der Richtung von San Marcos her den
Ortseingang von Fuentarrahia sowie die Land-
stratze von 2run nach diesem Ort mit gutem Erfolg
zu beschietzen. Eleichzeitig nahm die rote Artillerie
das Feuer auf die von San Marcial nach 2run
führenden Hänge auf. Durch Eegenfeuer der Natio-
nalisten wurde die zwischen San Marcial und 2run
gelegene, von den Roten besetzte Zündholzfabrik,
die am Mittag bereits von einem nationalfistischen
Flugzeug bombardiert worden war, in Brano ge-
setzt. Eine gewaltige Rauchsäule liegt Lber dem Ost-
ausgang von 2run. Auch westlich und im Zentrum
von 2run wütet ein grotzer Brand.

2m Bahnhof von Hendaye sind neuerdings
mehrere 2nfanteriegeschosse eingeschlagen, wobei
zwsi Fenster zertrümmert und zwei Personen leicht
verwundet worden sind. Ueber die internationale
Brücke kamen auch in den Nachmittagsstunden des
Donnerstags wieder Hunderte von Flüchtlingen
aus Fuentarrabia.

Kurz von Einbruch der Dunkelheit erschien wie-
der ein nationalistisches Bombenflugzeug über
Fuentarrabia, das mit sehr guter Wirkung eine
schwere Batterie der Roten halbwegs 2run—Fuen-
tarrabia mit acht mittleren Bomben belegte.
Gleichzeitig nahm auch die nationalistische Artille-
rie das gleiche Ziel sowie mehrere Wegkreuznngen
unter Feuer.

„Blut foll fließen . "

Hendaqe, 3. Sept.

Die in San Sebastian erscheinende Volksfront-
zeitung „Frente Popular" gibt einen Aufruf wie-
der, der in dem kommunistischen Organ Madrids
„Mundo Obrero" und in der anarchistischen Zei-
tung von Barcelona „Solidaridad Obrero" ver-
öffentlicht worden ist und folgendermatzen lautet:

„Es ist notwendig, Blut zu vergietzen, aber wir
müssen aufpassen, datz uns das Rot des Blutes
nicht die Augen vernebelt, datz die Leidenschaft
die Herrschaft Lber uns gewinnt und uns Un-
gerechtigkeiten begehen lätzt. Das Blut darf uns
nicht so weit verwirren, datz wir überall Feinde
sehen und sogar unglückliche arme Teufel aus dem
Wege schaffen, die, wenn sie auch Dummheiten ge-
macht haben, sich immerhin besiern könnten und
denen man deshalb verzeihen soll. Der Terror, der
im Dunkeln arbeitet, mutz allmählich auf-
hören; an seine Stelle müssen die Volkstri-
bunale treten.

Wenn Blut geopfert werden mutz uud wenn
umgebracht werden mutz, dann sollen dies alle
sehen und die Eründc verstehen, die zu diesen
Matznahmen geführt haben. Dann wird diese
„soziale Prophylaxis" auch ihren Wert
haben und dann wird auch das gute, arbeitswillige
humane Volk seine begeisterte Zustimmung zu
einem derartigen Werk geben."

Ko^lbai^te Kultm-gütei- gekäürctet

^oter l'error ra^t in 6er »beiistzirsmmer Luropa;«

„Wenn alles Schöne des Landes zerstört wer-
den mutz, dann wird es zerstört! Wenn der ganze
Heimatbaden der Erdoberfläche gleichgemacht wer-
den mutz und die Uebrigbleibenden wie die primi-
tiven 2berer leben müsien, so wird er dem Erd-
boden gleichgemacht werden!"

Solche barbarischen Worte finder die Zeitung
„Frente Popular" in San Sebastian als
Parole für die Fortsetzung des gransigen BLrger-
krieges der iberischen Halbinsel. Die erwähnte
iberische Urbevölkerung in aller ihrer „Primitivi-
tät" steht turmhoch mit ihrer bescheidenen Kultur
über diesen roten Recken des Marxismus, die stch
in ihrem Vernichtungskampfe gegen das nationale
Vaterland auf das Weltverbrechertum stützen, wie
vie andauernden Geiselmorde und Foliern, die Zer-
störung ehrwürdiger Kulturgüter sowie die Meu-
chelung spanischer Künstler — unter ihnen Bena-
vente, der Nobelpreisträger für Literatur —
allzu deutlich zeigen.

Wir wissen, datz Spanien im Strudel der früh-
geschichtlichen Kämpfe erst spät etne eigene
Kultur hat schaffen können. Umso wertvoller
aber sind die wenigen Zeugnisse frühesten Kunst-
schaffens dortzulande. Vor allem die westgotische
und die islamitische Kultur befruchtelen das sich zu
jungem Eigenleben bildende spanische Nolk. Was
heute von diefer Kultur erhalten ist mutz für die
Ewigkeit bestehen bleiben, wenn nicht eine unaus-
füllbare Lücke in der menschlichen Kulturaeschichte
klaffen soll. Vlicken wir im Eeiste auf oie tau-
sendjährigen Kirchen, die der Bolschewismus doch
am meisten hatzt! Welche wird verschont
werden von der Wut der Zerstörer?

Wissen wir denn, was heute, was morgen kom-
men wird? Zum Teil in Provinzmuseen liegen
die ältesten erhaltenen Gemälde Spaniens, vie
Miniaturen der Zeit um 930. 2n der Alhambra
steht heute noch die berühmte doppelhenkelige Vase
mit Emaillearbeit in Blau, Weitz und Gold, und
mit Eoldstücken bis zum Rnnde angefüllt hat man

das IV2 Meter hohe Prunkstück einst dem bedecken-
den Boden entrissen. Ietzt steht sie inmitten der
Brunnen und Mosaikböden oes stolzen Mauren-
schosses, unfern den zauberhaften Vädern hinter
oem Myrtenhofe.

Die Volschewisten, die auch in Rutzland das
Gold und Eeschmeide der Zaren zu finden und —
zu verschieben wutzten, haben gute Spürnasen. Auch
diesen kulturfremoen Elementen ist es bekannt, dqtz
nach jenen spärlich erhaltenen Resten spanischer
Frühkultur die reiche Zeit kam, als Spanien dank
Columbus zu einem Reiche wurde, darin „die
Sonne nicht unterging". Die Fürsten und Eranden
konnten es sich damals leisten, Mäzene von hohem
Rang zu werden, als der Eoldstrom ununterbrochen
aus der neuen Welt Lber Spanien strömte.
„Eotico florida" heitzt jene Zeit, als die Kunst
aufblühte wie nie zuvor und kaum sonstwo in der
alten Welt. „Blühende Eotik" — man ehrte mit
diesem Ausdruck bewutzt oder unbewußt die ersten
Kulturbringer der riesigen Halbinset, die West-
goten. Wo mag er heute liegen, der unersetzliche
Lodex, in dem die Eoten dem Volke zuerst eine
Eesetzsammlung gaben?

Eine wertvolle llebersetzung aus dem 2ahre 1211
war von jenem „Fuero Iuzgö" erhalten, nicht
nur einer Quelle alter spanischer Nationalgeschichte,
sondern auch germanischer Volkskunde. 2st sie noch
unzerstört? Wo befindet sich derzeit oie „Cr 0 nica
genera l", die Alfons der Weise (1252-84)
ein Herrscher, Eelehrter und Poet von Rang, mit
zahlreichen Mitarbeitern schuf als eine Kultur-
geschichte von „Erschaffung der Weli" Lis auf sei-
nen eigenen Vorgänger Ferdinand. 2st der
Sarkophag dieses bedeutenden Fürsten Alfonso
unentweiht geblieben in dem Frieden der Kathe-
drale zu Murcia mit ihren 408 Kapellen?
Weltberühmt war dieses Bauwerk, wei! man mit
Pferd und Wagen den Turm hinauf bis unter den
Kirchturmknopf fahren konnte. Wiro der Strom
des Blutes vorbeirauschen an Sanra MariE der

gotischen Domkirche Granadas, dieses Sieges-
denkmal des befreiten, christlichen Spaniens nach
der Maursnzeit? 2n den Grüften des riestgen
Eebäudes ruhen 2sabella und Fernando,
die Columbus den Weg nach „Jndien" erschlossen.

Dis Bibliothek seines Vaters Christoph Colon
(Lolumbus) hütete liebevoll sein Sohn Fer-
dinand; dann vermachte er die wegen ihrer
Bücher aus der Entdeckungszeit und wegen der
Columbus'schen Handschriften berühmte Sammlung
der Domstifte zu Sevilla. 2n Madrid steht —
oder stand? — die herrliche Nationalbibliothek. 2n
35 Sälen umfatzte der Prachtbau IV» Millionen
Bände, darunter 648 verschiedene Ausgaben des
„Don Quijote", 2379 Inkunabeln, 18<!000 Kupfer-
stiche. Rundum aber schleicht das Weltverbrecher-
tum und schürt gefräßige Flammen. Ueberhaupt
vermag uns gerade das gefährdete Madrtd einsn
Begrifs davon zu geben, was Kunstfreunde — dem
Beispiel Karls V. folgend — für herrliche Werte
in Spanien haben erstehen lassen und zugleich aus
allen Kulturländern eingeführt haben.

Sehen wir aus der alten Eeschichte dort das
Granitbild Tutanchamons (1800 v. Chr.)
uud — gleichfalls im archäologischcn Museum —
die einzigartigen sechs goldenen Kqndelaber der
späten Bronzezsit (1180 v. Chr.), dabei die Eold-
funde ays Peru und Lolumbien sowie reiKen
phönizischen Eoldschmuck. so birgt Unlchätzbares die
„Americ a", die reichhaltigste Wafsensaminlung
aller Zeiten. Unübertroffen fast ist auch der
Prado. Was dort zurzeit der Willkür, der Ver-
nichtung und Wut ausgeliefert ist, kann einem den
Atem stocken machen!

50 Bilder von Velazque z find dort, darunter
die grotzartige „Schmiede des Vulkan" und die
„Uebergabe von Breda", sodann fast ebensoviele
Murillos, dqrunter die „Immaculata", 78 (!)
Rubens, unter ihnen „Das Urteil des Paris"
und der „Liebesgarten". 40 Tizians mit dem
Prachtstück „Danae", 8 Raffaele, unter diosen
die „Madonna mit dem Fisch", zahllose Goya-
Vilder und Zeichnungen, dann Wbrecht Dürers
Selbstbildnis von 1498, sein „Adam und Eva"
sowie eine Fülle von Werken aus dey Meisterhän-

den Memlings, Rembrandts, Tintorettos, Eorre-
gios, Paolo Veroneses, Tiepolos, Watteau's.

Auch in Barcelona finden wir alte spa«
nische Kunst bis zu den Niederländern, Deutschen
und Franzosen. 2m Palast von Aranjuez be-
gami man 1928, noch zu des Königs Zeit also,
ein Eobelin-Musenm aus den kostbaren Stücken dcr
kgl. Sammlung von Wandteppichen zu errichten.
Cordoba, Toledo bergen — bargen? — unersetz-
liche Stücke westgotischer Bildhauerkunst. 2n
Toledo wirkte auch der grotze „El Greco", der
den spanischen Stil aufs vollkommenste vergeistigte.
Kann der Bolschewismus sich übsrhaupt jemals
solch hohem Geiste neigen? Haßt er nicht den Eeist,
wie immer er sich auch der Menschheit segnend
offenbaren möge? — Werncr Lenz.

Hauvtkchristleiter: Franr Bretz.
Stellvcrtretcr: Bernbard Seeaer-Kclbe.
Cbek oow Dieost: Dr. Friedrich Didier.

Berantwortltch für Jnnenvollttk: Franz Bretz: sllr
Äubenvoltltk und Wtrllchaft: Berubard Seegcr-Kclbe:
kür Stad« vetoelbera und Bem-a»ng: Hcrman« bcitz;
für Badische Nachrichten unS Svort: i. B. Oskar Hau-
eise«: für Feuillcton und llnterbaltuna: Dr Fricdr.
Didier; für samtliche Beilaaen: t. B. Dr. Friedr.
Didicr: sur Bilder: Hauvtichristlcituua: für Anzsiaon:

Wilh. Vesver, sämtlich in Heidelbera.

Jn llrlaub: Hermaun Ucderle u. Herbert Wiedem««».
Schrtillettung, BrunnenaaNe LU—LL.

Nerliuer Schrtktlcituug:

HanS Gra« N-ikch-ch, Berltn SW 68 Cbarlottenllr. lS».
Nachdruck ctgener Bertchte ohne ausdrückliche Genebmt-
auna der «vchriftlettung nicht aellattet.

Svrechllundeu der Schrtltlettiiug: TLal. von lS—l? Uür.
Fernrus S71Ü.

Für unverlangl etngeganaenr BettrSgc wlrd ket«
Verantwortung übernommen.

verlag .Voiksgemclnlchast' G. m b H.. Hguvt»
ktratze lLS IL8 <Uutocrttläts»latz>.

Druck: Hetdelberger Gutcnberg-Druckeret G. m. b. H.
D.-A. VII 36: 23 974.

Davon: Beztrksausgabc Odenwald u. Baulanü 8 744

Bezirksausgabe Rund um Mosbach S V7S

Bezirksausaabe Der Franke 8 2V»

Bczirksausgabe Der Äraichgau 8 lSI

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