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Kunst der Nation
Adolf Hölzcl, Anbetung der Könige, Besitzer Stadt Stuttgart
Das Werk steht höher als der Mensch. Wer
es geschaffen, ist nicht von Belang.
Die Ausgabe des Malers ist es, vermittels
Färb- und Formflecken die Phantasie des Be-
schauers anzuregen. Er hat nichts an sich Greif-
bares, sondern nur diese Färb- und Formmöglich-
keiten. Das Unvollendete wird der Phantasie mehr
Spielraum lassen. Nicht der Maler ist der Phan-
tast, sondern der Beschauer. Der Maler soll den
Beschauer zum Phantasten machen.
Mit den Drei- und Zweiklängen und den
reicheren und komplizierteren farbharmonischen
Zusammensetzungen mutz man jonglieren können.
Der Jongleur übt täglich 5 bis 8 Stunden!
Das Nachdenken über Kontraste führt in der
Malerei zur Lehre vom Kontrapunkt, das ist das
Gegeneinanderftellen des Hauptsächlichsten, des
Wichtigen und der notwendigen Begleitungen.
Mein Leben gehört der Farbe, ihrer künstleri-
schen Zusammenstellung und Verarbeitung im
Bilde: Was man Gestaltung nennt.
Das Gesetz in der Kunst ist die aus der
Empfindung gewonnene Formel.
Der große Baum wächst weiter, im gesetzmäßi-
gen Sinne weiter, während wir essen und schlafen.
Arbeite rastlos weiter, bis das Wunder dich in
Staunen setzt!
In der Kunst muß man trachten, möglichst viel
mit möglichst wenig auszudrücken. Vereinfachen
und Weglassen!
Freunde freuen sich, Fortschritte bei mir zu
finden. Es wäre dies die Antwort, daß nicht die
Jahre schaden, sondern ständige Übungen Wunder
wirken, die der Arbeit Kraft geben und die Kraft
des Menschen stärken.
In unserer Bildung herrscht das Wort, ein
Nachteil ohnegleichen. Sind wir in dem Sinne
gebildet, dann sind wir für die Kunst verloren.
Könnte man mit Worten malen, was würden die
Kunstkritiker und Ästhetiker für herrliche Kunst-
werke und Bilder machen!
Alles Werdende steckt in der Kindheit, Pflege
sie und wachse mit ihr.
Alle Kunst, die sür's Publikum gemacht ist, ist
nichts.
Edison sagt: ein Prozent Genie, 99 Prozent
Arbeit! So auch in der Kunst. Aber dieses eine
Prozent Genie wird verhimmelt und über die
Arbeit, die von so unendlicher Wichtigkeit ist, wird
nur so hinweggegangen.
Die Hauptbegriffe der Kunst mußten wie
Sprachen von Kindheit an spielend gelernt wer-
den. Kunst und ihre Auswirkungen vergeistigen
das Leben. Im Alter könnte man den Kopf
schütteln über alles, was man in der Jugend ver-
säumen mußte!
Es ist eine heiße Sehnsucht im Menschen, etwas
zu schaffen und zu erreichen, sie ist imstande
Greisenblut zu Hitzen und Jugendkraft zu ersetzen.
Kaum kommt man so weit, daß man annähernd
weiß, was man soll, so ist es aus mit dem eigenen
Leben.
Aus: Hölzel, Gedanken und Lehren.
D. Verl.-Anstalt 1933
Hans-Wolfs v. ponickau
Zu den jungen Künstlern, die in strenger
Selbstzucht ihren einsamen Schaffensweg gehen,
gehört der Maler Hans-Wolff von Ponickau.
Seine Besonderheit ist ein seltsames Zuhaussein
in der Welt hinter den
Dingen, wie er das ein-
mal aussprach. „Spöken-
kieker" — nennt man in
seiner westfälischen Wahl-
heimat die so Begabten,
die mehr wahrnehmen,
als die anderen sonst. Ja
dieses Erleben merk-
würdiger Gesichter und
Visionen war es, das den
jungen ruhigen Nieder-
deutschen zu seinem künst-
lerischen Schaffen zwang,
das gleich mit einer
starken Produktivität ein-
setzte, die sich zunächst nur
graphisch, speziell im
Holzschnitt äußert. Po-
nickau war bestrebt, mit
den geringsten Mitteln zu
arbeiten. Stimmungen
und Gesichte verdichteten
sich zu gespensterhaften
Wesen, die eine ent-
sprechende (bedrückende,
grausige oder auf-
regende) Atmosphäre aus-
strahlten.
Bis v. Ponickau im Jahr 1929 zum erstenmal
die Landschaft Westfalen erlebte, die grenzenlose
Ebene des Moors, die tiefhängenden Wolken, die
satten Weiden und uralten Eichen und immer
wieder Wasser und Dunst in tausend Farben.
Er fühlte sich da plötzlich ganz zu Hause, als
sei er nie wo anders gewesen und spürte zugleich
beruhigt die Welt hinter den Dingen hier in der
Landschaft weben. Alles war nmgeistert, formte
sich im Rhythmus des großen Untrennbaren, der
hier auf den einsamen Ebenen zu wohnen schien.
Es war ein überwältigendes Erlebnis, das ihn,
von einem Tag ans den anderen fast, zwang, diese
Landschaft nun nicht mehr graphisch zu gestalten,
sondern zu malen, mit Farben.
Dabei stieß er sofort auf das erste Problem,
nämlich die Räumlichkeit dieser Ebene
unter dem hohen Himmel zu gestalten. Tagelang
streifte er in der Landschaft umher, tastete jeden
Graben, jeden Torfhügel, jede Sandkuhle mit den
Augen ab. Dann wieder flogen drei, vier, fünf
Studien aufs Papier.
Ein zweites Problem stand auf, das der Farbe.
Wie, sollte man nun Farbe für Farbe aus der
Natur ablesen und entsprechend nebeneinander
hinsetzen? Nein, der blasse Abklatsch, der dadurch
entstand, und auf den ersten Blick vielleicht be-
stechend sein konnte, mußte nach wenigen Tagen
oder Wochen schon langweilig oder zuwider wer-
den. Das Erlebnis war nicht darin, das äußere
Wohl, aber nicht das innere, das Über-Sinnliche,
das in dieser Landschaft magisch lebte und das
den jungen Maler immer wieder fast wie körper-
lich berührte.
Ponickau war sich darüber klar, daß er die
Farben innerhalb seines Bildes zur Harmonie
bringen mußte. Die
Farben sind relativ, eine
„ruft" die andere, sowohl
in der Natur als auch
im Bilde. Die Farbe, die
dabei die Stimmung
(innere) auslöst, gibt dem
Bilde deu Auftakt. Da-
her vermögen manche
Bilder, die in zwei oder
drei Farben durchgeführt
sind, noch sehr farbig zu
wirken.
„Auf meiner Mal-
fläche", sagte Ponickau
einmal, „bin ich freier
Herr aller Dinge. Dar-
auf kam ich auch erst,
nachdem ich mich lange
genug mit dem ,Du
darfst' und ,Du sollst' der
Professoren herumgeqnält
habe. Jedes Bild hat
seine eigenen Gesetze,
seine eigene Tektonik.
Es gibt da kein All-
heilmittel."
Mitten in dies er-
obernde Schaffen kam ein
Wechsel: v. Ponickau zog
uach dem Elsaß. Die
Berge verwehrten den
freien Blick und Wälder
verdeckten den Himmel.
Nur wenige Bilder ge-
langen und die entstan-
den auf Grund alter
Skizzen aus der Nord-
deutschen Ebene. Der junge
Maler lernte die ganze
putzigeSchönheit des Elsaß
kennen,die krummen Fach-
werkhäuschen in engen
Tälern und noch engeren
Gassen angehäuft, grell-
grüne Wiesen, grellbunte
Blumen in schrägen
Gärtchen und oben ein Stückchen blankblauer
Himmel nut dekorativen Wattewolken — und alles
so eng, so nah! Und kein Wasser!
Aber die Schweiz sollte schön sein. Das
Eldorado der Maler! Und er kam auch nach der
Schweiz, staunte am ersten Tag über die schnee-
bedeckten Spitzen, aber als sie am nächsten Tage
noch genau so standen, eine harte unerbittliche
Wand vor der Ferne, und als sie immer so blie-
ben, schwarzdrohend oder weißblitzend gegen den
blauen Himmel, und als sich der Blick suchend
zwischen zweien die Ferne erobern wollte, und
sich ein dritter harter Steinriese davorstellte, da
verließ er fluchtartig dies Land. —
Jetzt ist Ponickau wieder in Westfalen und
das Wunder der Ebene mit der unendlichen
Himmelsglocke darüber tut sich vor ihm auf.
Wenn er an einem einsamen Heidesee steht und
die Kiebitze rufen und freuen sich des weiten
Raumes in torkelndem Fluge, dann fühlt er sich
herrlich frei und eins mit den lieben Wundern
der einsamen Erde. Er ahnt das Raunen der
Wesen, die im Wachholderbusch Hausen, die klagend
durch die Binsen streichen oder glucksend im
schwarzen Grunde wohnen.
Wenn man Hans-Wolff von Ponickau fragt,
wie er malt, erzählt er statt desseu lächelnd, wie
schön es da draußen ist. Und dann findet der
Maler die Worte dafür, wie sich ihm das Wesen
der norddeutschen Ebene offenbart und die auch
als ein Ziel für sein Schassen gelten könnte: „Ich
will das große Lied der Einsamkeit singen. Die
Einsamkeit ist gewaltig, hallend groß, arm an
Leben und doch so seltsam lebendig. Einfach ist
ihr ewiger Rhythmus. Zwei oder drei Kläuge
(Farben) sind in ihm, in unendlicher Abstufung
kehren sie wieder, immer anders, immer neu und
doch stets gebunden von dem Generalbaß der Ein-
samkeit und der Unendlichkeit."
Onrl v. lZremen
Adolf Hölzel, Fenster im Rathaus in Stuttgart
Hans-Wolff von Ponickau, Aquarell
Hans-Wolff von Ponickau, Aquarell
Adolf Hölzel
Photo Clara Baur, Stuttgart
Kunst der Nation
Adolf Hölzcl, Anbetung der Könige, Besitzer Stadt Stuttgart
Das Werk steht höher als der Mensch. Wer
es geschaffen, ist nicht von Belang.
Die Ausgabe des Malers ist es, vermittels
Färb- und Formflecken die Phantasie des Be-
schauers anzuregen. Er hat nichts an sich Greif-
bares, sondern nur diese Färb- und Formmöglich-
keiten. Das Unvollendete wird der Phantasie mehr
Spielraum lassen. Nicht der Maler ist der Phan-
tast, sondern der Beschauer. Der Maler soll den
Beschauer zum Phantasten machen.
Mit den Drei- und Zweiklängen und den
reicheren und komplizierteren farbharmonischen
Zusammensetzungen mutz man jonglieren können.
Der Jongleur übt täglich 5 bis 8 Stunden!
Das Nachdenken über Kontraste führt in der
Malerei zur Lehre vom Kontrapunkt, das ist das
Gegeneinanderftellen des Hauptsächlichsten, des
Wichtigen und der notwendigen Begleitungen.
Mein Leben gehört der Farbe, ihrer künstleri-
schen Zusammenstellung und Verarbeitung im
Bilde: Was man Gestaltung nennt.
Das Gesetz in der Kunst ist die aus der
Empfindung gewonnene Formel.
Der große Baum wächst weiter, im gesetzmäßi-
gen Sinne weiter, während wir essen und schlafen.
Arbeite rastlos weiter, bis das Wunder dich in
Staunen setzt!
In der Kunst muß man trachten, möglichst viel
mit möglichst wenig auszudrücken. Vereinfachen
und Weglassen!
Freunde freuen sich, Fortschritte bei mir zu
finden. Es wäre dies die Antwort, daß nicht die
Jahre schaden, sondern ständige Übungen Wunder
wirken, die der Arbeit Kraft geben und die Kraft
des Menschen stärken.
In unserer Bildung herrscht das Wort, ein
Nachteil ohnegleichen. Sind wir in dem Sinne
gebildet, dann sind wir für die Kunst verloren.
Könnte man mit Worten malen, was würden die
Kunstkritiker und Ästhetiker für herrliche Kunst-
werke und Bilder machen!
Alles Werdende steckt in der Kindheit, Pflege
sie und wachse mit ihr.
Alle Kunst, die sür's Publikum gemacht ist, ist
nichts.
Edison sagt: ein Prozent Genie, 99 Prozent
Arbeit! So auch in der Kunst. Aber dieses eine
Prozent Genie wird verhimmelt und über die
Arbeit, die von so unendlicher Wichtigkeit ist, wird
nur so hinweggegangen.
Die Hauptbegriffe der Kunst mußten wie
Sprachen von Kindheit an spielend gelernt wer-
den. Kunst und ihre Auswirkungen vergeistigen
das Leben. Im Alter könnte man den Kopf
schütteln über alles, was man in der Jugend ver-
säumen mußte!
Es ist eine heiße Sehnsucht im Menschen, etwas
zu schaffen und zu erreichen, sie ist imstande
Greisenblut zu Hitzen und Jugendkraft zu ersetzen.
Kaum kommt man so weit, daß man annähernd
weiß, was man soll, so ist es aus mit dem eigenen
Leben.
Aus: Hölzel, Gedanken und Lehren.
D. Verl.-Anstalt 1933
Hans-Wolfs v. ponickau
Zu den jungen Künstlern, die in strenger
Selbstzucht ihren einsamen Schaffensweg gehen,
gehört der Maler Hans-Wolff von Ponickau.
Seine Besonderheit ist ein seltsames Zuhaussein
in der Welt hinter den
Dingen, wie er das ein-
mal aussprach. „Spöken-
kieker" — nennt man in
seiner westfälischen Wahl-
heimat die so Begabten,
die mehr wahrnehmen,
als die anderen sonst. Ja
dieses Erleben merk-
würdiger Gesichter und
Visionen war es, das den
jungen ruhigen Nieder-
deutschen zu seinem künst-
lerischen Schaffen zwang,
das gleich mit einer
starken Produktivität ein-
setzte, die sich zunächst nur
graphisch, speziell im
Holzschnitt äußert. Po-
nickau war bestrebt, mit
den geringsten Mitteln zu
arbeiten. Stimmungen
und Gesichte verdichteten
sich zu gespensterhaften
Wesen, die eine ent-
sprechende (bedrückende,
grausige oder auf-
regende) Atmosphäre aus-
strahlten.
Bis v. Ponickau im Jahr 1929 zum erstenmal
die Landschaft Westfalen erlebte, die grenzenlose
Ebene des Moors, die tiefhängenden Wolken, die
satten Weiden und uralten Eichen und immer
wieder Wasser und Dunst in tausend Farben.
Er fühlte sich da plötzlich ganz zu Hause, als
sei er nie wo anders gewesen und spürte zugleich
beruhigt die Welt hinter den Dingen hier in der
Landschaft weben. Alles war nmgeistert, formte
sich im Rhythmus des großen Untrennbaren, der
hier auf den einsamen Ebenen zu wohnen schien.
Es war ein überwältigendes Erlebnis, das ihn,
von einem Tag ans den anderen fast, zwang, diese
Landschaft nun nicht mehr graphisch zu gestalten,
sondern zu malen, mit Farben.
Dabei stieß er sofort auf das erste Problem,
nämlich die Räumlichkeit dieser Ebene
unter dem hohen Himmel zu gestalten. Tagelang
streifte er in der Landschaft umher, tastete jeden
Graben, jeden Torfhügel, jede Sandkuhle mit den
Augen ab. Dann wieder flogen drei, vier, fünf
Studien aufs Papier.
Ein zweites Problem stand auf, das der Farbe.
Wie, sollte man nun Farbe für Farbe aus der
Natur ablesen und entsprechend nebeneinander
hinsetzen? Nein, der blasse Abklatsch, der dadurch
entstand, und auf den ersten Blick vielleicht be-
stechend sein konnte, mußte nach wenigen Tagen
oder Wochen schon langweilig oder zuwider wer-
den. Das Erlebnis war nicht darin, das äußere
Wohl, aber nicht das innere, das Über-Sinnliche,
das in dieser Landschaft magisch lebte und das
den jungen Maler immer wieder fast wie körper-
lich berührte.
Ponickau war sich darüber klar, daß er die
Farben innerhalb seines Bildes zur Harmonie
bringen mußte. Die
Farben sind relativ, eine
„ruft" die andere, sowohl
in der Natur als auch
im Bilde. Die Farbe, die
dabei die Stimmung
(innere) auslöst, gibt dem
Bilde deu Auftakt. Da-
her vermögen manche
Bilder, die in zwei oder
drei Farben durchgeführt
sind, noch sehr farbig zu
wirken.
„Auf meiner Mal-
fläche", sagte Ponickau
einmal, „bin ich freier
Herr aller Dinge. Dar-
auf kam ich auch erst,
nachdem ich mich lange
genug mit dem ,Du
darfst' und ,Du sollst' der
Professoren herumgeqnält
habe. Jedes Bild hat
seine eigenen Gesetze,
seine eigene Tektonik.
Es gibt da kein All-
heilmittel."
Mitten in dies er-
obernde Schaffen kam ein
Wechsel: v. Ponickau zog
uach dem Elsaß. Die
Berge verwehrten den
freien Blick und Wälder
verdeckten den Himmel.
Nur wenige Bilder ge-
langen und die entstan-
den auf Grund alter
Skizzen aus der Nord-
deutschen Ebene. Der junge
Maler lernte die ganze
putzigeSchönheit des Elsaß
kennen,die krummen Fach-
werkhäuschen in engen
Tälern und noch engeren
Gassen angehäuft, grell-
grüne Wiesen, grellbunte
Blumen in schrägen
Gärtchen und oben ein Stückchen blankblauer
Himmel nut dekorativen Wattewolken — und alles
so eng, so nah! Und kein Wasser!
Aber die Schweiz sollte schön sein. Das
Eldorado der Maler! Und er kam auch nach der
Schweiz, staunte am ersten Tag über die schnee-
bedeckten Spitzen, aber als sie am nächsten Tage
noch genau so standen, eine harte unerbittliche
Wand vor der Ferne, und als sie immer so blie-
ben, schwarzdrohend oder weißblitzend gegen den
blauen Himmel, und als sich der Blick suchend
zwischen zweien die Ferne erobern wollte, und
sich ein dritter harter Steinriese davorstellte, da
verließ er fluchtartig dies Land. —
Jetzt ist Ponickau wieder in Westfalen und
das Wunder der Ebene mit der unendlichen
Himmelsglocke darüber tut sich vor ihm auf.
Wenn er an einem einsamen Heidesee steht und
die Kiebitze rufen und freuen sich des weiten
Raumes in torkelndem Fluge, dann fühlt er sich
herrlich frei und eins mit den lieben Wundern
der einsamen Erde. Er ahnt das Raunen der
Wesen, die im Wachholderbusch Hausen, die klagend
durch die Binsen streichen oder glucksend im
schwarzen Grunde wohnen.
Wenn man Hans-Wolff von Ponickau fragt,
wie er malt, erzählt er statt desseu lächelnd, wie
schön es da draußen ist. Und dann findet der
Maler die Worte dafür, wie sich ihm das Wesen
der norddeutschen Ebene offenbart und die auch
als ein Ziel für sein Schassen gelten könnte: „Ich
will das große Lied der Einsamkeit singen. Die
Einsamkeit ist gewaltig, hallend groß, arm an
Leben und doch so seltsam lebendig. Einfach ist
ihr ewiger Rhythmus. Zwei oder drei Kläuge
(Farben) sind in ihm, in unendlicher Abstufung
kehren sie wieder, immer anders, immer neu und
doch stets gebunden von dem Generalbaß der Ein-
samkeit und der Unendlichkeit."
Onrl v. lZremen
Adolf Hölzel, Fenster im Rathaus in Stuttgart
Hans-Wolff von Ponickau, Aquarell
Hans-Wolff von Ponickau, Aquarell
Adolf Hölzel
Photo Clara Baur, Stuttgart