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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 51 - No. 60 (1. März - 11. März)
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fessor der deutschen Literaturgeschichte an der hies. Universität
Du Max Freiherr v- Waldberg, ist vom Departement des
Innern in Washington die Ehren - Vicepräsidentschaft des aus
Anlaß der Weltausstellung in Chicago stattfindenden Kongresses
für böheres Unterrichtswesen angeboten worden.
-fi (Studentisches.) Am Mittwoch Abend ging ein
Telegramm aus Berlin an das hiesige Corps „Vandalia"
ein. Die alten Herren des genannten Corps hatten sich dort
zur Feier des öl. Stiftungsfestes am Mittwoch Abend zu
einem Festmahl im „Kaiserhof" versammelt. Unter den
Theilnehmern befanden sich der Minister der landwirtbschaft-
lichen Angelegenheiten, v. Hedden, und der Staatssecretär des
Reichsschayamts, Freiherr v. Maltzahn. Nach dem Hoch auf
den Kaiser wurde ein Begrüßungstelcgramm an das Corps
nach hier abgesandt, in welchem die alten Herren ihre unver-
brüchliche Treue und Anhänglichkeit an das Corps aussprachen.

Locale Witttzeilungen.
Heidelberg, 10. März.
su O (Stadtrathsfitzung.) In der vorgestrigen Stadtraths-
wurden u. a. folgende Gegenstände zur Kenntnis; bezw.
tzZdigrmg gebracht: l) Nach dem Geschäftsausweis der
H.r^chnung der städtischen Sparkasse wurden bei dieser im
g^lar 1280 Einlagen mit zusammen 281 732 Mk- 27 Pfg.
st acht, dagegen in 643 Einzelbeträgen zusammen 151907 Mk.
l>ix M. an die betreffenden Einleger zurückbezahlt und hat
Z- kfisammtzahl der letzteren seit dem 1- Januar d- I. um
ges iugenommen. 2) Aus einer Anzeige der Ortskrankenkasse
bervor, daß die letztere auf den 1- d- M- 3706 männliche
K?8 weibliche Mitglieder zählte. 3) Im vorigen Monat
im städtischen chemischen Laboratorium 3 Proben von
tz.Uwolle, 1 von Honig, 5 von Fischen, 6 von irdenem
2 Mrr, 10 von Kuhmilch, 10 von Kubbutter, 6 von Petroleum,
Phosphors. Kalk, 2 von Rahm, 5 von amerikanischen
H^wenäpfeln, 5 von Pfeffer, l von Trinkwasser, l von
t^Nvasser 40 von Wurst und 4 von Zimmt untersucht und
fiJi 5 Fisch-, 3 Geschirr-, i Butter- und 4 Milchproben
^lifi^ndet. Von den 101 Untersuchungen erfolgten 92 im
iihNs von Behörden und 9 auf Antrag von Privaten. Die
ssist Mchung je einer Probe Wasser aus der städtischen Leitung
Kuhmilch des Johann Bauer und des Jacob Schweikart
ein günstiges Ergebniß. 4) Der Jahresbericht des
tyrannischen Vereines für 1892 wird dankend entgegen-
aswen. 5) Die Herren Stadtverordneten Ernst Atzlcr
st»ugen Wißler werden zu Armenpflegern und Mitgliedern
bl^^wenrathes ernannt. 6) Von einer hiesigen Dame wurde
^Andenken an ihren kürzlich verstorbenen Gatten der
si^^emeinde die Summe von 15 000 Mk. zur Errichtung
fisch,. bürgerlichen Frauenstifts geschenkt; der stadtrath
stt Mt, diese Stiftung, die er freudig begrüßt, vorbehaltlich
aatsgenehmigung dankend anzunehmen. 7) Dem evan-
Achjlsn Kirchengemeinberathc dahier wird die Turnhalle beim
OAaus lll in wiederruflicher Weise zur Verfügung gestellt,
^ner Mittheilung der Heidelberger Straßen- und
- U^ngescllschaft. wird der Betrieb der Bergbahn am 19.
stth. wieder eröffnet werden. 9) Das Ergebniß der Holz-
berung vom 6. d. M. mit einem Erlös von 6120 Mk.
fit i>,^"khmigt- 10) Nach Mittheilung des Gr. Bezirksamtes
H Beschluß des Bürgerausschusses vom 9. Dezember 1892,
Beizug der Anstößer zu den Kosten der Herstellung
i'i Kelheimer Landstraße auf der Strecke von der Mittermaicr-
fifi»;.Barackcnstrabe nunmehr die Staatsgenehmigung erlangt-
MsfiZ am 5. d- Ni- vorgenommene Wahl des Herrn Zimmer-
Al M Urban Treiber zum Zugführer der Steigermannschaft
Herrn Wagners Johann Heiß zum Zugführer der
und Spritzenmannschast der freiwilligen Feuerwehr in
M ">eim wurde bestätigt. 12) Die Lieferung des diesjährigen
« ari Sandsteinlinienstcincn wird dem Steinhauer Her-
Krauth in Eberbach übertragen-
(Universität vetr.) Dem außerordentlichen Pro-

j Meter und wiegen zusammen nicht ganz 50 Kilo.
Auch haben sie ein Kindlein von Il/2 Jahr, das gleich-
falls ein allerliebster Gnom zu werden verspricht. Der
„Mann" (ein geborener Pfälzer) raucht übrigens und
trinkt Bier dazu wie ein Normalmensch.
Mainz, 9. März. Auch hier scheint sich eine
Brauerbewegung vorzubereiten, denn soeben hat eine Lohn-
kommission der hiesigen Brauer an die Bierbrauerbcsitzer
ein Circular gerichtet, durch welche folgende Forderungen
gestellt werden: 1) lOstündige Arbeitszeitszeit. 2) Die
Sonn- und - Feierabendarbeit so viel als möglich abzu-
fchafsen. Allenfalls vorkommende Ueberstundcn sollen
Sonntags mit 60 Pfennig, Werktags mit 50 Pfennig
honorirt werden. 3) Soll jeder Brauer täglich 6 Liter
gutes Bier erhalten. 4) Soll an Stelle des bisher üb-
lichen Monatslohnes ein Minimallohn von 24 Mark
wöchentlich treten. 5) Anständigere Behandlung seitens
der Vorgesetzten 6) Abschaffung der Zwangsküchen. 7)
Freies Koalitionsrecht zu gewähren.
* Nördlingen, 9. März. Eine Typhusepedemie
Wit bis jetzt 50 Fällen sucht unsere Stadt heim. Der
Typhus ist hier kein Neuling mehr; jährlich erscheint er,
^ud zwar immer in bedenklicherem Maße. Der Grund
werfür soll in der Durchfeuchtung des Bodens und Ver-
lichtung des Brunnenwassers liegen.
Lübeck, 9. März. In dem Ostseeeis ist gestern
dkr Lübecker Dampfer „Ostsee", Kapt. Stephan, auf
der Fahrt von Lübeck nach Libau zerschellt und ge-
sunken. Die Mannschaft wurde durch zwei zu Hülfe
geeiste Dampfer gerettet. Die Schifffahrt in der Ostsee
'ii noch sehr gefahrvoll.
* Bukarest, 9. März. Aus Odessa werden
Mo lera fälle gemeldet.
, * Sofia, 8. März. Fünf Spießgesellen desRäuber-
wuptmanns Anastasios, die sich an dem Mai 1881 aus-
gchührten Ueberfall auf einem Eisenbahnzug bei Tscher-
"vkiöj betheiligt haben, sind von den bulgarischen Behörden
'W die türkische Regierung ausgeliefert worden. Dieselben
Aden an, von ihrem Führer je 400 Napoleonsdor als
<stutc-Antheil erhalten zu baben. Anastasios selbst soll
^ch ihrer Behauptung nach Rumänien oder Rußland
Aflüchtet sein. Nach anderen Gerüchten soll er in
Griechenland weilen. In den Händen der bulgarischen
Horden befinden sich noch weitere drei Mitglieder der
Tsäuberbande, die sich jedoch nicht an dem Eisenbahn-
Mentat bei Tscherkeßkiöi, sondern an dem vor drei
^bren erfolgten Ueberfall auf Achmed Effendi, einem
Schwager des Sultans, betheiligt baben.
' Palermo, 9. März. Es wurde abermals eine
A°ße Verbrecher-Vereinigung entdeckt; 755 Verhaftungen
iwd vorgenommen.
Newyork, 9. März. Vergangene Nacht 12^ Uhr
urde eine leichte Erderschütterung zwischen der neunten
der fünfzigsten Straße in der Richtung Südost-
!, wdwest verspürt. Die Erschütterung war heftiger auf
^gisland, wo mehrere Einwohner, nur nothdürftig be-
ridct, erschreckt die Wohnungen verließen.

Gerichtszeittrng.
* Heidelberg, 9. März. (Schkffengerichtssitzung.)
In der heutigen Sitzung kamen folgende Fälle zur Er-
ledigung :
1. Anna Kreutzer von Michelstadt erhielt wegen Dieb-
stahls 3 Wochen Gefängniß. 2. Anna Trunzer von
Königsbach erbielt wegen Unterschlagung 1 Monat Ge-
fängniß. 3. Die Verhandlung gegen Ludwig Frantz von
Straßburg, wegen Unterschlagung, wurde vertagt. 4.
Adam Bieber von Ziegelhausen erhielt wegen Beleidigung
4 Wochen Gefängniß. 5. Karl Ludwig Weber von hier
erhielt wegen Körperverletzung 2 Monat Gefängniß. 6.
August Berlinger und Franz Josef Mechler von Wieb-
lingen, angeklagt wegen Körperverletzung. Es erhielt
jeder 3 Tage Gefängniß. 7. Martin Schöpf von Kirch-
heim erhielt wegen Körperverletzung eine Geldstrafe von
5 Mark. 8. Franz Vogelbacher und Karl Rieger von
Leimen, angeklagt wegen Bedrohung und Ruhestörung.
Ersterer wurde freigesprochen, letzterer erhielt eine Geld-
strafe von 10 Mark. 9. Josef Schäfer auf dem Linzen-
thalerhof wurde von der Anklage wegen Körperverletzung
freigesprochen.
Mühlhausen, 8. März. Ein Familiendrama,
das sich vor Jahresfrist in Sennhcim abspielte, fand
nach einer zweitägigen Schwurgerichtsverhandlung hier
gestern Abend seinen Abschluß. Auf der Anklagebank
saßen die 36 Jahre alte Wittwe Morand Häfflinger
unter der Beschuldigung des Mordes, und der 41 Jahre
alte Maursr Joseph Rohr aus Burgheim, der Anstiftung
zu oben genanntem Verbrechen beschuldigt. Die Angeklagte
hatte sich im Jahre 1874 im Alter von 17 Jahren mit
dem 30 Jahre älteren Morand Häfflinger verheirathet.
Die ungleichmäßige Ehe scheint eine glückliche gewesen
zu sein, Häfflinger besaß ein kleines Haus, etwas Land
und Vieh, doch nach wenigen Jahren mußte alles ver-
kauft werden. Beide Eheleute mußten nun arbeiten, um
für die Familie zu sorgen. Die Frau, eine sehr an-
sehnliche, jetzt sogar noch sehr hübsche Frau, scheint ihrem
Manne nie recht treu gewesen zu sein. Anfangs des
Jahres 1891 nahm sie den Mitangeklagten Rohr in
Wohnung und Kost und beide traten bald nachher in
ein sträfliches Verhältniß miteinander. Es gab oft
Streitigkeiten und Unfrieden im Hause. Rohr ging Ende
März 1892 nach Basel, um sich einer fünftägigen zu-
dictirten Haftstrafe zu entziehen, kehrte aber am 3. April
dem Todestage des Morand Häfflinger, nach Sennhcim
zurück. Eingestandenermaßen hat die Angeklagte ihrem
Manne, nachdem derselbe drei Tage nacheinander Streit
mit ihr angefangen, am 30. März, einen Kaffee bereitet,
in dem sie Phospor von einem Bund Streichhölzer auf-
gelöst hatte. Sie gibt nur diese eine That zu. Ihre
drei erwachsenen Töchter von 18, 17 und 15 Jahren,
belasten die Mutter sehr. Rohr kam etwa eine Stunde
vor dem Tode des Häfflinger in das Haus zurück. Die
Angeklagte behauptet, derselbe habe noch ein weißes Pulver
in Essigwasser getban, das er dem Sterbenden zu trinken
gab, was dieser bestreitet und was auch vom Gericht nicht
als wahr angenommen wird. Frau Häfflinger wurde
ohne Zugeständniß und Milderungsgründen des ohne
Ueberlegung ausgeführten Todtschlags schuldig befunden
und zu 12 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Der Mit-
angeklagte Rohr wurde freigesprochen. Die Häfflinger
hat noch acht lebende Kinder, von denen 4 erwachsen, 4
in einem Waisenhause untergebracht sind; fünf Kinder
sind todt. Die Vertheidigurzg der Angeklagten Häfflinger
hatte Rechtsanwalt Dümmler übernommen, die des Rohr
Rechtsanwalt Dr. Stöber. Die Staatsanwaltschaft war
durch den Ersten Staatsanwalt Vogt vertreten. Mit
diesem einzigen, allerdings sebr ernsten und traurigen
Falle ist die Schwurgerichtsverhandlung beendigt.
Eisleben, 9. März. In dem heute verkündeten
Urtheil im Strafprozeß gegen die Bergleute und die
Sozialdemokraten werden erstere als die Urheber des Ex-
zesses bezeichnet und deshalb meist höber, als der Straf-
antrag lautet, verurtheilt, und zwar neun zu Gefängniß
bis 9 Monate; der Polizeisergeant Köhler erhielt 6
Monate Gefängniß, zwei Bergleute wurden freigesprochen.
Von den Sozialisten erhielt Frank 9 Monate, Wolf 14
Tage Gefängniß, zwei andere wurden freigesprochen.
Saarbrücken, 9. März. Wegen Landfriedenbruchs,
verübt in der Streikzeit, verurtheilte das Schwurgericht
3 Frauen von Neunkirchen zu 9, respektive 4 Monaten
Gefängniß.
Handelsnachrichten.
Frankfurt, 8. März. (Effecten-Socictät.) Umsätze bis
Uhr Abends. Oesterr. Kredit 284fftz-285-4ftz-5-4^/4 bcz.
G. Disconto-Commandit 187.30-75-70 bcz. Berliner Handels-
gesellschaft 146.10-60 bez. Dresdener Bank 152-152.75 bez.

Lombarden 91-/2-9B/8-92 bez. Ungar- Kronenrente 94.10 bez.
Ungar Goldrente 98.70 bez. Nordd. Lloyd 114.10-30 bez.
Gelsenkirchen 147.20-148.20 bez. Harpener 139.90-80-140.60
bis 30 bez. Gotthard-Actien 156.20 bez. Schweizer Central
119.60-70 bez- Schweizer Nordost 107.20-39-20 bez. Union
73.60 bez. Jura-Simplon St.-Act. 49 bez. 5°/„ Italiener
92.80 P. G. ult.
61/2 Uhr: Credit-Actien 284^/z. Disconto 187.70. Har-
pener 140.20. Marienburger 64. Nordd- Lloyd 114.50.
Mannheimer Börse, Effekten. An der heutigen Börse
wurden Mannheimer Lagerbausgesellschasts-Actien L 84^°/,
umgesetzt. Rheinische Hvpothekenbank-Actien notiren 140.90 G.
Mannheim, 9. 'März. (Productenbörse.) Per 100 Kilo
Weizen, Pfälzer 17.50 bis —, Norddeutscher 17.25 bis
17.50, Rufs. Saxanska bis —, Azima 18.50 bis 19.50,
Girka 18.— bis 18.25, Taganrog 18.— bis 18.50, Amcrik
Winter 17.50 bis 17.75, Rumänischer 16.50 bis 17.50, Kansas 11
17.50 bis 17.75, Kernen 17.25 bis —. Roggen, Pfälzer
14.75 bis 15.—, Rumänischer —.— bis —. Gerste hiesiger
Gegend 17.— bis 17.25, Pfälzer 17.50 bis —, Ungarische
—.— bis —.—. Hafer, Badischer 14.75 bis 15.—, Nord-
deutscher —bis —, Russischer —bis —. Mais,
Amerik. mixed. 12.25 bis 12.50, Donau 12.— bis —.
Kohlreps, Deutsche", neuer 27.50 bis . Leinöl mit Faß
51.50 bis —. Rüböl mit Faß 61.50 bis —.—. Petroleum
mit 20»/g Tara 18.75 bis —-—-
Weizenmehl: Nr. 00. Nr. 0. Nr- 1. Nr. 2. Nr- 3. Nr. 4.
31.00. 28.00. 26.00. 25-00. 23.50. 19.50,
Roggenmehl; Nr. 0. Nr. 1-
24.00. 21.00.
Mannheimer Strohmarkt vom 9. März. Wiesenheu
per Ctr- Mk. 4.20—4.50; Kleeheu per Ctr- Mk. 4.50—5.—,
Kornstroh per Ctr. 2.80—3.20; Gcrstcnstroh Mk. 2.80—3.20.
Mannheimer Pferde- und Viehmarkt vom 8. März
Es waren beigetrieben: 83 Kälber, 236 Schweine und wurden
verkauft per 100 Ko. Schlachtgewicht zu Mk.: Kälber 1. Qual
130, 2. Qual- 110, Schweine 1. Qual- 126, 2. Qual- 122.
Zusammen 319 Stück.

Neueste Nachrichten.
Paris, 9. März. Während des Umzugs des Micarome-
Festzuges stür zte der bekannte Pariser Sänger Gilbert
beim Confettiwerfen aus einem Fenster und blieb sofort
todt.
Nom, 9. März. Heute wählten die Abtheilungen
die Kommission für die Vorlage, welche den Vorgang
der Civiltrauung vor der kirchlichen Feier fordert.
Die Majorität der Kommission besteht aus Freunden der
Vorlage, doch ergab die Diskussion, daß die Zahl der
Gegner in allen Abtheilungen beträchtlich ist, so daß die
Annahme der Vorlage im Plenum zweifelhaft ist. Die
Gegner bestehen theils aus Liberalen, die in der Vorlage
eine Beschränkung der persönlichen Freiheit erblicken, theils
aus Männern der Rechten, für die Gründe kirchlicher
Natur maßgebend sind. — Die Truppenschau zu Ehren
des Kaisers Wilhelm wird unter Befehl des Generals
San Marzano in den Prati di Castello stattfinden.
Zwanzigtausend Mann werden daran theilnehmen.
Beglrad, 9. März. Nach den bisherigen Wabler-
geb nissen sind in den Städten Sabac, Paracin,
Pozarcvac, Negotin, Jagodiner, Zajecsar, Leskovatz, Sme-
dereva, Prokuplje die liberalen Kandidaten gewählt.
Rewyork, 9. März. Der Präsident erlies eine
Botschaft an den Senat, durch die der in Berathung
befindliche Vertrag über die Annexion Hawaiis
zurückgezogen wird. Dies ist ein erster Hieb gegen
Trust, wie den Spreckel'schen Zuckertrust.
Sprech scrat'.
Gleiches Recht für Alte.
Für Artikel unter dieser Rubrik ist die Redaktion nicht verantwortlich. Im übrigen
steht der Sprechsaal Jedermann unentgeltlich zur Verfügung.
Aufklärung über eineKirchheimer Schulaugelegenheit.
Ein Vorgang der in letzter Zeit sich hier in aller
Stille vollzogen hat, ließ in gewissen Kreisen der hie-
sigen Bevölkerung eine merkliche Erregung zurück,
welche zu allen möglichen und unmöglichen Gerüchten
Anlaß gab. Der Sachverhalt ist folgender: In dem Lehr-
saale eines der hiesigen Simultan-Schulhäuser und zwar
in dem, welcher dem Hauptlehrer der römisch-katholischen
Confcssion zur Erthcilung des Unterrichts zugewiesen ist,
befand sich seit mehreren Jahren ein ziemlich großes
Crucisix an derWand befestigt, von dem Niemand wissen
will, wie es dorthin kam, gleichwohl aber auch von Nie-
manden beanstandet worden ist. Da in eben diesem Lehr-
saale der römisch-katholische Geistliche den geordneten
Religionsunterricht an die Schulkinder dieser Confession
ertheilt und zudem ver, ausschließlich aus Mitgliedern der
römisch-kath. Kirchengemeinde bestehende Cäcilien-Gesang-
verein seine Hebungen unter Leitung des katk. Haupt-
lehrers abhält, so scheint man von zuständiger Seite unter
Anderm auch der Ausschmückung dieses Lehrsaalcs be-
sondere Aufmerksamkeit geschenkt zu baben, was zur Folge
hatte, daß auf „höhere Anordnung" das dort befindliche
Crucifir wieder entfernt werden mußte, was selbstverständ-
lich auch geschehen ist. — Obschon in dem Kreuze mit
oder ohne Körper, von jedem Christen, sei er katholisch
oder evangelisch, eine ehrfurchtsvolle Erinnerung an den
Stifter und Begründer des Christenthums gefunden wird,
so gilt dasselbe doch als äußeres Zeichen, das den Ka-
tholiken von den Bekennern anderer christlichen Confessionen
unterscheidet. In den Lchrsälen gemischter Schulen sollen
aber aus naheliegenden Gründen keinerlei Gegenstände
sich befinden, durch welche die Schuljugend auf confes-
fionelle Unterschiede aufmerksam gemacht werden, weder
durch Anbringung von Crucifiren, noch durch Aufhängen
der Bildnisse der Reformatoren n. s. w. Hierin dürfte
auch das Motiv zu suchen sein, welches die zuständige
Behörde zur Entfernung des Crucifires veranlaßt hat.
 
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