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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 71 - No. 80 (24. März - 6. April)
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Deutsches Reich.
Karlsruhe, 31.März. Von derKronprinzessin
von Schweden und Norwegen sind bisher fort-
dauernd sehr befriedigende Nachrichten bei den Großh.
Herrschaften eingelaufen. Die Kronprinzessin hat in der
vorigen Woche einen Ausflug nach Capri unternommen,
wohin Dampfbootverbindung besteht. Nach dreitägigem
Aufenthalt daselbst begab sie sich nach Neapel zum Besuch
der dort weilenden Erbprinzlich Meiningen'schen Herr-
schaften und kehrte von da nach eintägigem Aufenthalt
nach Amalfi zurück.
Karlsruhe, 30. März. In politischen Kreisen erregt
die „Beförderung" des national-liberalen Oberamts-
richters Schindler in Sinsheim zum Landgericht s-
secretär in Waldshut berechtigtes Aufsehen. Schindler
hatte vor einigen Wochen in einer konservativen
Versammlung sich scharf gegen dasJunkerthum aus-
gesprochen und "dabei den Fürsten von Fürsten-
berg der Gewinnsucht geziehen, da der Fürst befohlen
habe, die Dienstboten nicht ganz zwei Jahre zu behalten,
damit sie nicht unterstützungswohnsitzberechtigt würden.
Diese Straf-,,Beförderung" ist auch als erster Schritt
des neuen Ministeriums beachtenswerth.
Berlin, 30. März. Das Staatsministerium
hielt gestern unter dem Vorsitze des Grafen v. Eulenburg
eine Sitzung ab, woran sämmtliche Minister mit Aus-
nahme des Grafen Caprivi thcilnahmen. Der Gesetz-
entwurf über die Erweiterung des Staatsbahnnetzes wurde
nach den Vorschlägen des Ministers der öffentlichen
Arbeiten berathen und wie verlautet, auch vom gesammten
Ministerium gutgeheißen. Die Genehmigung des Kaisers
soll unverzüglich eingeholt werden, die Vorlage im Land-
tage einzubringcn.
Berlin, 30. März. Unmittelbar nachdem der Be-
such des Kaisers bei dem König vonJtatien fest-
stand, ist, wie gegenüber vielfachen anderen Gerüchten zu-
verlässig mitgetheilt wird, auch dem Vatikan der Be-
such des Kaisers, und zwar unter demselben Ceremoniell
wie 1888, angezeigt worden. Schwierigkeiten irgend
welcher Art über diesen Besuch und über das Ceremoniell
sind überhaupt nicht entstanden.
Berlin. 30. März. Wie das „Tagebl." erfährt, ist
das Gesuch des Kriegsministers v. Kaltenborn-
Stachau um Entlassung aus dem Amte, dessen Ver-
anlassung mit der Militärvorlage nicht zusammenhängt,
vom Kaiser abgelehnt worden.
Schweiz.
Bern, 30. März. Das deutsche Kaiserpaar
macht die Reise durch die Schweiz via. Gotthardbahn, von
Basel nach Luzern fahrend. Der kaiserliche Zug zählt
über 30 Wagen. Da das deutsche Reich einer der Sub-
vcntionsstaaten ist, wird die Gotthardbahn den Zug un-
entgeltlich führen. Die Reise geschieht inooZnito, weß-
halb eine Begrüßung durch den Bundes-Präsidenten, die
für Basel geplant war, unterbleibt.
fsrankreim.
Paris, 30. März. Bei der Abstimmung in der Depu-
tirtenkammer betreffs Ausscheidung der Getränkesteuer
ergaben sich 5 Stimmen gegen die Regierung.
Das Ministerium verläßt die Sitzung und geht, um seine
Demission einzureichen.
Paris, 30. März. Dem Vernehmen nach hat der
Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herr Develle,
dem deutschen Botschafter sein Bedauern über die dem
ausgewiesenen Korrespondenten Brandes durch einen Volks-
haufen zugefügte Behandlung ausgesprochen und strenge
Untersuchung des Vorgangs zugesagt.
England.
Loudon, 30. März. Einer Meldung des „Standard"

Z) st cr v <a.
Reminiscenzen bezügl. des Ursprungs des Osterfestes
von Friedrich Kley-
Winterlich still, einsam und öde trauert die Erde;
Schneeig die Hügel und Thälcr, die Fluren winterlich stille.
Siche, da wandelt die liebliche Ostara, Göttin des Lenzes,
Hoch hinab von den Thoren des Himmels zur winterlich stillen
Erde, wandelt die Hügel hinab, da grünen die Hügel,
Wandelt entlang die Thäler, siehe, da blühen die Thäler,
Sprießen die Saaten, die Blumen, der lieblichen Ostara Kinder,
Licht entstrahlet der Göttlichen Antlitz; festlich grüßet
Wiedererstanden die Erde die liebliche Göttin des Lenzes.
Derart etwa würden wir den Mythus einigermaßen poetisch
formen können, wenn wir in den Göttertagen der Heiden
lebten, die noch „kein Gesetz" hatten, sondern „von Natur"
thaten des „Gesetzes Werke". Aber wir klugen Kinder wandeln
längst nicht mehr in den Schuhen einer Heidenwelt, sondern
unter dem Himmel eines 19. Jahrhunderts, an dem der Stern
von Bethlehem leuchtet. Von Geschlechtern, die das Rauschen
der Eichen mit göttlichen Schauern erfüllte, die vor den Werken
der Schöpfung bewundernd knieten und selbst Bilder schufen,
die den Göttlichen gleich sein sollten, von diesen Geschlechtern
erzählen wir beiläufig nur noch, datz sie der Geburt nach um
einige Jahrhunderte vor, an Cultur weit hinter uns waren.
Man freut sich des stolzen Glaubens, daß es seit Aufgang der
Sonne von Nazareth Heuer geworden auf dem Planeten; Ivo
früher religiöses Vielreginwnt, ward religiöse Monarchie, wo
Götter regiert, begann Gott zu herrschen. Heiden und Christen!
Alterthum und „moderne" Zeit — welch' eine Distanz! Im
Märchengewand der Poesie gingen einst Gebet und Glaube ein-
her — heute wandelt durch die Gefilde der göttlichen Schöpfung
nüchterne Prosa, Feueressen dampfen, wo einst Altäre rauchten,
Maschinen tosen, wo vordenr Stille der Andacht, Auguren
Druiden und Geweihte unter allerlei Gewändern trugen die
Schlüssel zu den Thoren des Himmels und lasen im Buche

aus Newyork zufolge wurde der bereits von Harrison unter-
zeichnete Auslieferungsvertrag mit Rußland
infolge Widerstandes der öffentlichen Meinung gegen
mehrere Einzelheiten desselben noch nicht promulgirt.
Amerika.
Washington, 30. März. Clevelano macht be-
kannt, daß mehrere Mitglieder des Congresses beantragt
haben, den Kongreß für eine außerordentliche Session
im September oder October behufs Berathung der Tarifs-
Aus WuH unö Jern.
* Koblenz, 30. März. Ein Arbeits-Jubi-
läum seltener Art begeht Herr Peter Leimig Corrector
und Redaktionsmitglieb der „Koblenzer Zeitung". Am
Ostersonntag d. I. werden es 50 Jahre, daß er in der
Krabber'schen Buchdruckerei (Verlag der Kobl-Ztg.") un-
unterbrochen thätig ist. Der Arbeits-Veterane erfreut sich noch
einer großen geistigen und körperlichen Rüstigkeit und versieht
sein mühevolles Amt tagaus tagein in ungeschwächter Kraft.
* Marburg, 30. März. Nicht geringes Aufsehen
erregt in unserer Universitätsstadt der Selbstmord
eines Studenten und Millionärs. Für Letzteren
wurde er wenigstens allseitig gehalten, war er doch einer
der höchsten Steuerzahler der hiesigen Stadt, aber eltern-
los und alleinstehend, der ounä..jur. Js mer aus Görlitz,
der sich Dienstag Mittag in seiner Wohnung das Leben
nahm. Auf einem hinterlassenen Zettel standen die
Worte: „Grund des Selbstmordes ist meine Charakter-
schwäche. Ich bin unfähig zum Juristen und habe nicht
den Muth, etwas anderes zu beginnen." Jsmer hatte
sich eine Kugel durch den Kopf gejagt; der Tod war auf
der Stelle eingetreten.
* Berlin, 30. März. Ein Selbstmordversuch ver-
ursachte kürzlich, wie hiesige Blätter melden, in der Straf-
anstalt Plötzensee Aufsehen. Ein reicher Hausbesitzer aus
Charlottenburg war wegen Majestätsbeleidigung zu einer
längeren Freiheitsstrafe verurtheilt worden und batte die
Aufforderung erhalten, diese Strafe anzutreten. Der alte
Mann vermochte es jedoch nicht über sich zu bringen,
sich zum Antritt der Strafe zu melden. In der Nähe
der Anstalt zog er deßhalb seinen Revolver, den er wohl
schon in selbstmörderischer Absicht eingesteckt hatte, und
feuerte 5 Schüsse auf sich ab. Mit fünf blutenden
Kopfwunden wurde er alsbald aufgefunden und in die
Strafanstalt gebracht. Dort wurde er jedoch zunächst
nicht ausgenommen, sondern nach dem städtischen Kranken-
hause in Moabit übergeführt.
* Hamburg, 30. März. An der hiesigen Börse
erschoß sich heute ein Wechselmakler; über die
Motive ist Nichts bekannt.
* Graudeuz, 30. März. In dem benachbarten Reh-
walde sind die sch w arzen Pocken ausgebrochen. Amt-
liche Maßregeln wurden getroffen.
* Bleiberg, 30. März. Eine Feuersbrunst
äscherte 35 Wohngebäude und 15 Wirthschaftshäuser ein.
Viele Einwohner sind obdachlos.
* Greiz, 30. März. Der verstorbene Kaufmann
Ernst Arnold hat der Stadt zur Errichtung eines Asyls
für alte würdige Personen eine Million Mark vermacht,
' welche in Raten bis zum Jahre 1902 ausgezahlt und
mit 4 Prozent verzinst wird, ebenso soll das vom Testator
schon früher zu diesem Zweck erworbene Grundstück in
den Besitz der Stadt übergehen. Ein zweites Legat ini
Betrage von 250 000 M. ist zur Unterstützung solcher
bedürftigen Greizer Kinder bestimmt, welche ihre Abi-
turientenprüfung mindestens mit der Censur zwei be-
standen haben. Für diese soll ausreichend gesorgt werden,
bis sie sich eine feste Stellung erworben haben.

der Profetie — heute nur fromme, akademisch gebildete Prediger
eines hochcivilisirt-christlichen Kirchenthums- Vom Heiden zum
Christen — es war ein großer Schritt. Berevte Leute des
„Neunzehnten" nennen ihn Fortschritt — auf der Bahn der
Vollkommenheit natürlich — und Keiner fragt sie, nach welcher
Fortschrittselle sie messen. Andere nennen ihn Heil und Segen
und zeigen den Baum nicht, an dem diese berühmten Früchte
hangen. Einige Wenige haben betreffs dieses Welt-Fortschrittes
wiederum Nebenmeinungen. Sie calculiren etwa: Der heid-
nische Acker, auf dem der Z!eufel Unkraut säte, ist christlich der-
selbe noch heute; Wollust, Selbstliebe undHerrschsucht regiert die
Kinder des Planeten im 19- Jahrhundert nach Aufgang der
Sonne von Nazareth genau noch so wie 19 Jahrhunderte zu-
vor. So allüberwiegend der Heiden Glaube an ihre Götter
einst war, so nebensächlich ist heute der Glaube an Gott-
Falscher Schein überflort das Jahrhundert und ächt ist nur
ein Glaube: der Glaube an Fortschritt, was etwa sich deuten
läßt, der Glaube an sich selbst. — Wer hat Recht . . . .?
Aber was soll zu diesen Erwägungen der Name „Ostara"?
Nur daran erinnern, daß der große Schritt vom Heidenthum
zum Christcnthum doch sich nicht groß genug zeigt, um den
Faden zwischen Einst und Jetzt völlig zerschnitten zu haben,
denn wir civilisirten Jesusbekenncr feiern „heidnische" Feste
mit ^„christlichem" Sinn. Es gab ehedem alte Deutsche —
große Heiden wissen viel Gutes von ihnen zu erzählen — es
gab auch ein altes Volk der Angelsachsen — ihre Nachkommen
pflegt man heute Luxlisbinon zu nennen. Beide Völker waren
noch Heiden, die in „Finsterniß" wandelten, als sie, gerade
so wie wir christliche Gedanken denken und christliche Feste
feiern, nach ihrer unmodernen Bildungsstufe im unchristlichen
Sinne dasselbe thaten. Unter der namhaften Anzahl ihrer
männlichen Göttlichen und holdseligen Göttinnen verehrten
sie auch Ostara, die liebliche Göttin des Lichts und des
Lenzes. Fröhliche Tänze, Spiele und Freudenfeuer bezeichneten
das Fest, das man zu Ehren der Spenderin des Frühlings
beging. Die Speisen bei dieser Festlichkeit waren unter anderem
Ostara - Eier als Symbol der Fruchtbarkeit- Man schöpfte
auch Wasser aus Quellen, die gen Morgen flössen, und glaubte
fest, es erfrische und verschönere das ganze Jahr hindurch.

Loccrte Wittheisungen.
Heidelberg, i. ÄpG-
/ff (Aus dem Geschäftsleben.) Welche Bezahlu";.
zuweilen in Geschäften Comptoiristinnen erhalten, dazu sei "ff
ein Beispiel mitgetheilt. Das „Münch. Fremdenblatt" schrffA
daß in einem Münchener Geschäfte jüngst ein Fräulein um E
Stelle als Comptoiristin nachfragtc. Sie erhielt den Beschs
eine solche Stelle sei um den monatlichen Gehalt von
15 Markt!) frei. Leider giebt cs noch genug gut situirtc Bücg^'
die ihre Töchter mit solchem Gehalt in ein Geschäft geben, "ff
dann ein Dienstmädchen für ihre Hausarbeit einzustellen. DA
dadurch die Geschäftsinhaber zu solchen Angeboten verlcff
werden, ist begreiflich. Wie aber dabei Mädchen, die keiff
Zuschuß von Eltern oder Verwandten beziehen, dnrchkomwff'
mag sich jeder selbst ausmalen. Jedenfalls ist eine BezahluA
von 50 Vs. für den Arbeitstag unter allen Umständen scandalo'
Schade,datz das Blatt die freigebige Firma nicht namhaft ma°ff
o (Fischbrut.) Dieser Tage sind seitens des Vorstand
des Deutschen Fischcreivereins aus Berlin bedeutende ffff
stellungcn auf Brutproducte in der Heidelberger Fischzuchtanstff
in Handschuhsheim gemacht worden. Neuerdings hat vifff
auch Vs Million junge Lachse und etwa 10000 junge ReS^ff
bogcnforellen probeweise im Neckar eingesetzt- Es ist Nff"
kein Zweifel, daß sich dieser Fisch im Neckar einbürgern wff.
iff (Allerlei.) Vorgestern Mittag wurde ein LebrUffj
eines hiesigen Buchbinders auf der Hauptstraße von EplleE
befallen. Da derselbe in Folge dessen der Sprache beraA
war, konnte sein Name nur dadurch ermittelt werden, daß ff
denselben aufschrieb. Der Leidende wurde hierauf in dff
Wachtlokal am Markt verbracht. — In der Nähe der Äfflff
falcnkncipe fiel ein Knabe von einer Anhöhe herab, in Fffff
dessen er eine schwere Verletzung am Kopf erlitt und in,da
akademische Krankenhaus übergeführt werden mußte. — GesffA
wurde ein junger Mensch verhaftet, der im „Bad. Hof" (ff
Zechschuld contrahirt hatte und dann, ohne zu bezahlen, da
Weite suchen wollte.

Handelsnachrichten.
Fleischpreise Ver Stadt Heidelberg für die i.
des Monats April- Ochsenfleisch 68 Pfg., Rindfleisch 60 W"
Roastbeef je nach Qual. 80 bis 100 Pfg., Kalbfleisch 65 MA.'
Kalbschnitzel 160 Pfg., Schweinefleisch 70 Pfg., Hammelfleu
60 Pfg. per Vs Kilo.

* Wie«, 29. März. In Galizien ist wieder
Cholera aufgetreten. In Zaluez starben drei Ortsaft"
an der Cholera, die erwiesenermaßen aus Podolien
geschleppt wurde.

— „(Die Sonne bringt es an den Tag^/
— Das „N. W. Tagbl." schreibt: Im hiesigen stäff',
schm Versorgungshanse lebt seit fast zwei Jahren ffff
Blinde, die sich Marie Wagner nannte und von der stff
jetzt als zweifellos herausstellte, daß sie an einem ff.
34 Jahre verübten Raubmord theilgenommen hat. Mas'"
Wagner, die richtig Marie Neumayer heißt, war zur Zff'
als das Verbrechen, dessen Mitschuldige sie ist, begaNgff
wurde, 24 Jahre alt und beim „Einödbauer" „zum Dachff
auf einem Gehöft in Enaenbach in Bayern als Magd ff
dienstet. Das Opfer des Raubmordes war ein in der Md"
des Gehöftes wohnhafter Mann, namens Weiß, ff
eigentliche Thäter, Joseph Staringer, während die M^ff
Neumayer und ibr Geliebter Ullrich die Mitschuldigff
waren. Nur Joseph Staringer wurde damals von dff
Behörden festgenommen, zum Tode verurtheilt und aff
hingerichtet, während Ullrich und die Neumayer, die ff
geflüchtet hatten, in oontuinuoig-ni zu zwölf Jaffff
Zuchtbaus verurtheilt wurden. Die beiden letztgenannte
kamen nun nach Wien, lebten vier Jahrzehnte lang ff ,
Ehepaar unter dem falschen Namen Wagner unbchellw
und der Mann besaß auch ein auf diesen Namen lautendff
Arbeitsbuch, welches er sich irgendwie zu verschaffen ff
wußt und auf Grund dessen er sogar die Zuständigkeit n"
Wien erworben hatte. Er brachte sich als Arbeiter ff
nur kümmerlich fort und starb im Jahre 1878. Da ff
„Witwe Wagner" vor zwei Jahren erblindete, suchff^,
Man weihte auch grüne Zweige und üble und glaubffff
Wunderbaren viel, kurzum, man feierte das Auferstehung^,,
der Natur, das Ostara-Fest. Heiden feierten cs- Mffffr,
Heiden wurden Christen. Es gab keine Göttermythen A
aber eine Leidensgeschichte von" Golgatha, man slaMse
die Wiederkehr des Gekreuzigten aus dem Grabe und ff . »,
das Auferstehungsfest Jcsn von Nazareth, das — Oste
Ostarafest — Osterfest! Das Kind ward nur w ff
andere Wiege gelegt, aber sein Taufname blieb derselbe ff
sogar sein Kleidchen, das einst die liebliche Heidengöttrn
Lenzes, Ostara, ihm gewebt, trägt es seit langen JahrßstPffvec
bis heute, nur hie und da und dort ein wenig gest'. mische
geschmückt. Osterfeuer kennt selbst der russische und
Cultus, Ostereier und Osterhase, wer kennt sie nicht? A
erhabene Rolle spielt also in der Geschichte des fflffVffe
seit steinalten Zeiten das Ei und nicht minder natürua) ' h-
geniale Lieferantin, die Henne. Nur dem königlichen :^.„e
ritter Ludwig Xiv. war ihre Waare zu billig, er ließ 8 § sä ein
Ostereier anfertigen. Der christliche Hase war eheven
jüdisches Lamm, das die Kinder Jakobs an ihrem Pau
verzehren pflegten. Wer außerdem dem Glauben P
Wirkung des verschönernden Osterwassers zur Stuno
begegnen will, frage nur nach in thüringisch-christlichen A . ffn
In katholischen Gegenden behielt man sogar den
heidnischen Gebrauch bei, die Palmenweihe. (Sflffwmtag
begeht man den Jrrthum, diese Weihe auf den Palwi
zu verlegen, gerade^wie fast allgemein in Deutsckna *
Osterfeuer auf den L-onntag Jnvocavit, woher dessen -
„Funkensonntag".) ' . .nentb"'"'
Doch genug der Reminiscenzen an das H" ,.>oähv^
Wenn man schließlich noch den bekannten Umstand eV..-„ng
will, daß das christliche „Osterlamm" nur eine ^"^Iffrfeff
des jüdischen Vassahlammes ist, der Ursprung des ff voff
also direct im Judenthum futzt, so könnte nran ff alst
einem Passah - Ostara - Ostern, das christliche Oste
bezeichnen als ein heidnisch-jüdisch-christliches Fest-
 
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