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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#0247

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8sNs 8

5ta6t fleiZesberg

„Dottsgemeinscha^

Samstag, dcn 18. Juli 1838

Dämmerjchoppen mit Hemrich George

o-prost, herr Sckeorsche!" — Der ZwiUingsbruöer öes „Gotz' erlebt heiöelberg

Wer sitzt da am späten Nachmittag in einer
tzemütlichen Schmetterecke beim Vecherlupf. massig.
wuchtig, schnurrbärtig. hemdärmlig? Eanz unver-
kennbar Leinrich Eeorge. der Heidelberger Götz,
wer sollte es denn sonst sein. solch eine Figur gibt
es in Deutkchland nur einmal. Jch sehe mich
dazu. und weil der Himmel blau und das Bier
bekömmlich. sagen wir zunächst mal ..Prost". Hans
Joachim Büttner. Eeorges Hilssspielleiter. ist
der Dritte am Tisch. er stammt aus Karlsruhe
und trinkt bloh Wasser — sein Vater war der
berühmte Kammersänger (dies blotz nebenbei).

Wie weit die „ELtz" - Jnszenierung gediehen.
wollte ich wissen. „Startbereit". sagt Eeorge, „war
aber ein mächtiges Stück Arbeit." Ja, diese Pro-
ben sind keine Kleinigkeit. Donnerstag ging's los
um 12 Uhr nachts und Schlutz war Freitag früh
um 6 llhr. Ein merkwürdiges Zwielicht bekämvfte
sich im Schlohhof, Lberm Neckartal ging langsam
die Sonne hoch und wunderte sich über den llnfug
einer Scheinwerserbeleuchtung. Aber es mutzte
eben sein.

Weitz Eott, Eeorge ist zwar ein Norddeutscher.
umso erstaunlicher ist es. wie sehr er dem Wesen
unsrer Stadt und unsrer Landschaft nahe kam. Er
svielt ja nicht den Tbeater-Eötz. er lebt das
Leben des grimmen Berlichingen, der oben auf
dem Hornberg bei Neckarzimmern gebaust. Eeorge
Sing ihm nach auf allen fränkischen Landstrahen.
den trutzigen Hornberg hat er gar sehr ins Herz
seschlossen. alle Jahre muh er mal rüber: er fuhr
nach Jaxthausen. wo Eötz geboren wurde und
nach Schänthal. wo er begraben liegt. Er stöberte
in vergilbten Briesen und studierte die ungelenken
und knorrigen Eviftel des Ritters mit der eisernen
Hand.

Doch nur keine Bange: Eeorge hat den Eöh
wahrhaftig nicht von der literarischen Seite
her erfaht. er bemühte stch nur um die Echtheit.
denn im tiessten Sinne ist er ja ein Zwil -
lingsbruder des Eötz. er trägt ihn in stch:
er ist unsrer Zeit die Jlluston des Recken aus
dem Neckartal.

1926 hat er in Heidelberg zum ersten Male
den Eötz gespielt, vorher beiubelte man ihn in
dieser Rolle aus dem Römerberg zu Frankfurt.
Aber Eeorge drängte nach Heidelberg. er kämvste
um den Heidelberger Eötz und er e r kämpste ihn.
1934 erstanden die Reichsfestspiele — die Eötz-
Ausführung wurde ihr Symbol. Georges Heidel-
berger Jnszenierung eroberte die deutschen Büh-
nen: Berlin. München, Weimar, Dresden. Aber
ihn drängte es immer wieder an den Neckar-
strand: der SÄlohhos ist seine Ersüllung. Nun
hat Heinrich Eeorge schon über lövmal die Rolle
des Eötz gespielt — er wird nun das ZSHlen auf-
stecken. bemerkte er knurrig — aber er stürzt stch
immer wieder mit Begeisterung in die schwere
Rüstung.

Ob das nicht ein wenig anstrengend wäre. nach
Heidelberg zu sahren. statt Ferien zu machen?
„Nee". sagte Eeorge. „Heidelberg. das ist meine
Sommerkur. Vei aller Arbeit und bei allem
Aerger (soso!): das hält frisch und gelenkig."
Und er kneift dazu vergnüglich das linke Auge zu.

Auf die Art seiner Eötz-Jnszenierung kamen
wir natürlich auch zu sprechen, Eeorge gestaltet
den Urgötz. nicht den Theater-Eötz: der Ritter
Berlichingen mit der eisernen Hand nach Goethes
stürmischem erstem Entwurf, das wahrhast deut»
sche Schicksal dieses Mannes, ist sein Thema.
Drei Motive bemüht er sich besonders deutlich
herauszustellen: Eötz als Ritter inmitten der
Vürger und Bauern. den Kaiser in der Welt
seiner Macht und die Atmosphäre der bischöf»
lichen Hofhaltung zum dritten. diese Schichtun-
ven der mittelalterlichen Welt sollen deutlich

vötr tluobt „klassisoh"

Aufnabmen: Bergmayer.

kekennzeichnet werden. ein echtes Stück Deutsch-
land von einst !oll lebendig erstehen.

Drei Jahre hintereinander packt nun Eeorge
den Eötz an: ihm liegt eine Vollendung des Schau-
wielerischen am Herzen, Szenen. sür die er bis-
«er noch nicht die rechten Leute fand. wurden in
»en letzten Jahren weggelasten. Es ist nicht so,
jls ob er im Jahre 1936 im Textbuch einige
«euheiteu entdeckt Mte, er hat lediglich dte rich-

tigen Rollenträger gefunden. Eeorge ist sonst ge-
wih nicht kleinlich. aber was seinen Götz betrisft.
ist er geradezu vedantisch, da wird gebastelt mll
einer wahrhast iüngserlichen Vorstcht — begreif-
lich, denn der Heidelberger Eötz ist immerhin
sein Werk. em Werk, das betreut sein will.

Wie stch Herr Eeorge in Heidelberg
fühle, wollte ich wissen. Da hat er aber geschmun-

Schloß oben. Man erzählt stch von ihm Eeschichten.
wahre und ersundene. aber jedes Kind kennt ihn
und jeder Heidelberger erlebt eine sreudige Minute,
wenn er ihm begegnet. Dr. Erohmann sollte doch
nochmal in die Truhe greifen und jenen Heidel-
berger Bürgerbrief herausziehen. der ehedem den
Studikern verliehen wurde. wonach man ganz um
einsunst in Heydelberg Fischlein fangen darf und


zelt! „Wo tch hknkomme. ruft man mich
beim Namen." Neulich. nach jener nächtlichen
Probe mit Frühsonnenbeleuchtung, kam er noch
zum Kasfee aus einen Sprung in den Bahnhof.
wo stch die Nachtschwärmer ein Stelldichein zu
geben pflegen. „Serr Scheorsche". hat da im-
mer einer gebrüllt, die andern mit und mit iedem
muhte er anstohen. Hat er auch getan. denn Eeorge
hält was auf unsre Pfälzer Sitten.

Wir wollen unsern Heinrich Eeorge hier nicht
poussieren — das hat er gar nicht nötig. Aber
es mub einmal gesagt sein: er ist für uns Hei-
delberger die leibhaftige Verkörperung der Fest-
spiele. So man ihn auf der Hauvtstrahe gestchtet.
weih ein jeder^aba. es geht wieder los auf dem

stch anderweit „ergetzen". Heinrich Eeorge verdient
zweifellos irgend einen schriftlichen llkas unsrer
Sympathie — man mag irgendeine Möglichkeit
ausbriiten — aber geschehen muh was.

„Mensch. ich muh zur Probe!" Er zischt sein
Vier ex, wälzt sich in den Rock und aus geht's.
zum Schloh! Büttner hat recht: eigentlich wäre
er eine richtige Fritz-Reutter-Figur, aber weil's
sowas im Schauspiel nicht gibt, hat er stch des
Eötz' bemächtigt. Den läht er nicht mehr los, und
er läht ihn nicht los. Und wenn er heute abend
steghaft den großen Heidelberger Nationalfluch
über den Schloßhof schmettert, dann wird es wie-
der ein bihchen klar in dieser Stadt der Eescheit-
heitk H. )V.

S/I-Referve tritt an

Sportfeft öes l/K 110 auf -em Universitätssportplatz

Zum Sportfest der SA-Reserve, Sturmbann
1/110, am morgigen Sonntag, werden in letzter
Stunde nochmals alle Volksgenossen und Volks-
genossinnen eingeladen, die aufrichtige und treue
Freunde der SA stnd. Das Sportfest findet be-
kanntlich, wie wiederholt in dieser Woche in un-
serer Zeitung bekanntgegeben wurde, auf dem Uni-
versitäts-Sportplatz statt. Der Abmarsch beginnt
schon am Sonntag früh um 7 llhr vom Bismarck-
platz aus, wo sich sämtliche Stürme einfinden wer-
den. Mit klingendem Spiel zieht der gesamte
Sturmbann unter Führung seines Sturmbannfüh-
rers, Franz Zwingert, zur Kampfstätte. Die Wett-
kämpfe der einzelnen Stürme, über deren Verlauf
wir das Programm ebsnfalls bereits veröffentlich-
ten, finden von morgens 7.45 llhr bis abends 18
Uhr statt, worauf der Abmarsch nach dem Jubi-
läumsplatz erfolgt. Um 20.30 llhr ist dann in der

Stadthallen-Wirtschaft Sieger-Ehrung und Kame-
radschaftsabend.

Der Kampf der SA geht, wie einst, auch heute
noch nur um das Volk, nur um den deutschen
Volksgenossen, nur um die deutsche Sache. So ist
auch der SA-Sport Dienst ao der Sache. Und die
SA will hierbei immer wieder weiter nichts sein
als der Träger und Künder der nationalsozialisti-
schen Jdee. Jm vergangenen Jahr hat das ganze
deutsche Volk anläßlich des Reichswettkampfes der
SA den Beweis geliefert bekommen, datz die SA
gefestigter und einsatzbereiter ist denn je. Das hat
auch das ganze Volk anerkannt. llnd wenn mor-
gen in Heidelberg auf dem llniversitätssportplatz
ein Sturmbann mit sämtlichen Stürmen als ein
Teil des gewaltigen SA-Verbandes echten SA-
Sportkamps zeigen will, dann ruft die SA-Reserve
allen Volksgenosten zu: Kommt und sehet!

«Hotel" Neckarvorlanö

/llle Gäsie gleich willkommen

„Ach. hier ist es soo schön, hier sollte man blei-
ben können!" So tönt es oft aus dem Munde von
Bewunderern unserer Stadt. und je weniger sie
mit irdischen Eütern gesegnet sind, desto stärker ist
der Erad des Bedauerns, der in diesem Ausruf
mitschwingt. Zwar ist es hier teurer als an ande-
ren schönen Orten unseres Vaterlandes. doch ist
leider für manchen schwindsüchtigen Eeldbeutel
auch das Mindeste noch zu viel. Wie haben es doch
die Schnecken gut, möchte man sentimental und mit
einem Schub von Neid meditieren, die nehmen ihr
Haus überall mit sich. Nun gut. was die Schnecken
können. bringen wir auch noch fertig, sagen die
Zeltwanderer. und schlagen auf dem Neckarvorland
ihr Zelt aus. „Zentral gelegen, herrliche Aussicht.
fliehend Wasser. Badestrand vor dem Hause. seva-
rate Avvartements", können die Eäste des „Hotels
Neckarvorland" als besondere Vorzüge ibrer Nie-
derlastung für sich m Anfpruch nehmen. llnd ihren

Lieben daheim können sie schreiben: „llnsere An-
schrift lautet: Heidelberg, Neckarvorland. Verlän-
gerung der Helmholtzstrahe". Den Briefträger
wollte ich sehen, der dies „Hotel" nicht kennen
würde,

Man ist so ungehindert als East dieses Hotels.
Wo anders könnte man sonst sein Faltboot oder
Fahrrad vor die Schlafzimmertür legen. Wo
künnte man über Mitternacht hinaus bei geöff-
netem Fenster Eitarre spielen. wo im Trainings-
anzug oder gar in der Badehose zum Souver er-
scheinen. Wö ift sonst mitten in der Stadt das
Uebernachten frei (von dem Polizeigewahrsam
vielleicht abgesehen)! Man braucht auch nicht gleich
mit Auto oder Motorboot kommen. Eäste die auf
Schusters Ravven oder mit dem Stahlroh eintref-
fen, werden gleich gut behandelt. NLchtlich rauscht
ihnen ganz leise der Neckar ein Wiegenlied und
die Zweige der Kastanienbäume slüftern verstoblen
im Wind.

»hmSeabmg' über tzeiSelberg

llnser Luftschiff „Hindenburg" ist wieder glück»
lrch von seiner Amerikafahrt zurückgekehrt. Schon
am Vormittag traf es in Frankfurt ein, unter-
nahm dann aber noch eine Rundfahrt in die wei«
tere llmgebung. Eegen 2 Uhr wurde das Riesen-
luftschiff über Lauda, Walldürn und vielen an-
deren Orten des badischen Hinterlandes sichtbar.
Nachmittags kurz nach 4 llhr erschien es über
Karlsruhe und etwa 20 vor 5 llhr über Heidel-
berg. Fast geräuschlos zog das Luftschifs seine Bahn,
Jm hellen Schein der Sonne glänzte silbern der
Leib des glückhaften Schiffes, das wiederum von
vielen nicht gesehen worden ist. „Hindenburgs"
älterer Bruder, der „Graf Zeppelin", mächt
da viel mehr Aufhebens von sich, sein Motoren-
geräusch ist schon von weitem oernehmbar, wäh-
rend das Eeräusch des Luftschiffes „Hindenburg"
es kaum mit dem Motorengeräusch einer Klemm-
Maschine aufnehmen kann.

Es war ein ganz wundervoller Anblick, als das
Lustschiff im hellen Sonnenglanz über unserer
Stadt eine feine Linksschwenkung vollführte, um
über Mannheim wieder dem Luftschiffhafen Frank-
furt zuzustreben.

Dank -es Gbergebietsführers C erff

Das Arbeitslager des Rundfunk- und Kultur-
amtes der Reichsjugendführung gibt bekannt:

Nach dem ersolgreichen Verlaus unseres Ar-
beitslagers i» Heidelberg ist es mir ein Bedürs-
nis, der Kreisleitung, der Stadtverwaltung, der
llnioersität, dem Bann 11Ü der HI und dem lln-
tergau 110 des BDM und allen Handwerksmei-
stern und Arbeitern unseren herzlichsten Dank sür
ihre tatkräftige llnterstiitzung auszusprechen.

Wenn das Lager allen Teilnehmcrn zu einem
Erlebnis wurde, so nicht zuletzt durch die sreund-
liche Mitarbeit all dieser Dienststellen und Volks-
genosten.

Heil Hitler!

Der Leiter des Rundfunk- und Kulturamtes der
Reichsjugendführung:

Lersf, Obergebietssührer.

Heringe Steinobsiernte

Uebt Sorgfalt deim Ernten vom Pslaumen und
Zwetschgen!

Dke Erotzmarkt-EmbH., Heidelberg-Handschuhs-
heim, schreibt uns: Die diesjährige Steinobsternte
in dem Heidelberger und Bergsträtzer OLstbaü-
gebiet fällt sehr gering aus. Umsomehr Sorg-
falt mutz auf die jetzt beginnende Ernte der Pflau-
men und Zwetschgen gelegt werden. Es geht nicht
mehr an, datz die Früchte wie zu Erotzvaterszeiten
geschüttelt und dadurch im beschädigten Zustande
auf den Markt gebracht werden. Man weih doch,
datz das jetzt hier anfallende Steinobst das erste
Deuts-chlands ist.

llnverantwortlich ist «s daher, auch noch bei
einer schmale» Ernte, abgesehen durch Selbstschädi-
gung der Erzeuger, durch Erhalt nieherer Preise,
das nach Obst hungernde Verbrauchertum und so-
mit die Allgemeinheit zu schädige«.

Die Vitte geht daher an die Erzeuger, das Obst
zu pflücken und sortiert in der vorgeschriebenen
Verpackung anzuliefern.

Hanösihuhsheim wirö ver-unkeit!

Die nächste Verdunkelungsübung der Ortskreis-
gruppe Heidelberg des Reichsluftschutzbundes fin-
det am Dienstag, den 21. Juli 1936, im
Stadtteil Handschuhsheim statt. Die Uebung, die
wieder durch zwei Völlerschüste bekanntgegeben
wird, beginnt um 21.30 Uhr und endet um 23.30

Uhr. Die Kontrolle wird von Amtsträgern de»
RLV und von Polizcibeamten ausgeübt. An alle
Hauswarte ergeht die Aufforderung, während
der Verdunkelungsübung sich im Haus aufzuhalten,
um den Kontrollorganen g?gebenenfalls Äuskünfte
erteilen zu können.

Reickssestfpiele 1HAH

Heute Samstag aveud:

„Eötz von Berlichingen"

Morge«, Sonntag, abend:

„Agnes Vernauer"
Montag, de« 20. Zuli:

„Komödie der Zrrungen"

Dienstag, den 21. Juli:

„Eötz von Berlichingen"

Beginn jeweils S.3Ü llhr abend».
 
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