Lsits 2
„Volksgemelnschast^
Douucrstag, t>c» S. Juli tS«S
Oie Aufgaben der gewerblichen Wirtschast
Eine Rede Schachls in Oortmund — Oie Bedeutung -er Reichsanleihe
Dortmuird, 8. Juli.
Auf einer Sitzung der Wirtfchaftskammer fiir
Westfalen und Lippe, an der auch namhafte Ver-
treter der Partei, der Behörden und der Wehr-
macht teilnahmen, hielt Reichsbankpräfident und
Reichswirtschaftsminister Dr. Schacht am Mittwoch
in der Jndustrie- und Handelskammer zu Dort-
mund eine Rede, in der er unter anderem aus-
führte:
„Die gewerbliche Wirtschaft ist eine Einheit,
die auch in ihrem organisatorischen lleberbau eine
Einheitlichkeit erfordert. Das soll jetzt auf der
Ebene der Wirtschaftskammern herbei-
gefiihrt werden. Die Bezirksgruppen der Reichs-
gruppe Jndustrie und die Bezirksgruppen der
großen Wirtschaftsgruppen des Handels werden
mit den Wirtschaftskammern vereinigt. Diese Ein-
heit wird freilich auf dem Papier allein nicht her-
gestellt werden können. Es mutz hinzutreten der
feste Wille beider Beteiligten, sich in dieser Ein-
heit zusammenzufinden. Eifersüchteleien unterein-
ander darf es nicht geben. Wer trotzdem seine
Stellung zur Unterdrückung anderer ausnutzen
sollte statt zur Gemeinschaftsarbeit, wird von mir
zurechtgewiesen werden.
Jch werde dafllr sorgen, datz die Organisation
der gewerblichen Wirtschafi in Zukunft in stärkerer
Weise in die Tagesarbeit der Wirtschaftspolitik
eingeschaltet wird."
Dr. Schacht betonte, datz er dabei entscheidenden
Wert darauf lege, datz die Organisation der ge-
werblichen Wirtschaft mcht zu einem überwiegend
von bezahlten Kräften beherrschten Tätigkeitsfeld
werde.
Wenn die llebertragung von Aufgrben an die
Organisation der gewerblichen Wirtschaft lediglich
bedeutet, datz die Entscheidungen statt von oem
Veamten in der Behörde von einem Eeschäftsführer
in der Wirtschaftskammer getroffen werden, so ist
nichts Wesentliches geändert. Die Betriebsführer
selbft müssen ihre besten Führerpersönlichkeiten
herausstellen. Von ihnen selbst müssen die Jm-
pulse uno die notwendigen Korrekturen für die
Tagesarbeit ausgehen. Jch weitz sehr wohl, was
das für die im Veruf tätigen Betriebsführer be-
deutet. Sie haben ihren Schwerpunkt in ihrem
Eeschäft; das soll auch so sein. Denn als Leiter
der Organisation können wir nur erfolgreich Be-
triebsführer einsetzen, die durch vorbildliche Hal-
tung ihre Berufsgenossen erziehen und mitreitzen
können. Es ist ein grotzes Matz an Opferwillig-
keit, was gefordert werden mutz. Aber ich rufe
die Betriebsführer auf, daran zu denken, datz vie
Frage, ob die Organifation der gewerblichen Wirt-
schaft echke Selbstverwaltung oder einen büro-
kratischen Apparat darstellt, für sie alle von schick-
lalhafter Vedeutung ist. Vürokratisierung bedeutet
oen Weg zum Staatssozialismus.
Die vom Führer gewollte verantwortungs-
bewutzte Wirtschafi kann nur erhalten werden,
wenn die Mitglieder der Organisation der gewerb-
lichen Wirtschaft den Eeist der echten Selbstver-
waltung in sich tragen und in tätiger Mitarbeit
immer wieder aufs neue bekunden. Jn der Orga-
nisation selbst wird daher auch das Schicksal der
Wirtschaft entschieden."
Dr. Schacht wandte stch dann der Reichs»
anleihe zu und erklärte: „Jch habe den Ein-
druck, datz das Jnteresse an der Änleihr in allen
Vevölkerungsfchichten recht rege ist, und die bisher
vorliegenden Zeichnungsergebnisse sind durchaus
zufriedenstellend. Mein Äppell an die Jndustrie
geht dahin, in der noch vor uns liegenden Zeich-
nungsfrist zu prüfen, wie weit die Jndustrie ihre
im letzten Jahr erheblich gestiegenen Eewinne und
Reserven der Reichsanleihe zuführen könnte. Eine
solche Anlage in Reichsanleihe stärkt die Liqui-
dität der Werte, denn durch die Börsen- und Lom-
Mitengifi und Gebete für Mord
Sensationelle Enthüllungen im Mainzer Gistmordprozeß
Dünnhaupt-Verlag, Verlin 1936) festgestellt, datz
das Reich bereit und willens ist, einen neuen rhei-
nischen Nichtangriffspakt mit Frankreich und Bel-
gien — wenn gewünscht unter Einfchlutz der Nie-
derlande —, garantiert durch England und Jta-
lien, abzuschlietzen. Er hat aber auch, dio Erklä-
rung Adolf Hitlers unterstreichend, betont, dah
Deutschland nur dann verhandlungsbereit sei,
wenn man nicht den Versuch unternehme, das
Reich einseitig belastende Vorbedingungen zu stel-
len. llnd er hat besonders darauf hingewiesen, datz
der Schutz der deutschen Erenzen (Earnisonstärke,
Befestigung usw.) niemals Handelsobjekt eines
neuen Locarnovertrages sein können.
Die Kabinette in London und Paris sind ge-
nau darüber unterrichtet, datz das Reich nur
dann an internationalen Konferenzen teilnehmen
wird, wenn es, um des Führers Worte in seiner
Reichstagsrede vom 21. Mai 1935 zu zitieren, „an
deren Programmaufstellung von vornherein mitbe-
teiligt war". In krassem Gegensatz dazu steht der
Pariser Plan der Zweiteilung der Brüsseler Lo-
carnokonferenz. Denn Adolf Hitler erklärte da-
mals: „Wir denken nicht daran, wenn
zweioderdreiStaateneinVertrags-
gericht entwerfen, als Dritter dann
die erste Kostprobe vorzunehmen!" Es
scheint uns angestchts der Pariser Pläne nicht un-
nötig, diese Worte in das offenbar sehr schlechte
Eedächtnis gewisser europäischer Diplomaten zu-
rückzurufen.
Zu einem glatten Fehlschlag wird ferner jeder
Versuch verurteilt sein, dem französisch-sowjetischen
Militärpakt durch Verkoppelung mit einem neuen
Locarnovertrag die indiWkte Anerkennung des
Reiches zu verschaffen. Das gleiche gilt für die
ähnlichen Abmachungen zwischen Moskau und Prag
vom 16. Mai 1935 und für die geplanten, bisher
'noch nicht realisierbaren Verträge zwischen Rumä-
nien und den Sowjets.
Es sind bisher vier Monate seit dem grotzen
Friedensangebot des Führers vom März 1935 un-
genützt verstrichen. Die Methode einseitiger
Fragebogen kann deutscherseits ehensowenig
als Verhandlungsbereitschaft gewertet werden, wie
die matzlose Aufbauschung, ja teilweise Verfälschung
des Eenfer Vorstotzes des Danziger Senatspräsi-
denten Ereiser. Es wird gut sein, wenn stch die
beteiligten Mächte daran erinnern, datz Adolf Hit-
ler am 12. März 1936 unmitzverständlich erklärte,
datz die Reichsregierung ihr Friedensangebot im
Falle der Nichtbeachtung zurückziehen werde. „Wir
werden dann", so sagte der Führer, „bauend auf
die Zuoerlässigkeit, die Treue und den geschichtlichen
Opsermut und Opfersinn des deutschen Volkes, von
nun an lieber eine ehrenhafte Vereinsamung wäh-
len, denn als diskriminierte Nation in der Ee-
msinschaft anderer zu leben". — Man sollte sich in
London und vor allem in Paris vor dem
Brüsteler Zusammentreffen Lber die Folgen einer
Fortsctzung der verfehlten Versailler Erpresterpoli-
^rik klar werden. Die letzten drei Iahre haben be-
wiefen. datz sich das Reich und Volk Adolf Hitlers
- ibr Lebensrechr auch dann zu nehmen willen,
wenn man es ihnen in Verkennung der gemeinsa-
men grotzen europäischen Aufgaben glaubte aus
egoistischen Eründen verweigern zu können!
Italien nach Brüssel eingeladen
Rom, 8. Juli.
Die Note der belgischen Regierung. mit der
Jtalien zur Teilnahme an den Locarnobesprechun.
gen in Briissel eingeladen wird, ist, wie oon unter.
richteter italienischer Seite verlautet, nunmehr in
Rom eingetroffen.
Die Note wird zur Zeit von der italienstchen
Regierung, die sich ihre Stellungnahme auch im
Hinblick auf die ungeklärte Lage im Mitteimeer
noch vorbehält, einer Prüfung unterzogen.
Mainz, 8. Juli.
Jn dem grotzen Eiftmordprozetz Vogler oor dem
Mainzer Schwurgericht wurde am Dienstag die An.
geklagte, Frau Vogler, die — wie gemeldet —
wegen Giftmordes cm ihrem Ehemann und an einem
Friseur und wegcn Mordversuchs an ihrem Stief.
sohn und an zwei anderen Personen angeklagr ist,
tchwer belastet. Die Mainzer Kartenlegerin Thcrese
Schneider, mit der Frau Vogler gut befreundet
war, gab zü, im Auftrage der Angeklagten unter
Anrufuvg der Heiligen Dreieinigkeit Salz gestieut
zu haben, damit der alte Vogler Herzkrämpfe be-
komme. Sie habe den Stiefsohn Georg Vogler t o t-
beten sollen. Am Tage nach der Haussuchung
habe Frau Vogler der Zeugin gestanden, sie habe
ihrem Mann und ihrem Stiefsohn R a t t e n -
gift aus einer Tube, die ste von dem Friseur
Seitz bekommen habe, auf Las Brot geschmiert.
Dann wurde eine Beamtin des Mainzer Land.
gerichtsgefängnisses vernommen, die die bisher
wichtigsten Aussagen in diesem Prozetz machte. Sie
kam als Hilfsausseherin mit Frau Vogler zusammen,
gewann deren Vertrauen und wurde dann von ihrer
vorgesetzten Vehörde beauftragt, auf die verschrede-
nen Änliegen der Angeklagten einzugehen, um so ein
Eeständnis zu erhalten. Krau Vogler schrieb einen
Brief, den die Zeugin aus dem lvefängnis schmug-
geln sollte. Diesem Schreiben folgte em zweites
und schliehlich ein drittes. 2n einem dieser Schrei.
ben bittet die Angeklagt« Eott um Beistand zu
ihrer Mordtat. Jn einem zweiten Brief verlangt
sie das Beten von dret Vaterunser für den Tod
ihres Stiefsohnes. Der Vorsttzende bezeichnete dies
als eine ungeheuerliche Eottesläste«
rung. Das Geständnis kam ganz klar durch sol-
gende Worte an die Gefängnisbeamtin zum Aus-
druck: „Meinem Mann habe icks gegeben und mei.
nem Stiefsobn Eeorg. Der ist dadurch krank gewor.
den, aber die Erblindung kam erst durch die
Spritzen."
Obwohl fünf ehemalige Mitgefangene der Krau
Vogler die Ängabe der Beamtin bestätigen und uker
weitere Eeständnisse der Frau Vogler unter Eid
berichteten, erklärte die Angeklagte: „Jch habe mir
nichts vorzuwerfen, ich habe niemand vergiftet!"
Sehr aufschlutzreich sind auch die Mitteilungen
der ehemaligen Mitgefangenen über die theatrali-
schen Selbstmordversuche der Angeklagten, über ihre
mit Aberglauben oermischten religiösen Vorstel-
lungen und iiber ihre geschickt vorgetäuschten Herz-
krämpfe. Einer der Zeuginnen hat Frau Vogler
wörtlich gestanden: „2ch habe meinen Alten um.
gebracht."
rvrangel als Lhevermittlev
Jm Jahre 1865 wurde der Eeneralseldmarschall
von Wrangel zur Jagd auf ein ostpreutzisches
Rittergut eingeladen. Mit einem alten Wald-
hllter durchstreifte er die masurischen Wälder. Der
alte Ewald hatte einst in Wrangels Regiment
gedient, und Wrangel emvfand grotze Zuneigung
für den Kriegskameraden. Bald erfuhr er, datz
Ewald eine stille Liebe für die Wirtschafterin des
Cutshauses in seinem Herzen trug, die eine
rüstige und fleihige Frau war. Aber dem alten
Haudegen fehlte der rechte Mut sür eine ofsene
Werbung. und so beschlotz Wrangel. den Frei-
werber für feinen Kameraden zu spielen.
Eestiefelt und gesvornt erschien der Feldmar-
fchall eines Abends in der Küche. wo stch zwischen
ihm und der erstaunten Wirtschafterin folgendes
Zwiegesvräch entwickelte:
„Na. Mamsellihe. wie is denn det — Sie ist
doch eine ansehnliche tüchtige Frauensverson! —
' Denkt Sie denn iarnich ans Heiraten?"
„Ack. Herr Feldmarschall. vter nimmt mich
altes Weib denn noch?!"
„Oho! So alt ist Sie denn doch nich! Jck habe
Jhr nämlick einen Antrag zu machen, sozusagen.."
„Exzellenz belieben wohl zu scherzen! — Nein.
das kann ick n>4t glauben, dah es dem Herrn
Erafen Ernst ist . . . mick armes Eeschöps...!"
„Ach wat, nu man nich ieziert! Jn Herzens-
sachen mach ick keene Witze! — Will Sie oder will
Sie nich?"
„Ja . . . aber Exzellenz stnd doch schon ver-
beiratet...?!"
„Ha. ha! — Ne, Iungferken, mit mich nich —
aber mit unserm ollen Ewald soll Sie glücklich
werden!"
„Ach, Exzellenz, der Ewald ist doch schon ein
alter Mann, und dann-wir haben ia
beide kein Geld zum Heiraten..."
.. Wat, zu alt? — Und mir hätte Sie ienom-
men. — wo ick noch zwanzig Iahre älter bin?!
Die Ausrede iilt nich! — Ewald hat sein Aus-
kommen und Sie hat sicher auch wat jespart — —
und wat die Hochzeit kostet. berapve ick! For so
jung« Leutchen, wi« Ihr h«ibi jeid, dg HLngt der
Himmel noch voller Jeijen! — Na. will Sie ihn
nu — ?"
Das Fräulein sah sich in die Enge getrieben
und gab die Schlacht verloren.
Die Heirat kam zustande, noch ehe Wrangel
wieder heimfuhr. Und am Tage vor seiner Ab-
reise fah Pava Wrangel an der Hochzeitstasel,
brachte ein Hoch auf das glückliche Brautvaar aus
und sagte:
Aulturnstkzen
Reichsarbeitsdienst ehrt Händel. Die Reichr-
arbeitsdienstabteilung 3/143 in Pastendorf bei Halle
erhielt durch den Reichsarbeitsführer den Namen
des grotzen Komponisten Händel als Ehrennamen.
Die Ehrung wurde im Rahmen einer eindrucks-
vollen Feier bekannt gegeben.
Eine Dcinetrius-Uraussiihrung bei den Luisen-
burg-Festspielen. Schillers grotzes „Demetrius"-
Fragment wurde von W. Heinitz bearbeitet und
vollendet. Die Uraufführung diefes neuen „Deme-
trius" soll im Rahmen der Luisenburg-Festspiele
in dem Felsentheater bei Wunstedel am 8. August
erfolgen.
Goethes Reisewagen zur Ausstellung „Deutsch-
land". Zur Ausstellung „Deutschland" wird Coethes
Reisewagen von Weimar nach Berlin gebracht
werden, und zwar wird der Wagen im Stil der
Eoethezeit mit zwei Pferden bespannt nach Berlin
rollen. Der Wagen ist mit einem Kutscher, einem
Reisemarschall und zwei Damen in Kostümen der
Eoethezeit besetzt.
Bekannter Berleger wird Sü Jahre. Der Jnha-
ber des Brunnen-Verlages in Berlin, Willi Bi-
schoff, eine der führenden Persönlichkeiten des
deutschen Verlagswesens, kann am 9. Juli sein 50.
Lebensjahr vollenden. Der Jubilar ist Leiter des
Reichsverbandes der Deutschen Zeitschriften-Ver«
leger.
Wertvolles Eemiilde von Velasquez gestohlen.
Bei einem Einbruch in das Haus des spanischen
Künstlers Eras Juan de Reges in Neuyork wurde
»in« Reih» weLtvoll»; Kunstgegenständ, gestohlen,
u. a. ein wertvoller Velasquez, der den Titel
„Kreuzigung" trägt und der einen Wert von
100 000 Dollar hat.
Neue Mitglieder der sranzösischen Akademie.
Wie aus Paris gemeldet wird, wurden jetzt zwei
der sechs lesrstehenden Sitze in der Acaddmie Fran-
caise neu besetzt. Anstelle von Paul Bourget wurde
der als Romanschriftsteller, Kritiker und Journalist
bekannte Edmond Jaloux und anstelle von Jacques
Bainville Theaterdirektor Joseph de Pcsouidoux ge-
wählt.
Riicktritt des Leiters der OpSra Comiqne. Der
Leiter der Opdra Comique, Eheusi, hat im Zu-
sammenhang mit den Ereignissen der letzten Taae
seinen Rücktritt erklärt, oen der Minister fur
nationale Erziehung angenommen hat.
Deutsch-brastlianische Gemeinschastsarbeit. Um
sämtliche Brasilianer deutschen Blutes zusammenzu-
fassen, wird am 25. Juli, dem Erinnerungstag an
die Ankunft der ersten deutschen Einwanderer in
Brasilien im Jahre 1824, in Rio de Janeiro eine
Eemeinschast Deutschland-Brastlien gegründet werden.
Nenerwerbungen des Frankfurter Goethe-Mu-
seums. Das Eoethe-Museum in Frankfurt a. M.
hat kürzlich zwei wertvolle Werke rheinischer Land-
schaftsmalerei erworben. Schöpfer des einen ist
Philipp Hieronymus Brinckmann, das zweite stammt
von dem von Goethe sehr geschätzten Christian Eeorg
Schütz.
Freizeitgestaltung auch in Oesterreich. 2m Rah-
men der Vaterländischen Front wird noch m die.
sem Sommer eine Freiwilligen.Organisation „Neues
Leben" geschaffen werden, die sich mit den versckie.
denen Zweigen der Freizeitgestaltung beschäftigen soll.
2041 Millionen Menschen. Das Eenfer Inter-
nätionale Arbeitsamt hat auf Erund der neuesten
Volkszählungsergebnisse berechnet, datz rund 2041
Millionen Menschen die Erde bevölkern. Lhina
steht mit 450 Millionen Einwohnern an der Spitze
der Länder. Es folgen Indien mit 359 Millionen
und Sowjetrutzland mit 166 Millionen; die Ver-
Vereinigtsn Staaten stehen mfi 12S Millionen Ein-
wohnern an vierter Stell».
der
jeder^
bardfähigkeit besteht die Möglichkeit
zeitigen Eeldbeschasfung." ^
Die industrielle Wirtlchaft, so fubr der RmH
bankpräsident fort, dürfe nicht vergessen, daß > > „
gegenwärtige günstige Lage durch den CiM
offentlicher Mittel herbeigeführt worden se>. . „
Ärt und Weise des Einsatzes dieser Mittel sei
erster Linie der gewerblichrn Wirtschaft
gekommen, so datz die Jndustrie es als eine ^
pflichtung ansehen müsse, die Fortführung
Politik zu ermöglichen.
Äbschlietzend erklärte Dr. Schacht: „Jn d>e!
Kreise darf ich besonders betonen, datz es le?^,
Endes nur zwei Wege für die Finanzieruna
licher Aufgaben gibt, und zwar entweder «teu
oder Anleihen. Die bisher erfolgte Methov>e
Anleihebegebung verteilt die Lasten auf eine^-.
Rei->-
von Jahren und vermeidet eine rigorose ' ^
spannung von Steuern, die die Jndustrie natur
vaö
iii erster Linie schwächen würden. Jch glaube,
ich Jhrer vollen Zustimmung gewitz bin, wenn
der Erwartung Ausdruck qebe, datz oie gewervu ^
Wirtschaft auch auf diesem Felde ihr Inter
erkennen und ihre Pflicht tun wird."
Verurteilun» eines Svions. Der Volksgerichi-
hof in Berlin hat den 37iährigen tschechoslowa>
schen Staatsangehörigen Emil Storch zu lebem
länglichem Zuchthaus verurteilt. weil er im Äuis
trage einer ausländischen Nachrichtenstelle oersu^
hat, Svionagedienste zu leisten.
Aus der DAF. Jn der Leitung des Iugeu^
amtes der DÄF. ist wegen Arbeitsüberlastuns "
Obergebietsführers Axmann ein Wecklel einge^ .
ten: zu seinem Nachsolger wurde Oberbannsuv^
Moosbrugger ernannt.
3«
Deutsch - amerikauische Zolloerhandlungen.
Washington verhandelt gegenwärtig eine deut!^
Abordnung mit dem amerikanikchen AutzenS»
und dem Schatzamt über schwebende Zollsrageu-
Französisches Versammlungsverbot. Am
tagabend wurde eine Gründungsversammlung
vet
die neue Partei, die der bisherige Führer
„Französischen Solidarität" gründen roollte, in
ter Minute verboten.
Feuer auf einem französischen ll-Voot. An
des französtschen Unterseebootes „Atalanta .
während eines Manövers Feuer ausgebrochen. v
sofort gelöscht werden konnte.
Tschitscherin gestorben. Der ehemalige sowi^,
rustische Volkskommissar des Auswärtigen.
scherin, ist am Dienstag im Alter von 64 Iaw
gestorben.
Finanzielle Schwierigkeiten einer engfil^,
Bank. Eine englische Zeitung meldet, dah die
kannteste britische Bank in Südamerika. die
lo - South - American - Bank, insolge sinanrfiAj
Sckwieriakeiten rur Einstelluna ibrer TätE
Sckwierigkeiten zur Einstellung ihrer Tä
gezwungen sei.
^ ilu'
Umvetter in Holland. Bei dem schweren ^
wetter, das am Dienstag über einen Teil ^
Niederlande niederging, sind fünf Personen v» »
Blitzschlag getötet worden. Die Sachschäden ^
bedeutend.
* le>i
so Todesovser der Hitzewelle in USA. Del Pz
Tagen andauernden Hitzewelle im MittelE
stnd bisher Lber 50 Menschen zum Ovfer gefau
Schweres Unwetter in Mexiko. Einem WolA
bruch ist fast die ganze Ortschaft Tonaya im Si^
Jalisco zum Opfer gefallen: mehrere Ortsbelv
ner fanden dabei den Tod.
Deutfche Filme für bie Viennoie
Deutschland Leteiligt sich in diesem Jahr a«
Internationalen Filmkunstausstellung in Ve«°
mit folgenden Filmen: .
„Der Kaiser von Kalifornien", „Allotr'^
„Schlutzakkord", „Traumulus", „Mazurka": /
sechste Film wird in allernächster Zeit nock "
nannt werden.
Zwei dokumentarische Filme von den
schen Winterspielen 1936: „Jugend der Welt'
der Film von der groäen Deutschlandfahrt des^'s
„Hindenburg", „Für Ehre, Freiheit und Fr>e°^
sowie sechs kurze Kulturfilme werden a«°
dem eingeschickt.
i'!
Farbe-Ton-Kongreh in Hamburg. Vom
11. Oktober wird in Hamburg der 4. Farbe.i^
Kongreh abgehalten, desten Leitung in
von Profestor Anschütz liegt. ,
Hauvtkchristleiter: Franz Bretz.
Gtellvertreter: Berubard Seeger-Kclbe.
Cbe» vom DienK: Dr. Friedrlch Didter. si!
Berantwortllch für Jnnenvolttlk: Fra«, BreV-,,«
Autzenvolitlk und Wtrtlchaft: Beruhard Deegek-"j?4-.
für Stadt Heldelberg und Bewegung: Hcrman« ^0/
für Badtsche Nachrlchten unb Svort: Herman« UljM
kür Keiiilleton und Unterhaltung: Dr. Friedr. Ä>,
für sämtllcke Nellagen: Hcrbert Wledemauu:
ber: Hanvtlchriftleituu«: sür Anzeigen: Wilb.
sSmtklch tn Heidelbera
Echristleitungi Brunnengalle Sü—21. ,
Berliner Sckristlcituug:
San» Gra» Reischach. Berlln SW. SH Cbarlottenft^F
Nachdruck eigener Berlchte ohne ausdrückliche Oe"
gung der Schriftleitung nicht gestattet
Svrechftunden der Sckristleitung: Tägl. von lS-
Fernrus 8740. ,,,g<
Für nnverlangt etngegangene BeitrSge wirb >
Berantwortung übernommen. ^
Berlag .VolkSgcmeiulchast' G, m, b H.. H""
krabe 1LK:l28 lUuiversitätsvlatz).
Druck: Hetdelberger Gutenberg-Druckeret G-
D.-A. VI. 1936: 24 513.
Davon: Bezirksausgabe Odenwald u. Bauland
Bezirksausgabc Riind um Mosbach
Bczirksausgabe Der Franke
Beztrksausgabe Der Kratchgau
Sur LrU tlt vrri»ltft« Rr. « «llltia.
„Volksgemelnschast^
Douucrstag, t>c» S. Juli tS«S
Oie Aufgaben der gewerblichen Wirtschast
Eine Rede Schachls in Oortmund — Oie Bedeutung -er Reichsanleihe
Dortmuird, 8. Juli.
Auf einer Sitzung der Wirtfchaftskammer fiir
Westfalen und Lippe, an der auch namhafte Ver-
treter der Partei, der Behörden und der Wehr-
macht teilnahmen, hielt Reichsbankpräfident und
Reichswirtschaftsminister Dr. Schacht am Mittwoch
in der Jndustrie- und Handelskammer zu Dort-
mund eine Rede, in der er unter anderem aus-
führte:
„Die gewerbliche Wirtschaft ist eine Einheit,
die auch in ihrem organisatorischen lleberbau eine
Einheitlichkeit erfordert. Das soll jetzt auf der
Ebene der Wirtschaftskammern herbei-
gefiihrt werden. Die Bezirksgruppen der Reichs-
gruppe Jndustrie und die Bezirksgruppen der
großen Wirtschaftsgruppen des Handels werden
mit den Wirtschaftskammern vereinigt. Diese Ein-
heit wird freilich auf dem Papier allein nicht her-
gestellt werden können. Es mutz hinzutreten der
feste Wille beider Beteiligten, sich in dieser Ein-
heit zusammenzufinden. Eifersüchteleien unterein-
ander darf es nicht geben. Wer trotzdem seine
Stellung zur Unterdrückung anderer ausnutzen
sollte statt zur Gemeinschaftsarbeit, wird von mir
zurechtgewiesen werden.
Jch werde dafllr sorgen, datz die Organisation
der gewerblichen Wirtschafi in Zukunft in stärkerer
Weise in die Tagesarbeit der Wirtschaftspolitik
eingeschaltet wird."
Dr. Schacht betonte, datz er dabei entscheidenden
Wert darauf lege, datz die Organisation der ge-
werblichen Wirtschaft mcht zu einem überwiegend
von bezahlten Kräften beherrschten Tätigkeitsfeld
werde.
Wenn die llebertragung von Aufgrben an die
Organisation der gewerblichen Wirtschaft lediglich
bedeutet, datz die Entscheidungen statt von oem
Veamten in der Behörde von einem Eeschäftsführer
in der Wirtschaftskammer getroffen werden, so ist
nichts Wesentliches geändert. Die Betriebsführer
selbft müssen ihre besten Führerpersönlichkeiten
herausstellen. Von ihnen selbst müssen die Jm-
pulse uno die notwendigen Korrekturen für die
Tagesarbeit ausgehen. Jch weitz sehr wohl, was
das für die im Veruf tätigen Betriebsführer be-
deutet. Sie haben ihren Schwerpunkt in ihrem
Eeschäft; das soll auch so sein. Denn als Leiter
der Organisation können wir nur erfolgreich Be-
triebsführer einsetzen, die durch vorbildliche Hal-
tung ihre Berufsgenossen erziehen und mitreitzen
können. Es ist ein grotzes Matz an Opferwillig-
keit, was gefordert werden mutz. Aber ich rufe
die Betriebsführer auf, daran zu denken, datz vie
Frage, ob die Organifation der gewerblichen Wirt-
schaft echke Selbstverwaltung oder einen büro-
kratischen Apparat darstellt, für sie alle von schick-
lalhafter Vedeutung ist. Vürokratisierung bedeutet
oen Weg zum Staatssozialismus.
Die vom Führer gewollte verantwortungs-
bewutzte Wirtschafi kann nur erhalten werden,
wenn die Mitglieder der Organisation der gewerb-
lichen Wirtschaft den Eeist der echten Selbstver-
waltung in sich tragen und in tätiger Mitarbeit
immer wieder aufs neue bekunden. Jn der Orga-
nisation selbst wird daher auch das Schicksal der
Wirtschaft entschieden."
Dr. Schacht wandte stch dann der Reichs»
anleihe zu und erklärte: „Jch habe den Ein-
druck, datz das Jnteresse an der Änleihr in allen
Vevölkerungsfchichten recht rege ist, und die bisher
vorliegenden Zeichnungsergebnisse sind durchaus
zufriedenstellend. Mein Äppell an die Jndustrie
geht dahin, in der noch vor uns liegenden Zeich-
nungsfrist zu prüfen, wie weit die Jndustrie ihre
im letzten Jahr erheblich gestiegenen Eewinne und
Reserven der Reichsanleihe zuführen könnte. Eine
solche Anlage in Reichsanleihe stärkt die Liqui-
dität der Werte, denn durch die Börsen- und Lom-
Mitengifi und Gebete für Mord
Sensationelle Enthüllungen im Mainzer Gistmordprozeß
Dünnhaupt-Verlag, Verlin 1936) festgestellt, datz
das Reich bereit und willens ist, einen neuen rhei-
nischen Nichtangriffspakt mit Frankreich und Bel-
gien — wenn gewünscht unter Einfchlutz der Nie-
derlande —, garantiert durch England und Jta-
lien, abzuschlietzen. Er hat aber auch, dio Erklä-
rung Adolf Hitlers unterstreichend, betont, dah
Deutschland nur dann verhandlungsbereit sei,
wenn man nicht den Versuch unternehme, das
Reich einseitig belastende Vorbedingungen zu stel-
len. llnd er hat besonders darauf hingewiesen, datz
der Schutz der deutschen Erenzen (Earnisonstärke,
Befestigung usw.) niemals Handelsobjekt eines
neuen Locarnovertrages sein können.
Die Kabinette in London und Paris sind ge-
nau darüber unterrichtet, datz das Reich nur
dann an internationalen Konferenzen teilnehmen
wird, wenn es, um des Führers Worte in seiner
Reichstagsrede vom 21. Mai 1935 zu zitieren, „an
deren Programmaufstellung von vornherein mitbe-
teiligt war". In krassem Gegensatz dazu steht der
Pariser Plan der Zweiteilung der Brüsseler Lo-
carnokonferenz. Denn Adolf Hitler erklärte da-
mals: „Wir denken nicht daran, wenn
zweioderdreiStaateneinVertrags-
gericht entwerfen, als Dritter dann
die erste Kostprobe vorzunehmen!" Es
scheint uns angestchts der Pariser Pläne nicht un-
nötig, diese Worte in das offenbar sehr schlechte
Eedächtnis gewisser europäischer Diplomaten zu-
rückzurufen.
Zu einem glatten Fehlschlag wird ferner jeder
Versuch verurteilt sein, dem französisch-sowjetischen
Militärpakt durch Verkoppelung mit einem neuen
Locarnovertrag die indiWkte Anerkennung des
Reiches zu verschaffen. Das gleiche gilt für die
ähnlichen Abmachungen zwischen Moskau und Prag
vom 16. Mai 1935 und für die geplanten, bisher
'noch nicht realisierbaren Verträge zwischen Rumä-
nien und den Sowjets.
Es sind bisher vier Monate seit dem grotzen
Friedensangebot des Führers vom März 1935 un-
genützt verstrichen. Die Methode einseitiger
Fragebogen kann deutscherseits ehensowenig
als Verhandlungsbereitschaft gewertet werden, wie
die matzlose Aufbauschung, ja teilweise Verfälschung
des Eenfer Vorstotzes des Danziger Senatspräsi-
denten Ereiser. Es wird gut sein, wenn stch die
beteiligten Mächte daran erinnern, datz Adolf Hit-
ler am 12. März 1936 unmitzverständlich erklärte,
datz die Reichsregierung ihr Friedensangebot im
Falle der Nichtbeachtung zurückziehen werde. „Wir
werden dann", so sagte der Führer, „bauend auf
die Zuoerlässigkeit, die Treue und den geschichtlichen
Opsermut und Opfersinn des deutschen Volkes, von
nun an lieber eine ehrenhafte Vereinsamung wäh-
len, denn als diskriminierte Nation in der Ee-
msinschaft anderer zu leben". — Man sollte sich in
London und vor allem in Paris vor dem
Brüsteler Zusammentreffen Lber die Folgen einer
Fortsctzung der verfehlten Versailler Erpresterpoli-
^rik klar werden. Die letzten drei Iahre haben be-
wiefen. datz sich das Reich und Volk Adolf Hitlers
- ibr Lebensrechr auch dann zu nehmen willen,
wenn man es ihnen in Verkennung der gemeinsa-
men grotzen europäischen Aufgaben glaubte aus
egoistischen Eründen verweigern zu können!
Italien nach Brüssel eingeladen
Rom, 8. Juli.
Die Note der belgischen Regierung. mit der
Jtalien zur Teilnahme an den Locarnobesprechun.
gen in Briissel eingeladen wird, ist, wie oon unter.
richteter italienischer Seite verlautet, nunmehr in
Rom eingetroffen.
Die Note wird zur Zeit von der italienstchen
Regierung, die sich ihre Stellungnahme auch im
Hinblick auf die ungeklärte Lage im Mitteimeer
noch vorbehält, einer Prüfung unterzogen.
Mainz, 8. Juli.
Jn dem grotzen Eiftmordprozetz Vogler oor dem
Mainzer Schwurgericht wurde am Dienstag die An.
geklagte, Frau Vogler, die — wie gemeldet —
wegen Giftmordes cm ihrem Ehemann und an einem
Friseur und wegcn Mordversuchs an ihrem Stief.
sohn und an zwei anderen Personen angeklagr ist,
tchwer belastet. Die Mainzer Kartenlegerin Thcrese
Schneider, mit der Frau Vogler gut befreundet
war, gab zü, im Auftrage der Angeklagten unter
Anrufuvg der Heiligen Dreieinigkeit Salz gestieut
zu haben, damit der alte Vogler Herzkrämpfe be-
komme. Sie habe den Stiefsohn Georg Vogler t o t-
beten sollen. Am Tage nach der Haussuchung
habe Frau Vogler der Zeugin gestanden, sie habe
ihrem Mann und ihrem Stiefsohn R a t t e n -
gift aus einer Tube, die ste von dem Friseur
Seitz bekommen habe, auf Las Brot geschmiert.
Dann wurde eine Beamtin des Mainzer Land.
gerichtsgefängnisses vernommen, die die bisher
wichtigsten Aussagen in diesem Prozetz machte. Sie
kam als Hilfsausseherin mit Frau Vogler zusammen,
gewann deren Vertrauen und wurde dann von ihrer
vorgesetzten Vehörde beauftragt, auf die verschrede-
nen Änliegen der Angeklagten einzugehen, um so ein
Eeständnis zu erhalten. Krau Vogler schrieb einen
Brief, den die Zeugin aus dem lvefängnis schmug-
geln sollte. Diesem Schreiben folgte em zweites
und schliehlich ein drittes. 2n einem dieser Schrei.
ben bittet die Angeklagt« Eott um Beistand zu
ihrer Mordtat. Jn einem zweiten Brief verlangt
sie das Beten von dret Vaterunser für den Tod
ihres Stiefsohnes. Der Vorsttzende bezeichnete dies
als eine ungeheuerliche Eottesläste«
rung. Das Geständnis kam ganz klar durch sol-
gende Worte an die Gefängnisbeamtin zum Aus-
druck: „Meinem Mann habe icks gegeben und mei.
nem Stiefsobn Eeorg. Der ist dadurch krank gewor.
den, aber die Erblindung kam erst durch die
Spritzen."
Obwohl fünf ehemalige Mitgefangene der Krau
Vogler die Ängabe der Beamtin bestätigen und uker
weitere Eeständnisse der Frau Vogler unter Eid
berichteten, erklärte die Angeklagte: „Jch habe mir
nichts vorzuwerfen, ich habe niemand vergiftet!"
Sehr aufschlutzreich sind auch die Mitteilungen
der ehemaligen Mitgefangenen über die theatrali-
schen Selbstmordversuche der Angeklagten, über ihre
mit Aberglauben oermischten religiösen Vorstel-
lungen und iiber ihre geschickt vorgetäuschten Herz-
krämpfe. Einer der Zeuginnen hat Frau Vogler
wörtlich gestanden: „2ch habe meinen Alten um.
gebracht."
rvrangel als Lhevermittlev
Jm Jahre 1865 wurde der Eeneralseldmarschall
von Wrangel zur Jagd auf ein ostpreutzisches
Rittergut eingeladen. Mit einem alten Wald-
hllter durchstreifte er die masurischen Wälder. Der
alte Ewald hatte einst in Wrangels Regiment
gedient, und Wrangel emvfand grotze Zuneigung
für den Kriegskameraden. Bald erfuhr er, datz
Ewald eine stille Liebe für die Wirtschafterin des
Cutshauses in seinem Herzen trug, die eine
rüstige und fleihige Frau war. Aber dem alten
Haudegen fehlte der rechte Mut sür eine ofsene
Werbung. und so beschlotz Wrangel. den Frei-
werber für feinen Kameraden zu spielen.
Eestiefelt und gesvornt erschien der Feldmar-
fchall eines Abends in der Küche. wo stch zwischen
ihm und der erstaunten Wirtschafterin folgendes
Zwiegesvräch entwickelte:
„Na. Mamsellihe. wie is denn det — Sie ist
doch eine ansehnliche tüchtige Frauensverson! —
' Denkt Sie denn iarnich ans Heiraten?"
„Ack. Herr Feldmarschall. vter nimmt mich
altes Weib denn noch?!"
„Oho! So alt ist Sie denn doch nich! Jck habe
Jhr nämlick einen Antrag zu machen, sozusagen.."
„Exzellenz belieben wohl zu scherzen! — Nein.
das kann ick n>4t glauben, dah es dem Herrn
Erafen Ernst ist . . . mick armes Eeschöps...!"
„Ach wat, nu man nich ieziert! Jn Herzens-
sachen mach ick keene Witze! — Will Sie oder will
Sie nich?"
„Ja . . . aber Exzellenz stnd doch schon ver-
beiratet...?!"
„Ha. ha! — Ne, Iungferken, mit mich nich —
aber mit unserm ollen Ewald soll Sie glücklich
werden!"
„Ach, Exzellenz, der Ewald ist doch schon ein
alter Mann, und dann-wir haben ia
beide kein Geld zum Heiraten..."
.. Wat, zu alt? — Und mir hätte Sie ienom-
men. — wo ick noch zwanzig Iahre älter bin?!
Die Ausrede iilt nich! — Ewald hat sein Aus-
kommen und Sie hat sicher auch wat jespart — —
und wat die Hochzeit kostet. berapve ick! For so
jung« Leutchen, wi« Ihr h«ibi jeid, dg HLngt der
Himmel noch voller Jeijen! — Na. will Sie ihn
nu — ?"
Das Fräulein sah sich in die Enge getrieben
und gab die Schlacht verloren.
Die Heirat kam zustande, noch ehe Wrangel
wieder heimfuhr. Und am Tage vor seiner Ab-
reise fah Pava Wrangel an der Hochzeitstasel,
brachte ein Hoch auf das glückliche Brautvaar aus
und sagte:
Aulturnstkzen
Reichsarbeitsdienst ehrt Händel. Die Reichr-
arbeitsdienstabteilung 3/143 in Pastendorf bei Halle
erhielt durch den Reichsarbeitsführer den Namen
des grotzen Komponisten Händel als Ehrennamen.
Die Ehrung wurde im Rahmen einer eindrucks-
vollen Feier bekannt gegeben.
Eine Dcinetrius-Uraussiihrung bei den Luisen-
burg-Festspielen. Schillers grotzes „Demetrius"-
Fragment wurde von W. Heinitz bearbeitet und
vollendet. Die Uraufführung diefes neuen „Deme-
trius" soll im Rahmen der Luisenburg-Festspiele
in dem Felsentheater bei Wunstedel am 8. August
erfolgen.
Goethes Reisewagen zur Ausstellung „Deutsch-
land". Zur Ausstellung „Deutschland" wird Coethes
Reisewagen von Weimar nach Berlin gebracht
werden, und zwar wird der Wagen im Stil der
Eoethezeit mit zwei Pferden bespannt nach Berlin
rollen. Der Wagen ist mit einem Kutscher, einem
Reisemarschall und zwei Damen in Kostümen der
Eoethezeit besetzt.
Bekannter Berleger wird Sü Jahre. Der Jnha-
ber des Brunnen-Verlages in Berlin, Willi Bi-
schoff, eine der führenden Persönlichkeiten des
deutschen Verlagswesens, kann am 9. Juli sein 50.
Lebensjahr vollenden. Der Jubilar ist Leiter des
Reichsverbandes der Deutschen Zeitschriften-Ver«
leger.
Wertvolles Eemiilde von Velasquez gestohlen.
Bei einem Einbruch in das Haus des spanischen
Künstlers Eras Juan de Reges in Neuyork wurde
»in« Reih» weLtvoll»; Kunstgegenständ, gestohlen,
u. a. ein wertvoller Velasquez, der den Titel
„Kreuzigung" trägt und der einen Wert von
100 000 Dollar hat.
Neue Mitglieder der sranzösischen Akademie.
Wie aus Paris gemeldet wird, wurden jetzt zwei
der sechs lesrstehenden Sitze in der Acaddmie Fran-
caise neu besetzt. Anstelle von Paul Bourget wurde
der als Romanschriftsteller, Kritiker und Journalist
bekannte Edmond Jaloux und anstelle von Jacques
Bainville Theaterdirektor Joseph de Pcsouidoux ge-
wählt.
Riicktritt des Leiters der OpSra Comiqne. Der
Leiter der Opdra Comique, Eheusi, hat im Zu-
sammenhang mit den Ereignissen der letzten Taae
seinen Rücktritt erklärt, oen der Minister fur
nationale Erziehung angenommen hat.
Deutsch-brastlianische Gemeinschastsarbeit. Um
sämtliche Brasilianer deutschen Blutes zusammenzu-
fassen, wird am 25. Juli, dem Erinnerungstag an
die Ankunft der ersten deutschen Einwanderer in
Brasilien im Jahre 1824, in Rio de Janeiro eine
Eemeinschast Deutschland-Brastlien gegründet werden.
Nenerwerbungen des Frankfurter Goethe-Mu-
seums. Das Eoethe-Museum in Frankfurt a. M.
hat kürzlich zwei wertvolle Werke rheinischer Land-
schaftsmalerei erworben. Schöpfer des einen ist
Philipp Hieronymus Brinckmann, das zweite stammt
von dem von Goethe sehr geschätzten Christian Eeorg
Schütz.
Freizeitgestaltung auch in Oesterreich. 2m Rah-
men der Vaterländischen Front wird noch m die.
sem Sommer eine Freiwilligen.Organisation „Neues
Leben" geschaffen werden, die sich mit den versckie.
denen Zweigen der Freizeitgestaltung beschäftigen soll.
2041 Millionen Menschen. Das Eenfer Inter-
nätionale Arbeitsamt hat auf Erund der neuesten
Volkszählungsergebnisse berechnet, datz rund 2041
Millionen Menschen die Erde bevölkern. Lhina
steht mit 450 Millionen Einwohnern an der Spitze
der Länder. Es folgen Indien mit 359 Millionen
und Sowjetrutzland mit 166 Millionen; die Ver-
Vereinigtsn Staaten stehen mfi 12S Millionen Ein-
wohnern an vierter Stell».
der
jeder^
bardfähigkeit besteht die Möglichkeit
zeitigen Eeldbeschasfung." ^
Die industrielle Wirtlchaft, so fubr der RmH
bankpräsident fort, dürfe nicht vergessen, daß > > „
gegenwärtige günstige Lage durch den CiM
offentlicher Mittel herbeigeführt worden se>. . „
Ärt und Weise des Einsatzes dieser Mittel sei
erster Linie der gewerblichrn Wirtschaft
gekommen, so datz die Jndustrie es als eine ^
pflichtung ansehen müsse, die Fortführung
Politik zu ermöglichen.
Äbschlietzend erklärte Dr. Schacht: „Jn d>e!
Kreise darf ich besonders betonen, datz es le?^,
Endes nur zwei Wege für die Finanzieruna
licher Aufgaben gibt, und zwar entweder «teu
oder Anleihen. Die bisher erfolgte Methov>e
Anleihebegebung verteilt die Lasten auf eine^-.
Rei->-
von Jahren und vermeidet eine rigorose ' ^
spannung von Steuern, die die Jndustrie natur
vaö
iii erster Linie schwächen würden. Jch glaube,
ich Jhrer vollen Zustimmung gewitz bin, wenn
der Erwartung Ausdruck qebe, datz oie gewervu ^
Wirtschaft auch auf diesem Felde ihr Inter
erkennen und ihre Pflicht tun wird."
Verurteilun» eines Svions. Der Volksgerichi-
hof in Berlin hat den 37iährigen tschechoslowa>
schen Staatsangehörigen Emil Storch zu lebem
länglichem Zuchthaus verurteilt. weil er im Äuis
trage einer ausländischen Nachrichtenstelle oersu^
hat, Svionagedienste zu leisten.
Aus der DAF. Jn der Leitung des Iugeu^
amtes der DÄF. ist wegen Arbeitsüberlastuns "
Obergebietsführers Axmann ein Wecklel einge^ .
ten: zu seinem Nachsolger wurde Oberbannsuv^
Moosbrugger ernannt.
3«
Deutsch - amerikauische Zolloerhandlungen.
Washington verhandelt gegenwärtig eine deut!^
Abordnung mit dem amerikanikchen AutzenS»
und dem Schatzamt über schwebende Zollsrageu-
Französisches Versammlungsverbot. Am
tagabend wurde eine Gründungsversammlung
vet
die neue Partei, die der bisherige Führer
„Französischen Solidarität" gründen roollte, in
ter Minute verboten.
Feuer auf einem französischen ll-Voot. An
des französtschen Unterseebootes „Atalanta .
während eines Manövers Feuer ausgebrochen. v
sofort gelöscht werden konnte.
Tschitscherin gestorben. Der ehemalige sowi^,
rustische Volkskommissar des Auswärtigen.
scherin, ist am Dienstag im Alter von 64 Iaw
gestorben.
Finanzielle Schwierigkeiten einer engfil^,
Bank. Eine englische Zeitung meldet, dah die
kannteste britische Bank in Südamerika. die
lo - South - American - Bank, insolge sinanrfiAj
Sckwieriakeiten rur Einstelluna ibrer TätE
Sckwierigkeiten zur Einstellung ihrer Tä
gezwungen sei.
^ ilu'
Umvetter in Holland. Bei dem schweren ^
wetter, das am Dienstag über einen Teil ^
Niederlande niederging, sind fünf Personen v» »
Blitzschlag getötet worden. Die Sachschäden ^
bedeutend.
* le>i
so Todesovser der Hitzewelle in USA. Del Pz
Tagen andauernden Hitzewelle im MittelE
stnd bisher Lber 50 Menschen zum Ovfer gefau
Schweres Unwetter in Mexiko. Einem WolA
bruch ist fast die ganze Ortschaft Tonaya im Si^
Jalisco zum Opfer gefallen: mehrere Ortsbelv
ner fanden dabei den Tod.
Deutfche Filme für bie Viennoie
Deutschland Leteiligt sich in diesem Jahr a«
Internationalen Filmkunstausstellung in Ve«°
mit folgenden Filmen: .
„Der Kaiser von Kalifornien", „Allotr'^
„Schlutzakkord", „Traumulus", „Mazurka": /
sechste Film wird in allernächster Zeit nock "
nannt werden.
Zwei dokumentarische Filme von den
schen Winterspielen 1936: „Jugend der Welt'
der Film von der groäen Deutschlandfahrt des^'s
„Hindenburg", „Für Ehre, Freiheit und Fr>e°^
sowie sechs kurze Kulturfilme werden a«°
dem eingeschickt.
i'!
Farbe-Ton-Kongreh in Hamburg. Vom
11. Oktober wird in Hamburg der 4. Farbe.i^
Kongreh abgehalten, desten Leitung in
von Profestor Anschütz liegt. ,
Hauvtkchristleiter: Franz Bretz.
Gtellvertreter: Berubard Seeger-Kclbe.
Cbe» vom DienK: Dr. Friedrlch Didter. si!
Berantwortllch für Jnnenvolttlk: Fra«, BreV-,,«
Autzenvolitlk und Wtrtlchaft: Beruhard Deegek-"j?4-.
für Stadt Heldelberg und Bewegung: Hcrman« ^0/
für Badtsche Nachrlchten unb Svort: Herman« UljM
kür Keiiilleton und Unterhaltung: Dr. Friedr. Ä>,
für sämtllcke Nellagen: Hcrbert Wledemauu:
ber: Hanvtlchriftleituu«: sür Anzeigen: Wilb.
sSmtklch tn Heidelbera
Echristleitungi Brunnengalle Sü—21. ,
Berliner Sckristlcituug:
San» Gra» Reischach. Berlln SW. SH Cbarlottenft^F
Nachdruck eigener Berlchte ohne ausdrückliche Oe"
gung der Schriftleitung nicht gestattet
Svrechftunden der Sckristleitung: Tägl. von lS-
Fernrus 8740. ,,,g<
Für nnverlangt etngegangene BeitrSge wirb >
Berantwortung übernommen. ^
Berlag .VolkSgcmeiulchast' G, m, b H.. H""
krabe 1LK:l28 lUuiversitätsvlatz).
Druck: Hetdelberger Gutenberg-Druckeret G-
D.-A. VI. 1936: 24 513.
Davon: Bezirksausgabe Odenwald u. Bauland
Bezirksausgabc Riind um Mosbach
Bczirksausgabe Der Franke
Beztrksausgabe Der Kratchgau
Sur LrU tlt vrri»ltft« Rr. « «llltia.