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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 61 - No. 70 (12. März - 23. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0297

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* Wien, 21. März. Galizische Bauern, welche
nach Rußland auswandern wollten, wurden beini Ueber-
gang über die Weichselbrücke von der russischen Grenzwache
aufgehalten und nach blutigem Kampfe zurückge-
schlagen. Mehrere Bauern ertranken dabei in
der Weichsel.
* Paris, 21. März. Bei dem Brande des
Spirituslagers in Saint-Ssbastien sind nicht 10,
wie erst gemeldet wurde, sondern 25 Personen ums Leben
gekommen.
* Kopenhagen, 21. März. Boni 5.—21. März
sind Hierselbst 258 Erkrankungen und 4 Todesfälle an
Influenza, sowie 15 Erkrankungen und 7 Todesfälle an
Flecktyphus vorgekommmen.
* London, 21. März. Heute Mittag erfolgte in
Cambridge die feierliche Verleihung des Ehrendoktorats der
Naturwissenschaften von Seiten der Universität an Virchow.
* Moskau, 21. März. Bei der heutigen Stadt-
hauptwahl feuerte der Kleinbürger Andrejanow auf das
Stadthaupt Alerejew nach Ueberreichung einer Bitt-
schrift zwei Schüsse ab. Alerejew brach besinnungslos
zusammen. Der verhaftete Mörder simulirt Wahnsinn.
Die That ist ein Racheakt für eine seinerzeit von Alerejew
als Gerichtsbeisitzer ausgesprochene Verurteilung des jetzigen
Mörders. Die That ruft die größte Aufregung hervor.

Locale Wittheil'ungen.
Heidelberg, 22. März-
O (Postprüfnng.) Für den Obcr-Postdircctionsbezirk
Karlsruhe wird im Monat April d. I. wieder eine Prüfung
wit solchen jungen Leuten abgehalten werden, welche als Post-
Zehülfen iu den Vostdienst einzutreten wünschen- Zu den
Prüfungen zugelassen werden Bewerber, welche das 16. Lebens-
jahr vollendet haben und Zeugnisse über eine gute Schul-
bildung auszuwcisen vermögen. Die Anmeldungen zu dieser
Prüfung sind spätestens bis zum 10. April durch Vermittelung
derjenigen Postämter, in deren Bezirk der Wohnort der Be-
werber liegt, an die Ober-Postdirection Karlsruhe cinzurcichen.
Pen Eingaben müssen die erforderlichen Papiere beigefügt
Kin; die Beringungen für die Annahme von Postgehülfen
können bei jedem Postamte erfragt werden. Die Prüfung
srftreckt sich auf die deutsche und französische Sprache, die
Geographie und die gewöhnlichen Rechnungsarten- Junge
>eutc, welche die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst
'W Heere erlangt haben, werden in der Regel ohne Prüfung
^genommen- Der Eintritt der für geeignet befundenen
Bewerber in den Postdienst kann sofort erfolgen.
— (Die badische landwirthschaftliche Berufs-
hrnoffenschaft.) Das Großh. Landesversicherungsamt gibt
Mm Nachweis über den Aufwand der badischen landwirth-
hhaftlichen Berufsgcnosscnschaft im Jahre 1892. Darnach
W der Aufwand im Jahre 1892 betragen: für Unfallent-
schädigungen 206 318 Mk. 16 Pfg., Kosten der Unfallunter-
wchungcn und der Feststellung der Entschädigungen 6984 Mk-
P Pfg., Schiedsgerichtskosten 1793 Mk- 63 Pfg., Kosten der
Arwaltung 29IIS Mk. 41 Pfg.: an diesem Aufwand mit
744206 Mk. 30 Pfg. kommen in Abzug: Strafgelder und
Mstige Einnahmen mit 52 Mk., somit beträgt der restliche
Aufwand 244154 Mk. 30 Pfg-; neben diesem Aufwand sind
M, das Jahr 1893 aufzubringen: zur Ansammlung eines
Ajervesonds 40 pCt. der Entschädigungsbeträge des Jahres
mit 82525 Mk. 26 Pfg., sowie zur Verstärkung des
v ktriebsfonds 17000 Mk. Hiernach sind im Jahre 1893
xw'ch Umlagen von den Berufsgcnoffen 343679 Mk. 56 Pfg.
(Mubringen. Die Gesammtzahl der für das Gebiet der
tz/nossenschaft abgeschätzten Arbeitstage beziffert sich auf
,871400 Mk. und die Gesammtsumme der hieraus berech-
nen Arbcitswcrthe auf 110810660 Mk. Demgemäß ist der
»T Aufbringung der umzulegenden Summe zu entrichtende
N"rag auf 31 Pfg. von je 100 Mk. Arbeitswerth festgesetzt
°idcn.
er T (Corrcert.) Gestern Abend von acht Uhr ab con-
H Urte im „Storchen" zum ersten Mal die Varietö-Truppe
gewann und Kemp, bestehend aus 3 Herren und 3 Damen.
rN Programm war ein in jeder Beziehung ansprechendes
ts? vortrefflich durchgeführtes. Außer den gesanglichen Vor-
kj, n gefielen besonders die Herren Kemp und Hermann,
als Jongleur, militärischer Mimiker und Zauberkünstler
Asiaten. Ebenso fanden auch viel Beifall ein komisches
„die lustige Compagnie," sodann das Ausstattungs-
E mit Tableau und Feuerwerk „der Dreibund", sowie auch
Mm Schluß gespielte oberbayrische einaktige Volksscene-
>,. die Truppe heute Abend ein^zweites Concert giebt, in dem
. besonders die komische scene „Rentier von Seckbach"
^Heiterkeit veranlassen wird, machen wir auf den Besuch
! Es Concertes angelegentlich aufmerksam. Auch gestern
! "d schon war die Zuhörerschaft sehr zahlreich vertreten.
vh (Unfall.) Zwei Damen, die gestern in der Nähe
^iftsmühle überfahren wollten, hatten das Unglück, daß
E'Kahn kippte und sie selber in's Wasser fielen. Durch
j>i Kommende Hilfeleistung gelang cs indeß, die Beiden
>Wen.

Handelsnachrichten.
C Frankfurt, 21. März. (Effecten-Societät.) Umsätze bis
soPühr Abends. Ocsterr. Kredit bcz. Disconto-
sizMwndit 192.80-193 bcz. Berliner Handelsgesellschaft
EA-80 bez- Dresdener Bank 157.75-60 bez. Böhmische
^vu°2hn 165VE/8 bez- Heidelberg-Speyer 41.20 bez- Ungar.
Elli, Me 97.70 bez. cpt- La Veloce 86.10 bez. Courl 70.50 bez.
NjMkirchxn 151.50 bez- Harpencr 140.80-141.30 bez. Gotthard-
156.30-80 bez. Schweizer Central 121-121.10 bez.
Nordost 108.60:70 bcz. u- G. Union 75.60-80 bez.
^siMmplon St.-Akt. 49.70 bez. 5°/o Italiener 93.20 P.
ult.
" , 's Uhr: Creditaetien 294Vs- Disconto 192.95. Lombarden
inMmPost 108.80. Bochumer 140.10. Oitom- Zoll 95.
M^Annheimer Börse, Effekten An der heutigen Börse
Ah,.'Pfälzische Hypothekenbank-Actien ä IM/4 und Mann-
K,f,Lagerhausgefellschafts-Acrien L 84»/^ im Verkehr. Sonst
'i iA- Bexbacher Actien 227>/2 bez., Westeregeln Alkali-Actien
Waghäuslcr Zuckerfabrik-Actien 74 G-
i- »Tmnnhrimer Pferde- und Viellmarkt vom 20. März
TisiMN beigetrieben: 28 Ochsen, 442 Rinder und Kühe,
lOl Kälber, 94 Schweine, 45 Milchkühe, 16 Schafe
isiE^vden verkauft: Ochsen 1. Qual- 136, 2. Qual- 130,
M Mud Kühe 1. Qual. 128, 2. Qual- 100, Farren 1.
2. Qual. 96, Kälber 1. Qual- 140, 2. Qual. 130,
E ' Qual. 128, 2. Qual. 120, Milchkühe per Stück
" 475—150, Schafe per Stück zu Mark 25—30. Zu-

sammen 742 Stück. Tendenz:

der vorigen Woche betrug 1512
Mannheim, 21. März.
20.
21. ,
Weizen März
16.30
16.20!
„ Mai
16.40
16.30
„ Juli
16.40
16.25!
Roggen März
13 90
13.90 f
„ Mai
14.10
14 —)
„ Juli
14.20
14.15 s

Ausverkaufs Gesammtumsatz
Stück.
(Productenbörse.)

20.
21.
Hafer März
15.—
14.90
„ Mai
14.55
14.55
Juli
14.70
14.75
Mais März
11.35
11.30
„ Mai
11.—
11.—
,, Juli
flau.
11.85 ! 10.85

Verlobungen.
Stadt Paris 400 Fr.-Loose vom Jahre 1888.
Zievung am 15. März. Auszahlung am 1. August 1893.
Hauptpreise: Nr. 424928 ä 150000 Fr., Nr. 198918 ä50000
Fr., Nr. 186206 462152 515009 576 720 ä 10000 Fr.,
Nr. 65293 210136 244059 342671 503535 L 5000 Fr.,
Nr. 33381 51455 186171 203593 280819 289001 347683
386741 416781 517208 ü 2000 Fr. Alle übrigen gezogenen
Nummern je 498 Fr- (Ohne Gewähr.)

Alle r l' e i.
— (Ein neuer Militär Panzer). Ueber die
epochemachende Erfindung des Schneidermeisters Dowe
in Mannheim, eine schußfeste, zu einem Panzer für die
Soldaten geeignete Masse herzustellen, entnehmen wir der
„N. Bad. Ldsztg." noch folgende näheren Angaben:
Herr Dowe trug sich schon seit längerer Zeit niit der in
Frage stehenden Jcee und arbeitete unablässig an der Ver-
wirklichung derselben. Zuerst machte er im geheimen
Schießversuche, die von ihm sehr oft wiederholt werden
mußten, da dieselben anfangs nicht recht gelingen wollten.
Sein unermüdliches Streben war aber schließlich insoweit
von Erfolg gekrönt, das er es wagen konnte, dem Kom-
mandeur des hiesigen Grenadier-Regiments, Obersten v.
.Oppen, der ursprünglich auch Zweifel an der Brauch-
barkeit der Erfindung hegte, gestattete dennoch Herrn
Dowe Schießversuche auf dem Militärschießplatze im
Käferthäler Walde vorzunehmen. Die ersten Versuche
wurden dort kurz vor Weihnachten vorgenommen, wobei
schon Widerstandsfähigkeit des Doweschen Stoffes er-
kannt wurde, da das neue Geschoß, welches sogar aus
weite Entfernungen von ungeheurer Durchschlagkraft ist,
den Stoff wohl durchbohrte, die Kugel jedoch plattgedrückt
hinter der Scheibe abficl. Befriedigt von diesem Ergebniß
schritt der Erfinder zu weiteren Verbesserungen und fertigte
die „kugelfeste Uniform" in der Form an, wie dieselbe
ihren Zweck erfüllen soll. Dieselbe ist eine Wehr, welche
Brust und Leib des Soldaten schützen soll. Es dürfte
demnach die Erfindung als ein sogenannter Schutzpanzer
bezeichnet werden, der sich jedoch von den bisher bekannten
Panzern dadurch unterscheidet, daß das Aeußere desselben
mit dem gleichen Tuche, aus welcher die Uniformen des
Soldaten, überzogen ist. Die Masse selbst ist ein Ge-
hcimniß des Erfinders. Der Panzer, der nur für den
Krieg dienen soll, ist so angefertigt, daß er bequem auf die
Uniform des Soldaten befestigt werden kann; er wird an
den Ächselklappenknöpfen eingehängt und an den Hüften
durch weiter an der Uniform anzubringende Knöpfe be-
festigt. Auf die Weise liegt die Schutzunisorm, deren
Gewicht höchstens 6 Pfund betragen soll und infolge
dessen von den Soldaten leicht getragen werden kann,
bequem an und ermöglicht auch den Soldaten, sich frei
zu bewegen. Freilich sind Arme und Beine sowie der
Kopf nicht bedeckt, es ist jedoch von nicht zu unter-
schätzendem Werthe, daß diejenigen Körpertheile, welche
im Kriege gefährdet sind und deren Verletzung meist den
Tod im Gefolge hat, geschützt sind. Die Nachricht von
der Doweschen Erfindung drang auch nach Berlin. Ein
dortiges Konsortium, das sich mit der Fabrikation von
Militärbedarfs-Artikeln befaßt, setzte sich mit Herrn Dowe
in Verbindung, was zu dem Ende führte, daß Dowe
einen Panzer fix und fertig stellte, um sodann Schieß-
versuche vorzunehmen. Diese ergaben, daß alle Geschosse,
mit Ausnahme denjenigen aus dem zur Zeit bei
der deutschen Armee im Gebrauch befindlichen klein-
kalibrigen Gewehr, in dem Stoffe sitzen blieben
und förmlich wie Brei zerdrückt wurden. Auf dieses
Ergebniß hin wollten die Berliner Herren sich die Er-
findung sichern und machten Herrn Dowe großartige An-
gebote; er ging aber vorläufig nicht darauf ein und ebenso
wenig wollte er die Erfindung in einer Sprengstofffabrik
in Troisdorf, welche von dem Konsortium in Vorschlag
gebracht worden war, vervollkommnen, beziehungsweise auf
Kosten des letzteren fertigstellen lassen. Herr Dowe will
seine Erfindung allein vollenden, was ihm nunmehr auch
gelungen sein dürfte, denn die am Freitag auf dem Mili-
tärschießplatze unter Beisein von Hauptmann Ziegler ge-
machten Versuche haben dies ergeben. Die Schießversuche
wurden auf 400 Meter Entfernung von Unterofficieren
des Mannheimer Grenadierregiments vorgenommen. Aus
Holz war eine vollständige Figur eines Soldaten herge-
stellt, auf welcher der Schutzpanzer befestigt war; aber
keines der Geschosse durchdrang den Stoff. Trotzdem die
neuen Geschosse bekanntlich mit einem Stahlmantel um-
geben sind, blieben dieselben plattgedrückt in der Masse
sitzen. Um jedoch auch feststellen zu können, inwieweit
der Soldat durch den Anprall der Kugel in Mitleiden-
schaft gezogen werden kann, war unter dem Schutzpanzer,
der übrigens elastisch ist, ein weicher Stoff befestigt. Da
hat man nun die Wahrnehmung gemacht, daß auf 400
Meter Entfernung durch den Anprall der Kugeln der
unterlegte weiche Stoff etwa zwei Millimeter tief an jene
Gegend, wo der Schuß in den Panzer eingedrungen, ein-
I gedrückt war. Es ist daher anzunehmen, daß der in die

! Brustgegend auf dem Panzer getroffene Soldat wohl
s etwas in Mitleidenschaft gezogen wird und vielleicht mit
einem „blauen Mal" davon kommen könnte. Aus eine
Entfernung von 100 bis 200 Meter dürfte nach Urtheil
Sachverständiger der Anprall des Geschosses seineWirkung
dahin ausüben, daß der Soldat umgeworfen, vielleicht auf
einige Zeit ohnmächtig, jedoch nicht getödtet wird. Ob
die deutsche Militärverwaltung sich direct oder das Berliner
Konsortium, mit dem die Unterhandlungen noch schweben,
sich dieselbe sichern wird, ist bis jetzt noch unentschieden.
Auf jeden Fall wird die etwanige practische Verwerthung
der Erfindung Herrn Dowe zu einem reichen Manne
machen.
— (Eine Hochstaplerin), die Deutschland und
England in den letzten Jahren heimsuchte, ist in Lcndon
verhaftet worden. Es ist die Frau eines Kaufmanns Buck, der
sich wegen Geisteskrankheit im Jrrenbause befindet. Ihre
Festnahme erfolgte, weil sie verdächtig ist, eine goldene
Damenuhr, an der sich eine japanische Münze befand,
gestohlen zu haben. Die Polizei in London nahm an,
daß sie die Uhr, da sie inzwischen in Berlin gewesen ist,
dort veräußert habe, und bat die Berliner Polizei um
Nachforschungen. Diese hat zwar nicht die Uhr, wohl
aber die japanische Münze in einer der vielen Wohnungen,
die die Buck, eine geborene Susanne Schono, innegehabt
hat, zu Tage gefördert. Die Genannte hat in Berlin
hauptsächlich Pensionen gebrandschatzt, in denen sie sich
unter verschiedenen Namen, z. B. als Miß Milford,
Frau Baurath Buck aus Stuttgart, Frau Deichmann,
einmiethete. Sie hat es theils durch ibr vornehmes
Wesen, theils durch Schwindeleien verstanden — sie gab
sich als Schwester des Lordmayors von London aus, —
die in Berlin eine Lebensversicherungssumme von 20 000
Mark erheben wollte, — das Vertrauen zu erwecken und
sich Kredit zu verschaffen. Einmal war sie auch von
einer Rittmeisterfamilie als Erzieherin angenommen, da
sie gleich fertig deutsch und englisch spricht, nach drei
Tagen aber unter Mitnahme aller fortschaffbaren Sachen
verschwunden. Die erwähnte Nhr ist 10 Pfund Ster-
ling werth.
Neueste Nachrichten.
Bochum, 21. März. Das Endresultat derReichs-
tagscrsatzwahl Olpe-Meschede ergibt den Sieg
Fußangels mit 12 016 Stimmen. Boese erhielt 3335,
zersplittert sind 480 Stimmen.
Bathurst, 21. März. Ein fra nzösisch e r Offizier
entfernte die britische Flagge auf englischem
Gebiet am Gambiafluß. Ein englisches Kriegsschiff fuhr
den Gambiafluß hinauf. Einzelheiten fehlen.
Paris. 21. März. Die Jury berieth 2 Stunden.
Von 38 vorgelegten Fragen wurden 5 bejaht, welche ins-
gesammt sich auf den Fall Baihaut beziehen. Das Ver-
dikt wurde vom Publikum ohne Kundgebung ausgenommen.
Sans-Leroy, Beral, Dugne-Fauconnerie, Gobron und
Proust wurden sofort in Freiheit gesetzt. Fontane wird
in Haft behalten. Fontane fiel nach der Freisprechung
in Ohnmacht, auch die anderen Freigesprochenen waren
tiefbewegt. Bei Eintritt in den Zuschauerraum wurden
sie allseits beglückwünscht. Abends halb 8 Uhr ver-
kündete der Gerichtshof das Urtbeil: Baihaut: 5 Jahre
Gefängniß, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, Geld-
strafe von 750000 Fr., Rückzablung der Bestechungs-
summe von 375000, Fr. Lesseps: Ein Jahr, zu
verschmelzen mit der vom Appelhof erkannten Strafe;
Bl 0 ndin: Zwei Jahre. Die Freigesprochenen werden
zu keiner Rückzahlung verpflichtet.
Sprech scrctt'.
Gleiches Recht für Affe.
Für Artik-l unter dieser Rubrik ist die Redaktion nicht verantwortlich. Im übrizen
steht der Sprechsaal Jedermann unentgeltlich zur Verfügung.
Mit Bezug auf den in dem Sprechsaal Ihrer gestrigen
Nummer erschienenen Artikel „Ein trauriger Fall inner-
halb Heidelbergs" tbeilen wir Ihnen mit, daß die städt.
Armenverwaltung schon seit Jahren den Hebammen, welche
unbemittelten Wöchnerinnen Beistand leisten, ihre Gebühren
bezahlt hat, sobald solche liquidirt worden sind. Seit
1888 ist dies in nahezu 100 Fällen geschehen. Aller-
dings wurde verlangt, daß die Hebammen ihre Dienst-
leistung der Armenbehörde in Gemäßheit des § 6 des
Bad. Armengesetzes sobald als möglich zur Kenntniß
bringe. Indeß wurden in letzterer Richtung durchaus
keine strengen Anforderungen erhoben. Wenn unlängst
in einem Falle die betreffende Rechnung beanstandet
wurde, so hatte dies lediglich darin seinen Grund, daß
dieselbe erst zwei Jahre nach der betreffenden Geburt
eingereicht wurde. Die Hebaminen hiesiger Stadt hatten
also bis jetzt keinen Grund zu der Annahme, daß sie
im Falle ihrer Berufung zu unbemittelten Wöchnerinnen
für ihre Dienstleistungen nicht honorirt werden würden,
und es sind auch bis in die allerjüngste Zeit der Armen-
behörde keine Mißstände bekannt geworden, die sich aus
der bisherigen Praris ergeben hätten. Es wird aber aus
dem bedauerlichen Vorkommniß, welches Ihr Blatt berührt,
Veranlassung zu einer neuerlichen Prüfung der ganzen
Frage genommen und insbesondere versucht werden, den
hiesigen Hebammen oder doch wenigstens einem Theile
derselben vertragsmäßig die Pflicht aufzuerlegen, in allen
Geburtsfällen Hilfe zu leisten, sobald solche nachge-
sucht wird.
Der Armenrath.
 
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