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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9507#1894

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Lsiis 2

„Dols«gemeinschast"

Vreitag, deu 8. November töös

AusgaLe, das deutsche Studenteutum durL einLelt-
ltchen Eiukatz ,u um ko gröherer Lristung für BoH
und Staat zu führen.

*

In SL-Obersturmbannführer Parteigenosse Dr.
Eustav Adolf Scheel wurde ein Mann als Reichs-
studentenführer berufen. der durch seinen langjäb-
rigen Kamvf um die nationalsozialistifche Hoch-
schule schon weithin bekannt ist. Als Student trat
er 1930 der SA. und dem NSD.-Studentenbund
bei. 1931 wurde er Führer der Heidelberger Stu-
dentenschaft. Unter seiner Fübrung wurde dis Ent-
fernung des berüchtigten Professor Gumbel von
der Hochschule Heidelberg durchgesetzt. Bis zum
8>ahre 1935 war Dr. Scheel Kreissührer Süd-
deutschlands der Deutschen Studentenschaft und
Eau-Studentenbundsführer Baden. 1934 legte er
senr Staatsexamen ab und vromovierte zum Dok-
tor der Medizin. Die Universität Heidelberg ehrte
rhn wegen seiner Verdienste um den Neuausbau
der Hochschule mit der Ernennung zum Ebren-
! enator . die erste und einzige Ehrung dieser Art
rn Deutschland. 1935 wurde Dr. Scheel vom Reichs-
fuhrer der SS. mit wichtigen Aufgaben betraut.

Roosevelts Triumph

Amerika hat gewählt! Alle Wahlprognosen sind
atomisiert worden und die kühnften Optimisten
haben, ebenso wie die schlimmsten Pessimisten die
grötzte Schlacht des Jahrhunderts oerloren. Es
ist in der Tat im Augenblick noch nicht zu sagen,
f ü r w e n das Ergebnis der amerikanischen Prä-
sidentschaftswahlen am überraschendsten gekommen
ist: Für den Sieger oder für den Besiegten?! Es
ist ebensowenig möglich, schon jetzt sichere Voraus-
sagungen bezüglich der vermutlichen Folgen die-
ses grandiosen Triumphes Franklin D. Roosepelts
zu machen.

Fest steht im Augenblick nur, datz das ameri-
kanische Wahlergebnis selbst für amerikanische
Verhältniffe beinahe ganz unamerikanisch ausge»
fallen ist: Es ist zumindest das bemerkenswerteste
Ergebnis ciner Präsidentschaftswahl seit der Be-
gründung der amerikanischen Demokratie Lber-
haupt!

Von Jefferson abgesehen, wird sich seit
nahezu 100 Jahren in der Hand des neu gewähl-
tsn amerikanischen Prästdenten wiederum eine
ungeheuere Machtfülle vereinigen, die stch zusam-
mensetzt aus den t a t s ä ch l i ch e n M a ch t b e f u g-
n i s s e n, die dem Prästdenten von Amts wegen
in die Hand gegeben stnd — und für die auch das
glänzende Wahlergebnis sowohl im Repräsentan-
tenhaus wie im Senat sorgen wird — wie aber
auch aus der geradezu einmaligen Ver-
trauenskundgebung, die dem neugewählten Prä-
sidenten die überwiegende Mehrheit der Nation
bekundet hat.

llm das amerikanische Wahlergebnis in seiner
ganzen Bedeutung würdigen zu können, ist es not-
, wendig, zll wiffen, wem Franklin D. Roosevelt in
dern jetzt hundertprozentig zu seinen Eunsten ab-
Wahlkampf gegenüberstand: Er war
der Gegner des soaenannten „ b i g b u s i n e h"
und der Hochfinanz. Er. der reiche Aristokrat aus
dem Osten, wurde zum Anwalt des kleinen Man-
nes und vor allem des kleinen Farmers und da-
mit, wie man ihm törichterweise auf der repubii-
kanischen Gegenseite vorwars, zum Verräter an
„seiner" Sache, nämlich an der Sache der Be-
sitzenden.

Wie das Wahlergebnis zeigt, hat die breite
Masse des amerikanischen Wählers diesen „Ver-
rat" gut gelohnt. Sie hat in ihm tatsächlich
„ihren" Mann gesehen und sie hat ihm zu seinem
Siege verholfen, der allen Ernstes triumphal ge-
nannt werden kann.

Auch eine Reihe anderer Momente können das
bemerkenswerte Ergebnis der amerikanischen Wah-
len nur noch bemerkenswerter machen: Es wird
eine nicht gelinde persönliche Enttäu-
schung fiir den neu gewählten Präsidenten ge-
wesen sein, datz einige seiner besten früheren
Freunde und Mitarbeiter in entscheidender Stunde
von ihm abfielen. So wurde der ehemalige Eou-
verneur von Neuyork Al Smith noch im letzten
Augenblick des Wahlkampfes zu einem seiner ge-
fährlichsten Eegner. Prominente Mitglieder des
sogenannten „b r a i n - t r u st s" verlietzen im letz-
ten Augenblick seine Fahne, um stch in das geg-
nerische Lager zu schlagen. Ia, sogar sein ur-
eigenster Wahlbezirk, Dutchetz-Lounty, der Wahl-
bezirk seines eigenen Wohnsitzes, bereitete ihm mir
88 746 Stimmen für Landon uno nur 24 339 Stim-
men für ihn selbst, eine „Niederlage".

Trotzdem ist das hervorstechendste Merkmal des
amerikanischen Wahlergebniffes zweifellos der
grotze Persönlichkeitserfolg Franklin
D. Roosevelts. Es hat sich erwiesen, datz alle
Angriffe, die eine grotzzügige Propaganda gegen
ihn mit sicher zum Teil handfestem Material in
die Wege leiten konnte, gescheitert sind an dem
siegesbewutzten Lächeln des jetzigen Präsidenten,
der in seinem ganzen Leben zumindest für sich in
Anspruch nehmen konnte, ein Beispiel grötzter und
stählerner Energie zu sein.

Selbstverständlich ist es in jeder Weise un-
möglich, die amerikanischen Wahlen irgendwie
unter den Eesichtspunkten europäischer Wahlkämpfe
zu würdiaen. Auch darin liegt eine psychologische
und für die Zukunft politisch wichtige Erklärung
des jetzigen Wahlergebniffes.

Letzten Endes standen stch in diesem grötzten
Wahlkampfe der amerikanischen Geschichte — wie
man die jetzigen amerikanischen Wahlen mit eini-
gem Recht genannt hat — nicht Weltanschauun-
gen und bestimmte politische Thesen, sondern zwei
Männer gegenüber, deren Persönlichkeit allein für
die breite Maffe der Wähler, „das" Vrogramm
bedeutete. Dieses „Programm" war einmal die
b'otze Sympathie des Wählers, um die die Wahl-
propaganda unter grötztem Einsatz buhlte, nnd
auf der anderen Seite der Blankowechsel für
irgendeine Zukunftshoffnung, die im republikani-
schsn Lager lediglich in Versprechungen, auf de-
mokratischer Seite allerdings schon in den Teil-
eriolgen der ersten Amtsperiode Roosevelts be-
gründet und gewährt werden konnte.

Wie das Wahlergebnis zeigt, hat sich das
amerikanische Volk für die Person Roose-
vrlts entschieden. der damit ei»« noch arötzere
Bollmacht erhalten hat. '

England bleibt dem Völkerbund treu

Minister Eden über Londons außenpolitische Haltung

London, 5. November

Vor vollbesetzten Känken gab Autzenminister
Eden am Donnerstagnachmittag die mit groher
Spannung erwartete Erklärung zur auhenvoliti-
schen Lage ab. Eden erklärte u. a., er werde in
freimütiger Svrache die britischen Ansichten zur
internationalen Lage und zu der Politik dartun,
die England einzuschlasen bcabsichtige. Nach der
Feststellung. dah er sich »icht mit der Bergangcn-
heit befassen wolle, betonte Eden. es sei nicht im-
mer leicht, auf dieser friedlichen Jnsel Schritt zu
halten mit den ruhelosen Bewegungen und dyna-
mischen Ereignissen in andere» Ländern, aber
England müsse sich iiber seine Politik eine Ueber-
sicht verschafsen.

Jn einigen Kreisen sei es Mode geworden. den
Völkerbund zu verhöhnen. aber es sei
die Hoffnung und die Absicht der Regierung, zu
bcweisen. dah dieses Hohngelächter unberechtigt sei.
Der Völkerbund sei heute nicht das Anstrument,
das alle gern in ihm fehen möchten, aber man
würde in einem Narrenvaradies leben, wollte man
behaupten. dah dies auf eine lauwarme Haltung
der britischen Regierung zurückzuführeu sei.

Hierauf wandte sich Eden derReform des
Völkerbundes zu. Die von ibm im Einver-
nehmen mit der Regierung der Völkerbundsver-
sammlung unterbreiteten Resormvorschläge berühr-
ten nicht die grundsätzliche Struktur des Völker-
bundes, sondern zielten nur auf Verbesserungen
ab. Es sei Sache des jetzt vom Völkerbund ein-
gesetzten Ausschuffes, der im nächsten Monat zu-
sammentreten werde, die neuen Gesichtsvunkte der
künstigen Völkerbundspolitik zu beraten. Die bri-
tische Regierung glaube, dah ihre Vorschläge ein
beträchtliches Mah der Zustimmung gefunden hät-

ten, und dah sie dazu beitragen würden, die Auto-
rität des Völkerbundes wiederberzustellen.

Jm weiteren Verlauf seiner Rede beschästigte
sich Eden mit den Aussichten der Fünfmächte-
konferenz. Er erinnerte an die im Juli in
London zwischen Belgien. Frankreich und England
geführten Verhandlungen und erwähnte die
Schritte. die zu der gegenwärtigen Lage gefiihrt
hätten. Nunmehr seien die Ansichten aller süns
Mäckte bekannt. Die britische Regierung habe sie
geprüst und verglichen uwd sei erst gestern wieder
mit den anderen vier Regierungen in dieser An-
gelegenheit in Verbindung getreten. Der Eedan-
kenaustausch babe gewiffe wichtige Verschie-
denheiten der Ansichten zutage treten
lassen. Keine dieser Ansichten habe an sich über-
rascht, und so beträchtlich auch diese Verschieden-
heiten in den Ansichten seien, so seien sie nicht not-
wendigerweise unüberwindlich Jnnerhalb einer
sehr kurzen Zeit würde man in der Lage sein. ge-
nau abzuschätzen, welcher Art die Ersolgsaussichten
der Konferens seien.

Der Auhenminister wandte sich dann den Be-
ziehungen Englands zu einzelnen fremden Staa-
ten zu. Er begann mit Frankreich. und er-
klärte, dah die englischen Beziehungen zur franzö-
sischen Regierung sowohl eng als auch herzlich
seien. Vielleicht sei es natiirlich, dah in der auf-
geschürten Welt von heute die zwei grohen
Demokratien We st e u ropas sich zusammen-
kchlöffen. Es sei bestimmt natürlich, dah kie unter
solchen Verhältniffen viele gemeinsame politische
Berührungsvunkte fänden. Aber diese Freund-
schaft schließe niemand aus. Was er von Frank-
reicht gesagt habe, gelte in gleicher Weise für
Belgien. England habe eine Versicherung er-
halten, daß Belgien an seinen bestehenden Ver-
pslichtungen sesthält.

Bedingungen deuisch-englischer Zusammenarbeil

Was Deutschland angebe. so sei i» ie-
nem Lande wiederholt der Wunsch nach einer
cngeren englisch-deutschen Freundschaft ausge-
drückt worden. Diefer Wunsch werde in Eng-
land aufrichtig erwidert. lSehr starker Bei-
fall.1

Es gebe jedoch zwei Bedingungen,
die England unvermeidlich an jede Freund-
schaft knüpfe, die England irgendcinem ande-
ren Lande anbieten könne, gleichgllltig, ob es
Deutschland oder irgend jemand anders sei.
Eine derartige Freundschaft könne nicht aus-
kchliehlich sein und könne sich nicht ge-
gen irgend jemand anders richten.
lBeifall.1 Wenn er von Deutfchland spreche,
so miisse er sich zu einer dort neuerdinas f-st-
stellbaren Neigung äuhern, die darin bestehe.
England die Schuld sür DeutschlanLs wirt-
schaftliche Schwierigkeitcn zu geben. Das sei
eine Lehre, die England nicht einen Tag lang
annehmen könne.

Jn diesem Zusammenhang wolle er auch ein«
Vemerkung zu dem kürzlichen Währungsab-
kommen der drei Mächte machen. Andere Natio-
nen einschliehlich Deutschland seien ausdrücklich zur
Mitarbeit eingeladen worden, und England wllrve
sich nur kehr freuen, wenn Deutschland sich imstande
sähe. seine Rolle in diesem Programm zu spielea.

Es könne keine Rsde davon sein, dah England sich
an irgendeiner Einkreisung Deutschland beteilige.

Anschliehend wandte sich EVen Jtalien zu.
Es sei notwendig. sich daran zu erinnern. dah die
Verschlechterung der englisch-italienischen Bezieh-
ungen auf das Vemühen Englands zurückzuführen
sei, seine Verpflichtungen gemäh der
Völkerbundssatzung zu erfüllen. Es sei
nienlals' ein englisch-itälienischer Streitsall gewe-
sen. Solange das nicht in Jtalien als wahr er-
kannt werde, würden die beiderseitigen Beziehun-
gen ünter VieseM Mihverständnis leiden.

Jn seiner Rede in Mailand am 1. November
habe Mussolini gewisse Bemerkungen über die
Beziehungen zwischen den beiden Ländern gemacht.
Diese Bemerkungen hätten sich in der Hauptsache auf
die künftigen Veziehungen der beiden Länder im
Mittelmeer bezogen.

Die britische Regierung wende sich nicht ge-
gen die Worte Mussolinis, datz das Mittelmcer
sür Jtalien von lcbenswichtiger Bedeutung
sei, aber stc betone, dah dieFreiheit der
Verkehrswege in diesen Gewässern auch
von lebenswichtigem Jnteresse in des Wortes
wahrster Vedentung sür das britische Reich sei.

Zweitens nehme die britische Regierung Kennt-
nis von der begrüßenswerten Versicherung Musjo-

Maffemnor- an Geisilichen

Oas tragische Gchicksal der lehten evangelischen pfarrer in der Sowjetun'on

Berlin, 5. November

Die deutsche pro-<iso-Kommission hat aus völlig
zuverläffiger Quelle Mitteilungen llber das Schick-
sal der letzten evangelischen Geistlichen aus dem
Gebiet der Sowjetunion erhalten. Psarrer Simon
Kludt aus Freudenfeld wurde vor einiger
Zeit zum Todeverurteilt. Das Urteil soll
schon vor Monaten vollstreckt worden sein. Die ver-
zweifelte Familie aber spannt man auf die Fol-
ter, indem man ihr eine endgültige Mitteilung
darüber hartnäckig verweigert. Auch der älteste
Sohn war eines Tages verschwunden; es stellte sich
heraus, datz er im EPU-Gefängnis sitzt und seiner
Verurteilung entgegensieht.

Jn der Nacht vom 26. zum 27. September wurde
Pfarrer Albert Meier aus Lharkow von der EPU
verhaftet. Es ist völlig unerfindlich, warum siese
Verhaftung stattfand und was man Pfarrer Mere:
vorwerfen kann, denn seit Fahren ist er auch seitens
der Sowjetbehörden als völlig unpolitischer, ruhi-
ger und zurückhaltender Mann bekannt, dem ?ogar
die besondere amtliche Erlaubnis erteilt wurbe,
autzerhalb seines Amtsbezirkes in anderen Gemein-
den Eottesdienste abzuhalten. Die Verhaftung von
Pfarrer Meier steht im schreienden Gegensatz zu
den Phrasen des bcrüchtigten Artikels 124 der
Sowjetverfassung, wo heuchlerisch von einer „Frei-
heit der Abhaltung religiöser Kulte" geredet wirb.
Der Vorgänger von Pfarrer Meier, Propst Birth,
schmachtet schon seit drei Iahren im hohen Nor-
den in der Verbannung.

Pfarrer Friedrich Braatz aus Ludwigsthal ist
zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt und be-
findet sich im Lager Komy in Sibirien. Pfacrer
Karl Krentz aus Neu-Stuttgart ist bei üer
Zwangsarbeit in einem Steinbrnch
im Lager bei Tomsk zum zweiten Male zusammen-
gebrochen. Sein baldiges Ende ist mit Sicherheit
zu erwarten. Im gleichen Steinbruch arbeitet Pfar-
rer Friedrich Deutschmann aus Hochstedt. Auch er
ist am Ende seiner Kraft. Früher arbeitete dort

auch der zum Tode verurteilte und dann zu zehn
Jahren Zwangsarbeit „begnadigte" Pfarrer Wol-
demar Seib aus Dnjepropetrowsk. Er ist ver-
s ch o l l e n.

Pfarrer Peter Heinrich Withol aus Lugansk
bekam 10 Jahre Zwangsarbeit und erkrankte bald
an galoppierender Schwindsucht. Provst Liborius
Behning ist tot. Pfarrer Erbes ist in der Verban-
-rung an Hungertyphus gestorben. Verschol-
len sind die verschickten Psarrer Emil und Artur
Pfeiffer aus Norka (Wolga) und Saratow. Pfar-
rer Artur Kluck aus Katharinenstadt, der schon
vor acht Jahren verbannt wurde, Psarrer Hansen
aus Leningrad, der nach dem hoben Norden ver-
schickt wurde.

Das Emvörendste jedoch ist. dah auch die
Frauen evangelischer Pfarrer in Zwangs-
arbeitslager verbannt worden sind. Die Frau von
Psarrer Kluck erhielt 10 Jahre und veslndet sich
im Fernen Osten hinter Chabarowsk. Seine Sckwe
ster Selma. die ebensalls zu 10 Jahren verurteilt
wurde, und sich zu Ansang des Jahres in Med-
weshja Eora in Karelien besand. ist verschollen.

Nachdem auch Psarrer Waldemar Reichwald
im Juni dieses Jahres zu 7 Jahren Eefängn^
verurteilt worden ist, ist auch das ganze Sibirien
ohne einen einzigen evangelischen Pfarrer.

Alle übrigen 33 Pastoren, über deren Schicksal
in der Verbannung bis zum Anfang dieses Jahres
noch Nachrichten eintrafen. sind gänzlich verschollen

Von den 230 Pfarrern, die vor der Revolution
in 539 Kirchsvielen und 1828 Eotteshäusern die
evang. Christen Ruhlands betreuten. sind heute
nur noch 3 bis 4 tätig — auf einem Tsrrito-
rium, das ein Sechstel der Erde umfatzt. Der Bol-
schewismus hat sein Ziel, die Vernichtung des
evanselischen Christentums restlos erreicht.

Ueberflüsstg zu betonen, datz das Schicksal ver
katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirchen
in der Sowjetunion dem Schicksal der evangelischen
Kirche genau entspricht.

linis, datz Jtalien nicht die Äbsicht habe, diese»
Seeweg zu bedrohen. Das gleiche treffe auch M
England zu.

England habe nicht den Wunsch, irgendwelche
italienischen Jnteressen im Mittelmeer zu bedroheü
oder anzugreifen. Angesichts dieser Sachlage sollte
es nach englischer Ansicht den beiden Ländern mög"
lich sein, auch weiterhin diese lebenswichtigen Iü'
tereffen im Mittelmeer nicht nur ohne einenKo»'
flikt aufrecht zu erhalten, sondern sogar zum (P'
genseitigen Nutzen.

Hierauf umritz Minister Eden die Autzeupoliti»
der britischen Regierung. Er erklärte, datz die de>"
Unterhaus soeben geschilderte.internationale Lag§
ernst genug sei, aber er selbst glaube nicht an d?s
Unvermeidbarkeit einer Katastrophe. Er glaum
an England und glaube auch daran, datz der künn

tige Frieden Europas sehr wesentlich von derRoll?
' ' " ' spiele (Beifall) Es

die

s-i
Füh'

abhänge, die England
Englands fester Entschlutz,
rung zu Lbernehmen.

Eine europäische Rcgelung, die fest und sichr?
verankert sei, sei lebenswichtiges britisches I»'
teresse. Man werde eine derartige Regelung
nicht erzielen und nicht imstande sein, die M'
torität des Völkerbundes wiederhcrzustelle>?'
solange England nicht sowohl die Stärke de-
Willens als auch der Waffen besitz^
(Veifall aus den Regierungsbänkenl. Die eag'
lische Wiederaufriistung müsse umfaffend sei??'
Es werde niemals zn einem dauerhaften Frie'
den in der Welt kommen, solange nicht c??-
Rüstungsabkommen erzielt werde und solanw
nicht die Nationen sich der ihnen gebührendt''
Lebenshaltung ersreuten.

Fast jede Nation in der Welt und jede Natioj'
tn Europa rüste stetig, rücksichtslos und fieberhal
auf. Unterschiede beständen nur in dem Erad de>
Aufrüstung, aber alle rüsteten. Er wolle zwZ
Vorschläge machen. Der eine gehe dahin, d>
Welt auf den Friedenspfad zurückzusühren dul!»
Einhaltung einer i n tern a tional
Ordnung und Achtung und llnterstützung eiue'
derartigen Ordnung.

Der zweite Vorschlag laute. datz Enä'
land wieder aufrüsten müsse. Vei dl
heutigen Weltlage sei die Störke der britischl'
Rüstungen von entscheidender Bedeutung iür d'^
Erhaltung des Friedens. Es sei fast ein Eemew
platz. zu ?agen, datz. je stärker England heute se'
umso grötzer die Eewitzheit des Friedens sei.

Anschlietzend stellte Eden drei Hauptpunkte tstl
britischen Programms auf:

Stärkung der Aütorität des Bölkervundes. 3^
dieser Hinstcht werde dic britische RsgieruE
alles tun, denn es bestehe kein Erund, weP,
eines Fehlschlages die Bemühungen auf?
gebeu.

Herbeisührung einer europäischen NegeluUS'
Aufrüstung Englands.

1.

Für diese Politik erbitte die Regierund diell^

terstützüng des Unterhauses und einer einigen
tion. (Beifall)


Rcichsminister Rnst llber Hochschulsraaen.

iitzlich der 125-Jahrseier der Friedrich-Wilhel^
lniversität Breslau am Samstag, den 7. Nove^!
er, wird stch Reichsminister Rust vormittags 11 -,
lhr in einer Rede mit Hochschulfragen befass^
>ie Ansprache wird auf die Sender Breslau, Mü'

„Hindenburg" wieder unterwegs. Am Donne?'
tag, um 18.25 Uhr, startete das Luftschiff „HindL
burg" von Frankfurt aus zu einer Südamerm
fahrt Die Kabinen sind voll besetzt.

Uniformvcrbot in England. Das englische ^
binett stimmte am Mittwoch dem Eejetzentwö'
über die Aufrechterhaltung der öfsenilichen
nung zu, der in erster Linie ein allgemeines
bot oes Tragens politischer Uniformen vorsteht.

Neuer Zwischenfall in Schanghai. Jn Scha^,
hai wurde bei einem Spaziergang ein japanislv',
Zivilist in der Dünkelheit überfallen und mit eiA
dolchartigen Waffe verletzt. Angeblich soll der ^
ter ein Ehinese sein.

__>

Hauptschriftleiter: Franz Vreh
Stcllvertrcter: Rcrnkmrd Sceaer-Kelbe.

Ehek vom Dienst: Dr. Friedrich Didier.
Berantwortlich sür Inneiivolittk: Frani Breb;
Auhenvolitik imd Wirtfchaft: Bcrnhard Seeaer-Kr>^!
ftir Stadt Heidelbera und Bcweauna: Hcrmann
ftir Badilche Nachrichten und Svort: Hermann Uebef,<!
sür Fentlleton imd Unterbaitima: Dr. Skriedr. DiW
für sümtl Beilaacn: i. B. Dr. Friedr. Dllüer: fff r
der: Hanvtschriftleltnna: Mr Anzeiaen: Wilh. Ves»
lümtlich tn Setdelbera.

Schriftleituna: Brrmncnaaffe 20—24.
Rerliner Schriftleitnna:

Hans Graf Reischach. Nerlin SW 88. Cbarlottenitr. '4,
Nachbruck eiaener Berichte obne ansdrückliche G?w
miaima der Schriftleitima nicht aestattet.
Svrechstunden der Schriftleitima: Täal. von 18—17 9
Fernrus 8740.

Fiir unverlangt etnaeaanaene Beiträae wird ke»>?
Berantwortnna übernommen.

Berlan „Bolksacmcinfchast" G. m b. H.. Hau^'
stratze 128/128 tUniverfftätsvlabt.

Druck: Heidelberaer Gutenbera-Driickerci G. m. L.

D.-A. X. 36: 23 441.

Davon: BezirkSansaabe „Rnnd um Mosbach
Beztrköansaabc „Ter Odenwälder"
Be»irkca«s:,abe „Der Äraichaau"
Bezii keansaabe „Der Franke"

Lur Zeit ist Pretsliste Nr. ö aültta.
 
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