Türkifche Forderungen in Montreux
Atteinige Herrschast über die Meerengen verlangt
IstaaLul. 10. Juli
Ein Leitartikel der Zeituag „Ciimhuriqet", der,
wie in unterrtchteten Kreisen behauptrt wird, aus
Eedankengänge des Staatspräsidenten Atatürk
selbst zurückgeht, besatzt sich mit der Meerengev-
konserenz.
Es heiht darin: Wenn die Türkei so loyal
gewesen ist, ihre völlige Wehrfreiheit aus dem
Wege internationaler Verhandlungen anzustreben,
so darf dies nicht mit naiver Gutgläubigkeit ver-
wechselt werden. Die Türkei verfolgt aufmerksam
das Spiel, das jetzt in Montreux vor sich geht. Die
Ansicht des türkischen Volkes ist folgende: Die
Meerengen bedeuten die Unabhängigkeit der Tür«
kei. Der TLrke mug alleiniger, unbeschränkter Ve-
herrscher dieser Meerengen zu sein. Der Türke denkt
nicht daran, diese wirtschaftlich wichtigen Waüer-
stratzen dem internationalen Handel zu verschlie-
hen, der Tllrke will aber, dah seinen berechtigten
Ansprüchen auf Sicherheit genügt wird.
Wenn jeder andere das Recht zu haben glaubt, die
Meerengen zu durchfahren, wie es ihm beliebt,
wenn jeder andere also meint, die Türen des tür-
kischen Hauses nach Velieben gebrauchen zu kön-
nen, so wird die Meerengenfrage sehr rasch eine
Lösung finden. Dann wird nämlich der Türke er-
klären:
Die TLren meines Hauses sind verschlossen. Ich
öffne sie, wem ich will uud wie ich will. Die
Macht, fie zu schliehen und zu öffnen, besttze ich.
Diese erneute, von höchster Stelle ausgehende
Warnung, die Konferenz in Montreux wegen des
englisch-sowjetrusstschen Eegensatzes nicht länger
hinauszuzögern, hat in der tiirkischen Oeffentlich-
keit grötzten Widerhall gefunden. Man erwartet
eine einseitige Willenserklärung der Türkei, ge-
folgt von praktischen Matznahmen, wsnn nicht bin-
nen kurzem in Montreux eine die Türkei befrie-
digende Lösung erzielt wird. Ministerpräsident
Jsmed Jnümü hatte ekne mehrstündige lln-
terredung in Jstanbul mit dem Staatspräsidenten
Atatürk, worauf der Ministerpräsident nach An-
kara zurückreifte, um einen Ministerrat zu leiten,
der vom srühen Morgen bis in die späten Abend-
stunden dauerte und sich mit dem Schicksal der
Konferenz in Montreux befatzte.
Frankreichs Garantieverpflichiung
im Mittelmeer erlofchen
London. 10. Juli
Dcr französische Votschafter in London sprach
am Donnerstag im Auhenministerium vor und er-
lliirte, dah nach Ansicht der französtschen Regie-
rung die Earantieverpslichtungen im Mittelmeer
z« bestehen aufgehört hätten.
Hierzu berichtet der diplomatische Verichter-
statter von Reuter, datz diese Frage bereits vor
Wochen in den Vesprechungen zwischen der eng-
lischen und der französtschen Regierung klargestellt
worden sei, und zwar, als man über die Ausübung
der Sanktionen verhandelt habe. Es habe sich so-
mit boi dem gestrigen Besuch des französischen
Botschafters keineswegs um einen neuen Schritt
gehandelt. Der französische Standpunkt sei einfach
der, dah die rechtliche Erundlage für das Fortbe«
stehen der Vereinbarungen auf gegenseitigen Bei-
stand nicht mehr vorhanden sei, da diese Abreden
ausdrücklich getroffen wordsn seien, um Länder
zu schützen, die die Sanktionen gemätz Artikel 16
der Vd'lkerbündssatzungen anwendeten. Nachdem
die Sanktionen abgeschafft seien, fehle also die
rechtliche Grundlage. Diese Auffasiung werdedurch
den Text des Artikel 16, Absatz 3, der Völker»
bundssatzungen gestützt.
Das gleiche treffe, fo fügt der Reuterbericht-
erstatter hinzu, natürlich auch auf die gegensei-
tigen Veistandsabkommen zwischen Erotzbritan-
nien, der Türkei, Eriechenland und Jugoslawien
zu, Verpflichtungen, zu denen Eden im llnterhaus
am 20. Iuni erklärt habe, datz sie, soweit Erotz-
britannien betroffen fei, fortbestehen.
England sürchiet -en Hunger
Llm -ie Lebensmittelverforgung in Kriegszeiten
Londoa» 10. Juli
2n der gestrigen Oberhaussitzung, die der Frage
der Lebensmitteloersorgung in Kriegszeiten gewid-
met war, erinnerte der Abgeordnete Lord Philli-
more u. a. an die Knappheit verschiedener Nah-
rungsmittel zu Beginn des Weltlrieges.
Lord Strabolgi sowie mehrere andere
Oberhausmitglieder empfahlen Lagerhaltung von
Lebensmitteln.
Earl of Cork wies darauf hin, datz England
heute etwa 1000 Dampser weniger besttze als im
Jahre 1914.
Jn seiner Antwort auf alle von den Rednern
vorgebrachten Wünsche uno Bedenken erklärte der
Lordkanzler Hailsyam, datz die Regierung schon
immer der Frage gegenübergestanden habe, datz das
Land vom Feinoe ausgehungert werden könne. Um
dem zu begegnen böten sich drei Möglichkeiten:
1. Eine Steigerung der Eigenerzeugung,
2. freie Einfuhr von Nahrungsmitteln
aus dem Auslande und 3. Lagerhaltung.
Die Steigerung der Eigenerzeugung bringe den
Vorteik mit stch, der jeder Dezentralrsation eigen
sei, während der mit der Lagerhaltung verbundene
Nachteil in der Vergrötzerung der Äu-gaben be-
stehe, die die dann zwangsläufig notwendige Zen-
tralisierung mit sich brächte. Es sei die grötzte Un-
gerechtigkeit, der Regierung den Vorr-urf zu
machen, datz ste während der letzten fünf Jahre
nichts sür die Ermutigung zur Nahrungsmittel-
erzeugung getan hätte. Hailsham zählte dann oie
FLrderungsmatznahmen für Weizen, Zucker, Ge-
müse, Milch, Fleisch usw. auf, in deren Verfolg vie
Erzeugüng voin Jahre 1931 bis 1935 um nahezu
20 v. H. gestiegen sei.
Neserven in pen Dominions
Dank der ,,Ottawa-Politik" habe die
Regierung erreicht, datz die meisten benötigten
Lebensmittel in den Dominions und den Kolo-
nien für den Heimatgebrauch zur Verfügung
ständen.
Man müsie nur sicher sein, datz diese Waren auch
nach England kommen könnten und das hänge mit
dem versügbaren Schiffsraum zusammen.
Dieser Schiffsraum habe sich zwar von 19 Millio-
nen Tonnen auf 17 Millionen Tonnen seit dem
Iahre 1924 bis heute verringert, aber auch der
grötzte Schiffsraum würde nichts nützen, wenn kein
ausreichender Schutz dafür vorhanden wäre. Das
Ssits 2
und Handlungsweise, von Werk und Persönlichkeit.
Völkisches Wesen kann sich nur dann entfalten, aktive
Kultur nur dann verwurzeln, wenn geistige, see-
lische und sittlich-charakterliche Werte zusammen
werken. Datz die junge Nation mit heiligem Ernst
dieses Ziel zu erreichen versucht, erreichen wird, ist
die wunderbare Erkenntnis, die den Eästen des
Lagers vermittelt werden kann, wird die Frucht
dieser ihrer Ferientage sein.
Ein weiteres wird noch klar aus den mannig-
fachen Veranstaltungen und Erlebnissen: Die tn
den Lagern der Reichsjugendführung gepflegtc Kul-
tur und Kunst wächst bodenständig rein.
Elühendes Heimatgefühl zuckt in all den Eedanken
empor. Man hat — um mit Wilhelm Raabe zu
sprechen — begriffen, datz „nur diejenigen Kunst-
werke Anspruch auf Dauer haben, in denen die
Nation sich wiederfindet." Mitten im Volk vrr-
ankert ruht das Werk unserer Zeit. Es ist von
seinem Vlut durchpulst, von seinem Herzschlag
durchwuchtet. Darum auch findet es in deutschen
Eauen diese prächtige Resonanz, stürzt es fremde
Altäre, weckt es neue Mitstreiter und Förderer.
2m Herbst 1934 noch schrieb Ernst Wiechert als
ein „Bruder der Iugend" an die junge Generation
Deutschlands, datz er mit Freude, mit Stolz und
mit tiefster Teilnahme, — aber auch mit Sorge —
in das Eesicht der 2ugend sehe. „2hr seid die ersts
2ugend, die, seit ich lebe, etwas empfangen hat,
was wir niemals empfingen: Macht. Ünd, ob-
wohl ich Zeit meines Lebens dafür gekämpft habe,
datz die 2ugend Raum bekomme, einen grotzen und
ganz selbständigen, ihr eigenen Raum, so erfüllt
es mich mit Sorge, datz dieser Raum mit Macht
erfüllt wird, weil es mir als eine Eefährdung
nicht etwa der Rechte der Aelteren erscheint, son-
dern als die Gefährdung ejnes biologischen Ee-
setzes: datz Macht ein Attribut der Reife ist, ein
zu Erwerbendes und nicht ein Ecschenktes . . ."
Wer als East Tage in der Lagergemeinschaft
verbringen darf, wer nur kommenden Sonntag zur
zweiten Lagerbesichtigung von Heidel-
berg hinaufsteigt, um kurze Stunden mit den Trä-
gern des Erbes unserer Ahnen zusammen zu sein,
wird erfahren, datz heiliger Ernst und glaubens-
kühne Notwendigkeit Tricbkraft dieser Lugend stnd,
datz sie in Freiheit und Eebundenheit, rückhaltlos
der Nation ergeben, ih- heroisches Eut verwaltet.
Stolz, nicht Sorge erfüllt heute den wachen Deut-
schen. Es gibt fiir die Zukunft keine zuverlässige-
ren Earanten nationalsozialistischer Gesinnung.
Kommunist zum Tode verurieilt
Hamburg, 10. Iull
Jn dem seit mehreren Wochen oerhandelttzn
Prozetz gegen den ehemaligen Eauführer desRot-
frontkämpferbundes Edgar Andre vor dem Siräf-
senat des Hanseatischen Oberlandesgerichts wurde
am Freitagvormittag das Urteil gefällt. Andre
wurde wegen Vorbereitung des Hochverrats in
Tateinheit mit gemeinschaftlichem, vollendetem
Mord in einem Fall, gemeinschaftlichem, versuchtem
Mord in sechs Fällen sowie Landesfriedensbruch
und Aufruhr, und zwar in beiden Fällen als Rä-
delsführer, ferner in Tateinheit mit gemeinschaft-
lichem, versuchten Mord in drei Fällen, Landfrie-
densbruch und Aufruhr, und zwar in beiden Fäl-
len als Rädelsführer, zum Tode verurteilt, Dem
Angeklagten werden die bürgerlichen Ehrenrechte
auf Lebenszeit aberkannt. Die Vei dem Angeklag-
ten beschlagnahmten Schriften, Bücher und Bro-
schüren wurden eingezogen. Der Angeklagte hatdie
Kosten des Verfahrens zu tragen.
Die Anekdste
Der verlegene Bruckner
2n der Komposttionsklasse des Wiener Konser-
vatoriums hatte Bruckner einen Schüler, der crst
in vorgeschrittenem Alter seinen musikalischen Ehr-
geiz zu lpüren begann und daher an Lahren seinen
Mitschülern weit voraus war. Eines Tages bekam
er in der Stunde von Bruckner einr mustkalische
Aufgabe, die er auf der Schultafel zu lösen hatte.
Als der Meister die Lösung in Augenschein nahm,
platzte er heraus:
„Ham S' dös aber saudumm g'macht! Hör'n
S', Sie san ein Blödian."
„Aber, Herr Professor, ich..." der Schüler stot-
terte zwischen Respekt und Empörung schwankend,
„ich kann mir doch so was nicht bieten lassen. 2ch
glaubte, mich an einer höheren Schule zu befinden.
Vitte auch zu bedenken, datz... ich ein verheirate-
ter Mann bin."
„Ach so!" schlug stch Bruckner tapfer aus seiner
Verlegenheit. „Warum sag'n S' denn das net
gleich? Na, wie geht's denn der Frau Gemahlin?"
In srauch aufaeflanaen
Der große E.ottfried Schadow mutzte es später
erleben, daß einer seiner Schüler. Ehristian Rauch,
zweifellos ein begabter Bildhauer, seinen srüheren
Lehrer beim Berliner Publikum an Beliebtheit
weit Lbertraf. Alles, auch der Hof. bewunderte
Rauchs gefällige Art. r«ährend SLadows reife
Kunst nicht mebr recht verstanden wurde. „Warum
halten Sie sich denn nur so zurück. mein lieber
Schadow?" fragte eines Tages Alexander voi>
Humboldt den alt gewordenen Künstler. „Man
sieht doch überall die Ausstrahlungen Ihrer Per-
sönlichkeit." Schadow zuckte die Achsel und meinte
sarkastisch: „Was soll ich noch? Mein Ruhm ist
in Rauch aufgegangen."
Dee Pinsel ist nock» out qenug
Um die Mitte des vorigen Lahrhunderts war
Wilhelm von Kaulbach als Bildnismaler in Mün-
chen sebr geschätzt. Zu gleicher Zeit lebte in der
Jsarstadt der Lberaus eitle, fünsundsechzigjährige
Fürft Lobkowicr au, Prag. Er brannte daraus. von
dem großen deutkchen Meister gemalt zu werden.
doch Kaulbach winkte immer wieder ab: er sei mit
Arbeit überlastet. Als er sich schließlich dem Drän-
gen des anderen nicht länger entziehen konnte,
nahm er ein wenig unwirsch den Auftrag an. aller-
dings mit einem Hintergedanken. Je weiter das
Werk nämlich fortschritt. desto mehr batte der Fürst
daran auszusetzen. Eines Tages betrachtete er das
fast vollendete Portrart wieder mir kritischen Blik«
ken und wandie sich, mißbilligend den Kovs schüt-
relnd. an den Künstler: „Mein lieber Kaulbach".
bemerkte er herablasiend. „ich habe wirklich den
EindrUck. daß Jbr Pinsel anfängt, alt »u werdsn."
Der Meister entgegnete harmlos. mit verbind-
lichem Lächeln: „Sie werden wohl recht haben.
Durchlaucht. Aber ich meine. sür einen alten Pin-
sel ist er immer noch gut genug."
Anlturiistizeir
Dichtertresfeu tn Lippoldsberg. Wie im Dor-
jahre, so fand auch jetzt wieder ein Treffen deut-
scher Dichter in Lippöldsberg an der, Weser, im
gastlichen Hause von Hans Grimm statr. 2n diesem
stillen Waldwinkel trafen stch Paul Alverdes Pe-
ter Bamm, Rudols E. Vinding, Friedrich Bischoff,
Walter Lulius Bloem, Vruno Brehm, Hermann
Llaudius, Edwin Erich Dwinger, Eeorg Eraben-
horst, Manfred Hausmann, Moritz 2ahn, Frhr. von
Münchhausen, Uwe Lars Nobbe und Rudolf
Alexander Schröder.
Die Dirigenten der Philharmonischen Kouzerte.
2n diesem Iahrc werden die zehn Philharmo-
nischen Konzerte in Verlin von deutschen und aus-
ländischen Meisterdirigenten geleitet. 2e zwei Kon-
zerte dirigieren Carl Schuricht und Sabata, je ein
Konzert Prof. Hermann Abendroth, Eeneralmusik-
direktor Böhm, Willem Mengelberg, Ansermet,
Molinari uno vorausstchtlich Hans Pfitzner.
Schuberts Batcrhaus unter Denkmalsschutz.
Franz Schuberts Vaterhaus in Alt-Neudorf
in Nordmähren ift jetzt unter Denkmalsschutz ge-
stellt worden. Beantragt wurde dieser Echutz vom
staatlichen Denkmalsamt i» Brüim.
Vierzig «nbekannte Hugo - Wolf - Lieder. Der
Musikwisienschaftliche Verlag in Leipzig gibt im
Herbst dieses Iahres vierzig bisher unbekannte
Lieder von Hugo Wolf heraus. die sich bis zum
Herbst vorigen Iahres aus noch ungeklärter Ur-
sache in einem Safe in Wiener Privatbesitz befan-
den. Es handelt sich um Werke aus den Jahren
1876 bis 1890.
Der Reichstheaterzug im Grenzland. Einen be-
merkenswerten Erfolg hat der Reichstheaterzug im
Erenzgebiet der Bayerischen Ostmark gebracht. Seit
Mai habcn die Veranstaltungen des Reichstheater-
zuges nicht weniger als 40 000 Personen in 70 Vol-
stellungen besucht. Von Hof bis Passau wurde das
gesamte Crenzland bereist.
Ein Heinrich-Schütz-Denkmal. In dem thürin-
gischen Badeort Köstritz. der Vaterstadt des gro-
ßen protestantischen Kirchenkomponisten. wurde ein
Heinrich-Schütz-Denkmal eingeweiht. Es handelt
sich um eine Bronzebüste aus der Werkstatt des
Leipziger Vildhauers Profesior Vrumme.
Soetbe-Geburtstagsfeier in Jlmenau. Auch in
diesem Jahre, am 28. August, feiert Jlmenau
Goethes Eeburtstag. Mit der Durchführung die-
ser Feier ist die Eoethe-Schule zusammen mit der
Stadtverwaltung Ilmenau beaustragt worden.
Frobenius-Felsbilder-Ausstellung. Am 16. Juli
wird in Frankfurt a. M. im „Haus der Mo-
den" die große Frobenius - Felsbilder-Ausstellung
eröfsnet werden. die in ihrer Art die erste in der
ganzen Welt ist. Aus der Ausstellung werden rund
3500 Felsbilder aus allcn prähistorischen Zeit-
altern gezeigt werden, die Frobenius auj zwölf
Expeditionen und in 40jähriger Arbeit in allen
Erdteilen gesammelt bat.
Staatsprasidenten als Nobelpreiskandidaten.
Zwei Staatsmänner stellen ihre Kandidatur um
den Nobelpreis für den Frieden auf und zwar der
Präsident von Haiti, Vincent, und der Präst-
dent der Republik Santo Domingo, Trujillo.
Jhr Friedenswerk besteht in der Feststellung der
Grenzen zwischen Domingo und Haiti, die den
ewigen Revolten ein Ende setzt«.
„Volksgemeinschafl"
Samsiag, «en 11. Z»1» imitz
sei der wichtigste Eestchtspunkt der Regierungs«
politik. Die Regierung habe sich Vollmachten zur
H e r b e i f ü h r ü n g eines guten Vertei-
digungsstandes geben lassen und das Haus
könne überzeugt sein, oatz die Regierung von die-
sen Vollmachten mutig und schnell Eebrauch machen
werve.
Hailsham unterstrich, datz seiner Meinung
nach die Lagerhaltung von Nahrungsmitteln
weniaer wichtig sei als eine solche von Oel. Ein
zur Lagerhaltung notwendiger Änkauf von kana«
dischem Weizen z. B. würde die Regierung zmn
grotzten Weizenhändler der Welt
machen, woraus sich Schwierigkeiten und autzer-
ordentliche Mehrbclastungen finanzieller Art (Ver-
sicherungen) ergeben könnten. England habe einen
Lagerbestand an Weizen, Mehl und anderem Ge«
treide oon etwa 10 Millionen Tonnen, was für
mehr als drei Monate ausreiche. Solche Bestände
könnten natürlich auf sechs Monate vergrötzert
werden. Es sei nur die Frage, ob es weise wäre,
das für Verteidigungszwecke versügbare Geld auf
diese Weise anzulegen. Wenn England die Herr-
schaft über die See verliere, dann würde es den
Krieg sicherlich verlieren — mit und ohne Ee-
treidelager.
Scharfe Angriffe geaen Coi
Paris, 10. Juli
„Das „Echo de Paris" nimmt als erste fran-
zösische Zeitung zu den Erklärungen des Luftfahrt-
ministers Pierre Cot in der Kammer in Zusam-
menhang mit der Anfrage des rechtsstehenden
Abgeordneten de Kerillis wegen der Auslieferung
des Modells der Flugzeugkanone 23 an Sowjet-
rutzland Stellung. Das Vlatt richtet ungemein
scharfe Angriffe gegen den Minister, desien Rück-
tritt es fordert.
Weder der Oberste Kriegsrat noch der Oberst«
Rat der Militärluftfabrt, fo schreibt das Blatt»
seien vorher um ihre Meinung gefragt worden.
Aeuer französischer Mstungskredit
Paris, 10. Iuli
Die Kammer hat im Verlauf ihrer Freitag-
sitzung einen Eesetzentwurf über die Eröffnung
eines neuen Kredites für die nationale Vertei«
digung von 50 Millionen Franken angenommen.
Sü VVV-Mark-Gewinn gezogen. Jn der Freitas-
Ziehung der 4. Klasie der Preußisch - Sllddeutschen
Klassenlotterie fiel ein Eewinn von 50 000 Mart
aus die Losnummer 89 904. (Ohne Eewähr.)
4°
Generaldirektion für Elsaß - Lothringen. Die
sranzösische Kammer hat am Freitag mit 525
gegen 0 Stimmen den Rachtragsbaushalt für Iuni
oerabschiedet. Bei dieser Gelegenheit wurde auL
ein Artikel angenommen. der die Wiedererrichiuns
der sogenannten Generaldirektion fllr Elsaß-Loib-
ringen in Paris zum Eegenstand hat. Diese Stelle
war unter der Regierung Laval aufgehoben wor-
den.
*
Der Ueberfall auf die italienische Militärmis«
sion. Bei dem Uebersall auf die italienische Mili-
tärmission sind nach einem Bericht der Agencia
Stephani insgesamt zwöls Angehörige der italie-
nischen Luftwasse ums Leben gekommen.
*
FLnf Millionen Siedler fllr Mandschukuo. NaL
einer Tokioter Meldung sollen in den nächsten
zwanzig Iahren fünf Millionen japanische Siedlet
in Mandschukuo angesiedelt werden. Die KosteN
belausen sich auf zwei Milliarden Ben.
Eine Forschungsstelle für Tierseelenkunde ist a>n
Zoologischen Garten in Münster (Westf.) untel
der Leitung von Dr. Werner Fischel ins LebeN
gerufen worden. Mit der einfachen UeberzeugunS.
daß Tiere fühlende und strebende Wesen seien,
gibt sich die vergleichende Tierpsychologie nicht zu-
frieden. Sie sucht genau festzustellen. was ein
Lebewesen wahrnimmt. was es behält und was e«
in schwierigen Lagen berücksichtigt. Daraus schlie-
ßen wir aus das. was in seiner Seele eine Roll«
spielt.
Fischbrut aus Flugzeugen. Um den in der letz"
ten Zeit sehr zurückgegangenen Bestand an LachseN
und Forellen in mehreren Flüsien in der Provinl
Quebeck in Kanada wieder aufzusrischen, hat man
Jungfische durch Flugzeuge llber den Gewäsiern
abgeworsen. Det Erfolg dieses Versahrens war
ausgezeichnet, indem schätzungsweise 95 v. H. dek
Fische zur Fortentwicklung gelangten.
Hauvtschriftleiter: Franz Vretz.
Stellvertrelcr: Beruhard Seeacr-Kelbe.
Cbel oom Dicnkt: Dr. Friedrich Didier.
Berantwortlich flir Jnnenpolitik: Kranz Bretz; füf
Aubenvolitik und Wtrtkchaft: Nerobard Seeacr-Kelbe^
fiir Stadt Hetdelberg nnd Bemeguna Hermann Leiö'
tiir Badttche Nachrtchtcn und Svorl: Sermanu Ueberlej
für Feuilleton nnd Unterhaltung: Dr. Fricdr. Didtek.
sür ktimtltche Beilaacn: Herbert Wtedcmaun; tür B>l'
der: Hanvtschriktleitnna: für Anzetacn' Wilb. Besoek«
tämtltch tn Seidelbera
Schrtktlettung: Brunnenaatke 2N—24.
Ncrllner Schristlellung:
Haus Gral Reitchach. Bertt» SW 81 Fbarlottenstr >55-
NaKöruck ctaener Bertchtc ohne ausdrückliche Gcnehml'
gung ber Schriktleitung nickt gestattet.
Svrechstunden der Schrttilettung: ?ä»I. von >6 17 UÜl.
Fernrui 3740.
Für unverlangi etnaeaanacne Betträae wtrd keine
Berantwortuiia übernommen.
Bcrlag .Volksgemriilschast" G. m b H.. Hauot»
ftratze lLK!28 lUniuerkttätsvlaSl.
Druck: Hcldelberger Gukenberg-Druckere« G m. b. H-
D-A. VI. 1936: 24 513.
Davon: BezirksauSgabe Odcnwald u. Bauland 2 688
BezirkSauögabe Rund urn MoSbach 8 87»
BezirköauSgabe Der Franke 2 388
Beztrksausgabe Der Kraichgau 2 383
Su, Zett tü Prelsltft« Nr. S aültta.
Atteinige Herrschast über die Meerengen verlangt
IstaaLul. 10. Juli
Ein Leitartikel der Zeituag „Ciimhuriqet", der,
wie in unterrtchteten Kreisen behauptrt wird, aus
Eedankengänge des Staatspräsidenten Atatürk
selbst zurückgeht, besatzt sich mit der Meerengev-
konserenz.
Es heiht darin: Wenn die Türkei so loyal
gewesen ist, ihre völlige Wehrfreiheit aus dem
Wege internationaler Verhandlungen anzustreben,
so darf dies nicht mit naiver Gutgläubigkeit ver-
wechselt werden. Die Türkei verfolgt aufmerksam
das Spiel, das jetzt in Montreux vor sich geht. Die
Ansicht des türkischen Volkes ist folgende: Die
Meerengen bedeuten die Unabhängigkeit der Tür«
kei. Der TLrke mug alleiniger, unbeschränkter Ve-
herrscher dieser Meerengen zu sein. Der Türke denkt
nicht daran, diese wirtschaftlich wichtigen Waüer-
stratzen dem internationalen Handel zu verschlie-
hen, der Tllrke will aber, dah seinen berechtigten
Ansprüchen auf Sicherheit genügt wird.
Wenn jeder andere das Recht zu haben glaubt, die
Meerengen zu durchfahren, wie es ihm beliebt,
wenn jeder andere also meint, die Türen des tür-
kischen Hauses nach Velieben gebrauchen zu kön-
nen, so wird die Meerengenfrage sehr rasch eine
Lösung finden. Dann wird nämlich der Türke er-
klären:
Die TLren meines Hauses sind verschlossen. Ich
öffne sie, wem ich will uud wie ich will. Die
Macht, fie zu schliehen und zu öffnen, besttze ich.
Diese erneute, von höchster Stelle ausgehende
Warnung, die Konferenz in Montreux wegen des
englisch-sowjetrusstschen Eegensatzes nicht länger
hinauszuzögern, hat in der tiirkischen Oeffentlich-
keit grötzten Widerhall gefunden. Man erwartet
eine einseitige Willenserklärung der Türkei, ge-
folgt von praktischen Matznahmen, wsnn nicht bin-
nen kurzem in Montreux eine die Türkei befrie-
digende Lösung erzielt wird. Ministerpräsident
Jsmed Jnümü hatte ekne mehrstündige lln-
terredung in Jstanbul mit dem Staatspräsidenten
Atatürk, worauf der Ministerpräsident nach An-
kara zurückreifte, um einen Ministerrat zu leiten,
der vom srühen Morgen bis in die späten Abend-
stunden dauerte und sich mit dem Schicksal der
Konferenz in Montreux befatzte.
Frankreichs Garantieverpflichiung
im Mittelmeer erlofchen
London. 10. Juli
Dcr französische Votschafter in London sprach
am Donnerstag im Auhenministerium vor und er-
lliirte, dah nach Ansicht der französtschen Regie-
rung die Earantieverpslichtungen im Mittelmeer
z« bestehen aufgehört hätten.
Hierzu berichtet der diplomatische Verichter-
statter von Reuter, datz diese Frage bereits vor
Wochen in den Vesprechungen zwischen der eng-
lischen und der französtschen Regierung klargestellt
worden sei, und zwar, als man über die Ausübung
der Sanktionen verhandelt habe. Es habe sich so-
mit boi dem gestrigen Besuch des französischen
Botschafters keineswegs um einen neuen Schritt
gehandelt. Der französische Standpunkt sei einfach
der, dah die rechtliche Erundlage für das Fortbe«
stehen der Vereinbarungen auf gegenseitigen Bei-
stand nicht mehr vorhanden sei, da diese Abreden
ausdrücklich getroffen wordsn seien, um Länder
zu schützen, die die Sanktionen gemätz Artikel 16
der Vd'lkerbündssatzungen anwendeten. Nachdem
die Sanktionen abgeschafft seien, fehle also die
rechtliche Grundlage. Diese Auffasiung werdedurch
den Text des Artikel 16, Absatz 3, der Völker»
bundssatzungen gestützt.
Das gleiche treffe, fo fügt der Reuterbericht-
erstatter hinzu, natürlich auch auf die gegensei-
tigen Veistandsabkommen zwischen Erotzbritan-
nien, der Türkei, Eriechenland und Jugoslawien
zu, Verpflichtungen, zu denen Eden im llnterhaus
am 20. Iuni erklärt habe, datz sie, soweit Erotz-
britannien betroffen fei, fortbestehen.
England sürchiet -en Hunger
Llm -ie Lebensmittelverforgung in Kriegszeiten
Londoa» 10. Juli
2n der gestrigen Oberhaussitzung, die der Frage
der Lebensmitteloersorgung in Kriegszeiten gewid-
met war, erinnerte der Abgeordnete Lord Philli-
more u. a. an die Knappheit verschiedener Nah-
rungsmittel zu Beginn des Weltlrieges.
Lord Strabolgi sowie mehrere andere
Oberhausmitglieder empfahlen Lagerhaltung von
Lebensmitteln.
Earl of Cork wies darauf hin, datz England
heute etwa 1000 Dampser weniger besttze als im
Jahre 1914.
Jn seiner Antwort auf alle von den Rednern
vorgebrachten Wünsche uno Bedenken erklärte der
Lordkanzler Hailsyam, datz die Regierung schon
immer der Frage gegenübergestanden habe, datz das
Land vom Feinoe ausgehungert werden könne. Um
dem zu begegnen böten sich drei Möglichkeiten:
1. Eine Steigerung der Eigenerzeugung,
2. freie Einfuhr von Nahrungsmitteln
aus dem Auslande und 3. Lagerhaltung.
Die Steigerung der Eigenerzeugung bringe den
Vorteik mit stch, der jeder Dezentralrsation eigen
sei, während der mit der Lagerhaltung verbundene
Nachteil in der Vergrötzerung der Äu-gaben be-
stehe, die die dann zwangsläufig notwendige Zen-
tralisierung mit sich brächte. Es sei die grötzte Un-
gerechtigkeit, der Regierung den Vorr-urf zu
machen, datz ste während der letzten fünf Jahre
nichts sür die Ermutigung zur Nahrungsmittel-
erzeugung getan hätte. Hailsham zählte dann oie
FLrderungsmatznahmen für Weizen, Zucker, Ge-
müse, Milch, Fleisch usw. auf, in deren Verfolg vie
Erzeugüng voin Jahre 1931 bis 1935 um nahezu
20 v. H. gestiegen sei.
Neserven in pen Dominions
Dank der ,,Ottawa-Politik" habe die
Regierung erreicht, datz die meisten benötigten
Lebensmittel in den Dominions und den Kolo-
nien für den Heimatgebrauch zur Verfügung
ständen.
Man müsie nur sicher sein, datz diese Waren auch
nach England kommen könnten und das hänge mit
dem versügbaren Schiffsraum zusammen.
Dieser Schiffsraum habe sich zwar von 19 Millio-
nen Tonnen auf 17 Millionen Tonnen seit dem
Iahre 1924 bis heute verringert, aber auch der
grötzte Schiffsraum würde nichts nützen, wenn kein
ausreichender Schutz dafür vorhanden wäre. Das
Ssits 2
und Handlungsweise, von Werk und Persönlichkeit.
Völkisches Wesen kann sich nur dann entfalten, aktive
Kultur nur dann verwurzeln, wenn geistige, see-
lische und sittlich-charakterliche Werte zusammen
werken. Datz die junge Nation mit heiligem Ernst
dieses Ziel zu erreichen versucht, erreichen wird, ist
die wunderbare Erkenntnis, die den Eästen des
Lagers vermittelt werden kann, wird die Frucht
dieser ihrer Ferientage sein.
Ein weiteres wird noch klar aus den mannig-
fachen Veranstaltungen und Erlebnissen: Die tn
den Lagern der Reichsjugendführung gepflegtc Kul-
tur und Kunst wächst bodenständig rein.
Elühendes Heimatgefühl zuckt in all den Eedanken
empor. Man hat — um mit Wilhelm Raabe zu
sprechen — begriffen, datz „nur diejenigen Kunst-
werke Anspruch auf Dauer haben, in denen die
Nation sich wiederfindet." Mitten im Volk vrr-
ankert ruht das Werk unserer Zeit. Es ist von
seinem Vlut durchpulst, von seinem Herzschlag
durchwuchtet. Darum auch findet es in deutschen
Eauen diese prächtige Resonanz, stürzt es fremde
Altäre, weckt es neue Mitstreiter und Förderer.
2m Herbst 1934 noch schrieb Ernst Wiechert als
ein „Bruder der Iugend" an die junge Generation
Deutschlands, datz er mit Freude, mit Stolz und
mit tiefster Teilnahme, — aber auch mit Sorge —
in das Eesicht der 2ugend sehe. „2hr seid die ersts
2ugend, die, seit ich lebe, etwas empfangen hat,
was wir niemals empfingen: Macht. Ünd, ob-
wohl ich Zeit meines Lebens dafür gekämpft habe,
datz die 2ugend Raum bekomme, einen grotzen und
ganz selbständigen, ihr eigenen Raum, so erfüllt
es mich mit Sorge, datz dieser Raum mit Macht
erfüllt wird, weil es mir als eine Eefährdung
nicht etwa der Rechte der Aelteren erscheint, son-
dern als die Gefährdung ejnes biologischen Ee-
setzes: datz Macht ein Attribut der Reife ist, ein
zu Erwerbendes und nicht ein Ecschenktes . . ."
Wer als East Tage in der Lagergemeinschaft
verbringen darf, wer nur kommenden Sonntag zur
zweiten Lagerbesichtigung von Heidel-
berg hinaufsteigt, um kurze Stunden mit den Trä-
gern des Erbes unserer Ahnen zusammen zu sein,
wird erfahren, datz heiliger Ernst und glaubens-
kühne Notwendigkeit Tricbkraft dieser Lugend stnd,
datz sie in Freiheit und Eebundenheit, rückhaltlos
der Nation ergeben, ih- heroisches Eut verwaltet.
Stolz, nicht Sorge erfüllt heute den wachen Deut-
schen. Es gibt fiir die Zukunft keine zuverlässige-
ren Earanten nationalsozialistischer Gesinnung.
Kommunist zum Tode verurieilt
Hamburg, 10. Iull
Jn dem seit mehreren Wochen oerhandelttzn
Prozetz gegen den ehemaligen Eauführer desRot-
frontkämpferbundes Edgar Andre vor dem Siräf-
senat des Hanseatischen Oberlandesgerichts wurde
am Freitagvormittag das Urteil gefällt. Andre
wurde wegen Vorbereitung des Hochverrats in
Tateinheit mit gemeinschaftlichem, vollendetem
Mord in einem Fall, gemeinschaftlichem, versuchtem
Mord in sechs Fällen sowie Landesfriedensbruch
und Aufruhr, und zwar in beiden Fällen als Rä-
delsführer, ferner in Tateinheit mit gemeinschaft-
lichem, versuchten Mord in drei Fällen, Landfrie-
densbruch und Aufruhr, und zwar in beiden Fäl-
len als Rädelsführer, zum Tode verurteilt, Dem
Angeklagten werden die bürgerlichen Ehrenrechte
auf Lebenszeit aberkannt. Die Vei dem Angeklag-
ten beschlagnahmten Schriften, Bücher und Bro-
schüren wurden eingezogen. Der Angeklagte hatdie
Kosten des Verfahrens zu tragen.
Die Anekdste
Der verlegene Bruckner
2n der Komposttionsklasse des Wiener Konser-
vatoriums hatte Bruckner einen Schüler, der crst
in vorgeschrittenem Alter seinen musikalischen Ehr-
geiz zu lpüren begann und daher an Lahren seinen
Mitschülern weit voraus war. Eines Tages bekam
er in der Stunde von Bruckner einr mustkalische
Aufgabe, die er auf der Schultafel zu lösen hatte.
Als der Meister die Lösung in Augenschein nahm,
platzte er heraus:
„Ham S' dös aber saudumm g'macht! Hör'n
S', Sie san ein Blödian."
„Aber, Herr Professor, ich..." der Schüler stot-
terte zwischen Respekt und Empörung schwankend,
„ich kann mir doch so was nicht bieten lassen. 2ch
glaubte, mich an einer höheren Schule zu befinden.
Vitte auch zu bedenken, datz... ich ein verheirate-
ter Mann bin."
„Ach so!" schlug stch Bruckner tapfer aus seiner
Verlegenheit. „Warum sag'n S' denn das net
gleich? Na, wie geht's denn der Frau Gemahlin?"
In srauch aufaeflanaen
Der große E.ottfried Schadow mutzte es später
erleben, daß einer seiner Schüler. Ehristian Rauch,
zweifellos ein begabter Bildhauer, seinen srüheren
Lehrer beim Berliner Publikum an Beliebtheit
weit Lbertraf. Alles, auch der Hof. bewunderte
Rauchs gefällige Art. r«ährend SLadows reife
Kunst nicht mebr recht verstanden wurde. „Warum
halten Sie sich denn nur so zurück. mein lieber
Schadow?" fragte eines Tages Alexander voi>
Humboldt den alt gewordenen Künstler. „Man
sieht doch überall die Ausstrahlungen Ihrer Per-
sönlichkeit." Schadow zuckte die Achsel und meinte
sarkastisch: „Was soll ich noch? Mein Ruhm ist
in Rauch aufgegangen."
Dee Pinsel ist nock» out qenug
Um die Mitte des vorigen Lahrhunderts war
Wilhelm von Kaulbach als Bildnismaler in Mün-
chen sebr geschätzt. Zu gleicher Zeit lebte in der
Jsarstadt der Lberaus eitle, fünsundsechzigjährige
Fürft Lobkowicr au, Prag. Er brannte daraus. von
dem großen deutkchen Meister gemalt zu werden.
doch Kaulbach winkte immer wieder ab: er sei mit
Arbeit überlastet. Als er sich schließlich dem Drän-
gen des anderen nicht länger entziehen konnte,
nahm er ein wenig unwirsch den Auftrag an. aller-
dings mit einem Hintergedanken. Je weiter das
Werk nämlich fortschritt. desto mehr batte der Fürst
daran auszusetzen. Eines Tages betrachtete er das
fast vollendete Portrart wieder mir kritischen Blik«
ken und wandie sich, mißbilligend den Kovs schüt-
relnd. an den Künstler: „Mein lieber Kaulbach".
bemerkte er herablasiend. „ich habe wirklich den
EindrUck. daß Jbr Pinsel anfängt, alt »u werdsn."
Der Meister entgegnete harmlos. mit verbind-
lichem Lächeln: „Sie werden wohl recht haben.
Durchlaucht. Aber ich meine. sür einen alten Pin-
sel ist er immer noch gut genug."
Anlturiistizeir
Dichtertresfeu tn Lippoldsberg. Wie im Dor-
jahre, so fand auch jetzt wieder ein Treffen deut-
scher Dichter in Lippöldsberg an der, Weser, im
gastlichen Hause von Hans Grimm statr. 2n diesem
stillen Waldwinkel trafen stch Paul Alverdes Pe-
ter Bamm, Rudols E. Vinding, Friedrich Bischoff,
Walter Lulius Bloem, Vruno Brehm, Hermann
Llaudius, Edwin Erich Dwinger, Eeorg Eraben-
horst, Manfred Hausmann, Moritz 2ahn, Frhr. von
Münchhausen, Uwe Lars Nobbe und Rudolf
Alexander Schröder.
Die Dirigenten der Philharmonischen Kouzerte.
2n diesem Iahrc werden die zehn Philharmo-
nischen Konzerte in Verlin von deutschen und aus-
ländischen Meisterdirigenten geleitet. 2e zwei Kon-
zerte dirigieren Carl Schuricht und Sabata, je ein
Konzert Prof. Hermann Abendroth, Eeneralmusik-
direktor Böhm, Willem Mengelberg, Ansermet,
Molinari uno vorausstchtlich Hans Pfitzner.
Schuberts Batcrhaus unter Denkmalsschutz.
Franz Schuberts Vaterhaus in Alt-Neudorf
in Nordmähren ift jetzt unter Denkmalsschutz ge-
stellt worden. Beantragt wurde dieser Echutz vom
staatlichen Denkmalsamt i» Brüim.
Vierzig «nbekannte Hugo - Wolf - Lieder. Der
Musikwisienschaftliche Verlag in Leipzig gibt im
Herbst dieses Iahres vierzig bisher unbekannte
Lieder von Hugo Wolf heraus. die sich bis zum
Herbst vorigen Iahres aus noch ungeklärter Ur-
sache in einem Safe in Wiener Privatbesitz befan-
den. Es handelt sich um Werke aus den Jahren
1876 bis 1890.
Der Reichstheaterzug im Grenzland. Einen be-
merkenswerten Erfolg hat der Reichstheaterzug im
Erenzgebiet der Bayerischen Ostmark gebracht. Seit
Mai habcn die Veranstaltungen des Reichstheater-
zuges nicht weniger als 40 000 Personen in 70 Vol-
stellungen besucht. Von Hof bis Passau wurde das
gesamte Crenzland bereist.
Ein Heinrich-Schütz-Denkmal. In dem thürin-
gischen Badeort Köstritz. der Vaterstadt des gro-
ßen protestantischen Kirchenkomponisten. wurde ein
Heinrich-Schütz-Denkmal eingeweiht. Es handelt
sich um eine Bronzebüste aus der Werkstatt des
Leipziger Vildhauers Profesior Vrumme.
Soetbe-Geburtstagsfeier in Jlmenau. Auch in
diesem Jahre, am 28. August, feiert Jlmenau
Goethes Eeburtstag. Mit der Durchführung die-
ser Feier ist die Eoethe-Schule zusammen mit der
Stadtverwaltung Ilmenau beaustragt worden.
Frobenius-Felsbilder-Ausstellung. Am 16. Juli
wird in Frankfurt a. M. im „Haus der Mo-
den" die große Frobenius - Felsbilder-Ausstellung
eröfsnet werden. die in ihrer Art die erste in der
ganzen Welt ist. Aus der Ausstellung werden rund
3500 Felsbilder aus allcn prähistorischen Zeit-
altern gezeigt werden, die Frobenius auj zwölf
Expeditionen und in 40jähriger Arbeit in allen
Erdteilen gesammelt bat.
Staatsprasidenten als Nobelpreiskandidaten.
Zwei Staatsmänner stellen ihre Kandidatur um
den Nobelpreis für den Frieden auf und zwar der
Präsident von Haiti, Vincent, und der Präst-
dent der Republik Santo Domingo, Trujillo.
Jhr Friedenswerk besteht in der Feststellung der
Grenzen zwischen Domingo und Haiti, die den
ewigen Revolten ein Ende setzt«.
„Volksgemeinschafl"
Samsiag, «en 11. Z»1» imitz
sei der wichtigste Eestchtspunkt der Regierungs«
politik. Die Regierung habe sich Vollmachten zur
H e r b e i f ü h r ü n g eines guten Vertei-
digungsstandes geben lassen und das Haus
könne überzeugt sein, oatz die Regierung von die-
sen Vollmachten mutig und schnell Eebrauch machen
werve.
Hailsham unterstrich, datz seiner Meinung
nach die Lagerhaltung von Nahrungsmitteln
weniaer wichtig sei als eine solche von Oel. Ein
zur Lagerhaltung notwendiger Änkauf von kana«
dischem Weizen z. B. würde die Regierung zmn
grotzten Weizenhändler der Welt
machen, woraus sich Schwierigkeiten und autzer-
ordentliche Mehrbclastungen finanzieller Art (Ver-
sicherungen) ergeben könnten. England habe einen
Lagerbestand an Weizen, Mehl und anderem Ge«
treide oon etwa 10 Millionen Tonnen, was für
mehr als drei Monate ausreiche. Solche Bestände
könnten natürlich auf sechs Monate vergrötzert
werden. Es sei nur die Frage, ob es weise wäre,
das für Verteidigungszwecke versügbare Geld auf
diese Weise anzulegen. Wenn England die Herr-
schaft über die See verliere, dann würde es den
Krieg sicherlich verlieren — mit und ohne Ee-
treidelager.
Scharfe Angriffe geaen Coi
Paris, 10. Juli
„Das „Echo de Paris" nimmt als erste fran-
zösische Zeitung zu den Erklärungen des Luftfahrt-
ministers Pierre Cot in der Kammer in Zusam-
menhang mit der Anfrage des rechtsstehenden
Abgeordneten de Kerillis wegen der Auslieferung
des Modells der Flugzeugkanone 23 an Sowjet-
rutzland Stellung. Das Vlatt richtet ungemein
scharfe Angriffe gegen den Minister, desien Rück-
tritt es fordert.
Weder der Oberste Kriegsrat noch der Oberst«
Rat der Militärluftfabrt, fo schreibt das Blatt»
seien vorher um ihre Meinung gefragt worden.
Aeuer französischer Mstungskredit
Paris, 10. Iuli
Die Kammer hat im Verlauf ihrer Freitag-
sitzung einen Eesetzentwurf über die Eröffnung
eines neuen Kredites für die nationale Vertei«
digung von 50 Millionen Franken angenommen.
Sü VVV-Mark-Gewinn gezogen. Jn der Freitas-
Ziehung der 4. Klasie der Preußisch - Sllddeutschen
Klassenlotterie fiel ein Eewinn von 50 000 Mart
aus die Losnummer 89 904. (Ohne Eewähr.)
4°
Generaldirektion für Elsaß - Lothringen. Die
sranzösische Kammer hat am Freitag mit 525
gegen 0 Stimmen den Rachtragsbaushalt für Iuni
oerabschiedet. Bei dieser Gelegenheit wurde auL
ein Artikel angenommen. der die Wiedererrichiuns
der sogenannten Generaldirektion fllr Elsaß-Loib-
ringen in Paris zum Eegenstand hat. Diese Stelle
war unter der Regierung Laval aufgehoben wor-
den.
*
Der Ueberfall auf die italienische Militärmis«
sion. Bei dem Uebersall auf die italienische Mili-
tärmission sind nach einem Bericht der Agencia
Stephani insgesamt zwöls Angehörige der italie-
nischen Luftwasse ums Leben gekommen.
*
FLnf Millionen Siedler fllr Mandschukuo. NaL
einer Tokioter Meldung sollen in den nächsten
zwanzig Iahren fünf Millionen japanische Siedlet
in Mandschukuo angesiedelt werden. Die KosteN
belausen sich auf zwei Milliarden Ben.
Eine Forschungsstelle für Tierseelenkunde ist a>n
Zoologischen Garten in Münster (Westf.) untel
der Leitung von Dr. Werner Fischel ins LebeN
gerufen worden. Mit der einfachen UeberzeugunS.
daß Tiere fühlende und strebende Wesen seien,
gibt sich die vergleichende Tierpsychologie nicht zu-
frieden. Sie sucht genau festzustellen. was ein
Lebewesen wahrnimmt. was es behält und was e«
in schwierigen Lagen berücksichtigt. Daraus schlie-
ßen wir aus das. was in seiner Seele eine Roll«
spielt.
Fischbrut aus Flugzeugen. Um den in der letz"
ten Zeit sehr zurückgegangenen Bestand an LachseN
und Forellen in mehreren Flüsien in der Provinl
Quebeck in Kanada wieder aufzusrischen, hat man
Jungfische durch Flugzeuge llber den Gewäsiern
abgeworsen. Det Erfolg dieses Versahrens war
ausgezeichnet, indem schätzungsweise 95 v. H. dek
Fische zur Fortentwicklung gelangten.
Hauvtschriftleiter: Franz Vretz.
Stellvertrelcr: Beruhard Seeacr-Kelbe.
Cbel oom Dicnkt: Dr. Friedrich Didier.
Berantwortlich flir Jnnenpolitik: Kranz Bretz; füf
Aubenvolitik und Wtrtkchaft: Nerobard Seeacr-Kelbe^
fiir Stadt Hetdelberg nnd Bemeguna Hermann Leiö'
tiir Badttche Nachrtchtcn und Svorl: Sermanu Ueberlej
für Feuilleton nnd Unterhaltung: Dr. Fricdr. Didtek.
sür ktimtltche Beilaacn: Herbert Wtedcmaun; tür B>l'
der: Hanvtschriktleitnna: für Anzetacn' Wilb. Besoek«
tämtltch tn Seidelbera
Schrtktlettung: Brunnenaatke 2N—24.
Ncrllner Schristlellung:
Haus Gral Reitchach. Bertt» SW 81 Fbarlottenstr >55-
NaKöruck ctaener Bertchtc ohne ausdrückliche Gcnehml'
gung ber Schriktleitung nickt gestattet.
Svrechstunden der Schrttilettung: ?ä»I. von >6 17 UÜl.
Fernrui 3740.
Für unverlangi etnaeaanacne Betträae wtrd keine
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ftratze lLK!28 lUniuerkttätsvlaSl.
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BezirkSauögabe Rund urn MoSbach 8 87»
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Su, Zett tü Prelsltft« Nr. S aültta.