Kunst der Nation
S
uns noch heute besonders fesselt. Die Einzel-
formen sind stärker gelockert als an den Domen
in Speier und Worms. Es ist hier schon etwas
von der Heiterkeit und dem lebhaft sprudelnden
Temperament des rheinischen Menschenschlags.
Die topographische Betrachtung dieser Denk-
mäler beweist uns aufs neue, wie stark der Cha-
rakter eines Volkes sich in seiner Architektur aus-
wirkt und umgekehrt: wie stark die Sprache und
Gebärde eines Volkes in ihren Kunstwerken zum
ewig gültigen Ausdruck gelangt.
b'riackrieb blaurnnnn
Handwerkerporträts
Die Deutsche Arbeitsfront schenkte dem Führer
zu seinen: 45. Geburtstage ein handgemaltes
Album, in dem Kopien aus der Reihe der ältesten
deutschen Arbeiterporträts enthalten sind. Diese
Porträts stammen aus zwei Nürnberger
Stiftungen, die in den Jahren 1388 und 1510 er-
richtet wurden. Beide Stiftungen gingen um 1800
ein. Die Insassen der Stiftungen wurden in
Hausbüchern bei der Arbeit porträtiert. Obwohl
eines der Alben in früherer Zeit verloren ging,
sind heilte noch 700 solcher Malereien erhalten ge-
blieben. Jeder Insasse der Stiftung wurde in
einem Hausbuch porträtiert, und zwar so, wie er
arbeitete. Aus diesen Büchern kann man das
deutsche Arbeiterleben in der Werkstatt und aus
dem Arbeitsplatz für die Jahre 1388 bis 1806
vorzüglich erkennen.
Drei Bilder aus deu Hausbüchern zeigen die
Eigenart der Darstellungen. Sicherlich waren es
einfache Briefmaler, die die einzelnen Brüder der
Stiftungen werkgerecht porträtierten. In der
gotischen Zeit sind die Brüder der ersten Nürn-
berger Stiftung nach Art der Mönche gekleidet.
Werkstatteinrichtungen und Werkzeuge siud recht
einfach. Die Möbel sind roh gezimmert. Unser
erstes Bild zeigt einen Bruder, der Lorenz hietz
und Schneider war. Er lebte ums Jahr 1400 in
der Stiftung.
Das zweite Bild läßt uns von der Straße in
die Werkstatt eines Polierers blicken. Ein Teil
des Verschlußladens ist als Tisch auf die Straße
hinausgeklappt. Dort liegen Teile von Rüstungen,
die ein Bruder der zweiten Nürnberger Stiftung
auf den großen, von
einem Wasserrao getriebe-
nen Schemen Pollert. Die
Brüder der zweiten Stif-
tung gehen auch noch wie
die Mouche gekleidet, tra-
gen aber >ert 1510 einen
Hut, der auf jedem Bild
gemalt ist. Der Polierer
ywß Hans Müller, kam
1563 in das Bruderhaus
und starb dort 1568.
Im 17. und 18. Jahr-
hundert verschwinden in
den Hausbüchern der bei-
den Stiftungen die ei-
gentlichenWerkftattbilder,
und die Arbeiter erschei-
nen immer häufiger in
Festkleidung. Sie stehen
dann entweder hinter
ihrem offenen Verkaufs-
stand oder vor einem de-
korativen Hintergrund.
Höchstens halten sie noch
einen Gegenstand, der
auf ihreu Beruf hin-
deutet, in der Hand. Sel-
ten kommen in der Spät-
zeit lebendige Darstellun-
gen aus dem Arbeiter-
leben vor.
Unser drittes Bild
zeigt einen Schriftsetzer.
In der Malerei fallen
die übergroßen Hände
auf. Wenu wir die Bei-
schrift des Bildes lesen,
erfahren wir, daß dieser
Bruder in der Kirche
Krämpfe bekam, und daß
ihm die Hände schwellen,
und daß er an dieser
Krankheit starb. Wir
haben hier also wahr-
scheinlich die früheste
künstlerische Darstellung
einer Berufskrankheit,
nämlich der Bleivergif-
tung.
Voraussichtlich er-
scheinen 24 dieser ältesten
deutschen Handwerker-
porträts demnächst im
Buchhandel.
Paul Smklvih
Paul Sinkwitz, der jetzt in Hellerau bei Dres-
den lebt, stammt aus der Lausitz, die sein Schaffen
weitgehend beeinflußt hat. Wer je ein Dorf in
der Lausitz liegen sah, der weiß um seine Schön-
heit, ob nun sommerlicher Sonnenglast über der
heiteren Landschaft liegt, und das Korn bis an die
blanken Fenster der Holzhäuser wogt, oder die
Schatten eines hereinsinkenden Abends sich über
Wald und Wiesen breiten, und alles von der Aus-
geglichenheit dieser friedlichen Welt erfüllt ist; doch
nicht immer weiß er um den harten Kampf um
das tägliche Brot, den die Menschen dieser Scholle
zu bestehen haben.
Oral Xlinlco^vstroern
Handwerkerportriits Hl: Schriftsetzer. 1713
Vie I^arolmgische legende
dom Ursprung der ÄeichMeinodien
Als Albrecht Dürer im Jahre 1510 vom
Rat seiner Vaterstadt den Auftrag erhielt, für
die Heiltumskammer im Schopperschen Hause am
Markt (jetzt Adols-Hitler-Platz) die Bildnisse
Karls des Großen und Kaiser Sigismunds zu
malen, da stellte er jenen im Krönungsornat dar,
nachdem er zuvor mit der ihm eigenen Gründlich-
keit genaue, noch erhaltene Zeichnungen nach
dessen einzelnen Teilen angefertigt hatte. Nicht
fehlt auch eine farbige Gesamtstudie, die er mit
dem haudschriftlichen Zusatz versah: »Das ist des
heiligen großen Keiser Karels Habitus 1510«. In
den Rahmen des fertigen Bildes aber ließ er nach-
stehendes Gedicht einschneiden:
»Dis ist der gstalt vnd biltnus gleich
Kaiser Karlns der das Remisch reich
Den teitschen under tenig macht
Sein Kron vnd Klaidung hoch geacht
Zaigt man zv Nürenberg alle Jar
Mit andern haltnm offenbar.«
Da es authentische Bildnisse nicht gibt, lieh ihm
Dürer die Gesichtszüge des Hofhistoriographen
Maximilians, Johannes Stabius, dessen markiger
Ausdruck hierfür wie geschaffen erscheint. Noch
Goethe, der als Knabe die Königskrönung
Franz II. am 3. April 1764 miterlebte, wußte
nicht anders, als daß diese im Ornat Kaiser Karls
des Großen erfolgte, schreibt er doch in »Dichtung
und Wahrheit«: „Der junge König hingegen
schleppte sich in den ungeheuren Gewandstücken
mit den Kleinodien Karls des Großen, wie in
einer Verkleidung, einher, so daß er selbst, von
Zeit zu Zeit seinen Vater (Franz I.) ansehend, sich
des Lächelns nicht enthalten konnte." Auch dürfte
es Wohl der Wahrheit entsprechen, wenn wir
weiter von ihm hören, daß ältere Personen, welche
der Krönung Franz I. (1745) beigewohnt, fol-
gendes erzählt hätten: „Maria Theresia, über die
Maßen schön, habe jener Feierlichkeit an einem
Balkonfenster des Hauses Frauenstein, gleich neben
dem Römer, zugesehen. Als nun ihr Gemahl
in der seltsamen Verkleidung aus dem Dome
zurückgekommen und sich ihr sozusagen als ein
Gespenst Karls des Großen dargestellt, habe er wie
zum Scherz beide Häude erhoben und ihr den
Reichsapfel, den Zepter und die wundersamen
Handschuh hingewiesen, worüber sie in ein unend-
liches Lachen ausgebrochen." Wer kennt nicht das
monumentale Wandbild mit der Darstellung des
Besuches Ottos III. in der Gruft Karls des
Großen, welches Alfred Ret Hel im Jahre
1847 als erstes seiner Karlssresken im Krönungs-
saal des Aachener Rathauses zur Ausführung
brachte und in dem er im Einklang mit der
sagenhaften Vorstellung in unnachahmlicher
Heroisierung dem toten Kaiser die zur ewigen
Ruhe erstarrte Hoheit und Würde des lebenden
Herrschers einzuhauchen verstand, der jeden, der
ihm naht, in heiliger Scheu auf die Knie nieder-
zwingt? Und durchaus entsprach es der Erzäh-
lung Ademars von Chabannes, wenn Rethel den
Körper mit den kaiserlichen Gewändern bekleidete,
das Haupt mit der deutschen Kaiserkrone schmückte,
Zepter und Reichsapfel in seine Hände gab und
das Reichsevangeliar auf seinen Schoß legte.
Zwölf Jahre später versuchte WilhelmKaul-
bach das gleiche Thema in seinem Wandfresko
im Germanischen Museum mit dem Mittel einer
phantastisch-gespensterhaften Auflichtung in die
Form eines groß angelegten und sinnreich kom-
ponierten Historienbildes zu bringen. Wir be-
finden uns bereits mitten in dem Legenden-
komplex, der sich nach und nach um die einem
jeden Deutschen verehrungswürdigen Symbole
deutscher Macht und Herrlichkeit gebildet Hai.
Die Insignien des Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation, das mit dem 26. August 1806
zu bestehen aufhörte, setzen sich zusammen aus den
Kleinodien und den Reliquien oder Heiligtümern.
Schon ans den Köldererschen Miniaturen der
Jahre 1507 bis 1512, die als Vorlagen für den
Triumphzug dienten, sind der „Geprauchschatz"
und der „Andachtschatz" streng voneinander ge-
trennt. In buchstäblichem Sinn den Besitz der
Herrscherwürde verbürgend, sind sie der sichtbare
Ausdruck der höchsten weltlichen Macht euro-
päischer Christenheit, die mit und neben dem
römischen Papsttum durch ein volles Jahrtausend
gewaltet hat (Julius von Schlosser). Die von
Ehrfurcht umhauchte Kaiserkrone galt als das
vornehmste Zeichen der Macht, das jemals die
Stirn eines irdischen Herrschers schmückte. Durch
das alte Reichssymbol der Heiligen Lanze mit dem
Nagel Christi und die Kreuzpartikel waren un-
mittelbar die Beziehungen zum Erlöser der
Menschheit hergestellt, wie denn auch die Gewänder
durchaus kirchliche Form und Bedeutung haben.
Schon für Walter von der Vogelweide
waren Lanze, Kreuz und Krone die vornehmsten
Insignien des Reiches. Kein Wunder, wenn sich
schon bald Dichtung und Sage dieser Kostbar-
keiten bemächtigten! Doch wir wollen den Boden
der geschichtlichen Tatsachen nicht verlassen.
Kleinodien und Heiligtümer hafteten nur so lange
an der Person des einzelnen Kaisers, als er sich
wirklich im Besitz der legitimen Herrschergewalt
befand. Im übrigen waren sie des Reiches. In
den frühesten Zeiten wanderten sie bei dem Man-
gel an festen Residenzen ständig von Ort zu Ort.
Erst unter den Hohenstaufen nimmt der Kron-
schatz nach und nach greifbare Umrisse an. Als
Otto IV. von Braunschweig nach der Ermordung
seines Gegenkönigs Philipp von Schwaben im
Jahre 1208 als König anerkannt wird, erhält er
auch die Reichskleinodien ausgefolgt. Da ein
großer Teil des heutigen Bestandes der normanni-
schen Erbschaft entstammt, so dürfte Heinrich VI.
(1190—1197), ein staatskluger, hochgebildeter,
dabei aber strenger und rücksichtloser Fürst, als
der eigentliche Begründer des Kronschatzes zu be-
trachten sein. Er war es, der die Schätze
Palermos auf die feste Burg Trifels in der Rhein-
pfalz verbrachte, und diese steht auch in ursäch-
lichem Zusammenhang mit der ersten, für die Ge-
schichte dieser Denkmäler bedeutungsvollen Ur-
kunde. Als im Jahre 1246 Konrad IV.,
Friedrichs II. Sohn, von der Kastellanin Asengard
von Falkenstein den Kronschatz übernimmt, werden
aus dem damals ausgestellten Inventar erstmalig
die Grundlinien des heutigen Bestandes sichtbar,
der auch in den unruhigen Zeiten des Inter-
regnums (1256—1273) im wesentlichen unange-
tastet blieb. Durch genauere Beschreibung aber
noch klarer wird der Bestand, als Kaiser Karl IV.
im Jahre 1350 aus der Hand Ludwigs von
Brandenburg, des Sohnes Kaiser Ludwigs des
Bayern, die Reichskleinodien überantwortet er-
hält. Jedoch ist manches verändert und Neues
hinzugekommen. An die Aushändigung war die
Bedingung geknüpft, daß die Kleinodien entweder
nach Nürnberg oder nach Frankfurt zur Ver-
wahrung gebracht werden sollten. Karl IV. fühlte
sich jedoch nicht gebunden und nahm den Kronschatz
mit in seine Residenz Prag, wo er dem Dom zu
St. Veit zur Hut anvertraut wurde. Da Karl IV.
ein eifriger Reliquiensammler und Reliquien-
verehrer war, so dürfen wir hieraus den Schluß
ziehen, daß damit der sakrale Charakter der Reichs-
kleinodien bewußt dokumentiert werden sollte.
Was damals nicht erreicht wurde, sollte im Jahre
1424 Wirklichkeit werden. Im Jahre zuvor hatte
Kaiser Sigismund die Kleinodien aus Böhmen
Handwerkerporträts 1: Der Schneider Lorenz. Um 1IVV
In dem Schaffen von Paul Sinkwitz klingt
dieses Lied der Heimat wie der Orgelpunkt eines
alten Werkes durch, ohne jede Sentimentalität,
voll Herbe und Nüchternheit. Dies wird noch
stärker und ursprünglicher in seinen Holzschnitt-
Blättern klar, man denke nur an die eigenwillige
Darstellungsweise der Landschaft, wie sie besonders
in dem Titelblatt zum Sächsischen Heimatkalender
1929 überraschend zum Ausdruck kommt, und so
ausgesprochen munter und volkstümlich wird, daß
man sich unbedingt eine Heimatkarte aus der
Hand von Sinkwitz wünschen möchte. Die ganze
Eigenart der sächsischen Landschaft klingt schon in
diesem Blatt mit sicheren, beherrschten Zügen auf.
Hier zeigt sich der Illustrator in Sinkwitz, der
seine Kräfte voll Verständnis zu handhaben weiß.
In der Folge der „Pumphut"-Darstellungen greift
er mit gutem Humor und Schalkhaftigkeit in den
Sagenschatz seiner engeren Lausitzer Heimat, den
er mit ausgesprochener Originalität behandelt.
Ebenso lebendig hat er mit viel Frische in der
Linienführung einige Kinderbilder erfaßt, über-
haupt beschäftigt ihn der Gedanke „Mutter und
Kind" immer wieder, bald in der einen, bald in
der anderen Technik ausgeübt.
In den Holzschnitten seiner Kriegsbilder-
mappe, die neben der klaren Flächenaufteilung ein
bewegtes Spiel von Schwarz und Weiß zeigen,
wird ein völlig neuer Ton angeschlagen, besonders
beachtlich auch in einem Blatt, das die seelische
Erregtheit in einer fast linearen Darstellungs-
weise widerspiegelt.
Eine andere Linie führt zu einer zwanglos
entstandenen Folge von Holzschnitten aus der
biblischen Umwelt und enthüllt Wohl einen der
wesentlichsten Züge der Arbeiten von Sinkwitz.
Im ganzen gesehen ist es eigenartig, daß hier-
bei symbolhafte Einzelgestalten überwiegen, die
ihm aus der Landschaft als Erlebnis zugewachsen
sein mögen.
Der Hauptakzent liegt dabei auf Gestalten, die
nach Ungarn bringen lassen, wo sie aus dem
Königlichen Schlosse Blindenburg (ung. Visegrad)
an der Donau unterhalb Gran aufbewahrt, bei
festlichen Gelegenheiten aber auch nach Ösen ge-
bracht wurden. Nicht freiwillig, sondern dem
Druck der um die Sicherheit der kostbaren
Insignien in den stets unruhigen Ostländern be-
sorgten Kurfürsten nachgebend, erklärte der Kaiser
die Reichsstadt Nürnberg »zur beständigen
Bewahrerin der Reichsinsignien und Reichs-
kleinodien« und übergab sie den Deputierten der
Stadt am 9. Februar 1424 in Ofen. Wir folgen
hier dem Wortlaut des von Regierungsrat
Chmel zur Klarstellung des Status eausae als
Antwort erstatteten, vom 8. Februar 1857 da-
tierten amtlichen Promemoria, als Ende März
1856 das Aachener Kollegialstist von der Wiener
Regierung die Rückgabe der ehemals im Kirchen-
schatz des Stiftes verwahrt gewesenen drei Reichs-
kleinodien verlangte. Von Rom aus, und zwar
am Tage der Kaiserkrönung, bestätigt Sigismund
der Stadt ihr erst vor wenigen Jahren erworbe-
nes Recht, daß die Reichskleinodien und Reichs-
heiligtümer ewig bei ihr aufbewahrt bleiben
sollten. Gegenüber dem klaren Wortlaut der Ur-
kunde mußte jeder Versuch, der Stadt dieses Recht
streitig zu machen, scheitern. Dies mußte sogar
König Friedrich III., der letzte in Rom (1452) ge-
krönte deutsche Kaiser, im Jahre 1443 erfahren.
Die Päpste Martin V., Nikolaus V. und Pius II.
bestätigten die Anordnung Sigismunds, jedoch mit
der Klausel, daß die Aufbewahrung der Kleinodien
in Nürnberg nur so lange dauern sollte, als die
Stadt im wahren Glauben beharren würde. Wir
Wundern uns daher nicht, wenn die Stadt Aachen
späterhin der Stadt Nürnberg, die offiziell zum
Protestantismus übergetreten war, das Recht zur
weiteren Aufbewahrung streitig zu machen ver-
suchte. Doch auch das mißlang. „1424 jar", so
lesen wir in den Nürnberger Jahrbüchern, „am
nechsten tag nach sant Benedicten tag in der fasten
s— 22. Märzes kam das heilrum des römischen
reichs her hierher), do ließ man alle
gefangen sen) auß s— frei), sie waren auf den
hals gefangen oder nit salso sowohl die Schwer-
verbrecher wie die Leichtverbrecher), do wurden
die Krem s— Krambuden) und protlauben vor
dem rothaus über den weck f— die Straße
herüber) abgeprochen. Jtern und die altreußen
f— Schuhflicker) vom Marck f— Markt) hinter
die Parsüßer kirchen gesetzt." Verwahrt wurden
die Heiligtümer, wie es ihrem sakralen Charakter
entsprach, in der sogenannten Heiltumstruhe,
einem Behälter in Form eines Reliquienschreines,
welcher schwebend über dem Hochaltar der Heilig-
Geist-Kirche an einer Kette vom Chorgewölbe
herabhing. Dieser ist mit gestanzten rauten-
S
uns noch heute besonders fesselt. Die Einzel-
formen sind stärker gelockert als an den Domen
in Speier und Worms. Es ist hier schon etwas
von der Heiterkeit und dem lebhaft sprudelnden
Temperament des rheinischen Menschenschlags.
Die topographische Betrachtung dieser Denk-
mäler beweist uns aufs neue, wie stark der Cha-
rakter eines Volkes sich in seiner Architektur aus-
wirkt und umgekehrt: wie stark die Sprache und
Gebärde eines Volkes in ihren Kunstwerken zum
ewig gültigen Ausdruck gelangt.
b'riackrieb blaurnnnn
Handwerkerporträts
Die Deutsche Arbeitsfront schenkte dem Führer
zu seinen: 45. Geburtstage ein handgemaltes
Album, in dem Kopien aus der Reihe der ältesten
deutschen Arbeiterporträts enthalten sind. Diese
Porträts stammen aus zwei Nürnberger
Stiftungen, die in den Jahren 1388 und 1510 er-
richtet wurden. Beide Stiftungen gingen um 1800
ein. Die Insassen der Stiftungen wurden in
Hausbüchern bei der Arbeit porträtiert. Obwohl
eines der Alben in früherer Zeit verloren ging,
sind heilte noch 700 solcher Malereien erhalten ge-
blieben. Jeder Insasse der Stiftung wurde in
einem Hausbuch porträtiert, und zwar so, wie er
arbeitete. Aus diesen Büchern kann man das
deutsche Arbeiterleben in der Werkstatt und aus
dem Arbeitsplatz für die Jahre 1388 bis 1806
vorzüglich erkennen.
Drei Bilder aus deu Hausbüchern zeigen die
Eigenart der Darstellungen. Sicherlich waren es
einfache Briefmaler, die die einzelnen Brüder der
Stiftungen werkgerecht porträtierten. In der
gotischen Zeit sind die Brüder der ersten Nürn-
berger Stiftung nach Art der Mönche gekleidet.
Werkstatteinrichtungen und Werkzeuge siud recht
einfach. Die Möbel sind roh gezimmert. Unser
erstes Bild zeigt einen Bruder, der Lorenz hietz
und Schneider war. Er lebte ums Jahr 1400 in
der Stiftung.
Das zweite Bild läßt uns von der Straße in
die Werkstatt eines Polierers blicken. Ein Teil
des Verschlußladens ist als Tisch auf die Straße
hinausgeklappt. Dort liegen Teile von Rüstungen,
die ein Bruder der zweiten Nürnberger Stiftung
auf den großen, von
einem Wasserrao getriebe-
nen Schemen Pollert. Die
Brüder der zweiten Stif-
tung gehen auch noch wie
die Mouche gekleidet, tra-
gen aber >ert 1510 einen
Hut, der auf jedem Bild
gemalt ist. Der Polierer
ywß Hans Müller, kam
1563 in das Bruderhaus
und starb dort 1568.
Im 17. und 18. Jahr-
hundert verschwinden in
den Hausbüchern der bei-
den Stiftungen die ei-
gentlichenWerkftattbilder,
und die Arbeiter erschei-
nen immer häufiger in
Festkleidung. Sie stehen
dann entweder hinter
ihrem offenen Verkaufs-
stand oder vor einem de-
korativen Hintergrund.
Höchstens halten sie noch
einen Gegenstand, der
auf ihreu Beruf hin-
deutet, in der Hand. Sel-
ten kommen in der Spät-
zeit lebendige Darstellun-
gen aus dem Arbeiter-
leben vor.
Unser drittes Bild
zeigt einen Schriftsetzer.
In der Malerei fallen
die übergroßen Hände
auf. Wenu wir die Bei-
schrift des Bildes lesen,
erfahren wir, daß dieser
Bruder in der Kirche
Krämpfe bekam, und daß
ihm die Hände schwellen,
und daß er an dieser
Krankheit starb. Wir
haben hier also wahr-
scheinlich die früheste
künstlerische Darstellung
einer Berufskrankheit,
nämlich der Bleivergif-
tung.
Voraussichtlich er-
scheinen 24 dieser ältesten
deutschen Handwerker-
porträts demnächst im
Buchhandel.
Paul Smklvih
Paul Sinkwitz, der jetzt in Hellerau bei Dres-
den lebt, stammt aus der Lausitz, die sein Schaffen
weitgehend beeinflußt hat. Wer je ein Dorf in
der Lausitz liegen sah, der weiß um seine Schön-
heit, ob nun sommerlicher Sonnenglast über der
heiteren Landschaft liegt, und das Korn bis an die
blanken Fenster der Holzhäuser wogt, oder die
Schatten eines hereinsinkenden Abends sich über
Wald und Wiesen breiten, und alles von der Aus-
geglichenheit dieser friedlichen Welt erfüllt ist; doch
nicht immer weiß er um den harten Kampf um
das tägliche Brot, den die Menschen dieser Scholle
zu bestehen haben.
Oral Xlinlco^vstroern
Handwerkerportriits Hl: Schriftsetzer. 1713
Vie I^arolmgische legende
dom Ursprung der ÄeichMeinodien
Als Albrecht Dürer im Jahre 1510 vom
Rat seiner Vaterstadt den Auftrag erhielt, für
die Heiltumskammer im Schopperschen Hause am
Markt (jetzt Adols-Hitler-Platz) die Bildnisse
Karls des Großen und Kaiser Sigismunds zu
malen, da stellte er jenen im Krönungsornat dar,
nachdem er zuvor mit der ihm eigenen Gründlich-
keit genaue, noch erhaltene Zeichnungen nach
dessen einzelnen Teilen angefertigt hatte. Nicht
fehlt auch eine farbige Gesamtstudie, die er mit
dem haudschriftlichen Zusatz versah: »Das ist des
heiligen großen Keiser Karels Habitus 1510«. In
den Rahmen des fertigen Bildes aber ließ er nach-
stehendes Gedicht einschneiden:
»Dis ist der gstalt vnd biltnus gleich
Kaiser Karlns der das Remisch reich
Den teitschen under tenig macht
Sein Kron vnd Klaidung hoch geacht
Zaigt man zv Nürenberg alle Jar
Mit andern haltnm offenbar.«
Da es authentische Bildnisse nicht gibt, lieh ihm
Dürer die Gesichtszüge des Hofhistoriographen
Maximilians, Johannes Stabius, dessen markiger
Ausdruck hierfür wie geschaffen erscheint. Noch
Goethe, der als Knabe die Königskrönung
Franz II. am 3. April 1764 miterlebte, wußte
nicht anders, als daß diese im Ornat Kaiser Karls
des Großen erfolgte, schreibt er doch in »Dichtung
und Wahrheit«: „Der junge König hingegen
schleppte sich in den ungeheuren Gewandstücken
mit den Kleinodien Karls des Großen, wie in
einer Verkleidung, einher, so daß er selbst, von
Zeit zu Zeit seinen Vater (Franz I.) ansehend, sich
des Lächelns nicht enthalten konnte." Auch dürfte
es Wohl der Wahrheit entsprechen, wenn wir
weiter von ihm hören, daß ältere Personen, welche
der Krönung Franz I. (1745) beigewohnt, fol-
gendes erzählt hätten: „Maria Theresia, über die
Maßen schön, habe jener Feierlichkeit an einem
Balkonfenster des Hauses Frauenstein, gleich neben
dem Römer, zugesehen. Als nun ihr Gemahl
in der seltsamen Verkleidung aus dem Dome
zurückgekommen und sich ihr sozusagen als ein
Gespenst Karls des Großen dargestellt, habe er wie
zum Scherz beide Häude erhoben und ihr den
Reichsapfel, den Zepter und die wundersamen
Handschuh hingewiesen, worüber sie in ein unend-
liches Lachen ausgebrochen." Wer kennt nicht das
monumentale Wandbild mit der Darstellung des
Besuches Ottos III. in der Gruft Karls des
Großen, welches Alfred Ret Hel im Jahre
1847 als erstes seiner Karlssresken im Krönungs-
saal des Aachener Rathauses zur Ausführung
brachte und in dem er im Einklang mit der
sagenhaften Vorstellung in unnachahmlicher
Heroisierung dem toten Kaiser die zur ewigen
Ruhe erstarrte Hoheit und Würde des lebenden
Herrschers einzuhauchen verstand, der jeden, der
ihm naht, in heiliger Scheu auf die Knie nieder-
zwingt? Und durchaus entsprach es der Erzäh-
lung Ademars von Chabannes, wenn Rethel den
Körper mit den kaiserlichen Gewändern bekleidete,
das Haupt mit der deutschen Kaiserkrone schmückte,
Zepter und Reichsapfel in seine Hände gab und
das Reichsevangeliar auf seinen Schoß legte.
Zwölf Jahre später versuchte WilhelmKaul-
bach das gleiche Thema in seinem Wandfresko
im Germanischen Museum mit dem Mittel einer
phantastisch-gespensterhaften Auflichtung in die
Form eines groß angelegten und sinnreich kom-
ponierten Historienbildes zu bringen. Wir be-
finden uns bereits mitten in dem Legenden-
komplex, der sich nach und nach um die einem
jeden Deutschen verehrungswürdigen Symbole
deutscher Macht und Herrlichkeit gebildet Hai.
Die Insignien des Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation, das mit dem 26. August 1806
zu bestehen aufhörte, setzen sich zusammen aus den
Kleinodien und den Reliquien oder Heiligtümern.
Schon ans den Köldererschen Miniaturen der
Jahre 1507 bis 1512, die als Vorlagen für den
Triumphzug dienten, sind der „Geprauchschatz"
und der „Andachtschatz" streng voneinander ge-
trennt. In buchstäblichem Sinn den Besitz der
Herrscherwürde verbürgend, sind sie der sichtbare
Ausdruck der höchsten weltlichen Macht euro-
päischer Christenheit, die mit und neben dem
römischen Papsttum durch ein volles Jahrtausend
gewaltet hat (Julius von Schlosser). Die von
Ehrfurcht umhauchte Kaiserkrone galt als das
vornehmste Zeichen der Macht, das jemals die
Stirn eines irdischen Herrschers schmückte. Durch
das alte Reichssymbol der Heiligen Lanze mit dem
Nagel Christi und die Kreuzpartikel waren un-
mittelbar die Beziehungen zum Erlöser der
Menschheit hergestellt, wie denn auch die Gewänder
durchaus kirchliche Form und Bedeutung haben.
Schon für Walter von der Vogelweide
waren Lanze, Kreuz und Krone die vornehmsten
Insignien des Reiches. Kein Wunder, wenn sich
schon bald Dichtung und Sage dieser Kostbar-
keiten bemächtigten! Doch wir wollen den Boden
der geschichtlichen Tatsachen nicht verlassen.
Kleinodien und Heiligtümer hafteten nur so lange
an der Person des einzelnen Kaisers, als er sich
wirklich im Besitz der legitimen Herrschergewalt
befand. Im übrigen waren sie des Reiches. In
den frühesten Zeiten wanderten sie bei dem Man-
gel an festen Residenzen ständig von Ort zu Ort.
Erst unter den Hohenstaufen nimmt der Kron-
schatz nach und nach greifbare Umrisse an. Als
Otto IV. von Braunschweig nach der Ermordung
seines Gegenkönigs Philipp von Schwaben im
Jahre 1208 als König anerkannt wird, erhält er
auch die Reichskleinodien ausgefolgt. Da ein
großer Teil des heutigen Bestandes der normanni-
schen Erbschaft entstammt, so dürfte Heinrich VI.
(1190—1197), ein staatskluger, hochgebildeter,
dabei aber strenger und rücksichtloser Fürst, als
der eigentliche Begründer des Kronschatzes zu be-
trachten sein. Er war es, der die Schätze
Palermos auf die feste Burg Trifels in der Rhein-
pfalz verbrachte, und diese steht auch in ursäch-
lichem Zusammenhang mit der ersten, für die Ge-
schichte dieser Denkmäler bedeutungsvollen Ur-
kunde. Als im Jahre 1246 Konrad IV.,
Friedrichs II. Sohn, von der Kastellanin Asengard
von Falkenstein den Kronschatz übernimmt, werden
aus dem damals ausgestellten Inventar erstmalig
die Grundlinien des heutigen Bestandes sichtbar,
der auch in den unruhigen Zeiten des Inter-
regnums (1256—1273) im wesentlichen unange-
tastet blieb. Durch genauere Beschreibung aber
noch klarer wird der Bestand, als Kaiser Karl IV.
im Jahre 1350 aus der Hand Ludwigs von
Brandenburg, des Sohnes Kaiser Ludwigs des
Bayern, die Reichskleinodien überantwortet er-
hält. Jedoch ist manches verändert und Neues
hinzugekommen. An die Aushändigung war die
Bedingung geknüpft, daß die Kleinodien entweder
nach Nürnberg oder nach Frankfurt zur Ver-
wahrung gebracht werden sollten. Karl IV. fühlte
sich jedoch nicht gebunden und nahm den Kronschatz
mit in seine Residenz Prag, wo er dem Dom zu
St. Veit zur Hut anvertraut wurde. Da Karl IV.
ein eifriger Reliquiensammler und Reliquien-
verehrer war, so dürfen wir hieraus den Schluß
ziehen, daß damit der sakrale Charakter der Reichs-
kleinodien bewußt dokumentiert werden sollte.
Was damals nicht erreicht wurde, sollte im Jahre
1424 Wirklichkeit werden. Im Jahre zuvor hatte
Kaiser Sigismund die Kleinodien aus Böhmen
Handwerkerporträts 1: Der Schneider Lorenz. Um 1IVV
In dem Schaffen von Paul Sinkwitz klingt
dieses Lied der Heimat wie der Orgelpunkt eines
alten Werkes durch, ohne jede Sentimentalität,
voll Herbe und Nüchternheit. Dies wird noch
stärker und ursprünglicher in seinen Holzschnitt-
Blättern klar, man denke nur an die eigenwillige
Darstellungsweise der Landschaft, wie sie besonders
in dem Titelblatt zum Sächsischen Heimatkalender
1929 überraschend zum Ausdruck kommt, und so
ausgesprochen munter und volkstümlich wird, daß
man sich unbedingt eine Heimatkarte aus der
Hand von Sinkwitz wünschen möchte. Die ganze
Eigenart der sächsischen Landschaft klingt schon in
diesem Blatt mit sicheren, beherrschten Zügen auf.
Hier zeigt sich der Illustrator in Sinkwitz, der
seine Kräfte voll Verständnis zu handhaben weiß.
In der Folge der „Pumphut"-Darstellungen greift
er mit gutem Humor und Schalkhaftigkeit in den
Sagenschatz seiner engeren Lausitzer Heimat, den
er mit ausgesprochener Originalität behandelt.
Ebenso lebendig hat er mit viel Frische in der
Linienführung einige Kinderbilder erfaßt, über-
haupt beschäftigt ihn der Gedanke „Mutter und
Kind" immer wieder, bald in der einen, bald in
der anderen Technik ausgeübt.
In den Holzschnitten seiner Kriegsbilder-
mappe, die neben der klaren Flächenaufteilung ein
bewegtes Spiel von Schwarz und Weiß zeigen,
wird ein völlig neuer Ton angeschlagen, besonders
beachtlich auch in einem Blatt, das die seelische
Erregtheit in einer fast linearen Darstellungs-
weise widerspiegelt.
Eine andere Linie führt zu einer zwanglos
entstandenen Folge von Holzschnitten aus der
biblischen Umwelt und enthüllt Wohl einen der
wesentlichsten Züge der Arbeiten von Sinkwitz.
Im ganzen gesehen ist es eigenartig, daß hier-
bei symbolhafte Einzelgestalten überwiegen, die
ihm aus der Landschaft als Erlebnis zugewachsen
sein mögen.
Der Hauptakzent liegt dabei auf Gestalten, die
nach Ungarn bringen lassen, wo sie aus dem
Königlichen Schlosse Blindenburg (ung. Visegrad)
an der Donau unterhalb Gran aufbewahrt, bei
festlichen Gelegenheiten aber auch nach Ösen ge-
bracht wurden. Nicht freiwillig, sondern dem
Druck der um die Sicherheit der kostbaren
Insignien in den stets unruhigen Ostländern be-
sorgten Kurfürsten nachgebend, erklärte der Kaiser
die Reichsstadt Nürnberg »zur beständigen
Bewahrerin der Reichsinsignien und Reichs-
kleinodien« und übergab sie den Deputierten der
Stadt am 9. Februar 1424 in Ofen. Wir folgen
hier dem Wortlaut des von Regierungsrat
Chmel zur Klarstellung des Status eausae als
Antwort erstatteten, vom 8. Februar 1857 da-
tierten amtlichen Promemoria, als Ende März
1856 das Aachener Kollegialstist von der Wiener
Regierung die Rückgabe der ehemals im Kirchen-
schatz des Stiftes verwahrt gewesenen drei Reichs-
kleinodien verlangte. Von Rom aus, und zwar
am Tage der Kaiserkrönung, bestätigt Sigismund
der Stadt ihr erst vor wenigen Jahren erworbe-
nes Recht, daß die Reichskleinodien und Reichs-
heiligtümer ewig bei ihr aufbewahrt bleiben
sollten. Gegenüber dem klaren Wortlaut der Ur-
kunde mußte jeder Versuch, der Stadt dieses Recht
streitig zu machen, scheitern. Dies mußte sogar
König Friedrich III., der letzte in Rom (1452) ge-
krönte deutsche Kaiser, im Jahre 1443 erfahren.
Die Päpste Martin V., Nikolaus V. und Pius II.
bestätigten die Anordnung Sigismunds, jedoch mit
der Klausel, daß die Aufbewahrung der Kleinodien
in Nürnberg nur so lange dauern sollte, als die
Stadt im wahren Glauben beharren würde. Wir
Wundern uns daher nicht, wenn die Stadt Aachen
späterhin der Stadt Nürnberg, die offiziell zum
Protestantismus übergetreten war, das Recht zur
weiteren Aufbewahrung streitig zu machen ver-
suchte. Doch auch das mißlang. „1424 jar", so
lesen wir in den Nürnberger Jahrbüchern, „am
nechsten tag nach sant Benedicten tag in der fasten
s— 22. Märzes kam das heilrum des römischen
reichs her hierher), do ließ man alle
gefangen sen) auß s— frei), sie waren auf den
hals gefangen oder nit salso sowohl die Schwer-
verbrecher wie die Leichtverbrecher), do wurden
die Krem s— Krambuden) und protlauben vor
dem rothaus über den weck f— die Straße
herüber) abgeprochen. Jtern und die altreußen
f— Schuhflicker) vom Marck f— Markt) hinter
die Parsüßer kirchen gesetzt." Verwahrt wurden
die Heiligtümer, wie es ihrem sakralen Charakter
entsprach, in der sogenannten Heiltumstruhe,
einem Behälter in Form eines Reliquienschreines,
welcher schwebend über dem Hochaltar der Heilig-
Geist-Kirche an einer Kette vom Chorgewölbe
herabhing. Dieser ist mit gestanzten rauten-