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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 1 - No. 10 (1. Januar - 12. Januar)
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Paris, 10. Jan. Das Ministerium hat de-
Mission irt. — Im Ministerrath theilte Ribot
mit, er und die Kollegen hätten nach genauer Prüfung
der Situation erkannt, daß ein Interesse vorliege, das
Kabinet zu rekonstituiren. Demgemäß haben die Minister
eine Kollektiv-Demission gegeben. Car not nahm sie
au. Beim Schlüsse des Ministerraths wurde Ribot
von Carnot beauftragt, ein neues Kabinet zu bilden. —
Ribot ist beauftragt, das Kabinet ohne Freycinet und
Loubet neu zu bilden. Bourgeois behält die Justiz, Ribot
übernimmt das Innere.
Paris, 10. Jan. Dem „Eclair" zufolge ist ein
Notizbuch don Charles Lesseps mit neuen auf die
Panama-Affaire bezüglichen Namen beschlagnahmt worden,
daher seien neue Verhaftungen zu erwarten; der Unter-
suchungsrichter werde neuerdings die Genehmigung zur
Verfolgung mehrerer Parlamentsmitglieder verlangen.
England.
London, 10.Jan. Die „Times" meldet ausTanger,
die englische Regierung habe in ihrer Note an die maroc-
canische Regierung dem Sullan nur 48 Sumden Frist
gegeben, um sich zu erklären, ob er die wegen Erschießung
eines britischen Untcrthans aus Gibraltar durch eine ma-
roccanische Polizeiwache verlangte Genugthuung geben
wolle oder nicht.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 10. Januar.
Der Reichstag trat heute, in der ersten Sitzung
nach den Ferien, in die allgemeine Berathung des Gesetz-
entwurfs über die Brausteuer ein.
Der Staatssekretär des Reichsschatzamts, Freiherr v.
Maltzahn, führte aus, daß die verbündeten Regierungen
durch die drei dem Reichstage zugegangenen Steuervor-
lagen lediglich die Deckung der Mehrausgaben aus der
Militärvorlage herbeiführen wollen. Der sofortige Mehr-
bedarf in der Höhe von 46^ Millionen Mark werde
durch die Vorlagen vollständig gedeckt. Die Deckung der
späteren Mehrausgaben aus der Militärvorlage müsse
auch einer späteren Erörterung Vorbehalten bleiben. Ver-
gleiche man die Belastung durch die Brausteuer in Bayern,
Baden und Württemberg mit der Belastung in der Brau-
steuergemeinschaft, so könne eine Erhöhung der letzteren
nicht unbillig erscheinen. Bei dem gegenwärtigen hohen
Nutzen der Gastwirths könne denselben die vorgeschlagene
Mehrbelastung wohl zugemuthet werden.
Goldschmidt (freisinnig) erklärte, nicht die Gast-
wirthe, sondern die Brauereien würden die Mehrbelastung
zu tragen haben und vielfach mit Verlust arbeiten müssen..
Staatssekretär Frbr. v. Mahabir wies gegenüber
Goldschmidt auf die unbestreitbare Rentabilität einzelner
Brauereien hin.
Der bayrische Finanzminister v. Riedel bestritt die
Richtigkeit der von Goldschmidt aufgestellten Behauptung,
daß in Bayern in Folge der Erhöhung der Brausteuer
zahlreiche kleinere Brauereien zu Grunde gegangen seien.
H ug (Centrum) hob hervor, die süddeutschen Staaten
würden durch die Brausteuer nicht direkt berührt, immer-
hin sei aber zu wünschen, daß die Miliimvorlage eine
solche Reduetion erfahre, daß die Erhöhung der Brau-
steuer überflüssig werde.
G a m p (Reichspartei) billigt von den Steuervorlagen
nur die Börsensteuer ganz. Seine Partei habe gegen dir
Brausteuervorlage eine Reihe von Bedenken, hoffe aber,
daß die Vorlage in der Commission eine annehmbare
Gestalt erhalte.

Abg. Rösicke (wild) meint, der Durchschnittsver-
dienst würde durch die Steuererhohsng so gering, daß
viele Brauereien, namentlich kleinere und mittlere, ein-
gehen werden. Die hohen Dividenden einzelner Braue-
reien würden wahrscheinlich nach dem Eingehen der klei-
nrren Brauereien die Steuer aus den Verbrauch abwälzen.
Das Bier würde alsdann entweder theurer oder schlechter
werden. Redner weist dann auf die ungünstigere Lage
des norddeutschen Brauereigewerbes gegenüber des baye-
rischen hin und bemängelt einzelne Berechnungen und die
Beweggründe der Vorlage. Er erwartet deren Ablehnung.
Schatzsecretär Frhr. v. Maltzahn botont die Notwen-
digkeit der Steuererhöhung, auch wenn einen Theil davon
von den Konsumenten getragen würde Die Regelung
der Uebergangsabgabe werde noch vom Bundesrat erfolgen.
Nächste Sitzung: Mittwoch 1 Uhr. Fortsetzung der
heutigen Beratung, sodann Besprechung der socialdeiM-
kratischen Interpellation über die Notstandsfrage.
Aus Wutz und Jern.
* Mannheim, 10. Jan. Hier ereignete sich da-
durch ein gräßliches Unglück, daß das vierjährige Söhn-
chen des Wirthes Schalk einer SpiritÄflamme zu nahe
kam, infolge dessen die Kleider des Knaben Feuer fingen.
Das Kind erlitt schreckliche Brandwunden, die nach
wenigen Stunden seinen Tod herbeiführten.
* Eppingea, 10. Jan. Am Samstag mußte schon
wieder eine Ersatzwahl für ein verstorbenes Gemeinde-
rathsmitglied vorgenommen werden, nachdem erst vor
Kurzem eine gleiche Wahl für einen anderen mit Tod
abgegangenen Stadtrath stattfand. Aus der Wahlurne
ging nun mit 34 Stimmen Herr Gerber Konrad Wirth
hervor.
* Erbach, 10. Jan. In der grast. Brauerei brach
heute Nacht ein größerer Brand aus, dem auch Menschen-
leben zum Opfer fielen. Details sind noch nicht bekannt.
* Heilbronn, 10. Jan. Dem Reichstagsabgevrdneten
Georg Härle wurde gestern im L.dwigshospital in Stutt-
gart der rechte Fuß unmittelbar unter dem Knie amputirt.
Sein Zustand ist bedenklich, doch hofft man bei der
guten Konstitution Harle's, daß er das schwere Kranken-
lager überstehen wird. Obermedizin»lrath Dr. Burckhard
von Stuttgart und Hofrath Dr. lZrb von Heidelberg
führten die Operation aus.
* Unterschicht, 10. Jan. Einem schon längst ge-
fühlten Bedürfniß helfen die Herren Bahnmeister Hert-
weck und Geometer Volk durch Gründung eines Volks
lesevereins ab. Wir haben zwar schon 3 Vereine,
Militärverein, Gesangverein und Kasino, allein letzteres
hat seine statutenmäßige Mitgliederzahl schon längst über-
schritten und nimmt keine neuen Mitglieder mehr auf-
Bis jetzt sind schon 20 Mitglieder dem neuen Bereiw
beigetreten.
* Freiburg, 10. Jan. Der Dekan des Domcapitels
der Erzdiöcese, Prälat Weickum, wurde am Samstag von
einem Schlaganfall betroffen und an der rechten Seite
gelähmt.
* Fürth, 10. Jan. Samstag Nacht entstand bei
der Veranstaltung eines hiesige» Vereins zwischen dem
Sohn eines Industriellen G. und einem Aeutenant H.
ein ernster Wortwechsel. Der Streit wurde auf der
Straße fortgesetzt und endigte damit, daß der Offizier
blank zog und seinen Gegner verletzte.
* Mainz, 10. Jan. Um 3 Pfennige Brückengeld
zu sparen, wollte vorgestern Abend ein bei der Brückenbau-
gesellschaft auf der Gustavsburg beschäftigter Arbeiter

unter der Kostheimer Brücke die Eisdecke des Maine-
überschreiten. In der Mitte derselben brack der Mann
ein und verschwand auf Nimmmerwiedersehen unter dem
Eis.
* Cassel, 10. Jan. Im Städtchen Spangenberg
erschlug der Leibzüchter Kleinschmidt seine Ehefrau.
* Bielefeld, 10. Jan. Ein junger Müller von hier,
der in annover eine Mühle käuflich erworben, ist auf
schreckliche Art ermordet worden. Bei einer Festlichkeit)
in Gesterode bekam er wegen eines Mädchens, das er
nach Hause führen wollte. Streit mit einem jungen Land-
wirth, der ihm schon wegen des Mühlenkaufs gram war.
Auf dem Heimweg wurde das Liebespaar von dem Neben-
buhler überfallen. Das Mädchen wurde durch einen
Schlag auf den Kopf betäubt, während der junge Müller
durch einen Messerstich in die Brust tvdt niedergestreckt
wurde. Nach der That begab sich der Mörder in seine
elterliche Wohnung und erhängte sich daselbst.
* Trier, 10. Jan. In dem Prozesse gegen den
Pfarrer Stock wegen Entführung eines evangelisch ge- i
tauften Kindes behufs Erziehung in einem katholischen
Kloster wurden gegen Stock neun Monate, gegen die :
Mutter des Kindes, Witwe Ludwig, sechs Monate Ge-
fängniß beantragt. Der Urtheilsspruck erfolgt am
Donnerstag.
* Köln, 8. Jan. Gestern Abend spielte in einer hie-
siegen Wirthschast ein Metzgersbursche mit einer Granate.
In dem Glauben, das Geschoß sei ungeladen, steckte er i
eine brennende Cigarre hinein. Die Granate erplodirte
und richtete eine furchtbare Verwüstung an. Sämmtlichc :
Fensterscheiben, Flaschen und Gläser wurden zertrümmert. ,
Sieben Personen, darunter der Metzgersbursche und der
Wirtb wurden verletzt.
* Lunten, 10. Jan. Oberstaatsanwalt Hamm aus
Köln und der Erste Staatsanwalt Baumgard. sind der
„Köln. Ztg." zufolge Hierselbst eingetrvffen, um bezüglich )
des Knabenmordes weitere Untersuchungen vorzunebmen. !
* Berlin, 10. Jan. Vom 1. April 1893 ab wird
bekanntlich auch für den äußeren Dienst auf den deutschen !
Eisenbahnen die mitteleuropäische Zeit eingeführt
werden. Auch die Fahrpläne werden von diesem Zeit-
punkte ab nur noch Angaben in mitteleuropäischer Zeit :
enthalten. Die letztere soll überhaupt im ganzen Deutschen
Reich an Stelle der bisherigen Ortszeit treten, da andern- !
falls eine heillose Verwirrung entstehen würde. Der
Reichstag wird sich hoffentlich mit der Verabschiedung des
betreffenden Gesetzentwurfs, der an eine Kommission ge- j
wiesen worden ist, derart beeilen, daß die Einheitszeit
auch für' das bürgerliche Leben bereits am 1. April dieses !
Jahres eingefübrt werden kann. Ohne' Unzuträglichkeiten
und Schwierigkeiten wird es ja Anfangs trotzdem nicht
abgehen, zumal der Zeitunterschied an manchen Orten
mehr als eine halbe Stunde betragen wird. Aber all-
mälig urird sich die Bevölkerung gewiß auch in diese
Neuerung einleben und dann wird auch auf diesem Ge- j
biete die volle Einheitlichkeit als ein großer Fortschritt -
erkannt und anerkannt werden.
* Potsdam, 10. Jan. Ein erschütternder Vorfall
hat sich- in der Nähe? vvn Potsdam ereignet. Der 16jäh- -
rige Sobn des Gutsbesitzers H. bat sich von seinem
6jäbrigm Bnrver erschießen lassen, und zwar in der
; Weise, daß er, auf einem Stuhl sitzend, die Mündung «
seines Gewehres auf sein Herz richtete und die Waffe
dann son seinem kleinen Bruder abfeuern ließ. Er wurde
auf der Stellt getödtet.
Pieschen, 10. Jan. Der Schüler Banafinski aus

düng seiner Arbeit in so wenigen und hastigen Worten
mit, daß ihm dieser ganz verwundert und kopfschüttelnd
nachblickte. ' ' (Fortsetzung folgt.)
Meines JeuitteLon.
(Nachdruck verboten.)
Altes md stcilks
ms der Geschichte badischer Ketschastes.
Auf Grund älterer Werke von Friedrich Kley.
Handschuhsheim.
(Schluß.)
Könnte man die Zunahme der Einwohnerzahl als aus-
schließlichen Erweis für die Güte eines Gemeindewesens geltend
machen, so sprächen auch Zahlen zu Gunsten Handschuhsheims,
denn die Zahl feiner Bewohner hat sich, wie in der Regel
nur in besfersituirten Ortschaften der Fall, in einem verhält-
nismäßig kurzen Zeitraum ziemlich bedeutend vergrößert.
Allein schon innerhalb der letzten 45 Jahre wuchs dieselbe
um nahezu 1000 Köpfe, denn im Jahre 1847 zählte der Ort
2143, 1»85 schon 2725 und gegenwärtig 8080 Einwohner.
Spuren vergangener Zeiten
finden sich in Handschuhsheim noch mehrfach vor. Vor allem
erinnern hier "die Ruinen eines alten Schlosses oder einer
Tiefburg an die Edlen von Handschuhsheim, welche dasselbe
im Besitz hatten. Außer jenem existirte hier noch ein zweites,
spätergebautes Schloß, das bedeutender und umfangreicher
war als das erstere, jedoch ist dasselbe ebenfalls der Zer-
störung anheimgefallen. Im 16. Jahrhundert ließ ein Frei-
herr Joseph von Helmstatt, nachdem beide Schlösser in den
Besitz seines Geschlechts gekommen, die Ruinen zum Theil
niederreißen und auch den Burggraben ausfüllen. 1609 baute
sodann der pfälzische Oberst Strup noch ein kleineres Schloß,
das 1659 an Philipp Ernst von Venninge!» kaufswcise über-
ging und von diesem 1665 an Joseph von Jungwirth wieder-
verkauft wurde. Als darauf in dem Zerstörungsjahre 1689
unter den Händen der französischen Mordbrenner ganz Hand-

sckuhsheim ein Raub der Flammen wurde, brannte auch
dieses Schloß bis auf den Thurm a-o- Erst später, nachdem
es 1762 an Johann Ludwig von Harscher und 10 Jahre
darauf an den Waiscnhausschaffner Karl Roctmann über-
gegangen war, wurde es im Jahre 1896 von Karl Adolf
Uhde aus Bremen wieder hcrgest-ellt. Derselbe legte auch
einen hübschen Garten dabei an-
Im Anfang des 16. Jahrhunderts wurde in Handschuhs-
heim auch ein Nonnenkloster errichtet, doch hat dasselbe nicht
lange bestanden, bald darauf wurde es wieder aufgehoben.
In dem sogen- „Nonneirgarten" an der Westseite der Kirche
finden sich noch Spuren von diesen«. Kloster, das unter der
Bezeichnung der „Jungfrauen- in der Klause" »der auch der
„Mutter und Schwestern in der Klause" in Urkunden des
16- Jahrhunderts sswie^im Lorschcr Codex erwähnt wird.
Wunderlich-naiv ist die Sago, die bezug ich der Stiftung jenes
(oder eines solchen) Klosters .rfunden worden ist: Ein Ritter,
der sich der Liebe und dem Dienst der heiligen Katharina
geweiht, wird von feinem Weib der Untreue bezichtigt, weit
'sie nicht weiß, daß feine häufigen Gänge zur Kirche jener
Heiligen gelten. In Zorn und Verzweiflung tödtet sie sich
daher. Sauet Katharina aber giebt ihm, als er sie im
Schrecken über diese That anfleht, den Trost, sein Weib fei
wieder zum Leben erwacht. Dabei übergiebt sie ihm einen
weißen Handschuh, den er fortan auf seinem Helm trägt- In
per That ist denn auch sein Weib wieder zum Leben zurück-
gekehrt und dankt nun selbst, versöhnt mit ihm, der Heiligen,
daß sie durch ihre Fürbitte wieder lebt und ihre Sünde noch
sühnen kann. Das poetisch formirte Märchen schlicht dann:
„Die Frau ließ d'rum ein Kloster bauen,
Die Hcil'gc im Gebet zu schauen.
Der Ritter zog in's heil'ge Land,
Vom Handschuh große Kraft empfand . - .
Ein Dorf thät sich um's Kloster bauen
Dort ist der Handschuh noch zu schauen,
llnd manch' ein Lied und manch' ein Reim
Preist noch die Herrn von Handschuhshcim-"
Jedenfalls hat freilich diese Sage, der man die Erfindung
ansieht, zu wenig von jenem Charakter an sich, der einer
echten (Volks-) Sage eigen zu sein pflegt, geschweige denn,
daß damit etwas Historisches gegeben wäre über die Gründung
eines Klosters- oder gar über den Ursprung des Namens
HandschuhSheim-

Der Ursprung des Namens HanSschrrhsheim
ist, wie von vornherein zu bemerken, schwer nachzuweisen und-
auch nirgends noch-nachgewiesen- Die BolksiKemung, besonders
wem«, man ihr mir Fabeln hilft-, begnügt sich allenfalls damit,
das „heim." in Zusammensetzung mit „.Handschuh" für etwas
Selbstverständliches zu halten,, jedoch-ander-S bei den eingehen-
der Forschenden, die hinter diesem „Handschuh" das fünf-
fingerige Bekleidungsstück nicht finden wollen- Das „Neue i
Archiv der Stadt Heidelberg" glaubt z- B. in der alten., in i
einer Urkunde von 788 Vorkömmenden Form „AnSscueShrim" !
der Entstehung des Namens auf die Spur gekommen za sein-
Darnach müßte etwa die erste Namcnsbedeutung — weil
„Ans" altdeutsch Gott heißt und „seioh" soviel wie schüchtern,
furchtsam bedeutet — Aüs-scivb-heim gelautet haben. Das
würde dem Sinn nach etwa bedeuten: die Wohnung oder
das Heim eines „Gottesfürchtigen", ähnlich wie man z. B-
die Eigennamen Gottlob oder Gotthold mit einem „heim"
verbinden könnte. Allein so wenig erwiesen ist, daß unser
Ortsname sich von „Handschuh" unbedingt nicht ableitet,
noch ableiten kann, so wenig ist erwiesenj daß er von einem
„Ans-scioh" oder «son Anderen angeführten ähnlichen alten
Worten herstammt. Wenn es nach Handschuh als Bekleidungs-
stück ginge, dann freilich hätte man es ebenfalls mit etwas j
sehr Allein zu thun, denn Handschuhe kannte schon das Alter- j
tlmm, Handschuhe kannten schon die alten Perser, Römer,
Griechen, und bei den Deutschen waren sie bereits schon iM;
8. Jahrhundert etwas ganz Allgemeines geworden Welche:
Rolle überhaupt der Handschuh im Mittelalter gespielt hat, -
ist keine unbekannte Sache. Trotzalledem ist mit Geltend-j
machung dieses Umstandes nichts gewonnen, denn es handelt j
sich hier eben nicht um den Ursprung des Handschuhs an sich,,
sondern um die ursprüngliche Form eines Wortes, das
nach mancherlei sprachlichen Umbildungen in unserm Orts-
namen jetzt Handschuh lautet. Gewiß sind nur im Laufe
der Zeit stattgehabte Dialectwandlungen, so daß u. a- der
ursprüngliche (unbekannte) Name nacheinander lautete:
Hantscues-, Handscucs-, Anscucshcim, Hentesem, (1-92) Heut-
schuchsheim, (1600) Handschuchs- und schließlich Handschuhs-:
Heun. Zugleich liegt aber auch gerade in diesem Formen-
wandel die HauptwahrscheinUchkeit, daß der ursprüngliche,
Sinn des Namens nichts mit „Handschuh" zu schaffen hatte-
Es gingen also seit dein (unentdcckten) Ursprungsnamen erst
allerlei Formen voraus, bevor man sagen konnte wie heute:,
Mir sinn in — Hendese dahaam.
 
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