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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 21 - No. 30 (25.Januar - 4. Februar)
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Parade mit Musik. Der festliche Zug bewegte sich vom
Gasthaus zum „Löwen" aus nach der evangelischen Kirche.
An dem Festact in der Kirche betheiligte sich der evangelische
Kirchenchor durch Vortrag einiger gut ausgefübrten Chöre,
sowie auch die Feuerwehr. Sehr ansprechend waren auch
die declamatorischen Vorträge seitens einiger Schulkinder.
So wurde auch von dieser Seite der kaiserliche Geburts-
tag in würdigster Weise begangen.
— Eppelheim, 30. Jan. Gestern Nachmittag uni
3 Uhr fand hier im Gasthaus „zur Krone" eine öffent-
liche Vorsainmlung des Ortsvereins der Bauhandwerker
(H. D.) statt. Als Referent fungirte Herr Wilhelm
Gleichauf aus Mannheim und war das Thema der
Tagesordnung: Die Zwecke und Ziele der deutschen Ge-
»verkvereine mit besonderer Berücksichtigung der Bäuband-
derker. Die Versammlung war ziemlich zab.reich besucht.
o Nom Odenwald, 27. Jan. Vor einigen Tagen
Vormittags hörte ein Mann, Namens Fath von Altenbach,
welcher z.fällig in dem Ursenbacher Walde bei der sogn.
Brückcnmühle zu thun hatte, Hilferufe. Er ging darauf
zu und fand im Schnee, schon halb erstarrt, den Schneider
Gg. Adam Junghans von Wilhelmsfeld. Da er denselben
dicht allein fortschaffen konnte, holte er Hilfe in der nahen
Brückenmühle. Junghans war am Tage vorher nach
Heidelberg und einigen Orten an der Bergstraße gegangen
and wollte von Schriesheim aus nach Hause, wobei er
sich wohl beim „Neuen" zu lange verweilte, und dann
von dessen hcimlückischen Geist irre geführt wurde, denn
die Stelle, wo er gefunden wurde, liegt weit abseits von
dem Wege von Schriesheim nach Wilhelmsfeld. Junghans
soll sich jetzt ziemlich wohl befinden.
* Speyer, 28. Jan. Wie der „Pfalz. Cur." meldet,
wird hier seit dem 19. d. M. der Amtsanwalt Gessinger
vermißt. Der junge Beamte hat erst vor kurzem ein
hiesiges Amt angctreten.
* Kork, 28. Jan. Hier fand ein Knecht des Schwanen-
wirths Keck vor einigen Tagen hinter der Scheuer eine
Henne mit acht Küchlein, welche zwischen der Wand auf
dem Komposthaufen während fußhohen Schnees und 15
Grad Reauniur Kälte ausgebrütet worden, ein Ergebniß,
gegenüber welchem alles Kunstbrüten nicht aufkommen
kann. Der Schwanenwirth will versuchen, die Küchlein
in warmen Räumen aufzuziehen.
8 Offenburg, 28. Jan, Das Gypsmodell unseres
Kriegerdenkmals ist nunmehr fertiggestellt und zum Guß
dach Berlin abgegangen; ebenso wurde die Tafel mit
den Namen der von hier zum Kriege Ausmarschirten zum
Guß gegeben, so daß als sicher angenommen wird, daß
die Enthüllung des Denkmals in Verbindung mit dem
allgemeinen badischen Kriegervereinstag, wie in Aussicht
genommen, Sonntag, den 4. Juni d. Zs., stattfindet.
* Baden-Baden, 28. Jan. Es dürste auch einen
größeren Leserkreis interessiren, zu wissen, welche Summe
kür Preise auf deutschen Rennbabnen im verflossenen
Jabre ausgesetzt waren. Danach kam die schöne Summe
von 2 317 148 M, 70 Pfg. zum Wettbewerb. Am
Zustandekommen dieser Summe hatten sich betheiligt:
der Unionclub mit 632 770 M-, die übrigen Vereine
Mil 1258 970 Mk. der preußische Staat mit 209 500
Mk. der bayerische Staat mit 1200 M., die Graditzer
Gestütsverwaltung mit 144 953 M. 70 Pfg., private
Beiträge 69 755 Mk. Zur eingangs erwähnten Summe
kommt noch der Ertrag der Einsätze und Reugelder mit
866 986 Mk., sodaß insgesammt 3 184 134 Mk. 70 Pfg.
als Rennpreise verwendet wurden. Letztere Summe ver-
teilte sich auf 886 verschiedene Rennen während 160
Renntagen und brachte 5435 Pferde an den Staat.
* Stuttgart, 28. Jan. Ein Liebesdrama fand
gestern in Unterboihingen statt. Der verschmähte Lieb-
haber verwundete eine zum Brunnen gehende Tochter
achtbarer Eltern durch zwei Schüsse tödtlich, dann ent-
leibte er sich selbst durch einen Schuß in den Kopf.
* Stuttgart, 28. Jan. Eine vernichtende Ver-
vrtheilung der Soldatenmißhandlungcn hat, wie der „Be-
obachter" mittheilt, kürzlich der Oberst des 3. Infanterie-
regiments in Ludwigsburg ausgesprochen. Dort hatte
iich ein Rekrut aus Furcht vor Strafe einen Finger der
linken Hand abgehauen, um vom Dienst freizukommen.
Die Unteroffiziere suchten das Motiv der Selbstverstüm-
melung zu vertuschen. Der Oberst äußerte daraufhin
»vr den Offizieren, er halte jeden Vorgesetzten, der einen
Airtergebenen prügele, für ehr- und charakterlos, weil der
Beleidigte nicht im Stande sei, mit gleicher Münze heim
'^bezahlen, ohne sich der schwersten Strafe auszusetzen.
Der Mannschaft werde er persönlich von ihren Rechten
lagen und jeden Soldaten auf das Härteste strafen, der
M irgendwelche Mißhandlungen gefallen läßt. (Uni
Nachahmung wird gebeten. D. Red.)
' Halle, 28. Jan. Die „Saale Zeitung" theilt mit,
Professor Koch besuchte heute Morgens nochmals Niet-
eben. Nachmittags kehrt er nach Berlin zurück. Die
^Pedemie könne demnach als lokalisirt betrachtet werden.
* Berlin, 28. Jan. Die Central markt balle
jlt heute nieder gebrannt. Gegenwärtig sind noch
Mnf Feuerwebrzüge mit der Aufräumung beschäftigt. Die
Höhe des Schadens ist noch nicht übersehbar, wird
^er auf Millionen geschätzt. Durch den Brand sind
^ele kleine Handelsleute geschädigt. Die
^ßeisernen Träger sind von der Hitze theilweise ge-
^Molzen und müssen durch neue ersetzt werden. Bis
AusweclMmg muß die Halle geschlossen bleiben.

Gerüchtweise verlautet, sämmtliche vorhanden gewesenen
Maaren seien versichert.
* Berlin, 28. Jan. „Wer den Pfennig nicht ehrt,
ist des Thalers nicht werth, heißt's im Sprichwort, aber
man kanns auch übertreiben, wie folgender drollige Vor-
fall zeigt: Auf dem Postamte 43 (Neue Königsstraße)
ist folgende Bekanntmachung ausgehängt: „Als unbestell-
bar ist zurückgekommen die am 2. d. M. zwischen 4 bis
5 Uhr nachmittags aufgelicferte Postanweisung Nr. 77
über einen Pfennig, an Herrn A. in der L.-Straße
adressirt. Absender ist der Kaufmann I. in der L.-Straße."
Dazu schreiben hiesige Blätter: „Herr I. verkeime bis
Ende vorigen Jahrrs in dem A.'schen Wirthshause und
blieb einen Pfennig schuldig. Infolge eines Streites
blieb er darauf fort, und aus Aerger darüber sandte der
Wirth ihm am 1. Januar einen eingeschriebenen Brief,
worin er um Zahlung des schuldig gebliebenen Pfennigs
ersuchte. I. sandte sofort diesen Bettag durch Postan-
weisung ein, der Wirth aber verweigerte die Annahme,
weil I. das Bestellgeld von 5 Pfennig vergessen hatte.
Er hat nun I. verklagt, beide haben Rechtsanwälte ge-
nommen. und für den nächsten Monat steht Termin in
der Sache an."
* Braunschweig, 28. Jan. Der Hausvater des
hiesigen „Rettungshauses", einer auf streng kirchlichen
Prinzipien beruhenden Anstalt wurde verhaftet wegen
des dringenden Verdachtes, sich an den Zöglingen in
unsittlicher Weise vergangen zu haben. Die Sache erregt
ziemliches Aufsehen.
* Pest, 28. Jan. In das Tokoder neue Kohlenberg-
werk drangen aus dem seit 80 (?) Jahren brennenden
alten Bergwerk Kohlengase ein. 19 todte Bergleute sind
aufgefunden worden. Bei der Namenslesung meldeten
sich von 200 Eingefahrenen nur 60.
* Genua, 28. Jan. Der schönste Schneemann, der
je angefertigt worden ist, war dieser Tage hier zu sehen.
Am 14. und 15. Januar herrscht nämlich in der sonst
durch ihr mildes Klima bekannten Stadt an der Riviera
eine eisige Kälte, verbunden mit einem noch nie da-
gewesenen Sturm und Schneefall, so daß der Verkehr
auf Straßen uHd Eisenbahnen zwei Tage lang stockte.
Am 16. nun gab der berühmte Bildhauer Achillc Ca-
nessa einem glücklichen Einfall nach: er kratzte in der
kurzen Zeit von zwei Stunden aus einem 3 in hohen
Schneeblock die wohlgetroffene, den Genuesen besonders
gut bekannte vollständige Büste des Weltentdeckers Chri-
stoforo Colombo auf einem mit dem Wappen Italiens
gezierten, prächtigen Postament heraus. Ganz Genua
hatte seine Helle Freude an diesem schönen Product künst-
lerischer Laune. In wenigen Tagen sind von diesem
Schneemann 2500 Photographien verkauft worden. Alle
Achtung vor Herrn Canessa'
Loccrse HMtttzeiL'ungen.
Heidelberg, 28. Januar-
X (Kaiserball.) In der „Harmonie" hielt gestern
Abend der hiesige „Militärverein" seinen Kaiserball ab. Der-
selbe war sehr gut besucht. Im Verlauf desselben hielt auch
Herr Premierlieutnant Hofpauer eine Ansprache, bei der
er ein Hoch auf Kaiser und Großherzog ausbrachte, in das
alle Anwesenden begeistert einstimmten. Im übrigen nahm
der Ball in jeder Weise den schönsten Verlauf.
/X (Faschingsverguügitngerr.) Am Samstag Abend
hielt die Gesellschaft der „Harmoni e" einen sehr zahlreich
besuchten Maskenball ab. Der Ball fiel in jeder Beziehung
aufs schönste aus- — Am gleichen Abend veranstaltete auch
der „Zitherverein" in den Räumen der „Bürger-Casino-
Gesellschaft" ein Maskenkränzchen, das als wohlgelungen zu
bezeichnen ist. — Auch am gestrigen Sonntag-Abend fanden
wieder mehrere Faschingsvergnügen statt- Zunächst zu erwähnen
der „große Faschings-Herren-Abend" des „Liederkranz"
im Vereinshaus in der Bienenstraße, der, wie gewöhnlich,
auch diesmal das Gepräge echten Faschinghumors trug. —
Ferner nahm auch das Masken-Kranzchen des Gesangvereins
„Liederhalle" im großen Zwingersaal einen für alle
Äetheiligten wohlbefriedigenden Verlauf.
4- (Maskenkränzchen -eS „Bürger-Casino".) Ein
bewegtes, fröhliches Treiben herrschte gestern Abend in den
Sälen des „Prinz Max", wo die „Bürger-Casino-Gesellschaft"
ihr Maskenkränzchen abhielt. Unter sehr zahlreicher Be-
theiligung kam ein reichhaltiges, prächtig entworfenes Faschings-
Programm zur Aufführung. Dasselbe umfaßte u. a. ein
„großartiges Intermezzo" von 8 Clowns, ein großes arabisches
Potpourri, vor allem ein „Concurrenz-Ouadrille-Reiten", das
von bedeutendster Wirkung war- Namentlich waren die dabei
bethätigten 9 „Vollbluthengste" köstliche Exemplare. Es folgte
dann noch der „Carneval in Venedig", Verloosung eines
Pferdes rc. Auf all die gebotenen Herrlichkeiten näher einzu-
gehen, gestattet leider dieser Raum nicht, doch ist alles in
allem nur zu sagen, daß die Veranstaltungen des Abends
durchweg höchst gelungene waren und ohne Frage Theilnehmern
und Zuschauern ein großes Amüsement bereitet haben.
O (Tnrnervund.) Gestern Nachmittag hielt der hiesige
„Turnerbund" in seinem Vereinslocal zum „Faulen Pelz"
seine ordentliche Hauptversammlung mit Abrechnung und
Turnrathswahl ab. Nach Eröffnung der gut besuchten Ver-
sammlung durch den 1. Vorstand, Herrn H. Dörr, berichtete
dieser zunächst über den schon in diesem Blatte näher besprochenen
Gauturntag in Mannheim. Sodann erstattet« derselbe aus-
führlich Bericht über das verflossene Jahr, das für den Verein
wiederum sehr günstig und in mancher Beziehung nicht ohne
Bedeutung war. Hieran anschließend gab der Rechner de«
Vereins, Herr I. A- Schmitt, einen übersichtlichen Bericht
über den Stand der Kasse, demzufolge die Einnahmen
Mk. 1547,39 und die Ausgaben Mk. 1518,54 betrugen, mithin
ergab sich ein Kassenbestand von Mk- 28,85. Nach Richtung-
stellung der ganzen Rechnungsführung durch die beiden Revi-
soren wurde dem Rechner sodann als Dank durch Erheben
von den Sitzen Entlastung ertheilt- Des Ferneren berichtete
sodann der Bücherwart, Herr FrieS, über die Bücherei und
ist dem Bericht zu entnehmen, daß dieselbe z. Zr. auS 313
Bänden verschiedener guter Werke bestehe und von den Mit-
gliedern recht fleißig benützt werde. Bei der nun vorgenommenen !

Wahl eines Wahlcommissärs, der den Wahlgang des neu zu
wählenden Turnraths zu leiten hatte, wurde mit einigen Aus-
nahmen der bisherige Turnrath wiedergewählt und brachte
nach Begrüßung desselben dnrch den Wahlleiter der Vorsitzende
den Ausscheidenden den Dank des Vereins für ihre bisherige
Thätigkeit dar. Hierauf wurde nach einigen Mittheilungen
über den am nächsten Sonntag in den Sälen dea Bürger-
Casino-Gesellschaft stattfindenden Maskenball die Versammlung
geschlossen.
Handelsnachrichten.
Heidelberg, 28. Jan. (Marktpreise.) Heu per
Ctr. Mk. 5.— bis 5.30, Stroh per Ctt- Mk. 2.80 bis 3.—.
Butter in Ballen Mk- 1.05 bis 1.15, Butter in Pfd. Mk. 1.15
bis 1.25. Eier per Hundert Mk. 8.50 bis 9.—, per Srück
9 bis 12 Pfg-, Kartoffeln per Ctt. 2.50 bis 3 Mk-, Aepsel
per Pfund 8 bis 14 Pfg., Birnen per Pfund 10 bis 18 Pfg.,
Nüsse per Hdt- 40 Pfg., > Zwiebel per Pfd. 12 bis 14 Nfg-,
Kastanien per Pfd- 12 bis 14 Pfg., Petersilie per Pfd-
Mk. 0.— bis 0,— stnoblauch per Pfd. — bis — Pfg., Gelb-
übren per Pfd. 5—6 Pfg-
A l' s e r s e i.
— (Ein ergötzliches Geschichtchen) macht in
hiesigen musikalisch en Kreisen die Runde. Eine bekannte Sän-
gerin hatte hier jüngst ein Concert angemeldet. Da sie an di:
zur Zeit ebenfals hier weilende Schriftstellerin O. Sch. durch
Bande der Freundschaft geknüpft ist, so lag nichts näher,
als daß eben diese Heldin der Feder der Jüngerin Mel-
pomenes erklärte, „selbstverständlich" ihr Conzert besuchen
zu wollen. In der frohen Hoffnung, unter dem Pub-
likum eine fühlende Brust mehr zu finden, war die
Sängerin gerade im Begriff, sich im Wagen nach dem
Ort des ConccrtS zu begeben, als man ihr ein Brief-
chen nachbrachte. Ani Ziel angelangt, öffnete die Künst-
lerin mit begreiflicher Spannung das duftende Couvert
und la- etwa folgende Zeilen:
„Theuerste Freundin! Die Feder zittert mir in der
Hand, so aufgeregt, so zerwühlt ist mein ganzes Sein
durch die Kunstgenüsse, die Sie mir eben in Ihrem
Konzert bereitet haben. Ich kam nach Hause und wollte
mich zur Ruhe begeben. Aber der Sturm, den Ihr
Gesang, geliebte Schwester in Apoll' hier drinnen erregt
hat, läßt sich so leicht nicht besänftigen. Nein! mein
verzückter Geist sieht Sie noch immer inmitten der jubeln-
den Menge wie eine siegreiche Königin, und durch die
geheimnißvolle Stille der Nacht um mich her klingt mir
Ihre Stimme ans Ohr, Ihre süße Stimme, die mich
gepackt hat mit dem Ungestüm einer Naturgewalt. Da
ich nun morgen abreise, also nicht zu Ihnen fliegen kann,
um an Ihrem Halse mein Entzücken und meinen Dank
auszujauchzen, so sende ich hiermit den Tribut, den ich
Ihrer Größe zolle. Ihr Konzert wird unvergeßlich bleiben
Ihrer O. Sch."
Wenn die Schreiberin das erstaunte Gesicht ihrer
Freundin beim Lesen dieser Zeilen gesehen hätte, wäre
sie über die Pünktlichkeit der Post und ihre- Dienst-
mädchens nicht sehr erbaut gewesen. Warum mußte
Minna den Brief auch einen halben Tag zu früh in
den Kasten werfen!_—_
Neueste Nachrichten.
Berlin, 28. Jan. Der Großfürst Thron-
folger reiste heute Abend 10 Uhr 35 Min. vom
Centralbahnhof ab. Der Kaiser und die Prinzen hatten
ihn nach dem Bahnhofe geleitet, wo auch das Personal
der russischen Botschaft und die Generalität anwesend
war. Die Verabschiedung war sehr herzlich. Der
Kaiser trug russische Uniform, der Großfürst preußische
Husaren-Uniform.
Berlin, 28. Jan. Der Köniz von Württem-
berg ist beute Nachmittag 3 Uhr 10 Minuten nach
Stuttgart zurückgereist. Der Kaiser gab bis zum Bahn-
hof das Geleite, wo eine äußerst herzliche Verabschiedung
erfolgte.
Berlin, 28. Jan. Der Bundesrath hat sich be-
reits damit einverstanden erklärt, daß die durch den Be-
schluß vom 22. vorigen Monats den rumänischen Er-
zeugnissen eingeräumten Vergünstigungen denselben für
die Zeit vom 1. Januar bis einschließlich 31. März d.
I. weiter gewährt werden. — Englische Blätter haben
gemeldet, daß in Erwartung ernster Unruhen unter den
Arabern in Sansibar das deutsche Kreuzergeschwader
daselbst concentrirt werde. An hiesiger maßgebender
Stelle ist von Araberunruhen nichts bekannt. Thatsache
ist, daß das Kreuzergeschwader von Ostasien kommend
Sansibar ankaufen wird. Jedoch bat diese Ordre keiner-
lei besondere Ursache.
' Nom, 28. Jan. Mit einer Majorität von 120
Stimmen hat Giolitti eine dreimonatliche Ver-
tagung der Diskussion über die parla-
mentarische Enquete, worüber er die Vertrauens-
frage gestellt hat, durchgesetzt.
Washington, 28. Jan. Die Regierung erhielt eine
offizielle Bestätigung des Ausbruchs der Revolution
inHavaii. Ein eBostoner Firma erfährt, die Revolution
brach am 14. Januar infolge des Versuches der Königin
die Verfassung umzustoßen aus. Die Bevölkerung ent-
thronte die Königin und setzte eine provisorische Regierung
unter Dole ein. __—_
Beschwerden
lung der „Bürger-Zeitung" wolle man un-
verzüglich an uns gelangen lassen.
Die Expedition.
 
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