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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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Nit Familienblättern
, monatlich 50 Pf.
(.frei in's Haus gebracht,
^urcb die Post bezogen
Vierteljahr!. 1.25
ausschließlich Zustellgebühr.
Fernsprech-Anschlnß Nr. 82.



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15 Pf. für die Ispoltize
Pctitzeile ober deren Raum.'
Für hiesige Geschäfts- und
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ermäßigt.
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der'Jnserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Auschluß Nr. 82


Iirtsß, den 24. April

I89S.

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Arf die Heidelberger Zeitung für die Monate Mai und
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Politische Umschau.
Heidelberg, 24. April.
Die Nachwahl zum Reichstag im hannover'schen Wahl-
kreis Melle-Diepholz hat eine größere Bedeutung,
°Is eine gewöhnliche Nachwahl. Sie war die Probe auf
An Exempel, das die Konservativen im Stillen aufgestellt
Und für sich ausgerechnet hatten. Die Konservativen be-
haupteten, seit Bennigsens Rücktritt aus dem politischen
^eben gebe es keine» Nationalliberalismus in Hannover,
rr sei todt und die Konservativen seien seine Erben. Mit
hrin Aufgebot aller ihrer agitatorischen Kräfte gingen sie
Uun bei dieser Nachwahl für ihren Kandidaten, Herrn von
Pestel, ins Zeug, während der nationalliberale Kandidat,
Herr Wamhoff, ganz allein für sich arbeitete. Das Wahl-
rrgebniß war, daß die konservativen Stimmen um fast
1000 gegenüber der letzten Wahl zurückgingen, während
1er naiionalliberale Kandidat 3000 Stimmen mehr erhielt
uls bei der letzten Wahl, bei der die nationalliberalen
Wähler allerdings sehr säumig gewesen waren. Die Kon-
fervativen hatten gehofft, sie würden mit den Welfen in
die Stichwahl kommen; sie sind aber, wie diese Zahlen
kehren, mit ihrer Hoffnung kläglich zu Schanden ge-
worden.
Bisher wurde angenommen, es sei nur ein deutscher Pflanzer
iu Samoa, Herr Hufnagel von der Plantage Bastele, ver-
haftet worden. Nun ist aber ein Brief von einem Herrn Mar-
auardt aus Samoa in Deutschland eingetroffen, wonach auch
dieser verhaftet wurde, und zwar als er von einem Besuch des
Falken an Land zurückkehrte. Man brachte ihn an Bord der
Porpoise, wo er beschuldigt wurde, bewaffnet gegen die
Englischen Matrosen gefochten zu haben. Herr Marquardt
Erklärt das für eine grobe Lüge, und in der Thal muß
"Uch nicht der Schatten eines Beweises Vorgelegen haben;
denn nach vierzehn Stunden wurde er schon aus Verlangen
des deutschen Generalkonsuls sreigegeben, aber nur unter
dem Versprechen, daß er den Falken nicht verlassen werde.
Marquardt erzählt, daß er an Bord der Porpoise vom
Kapitän Sturdee in gemeinster Weise be-
leidigt worden sei, und daß er die Absicht gehabt habe,
ihn dafür nach seiner Befreiung zu fordern, daß er aber
auf deutsches Anrathen davon Abstand genommen habe,
solange er auf dem Falken bleiben müsse. Dem weiteren
Inhalt des Briefes ist zu entnehmen, daß das Bombardement
io gut wie ohne Ergebniß verlaufen ist, daß aber ein
Granatsplitter das Haus des deutschen Konsuls getroffen
habe. In und um Apia herrsche Anarchie und herum-
Ziehende Banden plünderien alles aus, namentlich aber die
deutschen Besitzungen. Marquardts ganzer Besitz sei ver-
wüstet, alles Transportable, Geld, Uhren, Gewehre, alles
sei gestohlen und er besitze nur mehr einen einzigen Anzug.
Das englisch-amerikanische Vorgehen, vom militärischen
Standpunkte ein vollständiger Mißerfolg, habe nur die
Folge gehabt, eine bisher friedliche und ruhige Landschaft
der Plünderung durch Banden auszusetzen. Die Deutschen

, befänden sich im Zustand äußerster Entrüstung. — Wir
nehmen an. daß Deutschland sowohl Herrn Marquardt,
wie auch Herrn Hufnagel Genugthuung verschaffen wird.
Ein angetrunkener amerikanischer Kapitän Namens
Coghlan hat dieser Tage auf einem Bankett eine
äußerst aufreizende Version über das Verhalten des ame-
rikanischen Admirals vor Manila zu dem deutschen ver-
breitet. Es geschah dies auf einem Bankett, das man ihm
und den andern Offizieren des von den Philippinen zurück-
gekehrten Kreuzers „Raleigh" am 21. d. im Union League-
Klub gab. Der Kapitän, der sich bald angesäuselt hatte,
erzählte: „Eines Tages kam ein Offizier des deutschen
Admirals Diederich, um eine Beschwerde vorzubringen
gegen einige Befehle, die betreffs der Bewegungen der
deutschen Schiffe ertheilt waren. Ich hörte, wie er d-m Ad-
miral Dewey die Beschwerde übcrbrachtc und wie letzterer,
darauf antwortend, sagte: „Sagen Sie Ihrem Admiral,
seine Schiffe müssen stillstehen, wenn ich cs sage. Ich
wünsche die Blockade des Hafens vollständig zu machen."
Der deutsche Offizier erwiderte: „Aber wir führen die
Flagge." Admiral Dewey antwortete: „Diese Flaggen
kann man überall für einen halben Dollar pro Aard
kaufen." Diese Aeußerung des Admirals war keineswegs
scherzhaft, er sagte dem deutschen Offizier, eine ganze
spanische Flotte könne zu ihm kommen mit deutschen
Flaggen, und fügte hinzu: Sagen Sie Ihrem Admiral,
ich blockire hier. Nun merken Sic sich genau, was ich
sage, und sagen Sie Ihrem Admiral, daß ich es sage.
Ich habe jedem die Blockade so leicht gemacht, wie ich
konnte, aber ich bekomme die knabenhafte Arbeit hier über-
drüssig. Es ist Zeit, daß sie aufhört. Sagen Sie Ihrem
Admiral, die geringste Uebertretung irgend einer Vorschrift
hat nur Eins zu bedeuten, nämlich den Krieg. Wenn der-
selbe angenommen wird, kommt sofort darauf die Antwort.
Wenn Ihre Leute zum Kriege mit deu Vereinigten Staaten
bereit sind, können Sie ihn zu jeder Zeit haben." Ka-
pitän Coghlan schloß seine Erzählung damit, daß er ein
Spottlied auf hochstehende deutsche Persönlichkeiten sang.
Mit Genugthuung muß konstatirt werden, daß die ameri-
kanische Presse über das Verhalten des Kapitäns entrüstet
ist und ihm gründlich den Text liest. Auch ein amtliches
Einschreiten gegen den Kapitän wird angekündigt.

Deutsches N e i ch.
— Der Actiengeiellschaft Neptun in Rostock ist von
der Firma Roy u. Lebreton in Rouen der Bau eines
großen Frachtdampfers übertragen worden. Es ist
das wohl der erste Fall, daß Frankreich unfern Werften
eine Bestellung giebt, und diese Art geschäftlicher An--
Näherung kann nicht nur als eine Anerkennung der deutschen
Schiffbaukunst, sondern auch als ein Zeichen der Zeit be-
trachtet werden. Bisher gingen alle französischen Schiff-
bestellungen, soweit sie nicht in Frankreich selbst ausgeführt
wurden, nach England.
— Wie der Nordd. Allg. Ztg. von maßgebender Seite
mitgetheilt wird, ist die Blättermeldung, daß das Kriegs-
schiff „Gefion" sich nach Samoa begiebt, vollständig
erfunden.
— In Kiautschou ist ein Gouvernementsrath
gebildet worden, dem die Berathung des Gouverneurs in
Angelegenheiten obliegt, die für die Kolonie im Allgemeinen
von Bedeutung sind, sowie auch in sonstigen wichtigen An-
gelegenheiten. Er besteht aus dem Kommandeur des 3.
Seebataillons als dem zur Vertretung des Gouverneurs
Berufenen, dem stellvertretenden Civilkommissar, dem In-
tendanten, dem Chefarzt, dem Hafenbandirektor und dem
Hafenkapitän.

— Die Kölnische Volkszeitung veröffentlicht einen Brief
des Bischofs Anzer aus Dstngtau-Stadt in Tsaut-
schoufu vom 6. März über den Aufstand in Süd-
s ch a n t u n g. Darnach herrschte dort zur Zeit des Ab-
ganges des Briefes Ruhe. Im Missionsgebiete von Tant-
scheng sind etwa 20 Gemeinden, darunter sehr große,
geplündert, zerstört und theilweise verbrannt worden. Auch
die Residenz des dortigen Missionars, Gebhardt, die in
der Stadt Tantscheng sich befindet, wurde vollständig aus-
geraubt. Gebhardt rettete nur die Kleider am Leibe und
verdankt seine Rettung bloß der Schnelligkeit seines Pferdes.
Alle Berichte stimmen darin überein, daß die grausen-
erregendsten Auftritte vorgekommen seien. So wurden zwei
Christen die Augen ausgestochen, eine achtzigjährige Frau,
die sich mühsam durch die Flucht retten wollte, wurde auf
offenem Felde ermordet, eine junge zwanzigjährige Person,
die krank darniederlag, wurde mißhandelt und starb bald
darauf. Die Leiche eines Christen wurde aus dem Sarge
gerissen und in Stücke gehauen u. s. w. Die Christen
sind nach Jtschoufu geflohen. Der Anstifter der Revolte,
Jang-Tsing-Hien, sitzt gemüthlich zu Hause und freut sich
seiner Erfolge. Je näher Kiautschou, desto bockbeiniger
benehmen sich die Mandarine in den letzten Monaten. Es
ist, als ob sie nach höheren Weisungen handelten. Gegen
die Hei-Secte, welche die Vertreibung der Deutschen sich
zur Aufgabe gesetzt hat, gehen sie nicht vor, scheinen sie
vielmehr im Geheimen zu billigen.
— Professor v. Stengel, der deutsche Delegirte auf der
Friedenskonferenz, hat der zweiten Auflage seiner Broschüre
über den ewigen Frieden einen von ihm verfaßten Zeitungs-
artikel angefügt, der speziell auf das Zarenmanifest Bezug
nimmt. Er nennt darin den Vorschlag, mit den Rüstungen
einzuhalten, die Zumuthung eines selbstmörderischen Vor-
gehens und die Friedensbewegung einen „bedauerlichen
Beweis dafür, daß der nationale Egoismus, der allein ein
Volk vorwärts bringt, und das nationale Selbstgefühl, das
allein einem Volke dauernd Ansehen bei anderen Nationen
zu sichern vermag, in Deutschland noch nicht die gehörige
Stärke erreicht haben." Sodann schreibt er:
Würde man sich in Deutschland stets zuerst fragen, was dem
Vaterlande frommt und sich dann erst den Luxus kosmo-
politischer Träumereien und Duselei gestatten, »so
hätte man an Stelle der Friedensbewegung eine Bewegung ins
Werk gesetzt, um den Reichstag zu veranlassen, in der Frage der
Stärkung der deutschen Wehrkraft jede kleinliche Rücksicht beiseite
zu setzen.
Bade». Karlsruhe, 22. April. Der Kaiser trifft
am Montag 10 Uhr hier ein und begiebt sich nach Kalten-
bronn-Gernsbach zur Auerhahnjagd. Donnerstag kehrt er
wieder nach Karlsruhe zurück. Die Abreise erfolgt am
Freitag.
Karlsruhe, 22. April. Der Schluß der Kammer
erfolgt frühestens am 10. Mai.
ch Weinh eim, 23. April. In einer heute hier abgehaltenen
sehr zahlreich besuchten Ausschußsitzung der natonalliberalen
Partei des Landtagswahlkretses Weinheim, zu welcher aus allen
zum Bezirk gehörenden Orten Delegirte erschienen waren, wurde
Herr Landwirth Valentin Müller, Gemeiuderath und Alt-
bezirksrath aus Heiligkreuz, für deu hiesigen Landtagswahl-
kreis als nationalliberaler Kandidat aufgestellt.
Badischer Landtag. Karlsruhe, den 22. April.
Erste Kammer (31. Sitzung).
Der Gesetz-Entwurf über die Gerichts- und Notar-
kosten in Angelegenheit der freiwilligen Gerichtsbarkeit
hat in der Commission bei den Gebührensätzen einige
Aenderungen erfahren.
In dem Entwurf ist der Grundsatz der Abstufung der Ge-
bühren zum Ausdruck gelangt, entsprechend dem sozialen Zug der
Zeit die wtrthschaftlich Schwächeren zu schonen und die Stärkeren
mehr zu belasten. Die Zweite Kammer hat eine nach dem Werthe
des betreffenden Objektes weitgehende Reduktion der Gebühren

Ter Herrgotthändler.
0) Eine Hochlandsgeschichte von Friedrich Dolch.
(Fortsetzung.)
„Was?" rief der Jäger verwirrt, „der Hagenbacher Dein
Vater? Ja Hab' ich denn wirklich recht g'hört?"
. „Glaub's schon, daß Du da die Aug'n aufreißt," lachte
Hagenbacher. „Aber Du sollst noch mehr, sollst alles hör'n,
jvenn Du mir a paar Augenblick' zulusen (horchen) willst!"
Und auf den noch immer ganz verblüfften Jäger zuschreitend,
Mte er ihn bei der Hand und zog ihn zu sich auf die
Hüttenbank nieder.
„Und jetzt will ich die Vroni mit fort nehmen in meine
Heiniatb." schloß Hagenbacher seine Erzählung. „Ich werd'
Dein G'schäft und mein Herumwandern ausgeb'n und meine !
Tochter nie mehr verlassen."
. „Und was soll mit mir werd'n?" frug jetzt der Jäger,
M dem Alten still zugehörk, „Du weißt ja, wie ich mit der !
Vroni steh' -"
, „Ja Vater," fiel ihm Vroni erröthend in die Rede, „das l
Docht' ich auch frag'n! Der Castl kann doch net seine i
Stellung aufgeb'n —" , !
. „Und warum net?" sagte Hagenbacher ruhig. „Ich Hab' ^
ein ganz nettes Gütel in meiner Heimath mit ziemlich !
mele Gründ'l Das kann er bemirthschaiten und ein Bauer ^
Werd'n. Oder Paßt ihm das vielleicht net?"
Verlegen kratzte sich der Jäger hinter dem Obr. „Offen
plagt." stotterte er dann, „das thät mich wirklich schon recht s
schwer ankommen. Ich bin mit Leib und Seel' Jäger, aber !
wenn's halt sein muß und der Vroni z' lieb' —"
^ „Laß 's nur gut sein," wehrte aber der Hagenbacher ab.
">l'ch seh' jetzt schon, wie die Sack steht, und wenn Du lieber
Jäger bleib'n willst, so Hab' ich auch nichts dagegen.
Aann werd' ich halt mein Gütel verkaufen und schau'n, ob
jch net in Leitenhofen oder Niederau ein passendes Anwesen
lur Enk (Euch) find'. Da brauchst Du nachher Dein' Dienst

net aufz'geb'n; ich bin ja Gott sei Dank noch rüstig genug
und wenn wir zusammen Helsen, die Vroni und ich, nachher
werd'n wir mit der Haus- und Feldarbeit schon ohne Dich
fertig werd'n. Meinst net auch? Jetz wirst wohl keine Aus-
setzung mehr hab'n, denk ich —"
„Hagenbacher. ich weiß net, wie ick Dir dank'n soll
„Vater! Mei' lieber guter Vater!"
„No also, weil wir nur einig sind! — Schaut's Kinder,"
fuhr der Alte gerührt fort, „ich will ja alles thun, was 's nur
g'rad verlangt'-l Mein Herz ist so voll Glück und Seligkeit,
daß ich auf die Kniee niederfall'n nnd laut unser'» Herrgott
loben und preisen möcht'. Vor a paar Stund' noch bin ich a
alter, kinderloser Mann »'wesen und jetzt Hab' ich zwei
Kinder, eine Tochter und ein' Sohn l"
* * *
An einem freundlichen Herdstnachmittag — einige Wochen
später — schritt Hagenbacher, die Kraxe auf dem Rücken und
einen derben Knotenstock in der Hand, durch die Straßen des
Dorfes Leitenhofen. Er schien es sehr eilig zu haben, denn
er blickte weder rechts noch links und winkte nur abwehrend
mit der Hand, wenn ein Bekannter ihn anrief oder gar Miene
machte, ein Gespräch mit ihm anzuknüpfen. Endlich machte
er vor einem freundlich aussehenden zweistöckigen Hause Halt
und nickte grüßend einem alten Manne, der eben aus der
Thüre trat, zu.
„Grüß Gott, Schmiedbarste!." sagte er dem Alten flüchtig
die Hand reichend. „Was meinst, is der Kommandant wohl
daheim?"
„Komm g'rad' von ihm." erwiderte der Alte. „Hab' mein
G'schäft net mit ihm abwickeln können, weil g'rad' d' Jager
drob'n sind — weiß net. was 's woll'n."
„So? Is der Jagdg'hist, der Castl, auch drob'n?"
„Freilich."
„Das iS g'icheidt," sagte der Herrgotthändler hastig. „Der
kommt mir g'rad' recht." Und dem Alten zum Abschied
freundlich zunickend, stieg er rasch die Treppe emvor.
Auf dem niederen Vorsaal der ersten Etage befanden sich
zwei Dhüren; an einer war mit vier Nägeln ein Papier be-

festigt. das die Aufschrift trug: „Gendarmerie-Station." Vor
dieser Tbüre blieb Hagenbacher stehen und klopfte herzhaft an.
Gleich darauf hörte er schwere Tritte in der Wohnung, die
Thüre wurde aufgerissen und ein stark gebauter, grün uni-
formirter Mann erschien auf der Schwelle.
„Ah, der Hagenbacher," sagte er, a^s er den vor der
Thüre Stehenden erblickte. „Kommen 's nur herein! Es
wird zwar g'rad' ein Konsilium bei mir abg'halten, aber Sie
hab'n schon Zutritt — der Castl is auch da. Haben S' viel-
leicht eine Meldung z' mach'»? 'was Neues erfahr'«?"
„Wohl, Herr Kommandant," nickte Hagenbacher, „'was sehr
Wichtig's!" Und die Kraxe im Hausgange auf einen Stuhl
setzend, folgte er dem vorangehenden Kommandanten ins
Wohnzimmer nach.
Die Gesellschaft, die hier um den Tisch saß, bestand aus
sechs Männern, von denen Zwei Jäger waren: die übrigen
trugen bäuerliche Kleidung. Sie unterhielten sich ziemlich
laut und lebhaft mit einander, schwiegen aber augenblicklich,
als sie hinter dem Kommandanten noch eine fremde Gestalt in
der Dhüre erblickten.
„'s is nur der Hagenbacher," beschwichtigte aber der
Kommandant, dem neuen Gaste einen Stuhl zum Tische
rückend. „Ec bat mir, wie er sagt, eine sehr wichtige Mel-
dung zu machen."
(Fortsetzung folgt.)

Literarisches.
—Z lieber den Antheil des badischen Landes an unserer
zeitgenössischen Literatur erstattet ein Aufsatz von Albert Geiger
in Heft 14 der Halbmonatsschrift „Das literaris che E cho"
(Berlin, Fontane L Co., vierteij. Mk. 2,—) eingehend Bericht.
Eugen Wolfs stellt Klaus Groth im Urtheil seiner Zeitgenossen
dar, Marie v. Bumen steuert einen englischen Llteraturbrief
bei u. s. w. In die ständige Rubrik „Echo der Zeitschriften"
find neuerdings auch die Kunst- und Musikzeitschriften und die
liteiaturwissenschaftliche Fachpresse ausgenommen worden.
 
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