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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 41 - No. 50 (17. Februar - 28. Februar)
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su der Herr „Gemahl" des Hauses
^euer HüterVolieb. Die Zigeunerin ging, kehrte aber
"icht mehr wieder; bis zur Stunde harrt der Mann
^rgeblich auf die Rückkehr seiner „besseren" Hälfte.
' Freiburg (Sachsen,) 25. Febr. Das Schwur-
ikricht verurtheilte den Fleischergescllen Gehlert aus Kolm-
ditz, welcher im Oktober v. I. aus Habsucht seinen
Szenen Vater erschossen batte, zum Tode.
* Elberfeld, 25. Febr. Ein Doppel-Selbstmord
diacht hier viel von sich reden. Ein ca. 20jähriger
Handlungsgehülfe betrat mit der ca. 17jährigen Tochter
^nes hiesigen Fabrikanten ein Restaurant auf der Kaiser-
ehe, ließ sich ein besonderes Zimmer geben und bestellte
eine Flasche Wein. Nach einiger Zeit betrat der Wirth
ide Stube und sand beide Personen todt auf dem Sopha
liegen. Wie alsbald festgestellt wurde, haben sich beide
dnt Arsenik vergiftet.
* Mimmenhausen, 25. Febr. Unser Ort war in den
letzten Tagen der Schauplatz zweier Schauerszenen. Der
Jahre alte Gabelmacher Friedrich Stötzler, Vater von
4 Kindern, wurde in der Nacht vom Aschermittwoch auf
Donnerstag in seinem Bette erschossen, den Revolver auf
der Brust liegend, aufgefunden. Die Eheleute Stötzler
lfbten in Unfrieden und schliefen getrennt; im Schlaf-
zimmer des Vaters schlief aber auch die 15jährige Tochter,
die von einem Schüsse oder irgend welchem Vorgänge
nichts gehört habe. Der ärztliche Befund lautete auf
Selbstmord; als Motiv wurde der häusliche Unfrieden
angenommen. Unter der Bürgerschaft gingen aber Ver-
suchungen und Gerüchte, die auf Mord lauteten. Der
ledige (etwa 50 Jahre alte) Gabelmacher Wunibald
^vgtle stand schon längere Zeit auf gespanntem Fuße mit
Stötzler. Am Aschermittwoch hatten Stötzler und Vögtle
'm Hirschenwirthshause Streit, wobei Vögtle das Messer
Zog und nachher sagte, Stötzler müsse doch hin sein. Aus
diesen Gründen hielt man Vögtle für den Mörder, trotz
des ärztlichen Gutachtens auf Selbstmord. Nun wurde
laut, „Konst. Zgt.", Vögtle Donnerstag, Freitag, Samstag
und Sonntag nicht gesehen; man erbrach seine verschlossene
Wohnung und fand ihn ebenfalls erschossen im Bette
liegen. Die eingeleitete Untersuchung wird über den
dunklen Vorgang Aufklärung bringen.
' Berlin, 25. Febr. Wie die „Nordd. Allg. Zgt."
erfährt, sandten die Erben des kürzlich verstorbenen
^anquiers v. Bleichröder an den Oberbürgermeister von
Berlin 100 000^6 zur sofortigen Vertheilung an die Armen.
* Kopenhagen, 25. Febr. Der deutsche Dampfer
«Olympia" (Rhederei A. Kirsten, Hamburg) aus Ham-
durg, mit einer Ladung Sesamsamen, wurde vom Eise
Und ist in der Bucht von Aarehms gesunken. Die Be-
satzung konnte gerettet werden.
* London, 25. Febr. Eine Explosion erfolgte heute
Nachmittag in einem Bergwerk bei Merthyr Tydvill.
Fünf Bergleute sind verbrannt.
* Warschau, 24. Febr. Der „Volkszgt." zufolge ist
die Schauspielerin Alerandra Krzestnska, seit mehreren
Jahren von ihrem Manne getrennt lebend, von ihrem
Liebhaber Sadowski, dem früheren Pferdebahndirektor, im
"Slavischen Hotel" erschossen worden, worauf der Mörder
sich selbst das Leben nahm; beide waren auf der Stelle
lvdt. Das Motiv zur That war Eifersucht, da die Er-
mordete das Liebesverhältniß lösen wollte.
* Aus Griechenland, 24. Febr. Für die vom
Erdbeben schrecklichheimgesuchte Insel Zante sind, wie
die „N. Fr- Pr." aus Triest meldet, viele Gaben ein-
Zelaufen. Danach haben der Papst und die Kaiserin Fried,
ie 5000 Franken gespendet. Aus London trafen 40,000
Pfund Sterling, aus Triest 60,000 Franken ein. Ferner
sind aus Wien, Paris und Madrid große Sammlungen
ungezeigt. Aus Triest wurden von Holzhändlern große
Mengen von Bauholz gespendet, für welche der Lloyd
Eine bedeutende Frachtermäßigung gewährte. Der Triester
Elemeinderath hat 500 Franken bewilligt.
* Sau Francisco, 24. Febr. Heute schoß ein
^'ähriger Mann Namens Ratcliffe, den bekannten Milli-
onär John Makay in den Rücken. Ratcliffe schoß
sich sodann in die Brust. Der Zustand des Thäters ist
gefährlich. Makays Wunde ist nicht tödtlich. Der Be-
U>egegrund zu dem Attentat ist unbekannt.

Loccrte MiLtheiL'ungen.
Heidelberg, 27. Februar.
. * (Das erst« deutsche MLdchengymastum.) Unsere
^eser, insbesondere Leserinnen wird es interessiren, zu erfahren,
Mb das erste deutsche Mädchengymnasium in unserem Badener
^und und zwar in Karlsruhe eröffnet wird. Bekanntlich
Wt die Gründung dieser Schule vom Verein „Frauenbildungs-
Aftorm" aus, dessen Vorstandssitz zur Zeit Weimar ist.
*Mrch diesen Umstand ist in manchen Blättern auch Weimar
M Eröffnungsort bezeichnet worden, doch ist dies ein Jrrthum,
Aden ist, wie uns der Vorstand des genannten Vereins
Meibt, dasjenige Land im deutschen Reiche, wo die vom
Arcin „Fortbildungs-Reform" vertretenen Bestrebungen um
Zulassung der Frau zu Universitätsstudien die wohlwollendste
Aufnahme, und wo diese so wichtige sociale Frage bei der
Micrung wie bei der Volksvertretung die verständnißvollste
Amrdigung gefunden hat. Als der genannte Verein im vorigen
^uhre eine Petition im Interesse seiner Bestrebungen an den
„schischen Landtag gerichtet hatte, fand dieselbe dort eine sehr
fZustige Aufnahme; in der betreffenden Sitzung de« Landtags
!, Me der Landgerichtspräsident Kiefer seinen Standpunkt dahin
, wMmen: „Sticht erst im nächsten Jahrhundert kann und
,7 die sogenannte Frauenfrage gelöst werden; sie drängt schon
M auf eine Lösung hin. Ss handelt sich um eine hoch-
°'chtige That, nämlich darum, einem berechtigten Streben im
Rialen Kampfe ums Dasein mit allen Mitteln Vorschub zu

leisten. Auch in dieser Angelegenheit muß Baden sich an die
Spitze der Bewegung stellen." Und der Berichterstatter der
Petitionscommission des badischen Landtags, Oberbürgermeister
Schlusser, schloß mit den Worten, er wolle seiner Freude
über die wohlwollende Aufnahme des Commifsionsantrages
Ausdruck verleihen und glaube sagen zu dürfen, daß Baden
stolz darauf sein könne, wie im Schulwesen überhaupt, so auch
in dieser bedeutungsvollen Frage vorangegangen zu sein- Es
erscheint daher selbstverständlich, daß für das erste deutsche
Mädchengymnasium die badische Hauptstadt ins Auge gefaßt
wurde. Das Schulgeld beträgt jährlich 200 Mk.; Anmeldungen
von Schülerinnen und alle Anfragen über die Schule nimmt
der Vorstand des Vereins „Frauenbildungs-Reform" in
Weimar entgegen.
> (In Sachen der deutschen Turnerschast.) Im
Anschluß an unsere Samstagsnotiz bezüglich der Kitzinger
Angelegenheit zwischen dem Oberstlieutenant Stöber und dem
Reserveoffizier Harasser können wir jetzt durch Benachrichtigung
der uns aus Leipzig zugesandtcn „Deutschen Turnzeitung" des
Weiteren mittheilcn, daß der Ausschuß der deutschen Turner-
schaft (Vorsitzender Alfred Maul-Karlsruhe, Geschäftsführer
vr. Ferdinand Götz-L.-Lindenau) bereits eine Eingabe an
das Königlich Bayerische Kriegsministerium hat erfolgen lassen.
Dieselbe legt letzterem dar: Die Ehre der deutschen Turner-
schaft, die unter dem Protectorat Sr. Königlichen Hoheit, des
Prinzregenten Luitpold, und dem Ehrenvorsitz Sr- Königlichen
Hoheit, des Prinzen Ludwig, 1889 ein deutsches Turnfest in
München feierte, ist durch solches Vorgehen des Herrn
Bezirkskommandeurs schwer gekränkt! Die deutsche Turner-
schaft zählt unter ihren Mitgliedern eine große Anzahl von
Reserveoffizieren und ehemaligen Soldaten, — auch solchen,
die 1870 und 71 für des Vaterlandes Ehrenschild Blut und
Leben eingesetzt haben, — die deutsche Turnerschaft erzieht einen
großen Theil der deutschen Jugend für den Dienst des Vater-
landes, — da soll es eines Reserveoffiziers unwürdig sein,
Leiter eines deutschen Turnvereines zu sein ? Wir ersuchen
das hohe Königliche Kriegsministerium, Sich in der Sache
Bericht erstatten zu lassen und die der deutschen Turnerschaft
angethane Unbill durch Aufhebung der Verfügung des Herrn
Bezirkscommandeurs wieder auszugleichen. (Folgt Unterzeich-
nung der beiden obig Genannten.)
X (General-Versammlung.) Die hiesige Freiwillige
Feuerwehr hielt am Samstag Abend unter sehr zahlreicher
Betheiligung der Ost- und Westcompagnie sowie derAbtheilungen
Ncuenheim und Schlierbach ihre General-Versammlung im
vorderen Saal des „Faulen Pelz" ab- Nachdem Rechnungs-
ablage erfolgt, fanden u- a. in Abwechslung mit Musikstücken
der Feuerwehr-Kapelle eine Reihe humoristischer Vorträge statt,
die den Abend zu einem überaus gelungenen machten. Erst
Sonntag früh um 3 Uhr fand diese heiter belebte Versammlung
ihren Abschluß.
4- (Kampfgenossen Heidelberg.) Am Samstag
fand eine zahlreich besuchte Hauptversammlung der Kampf-
genossen Heidelberg im Gasthaus zum „Grünen Baum" statt.
Der Vorstand, Herr Michel, begrüßte die anwesenden
Kameraden, worauf Rechnungsablage pro 1892 erfolgte- Es
zeigte sich hierbei, daß die Kasse einen günstigen Stand hat,
denn die Ausgaben betrugen 211,81 Mk., die Einnahmen
229, 65 Mk. Bei dem hierauf statthabenden geselligen Bei-
sammensein wurde beschlossen, in Zukunft jeden Monat einen
solchen geselligen Abend zu veranstalten, worüber noch Näheres
bestimmt werden wird-
O (Küfer-Ball.) Im großen Saal zum „Zwinger,,
hielten die hiesigen Küfer am Samstag ihren Ball ab. Bei
sehr zahlreicher Theilnahme nahm derselbe einen sehr hübschen
Verlauf. Auch viele Meister waren anwesend.
* (Im Rhein geländet.) Der frühere, hier wohnhafte
Droschkenkutscher und zuletzt Spezereihändler Franz Schwer,
welcher seit Mittwoch Abend vermißt wurde, ist am Freitag
in Ludwigshafen als Leiche geländet worden- Derselbe war
nur noch mit einem Hemd bekleidet- Seine Kleider wurden
in einem Nachen aufgefunden. Wie gesagt wird, sei derselbe
vor einigen Jahren schon ein Mal aus dem Rhein gezogen
worden, wo er sich ertränken wollte.
* (Fand einer Kindesleiche.) Heute Vormittag
wurde am Neckar, gegenüber dem Jubiläumsplatz, an der
Ufermauer ein in einen blauen Frauenrock gewickeltes neuge-
borenes Kind vorgefunden. An dem Kleid wurden Blutspuren
bemerkt. Die Criminalpolizei ist eifrig dabei, dem Verbrechen,
das offenbar hier vorliegt, auf die Spur zu kommen. Die
Leiche des Kindes wurde nach dem Spital verbracht.

Handelsnachrichten.
Heidelberg, 25. Febr. (Marktpreise.) Heu per
Ctr- Mk. 5.— bis 5.50, Stroh per Ctr. Mk. 2.80 bis 3.50.
Butter in Ballen Mk. 1.— bis 1.10, Butter in Pfd. Mk. 1.20
bis 1-25. Eier per Hundert Mk. 6.— bis 8.—, per Stück 7
bis 9 Pfg-, Kartoffeln per CK- 2.80 bis 3 Mk-, Aepfel per
Pfund 12 bis 18 Pfg., Birnen per Pfund 15 bis 20 Pfg.,
Nüsse per Hdt. 45 bis — Pfg., Zwiebel per Pfd. 14 bis
16 Vfg-, Kastanien per Pfd- 14 bis 15 Pfg., Rothkraut per
Kopf 30 bis 40 Pfg., Blumenkohl per Kopf 40 bis 50 Pfg.
Schwarzwurzeln per Pfd- 20 bis 25 Pfg.
Verloosungen.
Freiburger 10 Fr.-Loose vom Jahre 1878. Ziehung
am 15- Februar. Gezogene Serien: Nr- 46 118 451 653
793 1000 1180 2311 2475 2552 2561 2898 2965 3322 3398
3414 3555 3748 4096 4332 4351 5133 5464 5601 5789 5950
9218 6701 6747 6773 7053 7139 7585 8193 8468 8645 8659
8788 8899 9455 9893 9979 10150 10290. Die Prämien-
Ziehung findet am 15. März statt- (Ohne Gew-)

Briefkasten.
Herrn V. hier. Sic wollen freundlichst entschuldigen —
es lag bisher am Raummangel. Im übrigen sind uns selbst-
verständlich derartige Zuschriften Ihrerseits willkommen und
finden stets ihren Platz.
„Vater" hier. Das nennt man doch nachahmens-
werthe Aufmerksamkeit! Recht so! Der betreffende Jünger
Gutenbergs ist erstens — schwäbischen — Ursprungs, zweitens
noch nicht in den Stand eines erfahrenen „Vaters" gelangt
— also hat er, wie es nicht anders sein kann, die „väterliche"
Antwort nicht gewußt. Inzwischen haben wir daher, um dem
Samstagswitz und Ihrem Interesse zu dienen, bei einem er-
fahrenen „Vater" Erkundigung Ungezogen, was er wohl in
solchem Fall seinem verliebten Sohn antworten würde und
voioi la rsponso:
Das „ewig" Weibliche. Sohn: Nein, diese Tänzerin
ist entzückend! Diese Grazie, diese Kunst, sie ist ein Engel!
Ich liebe sie, ich bete sie an!
Vater: Ja, das kann ich Dir lebhaft nachfühlen; denn
ich liebte sie auch, — als ich in deinem Alter war!
Die Redaction.

Neueste Nachrichten.
Berlin, 25. Febr. Der „Nat.-Ztg." zu Folge wird
am 28. d. M. bei einer Festlichkeit, welche zur Be-
schaffung von Geldmitteln für Kindergärten auf Hel-
go l a n d von der kais. Marine und der hiesigen Kriegs-
Akademie veranstaltet wird, ein vom Kaisex für diesen
Zweck kürzlich gezeichnetes Seestück, Panzerschiff im
Sturm darstellend, verloost werden.
Ulm a. D., 27. Febr. Gestern Nachmittag ist an
der 40 Jahre alten Tochter des Professors Reiß auf
der Straße nach Heidenheim ein Raubmord verübt
worden. Der Thäter ist unbekannt.
Wien, 26. Febr. Nach dem „Vaterland" wird
Kaiser Wilhelm zu den nächsten großen Manövern
in Oesterreich erscheinen und nach Abschluß derselben
einige Zeit auch in Gödöllö verweilen.
Brüssel, 26. Febr. Die Referendums-Ab-
stimmung über die Wahlfrage ist in Brüssel ruhig ver-
laufen. Die Betheiligung der Wähler war stark. Das
Resultat für die Stadt ist noch nicht bekannt, jedoch ist
eine bedeutende Majorität für das allgemeine Wahlrecht
mit dem 21. Jahr gesichert. Jedenfalls wird sich für
die Einführung des allgemeinen Wahlrechtes eine Mehr-
heit von 5000 Stimmen ergeben.
Brüssel, 26. Febr. Bei der Verwaltung des Congo-
staats ging heute die Meldung ein, daß Major Dianis
amLomamifluß mit Arabern, die Sesu, der Sohn Tippo
Tipps führte, zusammengestoßen sei. Die Araber seien
in die Flucht geschlagen, 5 Häuptlinge und 500 Mann
gefangen genommen, außerdem seien 600 Flinten erbeutet
worden. Wie ferner gemeldet wird, ist Delcommune
mit seinen Gefährten wohlbehalten in Leopoldville an-
gekommen.
Rom, 25. Febr. Nach der „Tribuna" ist die außer-
ordentliche Banken-Jnspection jetzt beendet. Das
Resultat soll folgendes sein: Das Deficit der Banca-Ro-
mana beträgt 42 Millionen; die Bilanz weist 120 Mill,
gegen 152 Millionen Passiven auf. Die Bank von
Sicilien hat für 6, die Bank von Neapel für 10 Mill.
nothleidende Wechsel._
Sprech saat.
Gleiches Recht für Alle.
Für Artikel untde dieser Rubrik ist die Redaktion nicht verantwortlich. Im übrigen
steht err Sprechsaal Jedermann unentgeltlich zur Verfügung.
Volksküche betr.
Vor einigen Jahren wurde von dem hiesigen Frauen-
verein im Marftallgebäude dahier eine sog. Volksküche
eröffnet, in der gegen eine geringe Vergütung an die
dahier beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen ein gutes
nahrhaftes Mittagessen abgegeben wurde, das nach Be-
lieben an Ort und Stelle genossen, oder aber auch mit-
fortgenommen werden konnte. Zu Anfang hatte sich die
Küche eines regen Besuches zu erfreuen, doch bald zeigte
sich, daß derselbe wie bei so manchem Unternehmen nur
dem Reiz der Neuheit zuzuschreiben war; die Besucher-
zahl nahm immer mehr und mehr ab, was endlich die
Schließung der Speiseanstalt im Gefolge hatte.
Neuerdings wurde nun dieselbe abermals geöffnet und
zwar auf Veranlassung der hies. Ortskrankenkasse; letztere
läßt nunmehr auch ihren Kranken, sowie den auf dem
Wege der Besserung befindlichen Patienten, überhaupt
denjenigen Mitgliedern, bei denen es der Arzt für nöthig
hält, Essen aus der Volksküche verabfolgen und will da-
durch einen geringeren Krankenstand bezw. eine raschere
Gesundung ihrer Kranken bezwecken. Dieses Vorgehen
genannter Kasse ist gewiß mit Freuden zu begrüßen. Es
wird hierdurch nicht nur das Gewünschte in vielen Fällen
erreicht werden, sondern es wird dasselbe auch dazu bei-
tragen, die der Arbeiterschaft durch die sociale Gesetzgebung
gebrachten Vortheile der ersteren inimermehr zur Erkennt-
niß zu bringen.
Aber nicht nur den Ortskrankenkassenmitglieder ist
die Volksküche zugänglich, vielmehr erhält in derselben
Jedermann nach Einlösung einer Speisemarke ein
Mittagsessen, das dem Einsender von Anstalts-Be-
suchern als vorzüglich bezeichnet wurde. Der einzige
Fehler — soweit dies überhaupt als solcher bezeichnet
werden kann, soll darin bestehen, daß die Portionen zu
groß ausfallen und zur Sättigung einer Person mehr denn
ausreichend sind, «solche, die mit einem besseren Appetitt
gesegnet, werden also in dieser Beziehung absolut keine
Klage zu führen haben. Unter diesen Umständen wäre
es daher sehr wünschens«ertb, wenn das neueste Unter-
nehmen des so segensreich wirkenden FrauenvereinS besser
wie früher unterstützt, d. h., daß die Volksküche in der
Folge fleißiger besucht würde. Möge doch Jedermann
vor Annahme eines Vorurtheils berücksichtigen, daß es
sich hier nicht um ein gewerbliches Unternehmen — aus
dem Capital geschlagen werden soll — sondern um eine
Einrichtung bandelt, die lediglich aus Humanität für
die unbemitteltere Bevölkerung ins Leben gerufen wurde.
_ r.
Unsern verrhrl. Lesern M Noch!
Um Unregelmäßigkeiten oder Jrrthümern
vorzubeugen, bitten wir unsere verehrten Abon-
nenten nur gegen Abonrrementöquittung
das Abonnementsgeld zu überhändigen.
Die Expedition.
 
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