Leiie 2
„Dolksgemelnschafi^
Mittwoch. dc» »tl. S^vtowdclU^
deren Seite ist seine Ware, die er auf dem Aus-
landsmarkte anbietet, lelbft wenn der Preis no-
minell derselbe bleibt, für den ausländischen Käu-
fer jetzt billiger geworden. Das kdnnte zu
einer Belebuno der Exportindustrie sühren. Aber
man mutz beruckstchtigen, dah die Aussuhr in der
sranzösischen Eesamtwirtschast niemals eine so
ausschlaggebende Rolle gespielt hat wi« etwa in
England, und selbst England hat nach der Psund-
adwertung keine erhebliche Exportsteigerung zu
perzeichnen gehabt.
Wichtiger sür Frankreich sind die Wirkungen
nach innen. Dre Bank von Frankreich kann
zunächst einen beträchtlichen Buchgewinn durch die
Hoherbewertung ihrer Eoldbestände verzeichnen,
der bei LSprozentiger Abwertung mehr als 13
Milliarden Franken ausmachen würde. Aber die-
ser Betrag slietzt zum grötzten Teil in den De-
visenausgleichsfond, so datz aus ihm grotze Vor-
teile, berspielswerse auch für die Finanzen des
Etaates, nrcht zu erwarten stnd. Man rechnet aus
sie wohl mehr als Folge der erhossten Verslüssi-
gung des Eeldmarktes, die die Anleihepolitik der
Regierung erleichtern würde, und der wirtschaft-
lichen Belebung, die zu höheren Steuererträgnis-
sen sühren könnte.
Datz diese wirtschaftliche Belebung sich aber
ollein aus den Erporterleichterungen
ergeben könnte, ist oei der Struktur der sran-
zösischen Wirtschgst kaum anzunehmen. Dazu
kommt, datz man mit Lohn- und Preissteigerungen
rechnen mutz und die gleitende Lohnskala, die
Blum verheitzen hatte, deutet ja schon daraus hin,
datz diese Wirkung als unvermeidlich angesehen
wird. Jn England hat die Pfundabwertung keine
nennenswerten Lohn- und Preissteigerungen im
Eefolge gehabt, weil ste in eine Zeit stnkender
Weltmarktpreise fiel und dadurch bis zu einem ge-
wissen Erade aufgefangen wurde. England hat
nicht einmal eine wesentliche Steigerung der
Preise für den ausländischen Rohstoffbezug zu
spüren gehabt. Die französische Frankenabwertung
aber erfolgt in einer Zeit steigender Welt-
marktpreise. Das wird für die Entwicklung des
ganzen französtschen Preisgebäudes sich eben nach-
teilig auswirken.
Wesentlicher als die Abwertung selber wird es
sein, ob die Regierung durch die geeigneten wirt-
schaftspolitischen Matznahmen nunmehr, nachdem
dieser Faktor ewiger Ungewitzheit ausgeschaltet ift,
der Wirtschaft Auftriebe zu geben vermag. Jn
dsr Beziehung kommt den von einer Londoner
Quelle angezeigten handelspolitischen Abmachun-
gen der drei Partner des Währungsabkommens
unter llmständen Bedeutung zu. Autzenwirtschaft-
lich hat sich seinerzeit in England gezeigt, datz das
in der Welt bestehende System der Zölle und
Kontingente die möglichen günstigen Wirkungen
der Abwertung grütztenteils auffing. Zm Innern
konnte die jetzt verminderte Kaufkraft des Fran-
ken vielleicht dazu führen, datz die Sparstrumpfe
der Bsvölkerung fich öfsnen und damit Kapitalien
jS^eine nutzbare Anlegung in der Wirtschaft frei
werden. Das wird freilich nur dann geschehen
»«»« die Regierung nicht durch ncue wirtschaft-
liche Experimente den Sparer abschreckt. Vorläu-
fig flüchtet er noch in die Sachwerte, d. h. er legt
die gehorteten Eelder erneut m einer toten Form
sEst. Johannes Buschmann.
Die pflicht -es Bauern und derHausfra«
Reichsminister Oarrß über unsere Ernährungslage — „Gs braucht niemand Gorge
zu haben, daß er nichi satt wü d"
Kranzösifch -englische Konferenzpläne
Paris, 29. September
,,E cho de Paris", „Oeuvre" und andere
Bkälter melden aus Eenf, datz ein französisch-eng-
lischer Vorschlag zur Beseitigung der Zollkontin-
gsnte und der Währungskontrolle vorbereitct
werd«. Nach dem „Oeuvre" w'rd Ministerprästdent
Vlum Ende dieser Woche in Eens den Zusammen-
tritt einer Konferenz in Basel vorschlagen.
Der Autzenpolitiker des „Echo de Paris" glaubt
z« w sten. datz Eden und Delbos der Völkerbunds-
yersammlung einen diesbeziiglichen Entschlietzungs-
«ntwvrf unterbreiten werden.
verlin, 2g. September
Der „Dölkische Beobachrer" verössentlichte am
Dienstag giundjätzliche Aussiihrungen des Reichs-
ernährungsministers R. Walther Darrs zur
Ernährungsgrundlage, in denen es u. a.
heitzt:
Ein neues Wirtschaftsjahr beginnt. Wie zeigt
fick uns die ernährungswirtschastlichc Lage? Was
erwarten Führer und Volk als selbstverftändliche
Pflichterfüllung? In jedem landwirtschaftlichen Be-
trieb mutz heute jede einzelne Matznahme aus das
Eesamtwohl eingestellt sein. Richtunggebend sind
hiersür neben dcn Zielen der Erzeugungsschlacht
vor allem die Anweisungen und Anordnungen der
Marktordnungsorgane. Jetzt kommt alles
daraus an, datz die deutsche Landwirtschast ihre Er-
zeugnisse in ständigem, regelmähigem Flutz zu den
sestgesetzten Preisen an den Markt bringt. Eewis-
srnhafte und pünktliche Erfüllung der vorgeschrie-
benen Ablieserungspslichten ist einer der dringli-
chen Forderungen der Dolksernährung.
Bauern und Landwirte, die gegen diese Vor-
schristen verstotzen, schädigen das deutsche Dolk. Ee-
wissenlos gcgenüber dem Eesamtwohl des Volkes
handeln auch jene, wenn es auch nur Ausnahme-
erscheinungen sind. die als Erzeuger, Derteiler oder
Verarbeiter aus Eewinnsucht höhere Preise fordern
als nach den geltenden Vorschriften zulässig ist.
Dies betonr ich mit nachdrücklichstem Ernst. D i«
Pflichtvergess«nen wirdder Staal tn
Zukunst hart anpacken, um die Volksge-
meinschast zu schützen und um zu verhindern, dah
einzelne das Ansehen und die Arbeiter ganzer Be-
russstände zu untergraben versuchen.
Dcr nationalsozialistische Staat hat, getreu sei-
nem bei drr Machtiibernahme gegrbeuev Berspre.
chen, die deutjche Landwirtschast oor drm drohru-
deu oölligen Zusammenbruch grrettet uud die wirt-
schaftliche Laae der deutschen Landwirtschast rnt-
jcheidend verbessert. Die Preise drr landwirtschast-
lichen Erzeugnisse stnd au» ihrem, die Erzeugung
lähmendrn Tiefltand wieder an deu allgemeinen
Preisstand unserer Bollswirtschast hrrangrsührt
wordeu.
Dank den Erfolgen der Erzeugungsschlacht ist
die Ernährung unseres Volkes schon heute zu 89
bis 85 Prozent gestchert — 1925 waren nach den
Berechnungen des Institut» sür Konjunktursor-
schung nur 75 Prozent aus eigener Lrzeugung ge-
sichert. 15 bis 20 Prozent unseres Bedarfs an Nah-
n-ngsmitteln müssen aber auck heute noch aus dem
Auslande eingeführt werden. Wir können bei nor-
malen Ernten aus eigener Erzeugung decken, den
Bedars an
Brot und Mehl zu 199 Proz.
Speisekartofseln zu 100 Proz.
Zucker zu 100 Proz.
Frifchmilch zu 190 Proz.
Oeutschlands Mcht aus Kolonien
Zuschristen an die »Times^
London, 29. September
Der konservative Unterhausabgeordncte, Oberst-
leutnant Sir Arnold Wilson. setzt stch in einer
Zuschrift an die „Times" sür das deutsche Recht
auf Kolonien ein. Er weist zunächst in dcr „Ti-
mes" veröffentlichte Behauptungen des jüdischen
Abgeordneten Adams zurück. datz Deutfchland für
die Kolonialverwaltung unfähig sei und datz Kolo-
nien keinen wirtschaftlichen Eewinn für Deutsch-
lund darstellen würden. Wilson sagt, es sei Unstnn,
dabei Zisfern ous der Vorkriegszeit heranzuziehen.
Zunächst habe Deutschland die Kolonien nicht lange
genug besessen, um sie voll entwickeln zu können.
Wenn es in der Lage gewesen wäre, von 1914 an
eine ständige fortschrittliche Entwicklung in Eang
zu halten. selbst in dem nur sehr bescheidenen Aus-
matz, das England in den angrenzenden Eebicten
erzielt habe, dann würde Deutschland jetzt aus sei-
nen afrikanischen Kolonien einen doppelt so hohsn
Hundertsatz seiner Einfuhren beziehen als England
aus seinen Kolonien in Afrika.
Ein Dergleich mit der Dorkriegszeit verbiete sich
ouch angesichts der Leistungen des National-
sozialismus in der wirtschastlichcn Entwicklung
Deutschlands. Zu der Behauptung, datz das natio-
nolsozialistische Deutschland kein zuverläiliger Treu-
händer der Einqeborenen wäre, sei zu erklären, datz
kein Staat in Europa besser geeignet sei, eine wür-
dige Rolle der Kolonialmacht zu spielen. Die Vor-
kriegsleistungen in den deutschen Kolonicn seien
anerkennenswert und ebenso gut wie die irgend-
einer andercn Macht.
Angesichts der Echwierigkeiten und blutiqen Er-
eignisse in den Kolonien anderer Länder, stehe es
niemand zu. ein Urteil über Deutschland als Kolo-
nialmacht auszujprechen.
Niemand könne ernstlich fordern, datz die gegen-
wärtige Verteilung der asrikanischen Kolonien
ständig bestchen bleiben und die grötzte Macht
i» Europa ausgeschlossen werden solle. „Laht uns
offen anerkennen, daß die Klauseln des Versailler
Vertrags, die Dcutschland seiner gesamten Ueber-
scebesttzungen beraubten, neu geprüst werden müs-
sen. Das asrikanische Problem wird bald so schwie-
rig sein, daß es die Mitarbeit jeder europäijchen
Macht erfordert."
Sir Arnold Wilson äutzert dann die Anstcht, datz
der Friede Europas in den nächsten Iahrzehnten
nichi von einer Reviston der osteuropäischen Gren-
zcn, sondern von der Stellungnahme Englands zu
ven K o l o n i a l b e st i m m u n g e n des Versailler
Vertrags abhängen. Die weitere Einbehaltung der
früheren deutschen Kolonien durch England und die
Aufrechterhaltung des Status quo in Asrika sei
keine gerechte Säche, gehöre also nicht zu den Din-
gen, für die die gegenwärtige Eeneration zu kämp-
fen bereit sei.
2n einer weiteren Zuschrift von Eeneral Waters
heitzt es, die deutschen Kolonien seien 1919 mit der
Vcschuldigung beschlagnahmt worden. datz Deutsch-
land schon lange vor 1914 dcn Kricg geplant habe.
1920 jedoch habe Lloyd Georgc bekanntlich, einer
der Urheber des Versailler Vertrags, erklärt, datz
diese Beschuldigung unzutrefsend sei. Deutschland
verlange jeht eine Entschädigung für seine Kolo-
nien, und die einzigen Möglichkeiten seien entweder >
eine friedliche Regelung oder ein Krig.
Bei Eemüse und Fleisch erzeugen wir jedoch "N
eiwa 90 bis 94 Proz. im Inland. Bci Eierir ""
Molkereierzeugnissen beträgt die SelbstnersolgUu»
etwa 80 bis 85 Proz. und bei Fetten sogar nuk "
bis 55 Prozent.
Deutschlands Ausfuhr an JndustrieerzeugnE
stötzt im Ausland aus grotze Schwierigkeiten.
können deshalb dcn Umsang unserer Ausfuhr n'A
teliebig erweitern. Den Erlös aus unserer
fuhr brauchen wir abcr nicht nur zur Beschafsu''u
der uns im Jnland sehlenden Lebcnsmittel.
dern in erster Linie auch sür die Befchassunu
von Rohstossen.
Berzicht auf die Einfuhr von Rohstofsen
sten einer oerstärktcn Lebeusmittcleinfuhr
bedeuten, datz Millionen deutsche Volksgenol!
wieder ln das Elend der Arbeitslosigkeit zuküaS
stohen werden. ,
Da« deutsche Bolk wird lieber vorllberghfs!
etwa» weniger Fett oder etwas weniger
oder weniger Eier rssen, als der Eeitzel der ^
bcitslosigkeit i» Deutschland ueuen Raum j" -
währen.
Die Reichsregierung erwartet deshalb vov ^
deutschen Haussrau, dah ste diese gelegeatlich
tretenden Mängcl an einzelnen Lebensmitteln
Vcrständnis aufnimmt und durch geschickte«
weichen zu anderen, reichlicher vorhandenen R''"
rungsmittelu ausgleicht.
Es braucht niemand Sorge z» habe«, datz
nicht satt werden wird. ,
Das peringe Opser. das wir dem Aufbau
starken Reiches in Freiheit und Unabhäagltz''',
hier bringen, ift nur ein Opser an Beq»e
l > chkeit. Es geht um Deutlchlands gesicherte 3^
kunst Darum sagen wir die Dinge wie sie
wie sie nicht anders scin können. in dem sto"»,
Wissen, datz das deutsche Volk sich seiner Peka»
wortung oor der Ceschichte bewutzt ist.
-anvtschriktleiter: Fran, Bre».
Ltellvertrrter: Bernbard Secacr-»elbr «>n Ur
Ebel vo« Dieukt: Dr Friedrich Dldier-
BerantworMck titr Inncnvollttk:, Kranr NreN.^,
Autzenvoltltk »nd Wtrtkchokl: t ^- ^ranz
k«r S'ad! Seidelbera »nd Bewcauna: Serman»
wr.Babt'che.Rachrlchten nnd Svvrt-Scr«a»a
kttr fteuilleton nnd ttnterbottiina: Dr ilricdr. D'^ss,
'ür sfimiliche Nei'naen: H^berl Wl-demann: kttrAK
der: HauvtlchriMeltnua: lür N nz 'tyeit.l Wild.
lämtltck In Seide'brra. >
LLrittleüiina: Brnnncnaotte 20—24.
Ncrllner Sckrtttleltnua: .«z.
HanS Grak Rett»a». Berlin SW 68. CbarlottenNr ' :
Nackdriick etaener Bertckte vkne aii?dr>ickticke G'" -
mtauna der Sckristlettiina n cki aettattet.
Svrechltundcn der Schrttileitnna: Tägl. pön lS—17
ilernrn» 8740:
tzttr unverlonat elnaeaanacne Bctträae wtrd kestt*
Verantwortnna Ubernommcn.
Berlaa »Bolksacmcinschakt" G « b. s.. Saov^
kratze lLk t?8 ittntvekkltätsvlabl. ^
Druck: Hetdelberaer Giitenbcra-Driickerct <S. m. b-
D.-A. VIII. 38: 23 689.
Davo» Bcütrksansaabe Odenwald ». Baiilanb
Ne-ilrksansaabe Rnnd nm Mosbach äzi
BenirkSansaabe Ter kzranke
vc,irksan?aabe Dcr llraickaau
8ur .tzelt t« Vreislikte Ri « attltia.
t^ei'mann 6urte: »^senscti mit um«
Lckaurp el-Upautkütimng im 5taal§tlieater Karlbrutio
Im Rahmen der Kulturwoche des Eaue« Ba-
dcn brachte das Staatstheater Karlrruhe das erst
vor wen gen Wochen als Manuskript beendete
Schauspiel Hermann Burtes: „M ensch mit
u n s" in llraufsührung heraus.
Burgunder König Eunther sStefan Dahlen)
beschwört Sigsried von Niederland (Paul
Hierlj unter Lrinnerung an den Eid der Bluts-
brüderlchast, Brunh.ld (Eva Fiebig), die ihm besiegt
von Jrland nach Worms solgte, gefügig zu machcn.
Er zwingt fie nicht. Sigfried weckt in Brunhild das
Weib, das gel'ebt sein, stch verlieren will, das
sich, selbst geballte Kraft, jedoch nur einem Stär-
keren verschenken kann. In seiner grotzen Liebe
zu Erimhild (Elfriede Paust) plaudert Sig-
frieh das Geheimnis aus. Hagen (August Mom-
ber) eingerechnet, wissen es bald fünf Mcnschen,
,,zwei davon sind Frauen". Nach Hagens Urteils-
ipruch mutz darum Sigfried fallen; das Känigreich
ist in Gsfahr. Brunhild sieht stch his ins Innerste
betrogen, von dem ihr von Natur und Art be-
st mmten Bräutiaam fo sehr beschmutzt, datz gleich-
salls Blut und Lebcn »inztge Sühne ist. Sre stirbt,
nachdem sie Sigfried den Weg nach Wallhall ge-
fiihrt, durch eigene Hand.
Das ist in grotzen Zügen die Handlung, die von
Brunh ld als dynamischem Mittelpunkt zetragen
wird, Es ist das unstreitige Verdienst Burtes, ihre
herzergreifende Tragödie gestaltet zu haben. Men-
schen können solche Schmach nicht überwinden, oiel
rp:niger diese Frau, die Wotans Schtldmaid war.
llm dieses Kernstück grell zu beleuchten, gibt Burte
Er.mbild preis. Gunthers Schwester wird zur
Schwatzerin, aus eigener verletzter Eitelkeit dcn
Eatten opsernd. Sie hängt an Sigfried, wie ein
Weib nur hängen kann, doch ihre Liebe ist zu
menschlich klein und so im letzten brüch^, wie
Moral in Worms im ganzen eigenaitige» Eepräge
Irägt.
Erimhild so verwandelt zu sehen, ist ncu. In
unserer Vorstellung iebt ste als die Rächenn, dre
Mordtat Hagens zu tilgen. Erst spät ist uns auf-
gegangen, dah ste mit der Etzci-Heirat ihre
Art verleugnet. Der Stre.t der Köni
ginnen ist im Nibelungenlied so weit zurückgc-
drängt, datz die Schuld Grimh lds wcnig in Er-
Icheinung tritt. Für Burte handeln einzig und
allein nur Sigfrled und Brunhilde übermenschen-
groh. Sie kommen um, weil sie stch Menschen ein-
zufühlen bemühen, sich in ihre Schwächen ver-
strickcn. Es ist beitzende Ironie, datz als „die bei-
den Menschenechsen tot", der trugbcladene. in en-
gem Kreise stch drehende „Adel von königlichem
Eeblüt" triumphiert.
Die einzige Fiaur, die bleibt, wie wir sie
früher saken, ist König Eunther. Unentschlossen.
weich uno ständig zu Bergleichen bereit, ein
Schwächling aus dem Thron. llnwirklich faft ist
jeine Suggestipgewalt, Stgsried so ties in Schmach
hinabzuzlehen. Datz Sigfned diesem Mann Eefolg-
Ichaft bietet und späterhin noch leistet, ist lediglich
erklärbar in seiner Verzückung für Erimhild. Sig-
fried, der unverwundbar Starke, kann nicht haf-
jen, sonst hätte sich sein Schwert geholt, was
man ihm bei Hose hinterhältig weigerte, die
wahre Herrschast über Burgund. Lichtgestalt
bleibt Eiselha (Heinz Eraebe). Er ist der ein-
zige Mensch in Worms. der über seinen Schatten
zu Ipringen weih, der oersteht, datz Gewalten zur
Entscheidung drängen, grundsätzliches Weltge-
Ichehen, Weltgefchichie Burgund zur Wahl in die
Hand gegeben ist. Zu winzig ist der Horizont der
andern Edlen bei Hof. Machtgeiz uno salsch ver-
stqndenes Königtum treibt sie dcm Abgrund zu.
Erbarmlich klein gesiegt stehen ste am Ende da,
kaum wert, datz Etzel ihre Burgen sordert und
zerstört.
Und Haaen? Welche R"9e ist lhm zuge-
dacht? El hat die düstere Eestalt behalten,
Erimhild ist Schachsigur sür ihn. Er mordet,
weil er das Geschlecht der Giebiche gesährdet
yeht, weil Eunther dre Krone geraubt werden
könnte. Erausig ofscn ist sein Wort. Er ist der
Widerspicler und Antipode des Lberragenden
Niederländers. Er ist grotz in seiner Art. Dah
Burte ihn in der Femeszene wohl jedem unver-
ständliche Dinge sagen lätzt, blekbt übersteigertes
und strittiges Problem.
Streng konsequent geht Brunhild ihren
Weg: Erst Sigfried und dann sic. Was Menschen-
geist im Leben ihr oersagt, holt ste sich selbst im
Tod. Zwei innerlich so unbedingt zusammenge-
hörige Wesen stnd nicht zu trennen. Tod kann da
nicht scheiden. Dieser Schluh und Brunhilds
Schritt stnd menschlich uns sehr nah. Sie trägt den
Sieg daovn. Sie hat geschenkt im Elauben an die
Kraft. Blut sprach zu Blut; nur so entsaltete sie
jich, brach Jslands Elut aus ihr. Ja, sie ist wahre
Königin auch als Erimhild sie an den Boden
drückt und sich an ihren Qualen weidet.
Selten wurde Frauenhah und Frauenkam^f so
ohn« Schleier dargestellt. Burtes gewattige
Sprache erschüttcrt hier. Weib, aanz Weib ist
Brunhild; Weib, ganz Weib ist Erimhild. Aber
zwischen beiden liegt eine abgrundtiese Kluft. Er-
löst kann Sigfried nur durch erstere werden. Der
einen Liebe erhebt, der anderen mutz allmählich
Ausqabe der eigenen Wesensart nach sich ziehen.
Herrlich ist, datz Sigfried an Brunhilo zu-
grunde geht.
„Mensch mlt uns", nannte Burte das Spiel.
Warum? Siegfried steht ein. dah er gefehlt. Er.
der Uebermensch, will, weil er durch Menschen zur
Schuld getrieben. stch nun oon ihnen gerichtet wis-
sen. Sie geben ihn auf, verzichteten daraus, datz
er durch Opferung des Nibelungcnhorts, der Kappe.
die unstchtbar macht, der Hornhaut. die die Un-
verwundbarkeit ihm schus, so wird wie ste. Sie
morden. wei» sie nicht verstehen und nennen es
r, chten. Die Mensckheit richtet in dem Stück stch
selbst. Sie kennt die Stelle, wo der zu ihnen Herab-
gestiegene zu töten ist. Da stötzi ste zu. UebergibtzeZ
knnn sie unter stch nicht dulden.
Anklage ist diejer Ausklang, hossnungslos; trag-
bar, weil dleser Sieafried artmäßig siichl ^
Worms gchört, von Nornen getrieben, advc ^
fer. wird. Hart, mylhisch schwer. wie die Eagr. '
das Eeschehen ab. Mehr Licht, Erlöfungsjqtt"^
HLtte wohlgetan.
Der Abend wurde fiir Burte ein Erfokg.
Regie hielt die länger als dreieinhalb Stu"
währende Aussührung zusammen. Noch fehlt
Stück der schlackcnlofe Eutz Ueberarbeitung
Szenen mutz von Dorteil sein. Die rassische
tung wirkt wie unbchauener Stein, der »och
völlig eingefügt erscheint. E n t ch r i st l i ch t
Stosf, das ist ein sundamentaler Versuch.
schwer einzusehsn, warum gerade hier die Brei^
gelegt werden soll. bei einem Heldenepos. in
wir bis heute Sigfried als grotzen, reinen n e
dischen Menschen verehrten. Warum diese
ftalt. die zu erreichen. Sehnsucht aller Deutsche"
verkleinern und ruichsetzen mit soviel SinnenluOj,,
Ilt da das volksnahe. urjprüngliche Nibelungeni
Waaner, Hebbel, nicht meilenweit voraus? ^
Ein ausqewogenes. künstlerisch hochstchf"^«
Ensemble lebte mit. Ela Fiebig gab die »tö,,
bild mit Format Paul Hierl als Siofried " ^
Momber als Liaqen können schwerlick übc'te"'ar.
werden. Erimbild so, ist eine undankbare
Elfried« Paust vertrat ste meisteryaft. Ein
nig männlicher kann Dahlens Eüntber lckon
Er ist Köniq immerhin darf stch rmn Eiselher
»bcrspielen lassen Dolker sKarl M a t b i a-)>^g
Sänger. lcbt mit Haaen aus demselben Stern
Lied will Blut. oerzichtct auf unsere, uns übe"
fcrte Sympathie. »
Ein grotzer Kreis hatte sick eingefunben.
Burte-Uraufsührung entgegenrunehmen. Unter
Fcstaästen weilte Knu'eiter Robcrt Wagn.e r,
nisterpräfldent Köhler, Kultusminister..
Macker, Landeskulturwalter Schmid. Gs"'^i,
fiihrrr Kemper. zahlreiche Dertreter der
ihrer Formotioncn. des Staates sowie des gr>"^,
ten badilchen Kult»''ebens. Reicher Beisall
dcm Dichter zuteil. Mehrfach mutzte er vor
Vorhang Ueten. .
vr. kneär. viäie''
„Dolksgemelnschafi^
Mittwoch. dc» »tl. S^vtowdclU^
deren Seite ist seine Ware, die er auf dem Aus-
landsmarkte anbietet, lelbft wenn der Preis no-
minell derselbe bleibt, für den ausländischen Käu-
fer jetzt billiger geworden. Das kdnnte zu
einer Belebuno der Exportindustrie sühren. Aber
man mutz beruckstchtigen, dah die Aussuhr in der
sranzösischen Eesamtwirtschast niemals eine so
ausschlaggebende Rolle gespielt hat wi« etwa in
England, und selbst England hat nach der Psund-
adwertung keine erhebliche Exportsteigerung zu
perzeichnen gehabt.
Wichtiger sür Frankreich sind die Wirkungen
nach innen. Dre Bank von Frankreich kann
zunächst einen beträchtlichen Buchgewinn durch die
Hoherbewertung ihrer Eoldbestände verzeichnen,
der bei LSprozentiger Abwertung mehr als 13
Milliarden Franken ausmachen würde. Aber die-
ser Betrag slietzt zum grötzten Teil in den De-
visenausgleichsfond, so datz aus ihm grotze Vor-
teile, berspielswerse auch für die Finanzen des
Etaates, nrcht zu erwarten stnd. Man rechnet aus
sie wohl mehr als Folge der erhossten Verslüssi-
gung des Eeldmarktes, die die Anleihepolitik der
Regierung erleichtern würde, und der wirtschaft-
lichen Belebung, die zu höheren Steuererträgnis-
sen sühren könnte.
Datz diese wirtschaftliche Belebung sich aber
ollein aus den Erporterleichterungen
ergeben könnte, ist oei der Struktur der sran-
zösischen Wirtschgst kaum anzunehmen. Dazu
kommt, datz man mit Lohn- und Preissteigerungen
rechnen mutz und die gleitende Lohnskala, die
Blum verheitzen hatte, deutet ja schon daraus hin,
datz diese Wirkung als unvermeidlich angesehen
wird. Jn England hat die Pfundabwertung keine
nennenswerten Lohn- und Preissteigerungen im
Eefolge gehabt, weil ste in eine Zeit stnkender
Weltmarktpreise fiel und dadurch bis zu einem ge-
wissen Erade aufgefangen wurde. England hat
nicht einmal eine wesentliche Steigerung der
Preise für den ausländischen Rohstoffbezug zu
spüren gehabt. Die französische Frankenabwertung
aber erfolgt in einer Zeit steigender Welt-
marktpreise. Das wird für die Entwicklung des
ganzen französtschen Preisgebäudes sich eben nach-
teilig auswirken.
Wesentlicher als die Abwertung selber wird es
sein, ob die Regierung durch die geeigneten wirt-
schaftspolitischen Matznahmen nunmehr, nachdem
dieser Faktor ewiger Ungewitzheit ausgeschaltet ift,
der Wirtschaft Auftriebe zu geben vermag. Jn
dsr Beziehung kommt den von einer Londoner
Quelle angezeigten handelspolitischen Abmachun-
gen der drei Partner des Währungsabkommens
unter llmständen Bedeutung zu. Autzenwirtschaft-
lich hat sich seinerzeit in England gezeigt, datz das
in der Welt bestehende System der Zölle und
Kontingente die möglichen günstigen Wirkungen
der Abwertung grütztenteils auffing. Zm Innern
konnte die jetzt verminderte Kaufkraft des Fran-
ken vielleicht dazu führen, datz die Sparstrumpfe
der Bsvölkerung fich öfsnen und damit Kapitalien
jS^eine nutzbare Anlegung in der Wirtschaft frei
werden. Das wird freilich nur dann geschehen
»«»« die Regierung nicht durch ncue wirtschaft-
liche Experimente den Sparer abschreckt. Vorläu-
fig flüchtet er noch in die Sachwerte, d. h. er legt
die gehorteten Eelder erneut m einer toten Form
sEst. Johannes Buschmann.
Die pflicht -es Bauern und derHausfra«
Reichsminister Oarrß über unsere Ernährungslage — „Gs braucht niemand Gorge
zu haben, daß er nichi satt wü d"
Kranzösifch -englische Konferenzpläne
Paris, 29. September
,,E cho de Paris", „Oeuvre" und andere
Bkälter melden aus Eenf, datz ein französisch-eng-
lischer Vorschlag zur Beseitigung der Zollkontin-
gsnte und der Währungskontrolle vorbereitct
werd«. Nach dem „Oeuvre" w'rd Ministerprästdent
Vlum Ende dieser Woche in Eens den Zusammen-
tritt einer Konferenz in Basel vorschlagen.
Der Autzenpolitiker des „Echo de Paris" glaubt
z« w sten. datz Eden und Delbos der Völkerbunds-
yersammlung einen diesbeziiglichen Entschlietzungs-
«ntwvrf unterbreiten werden.
verlin, 2g. September
Der „Dölkische Beobachrer" verössentlichte am
Dienstag giundjätzliche Aussiihrungen des Reichs-
ernährungsministers R. Walther Darrs zur
Ernährungsgrundlage, in denen es u. a.
heitzt:
Ein neues Wirtschaftsjahr beginnt. Wie zeigt
fick uns die ernährungswirtschastlichc Lage? Was
erwarten Führer und Volk als selbstverftändliche
Pflichterfüllung? In jedem landwirtschaftlichen Be-
trieb mutz heute jede einzelne Matznahme aus das
Eesamtwohl eingestellt sein. Richtunggebend sind
hiersür neben dcn Zielen der Erzeugungsschlacht
vor allem die Anweisungen und Anordnungen der
Marktordnungsorgane. Jetzt kommt alles
daraus an, datz die deutsche Landwirtschast ihre Er-
zeugnisse in ständigem, regelmähigem Flutz zu den
sestgesetzten Preisen an den Markt bringt. Eewis-
srnhafte und pünktliche Erfüllung der vorgeschrie-
benen Ablieserungspslichten ist einer der dringli-
chen Forderungen der Dolksernährung.
Bauern und Landwirte, die gegen diese Vor-
schristen verstotzen, schädigen das deutsche Dolk. Ee-
wissenlos gcgenüber dem Eesamtwohl des Volkes
handeln auch jene, wenn es auch nur Ausnahme-
erscheinungen sind. die als Erzeuger, Derteiler oder
Verarbeiter aus Eewinnsucht höhere Preise fordern
als nach den geltenden Vorschriften zulässig ist.
Dies betonr ich mit nachdrücklichstem Ernst. D i«
Pflichtvergess«nen wirdder Staal tn
Zukunst hart anpacken, um die Volksge-
meinschast zu schützen und um zu verhindern, dah
einzelne das Ansehen und die Arbeiter ganzer Be-
russstände zu untergraben versuchen.
Dcr nationalsozialistische Staat hat, getreu sei-
nem bei drr Machtiibernahme gegrbeuev Berspre.
chen, die deutjche Landwirtschast oor drm drohru-
deu oölligen Zusammenbruch grrettet uud die wirt-
schaftliche Laae der deutschen Landwirtschast rnt-
jcheidend verbessert. Die Preise drr landwirtschast-
lichen Erzeugnisse stnd au» ihrem, die Erzeugung
lähmendrn Tiefltand wieder an deu allgemeinen
Preisstand unserer Bollswirtschast hrrangrsührt
wordeu.
Dank den Erfolgen der Erzeugungsschlacht ist
die Ernährung unseres Volkes schon heute zu 89
bis 85 Prozent gestchert — 1925 waren nach den
Berechnungen des Institut» sür Konjunktursor-
schung nur 75 Prozent aus eigener Lrzeugung ge-
sichert. 15 bis 20 Prozent unseres Bedarfs an Nah-
n-ngsmitteln müssen aber auck heute noch aus dem
Auslande eingeführt werden. Wir können bei nor-
malen Ernten aus eigener Erzeugung decken, den
Bedars an
Brot und Mehl zu 199 Proz.
Speisekartofseln zu 100 Proz.
Zucker zu 100 Proz.
Frifchmilch zu 190 Proz.
Oeutschlands Mcht aus Kolonien
Zuschristen an die »Times^
London, 29. September
Der konservative Unterhausabgeordncte, Oberst-
leutnant Sir Arnold Wilson. setzt stch in einer
Zuschrift an die „Times" sür das deutsche Recht
auf Kolonien ein. Er weist zunächst in dcr „Ti-
mes" veröffentlichte Behauptungen des jüdischen
Abgeordneten Adams zurück. datz Deutfchland für
die Kolonialverwaltung unfähig sei und datz Kolo-
nien keinen wirtschaftlichen Eewinn für Deutsch-
lund darstellen würden. Wilson sagt, es sei Unstnn,
dabei Zisfern ous der Vorkriegszeit heranzuziehen.
Zunächst habe Deutschland die Kolonien nicht lange
genug besessen, um sie voll entwickeln zu können.
Wenn es in der Lage gewesen wäre, von 1914 an
eine ständige fortschrittliche Entwicklung in Eang
zu halten. selbst in dem nur sehr bescheidenen Aus-
matz, das England in den angrenzenden Eebicten
erzielt habe, dann würde Deutschland jetzt aus sei-
nen afrikanischen Kolonien einen doppelt so hohsn
Hundertsatz seiner Einfuhren beziehen als England
aus seinen Kolonien in Afrika.
Ein Dergleich mit der Dorkriegszeit verbiete sich
ouch angesichts der Leistungen des National-
sozialismus in der wirtschastlichcn Entwicklung
Deutschlands. Zu der Behauptung, datz das natio-
nolsozialistische Deutschland kein zuverläiliger Treu-
händer der Einqeborenen wäre, sei zu erklären, datz
kein Staat in Europa besser geeignet sei, eine wür-
dige Rolle der Kolonialmacht zu spielen. Die Vor-
kriegsleistungen in den deutschen Kolonicn seien
anerkennenswert und ebenso gut wie die irgend-
einer andercn Macht.
Angesichts der Echwierigkeiten und blutiqen Er-
eignisse in den Kolonien anderer Länder, stehe es
niemand zu. ein Urteil über Deutschland als Kolo-
nialmacht auszujprechen.
Niemand könne ernstlich fordern, datz die gegen-
wärtige Verteilung der asrikanischen Kolonien
ständig bestchen bleiben und die grötzte Macht
i» Europa ausgeschlossen werden solle. „Laht uns
offen anerkennen, daß die Klauseln des Versailler
Vertrags, die Dcutschland seiner gesamten Ueber-
scebesttzungen beraubten, neu geprüst werden müs-
sen. Das asrikanische Problem wird bald so schwie-
rig sein, daß es die Mitarbeit jeder europäijchen
Macht erfordert."
Sir Arnold Wilson äutzert dann die Anstcht, datz
der Friede Europas in den nächsten Iahrzehnten
nichi von einer Reviston der osteuropäischen Gren-
zcn, sondern von der Stellungnahme Englands zu
ven K o l o n i a l b e st i m m u n g e n des Versailler
Vertrags abhängen. Die weitere Einbehaltung der
früheren deutschen Kolonien durch England und die
Aufrechterhaltung des Status quo in Asrika sei
keine gerechte Säche, gehöre also nicht zu den Din-
gen, für die die gegenwärtige Eeneration zu kämp-
fen bereit sei.
2n einer weiteren Zuschrift von Eeneral Waters
heitzt es, die deutschen Kolonien seien 1919 mit der
Vcschuldigung beschlagnahmt worden. datz Deutsch-
land schon lange vor 1914 dcn Kricg geplant habe.
1920 jedoch habe Lloyd Georgc bekanntlich, einer
der Urheber des Versailler Vertrags, erklärt, datz
diese Beschuldigung unzutrefsend sei. Deutschland
verlange jeht eine Entschädigung für seine Kolo-
nien, und die einzigen Möglichkeiten seien entweder >
eine friedliche Regelung oder ein Krig.
Bei Eemüse und Fleisch erzeugen wir jedoch "N
eiwa 90 bis 94 Proz. im Inland. Bci Eierir ""
Molkereierzeugnissen beträgt die SelbstnersolgUu»
etwa 80 bis 85 Proz. und bei Fetten sogar nuk "
bis 55 Prozent.
Deutschlands Ausfuhr an JndustrieerzeugnE
stötzt im Ausland aus grotze Schwierigkeiten.
können deshalb dcn Umsang unserer Ausfuhr n'A
teliebig erweitern. Den Erlös aus unserer
fuhr brauchen wir abcr nicht nur zur Beschafsu''u
der uns im Jnland sehlenden Lebcnsmittel.
dern in erster Linie auch sür die Befchassunu
von Rohstossen.
Berzicht auf die Einfuhr von Rohstofsen
sten einer oerstärktcn Lebeusmittcleinfuhr
bedeuten, datz Millionen deutsche Volksgenol!
wieder ln das Elend der Arbeitslosigkeit zuküaS
stohen werden. ,
Da« deutsche Bolk wird lieber vorllberghfs!
etwa» weniger Fett oder etwas weniger
oder weniger Eier rssen, als der Eeitzel der ^
bcitslosigkeit i» Deutschland ueuen Raum j" -
währen.
Die Reichsregierung erwartet deshalb vov ^
deutschen Haussrau, dah ste diese gelegeatlich
tretenden Mängcl an einzelnen Lebensmitteln
Vcrständnis aufnimmt und durch geschickte«
weichen zu anderen, reichlicher vorhandenen R''"
rungsmittelu ausgleicht.
Es braucht niemand Sorge z» habe«, datz
nicht satt werden wird. ,
Das peringe Opser. das wir dem Aufbau
starken Reiches in Freiheit und Unabhäagltz''',
hier bringen, ift nur ein Opser an Beq»e
l > chkeit. Es geht um Deutlchlands gesicherte 3^
kunst Darum sagen wir die Dinge wie sie
wie sie nicht anders scin können. in dem sto"»,
Wissen, datz das deutsche Volk sich seiner Peka»
wortung oor der Ceschichte bewutzt ist.
-anvtschriktleiter: Fran, Bre».
Ltellvertrrter: Bernbard Secacr-»elbr «>n Ur
Ebel vo« Dieukt: Dr Friedrich Dldier-
BerantworMck titr Inncnvollttk:, Kranr NreN.^,
Autzenvoltltk »nd Wtrtkchokl: t ^- ^ranz
k«r S'ad! Seidelbera »nd Bewcauna: Serman»
wr.Babt'che.Rachrlchten nnd Svvrt-Scr«a»a
kttr fteuilleton nnd ttnterbottiina: Dr ilricdr. D'^ss,
'ür sfimiliche Nei'naen: H^berl Wl-demann: kttrAK
der: HauvtlchriMeltnua: lür N nz 'tyeit.l Wild.
lämtltck In Seide'brra. >
LLrittleüiina: Brnnncnaotte 20—24.
Ncrllner Sckrtttleltnua: .«z.
HanS Grak Rett»a». Berlin SW 68. CbarlottenNr ' :
Nackdriick etaener Bertckte vkne aii?dr>ickticke G'" -
mtauna der Sckristlettiina n cki aettattet.
Svrechltundcn der Schrttileitnna: Tägl. pön lS—17
ilernrn» 8740:
tzttr unverlonat elnaeaanacne Bctträae wtrd kestt*
Verantwortnna Ubernommcn.
Berlaa »Bolksacmcinschakt" G « b. s.. Saov^
kratze lLk t?8 ittntvekkltätsvlabl. ^
Druck: Hetdelberaer Giitenbcra-Driickerct <S. m. b-
D.-A. VIII. 38: 23 689.
Davo» Bcütrksansaabe Odenwald ». Baiilanb
Ne-ilrksansaabe Rnnd nm Mosbach äzi
BenirkSansaabe Ter kzranke
vc,irksan?aabe Dcr llraickaau
8ur .tzelt t« Vreislikte Ri « attltia.
t^ei'mann 6urte: »^senscti mit um«
Lckaurp el-Upautkütimng im 5taal§tlieater Karlbrutio
Im Rahmen der Kulturwoche des Eaue« Ba-
dcn brachte das Staatstheater Karlrruhe das erst
vor wen gen Wochen als Manuskript beendete
Schauspiel Hermann Burtes: „M ensch mit
u n s" in llraufsührung heraus.
Burgunder König Eunther sStefan Dahlen)
beschwört Sigsried von Niederland (Paul
Hierlj unter Lrinnerung an den Eid der Bluts-
brüderlchast, Brunh.ld (Eva Fiebig), die ihm besiegt
von Jrland nach Worms solgte, gefügig zu machcn.
Er zwingt fie nicht. Sigfried weckt in Brunhild das
Weib, das gel'ebt sein, stch verlieren will, das
sich, selbst geballte Kraft, jedoch nur einem Stär-
keren verschenken kann. In seiner grotzen Liebe
zu Erimhild (Elfriede Paust) plaudert Sig-
frieh das Geheimnis aus. Hagen (August Mom-
ber) eingerechnet, wissen es bald fünf Mcnschen,
,,zwei davon sind Frauen". Nach Hagens Urteils-
ipruch mutz darum Sigfried fallen; das Känigreich
ist in Gsfahr. Brunhild sieht stch his ins Innerste
betrogen, von dem ihr von Natur und Art be-
st mmten Bräutiaam fo sehr beschmutzt, datz gleich-
salls Blut und Lebcn »inztge Sühne ist. Sre stirbt,
nachdem sie Sigfried den Weg nach Wallhall ge-
fiihrt, durch eigene Hand.
Das ist in grotzen Zügen die Handlung, die von
Brunh ld als dynamischem Mittelpunkt zetragen
wird, Es ist das unstreitige Verdienst Burtes, ihre
herzergreifende Tragödie gestaltet zu haben. Men-
schen können solche Schmach nicht überwinden, oiel
rp:niger diese Frau, die Wotans Schtldmaid war.
llm dieses Kernstück grell zu beleuchten, gibt Burte
Er.mbild preis. Gunthers Schwester wird zur
Schwatzerin, aus eigener verletzter Eitelkeit dcn
Eatten opsernd. Sie hängt an Sigfried, wie ein
Weib nur hängen kann, doch ihre Liebe ist zu
menschlich klein und so im letzten brüch^, wie
Moral in Worms im ganzen eigenaitige» Eepräge
Irägt.
Erimhild so verwandelt zu sehen, ist ncu. In
unserer Vorstellung iebt ste als die Rächenn, dre
Mordtat Hagens zu tilgen. Erst spät ist uns auf-
gegangen, dah ste mit der Etzci-Heirat ihre
Art verleugnet. Der Stre.t der Köni
ginnen ist im Nibelungenlied so weit zurückgc-
drängt, datz die Schuld Grimh lds wcnig in Er-
Icheinung tritt. Für Burte handeln einzig und
allein nur Sigfrled und Brunhilde übermenschen-
groh. Sie kommen um, weil sie stch Menschen ein-
zufühlen bemühen, sich in ihre Schwächen ver-
strickcn. Es ist beitzende Ironie, datz als „die bei-
den Menschenechsen tot", der trugbcladene. in en-
gem Kreise stch drehende „Adel von königlichem
Eeblüt" triumphiert.
Die einzige Fiaur, die bleibt, wie wir sie
früher saken, ist König Eunther. Unentschlossen.
weich uno ständig zu Bergleichen bereit, ein
Schwächling aus dem Thron. llnwirklich faft ist
jeine Suggestipgewalt, Stgsried so ties in Schmach
hinabzuzlehen. Datz Sigfned diesem Mann Eefolg-
Ichaft bietet und späterhin noch leistet, ist lediglich
erklärbar in seiner Verzückung für Erimhild. Sig-
fried, der unverwundbar Starke, kann nicht haf-
jen, sonst hätte sich sein Schwert geholt, was
man ihm bei Hose hinterhältig weigerte, die
wahre Herrschast über Burgund. Lichtgestalt
bleibt Eiselha (Heinz Eraebe). Er ist der ein-
zige Mensch in Worms. der über seinen Schatten
zu Ipringen weih, der oersteht, datz Gewalten zur
Entscheidung drängen, grundsätzliches Weltge-
Ichehen, Weltgefchichie Burgund zur Wahl in die
Hand gegeben ist. Zu winzig ist der Horizont der
andern Edlen bei Hof. Machtgeiz uno salsch ver-
stqndenes Königtum treibt sie dcm Abgrund zu.
Erbarmlich klein gesiegt stehen ste am Ende da,
kaum wert, datz Etzel ihre Burgen sordert und
zerstört.
Und Haaen? Welche R"9e ist lhm zuge-
dacht? El hat die düstere Eestalt behalten,
Erimhild ist Schachsigur sür ihn. Er mordet,
weil er das Geschlecht der Giebiche gesährdet
yeht, weil Eunther dre Krone geraubt werden
könnte. Erausig ofscn ist sein Wort. Er ist der
Widerspicler und Antipode des Lberragenden
Niederländers. Er ist grotz in seiner Art. Dah
Burte ihn in der Femeszene wohl jedem unver-
ständliche Dinge sagen lätzt, blekbt übersteigertes
und strittiges Problem.
Streng konsequent geht Brunhild ihren
Weg: Erst Sigfried und dann sic. Was Menschen-
geist im Leben ihr oersagt, holt ste sich selbst im
Tod. Zwei innerlich so unbedingt zusammenge-
hörige Wesen stnd nicht zu trennen. Tod kann da
nicht scheiden. Dieser Schluh und Brunhilds
Schritt stnd menschlich uns sehr nah. Sie trägt den
Sieg daovn. Sie hat geschenkt im Elauben an die
Kraft. Blut sprach zu Blut; nur so entsaltete sie
jich, brach Jslands Elut aus ihr. Ja, sie ist wahre
Königin auch als Erimhild sie an den Boden
drückt und sich an ihren Qualen weidet.
Selten wurde Frauenhah und Frauenkam^f so
ohn« Schleier dargestellt. Burtes gewattige
Sprache erschüttcrt hier. Weib, aanz Weib ist
Brunhild; Weib, ganz Weib ist Erimhild. Aber
zwischen beiden liegt eine abgrundtiese Kluft. Er-
löst kann Sigfried nur durch erstere werden. Der
einen Liebe erhebt, der anderen mutz allmählich
Ausqabe der eigenen Wesensart nach sich ziehen.
Herrlich ist, datz Sigfried an Brunhilo zu-
grunde geht.
„Mensch mlt uns", nannte Burte das Spiel.
Warum? Siegfried steht ein. dah er gefehlt. Er.
der Uebermensch, will, weil er durch Menschen zur
Schuld getrieben. stch nun oon ihnen gerichtet wis-
sen. Sie geben ihn auf, verzichteten daraus, datz
er durch Opferung des Nibelungcnhorts, der Kappe.
die unstchtbar macht, der Hornhaut. die die Un-
verwundbarkeit ihm schus, so wird wie ste. Sie
morden. wei» sie nicht verstehen und nennen es
r, chten. Die Mensckheit richtet in dem Stück stch
selbst. Sie kennt die Stelle, wo der zu ihnen Herab-
gestiegene zu töten ist. Da stötzi ste zu. UebergibtzeZ
knnn sie unter stch nicht dulden.
Anklage ist diejer Ausklang, hossnungslos; trag-
bar, weil dleser Sieafried artmäßig siichl ^
Worms gchört, von Nornen getrieben, advc ^
fer. wird. Hart, mylhisch schwer. wie die Eagr. '
das Eeschehen ab. Mehr Licht, Erlöfungsjqtt"^
HLtte wohlgetan.
Der Abend wurde fiir Burte ein Erfokg.
Regie hielt die länger als dreieinhalb Stu"
währende Aussührung zusammen. Noch fehlt
Stück der schlackcnlofe Eutz Ueberarbeitung
Szenen mutz von Dorteil sein. Die rassische
tung wirkt wie unbchauener Stein, der »och
völlig eingefügt erscheint. E n t ch r i st l i ch t
Stosf, das ist ein sundamentaler Versuch.
schwer einzusehsn, warum gerade hier die Brei^
gelegt werden soll. bei einem Heldenepos. in
wir bis heute Sigfried als grotzen, reinen n e
dischen Menschen verehrten. Warum diese
ftalt. die zu erreichen. Sehnsucht aller Deutsche"
verkleinern und ruichsetzen mit soviel SinnenluOj,,
Ilt da das volksnahe. urjprüngliche Nibelungeni
Waaner, Hebbel, nicht meilenweit voraus? ^
Ein ausqewogenes. künstlerisch hochstchf"^«
Ensemble lebte mit. Ela Fiebig gab die »tö,,
bild mit Format Paul Hierl als Siofried " ^
Momber als Liaqen können schwerlick übc'te"'ar.
werden. Erimbild so, ist eine undankbare
Elfried« Paust vertrat ste meisteryaft. Ein
nig männlicher kann Dahlens Eüntber lckon
Er ist Köniq immerhin darf stch rmn Eiselher
»bcrspielen lassen Dolker sKarl M a t b i a-)>^g
Sänger. lcbt mit Haaen aus demselben Stern
Lied will Blut. oerzichtct auf unsere, uns übe"
fcrte Sympathie. »
Ein grotzer Kreis hatte sick eingefunben.
Burte-Uraufsührung entgegenrunehmen. Unter
Fcstaästen weilte Knu'eiter Robcrt Wagn.e r,
nisterpräfldent Köhler, Kultusminister..
Macker, Landeskulturwalter Schmid. Gs"'^i,
fiihrrr Kemper. zahlreiche Dertreter der
ihrer Formotioncn. des Staates sowie des gr>"^,
ten badilchen Kult»''ebens. Reicher Beisall
dcm Dichter zuteil. Mehrfach mutzte er vor
Vorhang Ueten. .
vr. kneär. viäie''