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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0475

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Fernsprech-Anschluß Rr. 82

Xr. 105.

Kkiks, den 5. Mm

I8S9.

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auf die Heidelberger Zeitung für die Monate Mai und
Juni werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstr. 21, fortwährend angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für die Monate Mai
Und Juni, wenn am Schalter abgeholt, 84 Pfg., mit
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Cecil Rhodos über Deutschland und den
deutschen Kaiser.
Wie schon kurz erwähnt, hat Cecil Rho des, als
er am 2. d. in London vor den Actionären der Chartered-
Eompagnie sprach, in anerkennender Weise Deutschlands
und des deutschen Kaisers gedacht. Da dieser Theil seiner
Rede begreiflicherweise deutsche Leser interessirt, so wollen
kir ihn hier ausführlich wiedergeben.
Zuerst sprach Rhodes über die Gebiete der Compagnie
Miltelafrika, die Verwaltung derselben, die Eingeborenen-
verhältnisse u. s. w.
Bei der Schilderung der Mineralreichthümer des Landes
erwähnte der Redner, daß fast jede kleine Stadt und jedes
Dorf mit dem Telegraphen verbunden ist. Dann kam er
auf die weitere Ausdehnung des Telegraphen Verkehrs
Zu sprechen und theilte mit, daß cs ihm auf der Grund-
ige von 2'/, Pence für das Wort gelungen sei, von der
ägyptischen Regierung einen annehmbaren Durchgangssatz
Zu erhalten, der später, nach der Vollendung der Südnord-
linie, vielleicht nicht mehr zu erhalten gewesen wäre.
Ahodes, der in Aegypten mit Engländern zu thuu hatte,
deutete mit gutem Humor an, daß er seine Landsleute
kenne. 2'/y ä ist nicht gerade wenig, aber die Gesellschaft
werde das billig finden, wenn sie bedenke, daß die Tele-
gramme nach Afrika etwa 5 Sh. das Wort kosten. Dann
luhr er fort: „Ferner mußte mit dem Auslande ver-
handelt werden, da wir nicht weit genug die Entwicklung
Afrikas vorausgesehen haben und mehrere andere Nationen
sich dort festgesetzt haben, während wir über die Frage
Uachdachten. Allein ich habe Glück gehabt, dank dem
SUten Willen des deutschen Volkes (Beifall) und
dank dem hohen Sinn des deutschen Kaisers
(wiederholter Beifall), der, was auch in der Vergangenheit
seine Empfindungen über gewisse kleine Zwischenfälle
(Heiterkeit) gewesen sein mögen, die er zu tadeln für recht
erachtete, immerhin ein Mann mit weiten Anschauungen
rst (Beifallrufe), und als er zur Frage der Förderung
Afrikas kam und ich mich an ihn wandte im Hinblick auf
den Theil Afrikas, der sich unter seiner Herrschaft befindet,
^rat er mir mit einer weitherzigen Auffassung entgegen,
we alle Bewunderung verdient, und war zu jeder Hülfe
dereit, um anderen ihre Pläne zu ermöglichen, natürlich
wit gehöriger Rücksicht auf die Interessen seines eigenen
Volkes. Ich Unterzeichnete in drei Tagen zwei
Vereinbarungen mit den Ministern mit Bezug auf
d>e Ausdehnung des Telegraphen durch sein Gebiet, und
vdschon erst nach 40 Jahren die Linie in den Besitz der
Deutschen übergeht, sind sie damit einverstanden, unsere
Durchgangslinien zu unterhalten. Es war das auf ihrer
^eite ein durchaus ehrliches Geschäft, wenn man be-
Eukt, daß in Europa das Verfahren besteht, jede Tele-
^aphx„linie, die durch ein Land geht, zum Gegenstand
^wer Erpressung zu machen, wobei die Staaten auf ge-
schickte Weise von denjenigen unserer Landsleute unterstützt
werden, die ihr Geld in Telegraphenlinien angelegt haben.
werden wissen, daß der Abgeordnete Henniker-Heaton
?wse Angelegenheit im Unterhause zur Sprache gebracht
M, und Sie würden bei einer Aufzählung der Telegraphen-
wtze, die in der Welt erhoben werden, die Hände zusammen-
Magen. Vor einigen Jahren betrachtete man das Tele-
^vaphcnwesen als eine Wildkatze. Diesmal handelte es
"ch nicht um ein Räubersystem, und ich bin sicher, daß der
putsche Kaiser sich zu einem solchen nicht hergegeben hätte.
'Hört, hört!) Die einzige Frage ist nur, wie lange es
övr Vollendung der Linie dauern wird, und mit Bedauern
wuß jch sagen: nahezu drei Jahre."
Soweit der aus Deutschland bezügliche Theil in der
Rede von Rhodes. Hierauf sprach Cecil Rhodes über die
Eisenbahnfrage, in der die englische Regierung sich ängstlich
engherzig zeige. Die Bahn sei indessen trotzdem
^sichert.
. Rhodes schloß mit einem Appell an Englands Jugend,
.vrch ernste Arbeit konkurrenzfähig in Handel und Jndu-
k Ae zu bleiben. „Naäo in ösriuaQZ'" sei heute weit
eine Empfehlung für Maaren als das Gegentheil,
/Ws er ohne Feindseligkeit den Engländern als Warnung
Erhalte. Nicht enden wollender Jubel erschallte, als
Rhodes seine Rede beendet hatte. Die Versammlung er-
vrte einstimmig die Gutheißung der Ausgabe von Schuld-
Abschreibungen zwecks Erbauung der Eisenbahn. Vor
/w Hotel wartete eine tausendköpfige Menge auf die Ab-
^vrt Rhodes, dem sie wie einem siegreichen Fürsten zujubelte.
Rhodes hielt dabei eine kurze Ansprache an die Menge.
Wir wollen nicht vergessen, daß das Geschäftsinteresse
von Rhodes erheischte, das in Deutschland gefundene
Aständniß und Entgegenkommen möglichst eindringlich zu
^dern, allein es ist Thatsache, daß Rhodes auch außer-

halb dieser Geschäftsangelegenheit in der Samoasache ener-
gisch zu Gunsten Deutschlands plaidirt und mit dazu bei-
getragen hat, daß in England allmählich die loyale Haltung
Deutschlands mehr und mehr anerkannt wird. Da Rhodes
wegen des Jameson'schen Einfalles in Transvaal s. Zt.
in Deutschland scharf kritisirt worden ist, so gebietet cs die
Gerechtigkeit, zu konstatiren, daß er sich hier freundlich
gegenüber Deutschland gezeigt hat.

Deutsches Reich.
— Zum Fall Esser wird jetzt der Tägl. Rundschau
mitgetheilt, daß das ehrengerichtliche Verfahren gegen Dr.
Esser noch nicht abgeschlossen sei. Die ehrengerichtliche
Untersuchung ist wegen Kompetenzschwierigkeiten vom Ber-
liner Bezirkskommando IV nach Spandau verlegt.
Deutscher Reichstag. Berlin, 4. Mai. Das Haus
setzt die Bcrathung des Antrags Lieber und Hitze auf
Errichtung von Arbeitskammern fort.
Abg. Bebel (Soc) wendet sich gegen die gestrigen Ausfüh-
rungen des Abg. v. Kardorff. Den vorliegenden Reforinanträgen
würden die Socialdemokraten keinen Abbruch ihn». Die Arbeiter
würden immer mit neuen berechtigten Forderungen kommen.
Disciplin sei überall nothwendig, aber es sei nicht die Disciplin,
die den großen wirthschastlichen Aufschwung Deutschlands veran-
laßt habe, sondern die Intelligenz der Arbeiter.
Abg. Hilbert (ntl.) erklärt, die Nationalliberalcn hätten ein
warmes Herz für die Arbeiter, aber solche Verbesserungsvor-
schläge seien undurchführbar. Die Wahlen würden Haß und Neid
erregen.
Abg. Rösicke-Dessau (wildlib.) greift den Abg. v. Stumm
an. v. Stumm wolle nicht nur Arbeitgeber, sondern auch der
Vormund seiner Arbeiter sein. Wir wollen die Arbeiter als
selbständige Bürger behandelt wissen und betrachten trotz Stumm
die kaiserlichen Erlasse als den Ausgangspunkt unserer Bestrebungen.
Abg. Hehl zu>oerrnsheim (ntl.) bestreitet den Zusammen-
hang der Anträge mit dem socialdemokratischen Anträge von 1886.
Den Socialdemokraten habe die Neichtstagsdebatte über die soge-
nannte Zuchtshausvorlage eher genützt Redner hält es sür
einen großen Fehler, die CoalitionSfreiheit der Arbeiter einzu-
schränken.
Abg. v. Kardorff (Reichsp.): Die socialdemokratischen
Stimmen seien erst so gewachsen seit der Aufhebung des
Socialistengesetzes. Wenn die Vergiftung der Jugend durch dis
socialdemokralische Presse fortschreite, müsse die Regierung durch
Gesetzgebung dem entgegenzutreten versuchen.
Abg. Molkcnbuhr (eroc,) meint, die Verrohung der Jugend
sei auf die mangelhafte Erziehung in den Schulen zurückzuführen.
Abg. v. Stumm vertheidigt das Prinzip der Knavpschafts-
kassen, worauf der Staat keinen unberechtigten Einfluß ausüben solle.
Abg. Stöcker: Wenn fortwährend von Stöckerei und Muckerei
gesprochen wird, werden die Bestrebungen auf Zurückführung der
Arbeiterschaft zum Christenthum durchkreuzt. Die Socialdemokratie
sei durch das allgemeine Wahlrecht gewachsen. Eine Organisation
in besonnenen und ruhigen Formen auf dem Boden des praktischen
Christenthums sei das einzige Mittel zur wirksamen Bekämpfung
der Socialdemokratie.
Hierauf werden sämmtliche Anträge der Gewerbecommission
überwiesen.
Morgen Nachmittag 2 Uhr: Rest der heutigen Tagesordnung,
Baden. Ein große Anzahl nicht etatsmäßig angestellter
Steuererheber aus den Bezirken Heidelberg, Wiesloch,
Rastatt, Baden, Bühl, Kehl, Offenburg, Bruchsal, Pforz-
heim, Breiten und Durlach haben Petitionen eingereicht,
in denen übereinstimmend vorgctragen wird, daß das Dienst-
einkommeu der Unterstcuererheber den erhöhten Leistungen,
welche von ihnen in Folge der Aendcruugeu der Gesetz-
gebung in der Besteuerung des Tabaks, des Branntweins,
des Malzes, durch die Erhebung der Beiträge für land-
und forstwirthschaftliche Unfall- und Viehverstcherung und
durch die Auszahlung der Renten an die Militärinvaliden
verlangt werden, nicht mehr entspreche. Durch die Zu-
sammenfassung der früher für jede Einzelleistung festgesetzten
Gebühren in eine Bauschsumme, bei deren Berechnung nur
der Netto-, nicht der Bruttobetrag der zu erhebenden Summe
zu Grunde gelegt worden sei, hätten ihre GehaltSbezüge
nicht zu-, sondern abgenommen; die Bezüge für Bureau-
kosten seien den wirklichen Auslagen nicht mehr entsprechend ;
namentlich entsprächen aber die Bezüge der Pensionäre
durchaus nicht den von diesen verlangten Leistungen. Ganz
besonderen Gegenstand der Klage bietet aber die Herab-
setzung der Tagesgebühren für auswärtige Geschäfte bei
der Einschätzung des Tabaks auf 1,30 Mk. bis 2,50 Mk.,
während die bei demselben Geschäft mitwirkeudcn Gemeinde-
bediensteten 4 Mark und 6 Mark Tagesgebühren bezögen.
Die Petitionskommissiou der zweiten Kammer hat die Ge-
suche einer eingehenden Prüfung unterzogen und durch den
Abg. Leimbach Bericht erstatten lassen. Im Allgemeinen
wurden die Petitionen wohlwollend behandelt und zum
Schluß der Antrag gestellt, dieselben der Großh. Regierung
zur Kenntnißnahme zu überweisen. Dabei kann aber die
Kommission nicht unterlassen, die Petenten darauf hinzu-
weisen, daß eS namentlich mit Rücksicht auf das Wohl-
wollen, das in allen Anordnungen des Großh. Finanz-
ministeriums, welche die Regelung der Gehaltsvcrhältnisse
der nicht etatmäßigen Steuererheber betreffen, zum Aus-
druck gekommen ist, richtiger gewesen wäre, di- Bitten zu-
nächst dieser Behörde vorzutragen; eine Petition an die
Kammern mit Umgehung der Vorgesetzten Behörde trägt
immer den Charakter der Beschwerde; zu einer solchen
lag im vorliegenden Falle kein Grund vor. Es sollte aber
auch ganz allgemein der vorgeschriebenc Instanzenweg ein-
gehalten werden; der Erfolg würde in vielen Fällen rascher
eintreten und dem Petitionsrecht, das auch die Kommission
in keiner Weise geschmälert wissen will, würde kein Eintrag
geschehen.

Z Karlsruhe, 3. Mai. In letzter Zeit spinnt sich eine
Streitfrage zwischen Baden und der bayerischenPfalz
ab, die, wenn sie in ihien Conseguenzen durchgeführt werden
sollte, für die beiderseitigen Weinhändler höchst unangenehme
Folgen haben könnte. Pfälzischer Seits werden nämlich die von
Baden nach der Pfalz gesandten Weinfässer, die nur mit dem
Stempel der Reichsaiche, nicht aber auch mit dem Stempel der
bayerischen Aiche versehen sind, angehalten und konfiszirt und die
badischen Absender mit Strafmandaten bedacht. Es sollen schon
23 bis 25 solcher Fässer konfiszirt worden sein. Eine Karls-
ruher Weingroßhandlung erhob, um eine prinzipielle Entscheidung
herbeizuführen, gegen das ihr übermittelte Strafmandat von 3 Mk.
Einspruch und so kam die Sache vor dem Schöffengericht in
Kandel als erster Fall in dieser Frage zur Verhandlung. Alle
von der Firma sowohl wie von ihrem Anwalt, Dr. Kugler in
Landau, vorgebrachten Argumente und Hinweise auf die schweren
Conseguenzen derartiger Strafmandate blieben ohne Erfolg und
auch die Berufung auf den 8 342 des deutschen Handelsgesetz-
buches wurde als nicht genügend begründet erachtet. Es wurde
nur erreicht, daß die Strafe in Würdigung der hier in Betracht
kommenden Umstände von 3 Mk. auf 1 Mk. herabgesetzt wurde.
Der Amtsanwalt gab in seiner Anklage selbst zu, daß es zu be-
klagen sei, daß der deutsche Weinhandel mit solchen, die beider-
seitigen Interesse» schädigenden Bestimmungen zu kämpfen habe;
allein das bestehende Gesetz zwinge ihn, seine Anklage aufrecht
zu halten. Das Gericht selbst gab der Ansicht Ausdruck, daß
hier von den beiden Regierungen raschester Wandel geschaffen
werden müsse. Nach den jetzt psälzischerseits in Anwendung ge-
brachten Gesetzesbestimmungen müssen die badischen Weinhändler
zunächst ihre mit dem deutschen Reichsaichstempel versehenen
Fässer in die Pfalz schaffen, und dort mit dem bayerischen Aich-
stempel versehen lassen, wenn sie Wein nach der Pfalz verschicken
wollen. Die Karlsruher Firma hat sofort gegen das Erkenntniß
des Schöffengerichts Kandel Berufung beim Landgericht Landau
eingelegt und die übrigen Interessenten, die von dem bayerischen
Vorgehen betroffen wurden, haben sich der Firma angeschlossen
und Einsprache erhoben. Gleichzeitig werden aber auch badischer-
seits Schritte unternommen, die Behörden zu veranlassen, diese
unhaltbaren Zustände zu beseitigen. Das Urtheil pfälzischer
Weinhändler, die der schöffengertchtlichen Verhandlung in Kandel
anwohnten, geht dahin, daß der Versandt von Wein aus der
Psalz nach Baden vollständig lahm gelegt ist, wenn Baden das
Vorgehen der Pfalz mit gleichen Repressalien beantwortet.
Badischer Landtag. Karlsruhe, 4. Mai. 142.
öffentliche Sitzung der Zweiten Kammer.
In der heutigen Sitzung wurde zunächst das Aus-
führungsgesetz zur Grundbuchordnung nach kurzer
Bcrathung erledigt.
Abg. Armbrust er (Centr.) erstattete znm 4. Male Bericht
über den Entwurf und zwar heute zu den 88 3 und 30, die von
dem anderen Hause nicht angenommen wurden. 8 3 behandelt die
Beurkundung des obligatorischen Vertrags, die nach dem Beschluß
der zweiten Kammer zur Kompetenz auch des städtischen Grund-
bnchbeamten gehören soll. 8 30 behandelt die dafür fälligen Ge-
bühren. Die erste Kammer ist damit nicht einverstanden. Da sie
in den übrigen Punkten gegenüber den Beschlüssen der zweiten
Kammer Entgegenkommen geübt habe, so beantragt die Kommission,
die Grundbuchbeamten zur Beurkundung der in 8 313 des Bür-
gerlichen Gesetzbuches vorgesehenen Verträge für „berechtigt" (an-
statt früher „zuständig") zu erklären und den 8 30 in der früheren
Fassung wieder herzustellcn.
Der Gesetzentwurf wird in der neuen Fassung einstimmig an-
genommen.
Sodann erledigte das hohe Haus noch das Wasser -
ge setz, über das Abg. Frhr. v. Stockhorner Bericht
erstattete.
Gleichzeitig mit dem Anträge auf Annahme des Entwurfs
wird die Annahme nachstehender Resolution empfohlen:
Die Großh. Regierung wird ersucht, bei Gelegenheit der dem-
nächst zu erwartenden Vorlage über die Reform der direkten
Steuern und der dadurch nöthig werdenden Abänderung der Be-
stimmungen des Wassergesetzes über die Beiträge der Gemeinden
zu dem Aufwands der im Staatsflußbanverbande stehenden Flüsse
Vorschläge zu machen, wodurch die Theilnahme der Gemeinden
an diesem Flußaufwand in einer ihrem Nutzen und ihrer Lei-
stungsfähigkeit entsprechenden Weise geregelt, die Gemeinden
thunlichst entlastet und insbesondere die Beitragspflicht für den
Flußbau am Rhein aufgehoben wird.
In der Debatte wurde zunächst über die Flußbanbeiträge der
Gemeinden gesprochen, die von mehreren Abgeordneten als un-
gerecht bezeichnet wurden.
Minister Eisenlohr erklärte, in der nächsten Zeit schon
werde man an eine Durchsicht und Reform der Flußbaubeiträge
herantreten. Das sei schon deshalb nöthig, weil ja die Rhein-
korrektion immer näher rücke. Wie sich die Reform gestaltet,
könne er noch nicht sagen. Es müsse ein billigerer Maßstab ge-
funden werden- Die Steuer sei aber nicht ganz ungerechtfertigt.
Eine gänzliche Aufhebung sei also wohl nicht in Aussicht zu
nehmen.
Der Gesetzentwurf wurde schließlich zugleich mit der Resolu-
tion e in stiinm ig an g e no mm en und zwar einem Antrag
Fieser zufolge so bioo.
Nächste Sitzung Freitag, 5. Mai, 10 Uhr.
Elsaß-Lothringen. Schlettstadt, 4. Mai. Der
Ausflug des Kaiser paares nach der Hohkönigsburg
verlief, wenn auch nicht ganz vom Wetter begünstigt, doch
so günstig, daß der Aufenthalt auf der Hohkönigsburg
um eine volle Stunde verlängert wurde, entgegen dem
ursprünglichen Programm. Bürgermeister Schlösser von
Schlettstadt bot dem Kaiser die Hohkönigsburg als
Geschenk der Stadt Schlettstadt und als ein
Zeichen treuer Ergebenheit der Bürgerschaft an. Der Kai-
ser nahm mit freundlichen Worten dankend das Geschenk
an. Ankunft und Abfahrt in Schlettstadt erfolgte unter
den jubelnden Huldigungen der aus dem ganzen Kreise
herbeigeströmten Bevölkerung.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Expeditionsassistent Franz Walther in Basel wurde zur
Centralverwaltung versetzt. ^ ^ ,
— (Theologische Hauptprufung.) Nachstehende neun
Kandidaten, die sich der theologischen Hauptprüfung in diesem
Frühjahr unterzogen haben, sind unter die evangelischen Psarr-
kandidaten ausgenommen worden: 1. Richard Ah les von Hausen,
2. Hermann Heisler von Mannheim, 3. Konrad Krieger von
Brötzingen, 4° Martin Schmidt von Heddesheim, 5- Karl
Spitzer von Heidelberg, 6. Hermann Deutsch von Nennkirchen,
 
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