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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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Ssits 2

«Äolksgemelnschalk'

Moutag, üe» tS. Iuti eoüS

nalsozialistischen Deutschland, die der unvergeh-
liche erste Präsident der Reichstheaterkammer.
Otto Laubinger. im Auftrag oon Reichs-
minister Dr. Eoebbels verwirklichte. — Worin,
sragen wir uns. liegt die innere Rechtsertigung
der festlichen Stunden, die heute hier anheben
sollen? Kaum gestellt. erscheint diese Frage schon
mühig, denn wer empfände in diesem Augenblick,
an dieser Stätte. nicht. was jeden Deutschen mit
unwiderstehlicher Gewalt nach Heidelberg zieht?
Wer entzöge sich dem Zauber einer Stadt. von
der, wie von wenigen. gesagt werden mun. dah sie
rn ihrem blotzen Dasein schon Dichtung ist?

Sie schlieht in ihre Mauern alles das ein, was
wir als Jnhalt einer Dichtung fordern. Hier ist
seit Jahrhunde^rten der Eeist deutschen Denkens
und deutscher Jugend beheimatet. Hier vereint sich
mit dem menschlichen Verstande eine göttliche
Natur und bildet ein Sinnbild für das, wgs wir
sind." — Nach einer geschichtlichen Vetrachtung
betonte der Redner dann: ..Mit den Augen echter
Romantik sehen auch wir in diesem Schloske mehr
als totes Eemäuer und mehr als schöne Architek-
tur. Wie den Romantikern künden auch uns diese
Steine von der U n e r s ch ö p f l i ch k e i t und
dem Reichtum der deutschen Seele. Wo
immer wir heute also svielen. ob in Heidelberg,
ob vor der Marienburg. stets feiern wir damit
die Romantiker, die vor mehr denn hundert
Jabren auszogen. das ewige Deutschland zu finden.

Die Romantik entdeckte Deutschlands Vurgen,
und sie versteckte sich in Deutschlands Vurgen. An
der architektonischen Auswirkung der Romantik
lätzt sich ihre Begrenztheit ablesen. Man begnllgte
sich nicht mit dem Eesühlswert der Ruinen. man
„restaurierte" sie. Jene Jdeen beruhten auf einem
Jrrtum: künstlerische und volitische Entwicklungen
lassen sich in einem gesunden Volke immer nur
vorwärts treiben. nie aber zurückführen. Poetische
uud volitische Evigonen der Romantik sammelten
am Ende nicht mehr lebendige Kraft aus dem
Vorbild der Väter, sondern nur mehr totes
Wisfen!

Bis einer. eben in der Stadt der Romantik.

der Schirmherr dieser Sviele. in seinem dichte-
rischen Tagebuche „Michael" die Frage auswarf:
„Wie kann man Wissen sammeln, wenn
ein Reich in Trümmern liegt?" Das
war die Todesstunde jeder nur riickblickenden Ro-
mantik und die Eeburtsstunde unserer auch aus
Zeit und Ewigkeit gerichteten stählernen Ro-
mantik. Das Erwachen einer Eeneration, die
nicht bloh Vurgen entdecken und das Mittelalter
heiligen wollte, sondern — und wäre es unter
den grötzten Opfern — vor allem Herr ihrer Tage
und Hüter der Zukunft zu werden sich vorgesetzt
hatte. Der Anbruch einer Bewegung. die nicht
nur das Vermächtnis wahrt, sondern auch mehrt,
indem sie das eigene Leben wieder lebenswert
macht. das Morgenrot einer Romantik. „die den
Mut hat, den Problemen gegenüberzutreten".

Der Romantik danken wir viel, der stählernen
Romantik alles.

Die Romantiker nannten sich eine Freischar;
darin liegt Unverbindlichkeit und Ungebundenheit,
Die stählerne Romantik ordnete jeden ein und hals
so die braunen Bataillone der Zucht formieren.
Der Romantiker versank in sinnende Betrachtung
rend dem verfiel die Welt ins Gemeine. Die stäh-
„als gäbe es nichts Eemeines in der Welt": wäh-
lerne Romantik sah diesen Zusammenbruch und
kämpfte gegen ihn an; sie besiegte das Gemeine.
Die Erben der Romantik fliichteten sich aus dem
Volke in die Abseitigkeit der Schlösser. Die stäh-
lerne Romantik eroberte sich jene Ptätze, auf wel-
chen sich die Nation zusammenfand. Die eine war
bedingt, die andere unbedingt politisch. Die Ro-
mantik träumte einen Traum vom Reich, die stäh-
lerne Romantik schuf es uns. Diese gab fich vor
den Ruinen einer glorreichen Eeschichte selbst auf,
jene findet in ihren Ordensburgen zu stch selbst.
Diese entdeckte — auch für uns — die Vergangen-
heit, jene die Zukunft. Eines ohne das andere ist
undenkbar. Der romantischen Eemütsbefreiung un-
seres Volkes bedufte es, damit der Nationalsozia-
lismus die Nation befreien konnte.

Gtählerner Romanttk gehört die deutsche Zukunst

Wir füllen deshalb die Trümmer nicht mit zeit-
fremdem Material auf, wir erneuern nicht. Das
Schicksal hat uns gelehrt, datz es nicht gilt, Ruinen
zu erneuern, sondern datz es notwendig ist, sich selbst
zu erneuern. Nicht mit zurechtgeschlagenen Steinen
füllen wir diesen Bezirk auf, sondern mit schlagen-
den Herzen. Wir beziehen die Heidelberger Spiel-
fläche viel weniger, um Tradition zu pflegen, als
um eine Ueberlieferung, unsere Ueberlieferung zu
schaffen. Hier soll Deutschland und der Welt gewie-
sen werden, zu welchen Leistungen der neue Eeist
des Dritten Reiches das Freilichtspiel zu steigern
vermag. Hier stellen wir junge Kräfte heraus, um
deren Zukunft zu dienen. Die für unser Wesen
aufschlutzreichsten Werke müssen die Werke der Hei-
delberger Reichsfestspiele sein. Was in allem Wan-
del der Zeiten das Eemllt unseres Volkes berührte,
wie die zugleich sütze und surchtbare Liebestragödie
der „Agnes Bernauer", eine Weise, die von
der alten Ballade bis zu Hebbels grotzem, in jedem
Worte bedeutungsvollen Schauspiel niemals verklün-
gen ist: solche Kleinodien aus dem Herzbezirk der
deutschen Dichtung gehören in den schönen Schrein
der Reichsfestspiele. Und viel mehr noch ein Werk
wie Eoethes „Eötz"! Wir führen ihn gerade hier
auf, weil er dieses Vild des deutschen Menschen in
einer vollkommenen Weise gibt. Darum ist der
„Götz" einfach zur Selbstverständlichkeit bei den Hei-
oelberger Festspielen geworden. Denn nicht das Be-
dürfnis nach melancholischen Rückblicken bestimmt
uns, sondern der Wille, durch Einblick in unser We-
sen freien Ausblick zu gewinnen. Da wir aber nicht
im Banne der Ruinen und der Traaödien eine Sen-
sation des Eefühls und einen Eenutz des Verstandes
suchen, da wir das, was geschehen ist, aus vollcm
Herzen bejahen und unser Schicksal, unsere Menichen
und Städte so wollen, wie sie sind, deswegen sühren
wir neben den beiden Tragödien noch jene beiden
Komödien auf, die als Sinnbild einer lebensvollen
Wirklichkeit erscheinen: Paul Ernst's „Pantalon
und seine Söhne" und Shakespeares „Ko-
mödie der Jrrungev''

So vereinigt sich der Mut zur inneren Einkehr
mit der Kraft zu Lberlegener Heiterkeit, der Dank
für die, so vor uns warcn, mit der stolzen Freude,
selbst zu sein. Alle diese Kennzeichen einer Be-
wegung, die wir stählerne Romantik nennen, werden
die Hetdelberger Festjpiele sich vor unserer und
späterer Zeit bewähren lassen. Dies ist der Elaube,
der sie ins Leben rief, dies ist der Elaube, der sie
am Leben hält. Dieser schöpjerische Elaube aber,
der alles im neuen Deutschland durchpulst. ist das
Werk eines Einzigen. So erschöpfen wir
Sinn und Sendung auch der Reichsfestspiele allein
schon dadurch, datz wir, überwältigt von der Erötze
des uns widerfahrenden Schicksals, seiner gedenken.
Denn auch für alle Mitwirkenden und Zuschauer der
WichMstspiele' gift das Wort:

Wo iminer wir stehn, gilt heute gleich:

Jmmer sind wir des Führers, immer — sein Neich!"

Die Ausführungen des Prästdenten der Reichs-
theaterkammer hinterlietzen einen tiefen Eindruck.
Die Ouvertüre zur Jphigenie erklang, mit einem
machtvollen Sieg-Heij scklotz die Kundgebung —
die Reichsfestspiele Heidelbera des Jabres 1936
waren eröffnet!

Kreun-fchastsvertrag Berlin - Wien

Telegrammwechsel zwischen Adolf Hitler un- Schuschnigg

Berlin, 12. Juli

Der österreichsche Bundeskanzler von Schusch-
nigg hat an den Führer folgendes Telegramm
gerichtet:

„Der Abschlutz des Uebereinkommens, dessen Ziel
es ist, die freund-nachbarlichen Beziehungen zwi-
schen den beidcn deut^en Staaten wieder herzu-
stellen, gibt mir willkommene Gelegenheit, Euer
Exzellenz als den Führet und Kanzler des deut-
fchen Reiches zu begrützen und gleichzeitig der
Ueberzeugung Ausdruck zu geben, datz die Aüswir-
kung des Uebereinkommens Oesterreichs mit dem
Deutschen Reiche zum Nutzen und damit dem gan-
zen deutschen Volke zmn Segen gereichen werde.
Jch glaube, mich mit Euer Exzellenz damit eincr
Meinung zu wissen, datz wir darüber hinaus mit
dem Uebereinkommen unserer Staaten zualeich dem
allgemeinen Frieden einen wertvollen Dienst er-
weisen. von Schuschnigg."

Der Führer und Reichskanzler hat
mit folgendem Telegramm geantwortet:

„Die Erütze, die mir Euer Exzellenz aus Anlatz
des heute abgeschlossenen deutsch-österreichischen
Uebereinkommens übermittelt haben, erwidere ich
aufrichtig. 2ch verbinde damit den Wunsch, datz
durch diese Uebereinkunst die alten, durch Rasseze-
meinschaft und jahrhundertelange gleiche Eeschichte
erwachsenen traditionellen Veziehungen wieder her-
gestellt werden, um damit eine weitere gemeinsame
Arbeit anzubahnen zum Nutzen der beiden deut-
schen Staaten und zur Festigung des Friedens in
Europo AdolfHitler

Deutscher Reichskanzler".

Amrrestie in Oesterreich
-evorstehen-

Wien, 12. Juli

Jm östereichischen Rundfunk wurde am Sams-
tag, 21 Uhr, zunächst der amtliche Text der Ver-
einbarung mit dem Deutschen Reich bekanntgege-
ben.

Sodann sprach Bundeskanzler Dr. Schuschnigg.

„Jch weitz", so führte er aus, „datz ich namens
aller aufrechten und einsichtigen Oesterreicher
spreche, wenn ich der sicheren Hoffnung Ausdruck
gebe, datz die Wiederkehr normaler freundnachbar-
licher Beziehungen mit dem Deutschen Reiche nicht
nur den beiden deutschen Staaten und somit dem
gesamten deutschen Volke zum Segen gereicht, son-
dern datz damit ein wertvoller Beitrag zur Siche-
rung des europäischen Friedens geleistet wurde,
dem zu dienen seit je nicht nur im wohlverstande-
nen Jnteresse unseres eigenen Landes Ziel unserer
Politik war".

Er wolle, fuhr der Vundeskanzler fort, in die-
ser Stunde nur der ausrichtigen Freude und Ee-
nugtuung darüber Ausdruck geben, datz hüben und
drüben das Bewutztsrin um Schicksalsverbundenheit
und gemeinsamen Weg allen Zwischenfällen der
Geschichte zum Trotz sich stark genug erwiesen habe,
um mit berechtigter Aussicht auf Erfolg den Ver-
such zu unternehmen, Hindernisie und Barrieren
wegzuräumen, die eben noch unüberwindbar schie-
nen. Dies werde sein und werde immer sein kön-

Starke Zurückhaltung m paris

„Ein diplomatisches Ereignis von allergrößter Bedeutung"

Paris, 12. Juli

Die Pariser Blätter vom Somrtagmorgen ste-
hen ganz im Zeichen der Normalisierung der deutsch-
österreichischen Veziehungen. Jn groh aufgemachten
Schlagzeilen bringen die Blätter die Meldung und
und zugleich im allgemeinen ihre Zustimmung zu
der Vereinbarung zum Ausdruck. „Sensationeller
Tag in Wien", Lberschreibt der „Excelsior" seine

Lrstes Weltecho zum deutsch-österrefchischen pakt

Lleberraschung und Zustimmung in London

London, 12. Juli.

Die deutsch-österreichische Bereinbarung wird in
der britischen Sonntagspresse nicht ganz einheitlich
aufgenommen. Einig sind sich sämtliche Blättcr
aber darin, dah das Abkommen von allergröhter
Vedeutung ist.

„Sun d a y Ti m e s". der bei der Bedeutung
des Blattes (Sonniagsausgabe des „Daily Tele-
graph" eine symptomatische Bedeutung beigemessen
werden kann, begrüht die Vereinbarung so gut
wie vorbehaltlos. Unter der Ueberschrift: „Der
österreichisch - deutsche Pakt ein gutes Bei-
spiel" erklärt das Vlatt u. a„ das Ueberein-
kommen sei. zunächst einmal äutzerlich betrachtet.
ein Pakt kluger Staatsmannskunst. Jabre bin-
durch haben die gespannten Beziehungen zwischen
den beiden Lündern deN Frieden Europas be-
drobt. ietzt sind ne wieder Freunde. und das neue
Verhältnis ist offensichtlich ohne irgendwelche Ov-
ferung der Unabhüngigkeit Oesterreichs hergestellt
worden. Eurova ist lange gevlagt gewesen durch
internationale Rivalitäten. in die es nach Kriegs-
ende kam. Wir sollten daher iedes Uebereinkom-
men willkommen beitzen, das Feinde in Freunde
verwandelt. Herr Hitler verdient einen beson-
deren Gliickwunsch zu seinem Abkommen
mit Oesterreich. und wir sehen hinter diesem nicht
verbotene und finstere Beweggründe. Wenn man
das Abkommen so hinnimmt, wie es äuherlich
aussieht, wünscht man auch in Wien das beste für
Europa.

Der „Observer" sagt in seiner Wochenschau.
ias Abkommen bedeute. datz es Deutschland ge-

lungen sei. Oejterreichs Zustimmung zu «iner Art

volitischer Solidarität zu erhalten. die aus einen
„moralischen Anschlutz" hinauslaufe.

„Sunday Dispatch" (Rothermere - Vlatt)
schreibt, der „Kompromitz über Oesterreich" schaffe
ein neues politisches Europa. Das erste
Zeichen hiersür sei die Ablehnung Jtaliens, an der
geplanten Locarno-Konferenz ohne Deutschland
teilzunehmen. Jn seinem Leitartikel betont das
Blatt, weiter ausholend, man könne die Bedeutung
der Vereinbarung zwischen Berlin und Wien kaum
grotz genug einschätzen. Es sei jetzt wichtig, datz
Erotzbritannien alleVerpflichtungenlöse,
die es unnötigerweise zur Eegnerschaft zwischen
Deutschland und Jtalien getrieben habe. Was gehe
Erotzbritannien z. B. der französisch-sowjetrussische
Pakt an, mit dem es durch Eenf verbunden sei?
Einem Realisten miitzte es so erscheinen, als ob die
britische Autzenpolitik von denselben Beweggrllnden
sich leiten lassen mützte wie Jtalien und Deutsch-
land. Der gemeinsame Feind für sie alle sei der
bolschewistische Kommunismus. Datz sich Erotzbri-
tannien mit Rutzland in eine Reihe gestellt habe,
?ei das grötzte Verbrechen, das es je gegen die bri-
tische Tradition gegeben habe. Die deutsch-österrei-
chische Vereinbarung enthalte keinerlei Eegnerschaft
gegen Erotzbritannien. Aus der Versöhnlichkeit und
der Klugheit der britischen Politik berube nunmehr
das Schicksal des deutschen Volkes. „SundayEx-
preh" (Beaverbrook-Blatt) führt u. a. aus. Erotz-
britannien gegenüber habe Hitler eine wirksame
Antwort auf die letzte Rede Duff Coopers gegeben.
Auch die Antwort auf Edens Fragebogen beziiglich
seiner friedlichen Absichten, insbesondere an den
OstgkMM DMtschlMds iei dsmit gegebes,

Ausgabe. — „Das Reich und Oesterreich
haben ihre Entente besiegelt", heiht cs
in dreispaltiger Ueberschrist im „Matin". Das
„Journal" hebt in Schlagzeilen hervor, „die öster-
reichisch-deutsche llebereinstimmung ist endlich ver-
wirklicht worden".

Alle grotzen Zeitungen beschäftigten sich auch in
ausfiihrlichen eigenen Stellungnahmen mit diesem
Eretgnis. Die Äutzenpolitikerin des „Oeuvre" be-
zeichnet als Vrennpunkt der grotzen Kanzleien, datz
man sich sehr wohl die Tragweite des deutsch-öster-
reichschen Äbkommens klarmache. Der „Matin"
glaubt, datz man in dem zwischen Berlin und Wien
aeschlossenen Abkommen deutlich den Entschlutz Jta-
liens spiire, das seine Aktion an die Deutschlands
zu knüpsen scheine. Jm autzenpolitischen Leitartikel
des „Matin" wird u. a. hervorgehoben, datz der
deutsch-österreichische Vertrag ein diplomatisches Er-
eignis von allergrötzter Bedeutung darstelle. Sicher
habe die Wilhelmstratze Europa auch eine Demon-
stra'tion dieser aufbauenden Politik geben wollen.
Könne man sich dann wundern, datz, während man
in Genf fruchtlos diskutiere, andere, die das Ver-
gebliche der Diskussionen erkannt hätten, handel-
ten?

Der „Petit Parisien" sieht als Ursache die-
ser Entwicklung einmal den Zusammenbruch der
Stresafront und zum anderen überhaupt der bis-
herigen politischen Lage in Europa.

Die beiden Blätter der Volksfront, der sozia-
listische „Populaire" und die kommunistische
„Humanit 6", (besonders das letztere Blatt) ver-
merken nilr die Tatsache des Abschlusies der deutsch-
österreichischen Vereinbarung. Ällein der „Popu-
laire" versucht in allgemeinen Zügen die Haupt-
punkte des deusch-österreichischen Abkommens zu um-
reitzen und schreibt dazu. auf den ersten Vlick er-
scheine die deutsch-österreichische Abmachung wie eine
zu begrützende Handlung und im grotzen und gan-
zen glückliche Lösung.

Der Autzenpolitiker des „Excelsior", Marcel
Pays, versucht vor allem die europäifchen Rllckwir-
kungen der Wiederherstellung freundschaftlicher
deutsch-österreichischer Beziehungen zu analysicren.
Er kommt zu oem Schlutz, datz es nur zwei Jnter-
pretationen des Abkommens gebe: eine pessimistische,
wonach man es mit der Wiedergeburt des alten
Dreibundes zu tun habe, und eine op^mistische, nach
der Oesterreich und Europa nunmebr „von der An-
jchlutzdrohung befreit" jeien.

nen, wenn hier wie dort der Wille bestehe, das
Recht und die Eigenart des andercn zu achten,
wenn über alle Meinungsverschiedenheiten und
Gegensätzlichkeiten hinweg das Wissen um ein gro-
tzes Erbe liege, weiter aber auch das Vekenntnis
zum gleichen Kulturkreis und schlietzlich das Ver-
trauen, datz jeder für sich ehrlich bemüht sei, sei-
nem Volke zu dienen.

Dr. Schuschnigg erinnerte sodann daran, datz
schon Dr. Dollfutz das Deutschtum Ocsterreichs und
seine Schicksalsgemeinschaft mit Deutschland betont
habe.

„Auch in weiterer Folge würde",^ so erklärte
der Bundeskanzler weiter, „was immer auch gesche-
hen möchte, an diesem eindeutigen Bekenntnis nicht
gerllttelt. 2ch verweise aus den Leitsatz, dcn ich
selbst am 29. Mai 1935 vor dem Oesterreichischen
Vundestag gesprochcn habe: Oesterreich hat nie
einen Zweifel darüber gelassen und wird es, so-
lange wir leben, auch in der Zukunft nick>t tun,
datz es sich als deutscher Staat bekennt. Dem habe
ich auch heute nichts hinzuzufügen. Dr. Schuschnigg
kündigte dann an, datz die Frage der politischen
Amnestie ebenso in aktuelle Nähe gerückt sei wie
die neuerliche Slussorderung an alle Oesterreicher
wo immer sie früher standen, ihre Kräfte dem Auf-
ban des Vaterlandes im Rahmcn dcr Vaterländi-
schen Front zur Verfügung zu stellen und auch an
oerantwortlichen Stellen an der politischen Willens-
bildung in Oesterreich teilzunehmen.

„Die Vedachtnahme auf die Erhaltung des Frie-
dens war seit jeher", wie Dr. Schuschnigg noch aus-
führte, „für die Linie unserer Politik bcstimmend.
Die zwischenstaatlichen Beziehungen, die uns mit den
beiden Rachbarländern Jtalien und Ungarn verbin-
den, bleiben nach wie vor unverändert aufrecht.
Wir freuen uns, datz mit iRm Abschlutz des gegen-
seitigen Uebereinkommens einem Gedanken Rech.
nung getragen erscheint, für dessen Verwirklichung
seit je in den römischen Protokollen grundsätzlich
Raum gelasien wurde. Wenn das llebereinkommen,
das künstighin die Beziehungen zwischen Oesterreich
und dem Deutschen Reich regelt, das hält, was wir
uns von ihm versprechen, dann wird es nicht nur
Lem grotzen Deutschen Reich und Oesterreich, nicht
nur dem gesamten deutschen Volk. sondern darüber
hinaus der friedlichen Fortentwicklung in Europa
dienlich sein. Unsere beiden Staaten aber möge es
durch Üeberbrückung der Eegensätze, durch wirtschaft-
liche VerbindunH und Ergänzung sowie durch Wie.
derherstellung einer Fülle gemeinsamen kulturellen
Gedankengutes einander näherbringen und somit
jenen Zustand wieder schaffen, der zwischen Ländern
gleicher Sprache und angestchts der Stimme histori-
scher Weggemeinsamkeiten als wünschenswert und
selbstverständlich erscheinen mutz." Dies sei, so schlotz
Schuschnigg, der chrliche und Hoffnungsfrohe Wunsch
des Oesterreichers und zugleich der Erutz an alle
Landsleute in der Heimat wie auch an alle Deut-
schcn jenseits der staatlichen Erenzen Oesterreichs.

Crweiierung der Wiener Reg'erung

Nach Abschlutz der Rede von Vundeskanzler
Schuschnigg wurde im österreichischen Rundsunk eine
Erweitcrung der österreich schen Bundesregierung
betänntgcgcben. Danach wurden der Präsident des
Kriegsarchivs, Staatsrat Glaise-Horstenau,
zum Minister ohne Porteseuille und der Kabinetts-
chef im Bundeskanzleramt, Guido Schmidt, zum
Staatssekretär crnannt. Staatssekretär Sch-nidt wird
dem Vundeskanzler sür die Belange der auswärtigeu
Politik bcigegeben.

Or Goebbels

zu den Olympischen Spielen

Verlin, 12. Juli.

Der Reichsminister für Bolksausklärung und
Propaganda erlätzt folgenden Aufruf:

Nach dem Willen des FLHrers hat Deutsch»
land für die Olympischen Spiele 1938 Vorderei.
tungen wie kaum ein anderes Land zuvor getros-
fe«. Die Hunderttausende ausländischer Eäste sollen
würdig empfangen werden und ein besonders glän-
zendes Beispiel deutscher Eastsreundschift erleben.
Jch bin gewitz, datz jeder Deutsche seine Ehre
darin setzen wird, den ausländischen Besuchern, die
alle unter dem Schutz des Deutschen Rciches stehen,
zuvorkommend gegenüberzutreten und, wcnn sie
einer Hilse bedürsen, ihnen mit Rat und Tat Bei-
stand zu leisten.

Berlin. den 1. 2«li 1936.

gez. Dr. Eoebbels.

Hauvtkchriftleiter: Franz Brctz.
Stellvertretcr: Rcrnkard Sccner-Kclbe.

Cbck vom Dieuft: Dr. Friedrich Didier.

Derantwortlich kür Jnnenvolittk: Fran, Brctz: für
Aiibcnvolittk und Wirtlchaft: Rernbard Sceaer-Kclbc:
für Stadt Heidelbcra und Reweguna: Hcrmann Leitz:
lür Badilche Nachrichten und Svorl: Hcrmann Ncbcrl«;
sür Fentlleton »nd Unterbaltuna: Dr. Friedr. Didier:
für tämtliche Reilaaen: Hcrberl Wicdemnnn: kiir Ril-
der: Hauvtlchristleitnna: sür Anzeiaen- Wilb Rcsver.
sümtlich tn Heidelbera
Schriftleituna: Rrunnenaaske 2l> SL.

Berllner Schriftlcltuug:

tzaus Grai Reischach. Reriin SW k» Ckariottcnstr Iktz.
Nachdruck etgener Berichte ohne ansdrückliche Genebmi«
aung der Schristleitnng nicht gestattet.
Svrechüunden der Schristlettnna: Täal von ik 17 llbr.

Fernrul 374N.

Für unverlanat etngeannaene Retträae nnrt> 'eioe
Rerantmvrtuna nbernommen

Berlag ^Bolksgcmclnschaft" G m b H. Hauvt-
ftrahe lLK iUuiverlitätSvlatzi.

Druck: Hctdelberaer Gulcnberg-Druckere« G m. b. H.

D-A. VI 1936: 24 513.

Davon: Bezirksausgabe Odenwald n. Rauland S68l>
Bezirksausaabe Nnnd nm Mosbach 1

Bezirksansgabe Der Kranke 2 Mk

Bezirksausgabe Der Kraichgau 2 383

Lur LcU i» Preislifte Nr. S aülttg.
 
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