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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 1 - No. 10 (1. Januar - 12. Januar)
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um in der letzteren Gruft seine Stelle zu finden, und
dabei hörte man in ibmein dumpfes Geräusch, der Deckel
wurde schleunigst abgehoben, und der „Todtc" richtete sich
in seinem Leichentuche mit ganz erstaunter Miene auf.
* Genua, 7. Jan. In der vergangenen Nacht fand
hier in der italienisch-amerikanischen Ausstellung ein
großer Brand statt, durch welchen mehrere Abheilungen
besonder» die amerikanischen zerstört wurden. Nach
Mitternacht war das Feuer lokalisiert; Opfer und
Menschenleben sind nicht zu beklagen.
Aus den Strikerevieren.
Saarbrücken, 7. Jan. Auf den Gruben Dilsburg
und Wellesweiler arbeiten die gesummten Belegschaften.
Das Maschinen- und Schachtpersonal ist auf allen
Gruben vollstzählig angefahrcn. Gestern wurden von der
Arbeit heimkehrende Bergleute im Dorfe Wellesweiler
von Ausständigen mit Steinen beworfen und mit Messern
bedroht. Ein Bergmann wurde schwer mißhandelt. Als
Rädelsführer wurden 6 Bergleute aus Wiebelskirchen ver-
haftet. In allen gestrigen Versammlungen war die
Loosung: „Ausharren." Die Nachrichten aus dem Ruhr-
revier haben hier in den friedlichen Kreisen Aufsehen und
Bestürzung erregt.
St Johann a. d. S., 7. Jan. Bei der heutigen
Frühschicht sind nach amtlicher Mittheilung angefahren
8784 Bergarbeiter, d. i. gegen vorgestern mehr 311.
Ausständig sind rund 20,000. Die Zahlen geben kein
genaues Bild an, da beute Lohntag Md morgen Feier-
tag ist. Die Deputation an den Oberprästdenten besteht
aus Rechtsanwalt Heyder und 3 Arbeiterführern. Ber-
wanger ist nicht verhaftet.
Dortmund, 7. Jan. Der „Rheinisch-Westfälischen
Zeitung" zufolge ist der Bergmann Schöttler, welcher in
der gestrigen Versammlung eine zum Ausstande auf-
reizende Rede hielt, sofort verhaftet worden.
Gelsenkirchen, 7. Jan. Heute ist hier alles ruhig;
morgen finden viele Versammlungen statt.
Bochum, 7. Jan. Heute ist im ganzen Reiner alles
angefahren, die Gährung wächst aber auch im hiesigen Bezirk.
Trier, 7. Jan. Regierungspräsident von Heppe ist heute
wieder in das Ausstandsgebiet gereist. Dorthin sind
24 Gendarmen entsandt worden.
Locale Mittheil'ungen.
Heidelberg, 9. Januar-
* Die Anmeldungen zur Stammrolle haben in der
Zeit vom 15. Januar bis I. Februar zu erfolgen. Militär-
pflichtige des laufenden Jahrgangs, welche nicht am Anmelde-
ort geboren sind, haben bei der Anmeldung ein Geburtszcug-
niß zu übergeben, wo ches den Beilagen der L-tammrolle an-
zuschließen ist. Derartige Geburtszeugnisse werden von den
die Standesbücher führenden Behörden unentgeltlich ausge-
sertigt. Militärpflichtige älterer Jahrgänge haben ihre Loosungs-
schcine vorzuzcigcn.
O (Turnerbund-Feier.) Eine prächtige, in jeder Be-
ziehung gelungene Weihnachtsfeier beging gestern Abend in.den
überreich gefüllten Sälen des „Prinz Max" der hiesige „Turner-
bund". Dieselbe bestand aus einer theatralischen Aufführung,
an welche sich eine Verwesung und Ball schloß. Was die
Aufführung betrifft, so umfaßte dieselbe zwei gutgewählte, an-
sprechende Einakter: das allerliebste Lustspiel „Wenn Frauen
weinen" und der ergötzliche Schwank „Recept gegen Schwieger-
mütter". In ersterem war es namentlich der Darsteller des
Chamblv, Herr Brunner, der sich durch treffliche Ausführung
seiner Rolle so hcrvorthat, daß er reichen Beifall erntete. Nicht
minder war dies der Fall bei seiner Partnerin, Fräul. Rohr-
mann, die in der Rolle der Delphine Talent und Gewandt-
heit sehen ließ und ebenso mit Beifall gelohnt wurde. Auch
im zweiten Stück fanden Beide wieder Gelegenheit, sich aus-
zuzeichncn, so daß man wohl die wirklich talentvollen Dar-
stellungen kaum auf einer größeren Bühne besser hätte er-
warten können. Aber auch allen anderen Betheiligten muß
nachgcsagt werden, daß sic ihre Pflicht und Schuldigkeit in
vollem Maße thatcn, so daß beide Ausführungen als wirklich
gelungene bezeichnet zu werden verdienen und den Zuschauern
genußreiche Stunden bereitet wurden. Nachdem hierauf auch
der Coupletvortrag des Hrn. Brunner, „Der Operetten-
schwärmer" allgemeine Heiterkeit veranlaßt hatte, ebenso w e
dessen Weihnachts-Prolog einen schönen Abschluß des Pro-
gramms bildete, erfolgte die Verloosung und nach dieser ein
Ball, welcher Vie vorzüglich gelungene Feier beschloß.
* (Feier.) Eine hübsche Weihnachtsfeier veging die Ge-
sellschaft „Unitas" am «amtztag Abend in den Lokalitäten
der Alten Gundtei. Dieselbe vereinigte mit Concert eine Ver-

loosung und war für die zahlreich sich an der Feier Betheili-
gcnden der Abend ein recht angenehmer.
* (Kauf.) Von Professor Dr. v- Kirchenheim wurde
die Villa Gaisberg 59 des Herrn Stadtrath Leimbach um den
Preis von 45OVO Mark käuflich erworben.
* (Zum Selbstmord am Scheffeldenkmal.) Der
Fremde, welcher sich am Freitag auf der Schloßterrasse in
der Nähe des Scheffeldenkmals erschossen hat, hatte eine Baar-
schaft von 600 Mark bei sich und entstammt einer guten
Familie aus Krohingen bei Freiburg, Namens Thum. Ein
der hiesigen Kriminalpolizei vor der That übermittelter Brief
enthielt folgende Bestimmungen: Erstens daß man ihm aus
dem bei ibm sich vorfindenden Gelbe nach vorheriger Verbrennung
eine anständige Ruhestätte bereite, zweitens seinem Bruder von
seinem Schritte Kenntniß gebe, sowie im Falle, daß sich ein
gewisses Fräulein gleichfalls erschießen sollte, dieselbe ebenso
auf seine Kosten b.erdigen möge.
* (Selbstmord.) Die Selbstmorde scheinen in jüngster
Zeit wieder einmal auf der Tagesordnung zu stehen, als seien
sie Dinge, die zu unserem heutigen Leben einfach gehörten.
Nachdem erst am Donnerstag der Selbstmord am Scheffel-
denkmal vorgekommcn, ist auch am Samstag Vormittag schon
wieder ein solcher begangen worden und zwar von dem 24
Jahre alten verheiratheten Schneider Johann Georg Schäfer
in seiner Wohnung am Heumarkt, lieber eine Veranlassung
zu der That weiß man noch nichts.
Handelsnachrichten.
Heidelberg, 7. Jan- (Marktpreise.) Heu per Centner
Mk. 4.80 bis 5.20, Stroh per Ctr. Mk. 2.80 bis 3.—. Butter
in Pfund Mk. 1.20 bis 1.25. Eier per Hundert M- 7.50 bis
8.50, per Stück 8 bis 11 Pfg., Kartvff.l per Ctr- Mk. 2.50
bis 2.80, Aepfel per SO Ko. Mk. 11.— bis 12.—. Birnen per
50 Ko. 10.— bis 15.—, Nüsse per Hdt- 45 bis 50 Pfg.,
Zwiebel per Pfd. 11 bis 12 Vfg-, Kastanien per Pfd. 15 ois
20 Pfg., Gelberüben per Pfd- 5 Pfg., Schwarzwurzeln per
Pfd. 20 bis 25 Pfg., Knoblauch per Pfd. 25 bis 30 Pfg.

A l' l' e r e i.
— (Ein neues Mo rd i n str u m e nt.) Eine
wichtige Entdeckung im Gewehrwesen soll gegenwärtig die
Heeresverwaltung Oesterreich-Ungarns beschäftigen. Das
„R. Wiener Tagebl." theilt darüber folgende Einzelheiten
mit: „Von einem Uhrmacher, der schon verschiedene
glückliche Erfindungen auf Waffentechnischem Gebiete ge-
macht hat, ist vor einiger Zeit dem Kriegsministerium
eine Vorrichtung unterbreitet worden, welche, an dem
Mannlicher-Gewehre angebracht, dasselbe zum Selbstschuß
auf jede beliebige Entfernung geeignet macht. Zur An-
wendung dieses automatischen Repetirgewehrs gehört bloß
die Voraussetzung, daß bei einer Abtheilung einige wenige
Leute sind, welche es verstehen, mit einer gewissen Sicherheit
die Entfernung abzuschätzen, über welche geschossen werden
soll. Ist einmal die Entfernung ermittelt, so werden die
Aufsätze der Gewehre auf die gewisse Entfernung ge-
stellt, und der Mann hat nunmehr nichts anderes zu
thun, als das Gewehr aus der reglementsmäßigen Stellung
„Fertig" langsam zu heben, selbstverständlich horizontal,
mit der Mündung gegen das angegebene Ziel gerichtet,
und der Schuß geht in dem Augenblick ganz von selbst
los, wo das Gewehr, den der ermittelten Entfemung
entsprechenden Elevationswinkel erreicht hat. Auf diese
Weise kann der Soldat fünf Kugeln, so viele als nämlich
das Magazin des Mannlicher Gewehres enthält, abge-
geben, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Die
Schüsse gehen nach einander los, und der geschilderte
Vorgang wiederholt sich mit dem Einschieben eines jeden
neuen Magazins. Es kommt dabei ein Unterschied in
der Qualität des Schützen gar nicht in Betracht, und die
Treffer werden mit absoluter Sicherheit gemacht. Die Vor-
aussetzung ist selbstverständlich, daß ein möglichst richtiges
Abschätzen der Entfernung stattfindet. Bei verschiedenen
Corps-Commandos werden seit einiger Zeit mit dem neuen
Apparat welcher sich an dem Gewehr mit geringen Kosten
anbringen läßt, Versuche gemacht, und hierbei er-
zielten Ergebnisse haben alle Fachmänner mit
Staunen und Bewunderung erfüllt. Das Wesen
der Erfindung ist das Geheimniß des betref-
fenden Uhrmachers, der daraus bereits ein Pa-
tent erworben hat." Wir können die Beschreibung dieses
wunderbaren Gewehres nicht ohne Kopsschüttcln lesen.
Napoleon III. würde sagen: Eine Erfindung, welche be-
rufen ist, der Menschheit und der Civilisation große
Dienste zu leisteu.
— (Ein schreckliches Drama auf dem

Meere.) Eine furchtbare That ist vor einigen Tagen
ans Licht gekommen. Es handelt sich um das infame
Benehmen der Offiziere des argentinischen Panzerschiffes
„Rosales", zur Zeit als das Schiff auf der Fahrt
nach Spanien, wo es sich anläßlich der Columbusfeste
an der Flottendemonstration in Huelva betheiligen sollte,
Schiffbruch litt. Ein furchtbares Unwetter war herttn
gebrochen. Der Schiffscapitän Funes ries die Offiziere,
und den Steuermann z i sich und befahl ihnen, die
ganze 50 Mann starke Schiffsmannschaft betrunken zu
machen, damit sie nicht im Stande sei, die Schaluppen
zu besteigen, mittels welcher sich das Offiziercorps in
Sicherheit bringen wollte, mit anderen Worten: die
ganze Bemannung sollte deni sicheren Tode preisgegeben
werden. Der Befehl wurde pünktlich ausgeführt: aber
als die unglücklichen Matrosen trotz ihrer Trunkenheit
merkten, daß nian sie auf dem Untergange geweihten
Wrack, das schon nach kurzer Zeit von den Wellen ver-
schlungen werden mußte, zurücklassen wollte, richteten sie
herzzereihende Bitten, Klagen und Proteste an den Kom-
mandanten Funes. Vergebens; der Kapitän und alle
Offiziere traten den berauschten und entwaffneten Ma-
trosen mit dem Revolver in der Hand entgegen und zwan-
gen sie auf Deck zu bleiben; zwei Matrosen, die sich
widersetzten, wurden niedergeschossen, alle anderen wurden
zu einem grausamen Todeskampfe verdammt. Nachdem
sie in eine Zwischendeckskajüte eingepfercht worden waren,
wurde über ihnen die Schiffslucke verschlossen und zu-
genagelt. Die Rettungskähne mit den „heldenmüthigen"
Offizieren entfernten sich und die „Rosales" mit ihrer
Menschenfracht wurde von dem Orkan fortgerissen und
zerschellte an einer Klippe. Ein Italiener, Namens
Battaglia, der auf der „Rosales" Heizerdienste verrichtete,
konnte sich retten, weil er nicht betrunken war und sich überdies
des Schutzes eines der Offiziere erfreute. Er war es,
der jetzt über die schreckliche Szene berichtet. Alle Offi-
ziere der „Rosales" werden gegenwärtig aui einem argen-
tinischen Kriegsschiff gefangen gehalten. Mit Ungeduld
erwartet das Land, daß Licht über die traurige Geschichte
verbreitet werde und daß die elenden Offiziere das To-
oesurtheil treffe, wenn es wahr ist, daß sie sich des uner-
hörten Verbrechens schuldig gemacht haben. Die „Rosales"
ist trotz der von der argentinischen u. uruguayischen Regierung
angestellten Nachforschungen nicht wieder gefunden worden,
und keiner von den 50 Matrosen, die ihre Bemannung
bildeten, blieb am Leben.
Neueste Nachrichten.
Vertin, 7. Jan. Ein Weißbuch über Samoa wird
dem Reichstage Anfangs nächster Woche zugehen. — Das
Herrenhaus wird am 26. oder 28. Januar seine
nächste Plenarsitzung abhalten.
Belgrad, 7. Jan. Der Kultusminister Boschkowitsch
ist gestorben. Die Beerdigung findet a f Staatskosten
statt.
Newyork, 7. Jan. Ueber die in Bankersville (Nord-
carolina) gemeldeten Kämpfe zwischen einer Anzahl mas-
kirter Personen und den das dortige Gefängniß über
wachenden Gensdarmen sind bisher bestätigende Meldungen
nichr eingegangen. Man will die Richtigkeit der Nach-
richten bezweifeln- Der Verkehr mit Bankersville ist seit
zwei Tagen durch Schnecstürme gestört.

Wjff" Mittheilungen über wichtigere Tages-
vvrkvmmnifse bitten wir — gegen entsprechende
Vergütung unserseits — rasch, wenn auch nur
kurz notirt, an uns gelangen zu lassen. Eben-
so werden anch anderweitige interessantere,
für die Oesfentlichkeit geeignete, und dein all-
gemeinen Interesse entsprechende Aufsätze u.
dgl. in unserm Blatt stets Berücksichtigung
bezw. Aufnahme finden.


Hochachtungsvoll
Verlag n. Redaktion.


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