3sits 2
„Aollsgemeitischast^
Mittw«». de» 8. Jult M
Der SttttichkettsprozeH gegen -ie Franziskaner
Merkwürdige »Kreundschastsklubs" hinter Klostermauern
Oer englische Staat verklagt
4000 Iuden
Budavrit. 7. Juli. (Eigen« Meldung.)
Jn der letzten Zeit waren zahlreiche Juden aus
Ungarn nach Palästina ausgewandert. Aui der
englischen Gesandtschaft in Budavest mutzten sie
jedoch einen Revers unterschreiben, wonach sie sich
nur drei Monate in Palästina aufzuhalten gedäch-
ten. Für den Fall, datz die drei Monate über-
schritten würden. wurde vertraglich ein Strafgeld
von 1000 Pengö ausbedungen. Ofsensichtlich in
Kenntnis der Verhältnisse und der Personen, mit
denen man es zu tun hatte, verlangte die englische
Eesandtschaft auch noch die Stellung von zwei Bür-
gen. die sich für die Summe von 1000 Pengö hast-
bar erklärten.
Jn Titusenden von Fällen sind diese Juden ent-
gegen ihrer Unterschrift in Palästina geblieben.
Die englische Gesandtschaft in Budavest hat nun
einen Prozeh gegen einen der Bürgen angeftrengt.
Nach mehrere Monate dauernder Verhandlungs-
zeit hat das Vudavester Amtsgericht diesen Pro-
seh zugunsten der Vudavester englischen Eesandt-
schaft entschieden.
Auf diese Entscheidung hin hat nun die eng-
lische Eesandtschaft nicht weniger als 4000 Pro-
zesse gegei^ Vürgen solcher ausgewanderter Juden
anbängig gemacht. Die Vertreter der beklagten
Bürgen verteidigen sich in erster Linie mit dem
Sinweis darauf. dah die britischen Behörden in
Palästina in vielen Fällen den Ausgewanderten
eine regelrechte Aufenthaltserlaubnis gegeben HSt-
ten. Der Streitwert sämtlicher Prozesse beträgt
nicht weniger als vier Millionen Pengö.
Frankreich bewilligt den Olympia-Kredit
. Paris. 7. Juli.
Der Finanzausschuß der Kammer hat die Rs-
gierungsvorlage über die Nachtragskredite für
Juni geprüft. Bei dieser Gelegenheit wurde auch
der Kredit von einer Million Franken, den die
Regicrung für die Beteiligung Frankreichs an den
Olympischen Spielen beantragt hatte, trotz der
Opposition der Kommunisten unverändert anae-
nommen.
Französische TrüstungSgehetmnisse den Sowjets
übergehen
Im „Echo de Paris" kündigt ^enry de Keri'llis
eine Anfrage an den Luftfahrtminister Pierre Eot
7?,i<w«gen Ueberlassung militärischer Pläne an die
sowjetrussische Armee an. Danach soll am 23. Juni
Pierre Cot dem Eeneralstab der Luftwaffe An-
weisung gegeben haben, dio Zeichnungen und ein
Muster der Flugzeugkanone 23, die durch den
Propeller hindurch schietzt, der Sowjetregierung
zu übermitteln. Autzerdem soll er der Sowjetarmee
den Maschinengewehrturm „Alcan" zur Verfügung
gestellt haben. Die Flugzeugkanone 23 sei nicht nur
ein wahres Meisterwerk des französischen Erfin-
dungsgeistes, sondern auch das einzige überlegene
Material, über das Frankreich in seinem Luft-
fahrtwesen gegenwärtig verfüge. Pierre Lot werde
vielleicht antworten, datz Frankreich und Sowjet-
rutzland militärisch verbündet seien und datz Frank-
reich daher ein Jnteresse daran hahe, Sowjet-
rutzland an den französischen Erfindungen teilneh-
men zu lassen. Trotzdem aber dürften die wert-
vollsten Eeheimnisse der französischen Landesver-
teidigung nicht ausgeliefert werden.
Koblenz, 7. Juli.
2n der siebenten Verhandlungswoche im Prozetz
gegen die Franziskanerbrüder beschäftigte sich das
Eericht am Dienstag mit drei weiteren Ange-
klagten.
De.r 24 Iahre alte Sebastian Mertes, genannt
Vruder Kasper, trat 1930 in das Franziskaner-
kloster Waldbreitbach ein. Bei seiner Vernehmuna
sagte der Angeklagte, datz er 1932 zum erstenmal
von den sittlichen Verfehlungen im Kloster gehört
habe. Er selbst habe diese widerlichen Dinge
nicht geglaubt.
Der Vorsitzende bemerkt dazu: „Sie hätten jedoch
besser diese Dinge geglaubt, dann wiire es mit
Ihnen vielleicht nicht so weit gekommen, denn heute
müssen Sie ja zugeben, dak Sie in dieser Ve-
ziehung eine ziemliche Schuld aus dem Kerbholz
haben."
Der Angeklagte ist 1933 von dem Franziskaner-
bruder Markus bei derNachtwache ver-
fllhrt worden und hat sich in der Folge auch
mit den Franziskanerbrüdern Gregor und Hermann
Joseph homosexuell vergangen. Der Staatsanwalt
wies auf die Widerstandslosigkeit hin, mit der der
Angeklagte jeder Versuchung erlegen sei. Vegünstigt
sei das schamlose Treiben durch die im Kloster ge-
bildeten Freundschaftsklubs worden, die
eine verhängnisvolle Rolle gespielt hätten. Der
Staatsanwalt beantragte ein Jahr zwei Monate
Eefängnis. Das Gericht verurteilte den Angeklag-
ten zu einer Eefängnisstrafe von einem 2ahr drei
Monaten. Sieben Monate der Untersuchungshast
wurden auf die Strafe angerechnet.
Der zweite Angeklagte ist der 1918 in Westfalen
geborene Franziskanerbruder Basilidus. Auf
Grund einer Zeitungsanzeige, in der junge Män-
ner zum Eintritt in das Franziskanerkloster auf-
gefordert wurden, kam der Angeklagte im 2uli
1934 als Postulant nach Waldbreitbach. Der An-
geklagte ist geständig, mit den Vrüdern Ilde-
zons und Nomuald widernatürliche llnzucht getrie-
ben zu haben. Der Staatsanwalt wies darauf
hin, datz der Angeklagte trotz aller guten Vorsätze
sich immer wieder homosexuell betätigt habe. 2n
Tokio, 7. 2uli.
Der japanische Kriegsminister veröffentlicht auf
Erund der Untersuchungen eine Schilderung der
Februar-Revolte. Hiernach hat eine Gruppe ehe-
maligex. Offiziere unter Leitung des Hauptmanns
Muranaka schon seit der Ermordung des Pre-
mierministers Imukai im Iahre 1932 eine Auf-
standsbewegung unter den jungen Offizieren der
Garnison von Tokio vorbereitet. Diese Gruppe
oerbreitete Flugschriften und veranstaltete geheime
Besprechungen, wobei sie die Veseitigung bevorzug-
ter Klassen forderte, die ?ür die herrschende Not
des Vaterlandes verantwortlich zu machen seien.
Während des Aufstandes wurden ständig Verhand-
lungen mit dem Kriegsminister geführt, die all-
mählich die Uebergabe zunt Ergebnis hatten. Die
Aufständischen forderten die Führung der Armee
auf, stch an die Spitze der Bewegung zu ftellen,
die sie nach Beseitigung der am Unglück des Vater-
landes verantwortlichen Männer vorbereitet
hätten.
Bemerkenswert ist die Erkläruna, die Armee
„zögere nicht, bis zu einem gewissen Grade die
Motioe anzuerkennen, die die jungen Offiziere zu
dem Aufstand veranlatzt habe. Sie hätten aus
, Unwillen über die herrschenden Zustände im Lande
I gehandelt, geleitet von Liebe zum Vaterland".
wenigen Wochen habe er sich schwerer sittlicher Ver-
fehlungen schuldig gemacht, sür die der Staats-
anwalt ein Iahr und vier Monate Eefängnis
beantragte.
Der Staatsanwalt stellte hierzu fest: Diese
jungen Leute sind unschuldig in das Kloster gekom-
men, sind einem alten raffinierten Routinier i« die
Hände gesaklen und sittlich verkommen, oder sie
wutzten in ihrer sexuellen Not nicht mehr «in nnd
aus und gerieten widerstandslos in den Kreis der
Unzucht treibenden Vrüdcr. Es ist schon so, dah die
Haupischuld an allen diesen Dingen eine Jnstitution
trifft, die in unserer heutigen Zeit keine Existenz-
berechtigung mehr habe. Wenn man hier hört, dah
alle diese Scheutzlichkeiten im Kloster, trotzdem sie
bekannt waren, nicht bekämpft wurden, dann ist die
ganze Organisation überhaupt nicht mehr zu ver-
stehen."
Das Eericht verurteilte den Angeklagten wegen
widernatürlicher Unzucht zu fünf Monaten Gefäng.
nis. Die Srrase ist durch die Untersuchungshaft
verbützt.
Als dritter Angeklagter hatte sich der 23 Jahre
alte Franziskanerbruder Angricola zu verant.
worten. Der Angeklagte erklärte, datz er im Jahre
1931 in die Franziskaner-Genossenschaft eingetreten
sei. Die Zustände im Kloster hätten ihn später
wieder veranlatzt, auszutreten. Jm Falle des
jugendlichen Bruders Agricola ergab die Zeugenver-
nehmung wieder ein erschreckendes Vild sütlicher
Verwirrungen. Der Staatsanwalt wies auf oie
wüsten Orgien hin, die der Angeklagte mit seinen
Klostergenossen in Szene gesetzt hatte und bean-
tragte ein Jahr drei Monate Gefängnis. Es erging
solgendes Urteil:
Das Verfahren wird auf Erund des Straffrei-
heitsgesetzes vom 7. August 1934 eingestellt. Der
Haftbefehl wird aufgehoben. Jn der Urteilsbegrün-
dung wird ausgeführt, datz die dem Angeklagten zur
Last gelegten Fälle bis auf einen nicht restlos nach.
gewiesen werden konnten. Da mit Rücksicht auf die
Tatbestände in einem Falle ein« höhere Strafe als
sechs Monate nicht zu erwarten war, sei das Gericht
gezwungen gewesen, Amnestie anzuwenden.
Das Blatt „Tokio Asahi Schimbun"
hofft, datz die Opfer nicht vergeblich seien, sondern
zur Aussöhnung zwischen Heer und Volk führten.
Der Aufstand und das Urtoil könnte eine Vesserung
einleiten, wenn die Regierung ein« wirklich«
Staatspolitik treibe. Es sei zugegeben, tmtz dre
frühere Regierung versagt habe, umfomehr mützte
das derzeitige Kabinettt mutig entschlossen sein,
eins gründliche Erneuerung herbeizusühren. Der
Aufstand könne dann eins geschichtlich« Bedeutung
bekommen.
Bolfchewismus heißf Mord
Warnung vor der „fchleichenden Paralyse".
London, 7. Juli.
Die in London erscheinende „Daily Mail",
das Blatt Lord Rothermeres, das eine Auflage
von mehreren Millionen hat, setzt seinen Feldzug
gegen den Bolschewismus fort.
Jn einem Leitartikel wird ausgeführt: „Wie
weit breitet sich die schleichende Paralyse des Kom-
munismus in Europa aus? Seine Agenten sind,
mit reichlichen Mitteln versehen, unermüdlich am
Werk. Das Regime der Roten bedeutet Klassen-
kampf und Mord. Die Roten brüsteten sich 1932,
datz ste damals 1769 000 Menschen ermordeten, ihr
Die japanifche Februarrevotte
Oie vaterländischen Motive der aufständischen Offiziere werden gewürdigt
Vslksschauspiel Oetigheim
KsndervsrsteHung lv. L Schäfer r Der f8. Oktsber s8sS
Erfrischend zwanglos ift das Milieu. Man
nimmt sich, bevor man den 4000 Personen fassenden
Zuschauerraum betritt, ein Helles drautzen, frisch
vom Fatz, itzt ein Stück Schinkenwurst dazu oder
schleckt ein Hörnchen Eis aus der Hand. Hast ist
überflüssig: die Türen werden nicht geschlossen beim
dritten Klingelzeichen.
„Der 18. Oktober 1813" ist ein historisches
Schauspiel. Es nimmt darum nicht Wunder, datz
die Wehrmacht das Hauptkontingent der Besu-
cherschaft bildet. Die Szenerie zeigt die
„Nibelungen"-Kulissen der ftändigen Sonntags-
Nachmittagspiele: Das mächtige Wormser Schlotz
im Mittelpunkt mit weitausladenden romanischen
Bögen und schwerer, broncebeschlagener Tür. Rechts
ist eine Kapelle angefügt, seltsamerweise mit einem
in Mosaik ausgefüllten Christusmotiv. Links der
Bühne ragt auf schroffem Fels Brunhilds Jsen-
burh empor. Ein stolzer Pfau — zum Jnoentar
gehorig — schreitet majestätisch durch die Räume,
macht sich ein Vergnügen daraus, das Spiel stets
an den unpassendsten Partien durch „Zwischenrufe"
zu stören. Ein wildromantische Schlucht, wie für
den Freischütz gemeitzelt, ein Ambotz, düstere Nibe-
lungen-Höhlen und das alles in herrlich sattes
Erün gebettet und zum Himmel hin tiefblau na-
türlich abgesetzt. Was aber das Wichtigste ist: der
Hintergrund stört nicht. Geographie wird wesen-
los. Von dem Augenblick an, da Schäfer die Kon-
flikte häuft, dramatische Lichter aufsetzt, wirkt auch
diese BLHne lebensecht und fügt sich trefflich ein.
Ein paar Lausebuben huschen über die Szene,
ein FLselier des Kaisers schätzt von Ferne die Be-
sucherzahl. Der weite Raum, die winzigen Löwen-
brunnen im Vordergrund, das wie durch einen
Schacht einfallende Zwielicht schasfen eine eigen
bereite Atmosphäre. Spiel und Umgebung sind
«ins.
Ein Schuh zerknallt. Preuhische Rette« spren-
geq ÜLn Hst Biihy» Mtt« A dn Handluvg
stecken wir: Ueberreste eines rheinbündischen Fü-
silierregiments, Verpflichtete Napoleons, warten
bei Leipzig auf die seit Tagen versprochene Ver«
stärkung. Die Mannschaft murrt, glaubt sich ver«
raten. Da bringen Patrouillengänger einen ge«
fangenen Bauern ein, der sich bei näherem Zu-
sehen als preutzischer Offizier entpuppt. Sein Ver«
such, die Truppen aufzuklären über ihr vaterlands«
loses Tun, und sie zu den Preutzen herllberzuzie-
hen, bringt ihn vor das Standgericht. Trotz Drän-
gens des französischen Eenerals Delarede (H. D.
Schürmann) kann Oberst Bauer, der Regiments-
kommandeur, fich nicht zur Vollstreckung des Todes-
urteils entschlietzen. Der Eefangene ist kein Be-
rufssoldat. Er nahm als Student die Waffe zur
Hand, um das Land von dem „Nur-Eroberersolda-
ten" Napoleon zu befreien. Sein Kampfpanier
ist Deutschland, nicht der Sold. Oberst Väuer ver-
liert den Degen wegen Gehorsamsverweigerung.
Der Trupp jedoch, der gleichwohl zur Exekution be-
fohlen wird, legt den neuen Hauptmann um und
lätzt den Preutzen entkommen.
Offene Meuterei bricht los. Das Regiment will
seinen Führer wieder. Der Oberst soll entscheiden,
auf welcher Seite fortan gefochten wird. Mit
Heldenmut trägt dieser Mann den Zwiespalt
zwischen Soldateneid und Vaterlandsgewissen. Er
aibt zum Schlutz den Regimentsbefehl, zu den
Preutzen überzugehen, wählt aber selbst in eiserner
Konsequenz den Tod.
Die Preutzen galoppieren heran, FaVrizius, der
befreite Leutnant, an der Spitze. Vereint geht's
gegen Napoleon in die Völkerschlacht.
Nicht nur vom Pulverdampf bissen, als die letzte
Szene ausschwang, den Zuschauern die Augen. Der
dann einsetzende Veifall galt ohne Unterschied der
ganzen tapferen Schar, die, mitging und miterlebte,
kerndeutsch und saftig sprach, so von der Leber
W«L
KL DM».
Aulturnstizen
Neuer Leiter der Fachschaft Bühne. Der Prä.
sident der Reichs-Theaterkammer, Ministerialrat Dr.
Rainer-Schlösser, hat den bisherigen Veirat des Lei^
ters der Fachschaft Bühne, Oberspielleiter Bern-
hard H « rrmann, zum Leiter der Fachschaft
Bühne in Berlin ernannt.
Ehrenvolle Berufung. Der Jntendant des Reichs.
senders Frankfurt, Hanns Otto Fricke, wurde zum
Leiter des gesamten kulturellen Funkprogramms der
Olympischen Spiele ernannt.
Der nene Mainzer Senerakmustkdirektor. Der
bisherige erste Kapellmeister am Frankfurter Opern.
haus, Karl Maria Zwitzler, wurde als General.
musikdirektor nach Mainz als Nachfolger von Gene.
ralmustkdirektor Fischer, der nach Wiesbaden geht,
berufen.
Die erste Freilicht - Puppenbühne Deutschlands.
Jn der Künstlerstedlung Halfmannshof in Eelsen.
kirchen wurde dieser Tage mit einer Auffiihrung
des Spiels „Iedermann" die erste Freilicht-Puppen.
bühne Deutschlands eingeweiht. Eine zweite der-
artige Bühne soll in nächster Zeit im Museumsgar-
ten in Gelsenkirchen-Buer eröffnet werden.
Die beste deutsche Violm-Komposition. Das
von der Gemeinde Mittenwald in Zusammen-
arbeit mit der Reichsmusikkammer erlaffene Preis-
ausschreiben für die beste deutsche Violm-Komposi.
tion hat vier Arbeiten mit Preisen bedacht. Robert
Pomfreth-Hamburg, H. Lilge-Warnemünde, Dr. H.
Mylies.Koblenz und R. Hürsch.Künigsberg sind die
Preisträger.
Deutsches Gastspiel in der Schweiz. Mit Ee-
nehmigung der Reichstheaterkammer unternimmt
Herbert Walter mit einem Ensemble, dem deut-
sche und schweizerische Bühnenkünftler angehören,
eine Eastspielreise durch die Schweiz, die am 21.
Iuli beginnen wird. Zur Aufführung gelanat da»
sustlvttl «Frischer Wisd gus Kamds",
Wahnstnnsregiment ist eine lange Geschichte
Terrors und der Qual. Deutschland hat", so
es an anderer Stelle, „vor allen anderen Län-
die rote Eefahr unterdrückt. Aus diesen und a»
anderen Gründen ist Deutschland eine Nation, ns'
der das englische Volk ein Bündnis, das das bE
Mittel zur Vereitlung der kommunistischen MaO^
ver wäre, willkommen heitzen würde."
Rom zu -en Weimarer Zestlichketten
Rom. 7. Juli.
Alle römischen Blätter bringen längere
richte über die Zehnjahresfeier des Reichspai"'
tages in WeiMLr. Die Rede von ReichsminM,
Dr. Eoebbels wird auszugsweise wiedergeSf,
ben, insbesondere die Würdigung und RechtserO
gung der unter der nationalsozialistischen ReS'?
rung erfolgten deutschen Wiederaufrüstung. die oh.
„Voraussetzung für den deutschen WiederaufstieS
sei. Besonders hervorgehoben werden die Wo>9
des Reichsministers. dah der NationalsozialisinU^
keine Ausfuhrware sei. sowie der Schlutz der Reb-'
der die friedlichen Absichten Deutschlands untei
streicht.
Landesverräter hingerichtet. Der vom Volks<
gerichtshof wegen Landesverrats zum Tode verui'
teilte 24jährige Walter Scheve ist Dienstagmorga"
in Verlin hingerichtet worden.
Zahl der Rundfunkteilnehmer. Die Zahl dek
Rundfunkteilnehmer betrug am 1. Juli 7 430 31^
gegenüber 7 S17 240 am 1. Juni.
* . .
Auszeichnung durch Generaloberst GöriW
Reichsforstmeister Hermann Göring hat den Fo*/
stern Rjtschel und Eoebel von der FLrsterei Klink,
Kreis Oppeln, für ihr tapferes Derhalten bei dek
Unschädlichmachung der Eisenbahnräuber Schülle»
den Lhrenhirschfänger verliehen.
4c
Lhinestscker Besuch in Verlin. Am DienstaH
traf der Prästdent des chinesischen Obersten Reichd'
amter für Prüfungen, Tai Lhi-Tao, ein.
ck
ISjähriger Mörder verhastet. Die Kriminal'
polizsi in Hannover nahm einen 18jährigen Bul'
schen fest, der seine Erotzmutter mit einer Wäsch^
leine erdroffelt hat und sie dann aufhängte, uur
einen Selbstmord vorzutäuschen.
4-
Neue Mahnahmen gegen die Kampfbünde. We'
gen der Zwischenfälle am Sonntag in Paris, u>a
Mitglieder der aufgelösten Kampfbünde eine»
Umzug veranstalteten, hat der französische Jnnen'
minister verschärfte Matznahmen gegen die Kampl'
bünd« angezeigt.
4-
Spanische Faschisten verhaftet. Der General'
direktor der spanischen Polizei lieh 120 FaschisteU
verhaften, weil sie ihn mit dem Faschistengruy
grützten.
4-
Zwei Tote bei einem Feuergefecht. In deM
spanischen Ort Miguelturra wurden bei eineni
Feueraefecht zwischen Marxisten und spanischeU
Faschisten zwei Personen getötet und zehn schwek
verletzt.
4-
Der Aufmarsch der Siidwesttruppen. Die mi'
litärischen Vorbereitungen der SüdwestprovinzeU
nähern stch, wie aus Schanghai gemeldet wird, deiU
Abschluh. Kwantung verfügt jetzt llber 13 Dloi'
stonen, von denen nur vier zur Aufrechterhaltung
der Ordnung im Jnnern zurückgelaffe-n wurden.
-SS
Jnternationaler Philatelistenkongreh. Der Kon'
gretz der Födöration Jnternationale de Philatelie
wird im Anschlutz an die grohe Ausstellungswoche
der Philatelisten in Berlrn am 28. und 29. Aug-
in Luxemburg abgehalten.
IVOjähriges Bestehen der Londoner llniverfitat.
Jn diesen Tagen beging die Universität LondoU
das Jubiläum ihre» 100jährigen Bestehens. Die
llniversttät war ursprünglich nur Prüsungsbehörde
und erteilte Erade, erst 1900 wurde ste in eine
lehrende Universität umgewandelt als Eegenpol zu
Cambridge und Oxford. Die Universität hat ge»
genwärtig 13 000 eingeschriebene Studenten und
7000 Hörer.
Bajaderen organistert. Die Tempeltänzerrnneu
Mittelindiens haben sich zur Verbesierung ihrer
sozialen Lage und zur Wahrung ihrer Berufsinter«
efsen zu einer Eewerkschaft zusammengefchlosien.
Sie protestieren in einer Eingabe an die britischa
Regierung gegen die Ausbeutung der Bajaderen
und beantragen die Einführung des Achtstunden«
tages.
Hanvtkckriitleiter: Franz Bretz.
Stelloertreter: Berabarb Secaer-Kelbe.
Cbek vom Dicuft: Dr Friedri» Didier.
Berantwortli» für Jnnenvolitik: Krau, Bretz; fü»
Auhenvollttk und Wirtschaft: Beruharb Seeger-Kelbe,
für Gtadt Heidclbera und Beweguna: Hermann Leitzr
sür Badische Nachrtchten und Svort: Hermaun Ucberle:
tür Keuilleton und Unterbaltung: Dr. Friedr. Didier,
für wmtliche Beilaaen: Hcrberl Miedemann: für BU-
der: Ha«vts»riftlcituua: für Anzeigen: Wilb. BeSver-
siimtlich tn Seidelbera
§»rlftlett»ng: Brunnenaalle S0—34.
Berliuer Dchristleituug:
vauö Grat Reitchach. Berlin SW 6» Cbarlottenstr. U>8.
Nachdruck etgener Berichte obne ausdrückliche Genebmi-
guna der Schriftleitung nicht acstattet.
Svrechftunden der Schrtftlettuna: Täal. von lS -17Ubr-
Fernrut 3748.
Für unverlanat etnaeaanacne NettrKae wtrd ketne
Berantwortuna tibernommen.
Berlag „BolkSgemetntchalt" G. m. b H.. Hauvt«
ftrabe >3« ,138 «UuiverHtLtsvlad).
Druck; Hetdelberaer Guteribera-Drnckere» G. m. b. v-
D-A. VI. 1936: 24 513.
Davon: Bezirksausaabe Obenwald u. Bauland 2 S80
Bezirksausaabe Rund um Mosbach ,3 078
Äezirksausgabe Der Kranke 8 306
Bezirksausaabe Der Kraichaau
Lur Lett tkt PretSllftr Nr. S aüllt«.
„Aollsgemeitischast^
Mittw«». de» 8. Jult M
Der SttttichkettsprozeH gegen -ie Franziskaner
Merkwürdige »Kreundschastsklubs" hinter Klostermauern
Oer englische Staat verklagt
4000 Iuden
Budavrit. 7. Juli. (Eigen« Meldung.)
Jn der letzten Zeit waren zahlreiche Juden aus
Ungarn nach Palästina ausgewandert. Aui der
englischen Gesandtschaft in Budavest mutzten sie
jedoch einen Revers unterschreiben, wonach sie sich
nur drei Monate in Palästina aufzuhalten gedäch-
ten. Für den Fall, datz die drei Monate über-
schritten würden. wurde vertraglich ein Strafgeld
von 1000 Pengö ausbedungen. Ofsensichtlich in
Kenntnis der Verhältnisse und der Personen, mit
denen man es zu tun hatte, verlangte die englische
Eesandtschaft auch noch die Stellung von zwei Bür-
gen. die sich für die Summe von 1000 Pengö hast-
bar erklärten.
Jn Titusenden von Fällen sind diese Juden ent-
gegen ihrer Unterschrift in Palästina geblieben.
Die englische Gesandtschaft in Budavest hat nun
einen Prozeh gegen einen der Bürgen angeftrengt.
Nach mehrere Monate dauernder Verhandlungs-
zeit hat das Vudavester Amtsgericht diesen Pro-
seh zugunsten der Vudavester englischen Eesandt-
schaft entschieden.
Auf diese Entscheidung hin hat nun die eng-
lische Eesandtschaft nicht weniger als 4000 Pro-
zesse gegei^ Vürgen solcher ausgewanderter Juden
anbängig gemacht. Die Vertreter der beklagten
Bürgen verteidigen sich in erster Linie mit dem
Sinweis darauf. dah die britischen Behörden in
Palästina in vielen Fällen den Ausgewanderten
eine regelrechte Aufenthaltserlaubnis gegeben HSt-
ten. Der Streitwert sämtlicher Prozesse beträgt
nicht weniger als vier Millionen Pengö.
Frankreich bewilligt den Olympia-Kredit
. Paris. 7. Juli.
Der Finanzausschuß der Kammer hat die Rs-
gierungsvorlage über die Nachtragskredite für
Juni geprüft. Bei dieser Gelegenheit wurde auch
der Kredit von einer Million Franken, den die
Regicrung für die Beteiligung Frankreichs an den
Olympischen Spielen beantragt hatte, trotz der
Opposition der Kommunisten unverändert anae-
nommen.
Französische TrüstungSgehetmnisse den Sowjets
übergehen
Im „Echo de Paris" kündigt ^enry de Keri'llis
eine Anfrage an den Luftfahrtminister Pierre Eot
7?,i<w«gen Ueberlassung militärischer Pläne an die
sowjetrussische Armee an. Danach soll am 23. Juni
Pierre Cot dem Eeneralstab der Luftwaffe An-
weisung gegeben haben, dio Zeichnungen und ein
Muster der Flugzeugkanone 23, die durch den
Propeller hindurch schietzt, der Sowjetregierung
zu übermitteln. Autzerdem soll er der Sowjetarmee
den Maschinengewehrturm „Alcan" zur Verfügung
gestellt haben. Die Flugzeugkanone 23 sei nicht nur
ein wahres Meisterwerk des französischen Erfin-
dungsgeistes, sondern auch das einzige überlegene
Material, über das Frankreich in seinem Luft-
fahrtwesen gegenwärtig verfüge. Pierre Lot werde
vielleicht antworten, datz Frankreich und Sowjet-
rutzland militärisch verbündet seien und datz Frank-
reich daher ein Jnteresse daran hahe, Sowjet-
rutzland an den französischen Erfindungen teilneh-
men zu lassen. Trotzdem aber dürften die wert-
vollsten Eeheimnisse der französischen Landesver-
teidigung nicht ausgeliefert werden.
Koblenz, 7. Juli.
2n der siebenten Verhandlungswoche im Prozetz
gegen die Franziskanerbrüder beschäftigte sich das
Eericht am Dienstag mit drei weiteren Ange-
klagten.
De.r 24 Iahre alte Sebastian Mertes, genannt
Vruder Kasper, trat 1930 in das Franziskaner-
kloster Waldbreitbach ein. Bei seiner Vernehmuna
sagte der Angeklagte, datz er 1932 zum erstenmal
von den sittlichen Verfehlungen im Kloster gehört
habe. Er selbst habe diese widerlichen Dinge
nicht geglaubt.
Der Vorsitzende bemerkt dazu: „Sie hätten jedoch
besser diese Dinge geglaubt, dann wiire es mit
Ihnen vielleicht nicht so weit gekommen, denn heute
müssen Sie ja zugeben, dak Sie in dieser Ve-
ziehung eine ziemliche Schuld aus dem Kerbholz
haben."
Der Angeklagte ist 1933 von dem Franziskaner-
bruder Markus bei derNachtwache ver-
fllhrt worden und hat sich in der Folge auch
mit den Franziskanerbrüdern Gregor und Hermann
Joseph homosexuell vergangen. Der Staatsanwalt
wies auf die Widerstandslosigkeit hin, mit der der
Angeklagte jeder Versuchung erlegen sei. Vegünstigt
sei das schamlose Treiben durch die im Kloster ge-
bildeten Freundschaftsklubs worden, die
eine verhängnisvolle Rolle gespielt hätten. Der
Staatsanwalt beantragte ein Jahr zwei Monate
Eefängnis. Das Gericht verurteilte den Angeklag-
ten zu einer Eefängnisstrafe von einem 2ahr drei
Monaten. Sieben Monate der Untersuchungshast
wurden auf die Strafe angerechnet.
Der zweite Angeklagte ist der 1918 in Westfalen
geborene Franziskanerbruder Basilidus. Auf
Grund einer Zeitungsanzeige, in der junge Män-
ner zum Eintritt in das Franziskanerkloster auf-
gefordert wurden, kam der Angeklagte im 2uli
1934 als Postulant nach Waldbreitbach. Der An-
geklagte ist geständig, mit den Vrüdern Ilde-
zons und Nomuald widernatürliche llnzucht getrie-
ben zu haben. Der Staatsanwalt wies darauf
hin, datz der Angeklagte trotz aller guten Vorsätze
sich immer wieder homosexuell betätigt habe. 2n
Tokio, 7. 2uli.
Der japanische Kriegsminister veröffentlicht auf
Erund der Untersuchungen eine Schilderung der
Februar-Revolte. Hiernach hat eine Gruppe ehe-
maligex. Offiziere unter Leitung des Hauptmanns
Muranaka schon seit der Ermordung des Pre-
mierministers Imukai im Iahre 1932 eine Auf-
standsbewegung unter den jungen Offizieren der
Garnison von Tokio vorbereitet. Diese Gruppe
oerbreitete Flugschriften und veranstaltete geheime
Besprechungen, wobei sie die Veseitigung bevorzug-
ter Klassen forderte, die ?ür die herrschende Not
des Vaterlandes verantwortlich zu machen seien.
Während des Aufstandes wurden ständig Verhand-
lungen mit dem Kriegsminister geführt, die all-
mählich die Uebergabe zunt Ergebnis hatten. Die
Aufständischen forderten die Führung der Armee
auf, stch an die Spitze der Bewegung zu ftellen,
die sie nach Beseitigung der am Unglück des Vater-
landes verantwortlichen Männer vorbereitet
hätten.
Bemerkenswert ist die Erkläruna, die Armee
„zögere nicht, bis zu einem gewissen Grade die
Motioe anzuerkennen, die die jungen Offiziere zu
dem Aufstand veranlatzt habe. Sie hätten aus
, Unwillen über die herrschenden Zustände im Lande
I gehandelt, geleitet von Liebe zum Vaterland".
wenigen Wochen habe er sich schwerer sittlicher Ver-
fehlungen schuldig gemacht, sür die der Staats-
anwalt ein Iahr und vier Monate Eefängnis
beantragte.
Der Staatsanwalt stellte hierzu fest: Diese
jungen Leute sind unschuldig in das Kloster gekom-
men, sind einem alten raffinierten Routinier i« die
Hände gesaklen und sittlich verkommen, oder sie
wutzten in ihrer sexuellen Not nicht mehr «in nnd
aus und gerieten widerstandslos in den Kreis der
Unzucht treibenden Vrüdcr. Es ist schon so, dah die
Haupischuld an allen diesen Dingen eine Jnstitution
trifft, die in unserer heutigen Zeit keine Existenz-
berechtigung mehr habe. Wenn man hier hört, dah
alle diese Scheutzlichkeiten im Kloster, trotzdem sie
bekannt waren, nicht bekämpft wurden, dann ist die
ganze Organisation überhaupt nicht mehr zu ver-
stehen."
Das Eericht verurteilte den Angeklagten wegen
widernatürlicher Unzucht zu fünf Monaten Gefäng.
nis. Die Srrase ist durch die Untersuchungshaft
verbützt.
Als dritter Angeklagter hatte sich der 23 Jahre
alte Franziskanerbruder Angricola zu verant.
worten. Der Angeklagte erklärte, datz er im Jahre
1931 in die Franziskaner-Genossenschaft eingetreten
sei. Die Zustände im Kloster hätten ihn später
wieder veranlatzt, auszutreten. Jm Falle des
jugendlichen Bruders Agricola ergab die Zeugenver-
nehmung wieder ein erschreckendes Vild sütlicher
Verwirrungen. Der Staatsanwalt wies auf oie
wüsten Orgien hin, die der Angeklagte mit seinen
Klostergenossen in Szene gesetzt hatte und bean-
tragte ein Jahr drei Monate Gefängnis. Es erging
solgendes Urteil:
Das Verfahren wird auf Erund des Straffrei-
heitsgesetzes vom 7. August 1934 eingestellt. Der
Haftbefehl wird aufgehoben. Jn der Urteilsbegrün-
dung wird ausgeführt, datz die dem Angeklagten zur
Last gelegten Fälle bis auf einen nicht restlos nach.
gewiesen werden konnten. Da mit Rücksicht auf die
Tatbestände in einem Falle ein« höhere Strafe als
sechs Monate nicht zu erwarten war, sei das Gericht
gezwungen gewesen, Amnestie anzuwenden.
Das Blatt „Tokio Asahi Schimbun"
hofft, datz die Opfer nicht vergeblich seien, sondern
zur Aussöhnung zwischen Heer und Volk führten.
Der Aufstand und das Urtoil könnte eine Vesserung
einleiten, wenn die Regierung ein« wirklich«
Staatspolitik treibe. Es sei zugegeben, tmtz dre
frühere Regierung versagt habe, umfomehr mützte
das derzeitige Kabinettt mutig entschlossen sein,
eins gründliche Erneuerung herbeizusühren. Der
Aufstand könne dann eins geschichtlich« Bedeutung
bekommen.
Bolfchewismus heißf Mord
Warnung vor der „fchleichenden Paralyse".
London, 7. Juli.
Die in London erscheinende „Daily Mail",
das Blatt Lord Rothermeres, das eine Auflage
von mehreren Millionen hat, setzt seinen Feldzug
gegen den Bolschewismus fort.
Jn einem Leitartikel wird ausgeführt: „Wie
weit breitet sich die schleichende Paralyse des Kom-
munismus in Europa aus? Seine Agenten sind,
mit reichlichen Mitteln versehen, unermüdlich am
Werk. Das Regime der Roten bedeutet Klassen-
kampf und Mord. Die Roten brüsteten sich 1932,
datz ste damals 1769 000 Menschen ermordeten, ihr
Die japanifche Februarrevotte
Oie vaterländischen Motive der aufständischen Offiziere werden gewürdigt
Vslksschauspiel Oetigheim
KsndervsrsteHung lv. L Schäfer r Der f8. Oktsber s8sS
Erfrischend zwanglos ift das Milieu. Man
nimmt sich, bevor man den 4000 Personen fassenden
Zuschauerraum betritt, ein Helles drautzen, frisch
vom Fatz, itzt ein Stück Schinkenwurst dazu oder
schleckt ein Hörnchen Eis aus der Hand. Hast ist
überflüssig: die Türen werden nicht geschlossen beim
dritten Klingelzeichen.
„Der 18. Oktober 1813" ist ein historisches
Schauspiel. Es nimmt darum nicht Wunder, datz
die Wehrmacht das Hauptkontingent der Besu-
cherschaft bildet. Die Szenerie zeigt die
„Nibelungen"-Kulissen der ftändigen Sonntags-
Nachmittagspiele: Das mächtige Wormser Schlotz
im Mittelpunkt mit weitausladenden romanischen
Bögen und schwerer, broncebeschlagener Tür. Rechts
ist eine Kapelle angefügt, seltsamerweise mit einem
in Mosaik ausgefüllten Christusmotiv. Links der
Bühne ragt auf schroffem Fels Brunhilds Jsen-
burh empor. Ein stolzer Pfau — zum Jnoentar
gehorig — schreitet majestätisch durch die Räume,
macht sich ein Vergnügen daraus, das Spiel stets
an den unpassendsten Partien durch „Zwischenrufe"
zu stören. Ein wildromantische Schlucht, wie für
den Freischütz gemeitzelt, ein Ambotz, düstere Nibe-
lungen-Höhlen und das alles in herrlich sattes
Erün gebettet und zum Himmel hin tiefblau na-
türlich abgesetzt. Was aber das Wichtigste ist: der
Hintergrund stört nicht. Geographie wird wesen-
los. Von dem Augenblick an, da Schäfer die Kon-
flikte häuft, dramatische Lichter aufsetzt, wirkt auch
diese BLHne lebensecht und fügt sich trefflich ein.
Ein paar Lausebuben huschen über die Szene,
ein FLselier des Kaisers schätzt von Ferne die Be-
sucherzahl. Der weite Raum, die winzigen Löwen-
brunnen im Vordergrund, das wie durch einen
Schacht einfallende Zwielicht schasfen eine eigen
bereite Atmosphäre. Spiel und Umgebung sind
«ins.
Ein Schuh zerknallt. Preuhische Rette« spren-
geq ÜLn Hst Biihy» Mtt« A dn Handluvg
stecken wir: Ueberreste eines rheinbündischen Fü-
silierregiments, Verpflichtete Napoleons, warten
bei Leipzig auf die seit Tagen versprochene Ver«
stärkung. Die Mannschaft murrt, glaubt sich ver«
raten. Da bringen Patrouillengänger einen ge«
fangenen Bauern ein, der sich bei näherem Zu-
sehen als preutzischer Offizier entpuppt. Sein Ver«
such, die Truppen aufzuklären über ihr vaterlands«
loses Tun, und sie zu den Preutzen herllberzuzie-
hen, bringt ihn vor das Standgericht. Trotz Drän-
gens des französischen Eenerals Delarede (H. D.
Schürmann) kann Oberst Bauer, der Regiments-
kommandeur, fich nicht zur Vollstreckung des Todes-
urteils entschlietzen. Der Eefangene ist kein Be-
rufssoldat. Er nahm als Student die Waffe zur
Hand, um das Land von dem „Nur-Eroberersolda-
ten" Napoleon zu befreien. Sein Kampfpanier
ist Deutschland, nicht der Sold. Oberst Väuer ver-
liert den Degen wegen Gehorsamsverweigerung.
Der Trupp jedoch, der gleichwohl zur Exekution be-
fohlen wird, legt den neuen Hauptmann um und
lätzt den Preutzen entkommen.
Offene Meuterei bricht los. Das Regiment will
seinen Führer wieder. Der Oberst soll entscheiden,
auf welcher Seite fortan gefochten wird. Mit
Heldenmut trägt dieser Mann den Zwiespalt
zwischen Soldateneid und Vaterlandsgewissen. Er
aibt zum Schlutz den Regimentsbefehl, zu den
Preutzen überzugehen, wählt aber selbst in eiserner
Konsequenz den Tod.
Die Preutzen galoppieren heran, FaVrizius, der
befreite Leutnant, an der Spitze. Vereint geht's
gegen Napoleon in die Völkerschlacht.
Nicht nur vom Pulverdampf bissen, als die letzte
Szene ausschwang, den Zuschauern die Augen. Der
dann einsetzende Veifall galt ohne Unterschied der
ganzen tapferen Schar, die, mitging und miterlebte,
kerndeutsch und saftig sprach, so von der Leber
W«L
KL DM».
Aulturnstizen
Neuer Leiter der Fachschaft Bühne. Der Prä.
sident der Reichs-Theaterkammer, Ministerialrat Dr.
Rainer-Schlösser, hat den bisherigen Veirat des Lei^
ters der Fachschaft Bühne, Oberspielleiter Bern-
hard H « rrmann, zum Leiter der Fachschaft
Bühne in Berlin ernannt.
Ehrenvolle Berufung. Der Jntendant des Reichs.
senders Frankfurt, Hanns Otto Fricke, wurde zum
Leiter des gesamten kulturellen Funkprogramms der
Olympischen Spiele ernannt.
Der nene Mainzer Senerakmustkdirektor. Der
bisherige erste Kapellmeister am Frankfurter Opern.
haus, Karl Maria Zwitzler, wurde als General.
musikdirektor nach Mainz als Nachfolger von Gene.
ralmustkdirektor Fischer, der nach Wiesbaden geht,
berufen.
Die erste Freilicht - Puppenbühne Deutschlands.
Jn der Künstlerstedlung Halfmannshof in Eelsen.
kirchen wurde dieser Tage mit einer Auffiihrung
des Spiels „Iedermann" die erste Freilicht-Puppen.
bühne Deutschlands eingeweiht. Eine zweite der-
artige Bühne soll in nächster Zeit im Museumsgar-
ten in Gelsenkirchen-Buer eröffnet werden.
Die beste deutsche Violm-Komposition. Das
von der Gemeinde Mittenwald in Zusammen-
arbeit mit der Reichsmusikkammer erlaffene Preis-
ausschreiben für die beste deutsche Violm-Komposi.
tion hat vier Arbeiten mit Preisen bedacht. Robert
Pomfreth-Hamburg, H. Lilge-Warnemünde, Dr. H.
Mylies.Koblenz und R. Hürsch.Künigsberg sind die
Preisträger.
Deutsches Gastspiel in der Schweiz. Mit Ee-
nehmigung der Reichstheaterkammer unternimmt
Herbert Walter mit einem Ensemble, dem deut-
sche und schweizerische Bühnenkünftler angehören,
eine Eastspielreise durch die Schweiz, die am 21.
Iuli beginnen wird. Zur Aufführung gelanat da»
sustlvttl «Frischer Wisd gus Kamds",
Wahnstnnsregiment ist eine lange Geschichte
Terrors und der Qual. Deutschland hat", so
es an anderer Stelle, „vor allen anderen Län-
die rote Eefahr unterdrückt. Aus diesen und a»
anderen Gründen ist Deutschland eine Nation, ns'
der das englische Volk ein Bündnis, das das bE
Mittel zur Vereitlung der kommunistischen MaO^
ver wäre, willkommen heitzen würde."
Rom zu -en Weimarer Zestlichketten
Rom. 7. Juli.
Alle römischen Blätter bringen längere
richte über die Zehnjahresfeier des Reichspai"'
tages in WeiMLr. Die Rede von ReichsminM,
Dr. Eoebbels wird auszugsweise wiedergeSf,
ben, insbesondere die Würdigung und RechtserO
gung der unter der nationalsozialistischen ReS'?
rung erfolgten deutschen Wiederaufrüstung. die oh.
„Voraussetzung für den deutschen WiederaufstieS
sei. Besonders hervorgehoben werden die Wo>9
des Reichsministers. dah der NationalsozialisinU^
keine Ausfuhrware sei. sowie der Schlutz der Reb-'
der die friedlichen Absichten Deutschlands untei
streicht.
Landesverräter hingerichtet. Der vom Volks<
gerichtshof wegen Landesverrats zum Tode verui'
teilte 24jährige Walter Scheve ist Dienstagmorga"
in Verlin hingerichtet worden.
Zahl der Rundfunkteilnehmer. Die Zahl dek
Rundfunkteilnehmer betrug am 1. Juli 7 430 31^
gegenüber 7 S17 240 am 1. Juni.
* . .
Auszeichnung durch Generaloberst GöriW
Reichsforstmeister Hermann Göring hat den Fo*/
stern Rjtschel und Eoebel von der FLrsterei Klink,
Kreis Oppeln, für ihr tapferes Derhalten bei dek
Unschädlichmachung der Eisenbahnräuber Schülle»
den Lhrenhirschfänger verliehen.
4c
Lhinestscker Besuch in Verlin. Am DienstaH
traf der Prästdent des chinesischen Obersten Reichd'
amter für Prüfungen, Tai Lhi-Tao, ein.
ck
ISjähriger Mörder verhastet. Die Kriminal'
polizsi in Hannover nahm einen 18jährigen Bul'
schen fest, der seine Erotzmutter mit einer Wäsch^
leine erdroffelt hat und sie dann aufhängte, uur
einen Selbstmord vorzutäuschen.
4-
Neue Mahnahmen gegen die Kampfbünde. We'
gen der Zwischenfälle am Sonntag in Paris, u>a
Mitglieder der aufgelösten Kampfbünde eine»
Umzug veranstalteten, hat der französische Jnnen'
minister verschärfte Matznahmen gegen die Kampl'
bünd« angezeigt.
4-
Spanische Faschisten verhaftet. Der General'
direktor der spanischen Polizei lieh 120 FaschisteU
verhaften, weil sie ihn mit dem Faschistengruy
grützten.
4-
Zwei Tote bei einem Feuergefecht. In deM
spanischen Ort Miguelturra wurden bei eineni
Feueraefecht zwischen Marxisten und spanischeU
Faschisten zwei Personen getötet und zehn schwek
verletzt.
4-
Der Aufmarsch der Siidwesttruppen. Die mi'
litärischen Vorbereitungen der SüdwestprovinzeU
nähern stch, wie aus Schanghai gemeldet wird, deiU
Abschluh. Kwantung verfügt jetzt llber 13 Dloi'
stonen, von denen nur vier zur Aufrechterhaltung
der Ordnung im Jnnern zurückgelaffe-n wurden.
-SS
Jnternationaler Philatelistenkongreh. Der Kon'
gretz der Födöration Jnternationale de Philatelie
wird im Anschlutz an die grohe Ausstellungswoche
der Philatelisten in Berlrn am 28. und 29. Aug-
in Luxemburg abgehalten.
IVOjähriges Bestehen der Londoner llniverfitat.
Jn diesen Tagen beging die Universität LondoU
das Jubiläum ihre» 100jährigen Bestehens. Die
llniversttät war ursprünglich nur Prüsungsbehörde
und erteilte Erade, erst 1900 wurde ste in eine
lehrende Universität umgewandelt als Eegenpol zu
Cambridge und Oxford. Die Universität hat ge»
genwärtig 13 000 eingeschriebene Studenten und
7000 Hörer.
Bajaderen organistert. Die Tempeltänzerrnneu
Mittelindiens haben sich zur Verbesierung ihrer
sozialen Lage und zur Wahrung ihrer Berufsinter«
efsen zu einer Eewerkschaft zusammengefchlosien.
Sie protestieren in einer Eingabe an die britischa
Regierung gegen die Ausbeutung der Bajaderen
und beantragen die Einführung des Achtstunden«
tages.
Hanvtkckriitleiter: Franz Bretz.
Stelloertreter: Berabarb Secaer-Kelbe.
Cbek vom Dicuft: Dr Friedri» Didier.
Berantwortli» für Jnnenvolitik: Krau, Bretz; fü»
Auhenvollttk und Wirtschaft: Beruharb Seeger-Kelbe,
für Gtadt Heidclbera und Beweguna: Hermann Leitzr
sür Badische Nachrtchten und Svort: Hermaun Ucberle:
tür Keuilleton und Unterbaltung: Dr. Friedr. Didier,
für wmtliche Beilaaen: Hcrberl Miedemann: für BU-
der: Ha«vts»riftlcituua: für Anzeigen: Wilb. BeSver-
siimtlich tn Seidelbera
§»rlftlett»ng: Brunnenaalle S0—34.
Berliuer Dchristleituug:
vauö Grat Reitchach. Berlin SW 6» Cbarlottenstr. U>8.
Nachdruck etgener Berichte obne ausdrückliche Genebmi-
guna der Schriftleitung nicht acstattet.
Svrechftunden der Schrtftlettuna: Täal. von lS -17Ubr-
Fernrut 3748.
Für unverlanat etnaeaanacne NettrKae wtrd ketne
Berantwortuna tibernommen.
Berlag „BolkSgemetntchalt" G. m. b H.. Hauvt«
ftrabe >3« ,138 «UuiverHtLtsvlad).
Druck; Hetdelberaer Guteribera-Drnckere» G. m. b. v-
D-A. VI. 1936: 24 513.
Davon: Bezirksausaabe Obenwald u. Bauland 2 S80
Bezirksausaabe Rund um Mosbach ,3 078
Äezirksausgabe Der Kranke 8 306
Bezirksausaabe Der Kraichaau
Lur Lett tkt PretSllftr Nr. S aüllt«.