Kunst der Nation
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Otto Larsen, Aquarell
jXorääeutselie Orapliilrer
Otto Larsen
Norddeutsches Wesen, niederdeutsches Wesen
findet sich im Schaffen Otto Larsens. An der
norddeutschen, niederdeutschen Welt hat er sehen
gelernt: ihre Menschen, Gestalten und Gesichter,
ihre Landschaften und Dinge, ihre Tage und
Nächte, ihr Licht und ihre Luft sind für ihn maß-
gebend geworden. Und norddeutsch, niederdeutsch
ist sein Schassen, sowohl in der rastlosen, uner-
müdlichen Zähigkeit, mit der er seine Probleme
umwirbt, wie in den: realistischen Ausdruck, in
dem er es betätigt.
Larsen, der seit 1893 in Hamburg ansässig ge-
worden und seither in Hamburgs Boden fest ver-
wurzelt ist, hat 1889 in Hannover das Licht der
Welt erblickt. Er ist der Sohn eines Handwerker-
meisters und sein Zeichentalent ist ererbtes Gut.
Ursprünglich fürs Handwerk bestimmt, fühlte er
sich bald stärker zur Kunst hingezogen, insbeson-
dere zur Graphik. Auf der Basis solider hand-
werklicher Schulung arbeitete er selbst an seiner
Weiterbildung, besuchte aber auch noch die Kunst-
gewerbeschule in Hamburg. Was er hier lernte,
war technischer Natur: seine eigene Persönlichkeit,
seine Art Menschen und Dinge zu sehen und nach-
zubilden, wurde dadurch nicht berührt. Leicht ist
ihn: sein Lebensweg bis jetzt nicht geworden, aber
sein elastischer Geist und sein zuversichtlicher
Glaube an sein Können hat ihn alle Entbehrun-
gen ertragen und alle Hemmungen und Wider-
stände überwinden lassen. Man wurde auf ihn
aufmerksam, er erhielt ein Stipendium und konnte
Reisen unternehmen, Künstlerfahrten mit beschei-
denem Gepäck, aber reichem Ertrag für sein Schaf-
fen. Zuerst führte ihn das Jahr 1923 am weite-
sten hinaus, in dem er zweimal Holland besuchte
und dann sich ostwärts nach Estland und Rußland
wandte. Die holländische Wasserkante, die estnische
und russische Küste hat er auf diesen Reisen
gründlich studiert und von dort manche interessan-
ten Motive mit nach Haus gebracht.
In seiner Werkstatt arbeitet Larsen mit Bie-
nenfleiß. Und es ist bezeichnend für ihn, daß er
nicht damit zufrieden ist, eine Schablone zu finden
und sich in ihrem Rahmen zu wiederholen, sondern
daß er, immer experimentierend, stets neue Aus-
drucksformen und -weisen sucht, nimmer müde,
bis er eine gefunden hat, um dann zu einer ande-
ren zu streben. Eine ganze Zeitlang beschäftigten
ihn ausschließlich Bewegungsprobleme: durch die
Wellen brausende Segelschiffe, Eisenbahnzüge in
voller Fahrt und dergleichen mehr. Dann schloß
er diese Studien ab und wandte sich Problemen
der Ruhe zu. Von diesen strebte er zu Licht- und
Beleuchtungsproblemen. So reihen sich in seinem
Werk Aquarelle, Radierungen, Lithographien, vor
allem aber Holzschnitte.
Das Stoffgebiet, um das er sich bemüht, ist
außerordentlich weit. Neben dem Bildnis, in dem
er Ausgezeichnetes leistet, ist es vor allem die
Landschaft, die Küstenlandschaft seiner Heimat,
die ihn interessierenden Segelschiffhafen, die
Brandung, der weite Strand, das offene Meer.
Auch für Architekturen hat er einen feinen Blick.
Zugleich aber reizen ihn illustrative Aufgaben.
Neben seiner Begabung als bildender Künstler
hat er auch dichterisches Talent, das er zum Bei-
spiel in seinem Künstlerroman „Das Bacchanal"
bestätigt hat. Es reizt ihn, nicht nur zu schildern,
sondern auch zu erzählen. Und so entstehen seine
Holzschnitt- und Lithographienfolgen zu dichteri-
schen Werken. Es ist eine lockende Aufgabe, an
Hand der Dichtungen zn verfolgen, welche Mo-
mente in ihnen Larsen zur Wiedergabe reizten:
nicht immer die dramatischen Höhepunkte, sondern
das in seinem Sinn Bildhafte sucht er sich aus.
Am höchsten griff er — und mit gutem Gelingen
— als er sechs Lithographien zu Goethes Wahl-
verwandtschaften schuf. Zumeist aber sind es
neuere deutsche Dichter, denen er sich als Illustra-
tor anschließt, so Hermann Boßdorf, so neuer-
dings Hans Leip, dessen phantastischer Roman
„Der Pfuhl" ihn zu sechzehn musterhaften Holz-
schnitten anregte.
Noch steht Otto Larsen in jungen Jahren und
schon ist sein Werk reif und vielseitig. M. 0.
Film-Amateure führen vor!
Eine Veranstaltung am 7. Oktober in Berlin
„Von allem etwas" nannte sich die gut besuchte
und mit Begeisterung aufgenommene Ver-
anstaltung des Bundes der Deutschen Film-
Amateure. Der Filmamateur ist heute der letzte
Repräsentant freischaffender Filmkunst. Er allein
sucht sich seine Vorwürfe, er bedient die Kamera,
er schneidet seine kleinen Streifen. Die kleinen
Werke des Amateurs sind keinen profit-
kapitalistischen Gedanken untergeordnet, sie sind
keinem zuliebe und keinem zuleide geschaffen.
Sie tragen den Stempel der Persönlichkeit des
Schöpfers, und die meisten sind nicht einmal für
öffentliche Vorführungen bestimmt. Gewiß, dem
Amateur fehlt die große Kamera mit Linsenserien,
oft fehlt ihm jede künstliche Beleuchtung, ihm fehlt
Erfahrung .... Aber — dieser Amateur, der mit
seiner kleinen Schmalfilmkamera die Welt ein-
fängt, so wie sie i st und wie e r sie sieht, den
die Freude am optischen Erlebnis ergreift in
kleinen belauschten Szenen, dessen eigenes Wesen
sich in seinem Schaffen spiegelt, der aus der Ver-
buudenheit mit seiner Umgebung schafft — dieser
Mann ist wertvoller und besser für den Aufbau
wahrhaft völkischer Filmkunst wie alle Riesen-
konzerne und alle verlogenen Machwerke, die uns
von dort beschert werden. — Wir sahen im
Planetarium einen Handwerkerfilm über Buch-
binderei im eigenen Betrieb eines Amateurs von
ihm selbst ausgenommen. — Einen mit viel Liebe
und Geduld hergestellten kleinen Jnsektenfilm. —
Großartig das Reisefilmtagebuch eines Arztes
über eine Schiffsreise nach Norwegen. — Eine
Wochenendkletterpartie in der Sächsischen Schweiz,
bei der es Beifall „auf offener Szene" gab. —
Volksfest auf der Vogelwiese in Dresden, eine
Gemeinschaftsarbeit der Ortsgruppe Dresden. —
Einen Puppenfilm, der sogar einige sog. Tricks
enthielt, „Herr Lausbub gibt Galavorstellung". —
Zum Schluß „Der alte Niklas, ein Münchner
Original", ein Filmporträt von seltener Eindrucks-
kraft. —
Anwesend war der Altmeister der deutschen
Kamerakunst, Guido Seeber, nicht anwesend alle
anderen „vom Bau", die manches hätten „Profi-
tieren" können. —
Wir freuen uns auf die nächste Veranstaltung
und bitten unsere Filmfreunde, diesen wertvollen
Bestrebungen Interesse entgegen zu bringen.
Larlludwix D 6 kr
Warum wir so wenig Filmbesprechungen
bringen? Wir befassen uns mit der künstlerischen
Seite der Dinge, und in diesem Zusammenhang
läßt sich über die derzeitige Filmproduktion leider
wenig sagen. Da wir aber eine negative Haltung
grundsätzlich nicht entwickeln wollen, halten wir
uns an die wenigen positiven Darbietungen und
an grundsätzliche Fragen. Die Schriftltg.
^ussebreibunx der Deutseben ^Ibreebt-Dürer-
8tiktunx
6. ^.pril 1935, ^ele^entlieli der ^Vieder-
kellr des lodesta^es ^.lbreelit Dürers, wird
die von der 8tadt Nürnberg erriebtete
Deutselle ^Ibreelrt-Dürer-LticktunA ?unr sieben-
ten Male ausxerielitet. 8ie dient der
Dördernn^ deutseber bildender
Lünstler.
2ur Drtüllunx dieses
8ticktunA82week68 kön-
nen aus dern ckabres-
ertrüxnis der 8ticktnnx
an liervorra^end be-
Aubte Müler und
Oraplriker 2ur Bör-
derunA ibrer künstleri-
seken Bntwieklunx (2.8.
2uin Lesuelr von 8eku-
len, ckür 8tudienrei86n,
2ur Lesellackckunx von
^Verkstockcken und ^.r-
beitsAeräten) 8tix>en-
dien, sei es unnrittel-
bei, sei es niittölbur A6-
wäbrt werden.
Die Ltittunx kann
auelr an lrervorra^end
begabte Lünstler 2ur
^.ustübrunA bedeut-
samer Mierke aut 6rund
vorAele^ter Bntwürcke
2usebÜ886 leisten
oder einzelne aus^e-
xeiebnete Kunstwerke
soleber Künstler er-
werben oder sieb an
der Krwerbun^ betei-
ligen.
Bewerbungen
um Deistungen aus der
Ltittung sind bis
15. danuar 1935 bei
dem Vorsitzenden des
Kuratoriums, Oberbür-
germeister V^illzc Die-
bel, blürnberg-^.., blo-
risballe am Marientor-
graben, ein^ureieben.
Lei der Bewerbung sind
bestimmte Vorsebritten
2u beaebten; sie sind in
einem Merkblatt ent-
balten, das kostenlos
von der Direktion der
Kunstsammlungen der
8tadt Nürnberg, blürnberg-^., Lönigstralle 93,
2U belieben ist. Bewerbungen, die den Be-
stimmungen des Merkblattes niebt entsprechen,
werden niebt berücksichtigt.
D 8 8 DBD DD
Herbstausstellung
der preußischen Akademie der Künste
in Berlin
(Aquarelle, Handzeichnungen, Graphik)
Eine Berliner Lokalzeitung beginnt stolz ihre
Ausstellungskritik „Die volkstümliche Schau enträt
ocL Aufregenden, und duS ist gur so, denn Auf-
regung gebiert nur in seltenen Fällen Kunst".
O ihr Toren, die ihr nie den inneren.Kern
der Kunst erkannt habt, ihr werdet nie begreifen,
daß kein Kunstwerk ohne Kämpfe geboren worden
ist, daß es nie einen Fortschritt ohne Kampf ge-
geben hat und geben wird. Ihr, die ihr erst den
Sieg, den Erfolg anerkennt, wenn er breit-
getreten und verwässert ist. Ihr vermißt in dieser
Ausstellung das Aufregende und wundert euch
darüber? Erkennt doch, daß euer Rezept daran
schuld ist. Ihr redet von dem geruhsamen Weg
durch solche stille Welt. Ihr verhaltet euren Schritt
vor Arbeiten von LAZ. O ihr Schelme, welches
Kunstwerk kann euch packen? Auf geruhsamen
Wegen suchtet ihr Leiden und Leben und wolltet
heroischen Aufschwung sehen von den Vorgängen
in der seelischen Gefahrzone der Gegenwart. Sehen
und erleben werdet ihr heroischen Aufschwung nie.
Nur vom Hörensagen wird es euch hekannt wer-
den. Von den vielen Erzählern, die als Schlachten-
bummler hinterherlaufen und sich euch als Heros
vorstellen. Ihr wolltet ja doch nur Erzähler.
Uber 300 Aquarelle, Zeichnungen und Graphik
umrahmen die Ausstellung von 100 Werken
Arthur Kampfs, und für diese Umrahmung hat
wirklich eine ganze Reihe namhafter Künstler ihre
Werke geliefert, auch Käthe Kollwitz, Kubin, Groß-
mann, Meid, Birkle, Burmann, Fuhr, Stübuer
und andere. Keiner der namentlich Angeführten
zeigt eine neue, größere Seite, und unter den an-
deren und den jüngsten gibt keiner die Hand zu
Entdeckungen.
Plastiker haben reichlich Aufnahme gefunden.
Gleich im Eingang zum großen Saal steht die
überlebensgroße Gruppe Ludwig Cauers. Über-
lebensgroß im Erzählenwollen steckengeblieben.
Des weiteren eine ganze Reihe von Arbeiten,
deren Schöpfer längst bekannt geworden sind.
Aber auch unter den Bildhauerarbeiten nichts
Aufregendes und nur sehr wenig Anregendes.
Nennen muß man unbedingt den hervorragend
gelungenen Porträtkopf Mussolinis von Josef
Thorak, der sich würdig an die Seite seines früher
gezeigten Kemal-Pascha-Kopfes stellt. Mst K.
Zeichnungen von mehr als 20 deutschen
Bildhauern der Gegenwart werden in dem neuen
Ausstellungsraum der Buchhandlung Karl Buch-
holz in Berlin, Leipziger Straße 119/20, ge-
zeigt. Eine hochinteressante Schau von seltener
Geschlossenheit. Es hat einen besonderen Reiz für
den Beschauer, in den meisten dieser Zeichnungen
die ersten Gedanken für spätere Plastische Arbeiten
zu sehen, sind doch nur wenige Zeichnungen davon
als endgültige Werke gedacht und gezeigt, und die
wenigen endgültigen Zeichnungen sind meist nur
Nachahmungen großer Bildhauerzeichnungen, oder
sie geben den Eindruck großer Dekadenz. Es ist
erfreulich zu hören, daß diese Ausstellung deut-
scher Künstler, geschickt zusammengestellt, auch für
das Ausland, besonders Amerika, bestimmt ist.
Neue evangelische Kirchenkunst
In der Michaelskirche zu Hildesheim
wurde am 18. Oktober eine Ausstellung neuer
evangelischer Kirchenkunst eröffnet.
Sie wurde veranstaltet von dem Kunst-Dienst,
Berlin, in Zusammenarbeit mit der Bugenhagen-
Hochschule. Eingeleitet durch einen Lichtbilder-
vortrag von Herrn Dr. Kautzsch am Abend vor-
her und eine Eröffnungsfeier im Mittelschiff der
Michaelskirche zeigt diese Ausstellung Arbeiten
lebender Künstler, die in ausgesprochen gegenwär-
tigen Formen arbeiten. Sehr eindrücklich war die
Beobachtung, wie ausgezeichnet sich diese ganz
neuen Arbeiten mit der großartigen Architektur
des romanischen Jnnenraumes (Beichtkapelle)
vertrugen, sowie mit einem spätgotischen Schnitz-
altar, der in der Mitte im Raum stand. Gezeigt
Otto Larsen, Holzschnitt
Otto Larsen, Pinsclzcichnunq, Fischerdorf
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Otto Larsen, Aquarell
jXorääeutselie Orapliilrer
Otto Larsen
Norddeutsches Wesen, niederdeutsches Wesen
findet sich im Schaffen Otto Larsens. An der
norddeutschen, niederdeutschen Welt hat er sehen
gelernt: ihre Menschen, Gestalten und Gesichter,
ihre Landschaften und Dinge, ihre Tage und
Nächte, ihr Licht und ihre Luft sind für ihn maß-
gebend geworden. Und norddeutsch, niederdeutsch
ist sein Schassen, sowohl in der rastlosen, uner-
müdlichen Zähigkeit, mit der er seine Probleme
umwirbt, wie in den: realistischen Ausdruck, in
dem er es betätigt.
Larsen, der seit 1893 in Hamburg ansässig ge-
worden und seither in Hamburgs Boden fest ver-
wurzelt ist, hat 1889 in Hannover das Licht der
Welt erblickt. Er ist der Sohn eines Handwerker-
meisters und sein Zeichentalent ist ererbtes Gut.
Ursprünglich fürs Handwerk bestimmt, fühlte er
sich bald stärker zur Kunst hingezogen, insbeson-
dere zur Graphik. Auf der Basis solider hand-
werklicher Schulung arbeitete er selbst an seiner
Weiterbildung, besuchte aber auch noch die Kunst-
gewerbeschule in Hamburg. Was er hier lernte,
war technischer Natur: seine eigene Persönlichkeit,
seine Art Menschen und Dinge zu sehen und nach-
zubilden, wurde dadurch nicht berührt. Leicht ist
ihn: sein Lebensweg bis jetzt nicht geworden, aber
sein elastischer Geist und sein zuversichtlicher
Glaube an sein Können hat ihn alle Entbehrun-
gen ertragen und alle Hemmungen und Wider-
stände überwinden lassen. Man wurde auf ihn
aufmerksam, er erhielt ein Stipendium und konnte
Reisen unternehmen, Künstlerfahrten mit beschei-
denem Gepäck, aber reichem Ertrag für sein Schaf-
fen. Zuerst führte ihn das Jahr 1923 am weite-
sten hinaus, in dem er zweimal Holland besuchte
und dann sich ostwärts nach Estland und Rußland
wandte. Die holländische Wasserkante, die estnische
und russische Küste hat er auf diesen Reisen
gründlich studiert und von dort manche interessan-
ten Motive mit nach Haus gebracht.
In seiner Werkstatt arbeitet Larsen mit Bie-
nenfleiß. Und es ist bezeichnend für ihn, daß er
nicht damit zufrieden ist, eine Schablone zu finden
und sich in ihrem Rahmen zu wiederholen, sondern
daß er, immer experimentierend, stets neue Aus-
drucksformen und -weisen sucht, nimmer müde,
bis er eine gefunden hat, um dann zu einer ande-
ren zu streben. Eine ganze Zeitlang beschäftigten
ihn ausschließlich Bewegungsprobleme: durch die
Wellen brausende Segelschiffe, Eisenbahnzüge in
voller Fahrt und dergleichen mehr. Dann schloß
er diese Studien ab und wandte sich Problemen
der Ruhe zu. Von diesen strebte er zu Licht- und
Beleuchtungsproblemen. So reihen sich in seinem
Werk Aquarelle, Radierungen, Lithographien, vor
allem aber Holzschnitte.
Das Stoffgebiet, um das er sich bemüht, ist
außerordentlich weit. Neben dem Bildnis, in dem
er Ausgezeichnetes leistet, ist es vor allem die
Landschaft, die Küstenlandschaft seiner Heimat,
die ihn interessierenden Segelschiffhafen, die
Brandung, der weite Strand, das offene Meer.
Auch für Architekturen hat er einen feinen Blick.
Zugleich aber reizen ihn illustrative Aufgaben.
Neben seiner Begabung als bildender Künstler
hat er auch dichterisches Talent, das er zum Bei-
spiel in seinem Künstlerroman „Das Bacchanal"
bestätigt hat. Es reizt ihn, nicht nur zu schildern,
sondern auch zu erzählen. Und so entstehen seine
Holzschnitt- und Lithographienfolgen zu dichteri-
schen Werken. Es ist eine lockende Aufgabe, an
Hand der Dichtungen zn verfolgen, welche Mo-
mente in ihnen Larsen zur Wiedergabe reizten:
nicht immer die dramatischen Höhepunkte, sondern
das in seinem Sinn Bildhafte sucht er sich aus.
Am höchsten griff er — und mit gutem Gelingen
— als er sechs Lithographien zu Goethes Wahl-
verwandtschaften schuf. Zumeist aber sind es
neuere deutsche Dichter, denen er sich als Illustra-
tor anschließt, so Hermann Boßdorf, so neuer-
dings Hans Leip, dessen phantastischer Roman
„Der Pfuhl" ihn zu sechzehn musterhaften Holz-
schnitten anregte.
Noch steht Otto Larsen in jungen Jahren und
schon ist sein Werk reif und vielseitig. M. 0.
Film-Amateure führen vor!
Eine Veranstaltung am 7. Oktober in Berlin
„Von allem etwas" nannte sich die gut besuchte
und mit Begeisterung aufgenommene Ver-
anstaltung des Bundes der Deutschen Film-
Amateure. Der Filmamateur ist heute der letzte
Repräsentant freischaffender Filmkunst. Er allein
sucht sich seine Vorwürfe, er bedient die Kamera,
er schneidet seine kleinen Streifen. Die kleinen
Werke des Amateurs sind keinen profit-
kapitalistischen Gedanken untergeordnet, sie sind
keinem zuliebe und keinem zuleide geschaffen.
Sie tragen den Stempel der Persönlichkeit des
Schöpfers, und die meisten sind nicht einmal für
öffentliche Vorführungen bestimmt. Gewiß, dem
Amateur fehlt die große Kamera mit Linsenserien,
oft fehlt ihm jede künstliche Beleuchtung, ihm fehlt
Erfahrung .... Aber — dieser Amateur, der mit
seiner kleinen Schmalfilmkamera die Welt ein-
fängt, so wie sie i st und wie e r sie sieht, den
die Freude am optischen Erlebnis ergreift in
kleinen belauschten Szenen, dessen eigenes Wesen
sich in seinem Schaffen spiegelt, der aus der Ver-
buudenheit mit seiner Umgebung schafft — dieser
Mann ist wertvoller und besser für den Aufbau
wahrhaft völkischer Filmkunst wie alle Riesen-
konzerne und alle verlogenen Machwerke, die uns
von dort beschert werden. — Wir sahen im
Planetarium einen Handwerkerfilm über Buch-
binderei im eigenen Betrieb eines Amateurs von
ihm selbst ausgenommen. — Einen mit viel Liebe
und Geduld hergestellten kleinen Jnsektenfilm. —
Großartig das Reisefilmtagebuch eines Arztes
über eine Schiffsreise nach Norwegen. — Eine
Wochenendkletterpartie in der Sächsischen Schweiz,
bei der es Beifall „auf offener Szene" gab. —
Volksfest auf der Vogelwiese in Dresden, eine
Gemeinschaftsarbeit der Ortsgruppe Dresden. —
Einen Puppenfilm, der sogar einige sog. Tricks
enthielt, „Herr Lausbub gibt Galavorstellung". —
Zum Schluß „Der alte Niklas, ein Münchner
Original", ein Filmporträt von seltener Eindrucks-
kraft. —
Anwesend war der Altmeister der deutschen
Kamerakunst, Guido Seeber, nicht anwesend alle
anderen „vom Bau", die manches hätten „Profi-
tieren" können. —
Wir freuen uns auf die nächste Veranstaltung
und bitten unsere Filmfreunde, diesen wertvollen
Bestrebungen Interesse entgegen zu bringen.
Larlludwix D 6 kr
Warum wir so wenig Filmbesprechungen
bringen? Wir befassen uns mit der künstlerischen
Seite der Dinge, und in diesem Zusammenhang
läßt sich über die derzeitige Filmproduktion leider
wenig sagen. Da wir aber eine negative Haltung
grundsätzlich nicht entwickeln wollen, halten wir
uns an die wenigen positiven Darbietungen und
an grundsätzliche Fragen. Die Schriftltg.
^ussebreibunx der Deutseben ^Ibreebt-Dürer-
8tiktunx
6. ^.pril 1935, ^ele^entlieli der ^Vieder-
kellr des lodesta^es ^.lbreelit Dürers, wird
die von der 8tadt Nürnberg erriebtete
Deutselle ^Ibreelrt-Dürer-LticktunA ?unr sieben-
ten Male ausxerielitet. 8ie dient der
Dördernn^ deutseber bildender
Lünstler.
2ur Drtüllunx dieses
8ticktunA82week68 kön-
nen aus dern ckabres-
ertrüxnis der 8ticktnnx
an liervorra^end be-
Aubte Müler und
Oraplriker 2ur Bör-
derunA ibrer künstleri-
seken Bntwieklunx (2.8.
2uin Lesuelr von 8eku-
len, ckür 8tudienrei86n,
2ur Lesellackckunx von
^Verkstockcken und ^.r-
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dien, sei es unnrittel-
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Die Ltittunx kann
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^.ustübrunA bedeut-
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werben oder sieb an
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Bewerbungen
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15. danuar 1935 bei
dem Vorsitzenden des
Kuratoriums, Oberbür-
germeister V^illzc Die-
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graben, ein^ureieben.
Lei der Bewerbung sind
bestimmte Vorsebritten
2u beaebten; sie sind in
einem Merkblatt ent-
balten, das kostenlos
von der Direktion der
Kunstsammlungen der
8tadt Nürnberg, blürnberg-^., Lönigstralle 93,
2U belieben ist. Bewerbungen, die den Be-
stimmungen des Merkblattes niebt entsprechen,
werden niebt berücksichtigt.
D 8 8 DBD DD
Herbstausstellung
der preußischen Akademie der Künste
in Berlin
(Aquarelle, Handzeichnungen, Graphik)
Eine Berliner Lokalzeitung beginnt stolz ihre
Ausstellungskritik „Die volkstümliche Schau enträt
ocL Aufregenden, und duS ist gur so, denn Auf-
regung gebiert nur in seltenen Fällen Kunst".
O ihr Toren, die ihr nie den inneren.Kern
der Kunst erkannt habt, ihr werdet nie begreifen,
daß kein Kunstwerk ohne Kämpfe geboren worden
ist, daß es nie einen Fortschritt ohne Kampf ge-
geben hat und geben wird. Ihr, die ihr erst den
Sieg, den Erfolg anerkennt, wenn er breit-
getreten und verwässert ist. Ihr vermißt in dieser
Ausstellung das Aufregende und wundert euch
darüber? Erkennt doch, daß euer Rezept daran
schuld ist. Ihr redet von dem geruhsamen Weg
durch solche stille Welt. Ihr verhaltet euren Schritt
vor Arbeiten von LAZ. O ihr Schelme, welches
Kunstwerk kann euch packen? Auf geruhsamen
Wegen suchtet ihr Leiden und Leben und wolltet
heroischen Aufschwung sehen von den Vorgängen
in der seelischen Gefahrzone der Gegenwart. Sehen
und erleben werdet ihr heroischen Aufschwung nie.
Nur vom Hörensagen wird es euch hekannt wer-
den. Von den vielen Erzählern, die als Schlachten-
bummler hinterherlaufen und sich euch als Heros
vorstellen. Ihr wolltet ja doch nur Erzähler.
Uber 300 Aquarelle, Zeichnungen und Graphik
umrahmen die Ausstellung von 100 Werken
Arthur Kampfs, und für diese Umrahmung hat
wirklich eine ganze Reihe namhafter Künstler ihre
Werke geliefert, auch Käthe Kollwitz, Kubin, Groß-
mann, Meid, Birkle, Burmann, Fuhr, Stübuer
und andere. Keiner der namentlich Angeführten
zeigt eine neue, größere Seite, und unter den an-
deren und den jüngsten gibt keiner die Hand zu
Entdeckungen.
Plastiker haben reichlich Aufnahme gefunden.
Gleich im Eingang zum großen Saal steht die
überlebensgroße Gruppe Ludwig Cauers. Über-
lebensgroß im Erzählenwollen steckengeblieben.
Des weiteren eine ganze Reihe von Arbeiten,
deren Schöpfer längst bekannt geworden sind.
Aber auch unter den Bildhauerarbeiten nichts
Aufregendes und nur sehr wenig Anregendes.
Nennen muß man unbedingt den hervorragend
gelungenen Porträtkopf Mussolinis von Josef
Thorak, der sich würdig an die Seite seines früher
gezeigten Kemal-Pascha-Kopfes stellt. Mst K.
Zeichnungen von mehr als 20 deutschen
Bildhauern der Gegenwart werden in dem neuen
Ausstellungsraum der Buchhandlung Karl Buch-
holz in Berlin, Leipziger Straße 119/20, ge-
zeigt. Eine hochinteressante Schau von seltener
Geschlossenheit. Es hat einen besonderen Reiz für
den Beschauer, in den meisten dieser Zeichnungen
die ersten Gedanken für spätere Plastische Arbeiten
zu sehen, sind doch nur wenige Zeichnungen davon
als endgültige Werke gedacht und gezeigt, und die
wenigen endgültigen Zeichnungen sind meist nur
Nachahmungen großer Bildhauerzeichnungen, oder
sie geben den Eindruck großer Dekadenz. Es ist
erfreulich zu hören, daß diese Ausstellung deut-
scher Künstler, geschickt zusammengestellt, auch für
das Ausland, besonders Amerika, bestimmt ist.
Neue evangelische Kirchenkunst
In der Michaelskirche zu Hildesheim
wurde am 18. Oktober eine Ausstellung neuer
evangelischer Kirchenkunst eröffnet.
Sie wurde veranstaltet von dem Kunst-Dienst,
Berlin, in Zusammenarbeit mit der Bugenhagen-
Hochschule. Eingeleitet durch einen Lichtbilder-
vortrag von Herrn Dr. Kautzsch am Abend vor-
her und eine Eröffnungsfeier im Mittelschiff der
Michaelskirche zeigt diese Ausstellung Arbeiten
lebender Künstler, die in ausgesprochen gegenwär-
tigen Formen arbeiten. Sehr eindrücklich war die
Beobachtung, wie ausgezeichnet sich diese ganz
neuen Arbeiten mit der großartigen Architektur
des romanischen Jnnenraumes (Beichtkapelle)
vertrugen, sowie mit einem spätgotischen Schnitz-
altar, der in der Mitte im Raum stand. Gezeigt
Otto Larsen, Holzschnitt
Otto Larsen, Pinsclzcichnunq, Fischerdorf