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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#1242

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Sslts 2

„Dottsgememfckiast^

Miltmock. dcn L». Levtembeil^.

Lereiten ihr jetzt die Dorgän-re in Spanisch«
Marokko jchwere Sorgen. Die Ernennung des
Eeneral Skogu. s zum Residenten fällt in besonder-
kritische Tage. 2m Auftrage seiner Regierung hat
der französische Konsul in Tetuan, d. h. in der
Hauptstadt der von den spanischen Nationalen be-
h-rrschten Zone, an den Lort kommandierenden
General Orgaz eine auf 48 Stunden begrenzte For-
derung gerichtet, an Frankreich einen Schadenser-
satz oon tzvv 00V Franken zu zahlen und sich zu ent-
schiildigcn, wcil ein in Rabat gebürtiger Franzose,
ein gcwisser Aguilard, der sich im spanischen Eebiet
als kommunistischer Verschwörer betätigte, hinge-
richtet worden war. Der Eeneral Orgaz hatte die
ersten Vorstellungen unbeachtet gelassen und scheint
sich auch durch das vom Konsul Serre überreichte
Ultimatum nicht einschüchtern zu lassen, er hat im
Eegenteil die Franzosen wissen lassen, datz jeder
Fremde, der sich dem Gesetze fügen werde, willkom-
men sei, daß abcr jeder Moskauer Agent, der die
Sicherheit des Staates gefährde, dem Kriegsrecht
gemätz behandelt werden müsse. —

Die Franzosen drohen nun, als Protest gegen
die Spanier, die Erenzen zwischen Spanisch- und
Iranzösisch-Marokko zu schließen. Das aber ist eine
Masinahme, die grotze Erregung und Unruhe her-
vorrufen musi, denn für die eingeborenen Berber
und Mauren sind diese Erenzen etwas Imaginäres,
nicht zu Recht Bestehendes, unter deren Sperrung
sie in erster Linie zu leiden hätten; sie sind an
volle Freizügigkeit gewöhnt, und sie setzen ihre
Produkte dort ab. wo sie Käufer finden. Es kommt
noch hinzu, datz das Tangergebiet, das rings
von der spanischen Zone umschlossen wird, unter
i nt e rnation al e r Verwaltung steht, und datz
dort auch Italien und Portugal ein Wort mitzu-
reden haben, die sich kaum mit der Isolierung von
Spanisch-Marokko einverstanden erklären werden.
Dort zeichnen sich am Horizont bereits Verwicklun-
gen ab, dje nicht auf das Eebiet von Marokko be-
schränkt bleiben werden. —

' Linke französische Kreise haben wiederholt den
Versuch gemacht, die marokkanischen Stämme im
spanischen Eebiet zu einer Erhebung gegen die
Militärdiktatur aufzureizen. Sie sind dabei auf
den energischen Widerstand der eingeborenen Kaids
gestotzen, die sich bedingungslos aufdie Seite
dcr spanischen Generäle aestellt haben.
Auch der Vertreter des Sultans in Tetuan hat die
Partei der Nationalisten ergriffen, und die regu-
laren marokkanischen Truppen kämpfen ebenso piie
die Fremdenlegion tapfer und ohne Murren auf
spanischem Boden gegen die roten Horden Madrids.
Nicht ein einziger Fall von Desertation ist zu ver-
zeichnen gewesen.

Die Marokkancr fllgen sich gern einem autori-
tativen Regime, in dem ihre Sitten und ihre reli-
giösen Gebräuche geachtet werden. Marxisten, und
namentlich 2 uden, die in Französisch-Marokko ge-
fördert werden und die Bevölkerung durch Wucher
aussaugen, sind ihnen verhatzt, und die Agen-
aen der spanischen Volksfront. die in den letzten
Monaten auch in Spanisch-Marokko wühlten, sich
anit den Iuden in der sogenannten Iuderia von
^ietuan verbündeten und die Heiligkeit der Mo-
scheen verletzten, um Streiks anzuzetteln, haben
ihnen die Roten ganz besondsrs verhatzt gemacht.

Die Stellung der Generäle ist in Spa-
nisch-Marokko eine sehr starke, trotz aller Jntri-
gen. die gegen sie gesponnen werden. Zudem ver-
fiigen sie, trotz der Einschiffungen nach Spanien,
nach über Truppen genug, um jeden Putschversuch,
auch wcnn er von autzen hineingetragen wird, im
Keim zu ersticken. Durch die Gegensätze, die sich
zwischen Französisch- und Spanisch-Marokko gebil-
der haben und die sich voraussichtlich im Lause der
Zeit noch vertiefen werden, ist die Stellung des
neuen Herrn in Rabat, Eeneral Noguös, eine be-
sonders schwierigs und verantwortungsvolle gewor-
den.

Oie Grenze aus Gtahl

Oie Magmoi-Lint'e, em mo-ernes irojanisches pfer- — panzerstä-ie unier -er Gr-e

Strahburg, 22. September
„Die Linie Maginot ist Franlreichs
Stolz. Ieder feindliche Angriss wird an die-
fem Festungsgürtel zerschellen!" hat der fran-
zösische Eeneral Gamelin vor einiger Zeit
der Welt verkündet. Jn der Tat lann man
die nach dem sranzöstschen Kriegsminister be-
nannte Maginot-Linie, die mit 2l> Milliardcn
Francs an der französisch-deutschen Grenze ge-
bant wurde, als das gcwaltigste Fe-
stungswerk der Welt bezeichnen.

Der Spaziergänger, der an der französischen
Erenze über die sanften Grasteppiche wandert,
ahnt nicht, datz tief unter seinen FLtzen eine ge-
heimnisvolle waffenstarrende Welt liegt,
ein technisches Wunderwerk, in Beton und Stahl
gegraben, das Frankreich unter gewaltigen finan-
ziellen Opfern ausgebaut hat. Wer einen Vlick in
diese moderne „Unterwelt" tut, glaubt, in ein
phantastisches „Metropolis" versetzt worden zu
sein und eine kühne Zukunftsvision verwirklicht zu
sehen.

Eewaltige Roboter, Lichtsignale und Alarman-
lagen wachen über der Sicherheit der Menschen,
die hier unten leben, nicht anders, als seien sie in
einer normalen Kaserne einquartiert. Eisenbahn-
züge rasen unter der Erde auf und ab, KLHe gra-
sen aus unterirdischen Weiden, ein Kino preist ein
neues Lustspiel an, das den Truppen, die in die-
sen Städten ohne Tageslicht leben, ihre Freizeit
vertreibt. Kein Laut dringt herauf aus diesem
von vielen Tausenden bevölkerten Eelände zur
Erdoberfläche und dennoch würde dieser ganze gi-
gantische Festungsgürtel auf ein kleines Lichtsignal
in wenigen Stunden Tod und Verderben speien.

150000 Soldaten in der Llnterwelt

Die Maginot-Linie beginnt unmittelbar
hinter Basel und stötzt stellenweise 25 Kilometer
tief ins Land. Fhre Gesamtlänge beträgt 300 Ki-
lometer. Auf dieser Strecke gibt es sechs un-
terirdische Städte, von denen jede 2500Ü

Soldaten aufnehmen kann, insgesamt also 150 000
Mann. Augenblicklich, in Friedenszeit, beläuft sich
die Besatzung auf 50 000 Mann, die ständia in den
unterirdischen Eelassen einquartiert ist. Die ein-
zelnen Städte sind durch Bahnen miteinander ver-
bunden. Es gibt eine Zentrale für Sauerstoffap-
parate und eine Zentrale für blaue Sonnenlicht-
lampen, ferner ein eigenes Elektrizitäts-
werk mit vier Eruppen von Eeneratoren; die je
125 PS. stark sind. Auch eine eigene Schleusenan-
lage ist vorhanden. Sie steht unmittelbar mit dem
Nhein in Verbindung, so datz die ganze Welt un-
ter der Erde in wenigen Minuten in einen ein-
zigen riesigen See verwandelt werden kann.
Und dann gibt es noch Wasserstratzen und Ver-
kehrstürme in diesem gigantischen Verteidigungs-
werk, Eisenbahnstationen und Munitionsdepots,
Spitäler, ein Hotel und sogar ein Kino — ein
richtiges Lichtspieltheater mit moderner Tonfilm-
apparatur. Der Schöpfer und Ausgestalter der
Maginot-Linie hat nichts vergessen, was der Sol-
dat im Krieg und im Frieden vielleicht entbehren
könnte.

Stationsvorsteher mit dem Stahlhelm

Ein Militärpolitiker hat einmal gesagt, man
könne den Festungsgürtel der Maginot-Linie nur
mit einem modernen trojanischen Pferd
vergleichen. llnsichtbare „Abgänge" führen in das
Innere des Forts, wo sie sich befinden, vermag nie-
mand zu sagen. Fünf bis acht Stockwerke zählen
die einzelnen Städte. Entweder stnd ste mitStie-
gen und Aufzügen miteinander verbunden oder
eine Serpentine koppelt sie zusammen. Die kur-
venreichen Vetonstrahen, die man in dem Eürtel
findet, stnd so breit, datz zwei Automobile bequem
ncbeneinander fahren können. Ueber diesen Weg
werden die elektrischen Lokomotiven und die Wag-
gons heruntertransportiert, die, zu einem richtigen
Eisenbahnzug zusammengestellt, als „Ringbahn"
den Verkehr unter den sechs unterirdischen Städ-
ten aufrecht erhalten. 120 Kilometer Stundenge-

Genf mst Haager Gerichtshof an

Oer Völkerbund lneist erwartungSgemäß

Gens, 22. September

Die Völkerbundsversammlung bat
am Dienslagvormittag die üblichen Ausschüsse ein-
gesetzt. Wie immer in den letzten Jahren. wurde
aus die Bildung des dritten Ausschusses sür Ab-
rüstungssragen verzichtet, jedoch wurde dem Präsi-
dium die Besugnis erteilt, ihn gegebenen-salls im
Lause der Versammlung nachträglich einzusetzen.
Das wäre vor allem dawn der Fall. wenn die an-
gekündigte französische Abrüstungsinitiative Tat-
sache würde.

Um 11 Ubr begann eine neue Beratung des
Vollmachten - Prüsungsausschusses über die Zulas-
sung der abessinischen Delegation. Die Abes-
sinier haben dem Ausschutz eine Denkschrift für ihre
Rechtslage unterbreitet und verlangen, vor einer
Veschlutzsassung von ibm gehört zu werden. Auch
ersuche sie darum. datz die Versammlung erst 24
Stunden nach Erstattung des Ausschutzberichts eine
Entscheidung tresfe.

Mitags um IV- Ubr beschlotz der Vollmachten-
Prüfungsausschub der Völkerbundsversammlung

einstimmig. die Frage der Zulasiung der abesiim-
schen Vertreter dem Haager Eerichtshos
zur gutachtlichen Stellungnahme zu überweisen.

Ein Jurisienausschutz soll am Nachmittag dip
Form der Ansrage an den Haager Gerichtshos fest-
setzen, die dann am Mittwoch vom Ausschutz geneh-
migt und der Versammlung unterbreitet werden
soll.

Ztalien winkt mit dem Zaunpfahl

Genf, 22. September

Die italienische Abordnung auf der gegenwär-
tig tagenden Konferenz über die Verwendung des
Rundfunks im Jnteresie des Friedens hat an den
Vorsitzenden ein Schreiben gerichtet, in dem sie er-
klärt, von Dienstag ab nicht mehr in der Lage zu
sein, an dieser, vom Völkerbund einberufenen Kon-
ferenz teilzunehmen. Jn diesem Schritt wird hier
ein sehr deutlicher Wink Ztaliens an den Völker-
bund erblickt.

schwindigkeit ist bei dieser Bahn eine Selbstvek
ständlichkeit. Dcr Stationsvorsteher unterschelb?
jich von seinem Kollegen, der auf der ErdoberslaK
seinen Dienst versieht, nur dadurch, datz er ketv
rote Mütze, sondern einen Stahlhelm trägt-

Rotes L'cht: Alarm!

Die Soldaten sind im zweiten Stockwerk
quartiert. Schlafräume und Tageszimmer^ tz",
hell und freundlich und ähneln den weiten Räume
eines Sanatoriums. Die Wände sind in stahlgraue
Farbe gehalten. An der Decke, geschützt durch er"
Elasplatte, hängt eine rote Birne — wenn sie a»i
leuchtet, tritt die Festung in den Alarniz»-
stand. Es ist eine sinnreiche Vorrichtung,
dem schnellsten Wege alle sechs Städte — im m«
tärischen Sinne Stationen — mit einem Schl»A
zu mobilisieren. Die Aerzte behaupten — u»
stützen ihre Behauptung auf das Ergebnis vo
Untersuchungen — dah die Soldaten das Klrm
dieser llnterwelt beliebig lange ohne Schaden S
nchmen, ertragen können. .

Es sind keineswegs besonders ausgebildete ab
gehärtete Truppen, die in die Maginot-Linie 8
legt werden. Zuletzt bestand die Besatzung a»,
Angehörigen der Jnfanterie-Regimenter 168,

146, 153, 37, 23, 172 und 171 — Regimenter a»
den Vogesen, aus Faulquemont und von
Mosel. Die Lebensmittelkammern sind so voüg
füllt, datz die Vorräte bis zu achtzehn Mono
reichen, ohne datz eine neue Zufuhr notwena.
wird. Die Behauptung der Aerzte klingt sog^
recht glaubwürdig, wenn man hört, datz gam
Viehherden das Leben unter der Erde jahrela'»
aushalten. Für Kühe, die man in die Magnm
Linie gelegt hat, hat man sogar eine uE ,
ildische Weide geschaffen, auf dcr sie grasen
nen-

Das ist Frankreichs Verteidigungswerk an
deutschen Erenze!

Der Reichsauhenminister wieder in Budape^

Reichsautzenminister Freiherr von Neurath kehn
am Dienstag von seinem eintägigen Jagüaufeo
halt im Schlotz Eödöllö, wo er Gast des Reichsve
wesers von Horthy war, nach der ungarisoll

Die englische Pressc über die deutschen
manöver. Die englische Presie widmet den grov^,
Herbstmanövern der deutschenLand- undLuftstre^
kräste, die am Montag in Anwesenheit des F» ,
rers in der Nähe von Bad Nauheim eröffnet
den, lange begeisterte Berichte. Mehrere Blaii.
hatten, einer Einladung der deutschen Regieruv»
folgend, ihre militärijchen Korrespondenten zu
Manövern entsandt.

Euglische Verstärkungen für Palältma. Dre K'-

sendung von Truvvenversiärkungen nach Palainv,
dauert unverändert an. Am Dienstag wurden «z
Soutbamvton zwei weitere Bataillone in Sta-
von je 700 Mann eingeschifst.

Vierhundertfahrseier von Valvaraiso. D>e S.t^,

Valvaraiso begeht in diesen Tagen die Nierv.u^
dertjahrseier ibrer Eründung. Die Festlichkeii»
beaannen am Montagsrüh mit einem Eottesdien^
dem der Präsident der Revublik und sämtlich« ^
nister beiwohnten.

IZecjeulunA VoIIc^lum^

Lin Vortrag von prok- fekrle-tZeillestrerg

Karlsruhe, 22. September

Zm Rahmen der Tagung der deutschen Ee-
schichts- und Altertumsvereine sprach Prof. Fehrle-
Heidelberg über „Die geschichtliche Bedeu-
tung des alemannischen Volkstums".

Alemannisches Volkstum, so sührte Prof. Fehrls
u. a. aus, erkennen wir am besten einerseits aus
der Frühgeschichte, andererseits aus Sitte, Brauch,
Kunst und Lied, aus dcr Beobachtung des boden-
gebundenen Volkes, wie führender Persönlichkei-
ten, die mit dem Volk verwachsen sind. Ein Rück-
blick auf die Frühgeschichte der Alemannen zeigt,
datz eine Stammgruppe germanischer Völkerschaf-
ten, bevor sie auf den römischen Eegner stietz, sich
zusammenschlotz, und Alemannen nannte. Sie
kämpften zunächst im Jahre 213 gegen die Römer
am Main, Lberrannten schlietzlich den römischen
Grenzwall, und lagen nun fast 250 Iahre im Kampf
mit den Römern, bis sie diese endlich aus Eer-
manien verdrängt hatten. Jn diesen Kämpfen be-
gegnen wir derselben Treue und Zähigkeit, die
der Alemanne im täglichen Leben, wie in allen
wichtigen Erscheinungen der Eeschichte zeigt.

Alemannischer Volksbrauch lätzt sich zurückfüh-
r»n bis in die germanische Frühzeit. Son-
nenräder, Sonnenscherben und Fasnetfunken, wie
sie heutc im ganzen alemannischen Eebiet bei
Frühlingsfesten üblich sind, kannten die Eermanen
schon in der Bronzezeit. Ebenso waren Sonnen-
sinnbilder damals schon bekannt, die aus solchen
Brauchen herzuleiten sind. Zu ihnen gehört das
Hakenkreuz. Es findet sich in alemannischen Erä-
bern sehr häufig. hat sich aber als Segenszeichen
an Haus und Hof durch alle Iahrhunderte b:s in
die Neuzeit erhalten. Der Lebensbaum oder Win-
termaie, der wieder seit der Bronzczeit vom Nor-
den bis zum Süden unseres Vaterlandes bekannt
ist, ist im alemannischen Eebiet besonders fest ver-
wurzelt, im Frühling sowohl, wie zur Zeit dcr
Wintersonnenwende. Der Weihnachtsbaum, der
«ij den germanischen Wintermaien zurückgeht, hat

im Alemannischen sich verbunden mit dem Lebens-
licht, ist hier zum lichtergeschmückten Weihnachts-
baum geworden, und hat von hier aus seinen Sie-
geszug über Deutschland angetreten.

Auch das alemannische Bauernhaus
kann zurückgeführt werden bis auf die Urgeschichte
unseres Volkes. Die alemannische Mundart klingt
stark an das Mittelhochdeutsche an, zwischen ihr
und dem Nibelungenlied ist kein grotzer llnter-
schied. Ebenso hält das alemannische Bauernvolk
in seiner Tracht zäh am Alten fest.

Die Eigenart des Alemannen erklärt sich im
wesentlichen aus der bäuerlichen Haltung dieses
Stammes. Die zwei Grundeigenschaften
eines Bauern, Neigung zum mythischen
Schauen und andererseits klare Veobach-
tungsfähigkeit, finden wir immer wieder
bei sührenden Alemannen. Hebel verbauert. wie
Eoeths sagt, das llniversum, und gibt idylljsche
Schilderungen des Bauernlebens. H a nsjakob
und Busse stellen Bauernschicksale in ihren Ro-
manen dar. Hans Thoma bringt die leuchten-
den Farben, wie sie der Bauer liebt, zu Ehren.
Bäuerlicher Sinn nach den beiden bezeichneten
Richtungen hin ist vor allem bei Hans Adolf
Bühler ersichtlich: Sinnbildhaftes Schauen, das
sich oft zum Mythos versiichtet, verbunden mit
sachlicher Klarheit. Hermann Burte wirkt in
heroorragender Weise sprachschöpferisch. Anschau-
lichkeit und sinnbildliche Kraft vieler Vegriffe
werden durch ihn aus der Bauernsprache über-
nommen und neu belebt. Emil Gött wird von
Hermann Burte selbst gekennzeichnet als Sucher,
Bauer, Dichter.

Der Alemanne ist schlicht und einfach, ohne
Pose, drängt sich nicht vor, und wird deshalb oft
verkannt. Dabei ist er reich an Jdeen, die er aber
manchmal nicht selbst in die Wirklichkeit umgesetzt
hat. Das haben dann oft die Franken und nord-
deutsche Stammesbrüder getan. Somit entftanden
der Begabung ßinzelnex Stämme ktztsprechegd,

fruchtbringende Wechselbeziehungen zwischen den
Stämmen unseres Vaterlandes. Weil der Alemanne
im Erund seines Wesens ein Bauer ist, ist ihm
Urtümlichkeit und Eründlichkeit eigen.

Deshalb hat merade das alemannische Land
viel Denker und Philosophen hervorgebracht. Die
beiden Männer, die heute an den badischen Hoch-
schulen Philosophie vertreten, in Freiburg Mar-
tin Heidegger, in Heidelberg Ernst Krieck,
sind wohl ganz verschiedens Naturen, abcr eines
haben sie gemeinsam: Sie sind selbständige For-
scher und tiefe Denker, und das verdanken sie in
erster Linie ihrem alemannischen Blute.

Jnfolge ihrer Zähigkeit und Treue haben die
Alemannen durch fast zwei Jahrtausende deutsche
Wacht am Oberrhein gehalten; sie werden auch
für alle Zukunft Hüter deutschen Landes und deut-
schen Wesens dort bleiben.

Kultui-notiren

Deutsches Bühnenwerk i« „Asricaans". Heinz
Steguweits Komödie ..Der Herr Baron sährt ein".
die bisber von 50 deutschen Tbeatern gesvielt wor-
den isi. wurde iür südafrikanische Aussührungen in
Africaans übersetzt.

Felix Dbünens Dichtung „Der Lauser". die

beim OlymvisLen Kunstwettbewerb 1936 mit der
Eoldmedaille sür Lvrik ausgezeichnet wurds. wird
am 22. Sevtember durch den Reichssender Berlin
gesendet.

Französische Ausgabe der Werke Lerschs. We-

nige Wochen nach dem Tode des Arbeiterdichters
Heinrich Lersch wird bekannt. dah eine sran-
zösisch« Ausgabe seiner Werke ersolgen soll.
Die Serausaabe in sranzösischer Svrache will. wie
das Börsenblatt der deutschen Vuchbändler meldet.
Pros. Auger aus Angoulöme besorgen.

Rilke-Uraussübrung in Kassel. Jin Preutzischen
Staatstbeater Kasiel wird in einer Studio-Aussüh-
rung im Laus dieser Svielzeit tdie soeben mit
Shakesveares ..Antonius und Cleovatra" erössnet
wurdel ..Die weitze Fürstin" von Rainer Ma-
ria Rilke zur Urauiiübrung kommen.

Deutsche Künstler auf Auslandsreisen. Ursula

Lentrodt. die bervorragend« deutsche Larsen-

virtuosin wurde ausgefordert im Rabmen
internationalen Künstleraustausches Konzerte
Velgrad. Zagreb und Luxemburg zu geben. .

Jean Kievuras Devisennöte. Dem berübm^
Sänger erging es, wie den meisten reisenden
beutzutage: er verdiente in Wien viel
konnte es jedoch wegen der Devisenordnung u'itz
ins Ausland mitnehmen. Also bat sich
Kievura jetzt inWien ein dreistöckiges Mietha^
gekaust. das — „klein aber mein" — allerdiu"
auf dem Opernring sieht.

Deutsches Schulsilmwesen mustergültig. Ä,
Pariser Theaterzeitung „Comoedia" veröiientUdV,
am 17. September einen langcn sehr ausiU»^
lich gebaltenen Bericht über die Organisation » <
deutschen Lebrsilmwesens. Jn diesem Artikel.
den Titel trägt „Ein nachabmenswertes Beiiv>-'g
wird auch berichtet. datz eine grotze Anzabl
Ländern vom Reichsunterrichtsminisierium Kow v
des Eesetzes angefordert haben. das in Deutschm
das Schulfilmwesen neu organisiert bat.
_^

Sauvtkchristleiter: Fran, Bretz.
Stellvertreter: Bcruhard Secger-lkrlb« <in Urlaub''
Cdcl oom Dicult: Dr Sriedrtck Didier.

Beranlworlllch für Innenooltttk: Hrau,

Autzenvolitik und WirtiÄait: i. B.: Fra», ÄM
lür Stadl Heldelbera »nd Beweauna Sermann
fiir BadifKc Nackrickten mid Svort: Hermann lleb^.c''
für Fenilleton und Unterkialtuna: Dr. itricdr.
kiir säwtlicke Beilagen: Herbert Wtedemann: für Lp
üer: Hauvtsckriftleitaug: sür Anzeigen: Wisk. B«*>"
fämtlick in Heidelberg.

Eckrtflleitung- BriinnenaaNe 2v—21.
Bcrliner Tckrillleitung:

Hau» Graf Reikckock. Berlln SW 8" Cbarlatlenttr ' p
Nackdruck elgener Bertckte ohn« anSdrücklicke Geneb"'
gung der Sckriktlettuna nlckt acltattet.
Svreckstunden der Sckrtstlelliing: Tägl. von lS—>^»
Kernrul 8740.

Für unoerlangi cinaeganacne Bctträge wtrd ke>»
Bcrantwvrtung übcrnoinmcn.

Berlag »Volkögemciulckalt" G. m b HaoU>"
strahc ILK IM lUnivcrfltätövlaSl.

Druck: Hetdelberaer Gnicnberg-Drnckere« G «-

D.-A. VIIl. 36: 23 880.

Davon: Bezirköauägnbe Odenwald n. Banland ogld

Bezirksausgabe Nnnö »ni Muöback a-zir

Bezirköausgabe Der Kraickgau qzü»

Bezirkeausgabe Dcr Franke ^

Lur ZeU tlt PretsUkt« Nr. S aü'tla.
 
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