t-Interliältung
„Dolksgemernfchast^
Donnekjsla». -en 4. Roocmver 1886
Ans Asn^ens / «v«. I«-« L/r«««.
kla^ ^lner Mondnackt mackren sie also den Kahn
legelten nordwärts, der Henning Boller-
n ' Dans Lüders und Lars Jenien.
Und"^-A/"iens Frau stand nock lange am Strand
I>Ltts r ^ ^°>° Boot nack- Eine friicke Sckürze
d«s umgetan. An der zerrte das Hannerle
^^inen zerknüllle das icköne. steisc
Fischer von Selsörde sübrten ein karges
n>x,^'^.Es gab viel Sturm an der Ku«te und
I>Sw^ Cische. Auch war der Absatz an die spar-
° Sommergäste recht gering.
e bundert Kilometer nordwärts an der Küste
den M ein neues Seebad. Sotels wuch.en aus
?U"°n. Bunte Solzbäuscben sckossen un Walde
Pilze bock. Eine Flundernräuckerei mukte
^nrlich auch dabei iein. Es konnte nock mancker
n>er dort gutes Brot sinden.
^-nen mit seinen ickmutzigen Sändchen. Aber die
dn° Vchtete es nickt. Sie strich dem Kinde uber
Ct, belle §>aar. das gelb war wie gedroschenes
kinm.I. nnd wuhte nickt viel zu antworten au,
^ndlcches Fragen: Wann denn der Vater wieder-
rrim^. nnd ob das Hannerle nicht arg wecnen
nnte. wenn Vater io weit sort ginge . . .
Da.
tonim^ ^tte der Lars doch verivrocken? Einmal
eine«, ^ oielleicht berüberkommen im Monat, an
^>^Ne ^nnntag. Und wenn er genug Eeld ver-
Hjjtj' dann könne er sick vielleicht drüben eine
>ür auen, dann würde sie ibn einmal besuchen
Ndersi^ ?nn» Wochen und sväter sickerlick ganz
t>ck>e N " können. und die Sorge um das täg-
«rot würde dann geringer werden.
übex^or Silberstreif des Mondes da binten
horj-n .Ns Meer. stebt nun die Hofsnung am
^Unkl» Lebens. Davor aber liegt nock die
'ta«en nnruhige Weite einsamen Daseins. Fischer-
test i« ?ersteben zu wartrn. Jhr Serz halten sie
'n barten Händen.
LaiZ ^ ^rei WoKen kommt der erste Briei von
er. ?',°°4 >°Es Wochen der zweite. Darin schrcibt
an, Ä ns ganz gut gehe mit dem Derdienen. Und
Zemen/"^' ^n macke er sick Stein« aus Sand und
N>ürdp ' liehe er in der Sonne trocknen. Sie
Mai ^ nieih und sckön und das gäbe dann ein-
^eld d^n lchmuckes Haus. Aber der Zement koste
Zeit'-Nnd am Sonntag. da hätte er am meisten
Nvch ^ Steine, und darum wolle er lieber
nichi sg b^ld heimkommen zum Sonntag.
^chvn". ^titte Bries aber kommt erst. als Lars
!ich d?>n^Vierteljahr fort ist. Und danach trocknet
Urid .^>°» die Augen mit dem Schürzenzipfel
btub° b>bt regungslos sitzen. Es ist dunkel in der
'»nimi *^n bängenden Wolken. Ein Kinderruf
die M-?nn drauhen. es beginne zu regnen und
O^°>che hänge doch all auf der Leine.
A>in>? ^nstet die Frau binaus. Wie sie aber im
kcstj^ die Wäscke sick bläben sieht. ihr bestes.
tück,»» E Hemd ist dabei und gute leinene Bett-
^as c lle die Arme bilflos wieder sinken.
wied-^^b schom wenn die Wäsche natz wird und
wird, s»ocken, ob sie gelb bleibt oder blütenweih
Der c-Der Lars kommt ia doch nickt heim . . .
»ber ^nmmer geht. der Lars verdient gut Geld.
»ud ^"1 scheint's keine Sehnsuckt nach Weib
komn,- nd' Etwas Fremdes ist »wischen sie ge-
°Mmen?^ ^
ber^m^ ^ensen sitzt am selben Abend vor der Tür
ist /?»°tterbude, die seine vorläufige Unterkunft
»Ut d gerade für die Bettstatt. seine Kiste
»en Habseligkeiten und eine Vank. Der kleine.
eiserne Kochherd muh im Freien stehen, sKon des
Fcuers wegen. An Regen- und Sturmtagen bekam
Lars anfangs selten etwas Warmes zu essen. Doch
das ist jetzt anders geworden, seit drüben in der
Pension „Elück am Meer" die neue Stütze ist.
Eines Abends, als Lars auf seiner Mund-
harmonika spielte. hat sie mit einemmal neben
ihm gestanden und beim LaKen alle weihen,
blitzenden Zähne gezeigt. Ob sie ein wenig zu-
hören dürse? Was sollte er schon dagegen haben.
Er hat weiter geblasen und sich nicht einmal aus
der Stirn die widerspenstigen Haare gestricken, die
der Seewind ihm übermiitig ins Eesicht weht.
Am nächsten Morgen. als er nah und durch-
kältet vom Strand heraufkommt und trübsinnig
auf seinen Herd starrt. auf dem die Regentropsen
tanzen. hat sie dann wieder dagestanden mit einem
Topf heihen Kaffee. Und so ist das eben gekom-
men. dah sie ihm an Regentagen Suppe bringt
oder etwas anderes aus der Kücke vom „Elück
am Meer". Einen Blumenstrauh stellt sie ihm auch
dazu noch hin. Natürlich kann er sie dafür nicht
drauhen in der Nässe steben lassen. So hocken sie
denn beide in der Bretterbude. Er hat einen
roten Kopf und iht hastig. Sie lacht und raucht
eine Zigarett«. Das dürfen sie nämlich drüben
in der Pension nicht, aber hier merke es ja
keiner. Parfümiert ist sie auch noK mit irgend
etwas Sühlichem. einem Geruck, der lange nock
im Raum bleibt.
Sie hat Haare mit rötlichem Elanz und weich
wie Seide. Das Haar der FisKerfrauen ist bart
und fest wie Dünengras.
Was aber geht ilm das Haar dieses Mädckens
an? Er bat sein Weib in Helsörde. Er wird
heimfahren iiber Sonntag.
Aber an dem Sonntag ist das grohe Strand-
sest im Vadeort, und Lena sagt, nun hätte sie die
ganze Zeit für ihn gesorgt. nun wolle sie auch
einmal mit ihm bummsln gehen. und am Abend
sei Vall in der Waldschänke . . .
Das ist nun schon eine ganze Weile her, und
gestern hat Lars den dritten Vrief an seine Frau
geschrieben. Er stebt aus und reckt die Elieder.
Der Abend ist schwül. Ueber dem Wald steht ein
Wetter. Er muh noch einmal am Strand nach dem
Voot sehen, ob es hoch genua liegt. dah die aus-
gewühlte See es nicht erreicht.
Als er heimkommt, will er gleick schlafen
gehem Die Hitze liegt ihm schwer im Blut. Drin-
nen in der Hütte aber kauert — Lena.
Lars bleibt schwer atmend an der Tür stehen.
LeBer dem Walde glänzt noch ein letzter. funkeln-
der Stern. Nun löschen die jagenden Wolken ihn
aus. Es ist ganz dunkel.
„Was tust hier?" fragt Lars. Seine Stimme
ist rauh und oyne Klang. „Eeh heim, eh Las
Wetter kommt." Keine Antwort!
„Ech heim, fort von hier, sonst . . ." Er schreil
es fast.
„Was sonst . .?" kommt da endlich eine Ee-
genfrage mit leisem Lacheir. Lars weitz es selber
nicht, es ist jetzt ja doch alles zu spät. Er macht
einen Schritt vorwärts. Aber da kommen noch
ein paar Worte:
„Wohin denn heim? Meine Mutter ist tot.
Mein Vater . . .", und jetzt wird das Lachen ganz
grell, „mein Vater, der hat sich ja doch nie um mich
gekümmert!"
Dieses Lachen trifft Lars. Diese Worte machsn
ihn wach. Es ist wie ein Hilferuf in seinem Ohr:
Vater! . . .
Mein Vater hat sich nie um mich aekiimmert...
Wenn einmal so sein Hannerl sagte, seine Tochter!
Die Schuld wäre nie mehr wieder gut zu macken!
Wie Hatte er nur schon alles so weit kommen lasssn
können! Der Hals ist ihm wie zugeschnürt. Er
wendet sich stumm und geht aus der Hütte.
Drauhen ist ein Wind aufgekommen von Nord-
ost, ein Wind, der das Wetter abdrängt, ein guter
Wind, um südwärts zu segeln aen Helförde. Da
weiß Lars den Weg. Noch ehe die Sonne aufgeht,
kann Lars zu Hause sein!
lung erlietz. Am 10. November 1781 verpachtet«
Vogel die Mühle an den Müller Hering sür 1ö
Taler jährlich. Da Hering gut verdiente, sollte
er wieder 22 Taler Pacht zahlen und diese Summe
von dem Pachtgeld zurückhalten, das er Vogel zu
zahlen hatte. Jetzt erhob Vogel ein grotzes E -
schrei. Seine Gesuche wurden aber von dem Kö-
nig am 10. August 1784 abgelehnt und er wurde
auf den Prozetzweg verwiesen. Am 16. Novem-
ber 1784 schrieb der Müller: „Jch bin viel zu wc-
nig und zu entkräftet, um einen Prozetz gegen den
Fiskus anstrengen zu könncn"
Man sieht, datz der Müller gerade das Gegen-
teil dessen sagte, was ihm die Legende in den
Mund legt.
Die Mühle kam übrigens später wegen Erb-
teilung zur Versteigerung, aus der sie der Müller
oon / LtUÄnnz «ln«, Lz-N-I-
Um Friedrich den Erotzen sind mehr Legenden
und Anekdoten gewoben worden, als um König
Artus oder irgend eincn anderen Herrscher.
Die meisten, auch die in mehrbändigen Wor-
ken erschienenen,. sind unzuverlässtg und nicht
authentisch verbürgt.
So ist auch an dem Ausruf des Müllers von
Sanssouci: „Ja, wenn das Berliner Kammer-
gericht nicht wäre!" kein wahres Wort.
Die Anekdote ist weiter nichts als die Nack-
erzählung einer persischen Legende aus dem sech-
sten Jahrhundert n. Chr.!
Schon in den „Märkischen Forschungen", Vand
VI, 1857, hat L. Schneider den wahren <sachver-
halt an Hand der Originalakten geschildert:
Am 7. Dezember 1736 richtete der Müller Erä-
venitz ein Eesuch an Friedrich Wilhelm I., die
Mühle bauen zu dürfen. Dieses Eesuch wurde am
6. Februar 1737 unter Bewilligung kostenlosen
Bauholzes genehmigt.
Als König Friedrich dann 1745 mit dem Bau
von Sanssouci begann, richtete 1746 dcr Müller
bewegliche Klage an den König, daß die hohsn
Bäume und das Schlotz ihm den Wind genommen
hätten. Er bat, die Mühle an einer anderen
Stelle auf Kosten des Königs aufbauen zu dürfen.
Das wurde genehmigt. Jndessen war Knobels-
dorsf, der Erbauer des Schlosses, der Anstcht, dag
die Mühle dem, Schlosse als Zierde gereiche. Und
somit blieb es beim alten. Dem Müller aber
wurden seine Abgaben ermätzigt.
1753 kaufte der MLller Kallatz die Mühle für
800 Taler. Er machte bankrott und 1764 kaufte
sie der Müller Vogel für 770 Taler. 1771 fing
Vogel an, den Konig mit Klagen heimzusucyen,
datz er bei dem „behinderten Winde" nicht genug
verdiene, rvorauf ihm der König jede Pachtzah-
Sieben S!e liels bas Lack-
xulver mil dem Med> (oie«
Mehl un» „Guliin") durcht
Eie erreichen »amil außer
guler Ausiockerung dey
MehI-,,Lackin"-Ge»
mische» und ladelloler Lein»
heii desMehles tie lo wichlige,
gieichmäßige verleilung de>
Criebkralt im Teig. Oas Triebmillei lürlhr Gebäck ist das altbcwähru
Dr. Oetker - Vcckpulver „Vackin"b
Walsleben am 31. Oktober 1839 für 4050 Taler
erwarb. Am 29. November 1841 ging sie in den
Besitz des Kronguts Lber.
Einer der besten Kenner der friderizianischxn
Geschichte, Geh. Rat von Priesdorss, hat
das Drehbuch mit verschiedenen wissenschaftlichen
Hilfskräften überarbeitet. Dabei konnte man fest-
stellen, datz die geschichtliche Wahrheit, in künst-
lerischer Reife dargestellt, weit wirkungsvoller
und mächtiger ist als unnötiger Aufputz mit Le-
aenden und unbelegten Anekdoten.
Der Syndikat-Film, der in wenigen Tagen mit
„Fridericus" zur Welturaufführung gelangt,
ist bemüht, Aussprüche und Taten des Königs end-
lich in geschichtlicher Treue wiederzugeben.
HScker. Paul Oskar: „Paris i» Baden-Badeu". Pauue»
Verlaa. Leivzig.
In unterbaltcnder Wcise vcrstekt es Höcker In die»
scm Gesellschastsroman. ein intercffantes Milie» leben-
ota werden zn lassen. Die Kretse der sranzögschen Soch»
finanz nm Navolen III. aeben sich in Baden-Baden ei«
Stelldichein. Polittk svielt mit hinein. Ankierordentlich
interessant sind die Cbarakterzeichnnnaen. Sell »nd klar
raat die Gestalt einer iunaen Aristokratin hervor. die
geaen den Willen ibrcs Vaters ihren eiaenen Wea aebt
und stch ibr Leben selbst aufbaut. und dann ibrem Iu-
aendaesvielen. der sich zu einem bedeutendcn Arckitek-
ten veraufgearbeitet bat. die Hand fürs Leben reicht.
-II.
Donnerstag, den 5. November 193«
(Hans Sachs. 1494 aeb.):
Was deutsch und echt, wüht keiner mehr,
lebts nicht in dentkcher Meister Ehr!
Hans Sachs.
Der vom
85,
' 8°rtsetzuug
" nichts von all dem geschah. Annemarie
WjT »w unruhgeveinigt im Bett hin und ber.
tjg?„ "le und wurde unablässig von diesem hef-
^^lbr ^^»>^den geschüttelt. Die folgeuden Tage
^ainineinem müden, encrgielosen Hin-
^öhlil*"' blaue Himmel, Sonnenschein und
!chlet,»?b Sommerleben taten ihr weh. Sie
bej d E äch in ein Kino, im Dunkel des Raumes.
aufregenden Ereianissen auf der Lein-
Wand
"°»9ah sie ihren Kummer für ein paar
>°en. Nachher war es um so schlimmer.
Es
war ein böser Zustand.
^nnemaries Brief reiste eine Zeitlang hinter
Linden her und erreichte ihn erst wieder, als
Ereigmsse schon ius Rollen gekommen waren
7,/?. die grotze Veränderung in sein Leben ge-
r°cht hatten.
sg, war an einem Sonntagabend, als dies ge-
lt°» iur Linden war wie gewöhnlich zur We-
g?«°ldsperre gefahren, oon dort aber mcht wie
n°st an die Jade, sondern nach Düsseldorf zu sei-
7,°°> Anwalt. von dem er sich wegen der Schei-
K beraten lieh. Den Sonntag hatte er m
^allerswerth verbracht. gekramt. Briefschaften
^k..^?eläsen und verbrannt: es war erne Art
»lArednehmen und Schlutzmachcn gewesen.
«..^n einem mörderischen Tempo hetzte er am
^fdnd über die Landstratzen. kam abgespannt und
-"»gestimmt im Lager an, als an der Schwelle
> mes Hauses — zur Linden sprang eben aus
Wagen — Frank ihm entgegentrat.
Ick»'i ° h°st du Fräulein Schrader gelasi?" -
ausgebracht, unbekümmert, datz Voruber-
b°nde es hörten und stehenbliebcn.
b-.'iur Linden sah den Sohn scharf an: „Du bist
^unken!" wollte an ihm vorüber ins Haus.
A-^jUer Frank versperrte ihm breitbeinig, die
»ue nach beiden Seiten ansreckend, den Weg.
Wor'ti" Eammst du nicht durch. Jch will eine Ant-
änr Linden musterte dcn Sohn kalt:
XXI.
„Du gibst augenblicklich den Weg frei!"
„Nein. Jch will, ich verlange..."
„Du hast nichts zu verlangen, nnreif und be-
trunken wie du bist."
„Wo ist das Mädchen? Dn hast kein Recht
auf das MLdchen!"
Ein großer Kreis Zuschauer hatte sich inzwi-
schen gebildet.
Zur Linden verlor die bisher mühsam be-
wahrte Ruhe, die Zornesadsr auf seiner Stirn
schwoll, mit einer ruckartigen, sehr kraftvollen Be-
wegung stemmte er die rechte Schulter gegen den
Sohn, drängte ihn zur Seite.
Jm Nu ritz Frank, seiner Sinne jetzt nicht
mehr mächtig, den Revolver, den er seit Tagen
bei sich trng, aus der Tasche, entsicherte, zielte auf
den Vater.
Aber zur Linden schlug ihm die Waffe aus
der Hand, trat ins Haus, lietz stch schwer auf
einen Stuhl fallen: der Kopf, der willenlos auf
die Tischplatte hinsank, war schweitzbedeckt,
Die Eedanken machten wilde Sprünge. Frank,
mein Sohn, den ich doch liebe — Maria — Anne-
marie — wohin sind wir geraten! Frank — der
Sohn richtete dis Waffe gegen mich. Wie ist das
möglich, mein Eott, wie ist das möglich.
Drautzen hatte sich ein wüster Tumult erho-
ben, er bemerkte ihn nicht. Ein Schutz fiel, er
hörte ihn nicht. Rufe, Schreie durchgellten die
Nacht, die Volksmenge drautzen schwoll an, Stim-
men murrten, Anklagen wurden hervorgestotzen,
das Trampeln und Stampfen vieler Schritte
wurde laut — zur Linden vernahm nichts.
Endlich tippte ihm jcmand auf die Schulter,
der Erübelnde schrak zusammen.
„Sie sollen sosort zu Herrn Eeheimrat Ooer-
kamp kommen."
Overkamp? Zur Linden fuhr sich an die häm-
mernden Schläfen. Overkamp ist heute hier? Wie,
warum? Ohne mich vorher benachrichtigt zu ha-
ben?
Aber alles ist möglich. Wenn der Sohn den
Vatsr mit der Wasfe...
Er öffnete den Kragen, tauchte den Kopf ins
Waschbecken, stürzte ein paar Eläser Wasser hin-
unter, straffte stch.
„Wo ist Herr Eeheimrat?"
„Jn Jhrem Büro."
Ausrecht aing zur Linden neben seinem Be-
gleiter her. Lärm, Unruhe herrschte im Lager
vor den Varacken standen sie, Leute, die sonst um
diese Zeit schon schliefen, in aufgeregten Grup-
pen beieinander, Verwünschungen und Drohun-
gen gegen zur Linden wnrden ausgestotzen. Den
Mann focht es wenig an, unbeirrt ging er seinen
Weg. Das mit Frank, das war schlimmer.
Overkamp satz am Schreibtisch, als zur Linden
eintrat, auch Rentorp vom R. W. E. war da. Die
Herren erhoben stch nicht, blickten kalt den Ein-
tretenden an, von Handgebsn und Begrützung
war keine Rede. Der Schreibtisch war geöffnek,
Bücher, Pläne, Berechnungen lagen umher.
Zur Linden begrifs nicht. Frank — ein Sohn,
der gegen den Vater die Waffe erhebt.
„Da sind Sie ja", sagte Overkampf nachlässig.
Seine Stimme schnitt.
Zur Linden blickte auf.
„Vitte? Was wünschen die Herren? Eine
etwas merkwürdige Zeit für eine Besprechung."
„Die Zeit bestimmen wir."
Die Art, wie Overkamp sprach, leise akzen-
tuiert, eiskalt, reizte unsäglich, sollte reizen, gab
sich nicht die gringste Mühe, dies zu verbergen.
Overkamp wollte verletzten, richten, zu Fall brin-
gen, und zeigte dies mit brutaler Offenheit.
Zur Linden beherrschte sich, fühlte bleierne
Müdigkeit die Knie heraufkriechen, das mit
Frank — sah flch nach einem Stuhl um, alle wa-
ren belegt mit Schriftstücken, Akten, Büchern,
fegte eine Stapel herunter, wollte sich setzen, aber
Overkamp wies ihn herrisch zurecht.
„Legen Sie die Akten gefälligst wieder hin.
Sie können stehen."
Zur Linden entfärbte sich.
„Mit welchem Recht behandcln Sie mich hier
derartig?"
„Mit dem Recht da." Overkamp wurde jstzt
merklich erregt. „Sie kümmern stch keinen Dsut
mehr um die Sperren. Si« reisen nach Holland,
an die Jade — natürlich nicht allein, sondern
in Begleitung einer hübschen jungen Dame! —
Sie sind tagelang nicht zu erreichen, und " — er
schlug jetzt mit der flachen Hand auf ein vor ihm
liegendes Aktenpaket „es fehlen fünfundsechzig
tausend Mark! Fünfundsechzigtausend Mark, mein
Herr. llnterschlagung nennt man das. Wo stecken
die?"
Zur Linden blieb stumm.
„Wo ste stecken, will ich wissen."
„Jch habe nichts unterschlagen."
„Nnn, das wird sich ja finden. Jedenfalls fehlt
die Summe. Die Vucheintragungen find gefälscht,
Verehrtester, und Sie habsn die Fälschungen mit
Ihrer llnterschrift aedeckt. Also bitte, wo ist das
Eeld?"
»Jch s°ge Ihnen, kch weiß es nicht."
„Sehr bequem. Die übliche Methode. Der Herr
Verbrecher weitz einfach von nichts."
„Overkamp, ich bitte Sie", mischte sich Ren-
torp beschwichtigend ein, „es ist doch noch nicht er-
wiesen, datz Herr zur Linden. . ."
„Er hat die Fälschungen mit seiner Unterschrift
gedeckt, da soll mir einer weismachen, datz er nicht
mitbeteiligt ist!"
„Herr Eeheimrat, ich verbitte mir, mich derart
zu verdächtigen."
„Sie haben sich nichts mehr zu verbitten. Ihre
k^srgsrsts k4sngsr
8sieris»isli8 M comls unll llsnienunlsi'iuSsLNk
änIsAe 19 «sleisldei-g Tel. 7436
Posttion ist so erschüttert, datz Sie kein Recht meht
haben. . ."
Vor zur Lindens Augen tanzten feurigs Krin-
gel, in seinen Ohren summte es. Frank, der Ge-
heimrat, dieser Verdacht, den er wagte, den er
wagte. . ."
Man mutzte diesem Menschen, der kalt lächelnd
dasatz, einen Denkzettel mit der Faust geben, datz
er es vrrlernte, anderen die Ehre abzuschneiden.
Aber ruhig bleiben! Sich nicht hinreißen las-
sen, nichts llnüberlegtes tun. Es war doch schon
genug, datz Frank —
Zur Linden versenkte die Hände in seine Rock-
taschen. Dort traf die Rechte auf den Nevolvrr,
den zur Linden während der Autofahrten bei sich
zu tragen pflegte singerte unbewutzt an lhm
herum.
„Die Unterschlagung rst nmso schwerwiegender,
als Sie das volle Vertrauen der . . ."
^Fortsetzung solgtj.