2
Kunst der Nation
mann Reutter, Ludwig Weber n. a. mit Erfolg
bereits versuchten, in der Hauptsache aber durch
eine Mnsik, die den: ausübenden Kreis selbst ent-
stammt. Wenn der Grnndstock der Chor- nnd Jn-
ftrumentalgrnppen ans Absolventen unserer
Konservatorien nnd Musikhochschulen gebildet
wird, können außer einer produktiven musikali-
schen Zusammenarbeit noch aridere Ergebnisse er-
reicht werden. Zunächst ist wichtig, daß die jungen
Musiker die Möglichkeit haben, sowohl eine wert-
volle praktische Erziehungsarbeit zu leisten, als
auch selbständig vor ihren Kameraden zu musi-
zieren. In dieser Gemeinschaft findet der
junge schaffende Musiker endlich wieder die Ver-
bindung mit denr Volk, und hier wird das Fun-
dament gelegt zu einer neuen Musik, die zu dem
jungst erworbenerr Rhythmus noch die Empfin-
dung für die Spannungen der Melodie fügt.
Neben dem aktiven Musizieren wird das Be-
dürfnis nach musikalischer Belehrung sowohl ans
den Gemeinschaften selbst kommen, als auch den
Leitern die Führung erleichtern. Der Rundfunk,
wenn erst sein musikalisches Niveau sich zu heben
beginnt, kann hier die Situation entscheidend vor-
bereiten, ansüben müssen sie die Leiter der Chor-
und Orchestergrnppen selbst mit entscheidender
Unterstützung der Schallplatte, des musikalischen
Kulturfilms (derr es noch nicht gibt!) nnd der
Mnsikbücherei.
Ans diese Weise wird auch das Interesse wach-
gerufen für die Mnsik des Konzertes nnd der
Oper. Freier Eintritt zu allen Generalproben
staatlicher nnd städtischer Bühnen, Organisation
von Wandertheatern für Städte ohne ständigen
Theaterbetrieb und endlich eigene musikalische
Versuchsbühnen der Mnsikgemeinschaften führen
zu einer Belebung des gesamten Musiklebens, die
sich weit über den eigenen Mnsikkreis ausdehnen
wird.
Als weitere Folgerung ergibt sich die Organi-
sation der musikalischen Erziehung innerhalb der
Mnsikkreise, gleichgültig, ob sie sich auf die musi-
kalisch-technische oder musikalisch-geistige Sphäre
erstrecken. Die wertvollsten Anregungen vermag
auch hier wieder das Studium der Schallplatte zu
geben.
Es ist Wohl verständlich, daß die hier gegebenen
Anregungen nicht lückenlos ein ungeheuer verant-
wortungsvolles Werk, tote es die Einbeziehung der
Mnsik in die Gestaltung des Feierabends verlangt,
erfassen können. Denn abgesehen von den sozialen
und erzieherischen Ergebnissen bleiben für die Zu-
kunft die sittlichen und geistigen Werte des Musik-
erlebnisses innerhalb der Feierabendgestaltnng
nicht nur auf die Hebung des Lebensgefühls einer
Nation beschränkt, hier liegen außerdem die Au-
sätze zu einer neuen musikalischen
Klassi k.
Das ..Diwnlatwro" in Italien
Von
Major a. D. Giuseppe Renzetti
Präsident der Italienischen Handelskammer für Deutschland
kämpf im Waldlauf in Rom, an dem 90 Gruppen
mit 450 Athleten aus 17 Regionen teilnahmen.
Vorhergehend wurden in den einzelnen Provinzen
Wettkämpfe ausgetragen, an denen insgesamt
9000 Dopolavoristen beteiligt waren. Der zweite
nationale Wettbewerb für Gymnastik nnd
Athletik hatte ebenfalls eine großartige Veran-
staltung anfzuweisen, an der 207 Gruppen nut
insgesamt 3800 Dopolavoristen teilnahmen. Zn
jener Zeit waren auch die Dopolavoristen das
erstemai im Ausland vertreten.
Man konnte annehmen, daß die „Opera Nazio-
nale" im Jahre 1930 die normale Grenze ihrer
zahlenmäßigen Ausdehnung nnd Tätigkeit er-
reicht haben würde. Hingegen weist das Jahr
1931 mit 89 623 Veranstaltungen eine weitere Zu-
nahme auf, fast 10 000 mehr als im Vorjahre, und
die Statistik des ersten Halbjahres im Jahre X
hat 47 721 Veranstaltungen gegenüber 36 720 im
erstell Halbjahr 1930 ergeben. Unter den geplanten
Ereignissen befindet sich der vierte Wettbewerb für
Gymnastik nnd Athletik, der im Rahmen der De-
cennale-Feiern ausgetragen wird und der in Rom
über 8500 Dopolavoristen vereinigt, die sich für
ihre Haltung und Arbeit das Lob des Duce er-
ringen.
Die Einführung des „Ski-DiplomS", das
Massen von Arbeitern in die Berge gezogen hat,
hat zur Entwicklung der Ausflüge nnd Wande-
rungen beigetragen. In den Sommermonaten
werden belehrende Ausflüge in die hauptsächlich-
sten Kunststädte Italiens zum Besuch der Museen
oder Denkmäler nnternommen. Unter Aus-
nutzung der bekannten Einrichtung der an den
Sonntagen verkehrenden Volkszüge wurden zahl-
lose Ausflüge bei geringen Ausgaben gemacht, an
denen nicht nur die Arbeiter, sondern auch ihre
Familien beteiligt waren. Die Statistiken zeigen,
daß im Jahre 1926 975 Ausflüge stattfanden, im
Jahre 1927 1965, im Jahre 1928 ll 269 mit
über einer Million Teilnehmern, im
Jahre 1929 28124 Ausflüge, im Jahre 1930
36 482 und im Jahre 1931 53 243. Im Laufe
des Jahres X hat die Tätigkeit proportional zu-
genommen; es sind ferner die nationalen Zu-
sammenkünfte während des Sommers in Redi-
puglia mit 18 000 Teilnehmern, in Taormina mit
20 000 Teilnehmern, die nationalen Pilgerfahrten
nach Caprera nnd die dritte nationale Vereinigung
der Radfahrstaffel in Rom anläßlich des vierten
Wettbewerbes für Gymnastik und Athletik zu er-
wähnen.
Die Opera Nazionale Dopolavoro hat seit
ihrer Gründung eine umfassende nnd organische
Arbeit dnrchgeführt, um alle künstlerischen
und kulturellen Einrichtungen, die zur intellek-
tuellen nnd sittlichen Fortbildung der Arbeiter-
klasse dienen können, zu entwickeln.
Die künstlerische und kulturelle Bewegung ist
in verschiedene Zweige aufgeteilt worden, die das
Liebhabertheater, den Thespiskarren, die musika-
lische Tätigkeit, das Kino nnd Radio, Volkskultur
uud Trachteukunst umfassen.
Die Liebhaberrhearer
Tie Heranziehung des Volkes zum Liebhaber-
theater ist eine der größten Bestrebungen des
Dopolavoro, die vor allem durch das Interesse der
Dopolavoristen zu vollen! Erfolg geführt haben.
Die Organisierung wurde in ganz Italien durch
Provinzialföderationen durchgeführt, deren Ziel
theaters geht letzten Endes ans folgenden Ziffern
hervor:
1926: 60 Theater, 113 Liebhaberthcater, 635 ge-
nehmigte Aufführungen, ein nationaler
Wettbewerb.
1932: 1350 Theater, 2208 Liebhabertheater,
44 200 genehmigte Aufführungen, 35 pro-
vinzielle Wettbewerbe, 85 junge, urauf-
geführte Autoren, 175 neu anfgeführte
Arbeiten.
Ferner sind folgende Initiativen nationalen
Charakters hervorznheben:
n) drei nationale Licbhaberbühnen-Wett-
bewerbe in Rom, Bologna und Turin;
b) der nationale Wettbewerb für dramatische
Arbeiten (1927);
Wir garantieren
die Freiheit der Kunst
Reichsminister Dr. Goebbels auf der
Tagung der Reichskulturkainmer
am 7. Februar
Grundsätzlich m uß auch f ü r deu
n a t i o n a I s o z i a l i st i s ch e u Staat der
Standpunkt a u f r e ch t e r h a l t e u wer-
den, daß dieKunst frei i st und daß
man niemals den Versuch unter-
nehmen darf, durch Organisation
den Mangel an Intuition zu e r -
setzen.
Die Kunst an sich kann nur gedeihen, wenn
man ihr größtmögliche Entwicklungsfreiheit
gibt. Und diejenigen, die die Kunst und über-
haupt die ganze Kultur glauben einengen und
beschneiden zu können, versündigen sich damit
an der Kunst und an der Kultur.
Wenn ich sage, die Kunst ist frei, so möchte
ich mich aus der anderem Seite allerdings gegen
den Standpunkt verwahren, daß damit einer
absolut anarchischen Gesinnung in der Kunst
freie Bahn gegeben sein sollte. Tas kann nicht
der Fall sein, uud ist es der Fall, so werden
sich die Mängel zeigen, die wir in den ver-
gangenen 14 Jahren, die wir Gott sei Dank
überwunden haben, immer und immer wieder
feststellen mußten. So frei die Kunst in ihren
eigenen EntwicklnnasgesetM! sein muß und sein
kann, so eng muß sie sich gebundeu suhlen au
die nationalen Lebeusgesetze eines Volkes. Die
Kunst und die Kultur entstehen im Mutter-
boden eines Volkes; sie werden deshalb auch
immer an die sittlichen, sozialen,
nationalen und an die morali-
schen Grundgesetze des Staates
gebuuden seiu, aber im Rahmen
und in den Grenzen der natio-
nalen Lebeusgesetze muß man der
K u n st eine freie Entfaltungs-
möglichkeit gebe n.
Die „Opera Nazionale Dopola-
voro" (Deutsch etwa: „Nationale Organisation
zur Verbringung der Zeit nach der Arbeit"
Dopolavoro - nach der Arbeit —), die rechtmäßig
im Jahre 1926 gegründet wurde, hatte in Italien
ihre ersten Lebenszeichen schon nach dein Marsch
ans Rom gegeben. Durch das Interesse und mit
Hilfe der Faschistischen Partei wurde im Jahre
1923 ein Zentralbüro des „D oPolavor o" ge-
bildet, dessen Zweck darin bestand, die Arbeitgeber
zur Einrichtung von Zirkeln anzuregen, in denen
die Arbeiter eine sportliche und geistige Erziehung
fanden und durch welches die einzelnen Gruppen
der „Dopolavoristen" miteinander in Verbindung
gebracht wurden. Dennoch würde das „Dopola-
voro" eine der vielen Vergnügungsgesellschaften
geworden sein, wenn es nicht aus der Atmosphäre
des Regimes hervorgegangen und von den
sozialen Prinzipien des Faschismus durchdrungen
wäre. Für das Regime war die Produktion kein
Privatfaktor mehr, sondern eine soziale Auf-
gabe. Die leitenden, industriellen Klassen be-
gannen unter dem Zeichen der neuen Ordnung zu
verstehen, daß deni Arbeitgeber Pflichten und Auf-
gaben von hoher sozialer Bedeutung obliegen, vor
allem die, zu der physischen und geisti-
gen Ertüchtigung der Arbeiter bei-
zutragen. Von dieser bedeutenden Psycho-
logischen Umwandlung legte bereits die Tätigkeit,
die von den großen Betrieben zugunsten ihrer An-
gestellten ausgeübt wurde, ein Zeugnis ab.
Die Initiative der faschistischen Regierung, das
„Dopolavoro" zu schaffen, fand infolge des von
allen Kulturvölkern angenommenen Beschlusses,
den Arbeitstag auf acht Stunden zu verringern,
günstige Voraussetzungen.
In der ganzen Welt fanden damals Dis-
kussionen, Studien, Nachfragen und Kongresse
statt, uni festznsetzen, wie die Angestellten
und Arbeiter ihre Freizeit ver-
bringen könnten, ohne daß sie da-
bei in Beschäftigungen hinein-
gezogen würden, bei denen sie
Zeit, Würde, Gesundheit und Geld
verlieren.
Bei uns war das Problem schon gelöst. Der
Faschismus legte seine Ansicht aus internatio-
nalem Gebiete dar und erreichte, daß die Frage
anläßlich der VI. Internationalen Arbeitskonfe-
renz in Genf im Sommer 1924 auf die Tages-
ordnung gesetzt wurde. Es traten hier Delegierte
von 59 Nationen zusammen, die einer von der
faschistischen Regierung vorgelegten „Empfehlung"
zustimmten und die die Konferenz den verschie-
denen Regierungen unterbreitete.
Inzwischen befand sich die dopolavoristische
Organisation in Italien in vollem Gange, so daß
der Duce den Augenblick für geeignet hielt, ihr
eine rechtliche Anerkennung nnd Gründung zu
verschaffen. Das Dekret vom l. Mai 1925 nnd
das folgende vom November 1926 sind die
Geburtsakten für die Gründung der „Opera
Nazionale Dopolavoro" als halbstaatliche Körper-
schaft mit scharf umrissenen Aufgaben.
Der Faschismus verteidigt und wertet also
nicht nur die Arbeit, sondern auch die Ruhezeit,
und gibt den Arbeitern mittels des Dopolavoro
Gelegenheit, ihre Kräfte zu stählen nnd ihre all-
gemeine nnd berufliche Bildung zu stärken.
Die programmäßige Tätigkeit des Dopolavoro
kann als in vier Zweige geteilt angesehen werden:
Körperliche Erziehung, künstlerische Erziehung,
Propaganda für die Volks- nnd Bernfsknltnr,
Fürsorge.
In das Gebiet der körperlichen Erziehung
fallen der Sport, die Volksspiele und das
Wandern.
Die sportliche Tätig-
keit wies im ersten
Lebensjahr des „Dopola-
voro" 1563 Veranstaltun-
gen auf, im Jahre 1927
wurde mit 7829 Veran-
staltungen ein großer
Schritt vorwärts gemacht.
Im Jahre 1928 stieg
die Zahl der Veran-
staltungen ans 13 527, und
es wurden in Rom die
nationalen Wettkämvfe
für Leichtathletik, für
Boxen, für Tauziehen
und in Neapel für
Schwimmen ausgetragen.
Im Jahre 1929 stiegen
die Veranstaltungen auf
rund 53 439; unter den
bedeutendsten von ihnen
ist der gymnastisch-ath-
letische Wettkampf in
Rom zu neunen, an dein
4000 Dopolavoristen teil-
nahmen, und die natio-
nalen Zusammenkünfte
zur Erlangung des
Diploms als „Athlet"
und „Schnellschwimmer".
Einen großen Erfolg
konnten auch die Wett-
kämpfe im Ballspiel uud
Tauzieheu iu den ein-
zelnen Regionen buchen.
Die Zunahme im Jahre
1930 ist noch bemerkens-
werter. Die Veranstaltun-
gen stiegen auf 78 993,
von denen einige einen
bedeutenden, nationalen
Charakter trugen, wie
die künstlerische Erziehung des einzelnen und der
Masse ist. Praktisch kann man jedoch noch andere
Ziele erreichen, wenn man die Liebhabertheater
als Quelle für die Energien der Schauspieler und
als mächtiges Mittel zur Auswertung des italieni-
schen Bühnenrepertoires betrachtet.
In jeder Provinzialföderation ist eine Lese-
Kommission gegründet worden, die die neuen
Arbeiten prüft nnd das Repertoire der Liebhaber-
bühnen dnrchsieht. Ferner hat man gewisse „Lieb-
haber-Musterbühnen" eingerichtet, die als Ver-
snchstheater dienen. Außer dem freien, ständigen
Wettbewerb, der jedermann bei der Generaldirel-
tion der O. N. D. offensteht, wurden für
dramatische Arbeiten verschiedene nationale und
Provinzielle Wettbewerbe ausgeschrieben.
Das Entwicklungsprogramm des Liebhaber-
e) der dramatische Wettbewerb für Arbeiten,
die zur Aufführung durch den Thespiskarren
geeignet sind (1930).
Die Thespiskarren
Eine besondere Einrichtung nationalen Cha-
rakters, die die Bewegung der Liebhaberbühnen in
weitem Maße unterstützt, ist der Thespiskarren,
ein wirksames Mittel zur künstlerischen Erziehung,
der das Theater in die kleinen Bergdörfer bringt
und der Landbevölkerung zugänglich macht. Jni
Laufe von vier Jahren haben die Thespiskarren
während der Sommerzeit eine rege Tätigkeit ent-
wickelt, die sich statistisch folgendermaßen festlegen
läßt: 878 Aufführungen, 50l besuchte Ortschaften,
z. B.: der nationale Wett-
Emil Nolde, Landschast mit jungen Pferden. !!>N,
Kunst der Nation
mann Reutter, Ludwig Weber n. a. mit Erfolg
bereits versuchten, in der Hauptsache aber durch
eine Mnsik, die den: ausübenden Kreis selbst ent-
stammt. Wenn der Grnndstock der Chor- nnd Jn-
ftrumentalgrnppen ans Absolventen unserer
Konservatorien nnd Musikhochschulen gebildet
wird, können außer einer produktiven musikali-
schen Zusammenarbeit noch aridere Ergebnisse er-
reicht werden. Zunächst ist wichtig, daß die jungen
Musiker die Möglichkeit haben, sowohl eine wert-
volle praktische Erziehungsarbeit zu leisten, als
auch selbständig vor ihren Kameraden zu musi-
zieren. In dieser Gemeinschaft findet der
junge schaffende Musiker endlich wieder die Ver-
bindung mit denr Volk, und hier wird das Fun-
dament gelegt zu einer neuen Musik, die zu dem
jungst erworbenerr Rhythmus noch die Empfin-
dung für die Spannungen der Melodie fügt.
Neben dem aktiven Musizieren wird das Be-
dürfnis nach musikalischer Belehrung sowohl ans
den Gemeinschaften selbst kommen, als auch den
Leitern die Führung erleichtern. Der Rundfunk,
wenn erst sein musikalisches Niveau sich zu heben
beginnt, kann hier die Situation entscheidend vor-
bereiten, ansüben müssen sie die Leiter der Chor-
und Orchestergrnppen selbst mit entscheidender
Unterstützung der Schallplatte, des musikalischen
Kulturfilms (derr es noch nicht gibt!) nnd der
Mnsikbücherei.
Ans diese Weise wird auch das Interesse wach-
gerufen für die Mnsik des Konzertes nnd der
Oper. Freier Eintritt zu allen Generalproben
staatlicher nnd städtischer Bühnen, Organisation
von Wandertheatern für Städte ohne ständigen
Theaterbetrieb und endlich eigene musikalische
Versuchsbühnen der Mnsikgemeinschaften führen
zu einer Belebung des gesamten Musiklebens, die
sich weit über den eigenen Mnsikkreis ausdehnen
wird.
Als weitere Folgerung ergibt sich die Organi-
sation der musikalischen Erziehung innerhalb der
Mnsikkreise, gleichgültig, ob sie sich auf die musi-
kalisch-technische oder musikalisch-geistige Sphäre
erstrecken. Die wertvollsten Anregungen vermag
auch hier wieder das Studium der Schallplatte zu
geben.
Es ist Wohl verständlich, daß die hier gegebenen
Anregungen nicht lückenlos ein ungeheuer verant-
wortungsvolles Werk, tote es die Einbeziehung der
Mnsik in die Gestaltung des Feierabends verlangt,
erfassen können. Denn abgesehen von den sozialen
und erzieherischen Ergebnissen bleiben für die Zu-
kunft die sittlichen und geistigen Werte des Musik-
erlebnisses innerhalb der Feierabendgestaltnng
nicht nur auf die Hebung des Lebensgefühls einer
Nation beschränkt, hier liegen außerdem die Au-
sätze zu einer neuen musikalischen
Klassi k.
Das ..Diwnlatwro" in Italien
Von
Major a. D. Giuseppe Renzetti
Präsident der Italienischen Handelskammer für Deutschland
kämpf im Waldlauf in Rom, an dem 90 Gruppen
mit 450 Athleten aus 17 Regionen teilnahmen.
Vorhergehend wurden in den einzelnen Provinzen
Wettkämpfe ausgetragen, an denen insgesamt
9000 Dopolavoristen beteiligt waren. Der zweite
nationale Wettbewerb für Gymnastik nnd
Athletik hatte ebenfalls eine großartige Veran-
staltung anfzuweisen, an der 207 Gruppen nut
insgesamt 3800 Dopolavoristen teilnahmen. Zn
jener Zeit waren auch die Dopolavoristen das
erstemai im Ausland vertreten.
Man konnte annehmen, daß die „Opera Nazio-
nale" im Jahre 1930 die normale Grenze ihrer
zahlenmäßigen Ausdehnung nnd Tätigkeit er-
reicht haben würde. Hingegen weist das Jahr
1931 mit 89 623 Veranstaltungen eine weitere Zu-
nahme auf, fast 10 000 mehr als im Vorjahre, und
die Statistik des ersten Halbjahres im Jahre X
hat 47 721 Veranstaltungen gegenüber 36 720 im
erstell Halbjahr 1930 ergeben. Unter den geplanten
Ereignissen befindet sich der vierte Wettbewerb für
Gymnastik nnd Athletik, der im Rahmen der De-
cennale-Feiern ausgetragen wird und der in Rom
über 8500 Dopolavoristen vereinigt, die sich für
ihre Haltung und Arbeit das Lob des Duce er-
ringen.
Die Einführung des „Ski-DiplomS", das
Massen von Arbeitern in die Berge gezogen hat,
hat zur Entwicklung der Ausflüge nnd Wande-
rungen beigetragen. In den Sommermonaten
werden belehrende Ausflüge in die hauptsächlich-
sten Kunststädte Italiens zum Besuch der Museen
oder Denkmäler nnternommen. Unter Aus-
nutzung der bekannten Einrichtung der an den
Sonntagen verkehrenden Volkszüge wurden zahl-
lose Ausflüge bei geringen Ausgaben gemacht, an
denen nicht nur die Arbeiter, sondern auch ihre
Familien beteiligt waren. Die Statistiken zeigen,
daß im Jahre 1926 975 Ausflüge stattfanden, im
Jahre 1927 1965, im Jahre 1928 ll 269 mit
über einer Million Teilnehmern, im
Jahre 1929 28124 Ausflüge, im Jahre 1930
36 482 und im Jahre 1931 53 243. Im Laufe
des Jahres X hat die Tätigkeit proportional zu-
genommen; es sind ferner die nationalen Zu-
sammenkünfte während des Sommers in Redi-
puglia mit 18 000 Teilnehmern, in Taormina mit
20 000 Teilnehmern, die nationalen Pilgerfahrten
nach Caprera nnd die dritte nationale Vereinigung
der Radfahrstaffel in Rom anläßlich des vierten
Wettbewerbes für Gymnastik und Athletik zu er-
wähnen.
Die Opera Nazionale Dopolavoro hat seit
ihrer Gründung eine umfassende nnd organische
Arbeit dnrchgeführt, um alle künstlerischen
und kulturellen Einrichtungen, die zur intellek-
tuellen nnd sittlichen Fortbildung der Arbeiter-
klasse dienen können, zu entwickeln.
Die künstlerische und kulturelle Bewegung ist
in verschiedene Zweige aufgeteilt worden, die das
Liebhabertheater, den Thespiskarren, die musika-
lische Tätigkeit, das Kino nnd Radio, Volkskultur
uud Trachteukunst umfassen.
Die Liebhaberrhearer
Tie Heranziehung des Volkes zum Liebhaber-
theater ist eine der größten Bestrebungen des
Dopolavoro, die vor allem durch das Interesse der
Dopolavoristen zu vollen! Erfolg geführt haben.
Die Organisierung wurde in ganz Italien durch
Provinzialföderationen durchgeführt, deren Ziel
theaters geht letzten Endes ans folgenden Ziffern
hervor:
1926: 60 Theater, 113 Liebhaberthcater, 635 ge-
nehmigte Aufführungen, ein nationaler
Wettbewerb.
1932: 1350 Theater, 2208 Liebhabertheater,
44 200 genehmigte Aufführungen, 35 pro-
vinzielle Wettbewerbe, 85 junge, urauf-
geführte Autoren, 175 neu anfgeführte
Arbeiten.
Ferner sind folgende Initiativen nationalen
Charakters hervorznheben:
n) drei nationale Licbhaberbühnen-Wett-
bewerbe in Rom, Bologna und Turin;
b) der nationale Wettbewerb für dramatische
Arbeiten (1927);
Wir garantieren
die Freiheit der Kunst
Reichsminister Dr. Goebbels auf der
Tagung der Reichskulturkainmer
am 7. Februar
Grundsätzlich m uß auch f ü r deu
n a t i o n a I s o z i a l i st i s ch e u Staat der
Standpunkt a u f r e ch t e r h a l t e u wer-
den, daß dieKunst frei i st und daß
man niemals den Versuch unter-
nehmen darf, durch Organisation
den Mangel an Intuition zu e r -
setzen.
Die Kunst an sich kann nur gedeihen, wenn
man ihr größtmögliche Entwicklungsfreiheit
gibt. Und diejenigen, die die Kunst und über-
haupt die ganze Kultur glauben einengen und
beschneiden zu können, versündigen sich damit
an der Kunst und an der Kultur.
Wenn ich sage, die Kunst ist frei, so möchte
ich mich aus der anderem Seite allerdings gegen
den Standpunkt verwahren, daß damit einer
absolut anarchischen Gesinnung in der Kunst
freie Bahn gegeben sein sollte. Tas kann nicht
der Fall sein, uud ist es der Fall, so werden
sich die Mängel zeigen, die wir in den ver-
gangenen 14 Jahren, die wir Gott sei Dank
überwunden haben, immer und immer wieder
feststellen mußten. So frei die Kunst in ihren
eigenen EntwicklnnasgesetM! sein muß und sein
kann, so eng muß sie sich gebundeu suhlen au
die nationalen Lebeusgesetze eines Volkes. Die
Kunst und die Kultur entstehen im Mutter-
boden eines Volkes; sie werden deshalb auch
immer an die sittlichen, sozialen,
nationalen und an die morali-
schen Grundgesetze des Staates
gebuuden seiu, aber im Rahmen
und in den Grenzen der natio-
nalen Lebeusgesetze muß man der
K u n st eine freie Entfaltungs-
möglichkeit gebe n.
Die „Opera Nazionale Dopola-
voro" (Deutsch etwa: „Nationale Organisation
zur Verbringung der Zeit nach der Arbeit"
Dopolavoro - nach der Arbeit —), die rechtmäßig
im Jahre 1926 gegründet wurde, hatte in Italien
ihre ersten Lebenszeichen schon nach dein Marsch
ans Rom gegeben. Durch das Interesse und mit
Hilfe der Faschistischen Partei wurde im Jahre
1923 ein Zentralbüro des „D oPolavor o" ge-
bildet, dessen Zweck darin bestand, die Arbeitgeber
zur Einrichtung von Zirkeln anzuregen, in denen
die Arbeiter eine sportliche und geistige Erziehung
fanden und durch welches die einzelnen Gruppen
der „Dopolavoristen" miteinander in Verbindung
gebracht wurden. Dennoch würde das „Dopola-
voro" eine der vielen Vergnügungsgesellschaften
geworden sein, wenn es nicht aus der Atmosphäre
des Regimes hervorgegangen und von den
sozialen Prinzipien des Faschismus durchdrungen
wäre. Für das Regime war die Produktion kein
Privatfaktor mehr, sondern eine soziale Auf-
gabe. Die leitenden, industriellen Klassen be-
gannen unter dem Zeichen der neuen Ordnung zu
verstehen, daß deni Arbeitgeber Pflichten und Auf-
gaben von hoher sozialer Bedeutung obliegen, vor
allem die, zu der physischen und geisti-
gen Ertüchtigung der Arbeiter bei-
zutragen. Von dieser bedeutenden Psycho-
logischen Umwandlung legte bereits die Tätigkeit,
die von den großen Betrieben zugunsten ihrer An-
gestellten ausgeübt wurde, ein Zeugnis ab.
Die Initiative der faschistischen Regierung, das
„Dopolavoro" zu schaffen, fand infolge des von
allen Kulturvölkern angenommenen Beschlusses,
den Arbeitstag auf acht Stunden zu verringern,
günstige Voraussetzungen.
In der ganzen Welt fanden damals Dis-
kussionen, Studien, Nachfragen und Kongresse
statt, uni festznsetzen, wie die Angestellten
und Arbeiter ihre Freizeit ver-
bringen könnten, ohne daß sie da-
bei in Beschäftigungen hinein-
gezogen würden, bei denen sie
Zeit, Würde, Gesundheit und Geld
verlieren.
Bei uns war das Problem schon gelöst. Der
Faschismus legte seine Ansicht aus internatio-
nalem Gebiete dar und erreichte, daß die Frage
anläßlich der VI. Internationalen Arbeitskonfe-
renz in Genf im Sommer 1924 auf die Tages-
ordnung gesetzt wurde. Es traten hier Delegierte
von 59 Nationen zusammen, die einer von der
faschistischen Regierung vorgelegten „Empfehlung"
zustimmten und die die Konferenz den verschie-
denen Regierungen unterbreitete.
Inzwischen befand sich die dopolavoristische
Organisation in Italien in vollem Gange, so daß
der Duce den Augenblick für geeignet hielt, ihr
eine rechtliche Anerkennung nnd Gründung zu
verschaffen. Das Dekret vom l. Mai 1925 nnd
das folgende vom November 1926 sind die
Geburtsakten für die Gründung der „Opera
Nazionale Dopolavoro" als halbstaatliche Körper-
schaft mit scharf umrissenen Aufgaben.
Der Faschismus verteidigt und wertet also
nicht nur die Arbeit, sondern auch die Ruhezeit,
und gibt den Arbeitern mittels des Dopolavoro
Gelegenheit, ihre Kräfte zu stählen nnd ihre all-
gemeine nnd berufliche Bildung zu stärken.
Die programmäßige Tätigkeit des Dopolavoro
kann als in vier Zweige geteilt angesehen werden:
Körperliche Erziehung, künstlerische Erziehung,
Propaganda für die Volks- nnd Bernfsknltnr,
Fürsorge.
In das Gebiet der körperlichen Erziehung
fallen der Sport, die Volksspiele und das
Wandern.
Die sportliche Tätig-
keit wies im ersten
Lebensjahr des „Dopola-
voro" 1563 Veranstaltun-
gen auf, im Jahre 1927
wurde mit 7829 Veran-
staltungen ein großer
Schritt vorwärts gemacht.
Im Jahre 1928 stieg
die Zahl der Veran-
staltungen ans 13 527, und
es wurden in Rom die
nationalen Wettkämvfe
für Leichtathletik, für
Boxen, für Tauziehen
und in Neapel für
Schwimmen ausgetragen.
Im Jahre 1929 stiegen
die Veranstaltungen auf
rund 53 439; unter den
bedeutendsten von ihnen
ist der gymnastisch-ath-
letische Wettkampf in
Rom zu neunen, an dein
4000 Dopolavoristen teil-
nahmen, und die natio-
nalen Zusammenkünfte
zur Erlangung des
Diploms als „Athlet"
und „Schnellschwimmer".
Einen großen Erfolg
konnten auch die Wett-
kämpfe im Ballspiel uud
Tauzieheu iu den ein-
zelnen Regionen buchen.
Die Zunahme im Jahre
1930 ist noch bemerkens-
werter. Die Veranstaltun-
gen stiegen auf 78 993,
von denen einige einen
bedeutenden, nationalen
Charakter trugen, wie
die künstlerische Erziehung des einzelnen und der
Masse ist. Praktisch kann man jedoch noch andere
Ziele erreichen, wenn man die Liebhabertheater
als Quelle für die Energien der Schauspieler und
als mächtiges Mittel zur Auswertung des italieni-
schen Bühnenrepertoires betrachtet.
In jeder Provinzialföderation ist eine Lese-
Kommission gegründet worden, die die neuen
Arbeiten prüft nnd das Repertoire der Liebhaber-
bühnen dnrchsieht. Ferner hat man gewisse „Lieb-
haber-Musterbühnen" eingerichtet, die als Ver-
snchstheater dienen. Außer dem freien, ständigen
Wettbewerb, der jedermann bei der Generaldirel-
tion der O. N. D. offensteht, wurden für
dramatische Arbeiten verschiedene nationale und
Provinzielle Wettbewerbe ausgeschrieben.
Das Entwicklungsprogramm des Liebhaber-
e) der dramatische Wettbewerb für Arbeiten,
die zur Aufführung durch den Thespiskarren
geeignet sind (1930).
Die Thespiskarren
Eine besondere Einrichtung nationalen Cha-
rakters, die die Bewegung der Liebhaberbühnen in
weitem Maße unterstützt, ist der Thespiskarren,
ein wirksames Mittel zur künstlerischen Erziehung,
der das Theater in die kleinen Bergdörfer bringt
und der Landbevölkerung zugänglich macht. Jni
Laufe von vier Jahren haben die Thespiskarren
während der Sommerzeit eine rege Tätigkeit ent-
wickelt, die sich statistisch folgendermaßen festlegen
läßt: 878 Aufführungen, 50l besuchte Ortschaften,
z. B.: der nationale Wett-
Emil Nolde, Landschast mit jungen Pferden. !!>N,