VI. Weligeflügelkongreß eröffnet
Vertreter von 42 Aationen in Leipzig
Leipzig. 24. Juli
Der VI. Weltgeslilgelkongreh, der vom 24. Juli
bis 2. August in Leipzig und Berli» stattfindet und
mit einer in diesem Ümfang in Europa noch nicht
gezeigten internationalen Geflügel- und Kaninchen-
ausstellung oerbunden ist, wurde am Freitagoormit-
tag im sestlichen Saal des Eewandhauses feierlich
erössnet.
Nach einem Orgelvorspiel des Thomasorganisten
Professor Eünther Ramin begrügte der Eeschästs.
sührende Präsident des Kongresses, der General.
inspekteur des Reichsnährstandes Karl Vetter, die
annähernd 30VV Vertreter von 42 am Kon.
gretz und an der Ausstellung beteiligten Nationen
der Welt.
Reichsstatthalter Eauleiter Mutschmann be-
tonte, datz derartige internationale Kongresse auch
in hohem Matze zu der so bitter notwendigen Ver-
stündigung der Völker untereinander beitrügen.
Oberbürgermeister Dr. Goerdeler erinnerte
daran, datz in Leipzig vor 100 Jahren D r. Schre -
b e r, der Begründer der heute für Deutschland
typischen Schrcbergartenbewegung, gewirkt habe und
datz auch die Kleinsiedlungen in Leipzig eine wesent-
liche Rolle spielten.
Der.Präsident der Jnternationalen Vereinigung
für Geflügelwissenschaft, Professor Alessandro
Ehigi, Rektor der Universität Bologna, dankte im
Namen der ausländischen Eäste der Reichsregierung
fllr die Ermöglichung des Kongresses. Er freue sich,
auf deutschem Voden kennenzulernen, was deutsche
Wissenschast und Praxis aus geslügelwirtschaftlichem
Eebiet aufzubauen verstanden haben. Professor Ehigi
schlotz mit Worten der Bewunderung sür das deutsche
Volk, seine Vegabung für Organisation und Arbeit,
seinen Willen, seine Ausdauer und seine Selbstzucht.
Jm Namen der ausländischen Kongretzteilnehmer
rief er unter stürmischem Beifall aus: Es lebe
Deutschland, es lebe das deutsche Volk, Heil Hitler!
Darauf ergriff der Reichsminister sür Ernährung
und Landwirtschaft, Reichsbauernführer R. Walther
Darrö, das Wort zur Erösfnungsansprache. Er
führte u. a. aus:
Oie Tiede Darres
„Jch habe die hohe Ehre und Freude, Sie an-
läßlich der Eröffnvn^ des VI. Weltgeflügelkongresscs
in Vertretung des Führers und Reichskanzlers Adolf
Hitler im Namen oer Reichsregierung und zugleich
namens des Protektorats begrützen zu dürfen. Jch
gebe meiner besonderen Freude darüber Ausdruck,
datz dieser Kongretz in Deutschland stattfindet und
danke Jhnen sür Jhr zahlreiches Erscheinen. Jch
danke ganz besonders all denjenigen, die trotz weiter
Reise aus allen Teilen der Welt hier zufammenge-
kommen sind, um an der Tagung der internatio-
nalen Vereinigung sür Eefliigelwissenschast teilzu-
nehmen.
Es ist für uns in Deutschland selbstverständlich,
datz wir Jhnen, als unseren Eästen, jede Möglichkeit
geschaffen haben, sich von dem Stand der deutschen
Eeflügelwissenschaft und Geflügelzucht emgehend zu
unterrichten.
Die deutsche Eeflllgelzucht hat im Laufe der letz.
ten Iahre eine beachtliche Entwicklung erfahren.
Wir werden Jhnen zeigen, welchen Raum und
welche Bedeutung die Geflügelwirtschaft und die ge-
samte Kleintierhaltung in unserer Volkswirtschaft
emnehmen. Deutschland erzeugt jährlich über
eine Milliarde Mark an Werten aus
der K l e i n t i e r h a l t u n g. Davon entsallen
allein llber 600 Millionen Reichsmark auf die Ee-
flügelwirtschaft. Tausende von Menschen finden in
der Kleintierhaltung lohnende Beschäftigung. Wir
glauben, auf dem Eebiete der Leistungssteigerung
aus der Kleintierzucht neue Wege gegangen zu sein.
So wurden durch die Schaffung von anerkannten
Herdbuch - und Vermehrüngszuchten die
Vorbedmgungen für Belieferung der landwirtfchaft-
licken Betriebe mit leistungsfähigen, gesunden und
bodenständigen Tieren geschasfen.
Durch die M a r kt or d n un g haben wir den
Erzeuger von unkontrollierbaren Schwankungen der
Preise für seine Erzeugnisse befreit. So wurde er-
reicht, daß der Erzeuger sür seine Produkte einen ge-
rrchten Preis bekommt. Die Marktordnung verhin.
dert aber andererseits, datz die einzelnen Waren sür
den Verbraucher verteuert werden.
Wir hoffen, datz Sie in Jhre Heimat zurückkch.
ren werden mit einer wirklichcn Kenntnis des
neuen Deutschland Sie werden dann sicher Lber.
zeugt sein, datz wir uns in Deutschland ernsthaft be-
mühen, unser Volk aus dem wirtschaftlichen Zerfall,
in dei.i es stch während langer Jahre befunden hat,
zu retten.
Das nationalsozialistifche Deutschland empfängt
Sie mit aller Gasffreundschast, aller Ofsenheit und
aller Herzlichkeit.
Hiermit erösfne ich den VI. Weltgeslügelkongretz
1836."
Oeutschland zur Fünsmächlekonferenz geladen
Gemeinsamer Schritt der Botfchaster der Restlocarnomächte
Ssits 2
zerstört. Für dle Sicherheit der Deutschen find
inzwtschen von der deutschen Regierung die er-
forderlichen Matznahmen durch Entsendung der
Leiden deutschen Panzerkreuzer „Deutschland" und
«Admiral Scheer" nach Spanien getrosfen worden.
Es wäre nun falsch, etwa anzunehmen, datz es
stch bei der Bewegung des Eenerals Franco um
eine reaktionäre Eegenrevolution handelt. Der
Eeneral hat sich kategorisch dahingehend geäutzerk,
oatz er die Führuna des Kampfes nur übernom-
men hat, um Westeuropa vor dem Vol-
schewismus zu retten, und in einem Auf-
ruf an die spanische Vevölkerung hat er wörtlich
erklärt: „Unsere Bewegung ist nicht gegen die
Arbeiterklasse gerichtet, wie es die Regie-
rung glauben machen möchte; unsere Vewegung
ist einfach spanisch und will das Wohl
des Vaterlandes und der Familie."
Man mutz de^halb hosfen und wünschen, datz
es der Vewegnng Francos gelingen wird, den
weltrevolutionären Brand in Spanien in letzter
Stunde zu ersticken. Denn in diesen Tagen geht
es nicht um die Rettung der iberischen Halbinsel
und des spanischen Volkes, sondern um den Be-
stand Westeuropas.
Spanisches Schulschiff
zu General Kranco übergegangen
Paris, 24. Juli
Savas meldet aus Rabat. dah die Vesatzung
eines spanischen Schulschiffes sich General Franco
zur Verfügung gestellt habe.
Die Kriegsschiffe der Regierung sollen im Laufe
der letzten Kämvie schwere Beschädigungen erlitten
und durch Funkspruch die Madrider Regierung
unterrichtet haben, datz sie. zwecks Ausbesserungs-
arbeiten im Sasen von Malaga bleiben.
Die geplatzte „Arbeiterolympiade^
Jafsa, 24. Iuli
Die lüdische Preffe rn Palästina berichtet, datz
150 jüdische Emigranten aus Deutschland in die
Reihen der spanischen Regierungstruppen eingetre-
ten seien, um „die Faschisten zu bekämpfen". Wei-
ter melden die jüdischen Vlätter aus Spanien, datz
die aus Palästina gekommenen jüdischen Teilneh-
mer an der sogenannten Arbeiter-Olympiade in
Barcelona infolge der letzten Ereigniffe mittellos
an de-r spanischen Erenze feststtzen, während ihr
Eeld und ihre Ausweispapiere in Barcelona zu-
rückgeblieben seien.
Taifun über Lapan
Tokio, 24. 2uli.
Der kereits gem»-ldete Taifun, der einen Teil
Westjapans heimgesucht hat, hat fur die Stadt Kiu-
schiu geradezu verheerende Folgen. Bis jetzt sind 44
Tote und 27 Vrrwundete festgestellt. 25 Vewohner
des südlichen Teils Kiuschiu werden noch vermitzt.
Der Taifun hatte grotze Verkehrsstörungen zur Folge.
800 Häuser wurden zerstört und gegen 10 000 stnd
durch die Waffermeugen Lberschwemmt. Auch die
Schiffahrt ist schwe: betroffen. 60 Schiffe sind gefun-
ken, einige aufgelausen und viele werden noch ver-
mitzt.
Reichskanzler a. O. Michaelis gestorben
Fürstenwalde, 24. Juli
Der ehemalige Reichskanzler und Oberpräsident
Dr. D. Michaelis ist Freitagvormittag im 79.
Lebe-nsjahre infolge eines Herzschlages in Bad
Saarow am Scharmützelsee, wo er seit Jahren zu-
rückgezogen lebte, verschieden. Dr. D. Michaelis
war nach dem Rücktritt von Bethman-Holweg vom
14. Juli bis 1. November 1917 deutscher Reichs-
kanzler..
Berlin, 24. Juli
Der sranzösische Botschaster. der belgische Ee-
sandte und der britische Eeschäftstriiger haben beute
vormittag i» Abwesenheit von Serrn von Neurath
dem Direktor der Politischen Abteilung des Aus-
wärtigen Amtes des Deutschen Reiches einen Be-
luch abgestattet.
Sie haben ihm osfiziell von de« Schluhsolge-
rungen Kenntnis gegeben, zu welchen die Vertre-
ter ihrer Regierungen bei der gestrigen Zusam-
menkunst in London gelangt stnd. Sie haben da-
dei den Wunsch ausgesprochen, datz die deutsche Re-
gierung die in dieser Verlautbarung enthaltene
Einladnng giinstig aufnehmen möge «nd datz es
bald möglich sei, in gemeinschaftlicher Vereinba-
rnng «inen Zeitvunkt sür die geplante Zusammen-
kunft festzusetzen.
Der Direktor der Politischen Abteilung des Aus-
wärtigen Amtes hat erwidert. dah er noch nicht
in der Lage sei, Lber die Stellnngnahme sei-
ner Regierung eine Mitteilung zu machen, hat
aber den drei Diplomaten gegenüber zum Ausdruck
gebracht, datz ihr Schritt mit sympathischem
Znteresse aufgenommen werden würde.
Geteilte Meinung in paris
Paris, 24. Juli
Zu den Dreierbesprechungen in London sagt
„Oeuvre", datz die Svannung zwischen England
und Frankreich, die im Verlaus der letzten divlo-
matischen Besprechungen zutage getreten sei, glück-
licherweise abgenommen habe. Die Schwere der
Stunde habe die Standpunkte der beiden alten
-vDolksgemeinfcha^
Samstag. üea Lö. Out, >->!»!
Derbündeten angenähert. und ieder von ibnen habe
aus einen Teil seiner belonderen Eestch svunkte
oerzichtet. Auf beiden Seiten habe man das Be»
streben an den Tag gelegt, Zeit zu gewinnen
und Berlin und Rom ohne Aufgabe sest eingenom-
mener Stellungen zu einer Mitarbeit heranzuzie-
hen. Man dürfe stch iedoch nicht allzugrotzem Ov-
timismus hingeben. Das Abkommen vom 23. Juli
stelle auf jeden Fall angestchts der schwierigen eu-
ropäischen Berhältnisse das meiste dar. was man
habe erwarten können.
Durch das Londoner Abkommen erhalte Frank-
reich all das. was es sür wesentlich erachte. d. b.
die Zusicherung einer eventuellen Erweiterung der
Fünsmächtekonferenz. die damit begründet werde.
datz Europa nicht wieder zur Blockbildung zurück-
kehren dürfe. Was die Fünfmächtekonferenz be-
tresfe. so sei man auf sranzöstscher Seite dafür, datz
ste bereits Ende August stattfinde. während man
englischerseits dafür eintrete. datz sie im Sevtem-
ber oder Anfang Oktober. jedenfalls nach der Een-
fer Sitzung, stattfinde.
Jm „Echo de Paris" hält Pertinax zunächst ein-
mal einen Rückblick aus die volitische Entwicklung.
dre diese Londoner Dreierbesprechung notwendig
gemacht habe. und ist aus diesem Erunde mit der
Bezeichnung „deutsche Jnitiative" nicht zusrieden.
Frankreich habe vom ersten Tage ab die Partie
verloren. weil es nicht den Mut besessen habe, d i e
Mobilmachung zu erklären. Von der eng-
lisch-französisch-belgischen Solidarität vcm 19. März
sei lediglich ein zeitlich beschränktes. deienstves Mi-
litärabkommen übrig geblieben. Trotzdem stelle die
Londoner Besvrechung in gewisser Hinstcht einen
Erfolg dar. Die englisch-französisch-belgische Soli-
darität werde ihre volle Wirkungskraft wieder-
erlangen, falls man mit Deutschland kein Abkom-
men schlietzen könne. Den französtschen Mmschen
habe die Londoner Vesprechung weitgehend Rech-
nung getragen. Zahlreiche Fragen seien jedoch
offen geblieben.
Erösfnung des Internationolen Sportstudenten-
lagers. Als erstes der grotzen internationalen Ee-
meinschaftluger, die anlätzlich der Olympischen
Spiele in Berlin die ausländische und deutsche
Sportjugend zusammenführen, wurde am Freitag-
vormittag in Eichkamp zwischen der Deuffchland-
halle und der Avus das grotze Internationale
Sportstudentenlager gemeinsam mit dem Kongretz
für körperliche Erziehung seierlich erösfnet.
*
Neuer deutfcher Votschafter in Madrid. Der
Führer und Reichskanzler hat den Eesandten in
Kairo, Dr. von Stohrer, zum Botschafter in Madrid
ernannt.
4-
lleberfall auf japanisches Polizeiboot. In der
Mandschurei wurde ein japanisches Polizeiboot
überfallen, die Vesatzung ermordet und ins Meer
geworfen.
-tz
Neue italienische Truppen nach Ostasrika. Mit
dem Dampfer „Toscana" wurden 1200 Mann und
65 Offiziere aller Waffengattungen nach Ostasrika
befördert.
4-
LZ „Hindenbnrg" in Rio. Das Luftschiff „Hin-
denburtz" traf Freitag in Rio de Janeiro ein Für
die Samstag früh erfolgende Rückfahrt stnd alle
Plätze ausverkauft.
Oer Stabschef als Kamilienvaier
Berlin, 24. Juli
Dem Stabschef der SA. Viktor Lutze. wurde
am 23. Juli als drittes Kind ein Sohn ge«
boren.
(Weitere poliiik Seite 18)
I5t
Lin Oe5präcil n
Berliu. 24. Jull.
Emil Jannings ist zum Staatsschausvie-
ler ernannt worden. Unser rz-Mitarbeiter hatte
hatte Gelegenhett zu einem Gespräch mit dem
grvtzen Menschendarsteller und gtbt bier seine
Einörücke wieder:
Der grotze Unterschied zwischen dem Theater und
dem Film ist zu sinnfällig, als datz er einer näheren
Erklärung bekmrf. Aber selten wohl hat stch dennoch
jemand klar gemacht, datz dieser Unterschied auch die
Voraussetzungen crheblich oerlagert, unter denen der
darstellende Künstler an die ihm gestellte Aufgabe
herangeht.
Eewitz: auch das Theater ist einer fortwährenden
Umgestaltung und Veränderung unterworfen. Aber
mag stch auch der moralische Sinn des Theaters je
nach dem sittlichen Eehalt der Zeit oerändern, so
bleibt doch die dramaturgischs Eestaltung des Theaters
im wesentlichen bestehen. Hiei ist eine gerade und
fast ungebrochene Entwicklunqslinie sestgestellt, die
wohl weitergesührt, aber nicht mehr umgebogen wer-
den kann.
Diese Feststellung lätzt sich auch hinstchtlich der
Technik des Thcaters (Technik hier im weitesten
Sinne dieses Wortesj treffcn. Eewitz ist auch hier
alles im Flutz, und die Weiterentwicklung der cllge-
meinen Technik wird selbstverständlich auch die Tech-
nik des Theaters beeinfluffen. Dennoch find die
Voraussetzungen für die Weiterentw.cklung des
Theaters so fest gegriindet, datz man doch zumindest
ihre Erenzen und Möglichkeiten übersehen kann.
Wie ganz anders aber liegen die Dinge beim
Film! Hier ist aües noch im Werden und voller
Eärung, sind alle Voraussetzungen schwankend und
die Möglichkeiten unübersehbar.
Der grohe R»iz der Filmarbett
Eerade diese hundert Unwägbarkeiten und Mög-
lichkeiten, meint Emil Jannings, machen den
grotzen Reiz der Arbeit am Film aus. Hier ist noch
rin grotzes, bisher nur wenig erforschtes Betätigungs.
fels für Len wirklich schöpserischen Künstler.
XVcI5 I5t Oe5taIt?
it Lmil )snning5
Allerdings: wer sich wirklich dem künstlerifchen
Film verschrieben hat, mutz in erster Linie e i n
Kämpfer sein. Keiner hat diese Wahrheit mehr
ersahren als gerade Emil Jannings.
Als er sein künstlerisches Intereffe dem Film zu-
wandte, war „Kintopp" noch eine sehr üble Ange.
legenheit, etwas Anrüchiges etwas, woran man viel-
leichi seinen Spatz haben konnte, das aber beileibe
nichts mit Kunst zu tun hatte. Damals gehörte Emil
Iannings bereits zu den ersten Schauspielern des da.
maligen Deutschen Theaters in Verlin. Er hatte
einen Namen, einen grotzen, klangvollen Namen zu
verlieren — und er riskierte ihn.
„Anna Voleyn" wurde gedreht. Es war
ein ganz grotzer, künstlerischer Erfolg. Iannings' Kö-
nig Heinrich war eine blutdurchpulste, kräftig-leben-
dige Eestalt, etne der ganz großen Schauspieler-
leistungen, die längst in dem weiten Himmel Thalias
vsrewigt worden ist.
Aber „Anna Boleyn" war doch nur ein Anfang.
ilm und Kunst'? Die „Vranche" wutzte es beffer.
cberhanpt die „Branche"! Wer den künstlerischen
Film wollte, mutzte zuvor den Kampf gegen dieses
Ungeheuer, das alles vcrschlang, gegen die „Branche"
aufnehmen. Und Jannings scheute den Kampf nicht.
F. W. Murnau fand dann das grotze Thema für
Jonnings. „Der letzte M a n n"" entstand und
widerlegte durch einen künstlerischen Ersolg dic
ganze „Branche". Und nun klomm Iannings auf
jene künstlerische Lebcnshöhe, die er im „Alten
und jungen Künig", im „Traumulus",
ereicht hat.
Von dieser Position aus war es ihm erlaubt,
nunmehr unabhängig oom Beirieb, nur aus eigener
künstlerischer Verantwortung heraus, Filme zu
Ichasfen.
Linnbild fekner geit
Jannings erzählt, wie ihm bei tieferem Eindrin.
gen in die Probleme des Filr"s immer di« Erkennt-
nis kam, datz di« künstlerische Arbeit beim Drehbuch
einzusetzen habe. Es geht nicht, datz man ein Dreh-
buch „nimmt", der Regisseur macht ein paar dicke
Striche und einige grotze Aenderungen, der Haupt-
dcrsteller ändert an seiner Rolle herum, bis ste ihm
genau „sitzt" — und sertig ist der Film. Nein, beim
Drehbuch mutz angesangen werden. Schon hier mutz
die künstlerische Verantworiung sprechen — und so
stellte Jannings, der Darsteller, die Forderung nach
dem Drehbuch als Dichtung auf.
Es war nicht einfach. diese Forderung in die Wirk-
lichkeit umzusetzen. Jn Erich Ebermeyer und R. A.
Stemmle fand er die Männer. die iyn verstanden.
Und so entstand das Drehbuch zu „Traumulus", ein
Merk aus einem Eutz. geboren aus dem Bewutztsein
der Verantwortung gegenüber den Forderungen der
Kunst.
Was Jannings hier in künstlerischer Hinsicht er.
reichen wollte, das wurde tatsächlich erreicht. Er
wollte eine Eestalt schaffen, die in ihrem Wesen das
Sinnbild ihrer Zeit war. Emil Jannings hat dtese
Aufgabe gemeistert. Sowohl sein Soldatenkönig, wie
der Eymnasialprofeffor Niemeyer sind die Geftalten
ihrer Zeit, Ausdruck und Sinnbild ihrer Epoche.
Dann lpricht Emil Iannings von seinem „Bis-
marck." Der Verfaffer des Theaterstücks, Wolfgang
Eoetz. wird auch das Drehbuch schreiben. Und mit
ganz kurzen Worten umreitzt Jannings das Thema,
wie er es steht: die Eestalt Bismarcks als Sinnbild
eines politischen Schick'als, als in sich geschloffener
Kreis voll tragüchen Eeschehens. Versailles stehi am
Anfang dieses Schicksals, meint Iannings, uno es
endet erst wieder — in Versailles 1919...
Und währcnd Emil Jannings Lber alle diese
Dinge Ipricht, blickt man in ein Eesicht, das ohne
Schminke und ändere Hilfsmittel etne Vergangenheit
herausbeschwört, — und dennoch der Eegenwari an-
qchört. Unmöglich, zu sagen, was hier Maske. was
hier Eestalt ist...
Kultui-notiren
Internationale Ausstellung Paris 1SS7. Vom
Mai bis November 1937 veranstaltet Paris die grotze
iniernationale Ausstellung „Kunst und Technik
imLeben der Gegenwar t". Fast alle in
Vetracht kommenden Länder haben ihre Veteiligung
zugesagt. Für die Reise und den Aufenthalt der Aus-
stellungsbesucher smd weitgehenöe Sonderbegünsti«
gungen vorgesehen.
Dentsche Trachtengruppe» in Holland. Am 1.
und 2. August wird im Haag und in Scheveningcn
ein zweitägiges Volkstrachtenfest veranstaltet, an
dem auch deutsche Trachtengruppen aus Oberbayern,
dem Schwarzwald, der Schwalm und Vückeburg teil-
nehmen werden. Dies« Eruppcn werden vom Ham-
burger Weltkongretz für Freizeit und Erholung au»
nach Holland reisen.
Jnternationales Büro des Knnsthandels. Jn Am»
sterdam wurde anlätzlich des Jnternaiionalen Kunst«
Händler-Kongreffes die „Confädsration Internatio.
nale des Nägociants en Oeuvres d' Art" mit dcm
Zweck gegründet, die Interessen des iuternationalen
Kunsthandels zu schützen.
Sauvtkckriftleiter: Franz Bretz.
Elellvertreter: Bernbard Sccaer-NelLe.
Ebes oom Dieuft: Dr Frtedrich Didicr.
BerantwortltL für gnnenooltttk: Fran, Bretz: für
Auktenooltttk und Wtrllckakt: Rernbard Leeacr-Kclbel
lür Stadt Hetdelbera »nd Beweanna Serman» Leitz:
kür Badllcke Nackrickten »nd Svorl: Sermano N-b-rlc;
kür Fenllleton nnd Unlerbalinna: Dr »Iriedr D>dl--r:
kür lämtlicke Reilaaen: Herberi Wiedcmann: kür Ril-
der: Hanvtsckriftleituna; kür Anieiaen- Wilb Bcsvcr.
knmtlick In Heidelbera
Eckrtktleilnna Brnnnenaalle 2» 21.
Berllner Sckeilileltnng:
HanS <8rak Retlckack. Berltn SW 8» ccbarloitenüt t!k5
Nackdruck etaener Bcrlckte obne ansdrückltcke Genebmt«
auna der Sckrikllettnna nlck« aektatlet
Lvreckllundeo der Sckrtkiietinna. käal von IS >7 Ubr.
Kernrui 8710
Für onverlana» rtnaeaanaene Betträae wtrd ke«n«
Berantwortung Ubernommen.
Berlag .Bolksaemclnkckall" G. m b H.. Hanvt»
Krabe >2K l2t> tUnioerltiätsvlatzl
Druck: Hctöelberaer Giitrnberg-Druckeret G m. b H-
D-A. VI 1936: 24 513.
Davon: Beztrksansgabe Qdenwald n. Banland 2 880
Besirksausaabe Rund nm Mosback 8 078
Besirksaiisaabe Der Franke 2 808
Bestrksansaabe Der äralckaau 2 38S
Lur Zeit tlt Pictslllte Nr. S qültta.
Vertreter von 42 Aationen in Leipzig
Leipzig. 24. Juli
Der VI. Weltgeslilgelkongreh, der vom 24. Juli
bis 2. August in Leipzig und Berli» stattfindet und
mit einer in diesem Ümfang in Europa noch nicht
gezeigten internationalen Geflügel- und Kaninchen-
ausstellung oerbunden ist, wurde am Freitagoormit-
tag im sestlichen Saal des Eewandhauses feierlich
erössnet.
Nach einem Orgelvorspiel des Thomasorganisten
Professor Eünther Ramin begrügte der Eeschästs.
sührende Präsident des Kongresses, der General.
inspekteur des Reichsnährstandes Karl Vetter, die
annähernd 30VV Vertreter von 42 am Kon.
gretz und an der Ausstellung beteiligten Nationen
der Welt.
Reichsstatthalter Eauleiter Mutschmann be-
tonte, datz derartige internationale Kongresse auch
in hohem Matze zu der so bitter notwendigen Ver-
stündigung der Völker untereinander beitrügen.
Oberbürgermeister Dr. Goerdeler erinnerte
daran, datz in Leipzig vor 100 Jahren D r. Schre -
b e r, der Begründer der heute für Deutschland
typischen Schrcbergartenbewegung, gewirkt habe und
datz auch die Kleinsiedlungen in Leipzig eine wesent-
liche Rolle spielten.
Der.Präsident der Jnternationalen Vereinigung
für Geflügelwissenschaft, Professor Alessandro
Ehigi, Rektor der Universität Bologna, dankte im
Namen der ausländischen Eäste der Reichsregierung
fllr die Ermöglichung des Kongresses. Er freue sich,
auf deutschem Voden kennenzulernen, was deutsche
Wissenschast und Praxis aus geslügelwirtschaftlichem
Eebiet aufzubauen verstanden haben. Professor Ehigi
schlotz mit Worten der Bewunderung sür das deutsche
Volk, seine Vegabung für Organisation und Arbeit,
seinen Willen, seine Ausdauer und seine Selbstzucht.
Jm Namen der ausländischen Kongretzteilnehmer
rief er unter stürmischem Beifall aus: Es lebe
Deutschland, es lebe das deutsche Volk, Heil Hitler!
Darauf ergriff der Reichsminister sür Ernährung
und Landwirtschaft, Reichsbauernführer R. Walther
Darrö, das Wort zur Erösfnungsansprache. Er
führte u. a. aus:
Oie Tiede Darres
„Jch habe die hohe Ehre und Freude, Sie an-
läßlich der Eröffnvn^ des VI. Weltgeflügelkongresscs
in Vertretung des Führers und Reichskanzlers Adolf
Hitler im Namen oer Reichsregierung und zugleich
namens des Protektorats begrützen zu dürfen. Jch
gebe meiner besonderen Freude darüber Ausdruck,
datz dieser Kongretz in Deutschland stattfindet und
danke Jhnen sür Jhr zahlreiches Erscheinen. Jch
danke ganz besonders all denjenigen, die trotz weiter
Reise aus allen Teilen der Welt hier zufammenge-
kommen sind, um an der Tagung der internatio-
nalen Vereinigung sür Eefliigelwissenschast teilzu-
nehmen.
Es ist für uns in Deutschland selbstverständlich,
datz wir Jhnen, als unseren Eästen, jede Möglichkeit
geschaffen haben, sich von dem Stand der deutschen
Eeflügelwissenschaft und Geflügelzucht emgehend zu
unterrichten.
Die deutsche Eeflllgelzucht hat im Laufe der letz.
ten Iahre eine beachtliche Entwicklung erfahren.
Wir werden Jhnen zeigen, welchen Raum und
welche Bedeutung die Geflügelwirtschaft und die ge-
samte Kleintierhaltung in unserer Volkswirtschaft
emnehmen. Deutschland erzeugt jährlich über
eine Milliarde Mark an Werten aus
der K l e i n t i e r h a l t u n g. Davon entsallen
allein llber 600 Millionen Reichsmark auf die Ee-
flügelwirtschaft. Tausende von Menschen finden in
der Kleintierhaltung lohnende Beschäftigung. Wir
glauben, auf dem Eebiete der Leistungssteigerung
aus der Kleintierzucht neue Wege gegangen zu sein.
So wurden durch die Schaffung von anerkannten
Herdbuch - und Vermehrüngszuchten die
Vorbedmgungen für Belieferung der landwirtfchaft-
licken Betriebe mit leistungsfähigen, gesunden und
bodenständigen Tieren geschasfen.
Durch die M a r kt or d n un g haben wir den
Erzeuger von unkontrollierbaren Schwankungen der
Preise für seine Erzeugnisse befreit. So wurde er-
reicht, daß der Erzeuger sür seine Produkte einen ge-
rrchten Preis bekommt. Die Marktordnung verhin.
dert aber andererseits, datz die einzelnen Waren sür
den Verbraucher verteuert werden.
Wir hoffen, datz Sie in Jhre Heimat zurückkch.
ren werden mit einer wirklichcn Kenntnis des
neuen Deutschland Sie werden dann sicher Lber.
zeugt sein, datz wir uns in Deutschland ernsthaft be-
mühen, unser Volk aus dem wirtschaftlichen Zerfall,
in dei.i es stch während langer Jahre befunden hat,
zu retten.
Das nationalsozialistifche Deutschland empfängt
Sie mit aller Gasffreundschast, aller Ofsenheit und
aller Herzlichkeit.
Hiermit erösfne ich den VI. Weltgeslügelkongretz
1836."
Oeutschland zur Fünsmächlekonferenz geladen
Gemeinsamer Schritt der Botfchaster der Restlocarnomächte
Ssits 2
zerstört. Für dle Sicherheit der Deutschen find
inzwtschen von der deutschen Regierung die er-
forderlichen Matznahmen durch Entsendung der
Leiden deutschen Panzerkreuzer „Deutschland" und
«Admiral Scheer" nach Spanien getrosfen worden.
Es wäre nun falsch, etwa anzunehmen, datz es
stch bei der Bewegung des Eenerals Franco um
eine reaktionäre Eegenrevolution handelt. Der
Eeneral hat sich kategorisch dahingehend geäutzerk,
oatz er die Führuna des Kampfes nur übernom-
men hat, um Westeuropa vor dem Vol-
schewismus zu retten, und in einem Auf-
ruf an die spanische Vevölkerung hat er wörtlich
erklärt: „Unsere Bewegung ist nicht gegen die
Arbeiterklasse gerichtet, wie es die Regie-
rung glauben machen möchte; unsere Vewegung
ist einfach spanisch und will das Wohl
des Vaterlandes und der Familie."
Man mutz de^halb hosfen und wünschen, datz
es der Vewegnng Francos gelingen wird, den
weltrevolutionären Brand in Spanien in letzter
Stunde zu ersticken. Denn in diesen Tagen geht
es nicht um die Rettung der iberischen Halbinsel
und des spanischen Volkes, sondern um den Be-
stand Westeuropas.
Spanisches Schulschiff
zu General Kranco übergegangen
Paris, 24. Juli
Savas meldet aus Rabat. dah die Vesatzung
eines spanischen Schulschiffes sich General Franco
zur Verfügung gestellt habe.
Die Kriegsschiffe der Regierung sollen im Laufe
der letzten Kämvie schwere Beschädigungen erlitten
und durch Funkspruch die Madrider Regierung
unterrichtet haben, datz sie. zwecks Ausbesserungs-
arbeiten im Sasen von Malaga bleiben.
Die geplatzte „Arbeiterolympiade^
Jafsa, 24. Iuli
Die lüdische Preffe rn Palästina berichtet, datz
150 jüdische Emigranten aus Deutschland in die
Reihen der spanischen Regierungstruppen eingetre-
ten seien, um „die Faschisten zu bekämpfen". Wei-
ter melden die jüdischen Vlätter aus Spanien, datz
die aus Palästina gekommenen jüdischen Teilneh-
mer an der sogenannten Arbeiter-Olympiade in
Barcelona infolge der letzten Ereigniffe mittellos
an de-r spanischen Erenze feststtzen, während ihr
Eeld und ihre Ausweispapiere in Barcelona zu-
rückgeblieben seien.
Taifun über Lapan
Tokio, 24. 2uli.
Der kereits gem»-ldete Taifun, der einen Teil
Westjapans heimgesucht hat, hat fur die Stadt Kiu-
schiu geradezu verheerende Folgen. Bis jetzt sind 44
Tote und 27 Vrrwundete festgestellt. 25 Vewohner
des südlichen Teils Kiuschiu werden noch vermitzt.
Der Taifun hatte grotze Verkehrsstörungen zur Folge.
800 Häuser wurden zerstört und gegen 10 000 stnd
durch die Waffermeugen Lberschwemmt. Auch die
Schiffahrt ist schwe: betroffen. 60 Schiffe sind gefun-
ken, einige aufgelausen und viele werden noch ver-
mitzt.
Reichskanzler a. O. Michaelis gestorben
Fürstenwalde, 24. Juli
Der ehemalige Reichskanzler und Oberpräsident
Dr. D. Michaelis ist Freitagvormittag im 79.
Lebe-nsjahre infolge eines Herzschlages in Bad
Saarow am Scharmützelsee, wo er seit Jahren zu-
rückgezogen lebte, verschieden. Dr. D. Michaelis
war nach dem Rücktritt von Bethman-Holweg vom
14. Juli bis 1. November 1917 deutscher Reichs-
kanzler..
Berlin, 24. Juli
Der sranzösische Botschaster. der belgische Ee-
sandte und der britische Eeschäftstriiger haben beute
vormittag i» Abwesenheit von Serrn von Neurath
dem Direktor der Politischen Abteilung des Aus-
wärtigen Amtes des Deutschen Reiches einen Be-
luch abgestattet.
Sie haben ihm osfiziell von de« Schluhsolge-
rungen Kenntnis gegeben, zu welchen die Vertre-
ter ihrer Regierungen bei der gestrigen Zusam-
menkunst in London gelangt stnd. Sie haben da-
dei den Wunsch ausgesprochen, datz die deutsche Re-
gierung die in dieser Verlautbarung enthaltene
Einladnng giinstig aufnehmen möge «nd datz es
bald möglich sei, in gemeinschaftlicher Vereinba-
rnng «inen Zeitvunkt sür die geplante Zusammen-
kunft festzusetzen.
Der Direktor der Politischen Abteilung des Aus-
wärtigen Amtes hat erwidert. dah er noch nicht
in der Lage sei, Lber die Stellnngnahme sei-
ner Regierung eine Mitteilung zu machen, hat
aber den drei Diplomaten gegenüber zum Ausdruck
gebracht, datz ihr Schritt mit sympathischem
Znteresse aufgenommen werden würde.
Geteilte Meinung in paris
Paris, 24. Juli
Zu den Dreierbesprechungen in London sagt
„Oeuvre", datz die Svannung zwischen England
und Frankreich, die im Verlaus der letzten divlo-
matischen Besprechungen zutage getreten sei, glück-
licherweise abgenommen habe. Die Schwere der
Stunde habe die Standpunkte der beiden alten
-vDolksgemeinfcha^
Samstag. üea Lö. Out, >->!»!
Derbündeten angenähert. und ieder von ibnen habe
aus einen Teil seiner belonderen Eestch svunkte
oerzichtet. Auf beiden Seiten habe man das Be»
streben an den Tag gelegt, Zeit zu gewinnen
und Berlin und Rom ohne Aufgabe sest eingenom-
mener Stellungen zu einer Mitarbeit heranzuzie-
hen. Man dürfe stch iedoch nicht allzugrotzem Ov-
timismus hingeben. Das Abkommen vom 23. Juli
stelle auf jeden Fall angestchts der schwierigen eu-
ropäischen Berhältnisse das meiste dar. was man
habe erwarten können.
Durch das Londoner Abkommen erhalte Frank-
reich all das. was es sür wesentlich erachte. d. b.
die Zusicherung einer eventuellen Erweiterung der
Fünsmächtekonferenz. die damit begründet werde.
datz Europa nicht wieder zur Blockbildung zurück-
kehren dürfe. Was die Fünfmächtekonferenz be-
tresfe. so sei man auf sranzöstscher Seite dafür, datz
ste bereits Ende August stattfinde. während man
englischerseits dafür eintrete. datz sie im Sevtem-
ber oder Anfang Oktober. jedenfalls nach der Een-
fer Sitzung, stattfinde.
Jm „Echo de Paris" hält Pertinax zunächst ein-
mal einen Rückblick aus die volitische Entwicklung.
dre diese Londoner Dreierbesprechung notwendig
gemacht habe. und ist aus diesem Erunde mit der
Bezeichnung „deutsche Jnitiative" nicht zusrieden.
Frankreich habe vom ersten Tage ab die Partie
verloren. weil es nicht den Mut besessen habe, d i e
Mobilmachung zu erklären. Von der eng-
lisch-französisch-belgischen Solidarität vcm 19. März
sei lediglich ein zeitlich beschränktes. deienstves Mi-
litärabkommen übrig geblieben. Trotzdem stelle die
Londoner Besvrechung in gewisser Hinstcht einen
Erfolg dar. Die englisch-französisch-belgische Soli-
darität werde ihre volle Wirkungskraft wieder-
erlangen, falls man mit Deutschland kein Abkom-
men schlietzen könne. Den französtschen Mmschen
habe die Londoner Vesprechung weitgehend Rech-
nung getragen. Zahlreiche Fragen seien jedoch
offen geblieben.
Erösfnung des Internationolen Sportstudenten-
lagers. Als erstes der grotzen internationalen Ee-
meinschaftluger, die anlätzlich der Olympischen
Spiele in Berlin die ausländische und deutsche
Sportjugend zusammenführen, wurde am Freitag-
vormittag in Eichkamp zwischen der Deuffchland-
halle und der Avus das grotze Internationale
Sportstudentenlager gemeinsam mit dem Kongretz
für körperliche Erziehung seierlich erösfnet.
*
Neuer deutfcher Votschafter in Madrid. Der
Führer und Reichskanzler hat den Eesandten in
Kairo, Dr. von Stohrer, zum Botschafter in Madrid
ernannt.
4-
lleberfall auf japanisches Polizeiboot. In der
Mandschurei wurde ein japanisches Polizeiboot
überfallen, die Vesatzung ermordet und ins Meer
geworfen.
-tz
Neue italienische Truppen nach Ostasrika. Mit
dem Dampfer „Toscana" wurden 1200 Mann und
65 Offiziere aller Waffengattungen nach Ostasrika
befördert.
4-
LZ „Hindenbnrg" in Rio. Das Luftschiff „Hin-
denburtz" traf Freitag in Rio de Janeiro ein Für
die Samstag früh erfolgende Rückfahrt stnd alle
Plätze ausverkauft.
Oer Stabschef als Kamilienvaier
Berlin, 24. Juli
Dem Stabschef der SA. Viktor Lutze. wurde
am 23. Juli als drittes Kind ein Sohn ge«
boren.
(Weitere poliiik Seite 18)
I5t
Lin Oe5präcil n
Berliu. 24. Jull.
Emil Jannings ist zum Staatsschausvie-
ler ernannt worden. Unser rz-Mitarbeiter hatte
hatte Gelegenhett zu einem Gespräch mit dem
grvtzen Menschendarsteller und gtbt bier seine
Einörücke wieder:
Der grotze Unterschied zwischen dem Theater und
dem Film ist zu sinnfällig, als datz er einer näheren
Erklärung bekmrf. Aber selten wohl hat stch dennoch
jemand klar gemacht, datz dieser Unterschied auch die
Voraussetzungen crheblich oerlagert, unter denen der
darstellende Künstler an die ihm gestellte Aufgabe
herangeht.
Eewitz: auch das Theater ist einer fortwährenden
Umgestaltung und Veränderung unterworfen. Aber
mag stch auch der moralische Sinn des Theaters je
nach dem sittlichen Eehalt der Zeit oerändern, so
bleibt doch die dramaturgischs Eestaltung des Theaters
im wesentlichen bestehen. Hiei ist eine gerade und
fast ungebrochene Entwicklunqslinie sestgestellt, die
wohl weitergesührt, aber nicht mehr umgebogen wer-
den kann.
Diese Feststellung lätzt sich auch hinstchtlich der
Technik des Thcaters (Technik hier im weitesten
Sinne dieses Wortesj treffcn. Eewitz ist auch hier
alles im Flutz, und die Weiterentwicklung der cllge-
meinen Technik wird selbstverständlich auch die Tech-
nik des Theaters beeinfluffen. Dennoch find die
Voraussetzungen für die Weiterentw.cklung des
Theaters so fest gegriindet, datz man doch zumindest
ihre Erenzen und Möglichkeiten übersehen kann.
Wie ganz anders aber liegen die Dinge beim
Film! Hier ist aües noch im Werden und voller
Eärung, sind alle Voraussetzungen schwankend und
die Möglichkeiten unübersehbar.
Der grohe R»iz der Filmarbett
Eerade diese hundert Unwägbarkeiten und Mög-
lichkeiten, meint Emil Jannings, machen den
grotzen Reiz der Arbeit am Film aus. Hier ist noch
rin grotzes, bisher nur wenig erforschtes Betätigungs.
fels für Len wirklich schöpserischen Künstler.
XVcI5 I5t Oe5taIt?
it Lmil )snning5
Allerdings: wer sich wirklich dem künstlerifchen
Film verschrieben hat, mutz in erster Linie e i n
Kämpfer sein. Keiner hat diese Wahrheit mehr
ersahren als gerade Emil Jannings.
Als er sein künstlerisches Intereffe dem Film zu-
wandte, war „Kintopp" noch eine sehr üble Ange.
legenheit, etwas Anrüchiges etwas, woran man viel-
leichi seinen Spatz haben konnte, das aber beileibe
nichts mit Kunst zu tun hatte. Damals gehörte Emil
Iannings bereits zu den ersten Schauspielern des da.
maligen Deutschen Theaters in Verlin. Er hatte
einen Namen, einen grotzen, klangvollen Namen zu
verlieren — und er riskierte ihn.
„Anna Voleyn" wurde gedreht. Es war
ein ganz grotzer, künstlerischer Erfolg. Iannings' Kö-
nig Heinrich war eine blutdurchpulste, kräftig-leben-
dige Eestalt, etne der ganz großen Schauspieler-
leistungen, die längst in dem weiten Himmel Thalias
vsrewigt worden ist.
Aber „Anna Boleyn" war doch nur ein Anfang.
ilm und Kunst'? Die „Vranche" wutzte es beffer.
cberhanpt die „Branche"! Wer den künstlerischen
Film wollte, mutzte zuvor den Kampf gegen dieses
Ungeheuer, das alles vcrschlang, gegen die „Branche"
aufnehmen. Und Jannings scheute den Kampf nicht.
F. W. Murnau fand dann das grotze Thema für
Jonnings. „Der letzte M a n n"" entstand und
widerlegte durch einen künstlerischen Ersolg dic
ganze „Branche". Und nun klomm Iannings auf
jene künstlerische Lebcnshöhe, die er im „Alten
und jungen Künig", im „Traumulus",
ereicht hat.
Von dieser Position aus war es ihm erlaubt,
nunmehr unabhängig oom Beirieb, nur aus eigener
künstlerischer Verantwortung heraus, Filme zu
Ichasfen.
Linnbild fekner geit
Jannings erzählt, wie ihm bei tieferem Eindrin.
gen in die Probleme des Filr"s immer di« Erkennt-
nis kam, datz di« künstlerische Arbeit beim Drehbuch
einzusetzen habe. Es geht nicht, datz man ein Dreh-
buch „nimmt", der Regisseur macht ein paar dicke
Striche und einige grotze Aenderungen, der Haupt-
dcrsteller ändert an seiner Rolle herum, bis ste ihm
genau „sitzt" — und sertig ist der Film. Nein, beim
Drehbuch mutz angesangen werden. Schon hier mutz
die künstlerische Verantworiung sprechen — und so
stellte Jannings, der Darsteller, die Forderung nach
dem Drehbuch als Dichtung auf.
Es war nicht einfach. diese Forderung in die Wirk-
lichkeit umzusetzen. Jn Erich Ebermeyer und R. A.
Stemmle fand er die Männer. die iyn verstanden.
Und so entstand das Drehbuch zu „Traumulus", ein
Merk aus einem Eutz. geboren aus dem Bewutztsein
der Verantwortung gegenüber den Forderungen der
Kunst.
Was Jannings hier in künstlerischer Hinsicht er.
reichen wollte, das wurde tatsächlich erreicht. Er
wollte eine Eestalt schaffen, die in ihrem Wesen das
Sinnbild ihrer Zeit war. Emil Jannings hat dtese
Aufgabe gemeistert. Sowohl sein Soldatenkönig, wie
der Eymnasialprofeffor Niemeyer sind die Geftalten
ihrer Zeit, Ausdruck und Sinnbild ihrer Epoche.
Dann lpricht Emil Iannings von seinem „Bis-
marck." Der Verfaffer des Theaterstücks, Wolfgang
Eoetz. wird auch das Drehbuch schreiben. Und mit
ganz kurzen Worten umreitzt Jannings das Thema,
wie er es steht: die Eestalt Bismarcks als Sinnbild
eines politischen Schick'als, als in sich geschloffener
Kreis voll tragüchen Eeschehens. Versailles stehi am
Anfang dieses Schicksals, meint Iannings, uno es
endet erst wieder — in Versailles 1919...
Und währcnd Emil Jannings Lber alle diese
Dinge Ipricht, blickt man in ein Eesicht, das ohne
Schminke und ändere Hilfsmittel etne Vergangenheit
herausbeschwört, — und dennoch der Eegenwari an-
qchört. Unmöglich, zu sagen, was hier Maske. was
hier Eestalt ist...
Kultui-notiren
Internationale Ausstellung Paris 1SS7. Vom
Mai bis November 1937 veranstaltet Paris die grotze
iniernationale Ausstellung „Kunst und Technik
imLeben der Gegenwar t". Fast alle in
Vetracht kommenden Länder haben ihre Veteiligung
zugesagt. Für die Reise und den Aufenthalt der Aus-
stellungsbesucher smd weitgehenöe Sonderbegünsti«
gungen vorgesehen.
Dentsche Trachtengruppe» in Holland. Am 1.
und 2. August wird im Haag und in Scheveningcn
ein zweitägiges Volkstrachtenfest veranstaltet, an
dem auch deutsche Trachtengruppen aus Oberbayern,
dem Schwarzwald, der Schwalm und Vückeburg teil-
nehmen werden. Dies« Eruppcn werden vom Ham-
burger Weltkongretz für Freizeit und Erholung au»
nach Holland reisen.
Jnternationales Büro des Knnsthandels. Jn Am»
sterdam wurde anlätzlich des Jnternaiionalen Kunst«
Händler-Kongreffes die „Confädsration Internatio.
nale des Nägociants en Oeuvres d' Art" mit dcm
Zweck gegründet, die Interessen des iuternationalen
Kunsthandels zu schützen.
Sauvtkckriftleiter: Franz Bretz.
Elellvertreter: Bernbard Sccaer-NelLe.
Ebes oom Dieuft: Dr Frtedrich Didicr.
BerantwortltL für gnnenooltttk: Fran, Bretz: für
Auktenooltttk und Wtrllckakt: Rernbard Leeacr-Kclbel
lür Stadt Hetdelbera »nd Beweanna Serman» Leitz:
kür Badllcke Nackrickten »nd Svorl: Sermano N-b-rlc;
kür Fenllleton nnd Unlerbalinna: Dr »Iriedr D>dl--r:
kür lämtlicke Reilaaen: Herberi Wiedcmann: kür Ril-
der: Hanvtsckriftleituna; kür Anieiaen- Wilb Bcsvcr.
knmtlick In Heidelbera
Eckrtktleilnna Brnnnenaalle 2» 21.
Berllner Sckeilileltnng:
HanS <8rak Retlckack. Berltn SW 8» ccbarloitenüt t!k5
Nackdruck etaener Bcrlckte obne ansdrückltcke Genebmt«
auna der Sckrikllettnna nlck« aektatlet
Lvreckllundeo der Sckrtkiietinna. käal von IS >7 Ubr.
Kernrui 8710
Für onverlana» rtnaeaanaene Betträae wtrd ke«n«
Berantwortung Ubernommen.
Berlag .Bolksaemclnkckall" G. m b H.. Hanvt»
Krabe >2K l2t> tUnioerltiätsvlatzl
Druck: Hctöelberaer Giitrnberg-Druckeret G m. b H-
D-A. VI 1936: 24 513.
Davon: Beztrksansgabe Qdenwald n. Banland 2 880
Besirksausaabe Rund nm Mosback 8 078
Besirksaiisaabe Der Franke 2 808
Bestrksansaabe Der äralckaau 2 38S
Lur Zeit tlt Pictslllte Nr. S qültta.