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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 91 - No. 100 (19. April - 29. April)
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Loccrte MiLLHeil'ungen.
Heidelberg, 21. April.
H . O (Postalisches.) Seit dem 1. April sind die deutschen
tzNspostanstalten gemäß kaiserlicher Verordnung mit neuen
^mslaggen ausgerüstet- Die neue Postflagge besteht aus drei
hNfen in den Farben schwarz, weiß und roth; in dem
'Sen Streifen ist die Kaiserkrone mit dem Posthorn angebracht-
jh. X (Generalversammlung.) Kommenden Sonntag
E?kt, wie uns mitgetheilt wird, im „Schiff" im Neuenheimer
tz^dttheil die Generalversammlung des „Landwirthschaftlichen
h^'rksvereins Heidelberg" statt- Auch eine große Versammlung
" konservativen aus Baden und Hessen steht in Aussicht-
Die Weinberge sollen, wie sowohl aus der Pfalz
auch von der Bergstraße, aus dem badischen Oberlande
Rheinhessen übereinstimmend gemeldet wird, durch die
hI'n Nachtfröste der vergangenen Woche ziemlich stark gelitten
was umsomehr zu bedauern ist, als die Rebstocke schon
die strenge Kälte des vergangenen Winters arg mit-
^Wmen worden sind-
ky. o (Eiskalte Getränke.) Folgende Warnung vor eis-
Getränken hat soeben das Berliner Polizeipräsidium
j^>sen und verdient dieselbe gewiß auch anderswo beherzigt
Werden- Dieselbe lautet: „Es ist in früheren Jahren die
s^rnehmung gemacht worden, daß die ^auf den Straßen
Mineralwasser, wie Selterser-, Sodawasser u-a- m-,
ft die Abnehmer meist eiskalt verabfolgt werden- Da der
I,Auß so kalten Wassers, welcher schon in normalen Zeiten
ernste Verdauungsstörungen von längerer Dauer nach
^^ieht, für den Fall des erneuten Drohens der Cholera
Neigung zu ähnlichen Erkrankungen noch befördern müßte,
wst-tz das Publikum bei dem Beginn der wärmeren Jahres-
-h vor dem Genuß eiskalter Getränke überhaupt, insbesondere
».ft der Mineralwasser in derartigem Zustande, hierdurch

" Thüringen gemacht haben: eine Schnellfeuer-Kanone
eZt^itticher Leistungsfähigkeit. Ehrhardt läßt an-
^.lich auch bereits ein größeres Etablissement zur fabrik-
eigen Herstellung der Mordmaschine erbauen. Dem
^nehmen nach soll Krupp in Essen für den Erwerb
Patents 3 Millionen Mark geboten haben. —(Da
srden die wackeren Militär-Schutzkorsett-Fabrikanten
'eder von Neuem ihren Scharfsinn anstrengen müssen,
den verderblichen Wirkungen der immer fortschreitenden
^ßentechnischcn Vervollkommnungen ein Paroli bieten
können!)
* Fürth, 20. April. Als kürzlich in der Wohnung
-EH Kaufmanns David Schweizer einer Schuld-
^derung von 15 000 Mk. halber mit der Pfändung
Lvnnen werden sollte, machte der Genannte durch einen
Schutz seinem Leben ein Ende.
, * Aus der Schweiz, 20. April. Von der Schnee-
^Nge dieses Winters kann man sich aus folgender
"ttheilung des „Toggenburger Anz." einen Begriff
^Hen: Zu Wildhaus, welches jetzt größtentheils vom
Unee befreit ist, liegt der Schnee immerhin noch drei
hffter tief. Mancherorts reichte er den Winter hindurch
zur Mitte der Stubenfenster im ersten
- E°ck und weit über die Küchenfenster hinauf. Wie
? der Tiefe eines Bergwerkes hantierten Hausfrauen und
^tiges Küchcnpersonal. monatelang in der Küche, in die
?? Strahl des Lichtes drang, mit Kerzen und Lampen,
Ehrend die Männer sich mittels Tunnels zu ihren Ställen
* London, 20. April. Das Reutersche Bureau meldet
Malta vom 19. April: Beim Manövriren stieß
Torpedoboot mit dem englischen Panzerschiff „Nile"
Omnien. Das Steuerruder des Torpedobootes wurde
Eschädigt. Das Torpedoboot stieß gegen den nicht ge-
^Zerten Bug des „Nile" und verursachte ein Leck.
.Er „Nile" wird behufs Ausbesserung in das Dock

Gerichtszeitung.
k * Heidelberg, 20. April. (Schöffengerichtssitzung.)
A der heutigen Sitzung kamen folgende Fälle zur Er-
'H'gung:
1) Karl Herrmann von Villingen erhielt wegen Sach-
schädigung 3 Tage Gefängniß. 2) PH. Ludw. Nüchtern
Neuenheim erhielt wegen Sachbeschädigung 2 Wochen
huängniß. 3) Friedrich Brunn von hier erhielt wegen
Zerschlagung 3 Tage Gefängniß. 4) Johann Heinstein
hier erhielt wegen Beleidigung eine Geldstrafe von
»?Mark. 5) Martin Kies von Hockenheim erhielt wegen
Mens gegen 8 137 R.-St.-G.-B. 1 Woche Gefäng-
6) Lorenz Meisel von Dossenheim erhielt wegen
Mrohung eine Geldstrafe von 10 Mark. 7) Ludwig
^vges von Trienz erhielt wegen Körperverletzung 2
suchen Gefängniß. 8) Franz Wilh. Mohr von Alsen-
erhielt wegen Betrugs 5 Wochen Gefängniß. 9)
hEvrg Adam KloS von Oberschönmattenwag und Joh.
Stotz von Eppelheim wurden von der Anklage
E^n Körperverletzung freigesprochen.
s>, * Mannheim, 17. April. (Schwurgericht.) Vor-
ander Herr Landgerichtsrath König.
tz Siebenter Fall. Die dritte Anklage wegen Körper-
f^tzung mit nachgefolgtem Tode richtet sich gegen den
jährigen Buchbinder Karl Josef Blau von Wall-
en. Der Vorfall bildet den traurigen Abschluß eines
H.dniienzwistcs. Seit längerer Zeit stehen die Familien
und Hofmann, die in Walldürn in angrenzenden
Lusern wohnen, mit einander auf gespanntem Fuße,
-e?. Februar d. I. kam es unter verschiedenen An-
»^rigen der Familien gelegentlich der infolge des ein-
^fttcnen Thauwetters nothwendig gewordenen Straßcn-
b'^igung zu einem Wortwechsel. Dabei gerieth besonders
Angeklagte Blau mit dem 22jährigen Steinhauer
^"lhelm Hofmann heftig aneinander. Hofmann erhob

seine Eishacke wie zum Schlag in die Hohe, fiel aber
dabei zu Boden. Dies benutzte Blau, um Hofmann mit
seiner Schneeschaufel einen Schlag über den Kopf zu
versetzen. Der Schlag war so wuchtig geführt worden,
daß der Schädelknochen des Getroffenen durchschlagen
wurde, infolgedessen Letzterer das Sprachvermögen verlor
und an der rechten Körperhälfte gelähmt wurde. Trotz
der schweren Verletzungen erhob sich zwar noch der Ver-
letzte und folgte Blau noch einige Schritte, doch bald
schwanden ihm die Sinne. Einige Tage darauf, am 5.
Febr. d. I. verstarb Hofmann. Derselbe hatte — neben-
bei bemerkt — nicht lange vorher das Unglück gehabt,
in einem Steinbruch herabzustürzen und erlitt damals
einen schweren Beinbruch, dessen Folge eine Verkürzung
des einen Fußes war. Der Angeklagte ist heute geständig,
den tödlichen Streich geführt zu haben, er behauptet
jedoch, nur in Nothwehr gehandelt zu haben, da Hof-
mann im Begriffe gewesen sei, sich vom Boden wieder
zu erheben. Auch die Geschworenen fassen heute die
That des Angeklagten als Nothwehr auf und verneinen
die auf Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode lautende
Schuldftage, sodaß das richterliche Urtheil nicht anders
als auf Freisprechung des Angeklagten Blau lauten
konnte. Die Anklage vertrat Staatsanwalt Dr Böhm-
Mosbach; die Vertheidigung führte Rechtsanwalt Dr.
Köhler. Als Sachverständiger war Medizinalrath
Dr. Brenzinger von Buchen geladen.
Achter Fall. Auf der Anklagebank befindet sich der
55 Jahre alte Makler Johann Engelhard von Königs-
hofen, wegen Meineides. Engelhard bestritt am 24.
Oct. v. Js. vor dem Amtsgericht Ta über bi sch o fs-
heim auf seinen Eid, daß er dem Peter Beck in Königs-
hofen noch einen Betrag von 137 Mk. 30 Pfg. schulde.
Beck hatte dieser Forderung dem Handelsmann Isaak
Bamberger notariell cedirt. Bei der am 6. Sept, erfolgten
notariellen Eröffnung der Cession leugnete Engelhard die
Schuld unter der Angabe, er habe an Beck 100 Mark
zurückbezahlt und für die übrigen 37 Mk. 30 Pfg. eine
Gerstenlieferung gemacht, somit seine Schuld gedeckt.
Diese Angabe erwies sich jedoch als völlig aus der Luft
gegriffen. Als später Engelhard diese falschen Angaben
auf seinen Eid nahm, war er zuvor ausdrücklich von dem
betr. Richter auf die Bedeutung eines solchen Eides auf-
merksam gemacht worden. Die Geschworenen erkennen
heute den Angeklagten Engelhard des wissentlichen Falsch-
eides für schuldig, worauf das richterliche Urtheil gegen
Letztgenannten auf 2 Jahre Zuchthaus und 3 Jahre
Ehrverlust lautet. Die Anklage wurde von Staatsanwalt
Dr. Böhm-Mosbach begründet, während als Vertheidiger
des Angeklagten Rechtsanwalt Dr. Schottler fungirte.
Neunter Fall. Eine niederträchtige Handlungsweise
wird dem 34 Jahre alten Cigarrenarbeitcr Thomas Vill-
hauer II. von Neulußheim zur Last gelegt. Derselbe
war im Sommer vorigen Jahres in der Metto'schen
Cigarrenfabrik zu Neulußheim beschäftigt gewesen, doch
von einem neuangestellten Verwalter der Fabrik, Namens
Hugo Müller, entlassen worden. Müller hatte Ende v.
Js. den Werkmeister der Fabrik, Julius Weiß, des Bc
truges angeklagt. Weiß soll seiner Frau, die daselbst
mit als Arbeiterin beschäftigt war, mehr Cigarren zu-
geschrieben haben, als dieselbe thatsächlich anfertigte,
wurde jedoch am 29. December v. Js. vom Schöffen-
gericht Wiesloch von der gegen ihn erhobenen Anklage
freigesprochen. In der betr. Verhandlung hatte nun der
als Zeuge vernommene Villhauer II. auf seinen Eid aus-
gesagt, er sei eines Tages im Juni vorigen Jahres von
Weiß mit einem Auftrag in die Privatwohnung des
Müller geschickt worden und habe daselbst, als er schnell
ins Zimmer trat, gesehen, wie Müller bei seinem Ein-
tritt erschrocken sei und eine Bewegung gemacht habe, als
wolle derselbe einige auf dem Tische stehende Cigarren-
kisten, die gefüllt seien, durch Vortreten vor ihm verdecken.
Villhauer wollte damit den Müller verdächtigen, als habe
Letzterer selbst Unterschlagungen von Cigarren verübt.
Diese Aussage Villhauers erwies sich in der damaligen
Schöffengerichtssitzung als so unglaubwürdig, daß Vill-
hauer sofort wegen Verdachtes des Meineides verhaftet
wurde. Es schien, als habe Villhauer diese Aussage aus
Rache wegen seiner von Müller bewirkten Entlassung ge-
macht. Auch heute wurden die Angaben Villhauers von
keiner Seite als wahr bestätigt, Müller nimmt es viel-
mehr auf seinen Eid, daß er an dem betr. Tage, welcher
als der 24. Juni festgestellt wird, zur betr. Zeit über-
haupt nicht in seiner Wohnung war und Villhauer, der
angab, er sei von Weiß geschickt worden, selbst zu seiner
Familie gesendet habe, um an eine daselbst vorüber-
gehend wegen eines Darlehens anwesende Frau Werr-
mann von Hockenheim von seiner späteren Rückkehr aus
der Fabrik zu benachrichtigen. Die Geschworenen ver-
neinen jedoch heute bezüglich Villhauers sowohl die auf
fahrlässigen Meineid formulirte Schuldfrage, was so leb-
hafte Bewegung im Publikum erregte, daß der Vor-
sitzende, Herr Landgerichtsdircctor Weizel, Ruhe gebieten
mußte. Es mußte sodann die Freisprechung Villhauers
erfolgen, die Richter konnten nur den Antrag des An-
geklagten auf Zahlung der Anwaltskosten kurzer Hand
abweisen. Die Großh. Staatsanwaltschaft vertrat Staats-
anwalt Mühling. Vertheidiger des Angeklagten war
Rechtsanwalt Dr. Kah. Die Verhandlung währte bis
gegen 9 Uhr Abends.

Handelsnachrichten.
Frankfurt, 20. April. (Effecten-Societät.) Umsätze bis
6'ft Uhr Abends. Oesterr. Kredit 287"/,-</, bez. Disconto-
Commandit 189.80-199.83 Berliner Handelsgesellschaft 144.90
bez. Darmstädter Bank 142.50 P. 40 G. Dresdener Bank
149.70 bez. Lombarden bez. G- Ungar- Kronenrente
93-90 P. 80 G- ult. Aschersleben 144.20 bez. La Veloce 88.75
bez. Bochum 125.90 bez. Gelsenkirchen 140.40 bez. Harpener
128-60-80 bez. Gotthard-Actien 160.40-161.10 bez- Schweizer
Central 120.90-121.10 bez. Schweizer Nordost 113.20-40 bez.
gestern Abend 113-10-113 bez., um 6'Z Uhr 113.20 bez- Union
76.90-77 bez. Jura-Simplon St.-Act- 55.20-50 bez. 5°/„ Italiener
93 bez. ult.
61/2 Uhr: Creditactien 289. Disconto 190. Gotthard
161.20. Nordd. Lloyd 119.30- Zellstoff Dresden 53. Hess-
Ludwigsbahn 112.75.
Mannheimer Börse, Effekten» Die heutige Börse
verlief total geschäftslos. Wir notiren: Rheinische Hypotheken-
bank-Actien 149.90 G. 150 Bf. Gcwerbebank-Äctien Speyer
119 G- (P 4°/g). Vorzugs - Actien des Vereins chemischer
Fabriken 140 G. Waghäusle rZuckerfabrik-Actien 69 G. (si- 4°/,).
Werger-Brauerei-Actien 69 Bf- Zellstofffabrik-Actien Wald-
hof 214 G.
Mannheim, 20. April. (Productenbörse.) Per 100 Kilo.
Weizen, Pfälzer 17.50 bis —, Norddeutscher 17.25 bis
—-—, Ruff- Saxanska —.— bis —-—, Azima 18.50 bis 19.25,
Girka 18.— bis 18.25, Taganrog 18.— bis 18.25, Amerik.
Winter 17.50 bis —, Rumänischer 16.50 bis 17.50, Kansas II
—- bis —, Kernen 17.50 bis —. Roggen, Pfälzer
14.50 bis 14.75, Rumänischer —bis —- Gerste hiesiger
Gegend 17.50 bis —, Pfälzer 18.— bis —, Ungarische
—.— bis —.—. Hafer, Badischer 15.— bis 15.25, Nord-
deutscher —bis —, Russischer —.— bis —- Mais,
Amerik. mixed. 12.— bis —, Donau 11-75 bis 12.—.
Kohlreps, Deutsche", neuer 27.— bis —--- Leinöl mit Faß
51.— bis —. Rüböl mit Faß 62.— bis —- Petroleum
mit 200ft Tara 18.25 bis —-
Weizenmehl: Nr. 00. Nr. 0. Nr- 1- Nr. 2. Nr- 3. Nr. 4.
30.50. 27.50. 25.50. 24-50. 23.— 19—
Roggenmehl: Nr. 0. Nr. 1-
22,_ zg_,
Würzburg, 19. April. An den 6 Markttagen waren
im Viehhofe zugeführt: 1 Bullen, 13 Ochsen, 32 Stiere,
5 Kühe, 209 Kälber, 587 Schafe, 238 Schweine, zusammen
1085 Thiere- Der Preis beträgt für das Vs Kg- Fleischge-
wicht bei Bullen 44—45, Ochsen 58—60, Stieren 45—50,
Kühen 35—38, Kälbern 45—50, Schafen 44—48, Schweinen
51-53 Pfg.
Mannheimer Strohmarkt vom 20. April- Wicsenheu
per Ctr. Mk. 4.20—4.50; Kleeheu per Ctr- Mk. 4.50—5.00.
Kornstroh per Ctr- 3.00—3.20; Gerstenstroh Mk. 2.90—3-00.

Neueste Nachrichten.
Karlsruhe, 20. April. Bei der heutigen Stadt-
verordnetenwahl in der dritten Klasse, deren Er-
gebniß morgen bekannt gegeben wird, stimmten gegen 80
pCt. der Wähler, eine noch nie dagewesene Ziffer. Die
Socialisten betheiligten sich außerordentlich zahlreich; auch
die kleine antisemitische Partei, die sich in Flugblättern
als „selbstständige Gewerbetreibende" ausgab, machte viel
Geschrei.
Berlin, 20. April. Als heute wieder einmal der
Abg. Ahlwardt vor der Sitzung mit dem Präsidenten
v. Levetzow verhandeln wollte, erklärte ihm der Prä-
sident rundweg: „Da Sie bisher stets Alles, was ich mit
ihnen besprochen, falsch wiedergegeben haben, so lehne ich
es ab, noch anders mit Ihnen zu sprechen, als in Gegen-
wart von zwei Schriftführern als Ohrenzeugen".
Unter dem Beistand von zwei Schriftführern fand darauf
eine kurze Besprechung zwischen Ahlwardt und dem Prä-
sidenten statt.
Brüssel, 20. April. Der Strike im Borinage
dauert fort, jedoch ohne gefährlichen Charakter. In
Borgerhout bei Antwerpen fand heute die Beerdigung
der am Dienstag gefallenen 5 Manifestanten
statt; dreitausend Personen folgten dem Lcichenzuge.
Militär und Gendarmerie überwachten den Friedhof, wo
einige heftige Reden gehalten wurden, sonst aber keine
Ruhestörung stattfand.
Letzte Telegramme.
Berlin, 21. April. (Mlitärvorlage.) Der
Bericht der Militärcommission, der für Freitag
bestimmt war, wird aus technischen Gründen erst nächsten
Montag in der Commission verlesen werden.
Berlin, 21. April. Nachdem die Socialdemokraten
Ahlwardt ihre Unterstützung versagt haben, soll sich
derselbe an die Polen gewandt haben.
Berlin, 21. April. (Gewaltthätigkeiten.) In
Brasilien sind wieder Gewalthätigkeiten der Polizei vor-
gekommen. Da die Kammer ein Grundstück beschlag-
nahmen wollte, das einer Anzahl deutscher Kolonisten
in S. Joss dos Pinhaes gehört, richteten diese eine
Reclamation an die Regierung. Hierauf traf der Poli-
zeichef von Curityba mit 30 Soldaten ein, doch
anstatt eine Untersuchung der Beschwerde vorzunehmen,
brachen die Soldaten in die Häuser der
Deutschen ein und verwüsteten ihre Pflanzungen,
indem sie mit den Pferden über dieselben
ritten.
Brüssel, 21. April. (Braud.) Infolge einer Gas-
explosion ist vergangene Nacht das größte hiesige
Weißwaarengeschäft »ft In Tsntutiou nicderzebrannt.
Sämmtliche Gebäude und Maaren sind v e r-
nichtct. Menschenleben sind zum Glück nicht zu be
klagen.
London, 21. April. Die „Daily News" erfahren
aus Wien, der Czar genehmige die Vermählung der
Großfürstin Tenia mit dem Könige Alerander von
Serbien unter der Bedingung, daß Natalie und Milan
versöhnt zusammen wohnen.
 
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