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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 101 - No. 110 (30. April - 11. Mai)
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22jährige Sohn des Landwirths H. in der Scheuer seines
Vaters so unglücklich ab, daß er längere Zeit bewußtlos
war und Verletzungen davon trug, deren Folgen zu ernsten
Besorgnissen Anlaß geben.
* Kälbertshausen, 4. Mai. Vor einigen Tagen
fiel das 3jährige einzige Töchterchen des hiesigen Stein-
hauers Karl Siegmann in einem unbewachten Augen-
blick in einen Schöpfbrunnen, welcher wahrscheinlich von
den« zuletzt Wasferholenden nicht wieder zugedeckt worden
ist und ertrank.
* Wertheim, 3. Mai. Vorgestern ereignete sich hier
ein gräßlicher Unglücksfall. In der Eichelgasse begegnete
der Frachtfuhrmann Mohr von hier einem ihm entgegen-
kommenden andern Wagen. Da die Straße ohnedies
schon für ein Fuhrwerk sehr schmal ist, konnte ein Aus-
weichen nur mit großer Mühe bewerkstelligt werden. Der
Knecht des Mohr, welcher an seinem Wagen nebenher
ging, konnte nicht mehr ausweichen und wurde auf die
Seite gedrückt und von einer Eisenblechtafel, welche auf
seinem Wagen lag, der Leib förmlich entzwei gerissen,
so daß die Eingeweide herausbingen. Der bedauerns-
werthe Bursche wurde sofort in's nahe Spital gebracht,
wo er nach Stunden seiner Verletzungen erlag.
* Freiburg, 3. Mai. Für das eben begonnene
Semester haben sich an der Universität bis jetzt etwa 400
Studirende neu angemeldet. Da der Abgang des vorigen
Semesters ein ganz normaler ist, kann auf eine be-
friedigende Frequenz gerechnet werden. Den stärksten Zu-
wachs bat zur Zeit die medizinische Facultät aufzuweisen.
U. Würzburg, 4. Mai. Auch hier ist der erste
Mai in völliger Ruhe verlaufen. Kein Arbeiter hat ge-
feiert. Abends fand eine socialdemokratische Versammlung
statt, in welcher der Redakteur Kille aufgestellt wurde als
Reichstagscandidat. Derselbe kam im Jahre 90 mit
dem jetzigen Vertreter Würzburg-, einem Centrumsange-
hörigen, in Stichwahl. Allgemein wird bei den bevor-
stehenden Reichstagswahlcn — kein Mensch glaubt hier
an eine Annahme der Militärvorlage — ein heftiger
Kampf erwartet.
* Augsburg, 3. Mai. Vor einigen Tagen meldete
sich im hiesigen städtischen Krankenhause ein in den 40er
Jahren stehender Mann, der vorgab, etwa 250 Kiesel-
steine verschluckt zu haben, und auch ersichtlich
an jämmerlichen Leibschmcrzen litt. Schon am ersten
Tage der Behandlung gingen wirklich etwa 200 Kiesel
von Haselnußgröße und noch etwas größer von ihm ab.
Der unsinnige Mensch hatte die sonderbare Kost infolge
einer Wette um 5 Mk. zu sich genommen, und muß nun
froh sein, wenn ihm dieser dumme Streich nicht ernst-
lich schadet.
* Aus der Oberpfalz, 3. Mai. Der Selbstmord
eines KindeS erregt in Neumarkt Aufsehen. Das 13-
jährige Mädchen des Gerbers Neustadter verlor neulich
Abend ein Markstück. Die Mutter, die das Kind über-
haupt hart behandelt haben soll, soll es heftig geschlagen
haben und ihm harte Strafen von Seiten des abwesenden
Vaters in Aussicht gestellt haben. DaS Kind machte sich
erneut mit Freundinnen auf die Suche nach dem Geld-
stück, ohne dieses zu finden. Gestern Morgen fand man
das Mädchen erhängt auf dem Dachboden des Eltern-
hauses.
* Vom Rhein, 3. Mai. Für die Hauptversamm-
lung der 30. allgemeinen deutschen Lehrer Ver-
sammlung an Pfingsten d. I. in Leipzig sind folgende
Themata in Aussicht genommen: 1 Staat und Schule in
Deutschland am Ausgange des 19. Jahrhunderts. Dr.
Paul Schramm in München. 2. Die Ausfüllung der
großen Lücke zwischen Schulentlassung und Militärein-
stellung mit besonderer Berücksichtigung der Fortbildungs-
schule in ihrer Stellung zur Schule und zum späteren
Leben. Schuldirector Pachc in Leipzig-Lindcnau. 3. Die
Frage der Fachaufsicht. Schuldircctor Dr. Bartels in
Gera. 4. Die Simultanschule — warum muß sie die
Schule der Zukunft sein? Schulinspcctor Scherer in
Worms. 5. Die Bedeutung der Volksschule. Schul-
director Dr- Sachse-Leipzig. Außerdem sind für die Nebcn-
dersammlung 13 Themata zur Besprechung vorgesehen.
* Neisse, 3. Mai. Die Tochter Emin Paschas,
Ferida, wird aus Bagamoyo hierher gebracht werden, um
bei ihrer Tante Melanie Schnitzer erzogen zu werden.
* Elberfeld, 2. Mai. Ein fast unglaubliches Buben-
stück beging hier der Kutscher Heinrich Steckel. Der
Wensch hatte sich mit seinem Dienstherrn erzürnt und
bohrte lediglich aus Rache den beiden Pferden desselben
Unterhalb des Schwanzes einen Besenstiel in den Leib.
^ineS der armen Thiere ist noch in derselben Nacht
verendet. Aber auch das andere dürfte kaum am Leben
bleiben. Der nichtswürdige Bursche hat eine derartige
Tracht Prügel bekommen, daß er jetzt im Krankenbause
st egt.
* Berlin, 3. Mai. Von der verhängnißvollen An-
wendung einer abergläubischen „Heilmethode" erzählen
Aesige Blätter folgendes Beispiel. Die 10jährige Tochter
eines Gürtlers hatte sich vor einigen Tagen eine Ent-
zündung des linken Auges zugezogen, die ihr
b'el Schmerzen verursachte und sich schließlich derartig
Wrschlimmerte, daß das Kind keine Nacht mehr schlafen
^Unte. Anstatt nun einen Arzt zu befragen, oder nach
^r Klinik zu gehen, wandte die Mutter an ihrem noch
"Pu schwächlichen Kinde eine Wundcrcur an. Sie hatte
Uärnlich einmal gehört, daß gegen solche Augenleiden
'"genannte Kcllerwürmer (Asseln), die in ein vermodertes

Spinngewebe eingcwickelt werden, helfen sollen; Wirkung
sei aber nur dann zu erzielen, wenn das Packet nach
Sonnenuntergang mit Gebet aufgelegt werde. Diese
„Heilmethode" wandte sie bei ihrem Kinde an. Am
Freitag früh war das ganze Gesicht des Kindes zu einer
unförmlichen Masse angeschwollen und beide Augen blau-
grau unterlaufen. Die Sehkraft beider Augen ist verloren.
* Wien, 2. Mai. Der ehemalige Statthalter von
Mähren, Gehcimrath Adolf Freiherr Poche, durchschnitt
sich heute den Hals, stürzte sich dann vom dritten Stock-
werk in den Hof und wurde noch lebend in die Klinik
gebracht. Er starb nach drei Stunden. Der achtzig-
jährige Greis stand vor einer Augenoperation.
* Wien, 3. Mai. Die Demonstration der Frauen
der Ausständischen ist glänzend gelungen. Für die Aus-
ständischen wurden erhebliche Summen gesammelt.
* Hüll, 3. Mai. Durch Brandstiftung sind die
von nichtunionistischcn Arbeitern wiedcrhergestcllte Schneide-
mühle sowie acht andere Häuser abgebrannt. Die Aus-
ständischen erklären, sie seien entschlossen, sechs Monate
im Ausstande zu verharren.
* Venedig, 3. Mai. Verstossene Nacht erfolgte in
Marghera ein Zusammenstoß des nach Bologna gehenden
Personenzuges mit einem von Mestre kommenden Lastzüge.
Zwei Personen wurden leicht verletzt und die Waggons
beschädigt._
LoccrLe MittheiMngen.
H-idelderg, 3. Mai-
O (Stadtrathssitzirng.) In der gestrigen Stadtraths-
sitzung wurden u- a. folgende Gegenstände zur Kenntniß bezw.
Erledigung gebracht: 1) Nach dem Geschäftsausweis der Ver-
rechnung der städt- Sparkasse wurden bei dieser im vorigen
Monat 1352 Einlagen mit zusammen 260789 Mk. 89 Pfg.
gemacht, dagegen in 726 Einzclbeträgen zusammen 172340 Alk.
89 Pfg. an die betreffenden Einleger zurückbczahlt und hat
die Gesammtzahl der letzteren seit dem 1. Januar d. I- um
234 zugenommen. 2) Aus einer Vorlage der Gewähr- und
Pfandgerichtskommission geht hervor, daß in den Monaten
Februar und März d- I- folgende Einträge in die öffentlichen
Bücher gefertigt wurden und zwar ins Grundbuch: 42 Käufe,
22 Erbschaften u. dergl- und 6 sonstige Einträge; ins Pfand-
buch: 36 bedungene, 16 richterliche und 2 gesetzliche Pfand-
rechte, 2 Vorzugsrechte, 5 Versteigerungsverfügungen, 2 sonstige
Einträge und 4 Einträge über 97 Löschungen. 3) Der Jahres-
bericht des germanischen National - Museums in Nürnberg
für 1892 wird dankend entgegengenommen. 4) Ein von dem
Großh Oberschulrathe mitgetheilter Entwurf zu einer Dienst-
anweisung für die Beiräthe der Realmittelschulen wird ent-
sprechend begutachtet. 5) Mit dem Entwurf des Gr- Bezirks-
amtes zu einigen Aenderungen an der Droschkenordnung erklärt
der Stadtrath sich einverstanden- 6) Der von der Friedhof-
commission gefertigte Plan über die künftige Belegung des
Friedhofes in Schlierbach wird genehmigt.
4d (Abordnung.) Der Stadtrath hat gestern durch
eine besondere Abordnung, welche aus den Herren Oberbürger-
meister Dr- Wilckcns, Bürgermeister Dr- Walz und Stadtrath
Leimbach bestand, dem Herrn Geh. Hofrath Professor Dr- Erb
den Dank der Stadt dafür aussprechen lassen, daß derselbe zur
Freude der Einwohnerschaft den an ihn ergangenen ehren-
vollen Ruf nach Wien abgelehnt und sich entschlossen hat, hier
zu bleiben-
x (Fackelzug.) Gestern Abend um 9 Uhr bewegte sich
ein zahlreicher studentischer Fackelzug durch die Haupt- und
Sophicnstraße nach der Seegartcnstraße vor die Wohnung des
Herrn Geh. Hofrath Erb, um demselben seinen Dank dafür
Ausdruck zu geben, daß er einen ehrenvollen Ruf nach Wien
abgelehnt hat und damit unserer Hochschule sowie unserer
Stadt erhalten bleibt- Herr Hofrath Erb richtete, nachdem
der Zug hielt und ein Hoch ausgebracht hatte, an denselben
eine Ansprache, in welcher er seinen Dank für diese Ehrung
aussprechend bemerkte, daß er bereits eine Reihe von Jahren
hier gelebt und gewirkt habe und daß ihm die herrliche Natur
Heidelbergs zu lieb geworden sei, um sich von hier zu trennen.
Zum Schluß brachte er ein Hoch aus auf Heidelberg und
dessen Universität, worauf die Musik „Alt Heidelberg" intonirte.
Der Zug bewegte sich hierauf zurück durch die Hauptstraße
nach dem Ludwigsplatz, wo die Fackeln wie üblich zusammen-
geworfen wurden. Nur ein übler Umstand machte sich bei
Ankunft des Zuges am Eingang zur tKaisbergstraße geltend
und zwar durch den Barrierenschluß am Bahnübergang. Da-
durch kam cs, daß bei Ankunft des Zuges dieser durch die
fallende Barriere so getheilt wurde, daß nur ein kleiner Theil
vor der naheliegenden Wohnung des Herrn Geh. Hofrath Erb
angelangt war, während der Haupttheil des Zuges weit Zurück-
bleiben mußte, und ebenso mußte beim Rückzug eine volle
Viertelstunde gewartet werden, bis der Ucbergang frei war-
In Folge dessen gab es wiederum eine Theilung, so daß zwei
Dritttheile des Zuges, die bereits am Ludwigsplatz angelangt
waren, warten mußten, bis schließlich auch der andere durch
die Bahnhindernisse aufgehaltene Theil nachkam.
lü. (Neue Feuerwehrleiter.) Gestern Abend VsS Uhr
holte eine Abtheilung der Stcigermannschaft der hiesigen Frei-
willigen Feuerwehr vom Bahnhof einen neuen Freiständer ab,
welcher diesem Corps zur ferneren Benutzung dienen soll- Wie
wir hören, soll dieses, den neuesten Anforderungen entsprechende
Fcuerwehrgerälh durch das Kommando der hiesigen Feuerwehr
einer genauen Prüfung auf dem Jubiläumsplatz unterzogen
und allgemein zweckdienlich erachtet worden sein.
< (Gelündete Leiche.) Heute früh wurde an der
neuen Brücke eine Frauenleiche geländet- Die That ist augen-
scheinlich vergangene Nacht ausgeführt worden.
o (Allerlei.) In der hiesigen „Herberge zur Heimath"
wurden von einem bis jetzt unbekannten Thäter verschiedene
Gegenstände entwendet- — Beim gestrigen Fackelzuge wurde
von einem Fackelträger eine brennende Fackel aus dem Lud-
wigsplatz mitten unter das Publikum geworfen. Der Thäter
wurde wegen dieser bübischen That verhaftet-
Handelsnachrichten.
Frankfurt, 3. Mai- (Effecten-Socickät.) Umsätze bis
6-/4 Uhr Abends. Oesterr. Kredit 28IS/4--/2-282-/4-2 bez. Dis-
conto-Lommandit 195.90-75-95-90 bez. Berliner Handelsgesell-
schaft 143-60-80 bez. Darmstädter Bank 139.80 bez. Dresdener
Bank 146.25 bez. Lombarden 915/8-3/4 bez. Ungar. Kronenrente
93 bez. Ungar- Goldrcnte 96.-96.10 bez. La Veloce 89-30 bez-
Bochum 123.80 bez. Gelsenkirchen 138-90 bez- Harpener 125.80
bez. Gotthard-Actien 161.60 bez. G- Schweizer Central 118.80 c

bez. Schweizer Nordost 112.30-40 bez. Union 76.50-40-50
bez. Jura-Simplon St.-Act-57.50 bez. 5»/« Italiener 92.70
P. 60 G. ult- do. 92.90 P. 80 G- 10,000er-
6>/z Uhr: Creditactien 282-/4. Disconto 186.05.
Mannheim, 3. Mai. (Productenbörse-)

Weizen Mai
1.
16.60
3.
16.60
„ Juli
16.60
16.70
„ Nov-
17.05
17.00
Roggen Mai
14 30
14.54
Juli
15.00
15.50
„ Nov-
15.30
2
15.50
lendenz

1.
3.
Hafer Mai
14.85
15.00
,, Juli
15.50
15.50
„ Nov.
14.60
14.50
Mais Mai
11.36
11.30
Juli
11.20
11.10
„ Nov-
11.75
11.70
ruhiger.

Allerlei.
— (Ein Bettler, der in einer Droschke
verfährt), dürste wohl noch nicht dagewesen sein. Bei
einem Hausbesitzer erschien, wie Berliner Blätter be-
richteten, dieser Tage ein Mann, der unter der Angabe,
daß er früher selbst Besitzer eines Hauses gewesen und
durch Unglücksfälle in Noth gerathen sei, den „Kollegen"
um eine Unterstützung bat. Als er abgewiesen wurde,
flehte er, ihm wenigstens seine „Unkosten" zu ersetzen.
Da er an Gicht leide habe er sich eine Drotschke nebmen
müssen, um seine „geschäftlichen Besuche" zu machen.
Aber auch dieses Anliegen fand keine Erhörung, und
betriebt fuhr der Fechter von dannen, um vermuthlich bei
einem anderen ehemaligen Kollegen „anzuhalten".

Neueste Nachrichten.
Vern, 3. Mai. In der Unterredung mit dem Bundes-
präsidenten Schenk erkundigte sich Kaiser Wilhelm
lebhaft nach dem Schweizer Alkoholmonopol, dessen
Schaffung den Bemüh ngcn des Bundespräsidenten zu
verdanken ist. Der Kaiser zweifelte nie an einem freund-
lichen Empfang durch die Schweizer Behörden; die warme
Aufnahme, die er zudem bei der Schweizer Bevölkerung
fand, scheint ihn geradezu überrascht zu baben.
Berlin, 4. Mai. Die „Nationalztg." schreibt: „Der
Reichskanzler soll geäußert haben, falls das Kompromiß
in der zweiten Lesung gegen eine sehr große Minderheit
abgelehnt würde und noch Aussicht auf das Anwachsen
derselben zu einer Mehrheit bis zur dritten
Lesung wäre, so würde die Entscheidung über
die Auflösung bis zu der eventuellen dritten Lesung
verschoben werden. Falls aber eine erhebliche Mehr-
heit sich in der zweiten Berathung gegen das Kompromiß
erkläre, so würde dieAuflösung alsbald erfolgen.
Berlin, 4. Mai. Nach der gestern Abend gehaltenen
Sitzung der freisinnigen Partei wird eine
Spaltung derPartci vermieden. Die Dissiden-
ten verzichten angesichts der jetzigen Situation darauf,
für den Antrag Huene zu stimmen, bis auf
Hinze.
Dortmund, 4. Mai. Bei der Reichstags-Er-
satzwahl für den Wahlkreis Arnsberg 6 (Dortmund)
erhielten bis jetzt Möller (nat.-lib.) 12 561, Lenstng
(Cenrrum) 10 486, Tölke (Soz.) 12 684, Eickhoff (freis.)
1 546, Kohn (Demokr.) 245 und Dr. König (Antis.)
525 Stimmen. Es findet eine Stichwahl zwischen
Möller und Tölke statt.
Sprech sactt'.
Gleiches Recht für Alle.
Für Artikel unter dieser Rubrik ist die Redaktion nicht verantwortlich. I» übrigM
steht der Sprechsaal Jedermann unentgeltlich zur Verfügung.
Daß der Einsender im Sprechsaal Nr. 104, eine
Neuenheimer Stimme hinter dem Eingesandt 102 sucht,
beweist nur, daß derselbe kein findiger, viel weniger über-
kluger Kopf ist, denn er darf den betreffenden Artikclschreiber
getrost in Heidelberg suchen, und hat dieser auch genügende
Kenntniß der Schulvcrhältnisse dadurch erlangt, daß er
Kinder besitzt, welche die hiesige Schule schon seit langen
Jahre besuchen. Wenn er die öfters rohe und unwürdige
Behandlung der Kinder seitens einiger sehr wohl bekannter
Volksschullehrer rügt, so spricht derselbe nur vom Stand-
punkt der Eltern. Daß aber in dem Einsender in Nr.
104 ein hiesiger Lehrer spricht, ist unschwer zu errathcn,
dazu braucht man keine große Klugheit, denn dafür spricht
jede Zeile deutlich genug und bestätigt nur ausdrücklich
die frühere Behauptung in Nr. 102. Mit der „u tornxo-
Prügelei" wird kein Lehrer große Erfolge erzielen, sondern
nur Unzufriedenheit, Revolten und, wie wohl Beispiele
schon hinreichend gelehrt haben, sogar auch Selbstmorde
veranlassen. Alle verständigen Eltern haben an einer
Züchtigung ihrer Kinder nichts auszusetzen, so lange sich
diese in maßvollen Grenzen hält; aber daß sich ein Lehrer
einbildet, er sei berufen, aus 7- oder 8jährigen Kindern
„stramme Vatcrlandsvcrtheioigcr" (man höre!) durch L
teinxo-Hiebc hcranzubilden, das widerspricht unserer
Auffassung pädagogischer Lehrerbildung. Uebcrhaupt sind
unsere Schulen nicht da, Landsknechte zu drillen oder
„stramme Vaterlandsvertheidiger" mit Prügeln zu züchten,
sondern jedenfalls zunächst, um für die ersten Grundlagen
von Gesittung und Bildung zu sorgen. Hat der be-
treffende Vcrtheidiger indessen wirklich den Glauben,
Prügclerziehung und Soldatendrill sei das höchste Ziel
einer Schule, so werden wir nächstens überhaupt andere
Leute zum Unterricht und zwar Untero ffi ci ere an-
stellen. Wolle sich dies der Betteffende merken. -n-
Für die Brandbeschädigten in Klengen gingen ein:
Von 8. Mark 3.—
Weitere Gaben nimmt gern entgegen
Die Expedition der „Bürger-Zeitung".
 
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