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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 31 - No. 40 (5. Februar - 16. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0149

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Hier widerfuhr dem armen Knaben neue Miß-
Polung und er lief wiederuni aus lauter Angst davon. :
.."h aller Nachforschung konnte der Knabe bis jetzt noch
aufgefunden werden.
K * Wiesbaden, 8. Febr. Der 12. Kongreß für innere
H^Zin findet vom 1-. bis 15. April hier, unter dem
uidinm des Herrn Jmmermann t Basel) statt.
^Koblenz, 8. Febr. Kürzlich starb hier der Gym-
»Mt M., Sohn einer wohlhabenden Familie, eines
^ Richen Todes. Die Ursache des Todes lag in dem
^A^en pes den kranken Gymnasiasten behandelnden
welcher bei Verordnung einer Arznei auf dem
eine "Null zu wenig hinter das Dezimalkomma
hatte- Das schreckliche Bewußtsein, an dem jäben
, des jungen Mannes die Schuld zu tragen, hatte
suchst die Folge, daß der Arzt schwermütbig wurde und
sx hiesige Praxis aufgab. Nunmehr hat der bedauer-
te Fall seine gesetzliche Sühne gefunden, indem die
Strafkammer den jetzt in Bauern lebenden Arzt
fahrlässiger Tödlung zu einer Gefängnißstraje von
. Zechen vcrurtbcilt hat.
C Düsseldorf, 8. Febr. Der Kassirer des D e ut-
Buchdruckerverbandes hier ist dieser Tage
tz?haftet und zugleich sind die von ihm geführten
tz^er beschlagnahmt worden. Derselbe hat sich aus der
Ukasse 1000 Mark angeeignet und für sich verwandt.
Berlin, 7. Febr. Bei der Gastwirthswitüve H.
j Tsten Berlins verkehrte ein Fleischer, der sich eines
nicht wenig darauf zu Gute lhat, daß er eine
^Aaft gemacht habe. Frau H. schlug ihm vor, sich
händig zu machen und zu heirathen, und erbot sich
die Rolle der Vermittlerin zu übernehmen. Sic
»O auch bald ein hübsches Mädchen zur Hand/ das
HjT abgeneigt sei, obgleich es seinen Zukünftigen noch
tzy lsesehen hatte, Frau H. verstand es unter verschiedenen
Spiegelungen, sich Geld für Geschenke an die Braut
t?erschaffea, und ließ sich von dem leichtgläubigen Erben
O^lich noch eine Summe einhändigen, die sie als
»-chuß für die erkrankte Braut in einem Hospital ein-
müsse. Als der Betrogene endlich die Sache
mar er um achthundert Mark geprellt worden und
«ur noch eine Anzeige an die Staatsanwaltschaft
K. ' Jüterbogk, 8. Febr. Bei dem Schießplätze be-
sich ein Barackenlager, in welchem am Sonntag
i?^ittag zwei Artilleristen mit der Entladung eines
^gegangenen Geschosses beschäftigt waren. Plötzlich
dasselbe mit lautem Knall und die berumflicgcnden
i?"ller verletzten den einen Soldaten derart, daß er auf
Transport zum Lazareth gestorben ist. Auch die
Mündungen des zweiten Artilleristen sind derart, daß
.Zustand Besorgniß erregt.
. Breslau, 8. Febr. Major Heinrich, von dessen
s ^on während einer Schwimmübung am 10. August
zu Neiße mehrere Soldaten ertranken, weßwegen
1 Jahr Festung verurtheilt worden war, wurde
.Kaiser am 27. Januar begnadigt.
siff Petersburg, 8. Jan. Eine Sckwcster des rus-
Schriftstellers Dostojewskij sand dieser Tage in
»tz M auf schreckliche Weise den Tod in den Flammen
Zpfer der Erplosion einer Petroleumlampe, die der
ii^Mhre alten Dame aus den Händen fiel und ihre
in Brand setzte. Die Unglückliche starb in solchem
sie auf dem Armenfriedhofe beerdigt werden
jC Athen, 8. Febr. Ein neuerdings auf der Insel
h ausgetretenes heftiges Erdbeben wurde gleichfalls
westgriechischen Hafenstadt Patrae und auf der
Insel Kephalonia verspürt._
Locale MittHeisungen.
Heidelberg, 9. Februar-
> Jf (Brzirksrathssitzung.) In der am Samstag, den
Ad, Vormittags 9 Uhr, stattfindenden Bezirksraths-
kommen nachstehende Gegenstände zur Berathung:
ffiMch der Witwe Mathilde Becker, dahier, um Erlaubniß
^Zstricb einer Schankwirthschaft mit Liqueurausschänk in
«st Hause Nr- 228 der Hauptstraße. 2) Gesuch der Hermann
-js.Aber Eheleute, dahier, um Erlaubniß zum Betrieb einer
v!,0chastr- und Geschäftsagentur. 3) Gesuch des Schiffs-
^Johann Schifierdecker von 'Neckargemünd um Ertheilung
I rfichiffe. patentes.
? § (Tladtrathsfitzung.) In der gestrigen Sitzung
,X,Hadtratbs wurden u. a- folgende Gegenstände zur
bezw. Erledigung gebracht: 1) Nach Mittheilung
Cis,Islandes des städt. chem- Laboratoriums wurden von
stsstAn im vorigen Monat 3 Proben von Essig, 6 von
isiyAch, 8 von Kuhbutter, 23 von Mehl, 7 von Pfeffer,
sttst Petroleum, 4 von Sodawasser, 3 von Trinkwasscr,
(ff ' Wurst und 5 von Zucker untersucht und dabei 2 Kuh-
jAs 5* Kuhbutter, 1 Pfeffer, l Sodawasser rind 1 Wurst-
L j?Eanstandet. Von den 107 Untersuchungen erfolgten
"'uftrage von Behörden und 1 aus Anwag von
ff Äs- Die Untersuchung je einer Probe Wasser aus der
I ^osserleitung und NUlch aus den Milchkuranstaltcn von
II und I. schweikart lieferten ein günstiges Ergebniß.
M,?. dem Geschäftsausweis der Verrechnung der städt.
s« Aw wurden bei dieser in der Zeit vom 1.-31. Januar
Ȁ 2396 Einlagen mit zusammen 377 886 Mk. 11 Pfg.
k dagegen in 1192 Einzelbeträgen 242 206 Alk. 61 Pfg.
( Einleger zurückbezahlt, und hat die Gesammtzahl
" auf 31. Januar eine Zunahme von 142 erfahren.
^- hiesige Ortskrankenkasse zählte am 1. d. M- 3246
M ?e und 886 weibliche Mitglieder. 4) Von dem Jahres-
, es Vorstandes des Arbeiterbildungsvereins für 1892,
Vtv Vorstand desselben mitgctheilt wurde, wird Kennt-
««armen- 5) Das Ergebniß der Versteigerung des
fit, s Grundstücks L--B. Nr- 2086 in den Galgenwegs-
P ' vom 3. .d. W., wird genehmigt: ebenso 6) Das

Ergebniß der Holzvcrsteigcrung vom 7. d. M-, bei welcher ein
Erlös von 6028 Mk. 50 Pfg. erzielt wurde. 7) Der von
der Stadtbaucommission vorgelegtc Entwurf eines mit der
Verwaltung der Main - Neckarbahn wegen Geländetauschs
aus Anlaß der Herstellung des Rangirbahnhofs der letzteren
abzuschließenden Vertrags wird gut geheißen- 8) Es wird
beschlossen, im Laufe dieses Jahres die Canalisirung der
Leopold- und der unteren Ncckarstraße, auf der Strecke von der
Ziegelgasse bis zum Unterwasser des Cementwerks vornehmen
zu lassen. 9) Von der Verfügung Gr- Bezirksamts, vom 6.
d- M- Nr- 9101, nach welcher den hiesigen Gewerbetreibenden
am Sonntag, den 12. d. M. (Fastnachtsonntag) gestattet wird,
während der Stunden von 7—9 und 11—7 Uhr Gehilfen,
Lehrlinge und Arbeiter im Handelsgcwerbe beschäftigen bezw-
die Verkaufsstellen offen lassen zu dürfen, wird Kenntniß ge-
nommen.
4- (Dreijährig-Freiwillige.) Das I- Badische Lcib-
Dragoner-Regiment Nr- 20 in Karlsruhe schreibt aus: Junge
Leute im Alter von mindestens 17 Jahren, welche nächsten
Herbst als Dreijährig-Freiwillige bei dem genannten Regiment
einzutreten wünschen, werden ersucht, sich möglichst bis Mitte
März persönlich in Karlsruhe anzumeldcn. Der Meldeschein
ist dazu mitzubringen.
x (Ernennung.) Der verdienstvolle junge Astronom,
Herr Dr- Wolf, der sich in kurzer Zeit durch seine Planeten-
entdeckungen in weiten Kreisen bekannt gemacht hat und jüngst
von der Pariser Acadcmie der Wissenschaften eine glänzende
Auszeichnung erhielt, empfing nunmehr auch Seitens des
Großherzogs dadurch eine Ehrung, daß er zum außerordentlichen
Professor an der hiesigen Universität für das Lehrfach der
Astronomie, mathemathische und physikalische Geographie
ernannt wurde.
ff- Eine gute Ernte — so lautet die Prognose auf
Grund dcS Maria Lichtmeß-Tages fürs Jahr 1893. Die
Landleute, die sich ja ganz besonders aufs Prophezeien ver-
stehen, erblicken nämlich ein gutes Zeichen für die Ernte des
Jahres, wenn Himmel und Sonne uns an Maria Lichtmeß
ihr Gesicht entziehen; je trüber an diesem Tage die Wolken
hängen, um so Heller und freudiger lacht des Landmanns
Herz. Nach dieser Richtung hat ja der 2. Februar nichts zu
wünschen gelassen. Die Bauern erwarten nun einen baldigen
Frühling. Schon jetzt sieht man überall die unter der starken
Schneedecke emporgeschossenen grünen Halme der Saaten
sprießen. Traurig Ware es daher für die Landwirthschaft,
wenn nunmehr, wo der Boden zolltief anfgeweicht ist, ein
harter Frost ohne Schnee eintreten würde. Für das Wild,
unter welchem die grimmige Kälte und der hohe Schnee viele
Opfer gefordert haben, bedeutet das jetzige milde Wetter eine
wahre Erlösung.
/X (Ausstellung.) Wie gestern bereits durch Inserat
bekannt gegeben, hat heute die Glasmalerei-Anstalt H- Beiler
hier im neuen Rathhaussaale zwei große Glasgcmälde aus-
gestellt, welche für die Weltausstellung in Chicago bestimmt
sind- Das eine Gemälde stellt die Auferstehung Christi in
reicher, gothischer Architectur, das andere eine Allegorie zu
Schillers „Lied an die Freude" dar- Letzteres ist für eine
Villa in San Francisco bestimmt- Beide Gemälde sind in
der That bedeutende Kunstleinungen und gehören zu dem
Besten, was aus der Beiler'schcn Anstalt hervorgegangen.
Sicherlich finden die prächtigen ausgestellten Objecte Interesse
und Anerkennung.
< (Widerspättstig.) Seine liebe Noch hatte gestern
Nachmittag ein Schutzmann mit einem Widcrfpänftigen, der
arretirt werden sollte- Da diesem nämlich diese Art „Versicherung"
keineswegs zu, passen schien, leistete er zunächst Ersterem Wider-
stand und nahm schließlich Reißaus, wurde jedoch am Juki-
läumsplatz wieder eingefangen._
Handelsnachrichten.
Frankfurt, 8. Febr- (Effecten-Socictät.) Umsätze bis
6si< Uhr Abends. Oesterr. Kredit 271'/^-^ b- Disconto-
Commandit 183.30 bis 40-30-35 d. Berliner Handelsgesell-
schaft 140.25 b. Dresdener Bank 141.10-20 b- Banque Ottomane
115.25-40 b. Lombarden 81, b. Ungar. Kronen-Rente
93.50-70-60 b. off'» Mexikaner 67.90 b. Gotthard-Actien
151.40-30 b- Schweizer Central 113.90 b. Schweizer Nordost
103 b. Union 69.30 b. Jura-Simplvn St.-Act. 48.70 b.
5°/» Italiener 92.30 P. 20 G.
6>/z Uhr: Credit-Actien 27lff,^. Disconto 183.30. III.
Orient 67^. Allgem. Elektricitäts-Aktien 139.50. Gottbard
151.20.
Mannheimer Börse, Effekten An der mutigen
Börse wurden Hofmann und Schoetensack-Actien » 55^ nm-
gesetzt. Sonst notiren: Vorzugs-. .. des Vereins chemischer
Fabriken 132 G- Verein Deutscher Oelfabriken-Actien 9 t hez.
Waghäusler Zuckerfabrik-Actien 71 G. Badische Anilin- und
Sodfabrik-Actien 288 G- Badische Schifffahrts-Assecuranz-
Actfin 740 G- 750 Bf- Zcllstofffabrik-Actien Waldhof 179 G.

Mannheim, 8. Febr. (Productcn-Börse.)

Weizen März
7.
16.95
8.
16.90
Hafer März
7-
14.55
8.
14.50
„ Mai
16.95
16.90
„ Mai
14.75
14.70
„ Juli
17.10
17.05
Juli
15 —
15.-
Roggen März
14.75
14.70
Mais März
11.65
11.65
„ Mai
14.70
14.70
„ Mai
11.50
11.50
„ Juli
14.95
14.95
,, Juli
11.55
11.50
Tendenz
behauptet.

Gerichtszeitung.
Die Katze im Bier. (!)
Eiwe lesenswerthe R cichs g erich tsv e rhan dlung.
Ein Straffall, der überall, wo Bier getrunken wird,
lebhaftes Aufsehen erregt hat, kam, einem Berichte des
„Fränk. Cur." zufolge, am 30. Januar vor dem I.
Strafsenat des Reichsgerichts in der Revisionsinstanz zur
Verhandlung.
Eines Vergehens gegen 8 19 Nr. 1 des Nahrungs-
mittelgesetzes angeklagt, war der Braumeister Georg
Wagner in Nürnberg. Die Anklage gründete sich auf
folgenden Thatbestand: Im vergangenen Winter be-
merkte ein Brauknecht der Brauerei, in welcher der An-
geklagte angestellt ist, daß das Ablaufen der Maische aus
einem Sud nicht ordnungsmäßig vor sich ging. Bei
näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß sich in dem
Gefäß die Ueberreste einer Thierleiche, offenbar einer
Katze, befanden. Das Thier war jedenfalls unbemerkt in
den Bottich hineingerathen und dann in völlige Zersetzung
übergegangen. Der Angeklagte gebot deü betbeiligten
Personen Stillschweigen und gab ihnen Anweisung, das
Bier — es waren 7000 Liter—fertig zu machen. Weiter-

hin gestattete er, daß das Bier in Verkehr kam und als
Genußmittel verbraucht werde. Das Landgericht Nürnberg
batte die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen den An-
geklagten abgelehnt. Auf Seitens der Staatsanwaltschaft
eingelegte Beschwerde, hob aber das Oberlandesgcricht
diesen Beschluß auf. In der alsdann am 14. Oktober
1892 vor der Strafkammer des Landgerichts Nürnberg
stattfindenden Verhandlung erfolgte die Freisprechung des
Angeklagten. Das Urtheil gründete sich in der Hauptsache
auf die Gutachten der vernommenen Sachverständigen
Medicinalrath Dr. Merkel und Dr. Prior. Beide waren
der Meinung, daß das Bier durch das Mitsieden der
Katze weder vom medicinischen noch vom chemischen Stand-
punkte aus als verdorben gelten könne. (?) Alle löslichen
Tkeilc der Thfirleiche seien vollständig verkocht und in
der Flüssigkeit aufgelöst. Eine schädliche Wirkung eines
derartigen Kadavers müsse dem ganzen Sud gegenüber
als ausgeschlossen gelten. Jedenfalls sei das Zurückbleiben
thierischer Stoffe nur geringfügiger Natur, umso mehr,
da der nachfolgende Gährungsprozeß alle schädlichen Stoffe
werde herausgebracht haben. Dr. Prior bemerkte auch
noch, es würden beim Bierbrauen häufig Ratten und
Mäuse mitgesotten; dies sei aber gar nicht zu umgehen.
Soweit die Sachverständigen. Das Urtheil beschäftigte sich
dann noch mit der Frage des Ekels. Es müsse allerdings,
so heißt es da, zugegeben werden, daß die Käufer des
Bieres, wenn sie nachträglich von der Herstellung desselben
Kenntniß erhielten, Ekel empfinden konnten und auch
empfunden haben, allein auf die Ansicht des Publikums
komme es hier nicht an, (So?) da objectiv dem Biere keine
gesundheitsschädlichen Eigenschaften anhafteten.
Gegen dieses Urtheil hatte die Staatsanwaltschaft Re-
vision eingelegt, welche von Rechtsanwalt Dr. Menge
vertreten wurde. „Die Verwendung einer todten Katze
muß", so führt er aus, „als ordnungswidrig unter allen
Umständen erachtet werden. Die Extractc des Kadavers
gehören nicht in das Bier; das hat das Gericht auch an-
genommen. DaS Gericht glaubt auch nicht, daß eine
Verbesserung des Bieres durch das Mitsieden der Katze
herbngefthrt sei, obwohl man beinahe nach dem erstatteten
Gutachten annehmen könnte, daß das Bier dadurch bester
geworden sei. Wenigstens sagt der chemische- Sachver-
ständige, die lcimhaltigen Tbeile des Kadavers hätten so-
gar zu einer schnelleren und gründlicheren Klärung des
Bieres beigetragen. Objectiv haftet dem Biere ein Makel
an, der ganz gewiß eine Verschlechterung des normalen
Zustandes bedeutet. Wenn dadurch eine Verminderung
des Bieres eingetreten ist, so kann man das Bier als ver-
dorben ansehen. Wer eS nicht weiß, kauft das Bier
allerdings wie normales, aber es trägt den Keim der
Minderwerthigkeit in sich, und diese tritt zu Tage, sobald
der Käufer von der ekelerregenden Natur bört. Ich be-
antrage aus diesen Gründen die Aufhebung des Urtheils."
Der Vertheidiger, Rechtsanwalt Josepbthal II von Nürn-
berg, bekämpfte die Ausführungen des Rcichsanwaltes
und erwähnte nebenbei, es sei allgemein bekannt, daß die
Brauknechte häufig in den Biersud spuckten (!?). Da
ekele es einen auch, wenn man daran denke, aber eist
Vergehen gegen das Nahrungsmittelgcsetz liege weder hier
noch im Anklagefallc vor- Das Reichsgericht erkannte
auf Aufhebung des Urtheil- aus den vom Reichsanwalt
angeführten Gründen und weil das Urtheil der Annahme
Raum gebe, daß die ekelhaften Stoffe sich doch nicht ganz
aus dem Biere verflüchtigt batten. Hierbei komme auch
das Malzaufschlagsgesetz in Betracht. (Wir ruf.'N nach
diesen herrlichen Aufklärungen allen Biertrinkern ein
lachendes „Prosit!" zu. D. R.)
Neueste Nachrichten.
Berlin. 8. Febr. Heute fand der Subskrip-
tionsball im Opernhaus statt. Der Kaiser, die
Kaiserin und die übrigen Fürstlichkeiten erschienen um
91/4 Uhr. Kurz darauf erfolgte der Rundgang, wobei
der Kaiser die Kaiserin führte. "Nach dem Rundgange
unterhielt sich der Kaiser in seiner Loge länger mit dem
hier anwesenden Flügeladjutanten des Sultans, Brock-
dorff. Später begab sich der Kaiser in die Loge des
diplomatischen Korps und unterhielt sich mit den an
wesenden Botschaftern Englands, Frankreichs, Italiens
und der Türkei.
Berlin, 8. Febr. Dem Bundesrath sind der
Gesetzentwurf zum Schutz der Waarenbezeichnungen, so-
wie eine Novelle zum Viehseuchengesetz zugegangen. Beide
Vorlagen stehen bereits morgen auf der Tagesordnung
der Plenarsitzung.
Wilhelmshaven, 8. Febr. Der Kaiser wohnt dem
Vernehmen nach am 16. Febr. der Vereidigung der Re-
kruten der Nordscestation bei. Der kommandirende Admiral
Goltz trifft ani 15. Februar zur Vereidigung ein.
Paris, 8. Febr. Charles Lesseps und Fon-
tane legten Berufung ein beim Kassationshof gegen den
gestrigen Beschluß der Anklagekammer. Proubst
und Berat wollen keine Berufung einlegen.—Die englische
Regierung theilte dem französischen Botschafter in London
mit, daß sie ein Spezialarzt beauftragt habe, um festzu-
stellen, ob der Zustand von Cornelius Herz wirklich
diesem nicht erlaubt, vor dem Gericht zu erscheinen, das
über die Auslieferung zu beschließen hat.
Rom, 8. ,Febr. In Campolioto (Distrikt Campo-
basso) sind heute Vormittag mehrere schlecht gebaute
Häuser eingestürzt. Soweit bekannt, sind 13
Personen dabei umgekommen. l4 verletzt.
 
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