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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 81 - No. 90 (7. April - 18. April)
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feinem 38. Lebensjahre vorzeitig an Entkräftigung als
ein^Opser seiner unerschütterlichen Ueber-
»eugung von der Richtigkeit rein v eg eta rischer
Lebensweise.
" Paris, 8. April. Ein grauenhaftes Unglück trug
sich vorgestern auf dem Champs-Elysees zu. Der frühere
Divisionschef in der Seinepräfektur Brun ging mit seinen
beiden Töchtern — 18 und 20 Jahre alt — dort
spazieren und wollte quer über die Straße gehen, als ein
leichter Wagen, gelenkt von einem Knaben dahergestürmt
kam. Brun und die beiden Damen wurden von dem
Gefährt zu Boden geschleudert. Gleichzeitig wurden aber
Noch zwei Wagen von jenem Gefährt getroffen und um-
geworfen, sodaß sie auf die drei unglücklichen Menschen
sielen. Brunn und seine älteste Tochter waren gräßlich
verwundet, während die jüngste Tochter noch nach Hause
gebracht werden konnte. Brun ist im Krankenhause ge-
storben; der Tochter, welche einen Schädelbruch erhalten
har, ist das Bewußtem noch nicht zurückgekehrl.
* Hüll, 8. April. Ausständische Arbeiter schlugen
gestern Abend die Fenster des Bureaus des Reedereiver-
vins ein. Es herrscht große Aufregung. Die Svndikats-
ärbeiter beabsichtigen, die Arbeitersyndikate anderer Häfen
Mfzufordern, sich der Bewegung anzuschließen, wodurch
ein allgemeiner Kampf zwischen den Syndikatsarbeitern
Md den freien Arbeitern entstehen würde. Die diesigen
Lastträger haben sich dem Ausstande angeschlossen.
* Aus Asien, 7. April. Die „Gazetta di Venezia"
^richtet schreckliche Einzelheiten über ein Erdbeben
'n der Stadt Malattia in Mesopotamien. Von
10 875 Häusern sind 2885 zerstört, 5690 unbewohnbar,
'fast aste Moscheen und Kirchen sind verwüstet. 800
Magazine gleichen Trümmerhaufen. Nach amtlichen An-
gaben sind 130 Menschen umgekommen.

LoccrL'e MiLtheil'ungen.
Heidelberg, io. April-
-G (Biömarckfeier.) Wie alljährlich, wurde auch Heuer
M per hiesigen nationalliberalen Partei eine Feier des
Geburtstages, und zwar des 78., des Fürsten Bismarck in der
Harmonie abgehalien- Zu ver Feier, die kurz nach 3 Uhr
ssgann, hatten sich eine große Anzahl Theilnehmcr, haupt-
sächlich vom Lande, eingefunven, auch fehlte es nicht an Damen
-asi der Galerie. Der Vorsitzende, Herr Hofraih Meyer,
^öffnete die Versammlung mit einer Begrüßung der An-
wesenden und dankte für zahlreiches Erscheinen- Nachdem er
"vz auf den Zweck der Feier hingcwiesen, brachte er ein Hoch
Kaiser und Großhcrzog aus, worauf stehend die Nativnal-
-,Mnc gesungen wurde. Die „Liedertafel", die gewohnter
oßüse der Feier aum diesmal durch ihre prächtigen Gesangs-
,?stträge besondere Weihe gab, trug sodann in vorzüglicher
IMc den Abstichen Männerchor vor: „Steig auf ein Berges-
ZNnmcnzeichen", worauf der Festredner, Herr Professor
Hl' Thorbecke, das Wort ergriff, linier Bezug auf die
°c!> hervorragende Person des Fürsten Bismarck sprach Redner
daß in ganz Deutschland dieser Tag, der 78. Geburtstag
?'smarcks, gefeiert worden und daß cs in der Verehrung des
M-verdientcn Mitschöpfcrs des deutschen Reiches keinen Unter-
styied der Parteien geben dürfe. Redner brachte dann die
sstäbrige .Nissingcr Fahrt in Erinnerung und schilderte cin-
^"end den tiefen Eindruck, den die Persönlichkeit Bismarcks
jsMachr habe. Schließlich sprach er dm Wunsch aus, daß cs
gelingen möge, den zwischen dem Kaiser und Bismarck
j flissmen Faden wieder anzuknüpfen, zumal dies der
Wunsch von Millionen des deutschen Volkes sei-
Schluß brachte Redner ein Hoch auf den Fürsten
ssthwarck aus, worauf das allgemeine Lied „Stolz und
xZ wiegt aur den Wogen" folgte. Nach einem Rosen-
„Hst'schen Marsch sang hierauf die „Liedertafel" das Jscn-
-tzz.M'sche Lied „Waldabendschein", das wiederum lebhaften
A'kall fand. Inzwischen wurde auch von Herrn Hofraih
L sber ein an Bismarck abzusendendes Glückwunsch-Telegramm
^"Üen. Rach dem Abstichen Kaiserblumenlicd, ein Solo für
(stswpete, brachte Herr Weinhändler.Ueberle einen Trinkspruch
das deutsche Vaterland aus, worauf seitens der „Lieder-
nn Lied „Mein Vaterland, wie prangst du schön" folgte-
^st kurzer kräftiger Ansprache gab auch der Landwirth Herr
hsistbael Frauenfeld aus Handschuhsheim seinen Gedanken
v-u Gefühlen bezüglich dieser Feier Ausdruck und Herr Stadt-
So Lcinrbach brachte ein Hoch aus auf die Herren Redner
»„- die „Liedertafel". Mit dem allgemeinen Lied „Glorreich
sK. dem Erdenrunde" und einem Marsch-Potpourri schloß die
'M- Feier.
j-P (Zu schwer.) Einem nach dem Karlsthor zu fahren-
de; ,üterzug passierte es gestern Nachmittag, daß er trotz
kS Maschinen an der Peterskirche nicht mehr von der Stelle
schst. Jedenfalls waren die Wagen, deren es 62 waren, zu
Erst nach einer halben Stunde, nachdem die Rückfahrt
dvst ^M Bahnhof und jedenfalls eine geeignete Vorkehr ge-
worden war, ging die Fahrt glatt von statten-
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des Afrikareisenden Dr. Stuhlmann.
i„ Aachvem, wie mitgetheilt, Dr. Stublmann am Donnerstag
^m'^rlsruhe von den Großherzoglichen Herrschaften
^„stst.ngen worden, hielt derselbe auch hier im Musuem am
stjchMag Abend seinen angekündigten Vortrag. Eine zahl-
Zuhörerschaft hatte sich zu demselben eingefunden, so
der große Saal fast gefüllt war. Was zunächst die
n l i ch k c i t Dr. Stuhlmanns betrifft, so sei
^dcs bemerkt:
' Stuhlmann ist am 29- October 1863 in Hamburg
wo er die Schule absolvirte. Er studirte Zoologie
feine Studien etwas weiter auszudehncn, ging er im
l»n. sst 1888 nach Sansibar, begünstigt von Herrn Hansing
ittnem Vetter uno Mitinhaber der gleichnamigen Ham-
M," Lipina, welche in Deutsch-Ostafrika eine Filiale untcr-
NasiKleine ersten Forschungen erstreckten sich auf die Land-
mb^ ttsegua, Nguru und das südliche ufambara. Seine
ergaben eine Fülle von Aufschlüssen über die geo-
- er», Beschaffenheit des durchreisten Gebiets und über seinen
' kür die Kolonisation. Auch in topographischer Be-
stvch stt diese Reise von Wichtigkeit, da sie theilweife durch
> erforschte Gebiete führte und außerdem eine neue
As ftstUngslinic zwischen den beiden Hauptkarawanenstraßen
re herstellte. Seinen Namen als einen der ange-
unter den lebenden Afrikaforschern hat Dr- Stuhl-

mann durch seine Reise mit Emin im Seengebiet rühm-
lichst für alle Zeit in die Geschichte der Afrikaforschung ein-
gezeichnet.
In seinem Vortrag gab er zunächst eine kurze Schilderung
dieser Reise im dunklen Welttheil. Auf Details einzugehcn
ist für diesen Raum nicht möglich, auch sind dieselben zum
großen Theil durch die Berichte der Tagesblätter bereits all-
gemeiner bekannt. Folgende Angaben dürften indeß hin-
reichend sein:
Nachdem am 5. December 1889 Dr. Emin Pascha und
Stanley die afrikanische Küste erreicht hatten, wurde ersterer,
wie bekannt, infolge eines schweren Sturzes auf ein langes
Krankenlager geworfen- Kaum nothdürftig genesen, erklärte
er sich bereit, die Führung einer Karawane in das Innere
des deutschen Schutzgebietes zu übernehmen, welcher Dr. Stuhl-
mann beigegeben wurde. Alle Vorbereitungen mußten in Eile
in Sansibar gcttoffen werden, aber schon am 26. April 1890
waren 100 Soldaten und etwa 500 Träger zum Abmarsch
bereit. Die Reise war anfangs sehr beschwerlich; strömende
Regen hinderten sehr den Marsch, und tagelang mußten die
Reisenden auf verschlammten Wegen im Wasser waten. Die
Reise ging durch Ukami über Mrogoro zunächst nach Mpapua,
wo das centralafrikanische Hochplateau beginnt. Hier trafen
die Reisenven mit Dr. Peters zusammen, der aus Uganda
zurückkam. Von Mpapua durchzogen die Reisenden Ugogo;
sie berührten Tabora, das sie anfänglich hatten umgehen wollen,
und wo der Pascha am 4. Juli 1890 mir den Arabern einen
Vertrag abschloß. Der Pascha und Dr. Stuhlmann setzten
dann ihren Marsch nach Norden zum Viktoriasee fort, wo
am Weuufer des Sees eine Station errichtet wurde, nahe
dem kleinen Orte Bukoba, welchen Namen die Station heute
noch führt. Im December 1890 wurde Dr. Stuhlmann nach
Uganda gesandt, um dort Kanus einzukausen. Gerade damals
war der Kapitän Lugard mit einer englischen Expedition an-
gekommen, um dem Lande ruhigere Verhältnisse zu geben.
Kaum nach Bukoba zurückgekehrt, traten der Pascha und Dr.
Stuhlmann am 12. Februar 1891 ihren Marsch nach Karagwe
an, die Sorge für die Station dem Lieutenant Langheld ver-
trauend. Von jetzt ab fand Dr- Stuhlmann reichlich Gelegen-
heit, sich als bedeutender Forscher zu erweisen. Er durchzog
mit Dr. Emin, von dem er sich erst auf dem Rückmärsche
trennte, die Länder zwischen dem Viktoria-und Albert-Eduard-
See und kam nach Norden über den Albertsee in das Land
Momfu- Diese ebenso bedeutsame als erfolgreiche Expedition
dauerte bis zum 13. Februar 1892, an welchem Tage Dr.
Stuhlmann wieder in Bukoba eintraf, das er genau vor einem
Jahre verlassen hatte. In den nächsten Monaten führte er
noch einen Marsch an das Südwestende des Sees aus und
trat am 27. Mai von Muansa, am Südende des Sees, den
Rückmarsch nach der Küste an, und zwar durch das südliche
Massailand. Am 12. Juli traf er in Bagamvyo wieder ein,
wo er bald darauf einen schweren Anfall von Malaria zu be-
stehen hatte.
Den interessantesten Theil des Vortrags bildeten Dr. Stuhl-
manns Mitthestungen über die Zwergvölker in Centralafrika,
insbesondere über die Akkazwerg e. Der Vortragende berichtete
darüber, daß sie auf dieses wunderbare Pygmäenvolk bei einem
Zug durch den Urwald gestoßen seien- Hier hausten diese
kleinen dunkelfarbigen Gestalten, fremd jedweder Cultur, nur
lebend von der Jagd wilder Thiere. Die Geschicklichkeit und
Gewandtheit bei dieser Beschäftigung ist, wie Redner ausführte,
erstaunlich. Mit Affenbehendigkeit klettern sie auf die Bäume
und ihre Kleinheit kommt ihnen überall zu statten. Mit
bcwundernswerther Sicherheit handhabt dies Zwergvolk den
Bogen. Die Spitzen der Pfeile vergiften sie und der Tod des
Getroffenen ist unfehlbar, wenn es nicht rasch gelingt, das
Geschoß aus der Wunde zu ziehen. Um ein Abbrechen der
eingcbohrtcn Pfeilspitze und damit eine nm so sicherere tödt-
liche Wirkung zu erreichen, versehen sie auch den Pfeilschaft
noch mit einer Kerbe- Für Reisende, Karawanen und Expe-
ditionen, die der Weg durch jene Gegend führt, sind diese
Waldkobolde durch ehre niederträchtigen Belästigungen ein
wahrer Schrecken- Auch von der Mannschaft, die Emin Pascha
und Dr. Stuhlmann begleiteten, wurde eine große Anzahl
Pas Opfer ihrer vergifteten Pfeile. Mit außerordentlicher
Scheu verhalten sie sich allen Fremden gegenüber und in Folge
der beständigen Gefahren, in denen sie durch die Umgebung
der wilden Urwaldthiere leben, schweifen ihre Augen beständig
unruhig spähend umher. Das Reisch der erlegten Thiere
genießen sic nicht roh, sondern rösten es über Holzfeucr und
verzehren selbst die Häute mit. Aus Pfählen und Blättern
bauen sie sich kleine Hüttchen. Von Kleidung wissen sie nichts,
höchstens mit einigen großen Blättern schaffen sie sich eine
Hülle. Die Frauen binden jeden Morgen solche frisch um
die Lenden, das ist ihre ganze Toilette. Merkwürdig und eine
Ausnahme von fast allen anderen wilden Stämmen ist, daß
sich keine Spur von irgend einem Schmuck bei ihnen bemerk-
bar macht. Ueberhaupt scheint dies Waldvolk in einem wirk-
lichen Urzustand zu leben, denn kaum ein einziger Gegenstand
der Cultur findet sich bei ihnen vor und was sich hie und da
vorfindet, wie Elfenbein, ein Dolch, ein irdener Topf, ein
geflochtenes Körbchen oder dgl- ist alles nur entweder von
vorüberziehenden Reisenden oder von den in der Umgegend
ansässigen Ackerbauern zusammengestohlen, von welch letzteren
sie auch manches Wort in ihre sonst noch unerforschte Sprache
angenommen haben mögen. Das Akkazwcrgvolk steht noch
auf der denkbar niedrigsten Culturstufc, wenn es auch sonst
keineswegs unbegabt scheint. Dr. Stuhlmann sprach die An-
sicht aus, daß diese Urwaldkobolde, wie auch Stanley ähnlich
bemerkt, wohl den Urtypen der Bevölkerung des dunkeln Erd-
theils zuzuzählen seien und daß es der Wissenschaft von hohem
Interesse sein müsse, die eingehendsten Nachforschungen über
dies vielumfabeltc, sagenhafte Pygmäengeschlecht zu halten.
Der interessante Vortrag gewann besonders noch durch die
Vorführung zweier solcher Akkazwerge, zwei Mädchen, die der
Vortragende, auf Stühlen erhöht neben sich sitzen ließ, die sich
jedoch, nach ihren originellen Bewegungen und Geberden zu
urtheilen, in der Culturluft eines Heidelberger Museums
keineswegs im rechten Element zu fühlen schienen, obschon die
Museumluft wieder einmal afrikanisch genug war- Die beiden
Zwerginnen wurden räuberischen Manvemaö abgckauft, die
sie andernfalls als Leckerbissen verspeist hätten. Die Mädchen
sind zwar klein, nicht größer wie etwa ein Kind von 12—14
Jahren, aber durchaus proportionirt gebaut, so daß man es
hier mit wirklichen Zwergen, nicht mit kleinen verwachsenen
Gestalten, wie sie in unserem Sinn als Zwerge bezeichnet
werden, zu thun hat. Das Alter schätzt Dr- Stuhlmann etwa
auf 18 Jahre. Professor Virchow wird eine genaue Unter-
suchung vornehmen. Die Hautfarbe der Zwerginnen ist gelb-
lich-braun, das Gesicht zeigt den Negertypus, der Mund bildet
durch die convexe Zuspitzung der Oberlippe fast ein Schnäuzchen.
Auch von der Sprache der Akkazwerge hat Dr. Stuhlmann
bereits etwa 100 Worte zusammenstellen können. Der
interessante Vortrag, der i st» Stunden in Anspruch nahm,
erntete reichen Beifall.

Gerichtszeitung.
* Mannheim, 7. April. (Strafkammer III.) Vor-
sitzender: Herr Landgerichtsdirektor Weizel. Vertreter
der Großh. Staatsbehörde: Herr Staatsanwalt von
Dusch. Es kamen folgende Fälle zur Verhandlung:
1) Die Berufung des 45 Jahre alten schon bestraften
Landwirths Wilhelm Stephan von Eppelheim, der sich
am 4. Dezember v. I. in der Wirthschaft „Zum Ochsen"
an einer Schlägerei betheiligt hattte und deßhalb schöffen-
gerichtlich nach § 52 des P.-St.-G.-B. zu 6 M. Geld
strafe (event. 6 Tagen Haft) verurtheilt worden war,
wird als unbegründet verworfen. Als Vertheidiger fun-
girte Rechtsanwalt Dr. Rosenfeld. 2) Der 30 Jahre
alte Student der Medizin Hermann Pflüger von
Schopfheim war vom Schöffengericht Heidelberg wegen
Übertretung des § 147 der Gewerbe-Ordnung zu 25
M. Geldstrafe (event. 5 Tagen,Haft) verurtheilt worden.
Pflüger ist angeklagt, sich seiner Logiswirthin sowohl, wie
verschiedenen anderen Personen gegenüber als approbirter
Arzt, resp. Assistenzarzt der Heidelberger Frauenklinik
ausgegeben und Rezepte, z. B. Morphium, verschrieben
zu haben. Honorar hat Pflüger, der bei Dr. Stocker
in Heidelberg als Gehilfe beschäftigt war, für diese Con-
sulationen nicht beansprucht. Auch ergibt die heutige
Beweisaufnahme nur, daß man Pflüger wohl für einen
geprüften Arzt gehalten habe, daß er sich selbst jedoch
nicht als solcher gerirte, weßhalb die Berufung Pflügers
heute zu dessen kostenloser Freisprechung führt. Ver-
teidiger Rechtsanwalt Landfried. 3) Wegen Ver-
letzung der Wehrpflicht (unerlaubten Verlassens des
Bundesgebiets) werden Johann Fi Ising er von Eschel-
bach und 3 Genossen in vontuinnoinin zu 160 Mark
Geldstrafe (event. 32 Tage Gefängniß) verurtheilt. 4)
Nach geheimer Verhandlung wird der 17 Jahre alte
Schlosserlehrling Jacob Puttler von Kirchheim wegen
schwerer Sittlichkeitsverbrechen, die er im Dez. v. I. an
einem 9jährigen Mädchen in Kirchheim verübte, zu 9
Monaten Gefängniß verurtheilt. 5) Die in Heidelberg
wohnhaften Edmund Hack Eheleute hatten am 9. Jan.
d. I. den mit ihnen im gleichen Hause logirenden
Cementarbeiter Johann Beierle infolge Streitigkeiten des
Morgens im Hausgang abgewartet und körperlich miß-
handelt, weßhalb Hack, der schon mehrmals bestraft ist,
zu 10 Tagen und dessen Frau zu 6 Tagen Gefängniß
vom Schöffengericht Heidelberg verurtheilt wurden. Die
von den Angeklagten eingelegte Berufung wird heute ab-
gcwiesen. _(Schluß folgt.)
Handelsnachrichten.
Heidelberg, 8. Avril. (Marktpreise.) Heu per
Ctr. Wik. 5.— bis 5.50, Stroh per Ctr. Mk. 3.20 bis 3.80*
Butter in Ballen Mk. 1.15 bis 1.25, Butter in Pfd. Mk. 1.25
biö 1.45. Eier per Hundert Mk. 4.10 bis 6.50, per Stück 5
bis 7 Psg., Kartoffeln per Ctr. 2.20 bis 2.80 Mk., Aepfel per
Pfund 12 bis 20 Pfg., Birnen per Pfund — bis — Pfg.,
Nüsse per Hdt- 50 bis — Pfg., Zwiebel per Pfd. 14 bis
18 Vfg-, Kastanien per Pfd. 20 bis — Pfg-, Rothkraut per
Kopf 40 bis 50 Pfg., Blumenkohl per Kopf 40 bis 70 Pfg.
Schwarzwurzeln per Pfd- 25 bis 30 Pfg., Monatsrettig per
Gebund 5 bis 6 Pfg., Mai-Rettige per Stück 5 bis 10 Pfg.,
Meerrettig per Stück 10 bis 25 Pfg., junge Zicglein Alk.
2.20 bis 2.80.
Eppinger», 8. April. Dem gestrigen Schweinemarkt
wurden zugeführt: 217 Milchschweine und 7 Läufer. Die
Preise beliefen sich: Milchschweine 25 bis 34 Mark, Käufer
46 bis 63 Mark._
Neueste Nachrichten.
Trier, 9. April. Die hiesige Handelskammer
schloß sich mit großer Majorität "der Petition der Nord-
deutschen Seestädte für den Abschluß eines Handels-
vertrags mit Rußland an.
Louisville, 7. April. Ein großes Feuer brach
gestern in der Allen Bradley Destillation und
den angrenzenden Speichern aus. Die Flammen, die sich
schnell verbreiteten, zerstörten die Gebäude. 12,000 Fässer
Whiskey verbrannten. Der Schaden wird auf 600,000
Dollars geschätzt.
Mailand, 9. April. Die heutige vom republika
nischen Comitee einberufene Volksversammlung
projektirte Bankgesetz war von 2000 Personen besucht.
In sehr lebhafter dreistündiger Diskussion verurtheilten
alle Redner die Uebernahme der Passiven der alten Banken
durch die neue Luncm ck'ltnliu und das Privileg der
letzteren zur Notenausgabe auf 20 Jahre. Die Sozialisten
und Anarchisten hielten lange Reden zur Propaganda
ihrer Prinzipien. Die Schlußabstimmung über die 3
eingebrachten Anträge verlief jedoch resultatlos und die
Versammlung endete unter großem Lärm.
Bombay, 9. April. Der in Lahore erscheinenden
»vivil unck Äilitur)' Ouricstts" zufolge ist ein Zusammen
stoß zwischen den Russen und den Afghanen unmittelbar
zu befürchten: die russische Garnison in Murghabi habe
die in Kila-Penjah stehenden Afghanen aufgefordert, sich
zu ergeben.
Kopenhagen, 9. April. Der Kaiser und die
Kaiserin von Rußland haben in dem Glückwunsch-
Telegramm, welches sie dem König gestern zum Geburts-
tage sandten, ihrenBesuch in Fredensborg für diesen
Sommer bestimmt zugesagt.
Beschwerden L/Ä-
lung der „Bürger-Zeitung" wolle man un-
verzüglich an uns gelangen lassen.
 
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