6
K u n st der Nation
ward, jedoch nur mit dem Bezüge von 400 Gulden
statt meines Ghaltes von 800 Gulden."
Nur ein Paar Beispiele dafür, daß es mit
den: „Schmutz der Welt" seine Richtigkeit hat...
Hermann nieder
Das farbige Haus
Die Farbe spielt in der Baukunst eine sehr
bedeutende Rolle. Mit ihrer Hilfe ist es möglich,
die größte Steigerung und die letzte Vollendung
in der ästhetischen Wirkung eines architektonischen
Gebildes zu erreichen, aber man kann andererseits
auch Gutes in seiner Wirkung zerstören. Man
braucht nur einmal mit offenen Augen durch
unsere Städte und Dörfer zu gehen, um gewahr
zu werden, welche Verirrungen und Entgleisungen
sich selbst namhafte Baumeister, vielleicht mehr
einer törichten Mode, als dem eigenen Gefühl
folgend, in den letzten Jahren auf diesem Gebiet
haben zuschnlden kommen lassen. Kaum ein
Stück Landschaft, kaum eine Straße in unseren
Städten gibt es noch, die nicht von ihrem
ursprünglichen Reiz durch falsche Farbanwendung
cingebüßt hätte. Greifen wir aus unzähligen
möglichen Beispielen eines heraus: Denken wir
uns die Haupt- und Geschäftsstraße einer mittleren
Stadt. Da stehen zur Linken und zur Rechten ein-
fache, schlichte Bürgerhäuser, alle etwa gleich hoch
und in derselben, durch die Landschaft bedingten
baulichen Eigenheit; alle aus demselben
Material, beispielsweise grau gestrichen: eines
Heller, eines dunkler, eines älter, eines jünger,
V<7erbt Monnenten
für -ie «Kunst -er Nation»
dieses freundlicher, jenes ernster. Aber alle in
der gleichen Haltung und Gesinnung, so daß der
räumliche Gesamteindruck des Straßenbildes nicht
unter zu starker Betonung des Einzelhauses leidet.
Im Erdgeschoß dieser Häuser seien Läden und
Schaufenster eingebaut; aus denen leuchtet es
bunt hervor von Waren aller Art, und die Men-
schen bleiben davor stehen und freuen sich über
all die ausgelegte Pracht. Da gibt es Blumen,
dort Obst und Gemüse, dort farbige Stoffe, dort
Gold und Edelsteine, alles was die Welt Schönes
Nietzsche hat an einer Stelle des Nachlasses die Beziehung
zwischen Knnst nnd Kultur formuliert: „Kultur: Herrschaft
der Kunst über das Leben". Dieser Bestimmung gibt er
eine doppelte Erläuterung: „Die Grade ihrer Güte hängen
einmal ab vom Grade dieser Herrschaft und zweitens von
dem Wert der Kunst selbst".
Nietzsche
bieten kann. Nun kommt einer voll diesen Ge-
schäftsleuten auf die Idee, sein Haus zur Re-
klamefläche feines Geschäftes zu machen. Er läßt
den Maler kommen, und der streicht ihm dann
die Front beispielsweise rot an, und daraus bringt
er noch in riesigen eLttern ein Schriftband mit
seinem Namen an, das womöglich vom ersten bis
zum obersten Geschoß reicht.
Wer nun durch die Straßen geht, weiß und
sieht: Hier ist das rote Haus, von allen andern
grell unterschieden, da wohnt der Kaufmann So-
undso, da kaufe ich dies und das vorteilhaft.
Und auch später erinnert er sich des Hauses ganz
leicht. Die benachbarten Kaufleute sind aber
auch keine Dummköpfe und merken bald, wie sie
zurückgedrängt werden; nach dem Muster ihrer
Konkurrenz sehen sie sich nun veranlaßt, auch ihre
Häuser in „konkurrenzfähigen" Tönen zu be-
schmieren. Jetzt ist es mit der Pracht des roten
Hauses vorbei, denn zwei intensive Farben neben-
einander heben sich auf. Aber was ist aus dem
Straßenbild geworden?: Ein unruhiges Durch-
einander von Farben, eine brutale Zerstückelung
des Straßenraumes. Das rote Haus im neutral-
farbenen Straßenbild wirkt auf die Sinne etwa
wie eine in einem Morzartschen Adagio losge-
lassene Fabriksirene, nur mit dem Unterschied, daß
man von diesem Schreck sich wieder erholen kann,
vom Anblick des roten Hauses erholt sich aber
keiner so schnell, denn das muß er immer wieder
vou neuem sehen. Wenn aber die ganze Straße
erst anfängt, einen solchen „Farbenlärm" zu ver-
anstalten, dann ist es gerade wie auf einem Jahr-
markt mit seinem Durcheinander von Gedudel,
Gepfeife und Geschrei. Darin sollen sich die Men-
schen nun Tag für Tag bewegen. Ob sie luftig
oder traurig sind, sie müssen durch diesen Spek-
takel, ob sie im Sonntags- oder Alltagskleid daher-
spazieren, ob ein Festtag ist, an dem bunte Fahnen
die Straßen zieren, ob im Sommer Blumen vor
den Häusern blühen, ob Sonnenschein, ob Regen,
oder ob die Abendsonne die Häuser vergoldet, der
Winter mit Frost und Schnee die wechselvollsten
Der Direktor der
Staatlichen Kunstakade-
mie, Dresden, erörterte
in einem ausführlichen
Aufsatz im Dresdner An-
zeiger vom 23. September
1933 die Ausstellung
„Spiegelbilder vom Ver-
fall der deutschen Kunst"
und alle die traurigen
Erwerbungen der Kunst-
verwaltung der Dresdner
städtischen Behörde, die
in den Jahren 1919—33
gemacht worden sind. Mit
schonungsloser Offenheit
deckt er alle Schäden auf
und schreibt wörtlich:
„Die Zoterei dieser Kunst
schrecke ab".
Leider ist es dem
Schreiber dieses Aufsatzes
nicht gelungen, seinen
sicherlich großen Einfluß
auf die Dresdner Kunst-
verhältnisse soweit auszu-
dehnen, daß auch das
hier abgebildete Gemälde
aus dem Stadtmuseum
in Dresden verschwinden
mußte; denn selbst bei
tolerantester Beurteilung
wird sich niemand finden,
der dieses Bild zur
reinen Kunst rechnet.
Stadt-Museum Dresden
Prof. Richard Müller,
Angetaust 192«,
Preis 6990 NM.
Farbstimmungen hervor-
zaubert, das alles spielt
jetzt keine Rolle mehr,
denn all diese feinen
und feinsten Farbtöne
werden von der unbarm-
herzigen Diktatur des
farbigenStadtbildesüber-
schricn. Haben die Men-
schen denn vergessen,
worin die Schönheit
eines Gegenstandes be-
steht? Es ist doch seine
Beziehung zum Menschen,
und „nur der Mensch ist
das Maß aller Dinge".
Aber von der Zigaretten-
schachtel bis zum Wohn-
haus, ja bis zur Einheit
eines Straßenbildes droht
unserer Gegenwart der
natürliche Sinn für
die Dinge zu ent-
schwinden.
Das Wesentliche am
Wohnhaus ist doch schließ-
lich das Innere. Da hat
die Farbe schon eher
eine Berechtigung zu ge-
steigerter Intensität, ob-
wohl sie sich auch hier
nicht frei ausleben kann,
wie etwa innerhalb des
Rahmens eines Gemäldes.
Denn das Wesen der Bau-
kunst besteht nicht aus
Aus „Neue Arbeiten von Alfred Kudin"
Lktober-Ausstellnng der Galerie Rierendorf, Berlin.
Farbe allein, sondern im Zusammenklang von
Farbe, Form und Material. Bürgin
Neue
sc«ai.i.pl.ä7rkG
bei Electrola
I. S. Bach: Brandenburgisches Konzert in
6-Dnr. (DB 2037/8). Mit dem vierten der sechs
brandenburgischen Konzerte, wieder unter Alfred
Cortots stilsicherer Leitung, setzt die Electrola-Ges.
die Reihe ihrer Klassiker-Aufnahmen fort. Ist es
Zufall oder weise Absicht, daß sie damit deutlich
auf den geistigen Urheber der kontrapunktischen
Bestrebungen unserer jungen Komponisten hin-
weist? Jedenfalls ist dieser Bach der weltlichen
Kompositionen, der ein genialer Bahnbrecher der
instrumentalen Musik war, viel zu wenig bekannt
gegenüber dem Kirchenkomponisten. Gerade die
brandenburgischen Konzerte, einem Auftrag des
Markgrafen von Brandenburg ihr Dasein verdan-
kend, zeugen noch heute davon, daß sie in einer
glücklichen Lebenszeit des Meisters entstanden: sie
strömen eine unerhörte Fülle einfallreichster Musik
aus und sind so frisch wie am ersten Tag. Das
vorliegende Konzert muß auch auf den musikalisch
nicht geschulten Zuhörer seine Wirkung üben, weil
Bach hier in genialer Einfalt etwas erreicht hat,
was unserer Zeit als Ideal vorschwebt: eine Musik,
die den einfachen Hörer, ihn die Größe dieser
Musik unbewußt spüren lassend, ebenso beglückt
entläßt, wie den Kenner, der erkannt hat, daß —
wie hier im letzten Satz — eine kunstvolle Fuge an
ihm vorüberzog. Wir wünschen gerade diesen
Platten, die zu den unversiegbaren Quellen
unseres Musikgutes weisen, weiteste Verbreitung.
I. Brahms: Horn-Trio Werk 40 (Electrola
DB 2108 usw.) Dieses selten gespielte Werk aus
Brahms mittlerer Schaffensperiode erfährt eine
technisch einwandfreie Wiedergabe. Das heißt be-
reits sehr viel, weil gerade das Horn eins der am
schwierigsten aufzunehmenden Instrumente ist.
Darüber hinaus kommt unter Adolf Buschs Füh-
rung (Busch feiert in diesem Monat in Zürich
sein 25jähriges Künftlerjubiläum) ein herrliches
Musizieren zustande, das sicher dieser herrlichen
Blüte deutscher Spätromantik viele Freunde ge-
winnen wird. Erstaunlich, wie sich das in der
Kammermusik doch wenig heimische Horn klanglich
einfügt!
Rich. Strauß Burleske d-moll, gespielt von
Elly Ney. (El. DB 4424/25.) „Strauß hat sich
aus einem Komponisten klassizistischer Richtung
allmählich zu einem extremen musikalischen Ver-
treter der dekadenten, sensationslüsternen Moderne
umgewandelt." So las ich mit Erstaunen im füh-
renden deutschen Musiklexikon, als ich das Ent-
stehungsjahr der Burleske feststellen wollte. Beim
Anhören der Burleske des 22 (!) jährigen stellt
man dann vergnügt fest, daß gute Musik noch
immer ihre Kritiker überstanden hat. Electrola
bringt als sinnvolle Ehrung des 70jährigen Strauß
dessen Frühwerk in einer fulminanten Wiedergabe
durch Elly Ney, deren rheinischer Humor in Ver-
bindung mit ihrem nie erlahmenden Temperament
eine ideale Wiedergabe dieses witzig-sprühenden
Werks ergibt. Gewiß ist hier noch stark Schumann
zu spüren, aber doch auch schon der spätere Strauß,
vor allem des „Till Eulenspiegel", mit seiner eigen-
willigen Rhythmik. Bloß von „Dekadenz" ist in
diesem frisch hingeschriebenen Stück nichts zu mer-
ken. Die Aufnahme ist — bis auf das etwas
verwaschene Anfangsthema der Pauke — gut, das
Klavier klingt sogar auffallend schön.
zVilüelm^nckers
Für
Ausstellung im November
suche ich etwa
)O bis Bilder
farbig und schwarz-weiß,
nicht zu groß im Format
mir wirklich hohe
künstlerische Leistungen
diesmal nur von Berliner
Künstlern, für die Wandelgänge
eines großen erstrangigen Theaters
Sofortige, nur schriftliche, Anmeldung
an den Herausgeber dieser Zeitung.
kä^K^57 -
5Sbl/<^^^57kirl)kKOK^7IOb>l
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kkkl.1181 V/ 3 0, I.^^V5l-lU7^k 5 7 k ä 5 5 k 38
borcisrn 5is blouptpeospekt. bei Angabe clss Interessengebietes ssncksn v/ir äoncierprospelct.
Herausgeber und Schriftleiter: A. W i l l i a m K ö n i g , Berlin. — Erscheint im Verlag Kunst der Nation E. m. b. H., Berlin W 62, Kurfürstenstrabe 118. — Zuschriften sind an die Redaktion der Kunst der Nation zu richten. Anzeigen-
annahme beim Verlag. Jnseratcntarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht
übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Druck H. S. Hermann E. m. b. H. Berlin SW 19.
K u n st der Nation
ward, jedoch nur mit dem Bezüge von 400 Gulden
statt meines Ghaltes von 800 Gulden."
Nur ein Paar Beispiele dafür, daß es mit
den: „Schmutz der Welt" seine Richtigkeit hat...
Hermann nieder
Das farbige Haus
Die Farbe spielt in der Baukunst eine sehr
bedeutende Rolle. Mit ihrer Hilfe ist es möglich,
die größte Steigerung und die letzte Vollendung
in der ästhetischen Wirkung eines architektonischen
Gebildes zu erreichen, aber man kann andererseits
auch Gutes in seiner Wirkung zerstören. Man
braucht nur einmal mit offenen Augen durch
unsere Städte und Dörfer zu gehen, um gewahr
zu werden, welche Verirrungen und Entgleisungen
sich selbst namhafte Baumeister, vielleicht mehr
einer törichten Mode, als dem eigenen Gefühl
folgend, in den letzten Jahren auf diesem Gebiet
haben zuschnlden kommen lassen. Kaum ein
Stück Landschaft, kaum eine Straße in unseren
Städten gibt es noch, die nicht von ihrem
ursprünglichen Reiz durch falsche Farbanwendung
cingebüßt hätte. Greifen wir aus unzähligen
möglichen Beispielen eines heraus: Denken wir
uns die Haupt- und Geschäftsstraße einer mittleren
Stadt. Da stehen zur Linken und zur Rechten ein-
fache, schlichte Bürgerhäuser, alle etwa gleich hoch
und in derselben, durch die Landschaft bedingten
baulichen Eigenheit; alle aus demselben
Material, beispielsweise grau gestrichen: eines
Heller, eines dunkler, eines älter, eines jünger,
V<7erbt Monnenten
für -ie «Kunst -er Nation»
dieses freundlicher, jenes ernster. Aber alle in
der gleichen Haltung und Gesinnung, so daß der
räumliche Gesamteindruck des Straßenbildes nicht
unter zu starker Betonung des Einzelhauses leidet.
Im Erdgeschoß dieser Häuser seien Läden und
Schaufenster eingebaut; aus denen leuchtet es
bunt hervor von Waren aller Art, und die Men-
schen bleiben davor stehen und freuen sich über
all die ausgelegte Pracht. Da gibt es Blumen,
dort Obst und Gemüse, dort farbige Stoffe, dort
Gold und Edelsteine, alles was die Welt Schönes
Nietzsche hat an einer Stelle des Nachlasses die Beziehung
zwischen Knnst nnd Kultur formuliert: „Kultur: Herrschaft
der Kunst über das Leben". Dieser Bestimmung gibt er
eine doppelte Erläuterung: „Die Grade ihrer Güte hängen
einmal ab vom Grade dieser Herrschaft und zweitens von
dem Wert der Kunst selbst".
Nietzsche
bieten kann. Nun kommt einer voll diesen Ge-
schäftsleuten auf die Idee, sein Haus zur Re-
klamefläche feines Geschäftes zu machen. Er läßt
den Maler kommen, und der streicht ihm dann
die Front beispielsweise rot an, und daraus bringt
er noch in riesigen eLttern ein Schriftband mit
seinem Namen an, das womöglich vom ersten bis
zum obersten Geschoß reicht.
Wer nun durch die Straßen geht, weiß und
sieht: Hier ist das rote Haus, von allen andern
grell unterschieden, da wohnt der Kaufmann So-
undso, da kaufe ich dies und das vorteilhaft.
Und auch später erinnert er sich des Hauses ganz
leicht. Die benachbarten Kaufleute sind aber
auch keine Dummköpfe und merken bald, wie sie
zurückgedrängt werden; nach dem Muster ihrer
Konkurrenz sehen sie sich nun veranlaßt, auch ihre
Häuser in „konkurrenzfähigen" Tönen zu be-
schmieren. Jetzt ist es mit der Pracht des roten
Hauses vorbei, denn zwei intensive Farben neben-
einander heben sich auf. Aber was ist aus dem
Straßenbild geworden?: Ein unruhiges Durch-
einander von Farben, eine brutale Zerstückelung
des Straßenraumes. Das rote Haus im neutral-
farbenen Straßenbild wirkt auf die Sinne etwa
wie eine in einem Morzartschen Adagio losge-
lassene Fabriksirene, nur mit dem Unterschied, daß
man von diesem Schreck sich wieder erholen kann,
vom Anblick des roten Hauses erholt sich aber
keiner so schnell, denn das muß er immer wieder
vou neuem sehen. Wenn aber die ganze Straße
erst anfängt, einen solchen „Farbenlärm" zu ver-
anstalten, dann ist es gerade wie auf einem Jahr-
markt mit seinem Durcheinander von Gedudel,
Gepfeife und Geschrei. Darin sollen sich die Men-
schen nun Tag für Tag bewegen. Ob sie luftig
oder traurig sind, sie müssen durch diesen Spek-
takel, ob sie im Sonntags- oder Alltagskleid daher-
spazieren, ob ein Festtag ist, an dem bunte Fahnen
die Straßen zieren, ob im Sommer Blumen vor
den Häusern blühen, ob Sonnenschein, ob Regen,
oder ob die Abendsonne die Häuser vergoldet, der
Winter mit Frost und Schnee die wechselvollsten
Der Direktor der
Staatlichen Kunstakade-
mie, Dresden, erörterte
in einem ausführlichen
Aufsatz im Dresdner An-
zeiger vom 23. September
1933 die Ausstellung
„Spiegelbilder vom Ver-
fall der deutschen Kunst"
und alle die traurigen
Erwerbungen der Kunst-
verwaltung der Dresdner
städtischen Behörde, die
in den Jahren 1919—33
gemacht worden sind. Mit
schonungsloser Offenheit
deckt er alle Schäden auf
und schreibt wörtlich:
„Die Zoterei dieser Kunst
schrecke ab".
Leider ist es dem
Schreiber dieses Aufsatzes
nicht gelungen, seinen
sicherlich großen Einfluß
auf die Dresdner Kunst-
verhältnisse soweit auszu-
dehnen, daß auch das
hier abgebildete Gemälde
aus dem Stadtmuseum
in Dresden verschwinden
mußte; denn selbst bei
tolerantester Beurteilung
wird sich niemand finden,
der dieses Bild zur
reinen Kunst rechnet.
Stadt-Museum Dresden
Prof. Richard Müller,
Angetaust 192«,
Preis 6990 NM.
Farbstimmungen hervor-
zaubert, das alles spielt
jetzt keine Rolle mehr,
denn all diese feinen
und feinsten Farbtöne
werden von der unbarm-
herzigen Diktatur des
farbigenStadtbildesüber-
schricn. Haben die Men-
schen denn vergessen,
worin die Schönheit
eines Gegenstandes be-
steht? Es ist doch seine
Beziehung zum Menschen,
und „nur der Mensch ist
das Maß aller Dinge".
Aber von der Zigaretten-
schachtel bis zum Wohn-
haus, ja bis zur Einheit
eines Straßenbildes droht
unserer Gegenwart der
natürliche Sinn für
die Dinge zu ent-
schwinden.
Das Wesentliche am
Wohnhaus ist doch schließ-
lich das Innere. Da hat
die Farbe schon eher
eine Berechtigung zu ge-
steigerter Intensität, ob-
wohl sie sich auch hier
nicht frei ausleben kann,
wie etwa innerhalb des
Rahmens eines Gemäldes.
Denn das Wesen der Bau-
kunst besteht nicht aus
Aus „Neue Arbeiten von Alfred Kudin"
Lktober-Ausstellnng der Galerie Rierendorf, Berlin.
Farbe allein, sondern im Zusammenklang von
Farbe, Form und Material. Bürgin
Neue
sc«ai.i.pl.ä7rkG
bei Electrola
I. S. Bach: Brandenburgisches Konzert in
6-Dnr. (DB 2037/8). Mit dem vierten der sechs
brandenburgischen Konzerte, wieder unter Alfred
Cortots stilsicherer Leitung, setzt die Electrola-Ges.
die Reihe ihrer Klassiker-Aufnahmen fort. Ist es
Zufall oder weise Absicht, daß sie damit deutlich
auf den geistigen Urheber der kontrapunktischen
Bestrebungen unserer jungen Komponisten hin-
weist? Jedenfalls ist dieser Bach der weltlichen
Kompositionen, der ein genialer Bahnbrecher der
instrumentalen Musik war, viel zu wenig bekannt
gegenüber dem Kirchenkomponisten. Gerade die
brandenburgischen Konzerte, einem Auftrag des
Markgrafen von Brandenburg ihr Dasein verdan-
kend, zeugen noch heute davon, daß sie in einer
glücklichen Lebenszeit des Meisters entstanden: sie
strömen eine unerhörte Fülle einfallreichster Musik
aus und sind so frisch wie am ersten Tag. Das
vorliegende Konzert muß auch auf den musikalisch
nicht geschulten Zuhörer seine Wirkung üben, weil
Bach hier in genialer Einfalt etwas erreicht hat,
was unserer Zeit als Ideal vorschwebt: eine Musik,
die den einfachen Hörer, ihn die Größe dieser
Musik unbewußt spüren lassend, ebenso beglückt
entläßt, wie den Kenner, der erkannt hat, daß —
wie hier im letzten Satz — eine kunstvolle Fuge an
ihm vorüberzog. Wir wünschen gerade diesen
Platten, die zu den unversiegbaren Quellen
unseres Musikgutes weisen, weiteste Verbreitung.
I. Brahms: Horn-Trio Werk 40 (Electrola
DB 2108 usw.) Dieses selten gespielte Werk aus
Brahms mittlerer Schaffensperiode erfährt eine
technisch einwandfreie Wiedergabe. Das heißt be-
reits sehr viel, weil gerade das Horn eins der am
schwierigsten aufzunehmenden Instrumente ist.
Darüber hinaus kommt unter Adolf Buschs Füh-
rung (Busch feiert in diesem Monat in Zürich
sein 25jähriges Künftlerjubiläum) ein herrliches
Musizieren zustande, das sicher dieser herrlichen
Blüte deutscher Spätromantik viele Freunde ge-
winnen wird. Erstaunlich, wie sich das in der
Kammermusik doch wenig heimische Horn klanglich
einfügt!
Rich. Strauß Burleske d-moll, gespielt von
Elly Ney. (El. DB 4424/25.) „Strauß hat sich
aus einem Komponisten klassizistischer Richtung
allmählich zu einem extremen musikalischen Ver-
treter der dekadenten, sensationslüsternen Moderne
umgewandelt." So las ich mit Erstaunen im füh-
renden deutschen Musiklexikon, als ich das Ent-
stehungsjahr der Burleske feststellen wollte. Beim
Anhören der Burleske des 22 (!) jährigen stellt
man dann vergnügt fest, daß gute Musik noch
immer ihre Kritiker überstanden hat. Electrola
bringt als sinnvolle Ehrung des 70jährigen Strauß
dessen Frühwerk in einer fulminanten Wiedergabe
durch Elly Ney, deren rheinischer Humor in Ver-
bindung mit ihrem nie erlahmenden Temperament
eine ideale Wiedergabe dieses witzig-sprühenden
Werks ergibt. Gewiß ist hier noch stark Schumann
zu spüren, aber doch auch schon der spätere Strauß,
vor allem des „Till Eulenspiegel", mit seiner eigen-
willigen Rhythmik. Bloß von „Dekadenz" ist in
diesem frisch hingeschriebenen Stück nichts zu mer-
ken. Die Aufnahme ist — bis auf das etwas
verwaschene Anfangsthema der Pauke — gut, das
Klavier klingt sogar auffallend schön.
zVilüelm^nckers
Für
Ausstellung im November
suche ich etwa
)O bis Bilder
farbig und schwarz-weiß,
nicht zu groß im Format
mir wirklich hohe
künstlerische Leistungen
diesmal nur von Berliner
Künstlern, für die Wandelgänge
eines großen erstrangigen Theaters
Sofortige, nur schriftliche, Anmeldung
an den Herausgeber dieser Zeitung.
kä^K^57 -
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borcisrn 5is blouptpeospekt. bei Angabe clss Interessengebietes ssncksn v/ir äoncierprospelct.
Herausgeber und Schriftleiter: A. W i l l i a m K ö n i g , Berlin. — Erscheint im Verlag Kunst der Nation E. m. b. H., Berlin W 62, Kurfürstenstrabe 118. — Zuschriften sind an die Redaktion der Kunst der Nation zu richten. Anzeigen-
annahme beim Verlag. Jnseratcntarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht
übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Druck H. S. Hermann E. m. b. H. Berlin SW 19.