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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 81 - No. 90 (7. April - 18. April)
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'Revolverschüsse fielen. Auf einer Ecke des Johannesplatzes
fanden Reiter eine kleine Barrikade von ausgerissenen
Pflastersteinen. Erst nach 1 Ubr wurde die Bürgerwehr
entlassen.
Brüssel, 15. April. Der heutige Vormittag ist ruhig
derlaufen, trotz der Zunahme des Strikes. Die Drucker
schlossen sich heute Abend den Ausständigen an und es
'vird als sehr bemerkenswertb bezeichnet, daß auch diese
fönst ruhigste Arbeiterklasse an der Bewegung theilnimmt.
Die Nachrichten aus der Provinz lauten immer schlimmer.
Die Strikenbcn werden durch zweckloses Einschreiten der
Gendarmen aufgeregt und begehen dann Gewalttbätigkeitcn,
sobald sie einem Widerstand begegnen. Seit heute Mittag
ffl ein allgemeiner Strike in der Gegend von Charleroi
»llsgebrochen. In Lüttich wird nach der heutigen Aus-
zahlung der Löhne für den letzten Halbmonat das Gleiche
geschehen. Somit wären über 100,000 Arbeiter aus-
ständig. — Trotzdem der Unruhen lud der König zabl-
Ziche Senatoren, Deputirte, Minister und Großindu-
strielle zu einer Gardenparty in's Schloß Lacken bei
Brüssel. Die Sinkenden zogen massenhaft dorthin. Die
Ungeladenen wurden verhöhnt und ausgezischt. Berittene
Gendarmerie und ein Garde-Regiment patrouillircn in
der Nähe des Schlosses.
Brüssel, 15. April. In Jolimont bei La Louvisre
sand ein Zusammenstoß zwischen Arbeitern und Gen-
darmen statt, letzerc gaben Feuer, eine Frau wurde er-
schossen, 4 Arbeiter schwer verwundet. In Gent
schlagen sich Arbeiter mit Soldaten in den Straßen.

Locale MitLheil'ungen.
Heidelberg, 17. April-
, o (Freisinnige Versammlung.) Man muß es der
ooutsch-freisinnigen Partei nachsagen: sie arbeitet unermüdlich
stad was noch mehr ist, sie arbeitet mit überraschenden Er-
ogen. Was allein im Verlauf der letzten Wochen gewonnen
churde in Stadt und Land, ist in der That bedeutend und
''n beredtes Zeugniß dafür, daß man von der bisher domi-
jAenden Partei, die die alleinnationale und patriotische sein
stellte, nicht mehr erbaut ist. Auch die jüngste Versammlung
A „Rodcnsteincr" am Samstag Abend gab nur einen neuen
Zttveis ab für das rapide Wachsthum der deutsch-freisinnigen
Partei und das allgemeine Interesse, das man derselben ent-
Aogenbringt, denn das geräumige Lokal war — hauptsächlich
?vhl von Heidelbergern — reichlichst gefüllt. Die Versammlung
5"rde eröffnet durch Herrn Hofrath Professor Bütschli,
»Z an Stelle des durch Unwohlsein verhinderten Herrn
Nvfessor Osthoff den Vorsitz übernommen hatte. Nachdem
Euerer wie üblich die zahlreich Erschienenen begrüßt hatte,
Bheilte er Herrn Justizrath Dr- Geiger aus Frankfurt ä. M.
Wort, worauf dieser über sein Thema abhandclte: Die
Aage der Reichstagsauflösung und die politischen Parteien-
I'nfichtlich des ersteren Punktes, der Reichstagsauflösung, gab
Akvner unter eingehenderem Hinweis auf den derzeitigen
,-Zäunten Stand der Dinge zwischen Regierung und Parteien
muer Meinung dahin Ausdruck, daß man aus eine Auflösung
platzt sxjn und sich zum Kampfe rüsten müsse. Es war so-
A"n in Anknüpfung hieran die Generalfragc unserer Gegen-
Kst, die Militärvorlage, die den Redner eingehend beschäftigte.
Mhrend die Conservativen dieselbe einfach bewilligten, die
Mionalliberalen Angebot von Bewilligung eines großen
Defls, wenn nichtschließlich der ganzenForderungzustimmten, die
f^cialdemokraten unterZurückwcisjedcrAtehrbelastung sichüber-
Aupt ablehnend verhielten, sei die freisinnige Partei zu einem
^"'gegenkommen bereit, falls die Regierung sich verstehen
Me zur gesetzlichen Festlegung der zweijährigen Dienstzeit,
die Regierung selb,: diesen Punkt schon ins Auge gefaßt
Me. Nrir unter dieser Bedingung werde sie sich entgegen-
.Mmend zeigen, die Art und Weise der Nationalliberalen
Ar, dw nur immer dabei sein wollten, wo „etwas zu Stande
^"ttnen" solle und die, um ja nicht antinational zu erscheinen,
.-N>er der Regierung zu Kreuz kriechen, existire in den Grund-
stsen der Freisinnigen nicht. Mit dieser Militärvorlage erwachse
Belastung für das Volk, die einer gedeihlichen Entwicklung
A gesammlcn Wirtyschaftslebens in den Weg tritt, zudem
An sogar auch noch die Erledigung der wichtigsten Frage:
AN decken wir die ungeheuren Kosten? militärischen, also mit
^fikswirthschaftlichen Verhältnissen völlig unvertrauten Händen
Ergeben habe und überhaupt noch gar nicht einmal einiger-
Aßen im Klaren sei, wie man eine Deckung ermöglichen wolle.
LZ drei geplanten Steuern, die Börsen-, Bier- und Branntwein-
AUcr in Betracht ziehend wies Redner nach, wie verkehrt
A" über eine Besteuerung der Börse denke, da damit gerade
A" Andere, nur der Großbörsiancr nicht getroffen werde,
O"io unzulässig sei eine Biersteuer und höchstens vertrage
A Branntwein noch einige Besteuerung. Aber was wäre
"drit Großes zu erzielen? Bevor aber diese große Deckungsfrage
^'befriedigend gelöst, dürfe und könne man einem solchen,
^Existenz des Volkes gefährdenden Wunsch der Regierung
willfahren. Dazu komme noch ein Punkt, der vor einer
Ehrbewilligung von Soldaten zurückschrecken lasse, dies seien
h' bedauernswerthen zahlreichen Fälle von Mißhandlungen
tz'v die bisherige Art der Militärgerichtsbarkeit. Mit aller
syststchiedenheit müsse darauf gedrungen werden, daß hier Re-
W — und unverzüglich — geschaffen werde. Das
Mst müsse vor Augen sehen, warum und wie man in straf-
tzst'Sen Dingen mit seinen Söhnen so und so verfahre. Der
sxAwand, daß die Disciplin damit gefährdet werden könne,
Anfällig, vielmehr werde ihr öffentliches Gerichtsverfahren
Mancher Beziehung zu Gunsten sein. Unentwegt festhaltend
chrcn Grundsätzen und an diesen ihren Forderungen der
shL'erung gegenüber sehe die freisinnige Partei allem, insbe-
ttz'Are einer Reichstagsauflösung, unbedenklich entgegen. Sie
'hr? dies, da sic damit sowohl ihren Principien wie auch
gZ'Pflicht, die Gesammtinteressen des Volkes zu vertreten,
^Zcht bleibe. Des Weiteren kam Redner auf die Parteien
'N und jüngeren Datums zu sprechen. Die Conservativen,
stlk ihnen die „Junker, die in Nord und Süd immer die-
AZn bleiben", unterscheiden sich, so charakterisirte Redner,
den Nationalliberalen dadurch, daß sie nach altem Brauch
Ach stets, die Anderen meist alles bewilligen, was die
gA'Erung wünscht. Die freisinnige Partei kann weder rechts
hA links um Hilfe suchen, sondern ist verwiesen auf ihre
Reai Grundsätze. Diesen nach trägt sie jeder Forderung der
stbr - 'ng Rechnung, jedoch einzig unter der Bedingung und
uA '"soweit, daß des Volkes Recht und Wohl unangetastet,
b^Zkümmcrt bleibt. Für sie ist nicht dieser oder jener Wunsch,
ZjA oder' jenes Standesintercsse, sondern einzig nur die ge-
">che Entwicklung und Existenz der Gesammtheit maß-

gebend. Neben diesen Parteien, machte des Ferneren Redner
geltend, tauchen in jüngster Zeit eine Anzahl neuer und „aller-
neuster" Parteien unter verschiedenen Namen wie „WirthschaftS-
partei", „Bund der Landwirthe" u. s. w., auf, insbesondere aber
bemerklich machen sich durch ihr Treiben die Antisemiten.
Unter Characterisirung dieser „neuesten" Parteien, namentlich
einer junkerlich-landwirthschaftlichen, die einzig und allein den
Zweck verfolge, für die Interessen der Großgrundbesitzer, im
entferntesten nicht die der Kleinbauern, zu sorgen, betonte
Redner ausdrücklich, daß alle diese „neuesten" Parteien keines-
wegs das seien, was ihre Namen zu besagen scheinen. Viel-
mehr seien diese verführerischen Namen nur der Deckmantel
für gefährliche Netze, mit denen man lediglich Leichtgläubige
zu fangen suche, um sie schließlich im Hintergrund lauernden
Sonderinteressen dienstbar zu machen. Nicht genug könne man
vor diesen scheinbar allgemein gute Ziele, in That und Wahr-
heit aber nur Sondervortheile erstrebenden Parteien warnen.
Die schlimmste unter ihnen sei jedoch die antisemitische. Unter
wiederholtem Beifall geißelte Redner in schärfster Weise das
Thun und Treiben dieser „allerchristlichstcn" Rotte, die ebenso
wie jene anderen, keineswegs für Moral und Religion, sondern
um verdeckter schmutziger Sonderinteressen willen ihre schänd-
liche Hetze betreiben. Als Partei bezeichnen sich diese Juden-
feinde, dsch in Wahrheit seien sie weder eine moralische noch
eine politische Partei, sondern nur eine Rotte egoistischer In-
dividuen, die an Bosheit, Haß und Gemeinheit ihres Gleichen
nicht habe. Aber, bemerkte Redner warnend, wenn diese Hetz-
geister hofften, auf ihren Schandwegen zu ihren Zielen zu
kommen, so dürften sie sich doch wohl stark irren. Wenn
einmal der Pöbel mobil gemacht sei, frage er nicht darnach,
wenn es an's Plündern gehe, oh er im Haus eines Juden oder
eines „allerchristlichsten Antisemiten'' plündere. (LebhafterBeifall.)
Die Punkte, die Redner hierauf berührte, waren: Freizügigkeit,
Gewerbefreiheit und Zölle. Bezüglich der ersteren resumirte
er dahin, daß die freisinnige Partei mit aller Entschiedenheit
im Auge behalte, daß — trotz allerlei bereits namentlich von
den Junkern cingefädelter Beschränkungsversuche — die Frei-
zügigkeit uneingeschränkt aufrecht zu erhalten fei. Ebenso dürfe
man nicht rütteln an der bestehenden Gewerbefreiheit- Hin-
sichtlich der Zölle könne er nur wünschen, daß solche gar nicht
existirten, denn immer komme es dabei nur auf Bevorzugung
irgend eines Standes hinaus, während der andere um ebensoviel
dafür beeinträchtigt werde. Werde aber durch irgend einen
Zoll nichts gewonnen, so frage es sich, wozu er überhaupt
nöthig sei. Auf jeden Fall habe die Reichskasse den ersten
oder alleinigen Vortheil von Zöllen- Unter nochmaliger kurzer
Klarlegung des freisinnigen Standpunktes diesen Fragen und
anderen Parteien gegenüber hob Redner hervor, daß die frei-
sinnige Partei, fest verharrend auf ihren principien, für keinerlei
Sonderwirthschaft, sondern nur für eine gedeihliche Fortent-
wickelung der gesummten wirthschaftlichen Volksinteressen ein-
trete- In diesem Sinne kenne sie auch der Militärvorlage
gegenüber kein Schwanken, trete gerüstet in den voraussicht-
lichen Wahlkampf ein und sehe allem festen Blicks entgegen,
was auch die Zukunft bringen möge. Rauschender Beifall
folgte dem trefflichen Vortrag des Redners. Da auf Anfrage
des Herrn Hofrath Bütschli sich Niemand mehr zum Wort
meldete, dankte derselbe dem Redner für seine belehrenden
Ausführungen und schloß die Versammlung, die ohne jedweden
Mission, sicherlich aber auch erfolgreich verlaufen ist.
— (Freisinnige Delegirten-Versnmmlnng.) Die
Delegirten der freisinnigen Partei für Südwestdeutschland
fanden sich gestern Vormittag zu einer Berathung im Grand-
hotel zusammen, wobei übereinstimmend das Anwachsen des
freisinnigen Geistes in allen Landestheilen hervorgehoben
wurde. Nachher vereinigten sie sich mit hiesigen Parteigenossen
in dem genannten Hotel zu einem Mittagessen, das in an-
regendster Weise verlief. Nicht wenig trug dazu die bekannte
Vortresflichkeit von Küche und Keller des renommirten Hotels
bei- Zahlreiche Theilnehmer von Oldenburg und Wiesbaden,
Frankfurt und Neustadt, Mannheim, Karlsruhe, Gießen und
Mainz, aus allen größeren Städten Südwestdeutschlands
hatten sich eingefunden, angezogen zugleich von dem Zauber
Altheidelbergs, wie treffend Herr Hofrath Bütschli in seiner
Tischbegrüßungsredc hcrvorhob- Herr Justizrath Dr. Geiger
dankte ihm und leerte sein Glas auf das Wohl des „frei-
sinnigen Vereins" Heidelberg, der durch rührige und that-
kräftige Agitation in Stadt und Land den Dank der Partei
verdiene. Herr Notar Dr. Wolff-Mainz brachte ein kräftiges
Hoch aus auf die wirksame Vereinigung von Freisinnigen und
Volksparteilern in Baden- Herr Mainzer, Fabrikant aus
Mannheim, betonte, nur diese Schwesterparteien allein hätten
bis jetzt der Reactton erfolgreich Widerstand geleistet und
hoffe er, in der Zukunft werde das auch so fein- Herr Professor
Stengel-Marburg weihte sein Glas der freisinnigen Fraction
im Reichstag, die fest und standhaft die freiheitlichen Interessen
Deutschlands vertrete. Es sprachen noch Herr Landtagsabge-
ordneter Schumann-MoSbach, Dr- Weil-Karlsruhe und
Herr Landrichter Dove-Frankfurt, dessen Worte an die an-
wesende junge Generation gerichtet waren und der mit dem
Wunsche schloß: „Möge vor allem die akademische Jugend
ein großes Kontingent für die freiheitlichen Bestrebungen
stellen." — Pension Ebert in Schlierbach war nachher das
Ziel der Herren, die über das Schloß und Wolfsbrunnen
dahin gelangten, um dort noch mit den Parteigenossen (aus
Stadt und Land) zusammenzutreffen, die Mittags verhindert
waren zu erscheinen. Den Schluß des Tages bildete eine
zwanglose Vereinigung im „Gutenberg", Alle Theilnehmer
waren, das ersah man schon aus der allgemeinen Stimmung,
bestens befriedigt und ist kein Zweifel, daß dieser Tag fruchtbar
war für die voraussichtliche Reichstagsneuwahl wie für die Partei.
x (Anwesenheit eines Ehrenbürgers.- Seit einigen
Tagen weilt unser berühmter Ehrenbürger Herr Professor
von Helmholtz mit seiner Familie aus Berlin hier.
ZX (Pfarrwahl.) Gestern Vormittag fand anläßlich
des Ausscheidens des Herrn Kirchenrath Schellenberg die
Pfarrwahl auf die Pfarrei zu St. Peter und Providenz statt.
64 Mitglieder betheiligten sich daran. Hinsichtlich der dreißig-
jährigen pflichtgetreuen Amtswaltung des Herrn Kirchenrath
Schellenbcrg sprach Herr Ruckhaber Namens der Diöcese
seinen Dank aus. Einstimmig wurde sodann zum Nachfolger
Herr Stadtpfarrer Hönig gewählt.
-ii- (Wichtig für Inserenten.) Ein interessantes
Urtheil fällte das Reichsgericht, indem es entschied, daß für
Anzeigen, die in Folge unleserlich und undeutlich geschriebenen
Manuskripts fehlerhaft in die Zeitungen kommen, kein Ersatz
geleistet zu werden braucht. Das Reichsgericht wurde hierbei von
der Ansicht geleitet, daß Anzeigen, die man einer Zeitung zu-
sendet, deutlich geschrieben sein müssen.
X (Kttocherrfund.) Bei der Kanalisation — Ecke der
Sophienstraßc und Anlage — werden zahlreiche Menschen-
knochen zu Tage gefördert. Wie bekannt, war früher dort der
Friedhof.
X (Unfall.) Als heute Vormiltag der Zug 11 Uhr 36
Min. vom badischen Bahnhof hinausfuhr, hatte ein Heizer das
Unglück, von der Maschine herabzufallen, wodurch er erhebliche
Verletzungen erlitt.

in (Allerlei.) In einem Hause der Rohrbacherstratzt
wurden vergangene Woche 2 Kinderklcidchcn entwendet. Die
Thäterin wurde in einer in demselben Hause wohnenden
Person ermittelt. — In der Herberge zur Heimath wurden
einem Handwerksburschen von einem Kollegen Kleider im
Werthe von 10 Mark entwendet. Der Thäter ist flüchtig. —
Gestern Abend gcriethcn einige junge Leute in der Unteren
Neckarstraße in eine Rauferei, wobei einer der Excedenten
durch einen Messerstich nicht unerheblich verletzt wurde.
(Herlchtszeuung.
* Mannheim, 14. April. (Strafkammer III.)
Vorsitzender: Herr Landgerichts-Director Weizel. Ver-
treter der Gr. Staatsbehörde: Herr Staatsanwalt Müh-
ling.
1) Ende Mai v. I. hatte der 61 Jahre alte, schon
mehrmals bestrafte Makler Georg Sinns Häuser III.
in Leutershausen daselbst eine Frau Gräf, für die er Geld
zu erheben beauftragt wurde, um 10 Mark beschwindelt,
weßhalb er vom Schöffengericht Weinheim wegen Betrugs
zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt morden war. Die
von Simshäuser eingelegte Berufung wird als unbegründet
verworfen. Die Vertheidigung führte Rechtsanwalt Dr-
Selb. — 2) Wegen Vergehen gegen 8 211 der Con-
cursordnung, resp. Anstiftung dazu befinden sich dieLand-
wirtbe Georg Peter Philipp 46 Jahre alt, Wendelin
Philipp, 50 Jahre alt, beide von Hornberg, und
Johann Peter Philipp, von Malsch, 1837 geboren,
vor Gericht. Die ersteren Beiden haben kurz vor dem
am 6. November 1891 gegen sie eröffneten Concurs, in
welchen sie besonders durch erhebliche Verluste bei dem von
ihnen betriebenen Schafhandel geriethen, Ende Oktober
1891 einige Gläubiger durch (Überlassung von Vieh und
verschiedener Sachen zum Nachtheil der anderen Gläubiger
begünstigt. Unter den begünstigten Gläubigern befand sich
auch Johann Peter Philipp in Malsch, der sich der An-
stiftung zu jenem Vergehen schuldig gemacht haben sollte
Allein der Gerichtshof erkennt bezüglich des Letzteren heute
auf Freisprechung, wäbrend die anderen Beiden, Georg
Peter Philipp und Wendelin Philipp, zu je 6 Wochen
Gefängniß verurtheilt werden. Als Vertheidiger der An-
geklagten fungirten die Rechtsanwälte Dr. Schottler,
Dr. Helm und Dr- Fürst II. — 3) Der 19 Jahre
alte Taglöhner Leonhard Klemm von Heddesheim ent-
wendete in der Nacht vom 22. zum 23. Januar d. Js.
dem bei dem Gemeinderath Heintz daselbst in Stellung
befindlichen Knecht Johann Berthold, der ihn mit bei
sich übernachten ließ, zum Danke dafür 5 Mark aus der
Hosentasche. Klemm, der schon bestraft ist, wird deßhalb
zu 4 Monaten Gefängniß abzüglich 1 Monat Unter-
suchungshaft verurtheilt.
Handelsnachrichten.
Heidelberg,18. April. (Marktpreise.) Heu per
Ctr. Mk. 8.— bis 5.80, Stroh per Ctr- Mk. 3.40 bis 3.80.
Butter in Ballen Mk. 0.98 bis 1.05, Butter in Pfd. Mk. 1-20
bis 1.30. Eier per Hundert Mk. 4.80 bis 6.—, per Stück 5
bis 7 Pfg-, Kartoffeln per Ctr. 2.20 bis 2.80 Mk., Spargeln
per Pfd- 45 bis 60 Pfg., Acpfcl per Pfund 16 bis 18 Pfg.,
Birnen per Pfund 15 bis — Pfg., Nüsse per Hdt- — bis
— Pfg., Zwiebel Per Pfd. 14 bis 16 Dfg., Gelbrüben per
Pfd- 4 bis 5 Pfg., Bohnen per Pfd- 50 bis 70 Pfg., Kopf-
salat per Stück 16 bis 20 Pfg., Blumenkohl per Kopf 35 bis
50 Pfg., Rothkraut per Kopf 30 bis 40 Pfg.
Fleisch- und Brotpreise der Stadt Heidelberg für
die 2. Hälfte des Monats April. Ochscnfteisch 72 Pfg., Rind-
fleisch 65 Pfg., Roastbeef je nach Qual. 80 bis 100 Pfg., Kalb-
fleisch 70 Pfg., Kalbschnitzel 160 Pfg., Schweinefleisch 70 Pfg.,
Hammelfleisch 70 Pfg. per Vs Kilo. — 2 Kilo Brot I. Sorte
52 Pfg-, II. Sorte 46 Pfg.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 17. April. Der Kaiser ist gestern Abend
um 11 '/z Uhr aus Kiel hier eingetroffen.
Berlin, 17. April. Ahlwardt hat jetzt zwar
seinen Antrag beim Reichstage eingereicht, jedoch nicht
seine angeblichen „Akten."
Brüssel, 16. April. Soeben ist gegen den Bürger-
meister Buls ein Attentat verübt worden. Auf
der Avenue Louise wurde er persönlich angegriffen und
erhielt mit einem mit Blei gefüllten Stock einen Hieb
auf den Kopf. Buls fiel nach dem Schlage in Ohn-
macht und blutete stark. Der herbeigeholte Arzt empfahl
absolute Ruhe. Der Schöffe Andrv wird inzwischen
das Amt des Bürgermeisters versehen. Ein Socialist
wurde verwundet und zwei Personen wurden verhaftet.
Belgrad, 15. April. Infolge einer Anordnung des
Ministerrathes wurden heute Abend alle Minister in
Freiheit gesetzt. Sic begaben sich gegen 8 Uhr
ins Hotel Imperial, woselbst die Clubsitzung der liberalen
Partei stattfand. Eine ungeheure Menschenmaffe ver-
sammelte sich vor dem Hotel und empfing die früheren
Minister mit Steinwürfen und Gejohle; nur mit großer
Mühe gelang es einem Trupp berittener Gendarmen, sic
vor Lynchung zu schützen. Bei dem beute Abend in-
szenirtcn Fackelzug wurden die Fenster der Häuser der
meisten früheren Mitglieder des liberalen Cabinets ein-
geworfen.
Belgrad, 15. April. Heute Abend fand in Bel-
grad abermals ein Monstrefackclz u g für den König
statt und morgen werden im ganzen Lande Dankgottes-
dienste abgehalten werden. Wie verlautet, soll morgen
die im August aufgelöste radicale Skupschtina eiu-
beru fen werden, da nach Verfassung der König binnen
zehn Tagen den Eid in die Hände der Volksvertretung
ablegen muß.
 
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