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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
No. 41 - No. 50 (17. Februar - 28. Februar)
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ist dort zur Zeit mit der inneren Fertigstellung der etwa
800 Ouadratmeter großen Gepäckballe beschäftigt. Dieser
9—10 Meter hohe Raum erhält gegenwärtig eine Decken-
verschalung von Wellblech, die auf einem Gerüst ausgc-
fübrt wurde. Die auf letzterem beschäftigten Arbeiter, es
sollen 14 Mann gewesen fein, welche während der Arbeit
auf verschiedene Punkte des Gerüstes vertheilt standen,
setzten sich um 9 Uhr an einer Stelle zum Frühstück zu-
sammen. Plötzlich brach das Gerüst und riß 11 der
Arbeiter mit in die Tiefe. Das Holzwerk desselben schlug
auf die Unglücklichen, welche zum Tbeil aufeinander ge-
fallen waren, und verletzte sie mehr oder minder erheblich.
Einer der Bedauernöwerthen schlug mit dem Kopf auf
das Mauerwerk, beziehungsweise einen Träger eines erst
kürzlich fertiggestellten Heizkanals und erlitt ein schwere
Schädelverletzung.
* Merseburg, 18. Febr. Der frühere Reichstags-
und Landtagsabgeordnete, Rechtsanwalt Wölfel, ist ge-
storben.
Jena, 18. Febr. Ein trauriges Ende fand der
Doktor der Medizin Ernst Krüger aus Neu-Branden-
burg. Er gerietst an die Saale, fiel in den Fluß und
ertrank. Bei der Leiche fand man eine Postkarte vor,
durch die der Bruder Nachricht von dem Ergebnis; des
Eramens eerhalten sollte.
* Graz, 18. Febr. Die von. ihrem Manne ge-
schiedene 82-jährige Marie Turnschuß suchte ihren
Mann in der Wohnung auf und feuerte auf ihn zwei
Revolverschüsse ab, ohne ibn jedoch zu verletzen. Dann
feuerte sie auf sich einen Schuß in den Kopf und zwei
in die Brust. Sie wurde blutüberströmt ins Landcs-
gerickt überführt. Sie hatte schon in Wien einen Kon-
flikt mit der Polizei wegen Annahme des falschen Namens
Emmingen von Wernburg und wegen Verdachts des
Kindesraubs.
* Aus Ungarn, 18. Febr. In einer ungarischen
Landgemeinde ist der beispiellose Fall vorgekommen, daß
ein Mädchen am 80. Januar ein Kind, am 2. Febr.
ein zweites, am 6. Februar ein drittes und am 8. Febr.
ein viertes gebar.
* Paris, 18. Febr. In der Gemä.degallerie des
Louremburger Palastes spielte sich ein Vorfall ab, der
unter den zahlreichen Bes-chern dieser Kunstausstellung
große Aufregung hervorrief Ein etwa 40jähriger Mann,
der in Begleitung eines jungen Mädchens ein Bild be-
trachtete, zog Plötzlich einen Revolver aus seiner Tasche,
feuerte denselben gegen seine Schläfe ab und stürzte blut-
überffrömt zu Boden; bei dem Manne, einem Drechsler-
meister Namens Weber, wurde ein Brief gefunden, in
welchem er erklärt, daß er aus Schmerz über den Verlust
seiner Frau seinem Leben ein Ende mache. Weber wurde
'n hoffnungslosem Zustande ins Spital geschafft. —
* Paris, 18. Febr. Vor einigen Tagen wurde
frühmorgens in der Rue Fabert vor einem Gasthofe ein
Korb mit einer blutigen, wohlgeformten Frauenbund vor-
gefunden. Die Untersuchung des unheimlichen Falles
hat noch zu keinem Ergebniß geführt.
* Paris, 18. Febr. Die Polizei fahndet nach
einem gewissen Spinzer, der vor einiger Zeit in der
Nähe der Börse eine Verkaufsstelle von Lebensmitteln und
ein Annoneenbureau errichtet hatte und sodann mit
Hinterlassung großer betrügerischer Schulden flüchtig ge-
worden ist. Spinzer, der mit seinem wahren Namen
Oppenheim heißen soll, bat niedrere Weinhändler, sowie
seine zahlreichen Angestellten, ,on welch letzteren er be-
deutende Kautionen verlangte, um einen Gesammtbetrag
von über 200 000 Frcs. geschädigt. Die französische
Regierung bat von England, wohin Spinzer sich ge-
wendet hat, dessen Auslieferung verlangt.
* Paris, 17. Febr. In Perigueur ist ein hundert-
vier Fahre alter Bettler gestorben. Der im März 1789
geborene Mann hieß Rcbegrod; er war bis zuletzt im
Besitz seiner körperlicher! nnd geistigen Eigenschaften und
Krank beit kannte er nicht.
* Paris, 18. Febr. Aus London ist die Nachricht
singegangen, Cornelius Herz liege im Sterben. — Der
Herzog von Tarent wurde in einem Duell tödtlich
verwundet. — Die Kammer-Majoritäts-Gruppen be-
schlossen, die Interpellationen betreffs der Panama an-
gel ege nh eit, und der Erwerbung des französischen
Bürgerrechts durch Fremde, um einen Monat zu vor-
igen, sowie das Budget und das Spionagegesetz zu be-
endigen. Mitte März wird die .Kammer für 2 Monate
'n die Ferien gehn.
Locale WiLLHeil'ungen.
Heidelberg, 19. Februar-
. O kFestakt der Katholiken Heidelbergs anläßlich
°»s.'.«jährigen Bischofs-Jubiläums PapstLeo'sXIII.)
M dem festlich dccorirten großen L-aal des Museums, welcher
Acht besetzt war, ebenso wie auch die Galerie, feierten gestern
rchend die hiesigen Katholiken das äOjäbrige Bischofs-Jubiläum
Heiligkeit des Papstes Leo XIII. An derselben bctheiligten
'ch in vollem Wichs die beiden katb. Studentenverbindungen
'Kalatia" und „Arminia" mit Fahnen, ferner die beiden
"Ksangvercine „Constantia" und „Cacilia" und der „Gesellen-
dem". Punkt 6 Uhr eröffnete das gesammte Stadtorchester
Mer Leitung des Musikdirektors Herrn Rosenkranz das
st'ogramm mit einer Festouvertüre von Lassen- Hierauf
Atzrüßte Herr Rechtsanwalt Dr- Mvufang in Verhinderung
M Vorsitzenden, Herrn Grafen von Oberndorfs, im Namen
Js Comitös die Versammlung. Nachdem er auf die reiche
^"»Inahme seitens der Herren und Damen, der Studenten

und Gesangvereine, sowie auf die Feier selbst hingewiesen und
ausgesprochen hatte, daß diese Jubelfeier nicht nur in Deutsch-
land, sondern auf dem ganzen Erdball begangen werde, gab
er eine kurze Biographie des Gefeierten, in der er u. a. an-
führte : Joachim Pecci, der jetzige Papst Leo XIII., ist geboren
am.2. März 1810 zu Carpmtino, einem Städtchen inmitten
der wilden Volskerberge. Mit 21 Jahren schon erhielt er
die Doctorwürde, sowie um diese Zeit auch die Tonsur und
die vier niederen Weihen- Am 31- December 1837 ward er
zum Priester geweiht und las am 1. Januar 1888 die erste
hl- Messe. 184! wurde Pecci zum Delegaten von Perugia
ernannt und wurde nach zweijährigem Wirken als solcher, nach
Rom berufen, als Nuntius an den Hof von Brüssel gesandt.
Am 19. Februar 1843 wurde er sodann zum Bischof geweiht.
Am 16. Juni 1846 übernahm Papst Pius IX. das Steuer
der Kirche und fübrtc eS 82 Jahre hindurch, während welcher
Zeit Pecci als Bischof von Perugia waltete. Unermüdlich
und rastlos thätig war er hier auf diesem „bösen Boden",
so daß Papst Pius IX. bezüglich seines Wirkens sich äußerte,
es gäbe in ganz Italien keinen Klerus wie in der Diözese
Perugia. Am 19. December 1853 ward Pecci zum Kardinal
ernannt und nach Pius IX. Tod, am 7. Februar 1878, über-
nahm er die kirchliche Leitung und ward wenige Tage darauf
als Leo XIII. zum Papst erwählt. Redner führte des Weiteren
aus, daß den Papst Leo XIII. das Gclöbniß bei seiner vor
50 Jahren erfolgten Bischofswahl, stets der Armen zu gedenken,
auch heute noch belebe. In Bezug auf die sociale Frage
unserer Zeit habe Leo XIII. in hervorragender Weise gewirkt
und werde auch fernerhin, wenn Gott ihm das Leben erhalte,
zum Segen der Menschheit wirken. In Ivie hohem Ansehen
Papst Leo Xlll. bei den deutschen Fürsten stehe, beweise, daß
der deutsche Kaffer und ebenso der Großherzog von Baden
Glückwünsche an ihn gerichtet. Redner kam u. a. auch auf
das verschiedenartige Verhalten deS ehemaligen C«ttusministers
Falk und nachher Bismarcks dem KatbolicismuS gegenüber zu
sprechen und begrüßte sodann L. Hochwürden U- Benedikt
Radziwill im Namen der Anwesenden. Hierauf wurde das
Lied „Heiliger Vater, Gott mit Dir" von den beide Gesang-
vereinen unter Begleitung des Orchesters vorgetragen. Herr
?. Radziwill nahm alsdann das Wort, indem er zunächst
auf die Bedeutsamkeit dieser weit und breit begangenen Feier
binwies. Des Weiteren sprach er darüber, ein wie großes
Gut die Einheit sei und verbreitete sich dann über das
Christenthum feit seiner Entstehung. Betreffs der Wirk-
samkeit Leo's XIII. bemerkte Redner, daß derfelbe über 100
Diözesen ncubegründet habe, insbesondere in Bosnien, der
Hcrzogcwina und in Asien- Betreffs der modernen Wissenschaft
führt Redner aus, daß dieselbe ebenso wie die Kunst
unfruchtbar geworden- Auch gedachte er in Erwähnung der
Heidelberger Universität der Erhaltung der Bibliothek beim
Brande der Stadt und der Wiedererlangung altwichtiger
Handschriften durch Papst Pius XII. In wissenschaftlicher
Beziebung habe sich noch kein Papst eines so hohen Ansehens
erfreut, wie Leo XIII. Unter anderem kam der Festredner
auch auf die Schulfragc zu sprechen und bemerkte, daß dieselbe
dem Glauben gehöre. Auch auf die wirksame Bethätigung
Leos XIII. in sozialer Beziehung wies er hin und sprach gegen
die Verbannung der Orden- Treffend führte er auch bei Er-
wähnung der jetzigen Militärlasten aus, daß die Einführung
von Schiedsgerichten zwischen den streitenden Staaten zu
wünschen sei- Allgemeiner Beifall folgte der Rede des Herrn
0. Benedict Radziwill. Das Stadtorchester spielte hierauf ein
Händcl'sches Largo. Herr Oberamtsrichtcr Schott dankte so-
dann dem Festredner im Namen aller Anwesenden und sprach
aus, daß sie festhalten werden an ihrer Kirche und am Papst
und brachte ein Hoch auf den Papst aus. Nachdem sodann
noch das Papstlied „Wo sich Petri Dom erhebt" gesungen und
vom Orchester noch ein Becthovenscher Marsch gespielt worden,
schloß die schöne und würdige Feier-
* Die Heidelberger bürgerliche Sterbekaffr, früher
FeuerpiquctSkasse, die 1827 gegründet wurde und bereits eine
Mitglicderzahl von 1270 hat, biclt gestern Nachmittag im
Hinteren Lokal des „Faulen Pelz" eine zahlreich besuchte
Generalversammlung ab. Nachdem bei derselben die Proto-
kolle verlesen, erfolgte Ablage des Rechenschaftsberichts pro
1892- Das Sterbegeld wurde auf 275 Mark erhöht. Bei der
Wahl des Gcsammtvorstandes und der Rechnungsprüfungs-
kommission blieb alles beim Alten. Der Verein erfreut sich
auch Heuer wieder eines ziemlich beträchtlichen Zuwachses an
neuen Mitgliedern.
P- (Concert.) Eine interessante Unterhaltung wurde uns
gestern Abend im Saale des Restaurants „Zum Zwinger"
zu Theil, indem daselbst Herr Batlp ein Vorstellung mit
seinen sehr gut drcssirtcn Bären gab. Die Kapelle unseres
hiesigen Bataillons leistete dabei unter Leitung ihres bewährten
Dirigenten Berger Vorzügliches. Das Programm war sehr
reichhaltig und gewählt und erntete in allen seinen Theilen
reichen Beifall. Geradezu stürmisch wurde bei den vorkommenden
Lffücken „Aus dem Volke", „Studentenlieder" und „Musiker-
streik" applaudirt. Nach dem I. und 2. Theil des Programms
trat Herr Battu auf und erhielt im derselbe ebenfalls reichen
Beifall, was nicht zu verwundern war, denn die Leistungen
der Bären nebst ihrem Bändiger waren in der That gediegen
und hielten auch zum größten Theil die Lachmuskeln der 'An-
wesenden in Bewegung. Im übrigen machen wir das heute
'Montag Abend stattfindendc Concert derselben Kapelle auf-
merksam, und dürfte dasselbe sich wiederum eines zahlreichen
Zuspruchs erfreuen.
* (Bauernregel.) Wenn die alte Bauernregel Recht
behalten soll, so hätten wir nach den letzten frühlingsgleichen
Tagen noch Kälte um Ostern zu erwarten. Sagt doch eine
derselben: „Wenn's im Hornung nicht recht wintert, so kommt
Kälte um Ostern," während eine andere Bauernregel eine
ähnliche Prophezeiung in andern Worten ausdstückt: „Ist der
Februar trocken und kalt, kommt im Frühjahr die Hitze hald."
Der Lichtmeß-Tag hat aber bereits die Prognose gestellt, daß
wir einen guten Sommer bekommen, denn er war ohne
Sonnenschein. Als ein ganz eigenartiger Wettermacher gilt
der Matthias-Tag, der 24. Februar. Von ihm sagt eine alte
Bauernregel: „Matthias -- jbricht's Eis- Hat er keins, so
macht er eins."

Handelsnachrichten.
Heidelberg, 18. Febr. (Marktpreise.) Heu per
Ctr. Nik. 4.60 bis 5.-, Stroh per Ctr. Mk. 2.80 bis 3.20.
Butter in Ballen Mk. —.90 bis 1.—, Butter in Pfd. Mk. l.20
bis 1-30. Eier per Hundert Mk. 7.— bis 9.—, per Stück 7
bis 10 Pfg-, Kartoffeln per Ctr- 2.40 bis 3 Mk., Aepfel per
Pfund 12 bis 18 Pfg., Birnen per Pfund — bis 20 Pfg.,
Nüsse per Hdt- 30 bis 40 Pfg., Zwiebel per Pfd. 12 bis
14 Vfg-, Kastanien per Pfd. 14 bis 18 Pfg., Rothkraut per
Kopf 30 bis 40 Pfg., Blumenkohl per Kopf 35 bis 45 Pfg.
Schwarzwurzeln per Pfd- 20 bis 25 Pfg.
Wiesloch, 17. Februar. Der heutige Schweittemarkt
war mit 20 Paaren beschickt- Preis 16—22 Mark.

A L' L' e v se i .
— (Aus dem Schwarzwälder VolkStbum.)
Eine in guten Vermögensverhältnissen lebende, aber voll-
ständig gelähmte ältere Frau bekam ven einem ihrer
Schuldner Besuch, denn er hatte ihr Zins zu zahlen.
Sie nahm das Geld und klagte, wie schlecht es ihr doch
ginge, seitdem sie das. grausame Gichtleiden hätte. Sie
könne sich des Morgens nicht anziehen und des Abends
nicht ausziehen, und wenn sie nur einen Schritt weiter
wollte, so müßte sie sich tragen lassen. Es wäre ihr halt doch ein
großes Kreuz auferlegt. „Ach," meinte darauf ihr Schuldner,
„des isch nit so schlimm. Wenn ich Euch wär', thät ich
Haltgrad'hockebleibe, Sie kann ja leichtfertig (sorglos) lebe".
— (Der Fluch.) Der alte Eschenbauer in F. ließ
den abgeladenen Heuwagen von der Obertenne seines
Hauses über die Einfahrtsbrücke rückwärts hinunter. Der
Wagen kam indeß zu weit auf die Seite, stürzte über die
Einfahrt und raste den Berg hinab. Da schlug dem Bauern
die Zornlohe ins Gesicht, und weil gerade ein Gewitter am
Himmel stand, fluchte er: „Kreuzdonner, schlag denWagenzu-
sammen!" Kaum war das Wort heraus, als ein Wetrerstrahl
mit fürchterlichem Krachen in den Eschenbau—ni fuhr,
welcher nahe am Hause stand. Wie war nun der
Eschenbauer erschrocken! „O Jeses Marie", rief er, „es
isch mir nit ernst g'si!" — Es wird hinzugefügt: der
Eschenbauer wäre ein alter Kürassier gewesen und hatte als
solcher i. I. 1812 den Feldzug nach Rußland mitgemacht —
Aus diesem Grunde gewiß batte der liebe Gott es mit
deni Fluche nicht so genommen und den Wetterstrahl statt
in den Eschenbauern in den Eschenbaum fahren lassen.
— (Ein jugendlicher Mörder.) Einen neuen
Beweis für die erschreckende Zunahme der Verrohung in
unserem Heranwachsenden Geschlecht liefert der entsetzliche
Doppelmord in der Gerichtstraße zu Berlin, dem die In-
haberin eines Grünkramkellers und ihr zweijähriges Söhn-
chen am Abend des 1. Februar zum Opfer gefallen sind.
Als der Mörder ist ein fünfzehnjähriger Bursche Namens
Schmidt ermittelt worden, dessen Eltern früher mit der
Ermordeten in einem Hause gewohnt und verkehrt haben,
so daß er mit den Loealiräten und Lebenögewobnbeiten
der Familie Leschonskn genau bekannt war. Trotz seiner
Jugend ist er schon wegen Diebstahls vorbestraft; er bat
in den jüngsten Monaten nicht gearbeitet, sondern mit
arbeitsscheuen Altersgenossen sich umhergetrieben. Be-
reits im Januar hat er den Plan gefaßt den Mord zu
begehen. Am 1. Februar, Abends 5'/? Ubr, schtich er
sich, nachdem er sich durch ein unverhülltes Kellerfenster
gesehen, daß die Frau sich mit dem Kinde allein befand,
in den Laden und von dort in die daneben gelegene Roll-
kammer. Die durch mehrmaliges Aufklopfen mit dem
Mangelholz herbeigelockte Frau erhielt einen wuchtigen
Schlag mit dem Mangelholz, desgleichen das Kind. Dann
zertrümmerte der Mordbube die Kommode und riß aus
ihr einen Beutel mit 150 Mark und eine goldene Damen-
uhr. Als er den Thatort verlassen wollte, bemerkte er
noch schwache Lebenszeichen bei der Fran, ergriff ein
Küchenmesser und stieß es der Frau tief in der. Hals.
Dann plünderte er noch die Ledertasche, in welcher die
Ermordete 3 Mk. Wechselgeld bei sich trug. Unbemerkt
verließ er den Keller. Mit dem geraubten Gelde hat
der Mörder sich einen Anzug, einen Koffer n. s. w. ge-
kauft und sich pbotograpbiren (!) -assen. Einen Tbeil
des Geldes hat er seinen Angehörigen als angeblichen Arbeits-
verdienst gegeben. Ob diese um die That gewußt haben,
ist noch nickt festgestellt.
Was willst Du mehr?!
Du hast die besten Soldaten,
Hast auch ein eessereS Gewehr
Als alle übrigen Staaten:
O Deutschland, was willst du noch mehr!
Doch auch die anderen Staaten,
Sie haben das gleiche Begehr,
Sie wollen noch mehr Soldaten
lind ein noch besseres Gewehr!
Ihr Staaten EnropaS verzichtet
Wohl nie auf das größere Heer,
Bis daß ihr zu Grunde euch richtet:
Europa, waS willst du noch mehr!
Neueste Nachrichten.
Petersburg , 18. Febr. In der großen Tabaks
fabrik von Bogdanow Kat eine Feuersbrunst bedeutenden
Schaden verursacht, doch kann die Arbeit fortgesetzt
werden.
Madrid, 18. Febr. In den Gruben Mazarron
(Provinz Murcia) sind durch Ausströmung von Gasen
25 Arbeiter getödtet worden._
Mittheilungen über wichtigere Tages-
vorkommnisse bitten wir — gegen entsprechende
Vergütung unserseits —- rasch, wenn auch nur
kurz notirt, an uns gelangen zu lassen. Eben-
so werden auch anderweitige interessantere,
für die Oefsentlichkeit geeignete, und dem all-
gemeinen Interesse entsprechende Aussätze u.
dgl. in unferm Blatt stets Berücksichtigung
bezw. Aufnahme finden-
Hochachtungsvoll
Verlag u. Redaktion.
 
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