Kunst der Nation
3
Übertreibung nahegelegt. Wird das ästhetische
Mittel der Übertreibung überspannt, so gerät man
in das Gebiet der Groteske, von der es viele Bei-
spiele in der Literatur der Reformationszeit gibt.
Allzu leicht wird dabei der ethische Gehalt zu-
gunsten des Mittels zurückgedrängt, und damit ist
zugleich die Gefahr eines Abgleitens in das Gebiet
der Posse, der Burleske oder Travestie gegeben.
Die Travestie nimmt häufig ein schon vorhandenes
Werk zum Gegenstand bloßer Verspottung und
steht dann zur Satire im Gegensatz.
Damit ist das Wesen der Satire auch für die
bildende Kunst erfaßt. Die Karikatur deckt sich
nicht mit der Satire. Die quantitative Ver-
schiebung der Merkmale ist so stark, daß sie weit
eher mit dem zusammenstimmt, was man in der
Literatur als Groteske bezeichnet. Satire sind die
Bilder von Hogarth, von Daumier u. a., Karikatur
die Bilder Rowlandsons u. a. m.
In gewisser Hinsicht ist die Allegorie mit der
Satire verwandt. Nllegoric, hergeleitet von
allexoreo bedeutet Anderssagen. Das Anders-
sagen bezieht sich bei der Satire auf die
Quantität der Merkmale, bei der Allegorie auf
die Qualität, d. h. bei der Allegorie werden die
Merkmale nicht verzerrt, übertrieben, sondern
durch andere ersetzt. Man denke bei der Allegorie
an das Bild des Rheins als Vater, dem die
Flüsse, seine Kinder, entgegen eilen, bei der
Satire an den in den Wolken schwebenden
Sokrates.
Die satirische Darstellung unterscheidet sich von
der bloßen satirischen Bemerkung — dem
satirischen Witz, dem Aphorismus — durch den
Gedanken des geschlossenen Kunstwerks. Es wird
demgemäß ihre Wirkungskraft auch eine tiefer-
gehende, nachhaltigere sein. Der Satire kann eine
große pädagogisch-ethische Kraft innewohnen, doch
beobachten wir ihr vermehrtes Auftreten
vornehmlich in den Zeiten, denen der Sinn für
eine nuancierte Kritik verloren ging.
Ilse ll'önnies
Mit dieser Nummer wird der erste vollständige Jahrgang
unser Zeitschrift beendet. Die Berichterstattung und Wür-
digung der Ausstellungen im ganzen Reiche war bis heute
noch sehr lückenhaft, sowohl die der größeren offiziellen, als
auch die der privaten Veranstaltungen, konnten ihrem Werte
nach nicht gleichmäßig behandelt werden. Es ist für die
„Kunst der Nation" nicht leicht, ihrem Vorsatz und ihrem
Programm getreu, von Anfang an gleichmäßig wertvolle
Informationen über die gesamten Ausstellungen im Reiche
zu geben. Dies wird auch allen unseren Lesern verständlich
sein. Wir können nur die zuverlässigsten und besten Mit-
arbeiter dazu gebrauchen, die uns auch nicht sofort überall
zur Verfügung ständen, wenn wir ein großkapitalistisches
Unternehmen wären, das überall einen zahlreichen Mit-
arbeiterstab sofort engagieren würde. Diese Kräfte können
nur nach und nach gewonnen werden und wir werden sie
nach und nach überall gewinnen. Es hat wenig Wert, ohne
weiteres die Nachrichten von Pressebüros und Tageszeitungen,
wähl- und kritiklos in unsere Zeitschrift aufzunehmen.
Schon das nächste Quartal wird Ihnen zeigen, daß unsere
Berichterstattung über Ausstellungen, umfangreicher geworden
ist. Der von feiten unserer künstlerisch-aktiv tätigen Leser
oft geäußerte Wunsch, eine zuverlässige, umfassende und recht-
zeitige Information über Wettbewerbe, Ausschreibungen usw.
zu finden, ist vollkommen berechtigt, wir werden alles daran
setzen, diesen so wichtigen Nachrichtenteil auszubauen; aber
gerade dazu ist die Mitarbeit Aller an jedem Ort notwendig.
Es hat noch nie eine Zeitschrift gegeben, welche diesen Nach-
richtenteil zufriedenstellend bringen konnte, daran ist Lokal-
wirtschaft, Kurzsichtigkeit und Eigennutz schuld. (Redaktion.)
In der Zeit des Kampfes, der Not und der
Bedrängnis haben sich verschiedene Künstler zu
Arbeits-Atelier- und Ausstellungsgemeinschasten
zusammengefunden, die jetzt nach und nach die
Früchte ihrer Gemeinschaft ausstellen. Uber die
Probleme und den Wert der Zusammenschlüsse soll
in der nächsten Zeit ausführlich gesprochen werden.
*
In Berlin stellt in ihrem Atelierhause die
„A t e l i e r g e m e i u s cha f t K l o st e r st r a ß e"
aus. Es ist eine sehr bunte Schau entstanden;
denn hier führte nicht gleiches Wollen oder gleiche
Reife in der Arbeit zum Zusammenschluß, son-
dern vor allem die gleiche wirtschaftliche Not und
Bedrängnis. Hier steht der Meister neben dem
jungen Talent, dieses neben dem Anfänger, den
Epigonen und den ewig Gestrigen.
*
In der Galerie Ferdinand Möller,
Berlin, stellt zum erstenmal die Gruppe „Der
Norden" aus. Fünf junge Maler, die in ihrem
Programm das Beste wollen, was sich der deutsche
Mensch und die deutsche Kunst wünschen kann.
Fast jeder von ihnen hat als politischer Soldat bis
heute im neuen Staat für die Belange des
(Fortsetzung auf Seite 6)
Paula-Mdersohn-Ausstellung
2. 2. in der Oalerie j^ierendor^ in Berlin
Die eigentliche Bedeutung einer Ausstellung,
die das Werk der allzu früh Verstorbenen zu-
sammenfaßt, ist die, daß sie an diesem nur unge-
fähr sieben Jahre umspannenden, aber an Ent-
scheidungen überreichen, künstlerischen Schaffen
Notwendigkeit und Schicksal deutscher Kunstent-
wicklung um die Wende des Jahrhunderts und
darüber hinaus in weiterem Sinne zum Bewußt-
sein bringt. Denn in einer Zeit, als der Im-
pressionismus noch Trumpf war und die neuen
revolutionären Erscheinungen der europäischen
Kunst noch nicht die Anschauung beherrschten, voll-
zog sich in dieser scheinbar so intimen, in der
Worpsweder Heimatkunst verwurzelten künst-
lerischen Existenz der entscheidende Umschwung.
Und zwar auf Grund eines inneren Prozesses, aus
dem Zwang und der Logik geistesgeschichtlichen
Werdens, das gegenüber dem übersteigerten In-
dividualismus und der ausschließlichen Augen-
kultur impressionistischer Sehgewohuheit nach einer
menschlich tiefer und allgemeiner gestimmten Aus-
drucksform und allgemeingültigeren Darstellungs-
formen verlangte. Nicht von dem Vorbild der
westlichen Kunst und ihrer werdenden Größen
aus, wie eines Cezanne, Gauguin und van Gogh,
die zweifellos den nachhaltigsten Einfluß auf den
Werdegang der Künstlerin ausüben, geht der An-
stoß zu ihrer inneren Wandlung, sondern von
einem eigenen, ursprünglichen Bedürfnis nach
Vertiefung, nach Klärung, nach individueller Be-
schränkung und Steigerung über sich selbst hinaus.
Diese Entwicklung ist bedingt durch die
Polarität allen Geschehens, das vom Wechsel der
Gegensätze lebt. Der tiefere Grund liegt in dem
Wesen deutscher oder germanischer Kunst-
empfindung, die der bis zur Mystik gesteigerten
Gefühlskraft leidenschaftlichen Naturerlebens Ziel
und Inhalt gibt. Die Intensität der Kunst Paula
Modersohns, ihre Jnstinktsicherheit und Tief-
gründigkeit beruhen auf dieser Stärke des Gefühls,
das nicht in einem Abbild, sondern mehr dem
Sinnbild der jeweils erschauten Natur als dem
Ergebnis eindringlicher Auseinandersetzung mit
ihrem Gegenstand seine Gestaltung sucht. Dieser
Zug zur Sinndeutuug allen Geschehens, zur ge-
fühlsmäßigen Wesenserfassung des Naturbildes,
zur mystischen Versenkung in das Geheimnis der
Dinge ist das Germanische, das Deutsche an ihr,
genau so wie die Ehrlichkeit ihres Strebens und
Arbeitens, wie die unbeirrbare Eigenwilligkeit
ihres Werdeganges. Es ist die schicksalsmäßige Be-
stimmung, die auch ihr Verhältnis zur westlichen
Kunst als einen Entwicklungsprozeß prinzipieller
Natur erklärt. Denn es scheint das Schicksal deut-
scher Kunst in allen ihren großen Phasen zu sein,
daß sie erst in der Aufnahme — und Überwindung
von Elementen fremder Formprinzipien zu tiefsten
Gesetzlichkeiten ihrer eigenen Wesenheit vordringt.
Gerade dieses Verhältnis zur westlichen Kunll,
deren wesentlichste Einwirkung darin besteht, daß
sie die Malerin auf die rein formalen Probleme
ihres (Kunst)-Schaffens verwies, bezeugt ihr echtes
und großes Künstlertum. Sie, die die Erfüllung
ihres Künstlertums wie ein großes freudiges
Schicksal, wie eine Mission empfindet, verbirgt
hinter der gewinnenden Art ihrer Frauennatur
Paula Modersohn, Stilleben. 1807
Paula Modcrsohn, Zwei Kinder. 1903
eine starre Größe, die sie hart gegen sich selbst
und andere macht. In ihrem Ringen um die
reine, große Form der Dinge, d. h. um ihre innere
Schönheit, die ihr als Ziel ihrer leidenschaftlichen
künstlerischen Sehnsucht vor Augen stand, über-
windet sie allmählich die künstlerisch-geistige Atmo-
sphäre des Worpsweder Schaffensbereichs, um in
einer scheinbar endgültigen, opferbereiten, gerade-
zu symbolhaft wirkenden Trennung von Heimat-
boden und Ehegemeinschaft in dem letzten Pariser
Aufenthalt des Jahres 1906 ihre absolute innere
Freiheit zu gewinnen, d. h. jene glückselige Form
des Schaffens, die die unmittelbarste, schlacken-
loseste Gleichung zwischen dem schöpferischen, künst-
lerischen Wollen und dem Naturkuld in sich schließt.
Ganz zweifellos verrät diese Form starke fran-
zösische Eindrücke, aber merkwürdig, wie in einer
wunderbaren Selbstbesinnung, einer Neu-
erschließung ihres Innersten, findet ihre Seele
wieder den Weg zur Worpsweder Erde zurück, als
dem Wurzelreich ihres Menschen- und Künstler-
tums, und es entstehen neben und nach den mehr
formalen Kompositionen einer spezifisch fran-
zösischen Formproblematik innigere, innerlich auch
größere Dinge, ohne daß die seelische Stimmung
in die lyrisch-empfindsame der frühesten Worps-
weder Zeit zurücksinkt.
Wenn das wundervolle Selbstbildnis vor
blauen Zweigen in Hannover in der ornamental-
flächigen, klaren Gesetzmäßigkeit, der rhythmischen
Geschlossenheit und der Ausgeglichenheit des
Seelischen etwas Klassisches hat, in der dekorativen
Haltung an frühe Italiener und in der Neigung
des Kopfes an Rembrandtsche Bilder der Hendrikje
Stoffels erinnert, so ist das spätere Selbstbildnis
mit Hut und Schleier in seiner dem Ornamentalen
entrückten, unendlich großen Schlichtheit der Form
innerlich beruhigter und ins Große gewachsen, da-
bei im Lebensausdruck, bedingt schon durch den
leisen Zug weiblicher Koketterie, unmittelbarer,
persönlicher und zugleich vor einem geheimnis-
vollen, in den großen Augen des beschatteten Ge-
sichtes sich sammelnden Reichtum. Und wirkt nicht
die alte Bäuerin mit der ergebungsvollen, schicksal-
haften Geste der vor der Brust gekreuzten Hände,
die in dieser Zeit ihre endgültige Vollendung ge-
funden zu haben scheint, wie ein letztes Ver-
mächtnis ihrer unlöslichen Verbundenheit mit
Land und Menschen, von wirklich patriarchalischer
Größe und einer fast runenhaften Zeichensprache,
während ihr letztes Selbstbildnis mit dem
Kamelienzweig, das dem Folkwangmuseum gehört,
in dem Weichen, Verklärten, fast mystisch Ange-
hauchten den tiefsten Urgrund ihrer Seele zu ent-
schleiern scheint? Diesen Werken haftet nichts
Französisches mehr an, wie denn überhaupt der
französische Anschauungskreis für die Künstlerin
nicht ausschließlich bestimmenden Wert hat, sondern
sich mit nachhaltigen Eindrücken aus allen form-
und sarbenstarken Epochen der Kunst teilen muß.
So lassen sich in ihren reiferen Selbstbildnissen
Erinnerungen an ägyptische Porträts nachweisen,
von denen sie nach Angaben ihres Mannes Re-
produktionen in ihren Mappen und kleinen Rähm-
chen an der Wand sammelte. Ein gleiches Jnter-
esse galt u. a. indischen Skulpturen, persischen
Miniaturen, Frühitalienern, altdeutschen Meistern.
Und was für ein tiefes Erlebnis war für ste nicht
allein die so groß und einfach gesehene Form der
Antike!
Die Werke der letzten großen Entwicklung der
Malerin aus den Jahren 1906 und 1907 wirken
verblüffend in dem inneren Reichtum, der Kühn-
heit und der Vielseitigkeit der künstlerischen
Lösung. Die Künstlerin steht hier auf der Schwelle
zu einem neuen großen Bezirk ihrer Entwicklung;
die Schwelle führte sie leider in das Nichts. Ganz
zweifellos wäre sie zu weiteren, großen Leistungen
berufen gewesen, die über den his dahin gepflegten
Aufgabenkreis des Stillebens, des Selbstporträts,
des Ein- und Zweifigurenbildes auch stofflich
hinausgingeu und die ihrem weiblichen Naturell
gezogenen Grenzen erweitert hätten, ^hr
künstlerisches Wollen, das von Anfang an,
erst gefühlsmäßig, dann ganz bewußt, auf die
große Vereinfachung der Form gerichtet ist und
letzten Endes eine aus der Formgesetzlichkeit her-
aus gewonnene schlichte Monumentalität als
Trägerin einer neuen überindividuellen Mensch-
lichkeit erstrebt, verdichtet sich allmählich in einer
von räumlich-plastischen Werten durchsetzten
Flächigkeit, die durch die Ausdruckskraft der Um-
rißlinie, durch die rhythmische Geschlossenheit und
Verteilung der Massen und nicht zuletzt durch den
Eigenwert der reinen, absoluten Farbe höchste
Wirksamkeit besitzt. Alle Bedingungen sind er-
füllt, um neuen großen figuralen Themen, von
denen sie nach Zeugnis eines Hoetger in den
letzten Jahren träumte, Inhalt und Form zu
geben. Eine Komposition, wie die der drei weib-
lichen Figuren der von der Heydtschen Sammlung,
einer Allegorie der Fruchtbarkeit, wie die in
mehreren Fassungen vorliegende Darstellung der
„Liegenden Mutter und Kind" oder wie der
farbige Entwurf zu einer Anbetung der Könige
in dem Besitz von Frank Weinberg-Berlin zeigen,
wohin ihre gestaltende Phantasie sie führte: zu
neuen, durchgehenden, aufbauenden Färb- und
Linienfystemen, die über die bisher in dem Werk
der Künstlerin gültigen Ausdrucksmittel der Ver-
tikale und Kurve hinausweisen. Das Komponieren
im großen, in umfassenden, befreienden Komposi-
tionen, unter Steigerung des architektonischen
Elementes im Aufbau, wäre sicherlich die letzte Er-
füllung ihres Wesens geworden.
Dies ist der nachhaltige Eindruck, den die
Ausstellung hinterläßt, verbunden mit einem
schmerzlichen Bedauern über den frühen Hingang
der Künstlerin. Aber sie gab auch zugleich einen
Einblick in den allmählichen Werdegang, in den
ftufenmäßigen Aufbau dieses ihres Künstlertums
und damit in die innere Folgerichtigkeit ihres
Schaffens, und ist offensichtlich das Verdienst
der chronologisch sichtenden Anordnung der Aus-
stellungsleitung. Wenn die Entwicklung sich unter
der Parole einer Überwindung des Impressionis-
mus vollzieht, so tritt der entscheidende Umschwung
dort zutage, wo die Beziehungen zur realistischen
Erscheinungswelt umgedeutet und unterbrochen
werden und die Eigengesetzlichkeit der Wesensform
mit ihrer latenten Dynamik sich abzuheben be-
ginnt. Das sich verselbständigende Eigenleben der
Farbe, die nicht mehr an den Dingen haftet,
sondern sich zum selbsttätigen Träger ihrer Stoff-
lichkeit zu machen scheint, die elementare, zu immer
schärferen Herausschälung des Wesenskerns
führende Umreißung des Formgebildes, die Be-
schränkung auf die Fläche als einfache, sprechendste
Bildform bezeichnen die Anfänge dieses Wandels,
höchste Intensivierung der Farben als Symbole
der Dinghaftigkeit und zugleich als Bausteine des
Bildes, abstrakte Formbezeichnung von größter
Schlichtheit und Eindringlichkeit und eine an
inneren Spannungen reichere, aber auch be-
ruhigtere Flächigkeit die höhere Stufe. Die Reihe
der Selbstbildnisse mit ihrer äußerst fein differen-
zierten Beziehung zum Hintergründe, wie die
Gruppe der Stillebeu mit ihrer verschiedenen Be-
handlung der Bildfläche, find Wegsteine dieses Auf-
stiegs. Das Ziel ist unmittelbarste, erschöpfendste
Versinnbildlichung der Naturgesetzlichkeit, der Weg
ein immer größeres und umfassenderes Sehen.
Schließlich überstürzt sich fast der Reichtum der
Entwicklung. Die figürlichen Schöpfungen aus
den beiden letzten Jahren ihres Schaffens ent-
halten jedesmal eine neue Bildlösung, einen neuen
Farbklang, eine neue seelische Haltung und er-
öffnen dann auch bereits den Blick in Zukunsts-
land. In ihnen lebt sich die Dämonie ihres künst-
lerischen Wesens aus, das zu immer neuen
Schöpfungen getrieben wird, ohne dabei je in un-
schöpferische Problematik zu verfallen. Der see-
lische Untergrund bleibt intakt.
Paula Modersohn starb im frühen Alter von
31 Jahren. Mit ihr ging eine große Hoffnung
der deutschen Kunst dahin: das von einer starken
Persönlichkeit getragene, große Gemeinschaftsgefühl
einer neuen schöpferischen Epoche.
Die Kestner-Gesellschaft in Hannover zeigte im
Oktober das Werk der Paula Modersohn in noch
reicherem Maße.
6eiin Ausbleiben oder verspäteter
iustellunA unserer ieitunA bitten wir
die Lerieber, sieb sokort an den in-
steiler oder an die LuständiZe iustell-
postanstalt su senden nnd erst dann,
wenn dies Reinen BrLoIZ baben sollte,
uns davon j^litteilunA xu inaeben.
3
Übertreibung nahegelegt. Wird das ästhetische
Mittel der Übertreibung überspannt, so gerät man
in das Gebiet der Groteske, von der es viele Bei-
spiele in der Literatur der Reformationszeit gibt.
Allzu leicht wird dabei der ethische Gehalt zu-
gunsten des Mittels zurückgedrängt, und damit ist
zugleich die Gefahr eines Abgleitens in das Gebiet
der Posse, der Burleske oder Travestie gegeben.
Die Travestie nimmt häufig ein schon vorhandenes
Werk zum Gegenstand bloßer Verspottung und
steht dann zur Satire im Gegensatz.
Damit ist das Wesen der Satire auch für die
bildende Kunst erfaßt. Die Karikatur deckt sich
nicht mit der Satire. Die quantitative Ver-
schiebung der Merkmale ist so stark, daß sie weit
eher mit dem zusammenstimmt, was man in der
Literatur als Groteske bezeichnet. Satire sind die
Bilder von Hogarth, von Daumier u. a., Karikatur
die Bilder Rowlandsons u. a. m.
In gewisser Hinsicht ist die Allegorie mit der
Satire verwandt. Nllegoric, hergeleitet von
allexoreo bedeutet Anderssagen. Das Anders-
sagen bezieht sich bei der Satire auf die
Quantität der Merkmale, bei der Allegorie auf
die Qualität, d. h. bei der Allegorie werden die
Merkmale nicht verzerrt, übertrieben, sondern
durch andere ersetzt. Man denke bei der Allegorie
an das Bild des Rheins als Vater, dem die
Flüsse, seine Kinder, entgegen eilen, bei der
Satire an den in den Wolken schwebenden
Sokrates.
Die satirische Darstellung unterscheidet sich von
der bloßen satirischen Bemerkung — dem
satirischen Witz, dem Aphorismus — durch den
Gedanken des geschlossenen Kunstwerks. Es wird
demgemäß ihre Wirkungskraft auch eine tiefer-
gehende, nachhaltigere sein. Der Satire kann eine
große pädagogisch-ethische Kraft innewohnen, doch
beobachten wir ihr vermehrtes Auftreten
vornehmlich in den Zeiten, denen der Sinn für
eine nuancierte Kritik verloren ging.
Ilse ll'önnies
Mit dieser Nummer wird der erste vollständige Jahrgang
unser Zeitschrift beendet. Die Berichterstattung und Wür-
digung der Ausstellungen im ganzen Reiche war bis heute
noch sehr lückenhaft, sowohl die der größeren offiziellen, als
auch die der privaten Veranstaltungen, konnten ihrem Werte
nach nicht gleichmäßig behandelt werden. Es ist für die
„Kunst der Nation" nicht leicht, ihrem Vorsatz und ihrem
Programm getreu, von Anfang an gleichmäßig wertvolle
Informationen über die gesamten Ausstellungen im Reiche
zu geben. Dies wird auch allen unseren Lesern verständlich
sein. Wir können nur die zuverlässigsten und besten Mit-
arbeiter dazu gebrauchen, die uns auch nicht sofort überall
zur Verfügung ständen, wenn wir ein großkapitalistisches
Unternehmen wären, das überall einen zahlreichen Mit-
arbeiterstab sofort engagieren würde. Diese Kräfte können
nur nach und nach gewonnen werden und wir werden sie
nach und nach überall gewinnen. Es hat wenig Wert, ohne
weiteres die Nachrichten von Pressebüros und Tageszeitungen,
wähl- und kritiklos in unsere Zeitschrift aufzunehmen.
Schon das nächste Quartal wird Ihnen zeigen, daß unsere
Berichterstattung über Ausstellungen, umfangreicher geworden
ist. Der von feiten unserer künstlerisch-aktiv tätigen Leser
oft geäußerte Wunsch, eine zuverlässige, umfassende und recht-
zeitige Information über Wettbewerbe, Ausschreibungen usw.
zu finden, ist vollkommen berechtigt, wir werden alles daran
setzen, diesen so wichtigen Nachrichtenteil auszubauen; aber
gerade dazu ist die Mitarbeit Aller an jedem Ort notwendig.
Es hat noch nie eine Zeitschrift gegeben, welche diesen Nach-
richtenteil zufriedenstellend bringen konnte, daran ist Lokal-
wirtschaft, Kurzsichtigkeit und Eigennutz schuld. (Redaktion.)
In der Zeit des Kampfes, der Not und der
Bedrängnis haben sich verschiedene Künstler zu
Arbeits-Atelier- und Ausstellungsgemeinschasten
zusammengefunden, die jetzt nach und nach die
Früchte ihrer Gemeinschaft ausstellen. Uber die
Probleme und den Wert der Zusammenschlüsse soll
in der nächsten Zeit ausführlich gesprochen werden.
*
In Berlin stellt in ihrem Atelierhause die
„A t e l i e r g e m e i u s cha f t K l o st e r st r a ß e"
aus. Es ist eine sehr bunte Schau entstanden;
denn hier führte nicht gleiches Wollen oder gleiche
Reife in der Arbeit zum Zusammenschluß, son-
dern vor allem die gleiche wirtschaftliche Not und
Bedrängnis. Hier steht der Meister neben dem
jungen Talent, dieses neben dem Anfänger, den
Epigonen und den ewig Gestrigen.
*
In der Galerie Ferdinand Möller,
Berlin, stellt zum erstenmal die Gruppe „Der
Norden" aus. Fünf junge Maler, die in ihrem
Programm das Beste wollen, was sich der deutsche
Mensch und die deutsche Kunst wünschen kann.
Fast jeder von ihnen hat als politischer Soldat bis
heute im neuen Staat für die Belange des
(Fortsetzung auf Seite 6)
Paula-Mdersohn-Ausstellung
2. 2. in der Oalerie j^ierendor^ in Berlin
Die eigentliche Bedeutung einer Ausstellung,
die das Werk der allzu früh Verstorbenen zu-
sammenfaßt, ist die, daß sie an diesem nur unge-
fähr sieben Jahre umspannenden, aber an Ent-
scheidungen überreichen, künstlerischen Schaffen
Notwendigkeit und Schicksal deutscher Kunstent-
wicklung um die Wende des Jahrhunderts und
darüber hinaus in weiterem Sinne zum Bewußt-
sein bringt. Denn in einer Zeit, als der Im-
pressionismus noch Trumpf war und die neuen
revolutionären Erscheinungen der europäischen
Kunst noch nicht die Anschauung beherrschten, voll-
zog sich in dieser scheinbar so intimen, in der
Worpsweder Heimatkunst verwurzelten künst-
lerischen Existenz der entscheidende Umschwung.
Und zwar auf Grund eines inneren Prozesses, aus
dem Zwang und der Logik geistesgeschichtlichen
Werdens, das gegenüber dem übersteigerten In-
dividualismus und der ausschließlichen Augen-
kultur impressionistischer Sehgewohuheit nach einer
menschlich tiefer und allgemeiner gestimmten Aus-
drucksform und allgemeingültigeren Darstellungs-
formen verlangte. Nicht von dem Vorbild der
westlichen Kunst und ihrer werdenden Größen
aus, wie eines Cezanne, Gauguin und van Gogh,
die zweifellos den nachhaltigsten Einfluß auf den
Werdegang der Künstlerin ausüben, geht der An-
stoß zu ihrer inneren Wandlung, sondern von
einem eigenen, ursprünglichen Bedürfnis nach
Vertiefung, nach Klärung, nach individueller Be-
schränkung und Steigerung über sich selbst hinaus.
Diese Entwicklung ist bedingt durch die
Polarität allen Geschehens, das vom Wechsel der
Gegensätze lebt. Der tiefere Grund liegt in dem
Wesen deutscher oder germanischer Kunst-
empfindung, die der bis zur Mystik gesteigerten
Gefühlskraft leidenschaftlichen Naturerlebens Ziel
und Inhalt gibt. Die Intensität der Kunst Paula
Modersohns, ihre Jnstinktsicherheit und Tief-
gründigkeit beruhen auf dieser Stärke des Gefühls,
das nicht in einem Abbild, sondern mehr dem
Sinnbild der jeweils erschauten Natur als dem
Ergebnis eindringlicher Auseinandersetzung mit
ihrem Gegenstand seine Gestaltung sucht. Dieser
Zug zur Sinndeutuug allen Geschehens, zur ge-
fühlsmäßigen Wesenserfassung des Naturbildes,
zur mystischen Versenkung in das Geheimnis der
Dinge ist das Germanische, das Deutsche an ihr,
genau so wie die Ehrlichkeit ihres Strebens und
Arbeitens, wie die unbeirrbare Eigenwilligkeit
ihres Werdeganges. Es ist die schicksalsmäßige Be-
stimmung, die auch ihr Verhältnis zur westlichen
Kunst als einen Entwicklungsprozeß prinzipieller
Natur erklärt. Denn es scheint das Schicksal deut-
scher Kunst in allen ihren großen Phasen zu sein,
daß sie erst in der Aufnahme — und Überwindung
von Elementen fremder Formprinzipien zu tiefsten
Gesetzlichkeiten ihrer eigenen Wesenheit vordringt.
Gerade dieses Verhältnis zur westlichen Kunll,
deren wesentlichste Einwirkung darin besteht, daß
sie die Malerin auf die rein formalen Probleme
ihres (Kunst)-Schaffens verwies, bezeugt ihr echtes
und großes Künstlertum. Sie, die die Erfüllung
ihres Künstlertums wie ein großes freudiges
Schicksal, wie eine Mission empfindet, verbirgt
hinter der gewinnenden Art ihrer Frauennatur
Paula Modersohn, Stilleben. 1807
Paula Modcrsohn, Zwei Kinder. 1903
eine starre Größe, die sie hart gegen sich selbst
und andere macht. In ihrem Ringen um die
reine, große Form der Dinge, d. h. um ihre innere
Schönheit, die ihr als Ziel ihrer leidenschaftlichen
künstlerischen Sehnsucht vor Augen stand, über-
windet sie allmählich die künstlerisch-geistige Atmo-
sphäre des Worpsweder Schaffensbereichs, um in
einer scheinbar endgültigen, opferbereiten, gerade-
zu symbolhaft wirkenden Trennung von Heimat-
boden und Ehegemeinschaft in dem letzten Pariser
Aufenthalt des Jahres 1906 ihre absolute innere
Freiheit zu gewinnen, d. h. jene glückselige Form
des Schaffens, die die unmittelbarste, schlacken-
loseste Gleichung zwischen dem schöpferischen, künst-
lerischen Wollen und dem Naturkuld in sich schließt.
Ganz zweifellos verrät diese Form starke fran-
zösische Eindrücke, aber merkwürdig, wie in einer
wunderbaren Selbstbesinnung, einer Neu-
erschließung ihres Innersten, findet ihre Seele
wieder den Weg zur Worpsweder Erde zurück, als
dem Wurzelreich ihres Menschen- und Künstler-
tums, und es entstehen neben und nach den mehr
formalen Kompositionen einer spezifisch fran-
zösischen Formproblematik innigere, innerlich auch
größere Dinge, ohne daß die seelische Stimmung
in die lyrisch-empfindsame der frühesten Worps-
weder Zeit zurücksinkt.
Wenn das wundervolle Selbstbildnis vor
blauen Zweigen in Hannover in der ornamental-
flächigen, klaren Gesetzmäßigkeit, der rhythmischen
Geschlossenheit und der Ausgeglichenheit des
Seelischen etwas Klassisches hat, in der dekorativen
Haltung an frühe Italiener und in der Neigung
des Kopfes an Rembrandtsche Bilder der Hendrikje
Stoffels erinnert, so ist das spätere Selbstbildnis
mit Hut und Schleier in seiner dem Ornamentalen
entrückten, unendlich großen Schlichtheit der Form
innerlich beruhigter und ins Große gewachsen, da-
bei im Lebensausdruck, bedingt schon durch den
leisen Zug weiblicher Koketterie, unmittelbarer,
persönlicher und zugleich vor einem geheimnis-
vollen, in den großen Augen des beschatteten Ge-
sichtes sich sammelnden Reichtum. Und wirkt nicht
die alte Bäuerin mit der ergebungsvollen, schicksal-
haften Geste der vor der Brust gekreuzten Hände,
die in dieser Zeit ihre endgültige Vollendung ge-
funden zu haben scheint, wie ein letztes Ver-
mächtnis ihrer unlöslichen Verbundenheit mit
Land und Menschen, von wirklich patriarchalischer
Größe und einer fast runenhaften Zeichensprache,
während ihr letztes Selbstbildnis mit dem
Kamelienzweig, das dem Folkwangmuseum gehört,
in dem Weichen, Verklärten, fast mystisch Ange-
hauchten den tiefsten Urgrund ihrer Seele zu ent-
schleiern scheint? Diesen Werken haftet nichts
Französisches mehr an, wie denn überhaupt der
französische Anschauungskreis für die Künstlerin
nicht ausschließlich bestimmenden Wert hat, sondern
sich mit nachhaltigen Eindrücken aus allen form-
und sarbenstarken Epochen der Kunst teilen muß.
So lassen sich in ihren reiferen Selbstbildnissen
Erinnerungen an ägyptische Porträts nachweisen,
von denen sie nach Angaben ihres Mannes Re-
produktionen in ihren Mappen und kleinen Rähm-
chen an der Wand sammelte. Ein gleiches Jnter-
esse galt u. a. indischen Skulpturen, persischen
Miniaturen, Frühitalienern, altdeutschen Meistern.
Und was für ein tiefes Erlebnis war für ste nicht
allein die so groß und einfach gesehene Form der
Antike!
Die Werke der letzten großen Entwicklung der
Malerin aus den Jahren 1906 und 1907 wirken
verblüffend in dem inneren Reichtum, der Kühn-
heit und der Vielseitigkeit der künstlerischen
Lösung. Die Künstlerin steht hier auf der Schwelle
zu einem neuen großen Bezirk ihrer Entwicklung;
die Schwelle führte sie leider in das Nichts. Ganz
zweifellos wäre sie zu weiteren, großen Leistungen
berufen gewesen, die über den his dahin gepflegten
Aufgabenkreis des Stillebens, des Selbstporträts,
des Ein- und Zweifigurenbildes auch stofflich
hinausgingeu und die ihrem weiblichen Naturell
gezogenen Grenzen erweitert hätten, ^hr
künstlerisches Wollen, das von Anfang an,
erst gefühlsmäßig, dann ganz bewußt, auf die
große Vereinfachung der Form gerichtet ist und
letzten Endes eine aus der Formgesetzlichkeit her-
aus gewonnene schlichte Monumentalität als
Trägerin einer neuen überindividuellen Mensch-
lichkeit erstrebt, verdichtet sich allmählich in einer
von räumlich-plastischen Werten durchsetzten
Flächigkeit, die durch die Ausdruckskraft der Um-
rißlinie, durch die rhythmische Geschlossenheit und
Verteilung der Massen und nicht zuletzt durch den
Eigenwert der reinen, absoluten Farbe höchste
Wirksamkeit besitzt. Alle Bedingungen sind er-
füllt, um neuen großen figuralen Themen, von
denen sie nach Zeugnis eines Hoetger in den
letzten Jahren träumte, Inhalt und Form zu
geben. Eine Komposition, wie die der drei weib-
lichen Figuren der von der Heydtschen Sammlung,
einer Allegorie der Fruchtbarkeit, wie die in
mehreren Fassungen vorliegende Darstellung der
„Liegenden Mutter und Kind" oder wie der
farbige Entwurf zu einer Anbetung der Könige
in dem Besitz von Frank Weinberg-Berlin zeigen,
wohin ihre gestaltende Phantasie sie führte: zu
neuen, durchgehenden, aufbauenden Färb- und
Linienfystemen, die über die bisher in dem Werk
der Künstlerin gültigen Ausdrucksmittel der Ver-
tikale und Kurve hinausweisen. Das Komponieren
im großen, in umfassenden, befreienden Komposi-
tionen, unter Steigerung des architektonischen
Elementes im Aufbau, wäre sicherlich die letzte Er-
füllung ihres Wesens geworden.
Dies ist der nachhaltige Eindruck, den die
Ausstellung hinterläßt, verbunden mit einem
schmerzlichen Bedauern über den frühen Hingang
der Künstlerin. Aber sie gab auch zugleich einen
Einblick in den allmählichen Werdegang, in den
ftufenmäßigen Aufbau dieses ihres Künstlertums
und damit in die innere Folgerichtigkeit ihres
Schaffens, und ist offensichtlich das Verdienst
der chronologisch sichtenden Anordnung der Aus-
stellungsleitung. Wenn die Entwicklung sich unter
der Parole einer Überwindung des Impressionis-
mus vollzieht, so tritt der entscheidende Umschwung
dort zutage, wo die Beziehungen zur realistischen
Erscheinungswelt umgedeutet und unterbrochen
werden und die Eigengesetzlichkeit der Wesensform
mit ihrer latenten Dynamik sich abzuheben be-
ginnt. Das sich verselbständigende Eigenleben der
Farbe, die nicht mehr an den Dingen haftet,
sondern sich zum selbsttätigen Träger ihrer Stoff-
lichkeit zu machen scheint, die elementare, zu immer
schärferen Herausschälung des Wesenskerns
führende Umreißung des Formgebildes, die Be-
schränkung auf die Fläche als einfache, sprechendste
Bildform bezeichnen die Anfänge dieses Wandels,
höchste Intensivierung der Farben als Symbole
der Dinghaftigkeit und zugleich als Bausteine des
Bildes, abstrakte Formbezeichnung von größter
Schlichtheit und Eindringlichkeit und eine an
inneren Spannungen reichere, aber auch be-
ruhigtere Flächigkeit die höhere Stufe. Die Reihe
der Selbstbildnisse mit ihrer äußerst fein differen-
zierten Beziehung zum Hintergründe, wie die
Gruppe der Stillebeu mit ihrer verschiedenen Be-
handlung der Bildfläche, find Wegsteine dieses Auf-
stiegs. Das Ziel ist unmittelbarste, erschöpfendste
Versinnbildlichung der Naturgesetzlichkeit, der Weg
ein immer größeres und umfassenderes Sehen.
Schließlich überstürzt sich fast der Reichtum der
Entwicklung. Die figürlichen Schöpfungen aus
den beiden letzten Jahren ihres Schaffens ent-
halten jedesmal eine neue Bildlösung, einen neuen
Farbklang, eine neue seelische Haltung und er-
öffnen dann auch bereits den Blick in Zukunsts-
land. In ihnen lebt sich die Dämonie ihres künst-
lerischen Wesens aus, das zu immer neuen
Schöpfungen getrieben wird, ohne dabei je in un-
schöpferische Problematik zu verfallen. Der see-
lische Untergrund bleibt intakt.
Paula Modersohn starb im frühen Alter von
31 Jahren. Mit ihr ging eine große Hoffnung
der deutschen Kunst dahin: das von einer starken
Persönlichkeit getragene, große Gemeinschaftsgefühl
einer neuen schöpferischen Epoche.
Die Kestner-Gesellschaft in Hannover zeigte im
Oktober das Werk der Paula Modersohn in noch
reicherem Maße.
6eiin Ausbleiben oder verspäteter
iustellunA unserer ieitunA bitten wir
die Lerieber, sieb sokort an den in-
steiler oder an die LuständiZe iustell-
postanstalt su senden nnd erst dann,
wenn dies Reinen BrLoIZ baben sollte,
uns davon j^litteilunA xu inaeben.