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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0658

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Warden. Der Kronprinz von Griechenland trug die Uni-
form des 2. Garde-Regiments zu Fuß mit dem Bande
des Schwarzen Adlerordens. Der Kaiser nahm mit dem
Kronprinzen im ersten Wagen Platz, die Kaiserin folgte
mit der Kronprinzessin und der Prinzessin Heinrich von
Preußen im zweiten Wagen. Von der Jensenbrücke be-
gaben sich die Herrschaften in der Dampfpinasse an Bord
der „Hohenzollern".
Kiel, 24. Juni. Die heutige Binnenregatta des Nord-
deutschen Regattavereins auf der Kieler Föhrde nahm
um 11 Uhr ihren Anfang. Es starteten 25 pachten. Das Wetter
ist sonnig; es herrscht ein leichter Wind. Die kaiserliche Macht
„Meteor" und die übrigen großen Machten nahmen an der heutigen
Regatta nicht theil. — Das Kaiserpaar blieb gestern an Bord der
„Hohenzollern". An dem Diner nahmen theil Herzog und Her-
zogin Friedrich Ferdinand von Glücksburg, Prinz Rnpprecht von
Bayern, zahlreiche Machtbesitzer und englische Sportsleute. Heute
früh wurde das Frühstück an Bord der Macht der Kaiserin „Iduna"
eingenommen. Geladen waren der Kronprinz und die Kron-
prinzessin von Griechenland, Prinzessin Heinrich von Preußen,
Prinz Rnpprecht von Bayern, Herzog und Herzogin Friedrich
Ferdinand- Gegen Mittag fuhr die „Iduna" nach dem Regatta-
feld hinaus, um die Segelregatta des Norddeutschen Regatta-
vereins zu beobachten.
Baden. Die Süddeutsche Reichskorrespondenz
bringt einen Artikel, in dem sie sehr scharf die Haltung
der national-liberalen Fraktion des Reichstags
gegenüber dem Gesetzentwurf betr. den Schutz des gewerb-
lichen Arbeitsverhältnisses tadelt Die Partei Härte den
Entwurf bekämpfen und schließlich ablehnen können, aber
sie hätte die Kommissionsberakhnng einer so ernsten Regie-
rungsvorlage nicht verweigern dürfen. Es ist nicht zu
leugnen, daß diese Meinung innerhalb der national-liberalen
Partei vielfach getheilt wird. Herrn Bassermann speziell,
dem nationalliberalen Redner für Beseitigung der Vorlage
durch Ablehnung der Kominissionsberathung, widmet die
Korrespondenz folgenden Satz: Das Amt des Volks-
vertreters legt hohe Verantwortung seinem Träger auf;
noch schwerer lastet diese Bürde auf den Schultern jener,
die zum Führeramt berufen sind. Natürliche Beanlagung
und glühender Eifer reichen hier allein nicht aus; cs muß
zu ihnen Selbstzucht treten, die das Temperament zügelt.
— Man vermulhet, daß dieser scharfe Artikel in der
Süddeutschen Reichs-Korrespondenz des Herrn Katz aus
Berlin stammt. Herr Katz, der doch national-liberal ist,
und demnächst die nat.-lib. Landesztg. zu übernehmen beab-
sichtigt, hat ihn doch wohl nicht geschrieben, denp an einer Stelle
heißt es: Als „aufrichtige Freunde" der national-
liberalen Partei, und überzeugt von der Nothwendigkeit
einer starken, gemäßigten Mittelpartei, bedauern wir,
u. s. w. Also nicht ein „National-Liberaler", sondern
nur ein „aufrichtiger Freund".
Oden heim, 23. Juni. Auch die Sozialdemokraten werden
versammlungsmüde. Am Sonntag berief der hiesige Verein seine
Mannen zusammen und siehe da! außer dem Einveruser strömte
noch — ein Mann herbei.
L.hf. Durlach, 25. Juni. Wie wir hören, ist von
Seiten des Ausschusses der nationalliberalen Partei hier
beabsichtigt, den prakt. Lstzt Herrn Leußler hier, welcher
schon bei der letzten Ersatzwahl als Kandidat genannt
wurde, bei der bevorstehenden Landtagswahl als Kandi-
daten aufzustellen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben mit
Wirkung vom 1. Juli l. I.: den zum Präsidenten des Verwaltungs-
gerichtshofs ernannten Geh. Rath zweiter Klasse Dr. Karl
Schenkel der Funktion als Vorsitzender des Landesversicherungs-
amtes enthoben und den Ministerialdirektor im Ministerium des
Innern, Karl H e i l, zum Vorsitzenden des Landesversicherungs
amts ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Senatspräsidenten beim Oberlandesgericht, Dr.Karlv. Stoesser
und dem Senatspräsidenten beim Oberlandesgericht, Karl Friedrich
Müller, das Kommandeurkreuz 1. Klasse des Ordens Berthold
des Ersten, sowie dem Landgerichtspräsidenten Karl Bender in
Karlsruhe das Kommandeurkreuz 1. Klasse des Ordens vom
Zähringer Löwen verliehen und den Senatspräsidenten beim Ober-
landesgericht Dr. Karl von Stoesser mit Wirkung vom 1. Juli
d. I., den Senatspräsidenten beim Oberlandesgericht Karl Friedrich
Müller mit Wirkung vom 15. Juli d. I. und den Landgerichts-
präsidenten Karl Bender in Karlsruhe mit Wirkung vom 15. Oct.
d. I. auf ihr Ansuchen unter Anerkennung ihrer langjährigen trenge-
leisteten Dienste in den Ruhestand versetzt; ferner den Geheimen
Oberregierungsrath Heinrich H eß beim Ministerium der Justiz, des
Kultus und Unterrichts zum Ministerialdirektor, den Oberlandes-
gerichtsrath Karl Freiherrn Teuffel von Birken see zum
Senatspräsidenten beim Oberlandesgericht, den Geheimen Ober-
regierungsrath Emil Dorner beim Ministerium der Justiz, des
Kultus und Unterrichts zum Präsidenten des Landgerichts Karls-
ruhe, den Oberlandesgerichtsrath Karl Loes zum Senatspräsi-
denten beim Oberlandesgericht und den I. Staatsanwalt am
Landgericht Karlsruhe Alexander Freiherrn von Dusch zum
Oberstaatsanwalt beim Oberlandesgericht unter Uebertragung der
Funktionen eines Rathsmitgliedes im Ministerium der Justiz, des
Kultus und Unterrichts ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog habender auf
Hofrath Professor Ernst Brauer gefallenen Wahl zum Rektor
der Technischen Hochschule Karlsruhe für das Studienjahr
1899/1900 die Allerhöchste Bestätigung ertheilt; dem Oberbaurath
Adolf Drach in Karlsruhe den Titel „Professor" verliehen, die
Forstpraktikanten Ernst Schweickert von Karlsruhe und Rudolf
Wankel von Pforzheim unter Verleihung des Titels Forst-
assessor zu zweiten Beamten der Forstverwaltnng ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Referendär Franz Sim ml er aus Mosbach eine Notars stelle
im Amtsgerichtsbezirk Boxberg, dem Referendär Philipp Gagg
aus Konstanz eine Notarsstelle im Amtsgcrichtsbezirk Stockach und
dem Referendär Fanz Antoni aus Neuthard eine Notarsstelle
im Amtsgerichtsbezirk Triberg unter Ernennung derselben
Notaren übertragen.
— Mit Entschließung Großh. Ministeriums der Finanzen
wurden die Forstaffsssoren Ernst Schweickert und Rudolf
Wankel der Domänendirektion und zwar ersterer zur Verwen-
dung im Sekretariat, letzterer zur Verwendung bei der Forstein-
richtung zngetheilt.
— Regierungsbaumeister Ernst Müller in Mannheim wurde
zum Großh. Eisenbahnbaubureau in Freiburg versetzt, Eisenbahn-
assistent, Rechtspraktikant Ludwig Schultz wurde zum Expeditions-
assistenten ernannt, Finanzassistent Julius Fuchs bei der Studien-
stiftungsverwaltung der Universität Freiburg wurde als Buchhalter
etatmäßig, angestellt. Zugewiesen wurden dem Großh. Notar
Franz Simmler die Notarsstelle Boxberg, dem Großh. Notar
Philipp Gagg die Notarsstelle Stockach II und dem Großh. Notar
Franz Antoni die Notarsstelle Furtwangen. Expeditionsassistent
August Knnzmann in Gottmadingen wurde znm Stationsver-

walter daselbst ernannt und der frühere Expeditionsassistent Albert
Bronn in Heidelberg wieder als Expeditionsassistent angestellt.
Karlsruhe, 24. Juni. Morgen Mittag wird sich
der.Großherzog nach Waldkirch begeben, um daselbst der
Enthülluugsfeier eines Kaiser- und Kriegerdenkmals anzu-
wohnen. Die Rückkehr nach Schloß Baden wird am Abend
erfolgen._
Ausland.
Frankreich. Paris, 24. Juni. Einige Blätter melden,
der frühere Kriegsminister Krantz und seine Familie seien
am Donnerstag unter Vergiftungserscheinungen
leicht erkrankt. In Folge dessen habe Krantz die Amtsge-
schäfte nicht selbst an General Gallifet übergeben können.
Paris, 24. Juni. Das Comitö der
sozialistischen Verständigung nahm eine Resolution an, in
welcher erklärt wird, daß Millerand auf eigene Ver-
antwortung in das Ministerium eingerreten sei, und daß
die sozialistische Partei entschieden ihre Eintracht aufrecht
halte, um die militärische, klerikale und kapitalistische
Reaktion zu bekämpfen und die Republik zu vertheidigen.
Diese Resolution ist, wie man sieht, dem neuen Ministerium
nicht feindlich. — Rochefort der große Schimpfer, der
gegen Gallifet bei jeder Gelegenheit in der unflächigsten
Weise vorgegaugen ist, hat sich, wie verlautet, in ein Bad
begeben. Daß er in diesem Augenblick das Feld räumt,
ist auch sehr bezeichnend für die Situation.
Paris, 24. Juni. General Roget ist der Befehl
über die 28. Jnfanteriebrigade in Belfort übertragen wor-
den. (Roget ist der von Dsroulsde in Versuchung ge-
führte General. D. R.)
Rußland. Die Rassen haben bereits vor einigen
Wochen mit großen Kräften den Bau einer Eisenbahn
von Alexandropol (östlich von Kars) über Eriwan
nach der Grenze Persiens begonnen. Nach den bis-
herigen Dispositionen soll die Linie bis nach Urm.a, westlich
vom Urmiasee (in Persien. Provinz Aserbeidschan) fort-
gesetzt werden.
Italien. Rom, 23. Juni. Ein heute erlassenes königliches
Dekret über die politischen Maßnahmen be-
stimmt folgendes: Nach Artikel 1 kann die Polizei aus
Gründen der öffentlichen Ordnung öffentliche Zu-
sammenrottungen und Versammlungen ver-
bieten. Zuwiderhandelnde werden nach Artikel 43 4 des
Strafgesetzbuches bestraft. Art. 2 untersagt bei einer Strafe
bis zu einem Monat Haft oder Geldstrafe bis zu 300
Lire das öffentliche Tragen oder Ausstellen von auf-
rührerischen Zeichen, Standarten oder Emblemen.
Artikel 3 setzt fest, daß der Minister des Innern außer
verbrecherischen Vereinigungen auch solche auflösen kann,
die bezwecken, auf dem Wege der That die sozialen Ein-
richtungen oder die Staatsoerfassung uuijustürzen. Den
aufgelösten Vereinen steht die Berufung an den Staats-
rath zu. Wenn die aufgelösten Vereine sich auf's neue
konstituiren, werden die Förderer der Bewegung und die
Vorstände mit Haft bis zu drei Monaten oder Geldstrafen
bis zu 1000 Lire bestraft. Artikel 4 besagt: Wenn sich
drei oder mehr Beamte, Agenten und Arbeiter bei den
Eisenbahnen, der Post- und Telegraphen
Verwaltung, bei den Anstalten zur öffentlichen
Beleuchtung mittels Gas oder Elektrizität zum
Aus stände verabreden, werden sie mit Haft bis zu drei
Monaten oder Geldstrafe bis zu 1000 Lire bo
straft. Die Förderer der Bewegung und die Führer
werden mit Haft bis zu sechs Monaten oder Geldstrafe
bis 3000 Lire bestraft. Artikel 7 bis 9 beziehen sich auf
die Presse und bestimmen, daß alle strafrechtlichen Be-
stimmungen betr. die Uebertretungen des Preßgesetzes und
durch die Presse begangenen Verbrechen auf die verant
wörtlichen Leiter des Blattes und auf die Verfasser und
Mitarbeiter der als strafbar bezeichneten Veröffentlichungen
Anwendung zu finden haben. Wenn der Verfasser oder
Mitarbeiter von solchen Veröffentlichungen verurtheilt wird,
bleibt der Leiter des Blattes straffrei. Der Eigenthümer
des Blattes und der Drucker sollen stets für die Veröffent-
lichungen des Blattes in civilrechtlicher Beziehung solidarisch
haftbar sein. (Durch Obstruktion der Minderheit
wurde die Kammer an der Erledigung einer entsprechenden
Gesetzesvorlage verhindert. Nun sind die wesentlichen Be-
stimmungen der Vorlage, welche in der Kammer die Mehr-
heit für sich hatte, im Verordnungswege sanktionirt worden.)
Afrika. Blo emfontain, 24. Juni. Der Volk
raad des Oranje-Freistaates bewilligte 22500 Pfund
Sterling zur Anschaffung von Munition, 39 950 zur An-
schaffung von Kriegsmaterial und 13527 Pfund
für Vermehrung der Artillerie.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 26. Zuni.
* Stadtriithliche Vorlagen Unter den stadträthltchen Vor
lagen für die nächste Bürgerausschußsitzung befindet sich auch
eine Uebersicht über die Rechnungsergebnisse der städt.
Sp a r kas s e im Jahre 1898. Danach betrug Ende 1898 das
Vermögen Mk. 14 720 833.05, die Schulden Mk. 13 589 014.82,
somit Reinvermögen Mt. 1131818.23; dasselbe betrug am
31. Dezember 1897 Mk. 1097819.25, mithin Vermehrung
Mk. 33 998.98. Der Reservefond Hot mindestens 5 vCt. der
Einlageguthaben zu betragen, das wäre bei Mk. 13 568252.29
Einlage Mk. 678 412.61. Zieht man den Reservefond vom Rein-
vermögen ab, so bleibt ein Ueberschuß von Mk. 453 405.62. Da-
von sind Mk. 50 000 im Januar d. I. als 1897er Ueberschuß
an die Stadtkasse bezahlt, so daß ein verfügbarer Ueberschuß von
Mk. 403405.62 verbleibt.—Zu der Vorlage betr. die Erwerbung
verschiedener Grundstücke beim Philosophenweg und in der sogen.
Kutzelheck ist Folgendes zu bemerken: Die Hinterbliebenen des
Privatmannes Philipp Heß dahier besitzen im Gemarkungstheil
Neueuheim beim Philosophenweg zwei zusammenhängende Grund-
stücke, Kastanienpflanzungen. im Flächengehalt von 6 a 18 gm
und 13 a 14 gm, mit Nr. 6484 und 6698 bezeichnet, welche vom
Philosophenweg nordwärts bis zur Waldgrenze ziehen und auch
westlich an städtisches Gelände angrenzen. Dieselben find, be-
sonders in dem unteren, dem Philosophenweg zunächst gelegenen
Theile, mit schönen Bäumen besetzt und wurden seitens ihrer
früheren Eigenthümer in entgegenkommender Weise der allge-
meinen Benützung durch das Publikum überlassen. Der Stadt-
rath legt Werth darauf, daß dieses Gelände, welches zur Zeit

erhältlich ist, in städtischen Besitz übergeht, damit sein bisheriger
Charakter für alle Zeit gewahrt werden kann. Die genannten
Eigenthümer besitzen aber auch noch in nächster Nachbarschaft,
auf der Höhe der sogen. Kutzelheck, ebenfalls an den Wald und
einen dort ziehenden Fußweg angrenzend, eine mit Nr. 6604 be-
zeichnet«, 16 a 23 gm große Kastanienpflanzung, deren Besitz für
die Stadtgemeinde aus ähnlichen Gründen nicht minder wün-
schenswerth ist. Auch dieses Grundstück sind dieselben käuflich
abzutreten geneigt. Als Preis für alle drei Stücke wird zusam-
men ein Betrag von 3555 Mk. verlangt, d. h. ein Einheitspreis
von einer Mark für den Quadratmeter. An das zuletzt genannte
Grundstück Nr. 6604 grenzt in östlicher Richtung, mit Nr. 6603
bezeichnet, eine 15 a 44 gm große Kastanienpflanzung, dem
Landwirlh Georg Dörsarn II. und dem Kaufmann Georg
Dörsam III. in gemeinschaftlichem Eigenthnme gehörend, welche
gegen die Thalseite hin bis zu dem Steinbruchgelände des
Maurermeisters K. Lauter reicht. Dasselbe bildet mit der
Liegenschaft Nr. 6604 zusammen gerade die höchste Kuppe des
an der Westseite des Heiligenberges voetretenden Bergvoisprungs.
(Bekanntlich soll dort die Btsmarcksäule ihren Standort finden.
Red.) Durch die Erwerbung des Dörsam'schen Grundstücks so-
wie des angrenzenden Geländes der PH. Heß Erben käme die
tadt in den Besitz eines der schönsten Aussichtspunkte unserer
Umgebung, der vermöge seiner vorgeschobenen Lage einen weiten
Ausblick über das Rcckarthal, d e Stadl und die Rheinebene ge-
währt. Der Preis, der von den beiden Eigentümern des
Grundstücks Nr. 6603 verlangt wird, beträgt Mk. 2000. Er
steht mit dem oben genannten Preise, wenn er auch, auf den
Quadratmeter ausgeschlagen, sich etwas höher berechnet, doch in
richtigem Verhältnis, da die Qualität des Geländes demjenigen
des steil ansteigenden Stückes Nr. 6598 entschieden vorzuziehen
ist. Der Sladtraih beantragt Genehmigung des Ankaufs ge-
nannter Parzellen.
' ölljähriges Verufsjubiliium. Für den Maschinenmeister der
Druckerei von Adolph Emmerling u. Sohn, Herrn Ham mann,
kehrte kürzlich zum fünfzigsten Male der Tag wieder, an dem sich
derselbe der Kunst Guttenbergs gewidmet hat. Die Feier des
Jubiläums wurde mit dem Johannisfeste verbunden. Am Samstag
wurde dem Jubilar ein Diplom von der Typographia überreicht, aM
Sonntag übergaben seine Kollegen aus der Emmcrling'schen
Offizin ihm ein hübsches Andenken und der Chef der Firma, als
Anerkennung der langjährigen und treuen Dienste des Jubilars,
ein Geldgeschenk. Möge es Herrn Hammann vergönnt sein, noch
viele Jahre mit der gleichen Rüstigkeit seines Amtes im Maschinen-
saal der Heidelberger Zeitung zu walten!
V. Turnerbund Heidelberg. Am Samstag und Sonntag
beging der Turnerbund Heidelberg sein lOjähriges Stif-
tungsfest, verbunden mit Fahnenweihe. Das Fest begann am
Samstag Abeno mit einem Bankett, welches in sämmtlicheN
Räumen des „Faulen Pelz" (Beretnslokal) abgehalken wurde.
Zu der Feier hatte sich eine recht zahlreiche Theilnehmerschaft
eingefunden, welche aus's freundlichste und herzlichste von dem
1. Vorsitzenden des Vereins, Herrn Schmitt, begrüßt wurde.
Nach einem allgemeinen Liede hielt Herr Dr. Heimlich die
Festrede. Zuerst schilderte er die Gründung des Vereins und
verbreitete sich sodann in längerer Rede über die Turnerei im
Allgemeinen. Mit warmen Worten schilderte er die vielen Vor-
züge des Turnens und die schon von Alters her bekannten guten
Wirkungen auf Körper und Geist. Die Anwesenden auffordcrnd,
alle Zeit an der Turnerei fcstzuhalten, schloß der Redner mit
einem Hoch auf Kaiser und Großhcrzog. Herrn Dr. Helmrich
wurde von dem Verein ein Lorbeerkranz überreicht. Hierauf
wurden von Herrn Schmitt die von Nah und Fern eingelaufenen
Gratulationen verlesen, worauf Hr. Dörr im Namen des Ver-
eins den Vertretern der städtischen Behörden den Dank für die
Unterstützung, welche die Stadtverwaltung dem Vereine zu Theil
werden ließ und läßt, aussprach. Darnach ergriff Herr Stadt-
rath Ellmer das Wort und dankte im Namen des Stadtraths
der Stadt Heidelberg für die Einladung und zugleich dem Vor-
redner für seine herzlichen Worte. Es wurden sodann die HH-
Dr. Waßmannsdorfs, Heinrich Dörr und Hermann Mühlstadt zu
Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt und zugleich jedem der
Herren eine künstlerisch ausgeführte Ehrenurkunde überreicht.
Herr Rösch vom hiesigen Turnverein überreichte hierauf dem
Verein zu seiner Feier einen Lordeerkranz, Herr Dörfel vom
Turn- und Fechlklub hier unter herzlichen Worten einen Pokal,
Herr Beierbach von der hiesigen Zithergesellschaft einen
Lorbeerkranz. Herrn Schmitt wurde ein vom Verein
dedizirter Becher durch Herrn Rohrmann überreicht.
Das Mitglied Herr Jacob Mayer stiftete dem Verein einen
großen Steinhumpen. Herr Schmitt dankte hierauf für die
Ehrungen und Geschenke und brachte ein Gut Heil aus die vor-
genannten drei Vereine aus. Herr Dörr sagte dem Vereine
seinen Dank, sowie auch den der übrigen Herren für die Ernen-
nung zum Ehrenmitglied-. Darauf begrüßte Herr Schmitt den
erschienenen Turnverein Michelstadt, welcher mit einem kräftigen
Gut Heil erwiderte. Es trat sodann die Ftdulitas in ihre
Rechte, welche unter der Leitung des Herrn Faulhaber einen
recht schönen, gemüthlichen Verlauf nahm und die TheilnehMr
bis in die ersten Morgenstunden zusammenhielt. Am Sonntag
Vormittag war der Empfang der ankommenden Gäste, Nach-
mittags 2 Uhr Festzug zur Fahnenweihe von der Turnhalle aN
der Grabengasse durch die Stadt nach dem Festplatz, Garten zuM
Bremeneck. In dem Festzuge befanden sich viele auswärtige
Vereine, welche aus Nah und Fern herbeigeströmt waren, uM
mtlseiern zu helfen. Hier begrüßte Herr Schmitt die erschie-
nenen Gäste mit herzlichen Worten, worauf Herr Dr. Heimlich
die Wetherede hielt. Darauf wurde die sehr schön gearbeitete,
von den Frauen und Jungfrauen des Vereins gestiftete FatM
durch Frl. Krupp unter einer Ansprache übergeben. Dieselbe
nahm der Fahnenträger, Herr Gaska, mit dem Gelöbniß der
Treue und dem alle Zeit Festhalten an derselben entgegen. Herr
Dr. Äassmannsdorff spendete einen Lorbeerkranz für dir
Fahne. Die Zöglinge des Vereins hatten eine schöne Fahnen-
schletfe gestiftet, welche von einem Zögling mit markigen Worten
überreicht wurde. Es begann sodann das Schauturnen des Vereins-
Die Uebungen sowohl am Pferd, wie am Reck und Barren wurden
recht gut ausgeführt und gaben einen deutlichen Beweis dafür,
wie ernst cs der Verein mit der Erreichung seiner turnerischen
Ziele niuu.ll. Auch die Freiübungen wurden recht stramm und
exakt ausgeführt. An das Schauturnen reihte sich ein allgemeines
Kürturnen, bei welchem ebenfalls sehr gute Leistungen zu ist-
odachtm waren. Bis gegen 7 Uhr war man gemüthlich bei-
sammen, worauf der Abmarsch nach dem Prinz Max unter
Voiantritt der Militärkapelle erfolgte. Abends fand in deN
Räumen der Bürger-Casino-Gesellschaft bet regster BetheiligunS
ein Festball statt.
** Vesttzwechsel. Herr Dr. Fronstein verkaufte seinen Bau-
platz Ecke Uferstraße und Hintergasse an Herrn I. F. SchweikeU
hier. — Herr Dr. A- Buecher verkaufte sein Haus Ladenburgel-
straße Nr. 22 an Herrn F. Ries hier um den Preis voU
48000 Mk.
* Ein starkes Unwetter brach gestern um die Mittagszeit los>
Zu dem heftigen Regen kamen bald noch Schloßen, die in dicht^
Menge niederfielen. Die Straßen waren theilweise überschwernMl-
Die Gewässer verliefen indes bald wieder, wie überhaupt da»
Unwetter nicht von langer Dauer war, und der Nachmittag ver-
lief auf's angenehmste. Zum Zeichen, wie dicht die Schloßen „
fallen waren, wurde uns heute ein Eisklumpen in Form einer
Pyramide von ca. 10 oni Höhe gezeigt, der aus aneinanderge-
frorenen Schloßenkörnern bestand und noch fest zusammenhielt.
** Selbstmord. In einem Gasthof dahier nahm sich gestern
Mittag ein fremder Herr in Folge momentaner Schwermuth da»
üböösl.
— Polizeibericht. In der Nacht von Samstag auf SomitaS
wurde ein Schlosser wegen Ruhestörung^ und Unfugs verhaften
Fünf Personen kamen wegen Ruhestörung, ein Student iveL"
Unfugs, zwei Arbeiter wegen Körperverletzung zur Anzeige. L"
 
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