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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (6) — 1936 (Juli bis Dezember)

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Ssiis 2

„Dallsgernelnschaj^

Freitag, deu S«. Ro»««b«»

Die Weltanschauung im Vordergrund

Reichsleiter Rosenberg, Stabschef Lutze unb Treichsminister Krick auf Burg Dogelsang

Burg Vogelsang, 19. November

Die NSK meldet: Der oorletzte Tag der Eau-
amcsleitertagung auf Burg Vogelsang in der Eifel
wurde mit einem grundsätzlichen Referat Alfred
Rosenbergs eröffnet und fortgesetzt mit be-
dsutsamen Ausführungen des Stabschefs der SA.,
^ utze, über den Weg, den die SA. in Zukunst
gehen wird. Abschlietzend ergriff Reichsminister Dr.
Arick oas Wort.

Reichsleiter Alfred Rosenberg umritz in
grotzen Zügen die weltpolitische Situatron Europas,
rn der die Nationalausfassungen und Kulturen aller
europaischen Mächte und Länder gemeinsam vom
Weltbolschewismus bedroht seien. Die bolschewisti-
sche Gefahr, die früher für Deutschland eine innen-
politrsche Angelegenheit gewesen sei, habe sich zu
emer europäischen Frage ersten Ranges
entwrckelt, wie es sich im Beispiel Spaniens am be-
deut>amsten ausdrücke. Das Interesse Deutschlands
an der Erhaltung und am Aufbau der eigsnen und
der europäischen Kultur bestimme seine Verbin-
mit allen, auch den sogenannten kleinen euro-
paischen Staaten und regele die sreundschaftlichen
Beziehungen zu den Ländern, die für einen Aus-
tausch kultureller und wirtschaftlicher Werte ofsen
stunden.

Stabschef der SA., Diktor Lutze, legte ein
Bekenntnis ab, datz die SA. das Jnstrument ist,
das immer in der festesten Tuchfühlung mit der
gesamten Vewegung stehen mutz. Jndem er darauf
Hrnwies, datz viele der Eauamtsleiter früher selbst
SA.-Männer waren und genau so wie er treppauf,
treppab mit Plakaten und Flugblättern gelausen
und dem Gegner auf der Strahe mit der Faust
entgegengetreten sind, zeigte er, wie durch diesen
Kampf in der SA. eine Auslese mutiger
und gläubiger Männer entstanden ist Der
Stabsches sprach dann weiter über die Entwicklung
der SA., wie sie sich von der Machtübernahmc bis
heute gestaltet hat. Eine vordringliche Aufgabe ist
es gewcsen, durch Prüsungen von SA.-Führern und
SA.-Männern die wirklichen Führer festzustellcn.
Parteigenosse Lutze führte dann weiter aus, wie
er sich den SA.-Führer und SA.-Mann denkt. „Ich
mutz verlangen«, so sagte er. „datz die SA.-Führer
sich nicht nur als Vorgesetzte fühlen, sondern ich
mutz auch von dem SA.-F ührer oerlangen, datz er
geistig und weltanschaulich sührend
vor der Front steht." An die SA.-Führer stelle er
eine zweite Forderung: Er verlange von einem
SA.-Führer, datz er in Zivil und Uniform, da, wo
er gehe und stehe, eine Werbung für den
N ptr o n a l s o z i a l i s m u s ist.

tzi,cDsr Stabschef zcigte weiter den Weg, den die
SA. geht. „Der SA.-Führer mutz für seine Männer
ein Beispiel sein. Was er als heiligen Elau-
ben durch den Führer in sich aufgenommen hat, mutz
er<an seine Männer weitergeben können, und zwar
so, dah dicse Männer als Mittler zum Volk wiede-
rum gläubige Nationylsozialisten erziehen können.
So sehr wie ich autzenpolitisch für ein machtvolles
und starkes Deutschlgnd eintrete, so sehr bin ich
aber auch der Ausfassung, datz man inncnpolitisch
nicht mit Machtmitteln regieren kann, sondern datz
das Bolk mit dem Herzen gewonnen
wsrden mutz." So habe er, sührte der Stabschcf
weiter aus, immcr dieWeltanschauung in
den Vordergrund gestellt.

„Wir wollen wie eine gläubige Gemeinschaft fllr
den Führer stehen, so dah er bei den grotzen Auf-
gaben, die ihm gestellt sind, nicht rückwärts zu
schauen braucht." Die Sendung unserer Zukunft ist

die Schaffung einer solchen Eemeinschaft als Vor-
bild für das ganze Volk.

Nach dem Stabschef der SA. sprach der Reichs-
minister Parteigenosse Dr. Frick. Er benutzte die
Eelegenheit, um in ausführlichen und eindring-
lichen Darlegungen den führenden Männern der
Bewegung den Sinn und Zweck des nationalsozia-
listischen Staatsaufbaues vor Augen zu halten. Er
fprach dann über den Neubau des Reiches
und erklärte hierzu: Neubau des Reiches ist nicht
die Herstellung einer blutleeren Konstruktion, son-
dern das Werden und Wachsen auf Erund einer
blutmätzig gebundenen, lebendigen Volksgsmein-
schaft.

Mit dem Umbruch der Weltanschauung ist auch
eine Aenderung aller Rechtsformen Hand in Hand
gegangen. An die Stelle des herkömmlichen Staats-
denkens ist die Jdee des artgleichen Volksganzen

getreten. Die werdende Staatsordnung ist nichts
anderes als die Uebertragung des nationalsoziali-
stischen Denkens auf den Staat. „Parlamentaris-
mus und formale Denkungsweise passen nicht zum
deutschen Volk, an ihre Stelle muhte der von einem
verantwortlichen Führer geleitete wahre Volks-
staat treten." Was in der Partei gewachsen ist —
einWille undeinFührer — mutz auch auf
den Staat übertragen werden. Der nationalsozig-
listische Führerstaat kann daher nur ein Ein-
heitsstaat sein. Mit Hilse der nationalsozia-
listischen Bewegung allein wird der Neubau des
Staates vollendet, so wie es der Führer auf dem
Parteitag in Nürnberg verkündet hat. Schlietzlich
zeigte der Reichsminister dann noch die grundlegen-
den Ecsetze auf, die den Neubau des Staates vom
crsten Tagc an, da Adolf Hitler die Macht über-
nommen hat, eingeleitet haben.

Besuch Or. Goebbels

Komeradschastliche Aussprache über tagespolilische probleme

Der letzte Nachmittag stand im Zeichen des Be-
suches von Reichsminister Dr. Goebbels, der gegen
Mittag in Köln eintraf. Dort wurde er von Gau-
leiter Eroha und Landesstellenleiter Winkelnkemper
empfangen und im Kraftwagen zur Ordensburg
Vogelsang geleitct.

Dr. Eoebbels erklärte, seinen Besuch nicht in der
Form eines üblichen Rsferats ablaufen zu lassen,
sondern er wolle sich in kameradschaftlicher Aus-
jprache mit den versammelten Führern der
NSDAP. über tagespolitische Fragen, gemeinsame
Sorgen und Freuden unterhalten. Er berührte in
seinen einleitenden Worten das Problem der poli-
rischcn Taktik, die der Strategie des Staates zu
Diensten stehen mutz und führte dabei praktische
Beispiele für taktische Wege zur Erreichung eines
politischen Zieles an. Er verglich die Taktik der
Staatsführung mit der Taktik eines Schachspielers,
der seine Regeln und Matznahmen, die ihn zum
Ziele gefiihrt haben, auch erst nach erfolgreichcm
spiele bekanntgebe. Die nationalsozialistische Tak-
tik sei von Vernunst und dem gesunden Menschen-
verstand beherrscht.

Nach dieser Einführung forderte Reichsminister
Dr. Eoebbels die anwesenden Gauamtsleiter auf,
aus ihren Arbeitsgebieten und aus der Tagespoli-
tik Fragen an ihn zu richten, die er beantworten
wolle. Diese politische Unterhaltung wurde von

den Politischen Leitern auf Vurg Vogelsang mit
freudiger Zustimmung aufgenommen, da sie vielen
verantwortlichen Männern der NSDAP. aus dem
Reich Eelegenheit gab, Sorgen und Nöte und Pro-
bleme des poiitischen Lebens mit dem Reichspropa-
gandaminister selber zu besprechen.

So führte die Unterhaltung zur Behandlung
sozialer Probleme, Rechtsfragen, zur Erörterung
nationalsozialistischen Lebensstils, des Siedlungs-
problems, der Verbrauchslenkung, der Menschenfüh-
rung und der vielen einzelnen Teilgebiete des täg-
lichen Lebens im nationalsozialistischen Staat sowie
der grundsätzlichen politischen Ausrichtung des deut-
schen Volkes durch die nationalsozialistische Be-
wegung.

Die vielen Fragen der Eauamtsleiter boten
Reichsminister Dr. Eoebbels die Eelegenheit, zu
einzelnen Problemen ausführlich Stellung zu neh-
men und die Einstellung der nationalsozialistischen
Regierung und Parteiführuntz zum Ausdruck zu
bringen. Das Endergebnis dieser politischen Un-
terhaltung auf Burg Vogelsang trug zu einer wei-
teren inneren Stärkung und Festigiing der Partei
und damit des gesamten Lebcns des deutschen
Volkes bei und bildete einen schönen Abschlutz dss
vorletzten Tages der aufschlutzreichen Schulungs-
tagung im Westen des Reiches.

Eine lKede General Krancos

Spontane Kundgebungen in Salamanca für Oeutschland und Italien

Salamanca, 19. November
Jn den Abendstunden des Mittwochs tras Ge-
sandtschaftsrat Eraf Dumoulin-Eckart von
der deutschen Eesandtschaft in Lissabon im Flug-
zeug in Salamanca ein, mit dem Austrage,
Keneral Franco mitzuteilen, dah die deutsche
Regierung die spanische Nationalregierung
anerkannt habe und eincn Geschäftsträger cr-
nennen werde, um mit der Nationalregierung die
diplomatischen Beziehungen auszunehmen. Graf
Dumoulin-Eckart wurde sofort in feierlicher Au-

dienz von General Franco empfangen. Die Bevöl-
kerung brachte dem Vertreter Dcutschlands auf
seiner Fahrt zum Hauptquartier sowie auf dem
Rückwege begeisterte Huldigungen dar.

Der Staatschef des nationalen Spaniens,
Franco, hielt im Anschlutz an die spontanen
Kundgebungcn, die anlählich dcr Anerkennung der
spanischcn Nationalrcgierung durch Deutschland
und Ztalien in Salamanca stattgefunden haben,
vom Balkon des Hauptquartiers eine Rede, in der
er daraus hinwies, dah der E n t s ch l u h D c u t s ch-

landsundZtaliens sür das Lebe»
niens von überragender Bedeutunb
sei. Deutschland und Ztalien seien heute, vereiu»
mit Portugal und dem nationalen Spanie«, »iu
Schutzwall für die Erhaltung des Ehristeutuw»
und der altehrwürdigen europäischen Kultur. Die«
ser Tag sei nicht nur ein Höhepuukt d«<
spanischen Geschichte, sondern auch der
Geschichte Europas. Der Schritt Deutschlaudd
und Jtaliens müsse fiir alle Völker ein Anspor«
sein, auch ihrerseits mitzuarbeiten an der Vekiiurp'
fung des alles vernichtenden Bolschewismus.


Blum übernimmt Jnnennnnisterium. Der fra»'

zösische Ministerpräsident Lson Blum hat be«
schlossen, die Leitung des Jnnenministeriums vol*
läufig zu übernehmen.

*

Eeneralstreik in der Liller Metallindustrie. Di«

Metallarbeitergewerkschaft von Lille hat am Don'
nerstag dcn Generalstreik sür die gesamte Lillrr
Metallindustrie ausgerufen.

*

Französischer Flieger abgestürzt. Der zu einera

Langstreckenflug Paris—Tokio gestartete französisch*
Flieger Japy mutzte am Abhang eincs Nordwest^
ausläufers der Jnsel Kruschiu in Japan notlach
den, wobei er ernstlich verletzt wurde.

Ztaliens Eeschäftsträgcr sür Burgos. Zu>"

italienischen Eeschäftsträger bei der RegierunA
Franco wurde Votschastsrat de Ciutis bestellt-
Er wird stch sofort nach Burgos begeben.

*

Diskonterhöhung in Dänemark. Die däniE
Nationalbank hat den Diskontsatz von 3V, am
4 v. H. erhöht.

*

Abgesandter der Roten hinausgeworfen. ÄN>

Mittwoch wurde ein Abgesandter der roten Schei^
regierung von Valencia aus der spanischen we'
sandtschaft in Stockholm buchstäblich hinausgewo^
fen, nachdem er mehrmals auf Oeffnung des
sandtschaftsgebäudes bestand.

Kegen die Moskauer Wühlereien. Jm englische"
Unterhaus sprach sich ein konservativer Abgeord'
neter gegen den französisch-sowjetrussischen Pa>'
aus und wandte sich gleichzeitig gegen die Bestrr
bungen Sowjetrutzlands, in aller Welt Unruh<"
zu entsachen.

Hl

Marxistische Bluttat im Böhmerwald. 3^

Christiansberg bei Kalsching im Vöhmerwald wuro°
das Mitglied der Sudetendeutschen Pgrtei, Fra«»
Rauscher, von einem sozialdemokrätischen Vo°
trauensmann^ erstochen, ein zweites ParteimitglK"
durch Messerstiche schwer verletzt.

Vom litauischen Staatspräsidenten begnadiS^

Der litauische Staatspräsident hat im Enadenw^
drei Memelländer, die im gronen Kriegsgerichr°:
prozetz im März 1935 zu hohen Zuchthausstraseu
verurteilt worden sind, die Strafen erlassen.

Parteienverschmelzung in Sck»weden.

„Schwedische Nalionalsozialistische Partei" hat M
der „Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Schstm
dens" angeschlossen, um bessere Aussichten für eiu
Durchsetzung ihrer Ziele zu haben.

Flugzcugungliick in England. Das englische Pus^
flugzeug, das den Nachtdienst zwischen England uN
Skandinavien versieht, ist am Donnerstag bei d»A
Versuch einer Notlandung vernnglückt, wobei
Mann der Besatzung ums Leben kamen.

t^eicfeltieiger 8tucjen1en unter cten Oä5ten

Dic K l e i st - tzl e st w o K c . die ln Bochnm
tem Tickter zu Ebren, der vor 125 Iahren, am
21. November 1811 durch Freitod 31iäbria aus
der Wclt aina. vcraniialtct wirö, kat auch einen
Kreis Studenten dcr Universität Heidelbera
zur Teilnabmc veranlabt. Wir brinaen heute
den ersten Bericht uniercs mit der Berichterstat-
tung beauftragten H. L.

Die Schriftlettuna.

Es gibt keine Erinnerung. weder an das Werk,
»och an die Perfönlichkeit Kleists, die mit dem Na-
men Vockum verknüvit wäre — allein der hoben
Kultur feines Tbeaters verdankt Bochum feine
Wabl zum Feftort. Das Bochumer Stadttbeater
nimmt in unferen Tagen eine ähnliche Stellung im
deutfckien Tbeaterleben ein, wie sie etwa im vori-
gen Jahrbundert die Meininger innehatten. Die
Menfcken sind von weitber gekommen, um in die-
fer Festwockie. die den weitgeivannten Boaen des
Kleistfchen Werks umfchliestt. den dramatifchen Ee-
nius der Deutschen zu erleben. Und sie ubertragen
ihre festlickie Stimmung auf die rastlose Arbeits-
stadt. die Vorträge an den Vormiitagen wie die
„Kundgebung für die Iugend und Volk mit dem
Festvortrag Dr. Rainer Schlofsers im Mittelvunkt
verstärken diefen Cbarakter und die allabendlichen
Auffübrungen Kleistfcher Dramen macheii den Ein-
druck endgültig: Vochum steht rm Zeichen der Kleist-
Woche.

Es ist das Einmalige und Wunderbare diefer
Woche. bier einmal den ganze n Kleist erleben zu
dürfen, den verheitzungsvollen Anfang und die
Werke der Reife. aber vor allem auck, icne Dra-
men, wie Penthesilea und Robert Euiskard, die,
f.lten oder iast gar nicht aufgefübrt, erst die wabrc
Eröhe Kleists ermessen lassen. Dann erst gebt uns
auch die erschütternde Tragik des Kleistschon Lebens
aus. wenn wir erkennen, was er alles angenrevt,
wobin sein gewaltiger Keist und sein machtvolles
Eefübl die dickiteriscbe Eestaltung voranrih. und
worauf der frübe Tod verzickiten liek — durck,
die Schuld der verständnislosen Umwelt.

1. Kdonck: „Me KamIIIo 8obro<kenstsln"

Dieses Stück ist das dramatilche Erstlings-
werk Kleists und verrät noch eine deutliche
vnlebnung an Sbakespeare. Aber bereits darin

zeigt sicki die Besonderhcit der Kleistschen Tragik.
wie schon die Svrackie unabhängig und stark ein-
herschreitet. Die Ausführung am Sonntagabend
war von einer vrackitvollen Strasfheit. die mit
schnellen. schars abgesetzten Vorhängen arbeitete
und das Eescheben in den ganz kurzen Pausen noch
fortfübrte mit den einfachen Klänyen einer Block-
flöte, einer Klarinette oder einer Pauke. Die Sviel-
leitung batte es autzerdem verstanden, alles allzu
Erelle zu vermeiden. und so erstand das Romeo-
und Julia-Motiv. wie es Kleist uns gibt. stark in
Liebe, noch stärker in Eeist, vor dem Zusckauer.
Wunderbar vor allem die Liebesszene im Eebirge,
in welcker sick zuletzt der trennende, furchtbare Ver-
dacht von Agnes gegen Ottokar in ein neckisches
Liebeslviel voller Anmut und Herzlichkeit lost.
Wer batte da noch das Emvfinden. ein Jugendstück.
ein Frübwerk mit allen Mängeln der Unreife vor
sich zu haben?

2./tvonck: „Kobort Luistzarck" unck
„ller rerdroobens Krus"

Robert Euiskard, dieses gewaltigste Torso der
deutschen dramatiscken Dicktung. läht uns ersckut-
tert vor der Eröhe Kleists stehn. Und das hat der
Rasende einmal vernickten können! Denn den „Ro-
bert Euiskard". wie wir ibn beute vor uns baben,
hat Kleist sväter aus dem Gedäcktnis niedergL-
sckrieben. Das Werk lieh Wieland urteilen: ,L8enn
die Geister des Aesckblos. Soobokles und Sbake-
sveare sick vereinigten. eine Tragodie zu sckafsen,
sie würde das sein, was Kleists „Tod Guiskards
ist." Und diese Vereinigung war ja auck Kleists
Ziel in diesem Werk gewesen.

Was Ickon „Die Familie Schrosfenstein" bewies,
die Aufführung des „Robert Euiskard bestatigte
es. dah eine kübne Hand Regie fubrte. Aber
wenn man. wie der Intendant Dr. S. Sckmidt.
dabei immer in der Acktung vor dem Werk und
ihm dicnend bleibt, ist sie gerade bei Kleist voll
und ganz angebrackt. Die gewalttgen Volksszenen
hatte die Svielleitung, um der Monotonie eines
einzigen. sehr langen Svreckckors zu entgehen. am
Einzellvrecher und Cbor verteilend, gealiedert Und
erst dadurck, war es moglick,,,bis zur Ekitase zu
steigern und bis in Moll zu damvsen. erst dadurck

den Reichtum an elementarem Ausdruck und Ge-
fübl herauszubringen. Auf diesem Hintergrund
verstand es Eerbard Meinecke. die übermensch-
licke Eestalt des Normännerberzogs wirklam abzu-
heben.

Das köstlicke Lustsviel „Der zerbrochene Krug"
zeigte erneut, datz wir es bier am Vochumer Thea-
ter mit einem ausgezeichneten Ensemble. nickt mit
Stars. zu tun haben. Der rascke Ablauf wurde dem
Stück am besten gerecht, weil dem Humor dadurch
zum Wort verbolfen wurde.

Z. -Urenck: „-tmpbitcvon"

Dieies Lustspiel, das bei Moliere eine delikate
Eskavade Juviters ist, wird bei Kleist im Erunde
ein ersckütterndes Sviel von ebrlicker Treue in
deutscker Auffassung. aui das nur Sosias. Lharis
und Merkur humorige Lichter werfen. Die Alk-
mene Hidde Ebert wurde der reinen, hohen
Ausfassung bei Kleist nicht ganz gerecht. Aber sonst
war es vor allem durck den berückenden Einklang
von Bühnenbild und Sviel eine wohlgelungene
Vorstellung.

üsivr Tsippe.

Oie ?Isne cle; dlokelpreiiitkägei-;
s^rofe;5or Oed^e

Berlin. 19. November

Profesior Dr. Debye. Direktor des Kaiser-
Wilhelm-Jnstituts für Phystk in Verlin und Trä-
ger des diesiäbrigen Nobel-Preises für Chemie. hat
der schwediscken Presse mitgeteilt. datz er mit Frau
nack Stockbolm zu reisen beabsicktige, um den Preis
in Emvfang zu nebmen. Der Eelehrte bat weiter
mitgeteilt, dak er sick gegenwärtig mit der Unter-
suckuna von Metall-Legierungen und anderen Ma-
terialien. die für den Masckinenbau verwendet
werden, beickäftiae. Man wolle versucken. die
Struktur dieser Materialien mit Hilfe von Ront-
genstrablen festzustellen. Jn diesem Zusammenhang
teilte Prof. Debve mit. dah er -en Plan babe, im
Kaiser-Wilbelm-Jnstitut eine Atomzertrümmerungs-
anlage von 3 Millionen Volt konstantem Strom
einzurickten. Diese Anlaae werde die gröhte Em-
richtung ihrer Art in der Welt sein. Professor
Debye äutzerte schliehlich noch seine Freude. mit
Silfe des Nobel-Preises, der in diesem Jabre
160 000 Kronen beträgt, tatkrästig an die Verwirk-
lichung seiner Pläne gehen zu können.

^sguiig cjen 6c>cli;olien iii;ton5ciieN
Kommi85ion

Donaueschingen, 19. Nov-

Am 21. und 22. November tagt hier die BadiA
bistorische Kommission gemeinsam mit den bao„
schen Eesckichtsvereinen. Auf der Tagung svreck'i
am Samstag, 21. November. Ministerialrat
Dr. Fehrle über „Das deutsche Vauernhaus >1,
Verlaus der germanisch-deutlcken Eelckichte', E-
Sonntag: Prof. Nevellio (Pillingen) ebenfa^
an Hand von Licktbildern über „Die FrübgeschiA-i
der Baar", Recktsanwalt Dr. Bader über ,.E,e
Vaar in der Vor-Fürftenbergiscken Zeit" und uv ,
„Fürst Josevb Wiibelm Ernst zu Fürstenberg . " ,
Sckövier des fürstenbergiscken Staatswesens.

Bcrufung Wilhelm Petersens. Der Bremer ^

nat bat beschlossen. den Holsteiner Äaler Wilb^M
Peterien zum 1. Avril 1987 an die Nordiscke Ku»>
bockickule in Vremen zu berusen. Wilbelm .
sen hat die Beruiung angenommen.

Hauptschristleiter: Franz Vretz
Stellvertrctcr: Bcrnbard Sccger-Kelbe.

Cbcf vom Dienst: Dr. Fricdrick Didicr.
Berantwortlich fiir Inncnvolitik: Frani Bretz: T«!
Aiitzenvolitik und Wtrischast: Bernbard Sccaer-Eck:
ftir Stadt Hetöelbcrg nnd Beweanna: Hcrmanu
sür Badisckc Nackrtckten und Svort: Hcrmann 1Icvc°t:
für Feuilleton und Unterhaltuna: Dr. Iricdr. Di'L.jl«
sür fämtl. Beilaaeu: i. B. Dr. Iriedr. Didicr: fbrzAf'
der: Hauvtsckristlcitnna: fiir Anzeiaen: Wilb Ve0"
iämtlick in Heidelbera.

Sckriftlettuna: Brunncnaasse 20—24.
Bcrliner Sckriftleitnua: '

HanS Grak Rcisckack. Bcrlin SW 68. Cbarlottenstr-
Nackdruck eiaener Berickte ohne ausdrücklicke iNc»
miauna der Sckriftleitiina nickt acstattet. ^

Svrechstunden der Sckriftleitiina: Täal. von 16—17 >
Fernrut 3740.

Für unvcrlanat etnaeaanaene Betträae wtrd kc>
Verantwortuna übernommen.

B-rlaa ..Bolksacmeinsckaft" G. m. b. H„ Ha«»'
jtratze I28/>28 iUnivcrsitätsvlabt.

Druck: Hcidelberaer Gutenbera-Druckerci G. m. d-

D.-A. X. 3K: 25 441. zzH

Davon: Beztrksausaabe «Rund um Mosback «iV

Bezirksausaabe >Der Odenwälder" 04S"

Bczirksausaabe ..Der Kraickaau"
Besirksausaabe „Der Kranke"

Zur Zett tst Preislilte Nr. 6 aültig.
 
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