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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 111 - No. 120 (13. Mai - 21. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43990#0497

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* Paris, 18. Mai. Aus zahlreichen Ortschaften Algiers
besonders in den Departements Algier und Oran, wird
der Einfall von H eu s ch r e ck c n sch w ä r m e n gemeldet.
* Paris, 18. Mai. Varon Cottu ist mit seiner
Frau nach Paris zurückgetehrt und wird nach der Ent-
scheidung des Cassationshofes sich als Gefangener stellen.
* Bordeaux, 18. Mai. Eine Feuersbrunst zerstörte
die Keller der Weinfirma Eschenauer vollständig. Der
Schaden wird auf 2. Millionen geschätzt.

Loccete HMtthett'ungen.
Heidelberg, 19. Mai-
üj (Auf der Durchreise.) Se. Kgl- Hoheit der Erb-
grotzhcrzog von Baden passirtc heute Nacht siz2 Uhr Heidel-
berg auf der Reise von Berlin nach Freiburg.
O (Stadtrathssitzung.) In der vorgestrigen Sitzung
des Stadtraths wurden u- a- folgende Gegenstände zur Kennt-
nis; bezw. Erledigung gebracht: 1) Von dem Jahresberichte
der Ortskrankenkasse für 1892 wird Kenntniß genommen-
2) Die Lieferung einer Uhr für das neue Schlachthaus wird
dem Ernst Pfeiffer dahier übertragen. 3) Auch am oberen
Theil des Steigerweges soll „längs des Wassergrabens ein
Schutzgeländer angebracht werden- 4) Das Anerbieten der
Herren Gebrüder Brenner und des Herrn Eugen Nimis, das
vor ihren Häusern Nr. 60 uird 62 bezw- 81 der Rohrbacher-
straße liegende Gelände der Stadtgemeinde zur Anlage von
Cementgehwegen zu überlassen, wird angenommen- 5) Es
sollen die nöthigcn Schritte eingeleitet werden, daß ein Theil
des Steuercapitals der Verwaltung der Nebenbahn der hiesigen
Stadtgemeinde zur Besteuerung überwiesen wird-
X (Jahresbericht der Ortskrankenkasse.) Nach dem
Jahresbericht der Ortskrankenkasse Heidelberg für das Rechnungs-
jahr 1892 betrug das Vermögen derselben am Jahresschluß
Mk- 86395, 65. Am Schlüsse des Vorjahrs betrug dasselbe
Mk. 68058,45, es beläuft sich somit die Vermehrung auf Alk-
18337,20- Der Reservefonds beträgt nach den im Jahre 1892
vorgcnommencn Überweisungen Ml- 74340,—, nach dem vor-
jährigen Abschluß betrug derselbe Mk- 57694,94, er hat somit
eine Vermehrung von Mk- 16545,06 erfahren- Die gesetzliche
Höhe des Reservefonds, welche nach der durchschnittlichen
JahresauSgabe der drei letzten Rechnungsjahre sich auf Mk.
69483,43 berechnet, hat die Kasse erreicht und bereits um ca-
Mk- 5000,— überschritten; es haben sich somit die Hoffnungen,
baß die Kasse trotz der erhöhten Leistungen die gesetzlichen Rück-
lagen zu machen im Stande sein werde, vollständig erfüllt-
Im Jahre 1882 waren zu constatiren: Erkrankungsfälle:
Männliche 1506, weibliche 253, Wöchnerinnen 29; Krankheits-
tage: männliche 32964, weibliche 6422; Krankengelder: männl-
Mk. 30740,26, weilst. Mk. 3153,45, hierunter für Wöchner-
innen Mk. 391,50; Sterbefälle: männliche 47, weibliche 2. Auf
den Kops der durchschnittlichen Gesammtmitgliederzabl trafen
'892 bei durchschnittlich 4811 Mitgliedern: Aerzte-Honorare
Mk. 1,49, Medikamente rc. Mk. 2,02, Krankengelder Mk- 7,05,
Sterbegeld Mk- —,40, Kur- und Verpflegungskosten Mk-3,65,
Verwaltungskosten Mk. 1,77, zusammen Mk. 16,83, an Bei-
trägen Mk- 19,79.
o (Jnvaliditäts- und Altersversicherung bet.)
Ein vom deutschen „Reichsanzeiger" veröffentlichter Mini-
sterialcrlaß macht ausdrücklich darauf aufmerksam, daß dcr
flrbeitgeber, nicht der Arbeitnehmer für die recht-
zeitige Beibringung der Marken in Quittungskarten
Znvaliditäts- uud Altersversicherung während der
Zeit der die Vcrsicherungspslicht begründenden Beschäftigung
verantwortlich ist. Die Versicherten seien nur dann veranwortlich,
wenn sie der unter Strafandrohung auferlegten Meldepflicht
"icht nachkamen.
* (Schiedsgerichtl.Entscheidung.) Eine für Bauers-
leute wichtige und interessante Entscheidung hat das Schieds-
gericht der land- und forstwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft
mr die Pfalz getroffen- Ein Bauersmann brachte im vorigen
Herbst einige Säcke Kartoffeln aus seinem Betriebe und mit
mnem eigenen Fuhrwerk auf den Markt nach Pirmasens-
stuf dem Heimwege wurde er durch ein fremdes Fuhrwerk
"bcrfahren und so schwer verletzt, daß eine namhafte Erwerbs-
vsschränktheit und ein bleibender Nachtheil fcstgestellt ist. Die
Verufsgenossenschaft hatte den Rentenanspruch des Verletzten
^gewiesen, weil der Unfall auf offener Landstraße passirt sei
"nb nicht in ursächlichem Zusammenhang mit dem Betrieb
"ehe. Gegen diesen abweisenden Bescheid ergriff der Verletzte
Berufung beim Schiedsgericht, welches entschied, daß das Fahren
swn landwirthschaftlichcn Productcn zum -Markte und ein Un-
M während desselben wirklich ein Betriebsunfall im Sinne
ses Gesetzes und dem Verletzten die Rente Dafür zu be-
willigen sei.
* (Genaue Durchsicht der Wählerlisten.) Ein hie
Uft Bürger übersendet uns Folgendes zur Veröffentlichung:
M Durchsicht der Wählerliste hier machte ich gestern früh die
P'fahrung, daß von Namen, welche ich nachzusehen wünschte,
„ nicht aufgesührt waren. Es ist dies der beste Beweis, wie
Mwendiz das Durchschen der Wählerlisten ist- Selbstver-
wndlich soll der Behörde durchaus kein Vorwurf gemacht
werden-
, . -stz (Nnfalt.) Einem in einer hiesigen Tabaksfabrik ar-
tenden Mädchen von Wieblingen wurden gestern von einer
<wschine zwei Finger vollständig abgerissen.

Genchtszeitung.
* Heidelberg, 18. Mai. (Schöffengerichtssitzung.)
rM der heutigen Sitzung kamen folgende Fälle zur Er-
'^igung:
1) Adam Kling von Mannheim erhielt wegen Betrugs
Wochen Gefängniß. 2) Gottlieb Friedrich Ruckenbrod
vn Seidelfingen erhielt wegen Körperverletzung 4 Wochen
gefängniß. 3) Friedrich Fein von Kirchheim erhielt
^gen Beleidigung 2 Wochen Gefängniß. 4) Leonhard
M Wilhelm Kerber von Gammelsbach, angeklagt wegen
tderstand, Versuch der Gefangenenbefreiung und Thät-
xfHkeiten. Ersterer erhielt 14 Tage Gefängniß, 2 Tage
ckPt und eine Geldstrafe von 5 Mark, Letzterer erhielt
„Tage Gefängniß. ä) Peter Huckele von Plankstadt,
,8- Filz von Obererlenbach, Robert Eck von Oppenau
Karl Hilkert von Bayersbach, angeklagt wegen Sach-
stchädigung. Huckele erhielt 10 Tage Gefängniß, Filz
'Ne Geldstrafe von 15 Mark, Eck und Hilkert ein« Gew-
usste van je 20 Mark. 6) Wenz Pfeifer von Dossen-
erhielt w.-gen Körperverletzung 1 Monat Gefängniß.
Z Joseph Merkle von Deißlingen erhielt wegen Körper-
wietzuug 10 Wochen Gefängniß. 8) Margaretha Lauer
^"»nnt Klefenz von Nußloch erhielt wegen Diebstahls

3 Tage Gefängniß. 9) Gg. Adam Götz von Mückenloch
erhielt wegen Körperverletzung und Bedrohung 12 Tage
Gefängniß._
Handelsnachrichten.
Frankfurt, 18. Mai- (Effecten-Sociekät.) Umsätze bis
6-/4 Uhr Abends. Oesterr. Lrcdit 274^, >/s, ->/«, V2 b-
Disconto-Commandit 182.50, 80, 75 bez. Nationalbank für
Deutschland 112.40 bez. Berliner Handelsgesellschaft 139.10,
70 bez. Darmstädter Bank 136-20, 30 bez. Deutsche Bank
156.60 bez. Dresdener Bank 141.90, 142.40 b- Lombarden
81 Vs, Vr bez. Mittelmeer 100.60 bez. Lübeck-Büchener 139.20 b.
Ungar- Goldrente 94.90, 95 bez. ult., 95,05 b- compt- 3proc.
Portugiesen 22,05, 20 b. Spanier 65.20 b- Bad- Anilin
339 b- Gelsenkirchen 136.20 b- Laura 100-30 b. Gotthard-
Actien 156.30 b. Schweizer Central 116.30, 40 bez. Schweizer
Nordost 109.50 b- Union 74.5.30 bez. Jura-Simplon St.-Act-
55.90 bez. 5"/g Italiener 91.20 b-
6'/2 Uhr: Crcditactien 274^4- Disconto 182.65. Lom-
barden 8I.3/4. Gotthard 156.30. Schweizer Central 116.50.
Nordost 109.50. Union 74.60.
Mannheimer Börse, Effekten. An der heutigen Börse
wurden umgesetzt: Pfälzische Hypothekenbank-Actien ü l-M/st.
Sonst notiren: Vorzugsactien des Vereins chem- Fabriken 142.
Hofmann u. Schoetensack-Actien 79 Bf- Zellstoff Waldhof-
Actien 212 bez. —
Mannheim, 18. Mai. (Productenbörse.) Per 100 Kilo.
Weizen, Pfälzer 18.25 bis 18.50, Norddeutscher 18.25 bis
17.50, Kalifornier —bis —, Azima 19.00 bis 20.00,
Girka 18.75 bis —, Taganrog 19.00 bis 19.50, Amerik.
Winter 18.— bis 18.25, Rumänischer 17.— bis 18.—, KansaS II
18.25 bis 18.50, Kernen 18.25 bis —. Roggen, Pfälzer
16.25 bis, Norddeutscher 16.25 bis—.—. Gerste hiesiger
Gegend 18.25 bis —, Pfälzer 19.— bis —, Ungarische
—bis —. . Hafer, Badischer 16.75 bis —, Nord-
deutscher —bis —, Russischer —bis —. Mais,
Amerik. mixed- .12.75 bis 13.—, Donau 12.50 bis 12.75.
Kohlrepö, Deutsche", neuer 27.50 bis —.—. Leinöl mit Faß
49.— bis —. Rüböl mit Fatz 61.— bis —- Petroleum
mit 20"/g Tara 18.— bis —.
Weizenmehl: Nr. 00. Nr. 0. Nr- 1- Nr. 2. Nr- 3. Nr. 4.
31.—. 28.—. 26.—. 25.—. 23.50. 19.50.
Roggenmehl: Nr. 0. Nr. 1-
_24.50. 21.50._
Neueste Nachrichten.
Paris, 18. Mai. Das Liquidations - Eomite der
Panama Compagnie verklagte den Nachlaßverwalter
Reinachs auf Rückgabe von Frs. 9 Millionen. Letzterer
soll Recurs ergreifen an alle, denen Reinach Panama-
gelder ausgezahlt hat. So sind bereits Klagen eingelcitet
gegen Herz und die Erben Barbe's; andere Klagen
stehen bevor.
Rom, 19. Mai. Die „Riforma" bezeichnet das
angebliche Attentat auf den französischen Konsul
in Tripolis als höchst verdächtig; auch den französischen
Vertreter beim Bey von Algier habe man seinerzeit derart
insultiren lassen, als Frankreich Algier anneetiren wollte.
Sprech fcr<as.
" sittliches Recht für Ave.
Für Artikel unter dieser Rubrik ist die Redaktion nicht verantwortlich. Jin übrigen
steht der Sprcchsaal Jedermann unentgeltlich zur Verfügung.
Der Submisfions-Jammer.
Wohl selten ist üoer eine Kalamität in unseren: wirth-
schaftlichen Leben so viel ohne Erfolg geschrieben, gepredigt
und diseutirtworden, als über das Submissions-(Un)-Wesen,
dieses Schmerzenskind des Handwerkerstandes. Wie viele
papierenen Verordnungen und Maßregeln sind nicht schon
gegen diese Landplage erlassen und ergriffen worden, aber
immer umsonst, weil es eben den maßgebenden Faetoren
nie so wirklicher Ernst war mit der Bekämpfung dieses
Bazillus. Man stellte sich auf den Kopf und renkte
sich die Schulter aus über die ungeheuerlichen Unterbie-
tungen, über die gräßlichen Verheerungen, welche der
Bazillus im gesunden Körper unseres Geschäftslebens
anrichtet und — damit hatte es meistens sein Bewenden.
Ja dieser Bazillus wird sogar künstlich gezüchtet, besonders
sind die Ateliers der Baukunst, welche zu dessen
wirklichen Brutstätten emporgediehen sind, nicht nur die
privaten, sondern auch die kommunalen, und nicht zuni
Mindesten auch die staatlichen Baubüreaux. Letzteren
wäre es doch am ehesten noch in die Hand gegeben, durch
eine energische Exempel-Staluirung dieser Seuche ent-
gegenzuarbeiten, aber nichts wirklich Positives, (einzelne
rühmliche Ausnahmen machen an dieser Regel nichts aus)
— ist bislang geschehen. Man glaubte eine Weile, durch
die Veröffentlichung der jeweiligen Submissions-Resultate
lassen sich Viele von den colossalcn Unterbietungen ab-
halten, aber es wird lustig darauf los submittirt, der
Bazillus greift immer weiter um sich, die heutige Lage
des Bau-Gewerbes läßt eine Besserung in absehbarer Zeit
kaum erhoffen und da die staatlichen Factoren der Sache
viel zu sehr ihren Lauf lassen, wird wohl an der bald
gänzlichen Beseitigung des Mittelstandes, dieser letzten
hohen Säule eines gesunden Staatslebens nicht lange
mehr zu zweifeln sein, und die letzte gesunde Stütze vom
Thron und Altar ein steuerkräftiger, erwerbs- und con-
sumfähiger, am Rechten und Guten festhaltender Hand-
werkerstand wird verschwinden.
Nur eine hohe Säule zeugt von entschwundener Pracht,
Auch diese, längst geborsten, kann stürzen über Nacht.
Uh land-
Folgendes Beispiel möge die Berechtigung obiger Be-
hauptungen bestätigen. Vor uns liegen die Submisstons-
Resultate der Schreiner-, Schlosser-, Glaser-und Tüncher-
Arbeiten am Neubau des hiesigen Gymnasiums, soweit
die 3 niedersten Angebote in Betracht kommen. Bei
den ersteren 3 Arbeiten sind es größere, auswärtige Firmen,
welche mit der ganzen Wucht ihrer grvßindm'.riellen
Leistungsfähigkeit in Eoncurrenz treten, denn die betreffenden
Arbeiten in der von der Bauleitung gestellten, sehr

kurzen Frist fertigzustellen, ist hiesigen Meistern, wenn sie
einzeln austreten, kaum möglich u. in dieser Voraussicht werden
sie auch ihre Preise höher gestellt haben. Bei den Tüncher-
Arbeiten muß man sich, besonders bezüglich des allernie-
dersten Angebots fragen, können sie da wirklich auch mit
Farbe gemacht werden? doch das mögen die betreffenden
Submittenten mit sich und der Bauleitung ausmachen.
Wie gesagt, die Lieferungs- und Fertigstellungsfrist der
3 ersteren Arbeiten kann nur mittelst bedeutender
maschineller Einrichtung inne gehalten werden. Der
Bau war im Spätherbst soweit unter Dach, daß er im
Laufe des Winters verputzt werden und bisher austrocknen
konnte, was ihm nur trefflich zu Statten komnien wird,
für die Zukunft. Warum aber, so fragen wir gewiß
mit Recht, hat nian inzwischen nicht die Schreiner-,
Schlosser- und Glaser-Arbeiten zur Vergebung gebracht?
Wie schön hätten dieselben von einheimischen Meistern
fertiggestellt und jetzt angeschlagen werden können, wie
liberal und loyal wäre die Bauleitung gewesen, wenn sie
diese Arbeit stockwerkweise an verschiedene Meister ver-
geben hätte, die in diesem herben und langen Winter
mit Fleiß und Kunst das in sie gesetzte Vertrauen hätten
rechtfertigen und das einheimische Gewerbe in Ehren
halten können. Wie viele feiernden Hände und Mägen,
an denen es zur Winterszeit auch im schönen Heidelberg
nicht mangelt, wären beschäftigt, wie sehr der Sub-
missionsbazillus bekämpft und dem Socialismus ent-
gegengearbeitet worden. Denn die sociale Frage ist ja
doch nur eine Magenfrage. Das Geld wäre in der
Stadt geblieben. Man liest so oft zur Winterszeit, vor
Weihnachten, „Kauft am Platze". Man sage doch nicht,
man könne in Heidelberg nicht alles gemacht bekommen,
könne nicht alles da kaufen, ein Blick auf unsere öffent-
lichen und Privat-Gebäude, ein Blick in die Schaufenster
unserer Hauptstraße lehrt das völlige Gegentheil. Und
die hiesigen Geschäftsleute, nicht zum Wenigsten die
Bauhandwerker, sind nicht sie es, die mehr oder minder
stark zu den städtischen Umlagen herangezogen sind, mit
deren Hilfe so viele segensreiche und gemeinnützigen Ein-
richtungen geschaffen werden, an denen die Staatsgebäude
und ihre Bewohner ebenso gut participiren, wie die übrigen?
Warum also nicht den Heidelberger Gewerbefleiß berück-
sichtigen? Ja, man hört vielfach munkeln (oder soll das
etwa nur geflunkert sein?) die betreffenden Arbeiten seien
wahrscheinlich schon in Karlsruhe fertig gestellt und harren
nur des Augenblickes, wo sie hier zur baulichen Verwendung
kommen sollen, also sei nicht daran zu denken, daß da
ein Verdienst, und wäre er noch so illusorisch, hiesigen
Geschäftsleuten zu Gute komme. Wie viel Wasser wird
doch durch eine solch willkürliche Handhabung des „R e ch t e s
auf Arbeit" auf die Mühle der Socialdemokratie ge-
schüttet, die demnächstige Reichstagswahl wird das in
erschreckender Weise darthun, wie vom Sten Stande, dem
der Handwerker, immer mehr „abbröckelt" und mit socia-
listischen Stimmzetteln zur Urne schreitet. Ja, er ist dem
Untergangs geweiht, der Handwerkerstand, er ist vogelfrei,
dem Jeder, der es versteht, das Fell über die Ohren
ziehen darf. Verschließe man sich doch in hohen und
höchsten Kreisen nicht dieser traurigen Wahrheit, gebe
man sich doch nicht länger dem bequemen, aber um so
verderblicheren Wahne hin, als werde durch die Militär-
vereine, die Arbeiter- und Jünglingsvereine beiderlei Con-
fession — allein den: Socialismus mit Erfolg ent-
gegengearbeitet; das alles sind ja nur sogenannte
P a lli a t i v m i tt el gegen den Mauerfraß am Gebäude
unseres heutigen Staatslebens; man hegt und pflegt
immer nur den Wehrstanv, vergißt aber ganz und gar
den Nährstand, den Handwerkerstand. Ihm helfe
man unter die Arme, nicht mit immer höher geschraubten
Ansprüchen, sondern mit Zuwendung von anständig be-
zahlten Aufträgen, und leichten Herzens wird er 10
Militärvorlagen bewilligen. Man vergebe größere Arbeiten
und Lieferungen stets an mehrere Unternehmer, zu Preisen,
bei denen sie wenigstens bestehen können, ebne damit
einem soliden und reellen Geschäftsleben der Hand-
werker die Wege, man vergebe die Arbeiten und Lieferungen
so zeitig, daß sie von den Unternehmern fertig gestellt
werden können, ohne die Anwendung aller möglichen
Strafparagraphen befürchten zu müssen, inan zerstöre den
Submissionsbazillus durch Impfung oder Ausscheihung
gründlich, indem man die jeweiligen Arbeiten und
Lieferungen in regelmäßigem Turnus allen Geschäfts-
leuten am Platze zukommen läßt; mit einem Worte, man
begehe einmal eine optimistische That und unterlasse
das Submisstonsverfahren ganz, die wohlthätigen Folgen
werden nicht ausbleiben, ein guter Theil von jenem ge-
fährlichen Pessimismus, von den: das Deutsche Volk er-
griffen ist, wie wir aus hervorragendem Munde vorigen Sonn-
tag hörten, wird verschwinden, denn er hat mit dem Sub-
missionsbazillus ein und denselben Nährboden. Noch ist
das letzte Wort am Gymnasiums-Neubau nicht gesprochen,
noch ist es Zeit für die Baudirection, den hiesigen
Handwerkerstand aus seiner Verbitterung aufzurichten
Wann wird einmal ein Retter kommen unserem Stande ?
Ei» Bauhaudwerker.

Für die Brandbeschädigten in Klengen gingen weiter ein :
von Frau It Mk. —.15
von Frl- L- N. „ 1.—
Hierzu von früher „ 10.60
Zusammen Mark 11.75
Weitere Gaben nimmt gern entgegen
Die Expedition der „Bürger-Zeitung".
 
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