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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0132

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8ta6t Heiclelderg

50 Iahre Turnverein Haa-fthuhsheim

<kin ganzer Sta-tteil feiert mit

Jm öffentlichen Leben unseres Stadtteils Hand-
schuh-heim, auch zu der Zeit, da Handschuhsheim
noch selbständiges Dorf war, hat der Turnverein
seit seiner Eründung «ine hervorragende Rolle ge-
spielt. Und das ist auch heute noch so, wenn auch
begreiflicherweise der turnsportliche Betrieb in
Handschuhsheim heute ähnlichen Erscheinungen
unterworsen ist, wie sie sonst festzustellen sind.

Jm Frühjahr 1886 fatzten vier wackere Hand-
schuhshermer Bürger: Christian Heckmann,
Hch. Jung, Karl Kind und Ludwig RLck, die
schon längere Zeit Anhänger der Turnerschaft
waren, den Entschluß, dem Vorbild der Neuen-
heimer und Heidelberger folgend, in Handschuhs-
heim ebenfalls einen Turnverein ins Leben zu
rufen. Dem Eedanken solgte auch sogleich die Tat.
Die Handschuhsheimer Bevölkerung wurde auf-
gerufen, der Gründungsversammlung beizuwohnen.
Der Erfolg war wider Erwarten gut. Das Ver-
sammlungslokal war bis auf den letzten Platz ge-
süllt. Die Einberufer der Gründungsversamm-
lung hatten den Turnlehrer Filsinger vom Heioel-
berger Turnverein 1846 zu einem Referat gebeten,
der es dann auch verstand, in der Hauptsache unter
den jungen Handschuhsheimer Burschen, Jnteresse
für die Sache des Turnens zu erwecken. An dem-
selben Abend noch konnte der Turnverein Hand-
schuhsheim gegründet werden; denn eine stattliche
Anzahl Lberzeugter Zuhörer wuroe sofort Mit-
glied.

Allen Hindernisfen, die sich in der Folgezeit
einstellten, zum Trotz hat die damals noch verhält-
nismätzig kleine Schar mit einem wahren Fanatis-
mus an ihrem jungen Verein gehangen und un-
entwegt ihr klares Ziel vor Augen gehabt. Jn
dieser Zeit der Entwicklung ist es ein besonderes
Verdienst desHeidelberger Turnvereins,
und das soll heute am 56jährigen Jubiläum dank-
bar anerkannt weroen, datz die Heidelberger Tur-
ner ihrem Bruderverein über dem Neckar immer
wieder mit Rat und Tat zur Seite standen.

Der junge Turnverein Handschuhsheim behaup-
tete sich nicht nur, sondern war nach kurzer Zeit
aus dem Handschuhsheimer Eigenleben üherhaupt
nicht mehr wegzudenken. Erfolg auf Erfolg wurde
aus Turnfesten erzielt.

Schon ein Jahr nach der Gründung konnte die
Vereinsfahne geweiht werden. Es war dies das
erste Mal, datz der Verein sich in seinem Heimat-
ort geschlossen der Handschuhsheimer Einwohner-
schaft vorstellte. Um die Jabrhundertwende zählte
der Verein schon nahezu 150 Mitglieder, von denen
llher 100 aktiv waren. Jakob Laux, des unermüd-

lichen 1. Vereinsfllhrers, sei hier besonders ge-
dacht, der die Eeschicke seines Vereins über zwei
Jahrzehnte mustergültig leitete. Der Verein blühte
weiter, eine Gesangsabteilung wurde gegründet, die
unter der stabsicheren Leitung von Rektor Fritz
Frey sich schnell zu einer beachtlichen Höhe ent-
wickelte und schon beim 25jährigen Jubiläum im
Jahre 1911 das Festprogramm verschönen half.
Zwei Jahre vor Ausbruch des Erotzen Krieges
übernahm Fritz Frey, der Leiter der Eesangs-
abteilung, die Führung des Vereins.

Vei Ausbruch des grotzen Völkerringens im
August 1914 eilten sosort Lber 50 Turner freiwillig
zu den Fahnen des Vaterlandes und bekunderen so
den Eeist, der in den Reihen der Turnerschaft
wachgehalten wurde. Der Verein stellte lich in den
Kriegsjahren voll und ganz in den Dienst des
Vaterlandes. Die noch zu Hause weilenden Turner
halfen mit bei dex freiwilligen Sanitätskolonne
und der Bürgerwehr

Nach dem Weltkrieg wurde Fritz Frey erneut
zum 1. Vorsitzendsn bestimmt, unter dessen Leitung
der Verein nun auch im Jabre 1922 den längst er-
sehnten Spielplatz erhielt. Jm Jahre 1919 'wurde
die alte schöne Volkssitte, der „Handschuhsheimer
Lindentanz" vom Turnverein wieder aufgegriffen,
der auch bis heute alljährlich am Kirchweihsonntag
unter der Leituna des Turnvereins aufgeführt wird.
Den 74 im Wsltkrieg gefallenen Kameraden unseres
Vereins wurde ein Mahnmal. der Turner-
brunnen, gesetzt. der nicht schöner und würdiger
das Gedenken an diese 74 Helden unserss Dereins
hätte wachhalten können. Rektor Fritz Frey legte
im Jahre 1923 sein Amt als 1. Vorsitzender nieder,
das er 12 Jahre hindurch in mustergültiger Weise
innehatte. Dieiem unerschütterlichen Turn. und
Sportfreund und ausgezeichneten Führer verdankt
der Turnverein Handsihuhsbeim zu einem grotzen
Teil seinen glanzvollen Aufstieg.

Jm Iahre 1924 wurde einstimmig Hauptlehrer
Schilberth zum Führer des Vereins gewählt, der
ebenso wie seine Dorgänger bewies, datz man die
Wahl nicht besser hätte treffen können. Mit klu-
ger Umsicht und den Fähigkeiten eines Führers
begabt, steht Heinrich Schilberth bis heute nun
schon Lber 12 Iahre an der Spitze seines Vereins,
der gerade in den letzten Jahren einen gewaltigen
Aufschwung erlebt hat. Der Sportbetrieb inner-
balb des Turnvereins Handschuhsheim ist mit
Recht als ein sehr reger zu bezeichnen. Autzer der
eigentlichen Turnabteilung besteht eine Eesangs-,
Handball-, Futzball-, Faustball-, Schwimm- und
Leichtathletikabteilung. A.W.-r.

Lsits 6

probe im Schloßhof

Uebermorgen werden die Reichsfestspiele erösfnet,
und die hellen Fanfarenstötze hallen wieder des
Abends vom Schlotz über dre Stadt. Die Künstler-
gemeinde hatte in den letzten Tagen ein masstges
Stück Arbeit zu leisten, früh am Abend beginnen
die Proben, und wenn oie ,,Agnes Bernausr" durch-
gepautt, schielen schon wieder die ersten Sonnen-
strahlen ins Neckartal. Meister Weichert geht
mit seinen Leuten streng ins Eericht — ist auch
nicht immer ganz einfach, die vielköpsige Legion der
Mitwirkenden ins rechte Geleise zu schieben. Die
neckischen Tanzmatadoren vom Augsburger Volks-
fest pslegen irgendwo im Hintergrund gerade bei
denzartesten Dialogen unsanft mit den Narren.
schellen zu klingeln — hat der Meister ihnen aber
"bgewöhnt! Häufig trabt das Volk zu ipät in den
Schlo>chof. „Herr Wagner" wird alsdann nioniert
und >orgi für Aenderung des Kriegsplans. Herzog
Ern>t hatte noch kein« Kette woran man den Sabul
hangt, er steckte das Gewasfen durch den breiten
Riemen, so wie wirs in allerfrühester Jugend beim
Soldatenjpiel getan. Die Träger der Turuier.
lanzen gingen mit ihren „Zahnstochern" uoch ein
wenig schüchtern um — der Meister brachte ihnen
w Kiirze den richtigen Komment bei. Wenn man
so behaglich auf seinem Plätzchen satz, hatte man
allerdmgs gut lachen — denn die anderen waren
mächtig bei der Arbeit, die Leute stnd wirklich nicht
zu beneiden — auch Dr. Herzog nicht, der täglich
am Telefon schwere Schlachten zu schlagcn hat.
Aber das Werk gedeiht, die ganze Gemeinde der
Mitwirkenden ist mih ganzer Seele dabei — das
lätzt viel erhoffen! —,rn.

vke Slechner tagten

Die Obermeister der Jnstallateure in Heibelberg

Am Sonntag fand hier eine Tagung der ba-
dischen Obermeister des Blechner- und Jnstallateur-
handwerks unter dem Vorsitz des Vezirksinnungs-
meisters Otto Schinidt, Karlsruhe, statt. Lan-
deshandwerksmeister und Handwerkskammerpräsi-
dent Näher machte bedeutsame Ausführungen
über die künftitze Arbeit der Handwerksorgani-
sation und berichtete über wichtige Fragen der
Arbeitsbeschaffung.

Den Hauptteil der Tagung bildete die Be-
sprechung der vom Reichswirtschaftsminister für
Blechner-, Jnstallateur-, Hentralheizungsbauer- und
Kupferschmiedehandwerk genehmigten Matznahmen
zur Verhinderung ungesunder Kalkulation. Diese
Matznahmen bringen für die genannten Hand-
werkszweige die Buchführungspslicht und erteilen
dem Reichsinnungsverband, bezw. dessen Vezirks-
stellen die Befugnis, Betriebsprüfungen vorzuneh-
men, um sestzustellen, ob die Vetriebsinhaber ihren
Verpflichtungen gegenüber dem Staat, Sozialver-
sicherungen, Gefolgschaft und Lieferanten nach-
kommen.

Mit einem Sieg-Heil auf den FLHrer, der uns
wieder den Aufstieg ermöglicht hat, schlotz Vezirks-
innungsmeister Otto Schmidt die Tagung.

öesuch im Sta-tgarten'Laftno

Es geht jedem Heidelberger so: wenn mau an
dem neuerbauten Stadtgarten-Casino vorbeikommt,
wundert man sich immer wieder, mit welcher Fixig-
keit diese schmucken Räumlichkeiten fertiggestellt
wurden. Vor ein paar Wochen noch wurde hier
geschaufelt und gebuddelt und mit einer gewissen
Skepsts — geben wir es doch zu — harrten wir
der Dinge, die da kommen sollten. Und siehe da:
der Durchbruch zum Neuen hat stch bewährt nicht
nur die Fremden, auch die Einbeimischen strecken
auf der Terrasse mit Behagen die Beine untern
Tisch. Begünstigt durch den vielen Rieselregen der
letzten Tage ist das junge Gras auf dem geräu-
migen Vorplatz so schnell in die Höhe geschosten, datz
man fast zusehen konnte. Die festlich erleuchtete
Front des Stadtgatten-Casinos präsentiert sich des
Abends mit einer so anmutigen Selbstverständlich-
keit, datz man glauben könnte, so wärs schon jahre-
lang gewesen.

Auch das Kammerbrettl, das Variets des
Stadtgarten-Lasinos, hatte einen guten Start.
Hans Polscher vom Leipziger Central-Theater
gibt mit delikatem Humor die Rolle des Ansagers,
er verzichtet auf jede Plumpheit und würzt seine
Kost mit einer erfrischenden Dofis Esprit. Gerti
Pohl zeigt heitere Tanzvarodien, Aggi Hoch-
stein gefiel mit ihrem Spitzentanz. Anita
Spada bewährte fich als Vortragskünstlerin von
Format — stimmlich und darstellerisch eine gute
Leistung. Der Jongleur Artur Herzog hat zwei-
fellos beachtliche Anlagen, die Sicherheit mützte
noch etwas gefestigt werden. Direktor Engelbert
Milde verfahte zwei unterhaltsame Duo-Szenen,
die den Zuhörern viel Vergnügen bereiten. Die
Kapelle Willy Walter spielt schmissig zum Tanz
auf. Alles in allem: ein erfreulicher Beginn;
man darf der Entwicklung des Kammerbrettl mit
Spannung entgegensehen. —im.

70 Jahre alt. Hauptlehrer i. R. Ernst Eber-
hard, Rohrbach, feierte gestern seinen 70. Ee-
burtstag. Von 1913 bis 1931 war Eberhard an
der Rohrbacher Volksschule tätig.

Die neue Fahrzeugfarbe der Polizei. Der

Reichs- und preutzische Minister hat angeordnet,
datz der Anstrich sämtlicher Kraftfahrzeuge der
Polizei einheitlich im ganzen Reich dunkel-
grün sein soll.

Aus dem Stadtteil Wieblingen. Herr Karl
Wacker, Heidelb.-Wieblingen. bat vor der Hand-
werkskammer Karlsruhe die Meisterprüfung sür
das Buchbinderhandwerk mit der Note gut bestan-
den. — Frau Margarethe Treiber geb. Livv
seiert heute ihren 73. Eeburtstag in voller körper-
licher und geistiger Frische.

Der Sinn -es

Vrang zur wahrhastigkeit

Die drei grotzen Erlebniste der Lagerarbeit
wurden Professor Dieners Konzert, die
Feierstunde in der Schnellpressensabrik, die
Feierstunde auf dem Ehrenfriedhof. .

Bei diesen drei festlichen Ereignisten zeigte sich
so recht der Dreiklang jungen nationalsozialisti-
schen Schaffens:

Sehnsucht nach höchstrm künstlerischem Aus-
druck — starke sozialistische Sefinnung eines neuen
Arbeitertums — strenges Bekrnntnis und starker
Will« des Soldatentumsl

»

An den Vesuch der Ausstellung „Heidelberg,
Vermächtnis und Äusgabe" schlatz sich eine rege
Aussprache über die Fragen des Museums. Aner-
kannt wurde der beisvielhafte Aufbau der Heidel-
berger Ausstellung, die in manchem schon einen
Schritt vorwärts bedeutet. Ueber die Eemälde-
ausstellungen, die Bolkskundemuseen, die besonde-
ren Bildungsstätten. wie das Deutsche Muleum in
MLnchen, wurden alle entscheidenden Probleme an-
gefaht und vieles zur Erklärung beigetragen. Es
ist selbstoerständlich, dah die Art des „Magazins"
verschwinden muh, dah wieder die Raumgebunden-
heit richtunggebend werden muh, dah die Museen
selbst einer gründlichen, verlebendigenden Neuord-
nung bedürfen, dah weiter die Nachwuchsfrage be-
achtet, überhauvt das Erziehungsproblem in den
Vordergrund gestellt werden muh. Auch die Füh-
rung durch Museen und bistorische Stätten bedars
besterer und verantwortlicherer Äusrichtung.

Der Sendeleiter von Franksurt. Pg. Knöckel,

Kultur-Lagers

— vie gestrigen Referate

gab ein kurzes freudiges Bekenntnis zum Jungsein
des alten Soldaten. Er sprach davon, wie im
Krieg das Wort „Kamerad" Fülle und Sinn ge-
wann. Leben für das Vaterland ist das Entschei-
dende, aus dem auch ein immerwährendes Jung-
sein quillt.

Zur Theaterdebatte ergriff der bekannte Kri-
tiker Pg. Wolf Braumüller das Wort. Er
verband ein leidenschastliches Bekenntnis zum The-
ater mit strenger Kritik am überkommenen bürger-
lichen Theater.

Obergebietsführer Cerff, der besonders herz-
lich Kameraden aus Argentinien, Vrasilien und
Chile begrützte (Auslandsdeutsche), kennzeichnete
für die im Hauptlager neu angekommenen Kame-
raden nochmals den Sinn des Lagers, das den
Künstler in Verbindung zu seinem Volk sehen
will, nicht scheiden kann zwischen Mensch zu Werk,
umso strenger aber prüft auf Konjunktur oder
schlechte Mache, damit allein das Echte und Starke
Wirkungsmöglichkeiten findet. Bei allen lebhaften
Auseinandersetzungen in den Aussprachen des La-
gers bleibt iGe eine einheitliche unerschütterliche
Erundlage des Nationalsozialismus: Drang
zur Wahrhaftigkeit sei wach in allen Ka-
meradinnen und Kameraden! Dann stellte Ober-
gebietsfiihrer Cerff unseren Sozialismus, das Be-
kenntnis zum Arbeitertum heraus.

Am NaÄjmittag sprach im „Capitol" der stell-
vertretende Reichssendeleiter Pg. Voese zu
Funk, Film und Fernsehen und gab persönliche
Verichte zu seinem Afrikafilm, von dem er drei
Akte laufen lietz.

„Dolksgemeinschafi"

Freitag, dcu 10. Juli 1O.0

vas kulturlager melöet:

Hlückwunsch an Geheimrat Lenarü

Zu seinem 50jährigen Doktorjubiläum sandte das
kulturpolitisihc Arbeitslager dem tapferen deutschen
Gelehrten die herzlichsten Elückwünsche.

Kameradschaftsabend der alten Garde der H2

Am Samstag, 11. Juli, 20 Uhr, jindet im
Arbeitslager des Kultur- und Rundsunkamts der
Reichsjugendführung auf Lem Bierhelderhof ein
Kameradschaftsabend der alten Garde der Heidel.
berger Hitlerjugend statt.

Alle HI-Kameraden aus der Kampfzsit melden
stch sofort aus der Geschäftsstelle des Bannes 110,
Heiöelberg, Theaterstratze 10.

Drr Führer des Bannes 110
(gez.) Emil Lenz, Unterbannfuhrer.

Gruß öer heimat

Drei Tage vor der Abreise chat Frau Müllek
die Zeitungs-Botenfrau auf dsr Treppe angehalten.
„Eut, datz ich Sie abgefatzt habe", hat Frau Müller
gesagt, „sonft hätte ich noch persönlich zur Ge-
schäftsstelle lausen müssen, und man hat sa wirklich
bis zum letzten Augenblick zu tun! Also — was
ich sagen wollte: Wir verreisen. Hier ist ein Zettel
mit der genauen Adresse in der Sommerfrische.
Bitte, geben Sie den doch ab, aber vergessen Sie's
ja nicht! Denn schli.etzlich wollen wir auch auf der
Reise jeden Tag morgens unsere „Volksgemein-
schaft" lesen! 'Dann hat die Botenfrau den Zet-
tel eingesteckt und hoch und heilig versprochen, ihn
richtig in der Expedition der Zeitung abzugeben.

Datz sie das pünktlich besorgt hat, weitz man,
wenn am ersten Tage in den Ferien richtig die
Zeitung morgens auf dem Tisch liegt. Es ist ein
ganz komisches Gesühl: man ist nicht zu Hause —
aber irgendwie doch zu Hause, irgend ein Stückchen
Heimat hat man eben mitgebracht — in der
Zeitung, die uns als treueste Reisebegleiterin in
die Ferien gefolgt ist!

„Da ist ja auch die Zeitung", sagt man
lächelnd, „ist aber pünktlich eingetrudelt, was? Na,
dis nehmen wir nachher mit!" Dann kommt zuerst
einmal das Schönste: das Frühstück in der Som-
merfrische, das man ergiebig genietzen mutz. llnd
dann zieht man los, entweder an den Strand
vielleicht auch in den Wald, ein bißchen „in die
Verge". Zu anstrengenden Unternehmungen hat
keiner Lust. Man sucht sich ein fleruhsames Plätz-

chen, freut sich der herrlichen Landschaft-und

greift schlietzlich nach der Zeitung. Schlietzlich
bleibt man ein Mensch des 20. Jahrhunderts, oer
ohne seine Zeitung nicht leben kann.

Hier in der Sommerfrische gibt es keinen Zänk
um die Zeitung, da wird alles im Wege eineZ
friedlichen Austauschgeschäftes geregelt. Und daS
ist das Schönste: man hat Zeit. Wirklich einmal
Zeit, die Zeitung mit Mutze zu studieren und alles
zu lesen, was man gern möchte und sonst aus Zeit-
mangel unterlassen mutz. Hier kriegt wenigstens
auch Mutter mal richtig das Hauptblatt, da; ihr
nicht schaden kann, Vater findet, datz auch dec
Mann in den Ferien ruhig mal eine Kurzgeschichte
lesen kann, und schlietzlich gibt's auch für die Kin-
der noch Witze und Rätsel zu raten. Alles wird
nachgeholt. Man liest langsam und mit Vedacht-
Und freut sich der treuen Reisebegleiterin, unserek
altgewohnten Zeitung.

Eemeindetaa der Kapellengemeinde. Am näcktt
sten Sonntag feiert die Kapellengemeinde deN
Gemeindetag in Verbindung mit dem 60. Iahres-
fest der Einweihung der Kapelle. VormittagS
sindet ein Festgottesdienst in der Diakonissenkapelle
statt. Für nachmittags 3—5 Uhr ist eine Eemeinde-
feier im Earten Zeppelinstratze 33 in Handschuhs-
heim vorgesehen. 2m Anschlutz daran wird Pro-
festor v. Hupfeld einen Vortrag halten. Jm Ver-
einshaus, Plöck 18, findet am 14. und 15. Iu"
nachmittags ein Verkauf von Gegenständen aller
Art zugunsten des Neudaues des Krankenhauses
statt.

Vortrag Reichsamtsleiter Dr. Walter Grotz-

Zm Rahmen der Vortragsreihe der Heidelbergek
Sommerschule für Ausländer spricht heute abeno
20 llhr in der Aula der alten Universität Reichs-
amtsleiter Dr. Walter Grotz vom RassenpolitischeN
Amt der NSDAP, Berlin, llber das Thema!
„Warum Rassenpolitik in Deutsch'
land?" Der Vortrag ist allgemein zugänglich.

Heiöelberger Licktfpieltheater

Capitol.

Lockenkövkchen. Dieser sebr amerikanisch^
Film ist um die klein« reizende Sbirley Templ«
beru'mgedreht: das ist sein Vorzug und sein«
Erenze. Dieses Kind bat wirklich eine ausge-
svrochen kindlich anmutige Begabung. die selbst den
Ängrissen der Svielleiter trotzt, der es sich niai;
versagen kann. aus einem Kind ein kleines Eitt
zu machen. Doch ist zugleich das Sviel dieies Ki.tz-
des nicht binreichend. eine Filmbandlung zu sm-
len: so sehlt es nicht an wiederholenden Langem
die dcm amerikanischen EesKmack mehr liegen ino-
gen. als uns. Datz auch eine Liebesverwicklung niM
sehlt, die etwas Berwicklun-g. Svannung in da.e
Sviel bringt, ift selb'stverständlich. Sie wird itztt
viel Sentimentalität durchgesübrt. Die KunstlosiS-
keit des Eeschehens lätzt vermuten. datz der Sviel-
leiter mebr durch die lebendigen EinzelvorgänkV
als durch die Füaung dsr Handlung und dur«
svannende Verwicklungen bat wirken wollen: es
ibm dies vielsach gelungen. Doch zeigt sich. datz eine
anekdotische Ausmalung der einzelnen VorgänS*
eine kunitvoll und reich durchgebildete Handluns
nickt erietzen kann.

Ver Wal- unferer Lan-sthast

Aus dem Erün der Höhen um Heidelberg Ichim.
mert es gelblich — die Lindenblüte. Sie Lelebt
wundersam das Bild unserer Landschaft, der grünen
Wälder, die herniederrauschen bis zu den Toren der
Stadt.

Die Linde ist so recht der Baum des deutschen
Eemüts. 2n ihrem Schatten raunt und rauscht der
kühle Dorfbrunnen, um ihren Stamm tanzt und
sinyt die Jugend, wenn der Tag sich neigt und die
Feierabendstille um die niedrigen Hauser weht. 2m
Duft ihrer Blüten lieat die Sütze und Schwere der
deutschen Sommernächte. Sie gehött nicht nur
lebensfroher Jugend, auch auf den Friedhöfen hat
sie viele stille Freunde, die unter ihrer seierlichen
Hut ausruhen oon Mühe, Arbeit und Pslicht.
„Komm' her zu mir Eeselle, hier find'st du deine
Ruh'!".

Virke, du bräutlicher Baum! Schönheit, Früh.
ling und Fruchtbarkeit verkörperst du. So zart und
zierlich ist dein Eezweig und doch wanderst du weit

vor gen Norden bis an die Grenze des ewigen
Eises. Wo du noch heimisch bist, vermögen Men-
schen unserer Artung zu leben. Der Schl.ig deiner
Ritte soll nach uraltem Brauch fruchtbar machen, ge-
sund und kräftig erhalten. Mit deinem Erün um-
kränzen sie den Dorfbrunnen, datz er imm-r ge>un.
des Wasser gebe. Vier Hochzeiten feierst du Zahr
um Jahr. Jm Frühling trägst du den bräutl'ch grü-
nen Kranz des jungen Laubes, dann den Silber-
schmuck der Kätzchen. Jm Herbst ziert dich »ie Krone
goldgelber Blätter, im Rauhreif des Wintcrs aber
eine Krone aus lauter funkelnden Diamanten.

Eiche, du Sinnbild knorriger, kantiger Krast.
Hart dein Gesicht und hart dein Holz. Du nicgst dich
nicht, und du beugst dich nicht. Fest und beharrlich
stehst du an deinem Platz, roohin der Herrgott dich
gestellt hat, hineinragend in ein Jahrtausend und
mehr. Jn deinem Schatten spüren wir aeheimnis.
volles Weben, die mahnende Stimme unserer Abnen
ist in dir lebendig. Wie ein getreuer Ekkehart
wachst du im deutschen Wald.

hrute abenö Volkssmöer-Mtwn um 20.00 Uhr m -er Harmonie
 
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