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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 21 - No. 30 (25.Januar - 4. Februar)
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guten — sagen mir/ Lotbar! — denn doch
als ein arger Stein des Anstoßes für einen artigen
Ehemann; er sagte ab, aber die spöttischen Reden seines
einstigen Kameraden so vieler vergnügter Stunden brachten
seine gute Absichten schließlich doch zum Wanken und
zum Scheitern. Unter dem Vorwand einer Jagdpartie
verabschiedete er sich von den häuslichen Penaten, und
die kleine Baronesse brachte ihm höchst eigenhändig das
Centralfeuergewehr mit dem lächelnden Waidmannsgruß:
„Viel Pech !" und als besagter Lothar am dritten Tage
heimkehrte — er hatte sich herzlich schlecht amüsirt und
war ein bedrückendes Schuldgefühl nicht los geworden,
— da empfing ihn die Gattin wieder mit einem Lächeln
auf den rosigen Lippen: „Nun? Wie wär's? Und die
Jagdbeute, Du trefflicher Nimrod?" — „Acht Fasanen
und-" — „Und alles mit diesem Gewehr? unter-
brach sie ihn? Er bejahte, sie aber öffnete den Hinterlader
nnd brach in Thränen-Zaus-denn im Lauf stak
ihre Visitenkarte, die sie am Tage der Abreise hinein-
gesteckt, die kleine mißtrauische Baronin! Es ist dem
guten Lothar glücklicherweise gelungen, sein Frauchen durch
ein offenes Geständniß und tiefe Reue zu versöhnen —
nicht gleich freilich, aber doch allmählich! Welche gute
Frau geht denn auch über Weihnachten hinaus mit Streit
in'S neue Jahr! Er durfte neulich sogar wieder nach dem
Club kommen, der reuige Sünder, und da erzählte er
zur Warnung selbst die Geschichte. „Woher hatte aber
Ihre Frau Gemahlin die gefährliche Kriegslist?" fragte
ein Bekannter. Lothar zögerte einen Augenblick — dann
sprudelte er heraus: „Ich hab's auch wissen wollen, und
Asta har's mir verrathen: „Mama machte es immer so,
wenn Papa zur Jagd fuhr." So erben sich Gesetz und
Rechte-!
Durch die Rose.
Ach hätte die Rose doch Flügel,
Sie flöge hinüber zu Dir
Und brächte Dir tausend Grüße
Und Du wüßtest, sie kämen von mir.
O könnte die Rose singen,
Ich sendete sie an dich.
Und sie sänge Dir dieses Liedchen
Und Du dächtest dal ei an mich.
Sic kann nicht fliegen, nicht singen!
Ich bin der Sehnsucht so müd',
Drum fliege ich selber und bringe
_Dir Gruß und Rose und Lied._
Neueste Nachrichten.
Karlsruhe, 31. Jan. Das mit dem 1. Februar
abgeschlossene Viehseuchen-Uebereinkommen zwischen dem
Deutschei. Reich und Oesterreich-Ungarn wird nicht in
Wirksamkeit treten, nachdem sich ergeben hat, daß in
Ungarn die vorausgesetzte Aenderung der Seuchengesetze
nicht abgeschlossen ist; deßhalb ist die Einfuhr von
Rindvieh aus den von der Lungenseuche befallenen
österreichisch-ungarischen Bezirken untersagt. Weiter wird
bedingt, daß eingeführtes Rindvieh von der Grenze
direkt in öffentliche Schlachthäuser zur Abschlachtung über-
führt wird.
Verliu, 31. Jan. An dem heutigen Diner bei
dem Ministerpräsidenten Eulenburg nahmen
theil: Caprivi, Minister und zahlreiche Abgeordnete,
darunter Manteuffel, Erffa, die Grafen Stolberg, Arnim.
Der Kaiser erschien nm 8 Uhr. Das Festessen, bei
deni die angeregteste Stimmung herrschte, fand erst in
später Stunde seinen Abschluß.
Vunzluu, 31. Jan. Durch Umstürzen des Schlittens
wurde der Rabbiner Rubinstein sofort getödtct,
seine Gattin tödtlich verwundet.
Wien, 32. Jan. Aus Belgra'd meldet die „Pol.
Cor." : Die Königin Natalie beabsichtigt einen Besuch
Serbiens im Mai nur falls die Skuptschtina zuvor das
Ausweisungsgesetz aufhebt.
London, 31. Jan. Das Parlament wurde heute
Nachmittag in Abwesenheit der Königin von dem Groß-
kanzler und den übrigen Kommissaren eröffnet. Der
Großkanzler verlas die Thronrede im Oberhause, wozu
auch eine große Zahl Mitglieder des Unterhauses herüber
gekommen war.

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* Schaffhausen, 31. Jan. Eine großartige Schenkung
ist unserer Stadt gemacht worden. Fabrikant Mar Braun
hier hat zu Ehren seiner Gemahlin, geb. Westermann,
der Stadt Schaffhausen 500000 Frcs. überwiesen behufs
Einrichtung eines „Marienstiftes", eines Hospitals für
kranke Frauen und Wöchnerinnen jeder Confession.
* Bayreuth, 31. Jan. Ein Großfeuer zerstörte
Nacht« in Thurnau 8 Gebäude. Mehrere Einwohner
und Feuerwehrleute wurden gefährlich verletzt.
* Erfurt, 31. Jan. Der hiesige Kaufmann Nau-
mann wurde mit 55000 Mk. flüchtig; er fälschte ein
Depot bei der Reichsbank.
* Nietleben, 31. Jan. Der „Hallischen Zeitung"
zufolge sind weder Neuerkrankungcn noch Todesfälle vor-
gekommen. Dagegen sind in Kröllwitz mehrere Mitglieder
einer Familie erkrankt; bei einem wurde die asiatische
Cholera festgcstellt. Es handelt sich um einen Mißbrauch
des Saalwasscrs. Weitere Erkrankungen und Todesfälle
werden aus dem Saalkreisc nicht gemeldet.
* Braunschweig, 30. Jan. Der Lotterie-Hauptkol-
lektcur Kohlstock von hier ist, mit Zurücklassung seiner
Familie, verschwunden. Die Lotterieverwaltung ist um
einen erheblichen Betrag geschädigt (man spricht von 20
—70,000 -46), doch ist die Summe noch nicht festgestellt.
* Graz, 31. Jan. In dem Kohlenbergbau Skalis,
in dem Bezirk Windisch-Grätz, entstand durch Anfahren
eines Gassackes eine Explosion. 4 Knappen wurden ge-
tkdtct, 6 schwer und 5 leicht verletzt. Einer wird ver-
mißt.
* Brüssel, 31. Jan. Der Gemeindcrath bewilligte
20 000 Frs. für die Arbeitslosen. Eine Deputation der
letzteren wird am Mittwoch vom Minister empfangen.
* Kopenhagen, 30. Jan. Eine geheimnißvolle
Mordthat wird aus der kleinen Stadt Hvilfeld in
Jütland gemeldet. Am Dienstag Abend sah ein Spazier-
gänger ein Haus in der Ferne brennen und benachrichtigte
die Feuerwehr. Als diese aber zur Stelle kam, war das
Haus schon abgebrannt, und unter den Ruinen fand
man die Leichen der beiden Bewohner des Hauses,
eines Forst beamten und seiner jungen Frau. Bei
der Frau lag ein Revolver, und es zeigte sich sofort, daß
der Tod der beiden Personen nicht durch den Brand ver-
ursacht worden war, denn die Köpfe der Leichen
waren durch Kugeln zerschmettert. Welches Drama
sich hier abgespielt hat, weiß man nicht. Ob Beide
ermordet worden sind oder ob sie sich selbst getödtet
haben, nachdem sie das Haus in Brand gesteckt
hatten, um jede Spur zu verwischen, wird vielleicht nie
aufgeklärt werden. Das Haus lag einsam und der Vor-
gang hat schwerlich Ze/gen gehabt. Der Forstbeamte, der
in der Umgegend beliebt und geachtet war, hatte sich erst
vor vier Wochen, am Neujahrstage, mit einer jungen,
fremden Dame, die Niemand in der Gegend kannte, ver-
beirathct-
* Kasan, 3l.Jan. In der hiesigen Fabrik rauch-
losen Pulvers explodirten in der Trockenkammer 40 Pud
Pyrorilin. Die Trockenkammer wurde zerstört. 3 Personen
wurden getödtet, 1 verwundet. Eine andere unter den
Trümmern begrabene blieb unverletzt.
* Catania, 31. Jan. Auf der Insel Stromboli
gab es gestern ein starkes Erdbeben. Es folgte eine
heftige vulkanische Eruption.

LoccrL'e Mittheil'ungen.
Heidelberg, 1. Februar-
X (Erfteigeruttg.) Bei der gestern stattgehabten
Zwangsversteigerung der Liegenschaft am Güterbahnhof Nr. 5
des an unbekannten Orten sich aufhaltenden Wirths F. Frisch-
knecht erhielt Herr Malzfabrikant G- Pfützner II von Viern-
heim den Zuschlag um das höchste Gebot von 15 700 Mark.
Der Schätzungspreis der Liegenschaft beträgt 25 300 Mark-
* Für Ladenbesitzer dürfte folgende von der „Köln.
Zeitung" gebrachte Notiz nicht ohne Interesse sein: „Drei Kauf-
leute zu Erkelenz waren unter Anklage gestellt worden, weil
sie an einem Sonnrag Nachmittag außerhalb der festgesetzten
Verkaufszeit zwar die Thür des Geschäftsraumes verschlossen,
jedoch die Läden ihrer «Schaufenster nicht heruntergelassen und
die zum Verkauf ausgestellten Maaren nicht verdeckt hatten.
DaS Schöffengericht in Erkelenz erkannte auf Freisprechung,
weil die Angeklagten keinen Gewerbebetrieb ausgeführt und
durch Verschließen der Thür des Geschäftsraumes zu erkennen
gegeben hatten, daß sie nicht gewillt gewesen, irgend etwas zu
verkaufen. Der von der Staatsanwaltschaft erhobene Einspruch
wurde aus demselben Grunde von der Strafkammer zu
Aachen zurückgewiesen und die durch das Verfahren entstandenen
Kosten der Staatskasse auferlegt. In den Gründen des
Landgerichts heißt es, daß die Ausstellung von Maaren noch
sticht als eine von der Anklage aufgefaßte Uebertretung ange-
sehen werden könne, da auch fcstgestellt worden sei, daß bei
den Beschuldigten nicht der Wille Vorgelegen habe, zu verkaufen.
X (Verhaftung eines Gauners.) Ein hübsches
Gaunerstückchen hat sich dieser Tage hier zugetragcn. An
den Goldwaarenhändler Salomon in Kaiserslautern ging
folgendes Telegramm ein: „Salomon sofort kommen, „Stadt
Vergheim", Heidelberg." Der Empfänger depeschirte darauf
wforr zurück: „Komme nicht ohne Namen^ wer ist da?"
Abermals kam ein Telegramm zurück: „Sofort kommen,
Lißmann." Hierauf begab sich Salomon zunächst zur „Stadt
Vergheim" und von da nach Lißmanns Wohnung in der
llnterestraße. Auch hier traf er den Betreffenden nicht an und
hinterließ deshalb dort, er wolle drüben in Batschauers Trödel-
geschäft warten. Nach 10 Minuten etwa erschien denn auch
sin großer, schlanker Herr, eben der angebliche Lißmann, und
wachre das Angebot, daß er geschmolzenes Gold zu verkaufen
habe, salomon crwiederte jedoch, da Jener nur 1 Pfund
Gold besaß, daß es sich mit 1 Pfund nicht lohne. Auf die
Mage des Fremden, ob Salomon auch Geld bei sich habe,
Antwortete Letzterer, daß er sich vollauf eingerichtet habe.
»Nun gur," äußerte der Fremde, „dann will ich Ihnen sagen,

daß ich meinen weiteren Vorrath Gold in der Uferstraße 12
habe." Jetzt erwachte das Mißtrauen Salomons und in der
Vorgabe, daß Gold erst prüfen lassen zu wollen, begab er
sich mit ihm zu Herrn Großberger, gab diesem einen Wink
und so wurde der angebliche Lißmann durch einen Kriminal-
beamten verhaftet. Wer weiß, was der Gauner gethan hätte,
wenn Salomon ihm nach der Uferstraße gefolgt wäre- Der-
selbe Schwindler ist es jedenfalls auch gewesen, der zu Herrn
Goldarbeiter Henn hier kam und ihn mit nach der Bahn
locken wollte, wo ein Herr angeblich sich mit seinem Gold-
vorrath befinde- Glücklicherweise wurde aus diesem Manöver
nichts, da der Betreffende verhindert war, mitzugehen.
O (Maskenkränzchen.) Nachdem am Samstag und
Sonntag Abend von verschiedenen Vereinen, unter denen der
„Zitherverein", wie uns mitgetheilt wurde, sich nicht befand,
Maskenkränzchen abgehaltcn wurden, wird auch der „Zither-
verein" kommenden Sonntag ein solches veranstalten. Dies
zugleich an Stelle weiterer Anzeige.
ErledigteStellen fürMilitäranwärtcr.
Beim Postamt Offenburg die Stelle eines Briefträgers,
Gehalt 900 Mk., steigt'bis 1500 Mk-, Wohnungsgeld-
zuschuß 108 Mk. Erforderliche Kaution 400 Mk. kann
durch Gehaltsabzüge gebildet werden.
Handelsnachrichten.
Frankfurt, 31. Jan- (Effecten-Societät.) Umsätze bis
6^4 Uhr Abends. Oesterr. Credit Lllsii-sis b. Disconto-
Commandit 183.55-60-40 b- Berliner Handelsgesellschaft 138.50
b. Darmstädter Bank 132.70 b. Dresdener Bank 139.80 b.
Lombarden 81-811/« b- Ung. Goldrente 96.80 b. cpt-, Ung.
Papierrente 86.20 h. cpt-, Gelsenkirchen 136.20 b. Laura 95.70
b. Türk. Loose 27.90 b. Gotthard-Actien 151-90-70-80 b.
Schweizer Central 114.40-10-30 b. Schweizer Nordost 103.50 b-
Union 69-40 b. Jura-Simplon St.-Act. 49.20 b. 5"/g Italiener
92.20 b. ult Februar.
tft/s Uhr: Credit-Actien27I4/u. Disconto 183.40. Meridional
125.70. Henri 64.40. Harpener 127.30. Portugiesen 21.10.
Bei ruhigem Verkehr erfuhren die Course auf den meisten
Gebieten mäßige Abschwächung. M/g Deutsche Reichsanleihe
und Banque Ottomane waren gebessert.
Gestern Abend 6>/„ Uhr sollten Concordia 74.40 notirt sein.
Mannheimer Börse, Effekten. Die Börse verkehrte
in fester Stimmung. Wir notiren: Rheinische Hypothekenbank-
Actien 136.30 G. Pfälzische Hypothekenbank-Actien 131ftz G-
Deutsche Unionbank-Actien 82^ G. Badische Anilin- und
Sodafabrik-Actim 285 b. Westeregeln Alkali-Äctien 115 Vs G.
Hofmann und Schoetensack-Actien 52>/z G- Deutsche Oelfabrik-
Actien 87 G.
Mannheimer Börse, Getreide. Trotz niedrigeren
amerikanischen Coursen blieben die Preise für sämmtliche
Artikel gut behauptet, jedoch fanden nur in Weizen einige
Umsätze statt. Roggen, Hafer und Mais verkehrlos.

Mannheim, 31. Jan- (Producten-Börse-)

30.
31.
30.
31.
Weizen März
17.90
16.95
Hafer März
14.40
14.45
„ Mai
16.85
16.90
„ Mai
14.55
14.60
„ Juli
17.-
17.05
„ Juli
14.95
14.S5
Roggen März
14.55
14.60
i Mais März
11.65
11.65
„ Mai
15.55
14.50
! „ Mai
11.65
11.65
„ Juli
14.85
14.45
„ Juli
11.65
11.60
Tendenz: fester.
Assertei.

— Eine der schönsten Beamten st eilen
in Spanien scheint die eines Nachtwächters in Bilbao
zu sein. Der Alkalde dieser Stadt hat nämlich angeordnet,
daß während des ganzen diesjährigen, ungewöhnlich
strengen Winters den Nachtwächtern um 3 Uhr Morgens
ein kleines Frühstück verabreicht werde. Das Menu lautet
folgendermaßen: Eine Tasse Kaffee nebst Brod und zwei
weichen Eiern, ein Glas Cognac (die Marke ist leider
nicht angegeben), ein Stück am Rost gebratenes Hammel-
fleisch und zwei gute Cigarren (der Grad der Güte wird
nicht festgestellt.) Um 3 Uhr Morgens dürfte sich nun,
wie der „Jmparcial" mit Recht vermuthet, gar »st folgende
Scene entwickeln: Ein Herr vor Kälte schreit „ (Istomin,
(Istomin! (Wächter)". Ein Schutzmann tritt an ihn
heran, zieht höflich den Hut und sagt: „Bitte, sich ein
Stündchen gedulden zu wollen, der Nachtwächter ist so-
eben frühstücken gegangen und dürfte noch nicht über den
Cognac hinausgekommen sein."
— (Frauenliebe und Frauenlift). Den
„Hamburger Nachr." wird aus Berlin geschrieben: Dars
ich Ihnen eine kleine Klatschgeschichte ausplaudern, die
ich neulich im Club hörte und die so allerliebst unb dabei
so harmlos ist, daß die Betheiligten mir cs wohl kaum
als ein Verbrechen anrechnen werden, wenn ich zum Ver-
räther werde, zumal da« Geschichtchen sich zum allgemeinen
Wohlgefallen auflöste? Er war bis vor Jahresfrist einer
der flottesten Lebemänner Berlins, auf dem grünen Rasen,
hinter den Coulissen und in den intimen Cabinets bei
Dresse! und Hiller ebenso bekannt, als auf den Parketts
unserer Salons. Vor Jahresfrist trat zum Entsetzen
seiner Freunde und einer kleinen Ratte vom Kgl. Ballet
der große Umschwung ein. Er verheirathete sich und —
wie die böse Welt sagt, nach der Hochzeit — verliebte
sich in seine eigene Frau. Und das war wirklich kein
Wunder, denn sie ist ein bezauberndes Frauchen, schön,
liebenswürdig und klug. Man sah ibn fast ein volles
Jahr lang nur in Gesellschaft der reizenden Gattin und
man gab ihn verloren. Aber das Unglück wollte, daß
der Verführer in Gestalt seines Freundes aus St.
Petersburg nach Berlin versetzt wurde und eines schönen
Decembertages den alten Bekannten zu einer Partie lins
aufforderte, die er mit seiner — hm! seiner Freundin
nach Dresden unternehmen wollte, in dessen Nähe ihm
ein verständiger Onkel eine prächtige Herrschaft
binterlassen hat. Dabei war ja nun eigentlich nichts,
außer der Freundin. Diese aber erschien unserem

UWff- Mittheilungen über wichtigere Tages-
vorkommnisse bitten wir — gegen entsprechende
Vergütung unserseits — rasch, wenn auch nur
kurz uotirt, au uns gelangen zu lassen. Eben-
so werden auch anderweitige interessantere,
sür die Oeffentlichkeit geeignete, und dem all-
gemeinen Interesse entsprechende Aussätze u.
dgl. in unserm Blatt stets Berücksichtigung
bezw. Ausnahme finden.
Hochachtungsvoll
Verlag u. Redaktion.
Beschwerden L-«
lung der „Bürger-Zeitung" wolle man un-
verzüglich an uns gelangen lassen.
Die Expedition.
 
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